20.

Ausführliche Unterhaltung Louisons und Garamagrifs mit dem mächtigen Scindiah

 

In der Zwischenzeit tat Sita ihr Bestes, um der schönen Alice den Aufenthalt in ihrem Palast so angenehm wie möglich zu machen.

In ihren Tragsesseln, unter Alis Schutz und von einer Schar Berittener begleitet, begaben sie sich zur Jagd oder ritten durch die Gegend. Da Sita glücklicherweise braun war, Alice dagegen blond, da außerdem niemand zugegen war, der sie hätte betrachten können (abgesehen von den Eingeborenen), gab es zwischen ihrer Schönheit keine Rivalität, und so ergänzte die Schönheit der einen die Schönheit der anderen auf das wunderbarste. So entstand zwischen beiden eine innige Freundschaft.

Sugriva, der während der Abwesenheit des Maharadschas mit den Regierungsgeschäften, betraut worden war, nahm sich seiner schwierigen Pflichten gewissenhaft an. Gemäß Corcorans Weisung hatte er alle Zemindars und Deputierten aufgefordert, sich in Bhagavapur einzufinden. Da er glaubte, jeden Tag die Nachricht von einem erneuten Überfall der Engländer zu erhalten, hatte Corcoran sein Marathenparlament einberufen wollen, um von ihm die Unterstützung im Kampf gegen die Engländer zu erhalten.

Offen gesagt rechnete Corcoran nicht allzusehr mit dem Mut seines Parlaments und seiner Soldaten; aber er hielt das Parlament für nützlich, um Verräter einzuschüchtern, denn er erinnerte sich noch gut der Bemerkungen, die er in dem Brief von Doubleface an Lord Henry Braddock gelesen hatte.

Dank Louisons Mithilfe schien er übrigens davon überzeugt, daß der Kampf mit etwa gleichen Mitteln geführt würde. Louison ersetzte eine Armee. Leider war Louison mit Monsieur Garamagrif liiert, dazu kam ein Sohn, der junge Moustache. Die Mutter gewordene Louison hatte andere Lebensinteressen, andere Freunde und andere Feinde als Corcoran. Ein besorgniserregender Umstand.

Zwischen Louison und Garamagrif einerseits und Scindiah andererseits gab es ständig Spannungen. Sie rührten von dem Tag her, an dem Louison mit Garamagrif geflohen war.

Die Abwesenheit des Maharadschas schien den beiden Tigern die Gelegenheit zu bieten, dem Elefanten eins auszuwischen. Garamagrif beschloß, seine Rache auszuführen, während ihr Herr mit seiner Peitsche nicht anwesend war. Louison ihrerseits, verschlagen wie alle Personen ihres Geschlechts, tat nichts, um ihn davon abzuhalten. Was Scindiah anbetraf, der immer überlegte, vorsichtig und reserviert in seinen Aktionen war, nahm wohl wahr, daß seine Gefährten etwas ausheckten, aber er tat, als ob er nichts bemerke, beobachtete sie allerdings insgeheim und bereitete sich darauf vor, ihnen – falls sie ihren Schabernack zu weit treiben sollten – eine Lektion zu erteilen, die ihnen noch lange im Gedächtnis bleiben würde.

Am selben Tag, da Corcoran und Quaterquem die Insel etwa gegen vier Uhr morgens auf dem Luftweg wieder verließen, kehrten Alice und Sita von ihrem Spaziergang heim, getragen von dem mächtigen Scindiah, der fest und schwer, sicher und majestätisch einherschritt und sie im großen Innenhof zu Füßen der Freitreppe, die in Holkars Turm führte, absetzte.

Kaum waren sie im Inneren verschwunden, als ein leises Fauchen, das einem Lachen nicht unähnlich war (einem Tigerlachen, und ein Tigerlachen läßt die Löwen weinen!) hinter Scindiahs Rücken ertönte.

Garamagrifs Fauchen mochte etwa folgendes bedeuten: „Louison, schau dir doch mal diesen dicken Koloß an. Hast du schon mal etwas Häßlicheres, Dümmeres und Unproportionierteres gesehen? Alle machen sich über ihn lustig. Man lädt ihm die schwersten Lasten auf den Rücken. Sogar die Esel, die doch wirklich nicht zu den klügsten unter uns Tieren gehören, verweigern manchmal den Gehorsam; aber unser Freund hier, stolz und glücklich, wackelt mit dem Hintern wie ein Marquis, dabei hat er nicht einmal die Anmut einer Hyäne. Igittigitt, was für ein scheußliches Biest.“

Worauf Louison in ihrer Sprache antwortete: „Freund Garamagrif, ich erkenne in diesem wenig schmeichelhaften Bild deinen beißenden und gerechten Geist. Du hast wirklich ein unbestechliches Auge. Dieser arme Scindiah sieht tatsächlich aus, als hätte man ihn mit einer Spitzhacke aus dem Felsen gehauen. Seine Haut ist dreckig wie die einer Kröte, sein Kopf ist schwer, sein Bauch dick wie bei einem dreifachen Millionär, seine Beine sind so kurz, daß man meinen könnte, er habe sie an der Garderobe abgegeben und sich statt seiner natürlichen die eines Hängebauchschweines geliehen. Er wäscht sich nie und ist deshalb schmutziger als ein Pavian. Wer soll wohl so einem armen Elefanten schon seine Zuneigung schenken.“

Scindiah, unbeeindruckt von den spöttischen Bemerkungen, ließ sich zur Erde nieder und lauschte mit unbeweglichem Gesichtsausdruck, die Augen halb geschlossen, auf die Komplimente, die ihm Garamagrif und seine Gattin darbrachten.

„Das schlimmste ist“, fuhr Garamagrif, durch die offensichtliche Ruhe seines Feindes ermuntert, fort, „daß dieser dicke Tölpel nicht nur dumm, häßlich und verfressen ist, sondern obendrein noch feige und schlapp. Sieh ihn dir doch an: Er versteht genau, was wir sagen. Oder merkst du etwa, daß er wie ein Edelmann aus gutem Haus in Zorn gerät, seinen Degen zieht und seine Ehre verteidigt?“

„Vom welchem Degen sprichst du denn, den er ziehen soll?“ fügte Louison hinzu. „Meinst du etwa diese hervorragende Nase, die so lang ist, daß man sie als Brücke über den Ganges benutzen könnte?“

„Kurz und gut, Scindiah ist nichts weiter als ein elender Lump.“

„Ein Feigling“, fügte Louison hinzu. „Und zum Beweis werde ich jetzt über ihn hinwegspringen; ich möchte wetten, daß er nichts dagegen sagt.“

„Bravo! Spring!“ Louison sprang. Scindiah bewegte sich nicht, er tat, als sei er aus Granit.

„Teufel auch!“ rief Garamagrif, „es ist nicht gesagt, daß du es besser machst als ich. Du hast Scindiah seitlich übersprungen, ich werde ihn der Länge nach überspringen.“

Und, indem er seine ganzen Kräfte zusammennahm, sprang er vom Schwanz bis zum Kopf.

Aber diese Idee war weniger glücklich als jene von Louison, denn Scindiah, der wohl sah, wie der Tiger durch die Luft sprang, hob seinen Rüssel mit einer so geschickten und schnellern Bewegung, daß er den Tiger in der Luft zu packen bekam, ihn trotz seiner Krallen und Zähne fest umschlang und scheinbar ohne große Anstrengung bis zur zweiten Etage des Palastes schleuderte.

Bei diesem Anblick fauchte Louison so schrecklich, daß Sita und Alice, die es hörten, vor Schreck ganz blaß wurden. „Trennt sie!“ schrie Sita.

Niemand wagte es, sich ihnen zu nähern.

Allein der kleine Rama, der auf dem Teppich mit seinem Freund Moustache spielte, wollte die Treppe hinabspringen und wieder Frieden stiften, doch Sita hielt ihn zurück.

Die Palastdiener zitterten an allen Gliedern und schlossen vorsichtshalber die Tore des Palastes.

Garamagrif, von Scindiahs Rüssel bis in die zweite Etage des Schlosses geschleudert, hoffte darauf, wieder Boden unter den Füßen zu haben und sich dann auf Scindiah stürzen zu können, doch das erlaubte ihm der Elefant nicht.

Kaum war der Tiger in Reichweite seines Rüssels zurückgesegelt, packte er ihn erneut und warf ihn ein zweites Mal in die Luft; dann, indem er sich mit dem Rücken an die Palastmauer schmiegte, damit ihn Louison nicht hinterrücks anspringen konnte, fuhr er weiterhin fort, mit dem Tiger zu jonglieren, dessen wütendes Brüllen das Herz sensibler Geister erschrecken und die Ohren unbeteiligter Zuschauer peinigen konnte.

Louison blieb indes nicht inaktiv, sondern versuchte den Feind zu umgehen.

Aber Scindiah verlor sie nicht aus den Augen und achtete sorgsam auf den Schutz seiner Flanke; einen Angriff von hinten befürchtete er nicht; dank der Mauer, an die er sich gelehnt hatte, glaubte er von dort unangreifbar zu sein.

Während Louison ihren Schlachtplan ausheckte, verdoppelte sich Garamagrifs Gebrüll. Schließlich entschied sie sich, setzte zum Sprung an, schien Scindiah von links angreifen zu wollen, änderte blitzschnell die Richtung, sprang auf Scindiahs Hals und verbiß sich in seinem Ohr.

Jetzt war es an Scindiah, vor Schmerz aufzubrüllen. Er ließ von Garamagrif ab und versuchte Louison zu packen, doch Louison hielt fest, und Garamagrif, der sich nun endlich aus der umschlingenden Macht des Rüssels befreien konnte, packte – obwohl von den zahlreichen Stürzen noch etwas benommen – das andere Ohr und verbiß sich darin.

Scindiah war rasend vor Zorn und Schmerz, das Blut lief ihm in die Augen und machte ihn blind; das fürchterliche Brüllen der beiden dröhnte in seinen Ohren. Er verlor die Kontrolle über seine Aktionen und raste auf gut Glück in den Park. Es war ein schrecklicher Anblick. Da es ihm nicht gelang, mit dem Rüssel die beiden Tiger zu packen, und er auch nicht mehr wußte, wie er sich wehren konnte, tat er instinktiv das einzig Richtige: Er warf sich zu Boden und versuchte die beiden Tiger unter sich zu begraben.

Louison, viel zu geschickt und wendig, als daß sie sich auf diese Weise überrollen ließe, gab ihre Beute frei, und Garamagrif, obwohl viel blutgieriger, fühlte seine Knochen bei jeder Bewegung des Elefanten krachen und ließ ebenfalls los.

Es folgte jedoch nur eine kurze Verschnaufpause.

Jeder hatte ja neues Unrecht zu rächen und wollte unbedingt den letzten Schlag führen.

Scindiah nahm ihren Posten an der Mauer wieder ein; aber da tauchte ein neuer Feind auf, der ihre traurige Lage noch verschlechterte.

Das war das Tigerlein Moustache, der aus dem Fenster der ersten Etage dem Kampf zugeschaut hatte und – bis jetzt von Rama mit großer Mühe zurückgehalten – nun den Augenblick für gekommen glaubte, seinem Vater und seiner Mutter beizustehen.

Als Scindiah einen Moment innehielt und sich mit dem Rüssel das Blut abzuwischen versuchte, das aus seinen Ohren floß, sprang Moustache von hinten auf den Elefanten und versuchte, seine Krallen und Zähne in den dickhäutigen Panzer, der seinen Feind schützte, zu graben.

Dieser Versuch machte den Elefanten derart wütend, daß er den kleinen Moustache mit dem Rüssel packte – was nicht weiter schwierig war, denn Moustache war zwar mutig, jedoch völlig unerfahren – und im Begriff war, ihn derart wuchtig gegen die Mauer zu schmettern, daß dem Kleinen alle Knochen im Leibe zerbrochen wären, wenn nicht die stets aufmerksame Louison zur Stelle gewesen wäre, ihren Sprößling im Sprung aufgefangen und so vor einem schlimmen Schicksal bewahrt hätte.

Und wieder begann der verbissene Kampf, doch zeigte Louison, die mehr damit beschäftigt war, den Angriffsdrang des jungen Moustache zu zügeln, weniger Kampflust.

Scindiah war randvoll vor Zorn.

Im Innenhof lag eine gewaltige Eisenstange, die dazu diente, das äußere Tor des Palastes zu verriegeln. Scindiah dachte für einen Moment nicht mehr an seine sichere Deckung, stürmte auf die Eisenstange los, packte sie mit dem Rüssel, schwang sie über dem Kopf und ließ sie mit voller Wucht auf Garamagrif herabsausen. Der versuchte zwar dem für ihn unzweifelhaft tödlichen Hieb noch zu entgehen, doch ganz schaffte er es nicht. Die Eisenstange traf seinen Schwanz und trennte ihn fast vollständig vom Körper des Tigers. Dieser schöne gelbschwarze Schwanz, auf den er so stolz gewesen war, hing nun wie ein schlaffes Seilende an einem dünnen Restchen Haut. Louison ließ ein wildes Fauchen hören und wollte sich erneut auf Scindiah stürzen.

In diesem Augenblick, da der Haß der beiden feindlichen Parteien anscheinend nur im Blut des jeweiligen Feindes erstickt werden konnte, stießen Sita und Alice, die die Kämpfenden von der Terrasse herab mit schreckgeweiteten Augen betrachtet hatten, einen Freudenschrei aus. „Da sind sie! Da sind sie!“

Ihre Worte waren noch nicht verklungen, und schon senkte sich die Fregatte mit großer Genauigkeit in den Innenhof. Corcoran sprang aus der Gondel, packte seine Peitsche und ließ sie auf Garamagrifs Rücken herabsausen, dem es trotz seiner wahnsinnigen Schmerzen gelungen war, sich schon wieder in Scindiahs Ohr zu verbeißen.

Garamagrif ließ augenblicklich seinen Gegner los und betrachtete Corcoran mit einem wütenden Blick, als wolle er ihn sofort verschlingen, wobei er ein nichts Gutes bedeutendes Fauchen hören ließ.

Doch der Maharadscha blickte ihn derart durchdringend an, daß Garamagrif den Schwanz eingekniffen hätte, wenn er noch im Besitz desselben gewesen wäre. So duckte er sich nur an die Erde und rollte sich erschöpft, schweißnaß, blutverschmiert zu Füßen des Kapitäns auf dem Boden.

Dieser suchte Louison, und wenn er sie sofort entdeckt hätte, wäre auch ihr eine Unterhaltung mit der Peitsche nicht erspart geblieben; aber sie hatte das Glück, daß sie Corcoran landen sah. Daraufhin hatte sie sich sofort mit sanftem Blick heuchlerisch auf den Boden geschmiegt.

Corcoran warf ihr einen strengen Blick zu. „So also mißbrauchst du mein Vertrauen! Ich überlaß dir den Schutz über mein Reich, meine Frau, meinen Sohn, meine Schätze, alles, was mir lieb und teuer ist in der Welt, und der erste Gebrauch, den du von deiner Freiheit machst, ist, Scindiah anzufallen.“

Louison, die sich über den nur allzu berechtigten Vorwurf schämte, senkte den Blick.

„Sie hat mit dir Streit gesucht, mein armer Scindiah, nicht wahr?“ fragte er den Elefanten.

Scindiah wackelte bejahend mit seinem Rüssel.

„Beruhige dich, großer Freund, ich werde dir Gerechtigkeit widerfahren lassen… Wie hat denn der Streit angefangen?“

Hier machte der Elefant mit seinem Rüssel verschiedene Bewegungen, um anzudeuten, daß man sich über ihn lustig gemacht habe und daß er sich das als Elefant nicht gefallen zu lassen brauchte.

„Es ist gut“, sagte Corcoran. „Garamagrif wird zwei Tage im Keller verbringen. Und du, Louison, wirst fünf Tage eingesperrt.“

Garamagrif versuchte zuerst, sich dem zu widersetzen, aber der Anblick der Peitsche brachte ihn bald zur Vernunft, und man führte ihn unverzüglich wie einen Kriegsgefangenen in die Kellergewölbe des Palastes.

Nachdem er diese doch immerhin wichtige Affäre friedlich beigelegt hatte, begab sich der Maharadscha in die erste Etage des Palastes und berichtete der schönen Sita und ihrer Freundin, was sich auf der Reise alles zugetragen hatte.

Als er seinen Bericht beendet hatte, meldete man ihm die Ankunft Sugrivas. Dieser war sehr erregt.

„Maharadscha“, sagte er, „ein großes Unglück ist über uns hereingebrochen!“

„Was habe ich dir gesagt?“ meinte Corcoran, an seinen Freund Quaterquem gewandt. „Meine Vorahnung von heute morgen.“

Dann, an Sugriva gerichtet: „Was ist geschehen?“

„Herr“, fuhr Sugriva fort, „wir sind verraten worden. Eine englische Flottille segelt den Narbada herauf, unterstützt von einem Korps von fünfzehntausend Engländern und Sepoys. General Barclay soll sich unter den Mauern von Bhagavapur mit ihnen vereinigen.“

„Na, von Seiten Barclays ist wohl nichts zu befürchten. Was die anderen angeht, so ist noch nichts verloren. Hat man sie kampflos passieren lassen?“

„Großer Maharadscha, der Zemindar Usbeck ist mit einem Teil seiner Leute auf die Seite der Engländer übergelaufen.“

„Bei allen Göttern!“ fluchte Corcoran. „Behalte die Neuigkeiten für dich. Ich will, daß Bhagavapur gleichzeitig den Verrat und die Strafe erfährt. Laß mein Pferd satteln und eine Eskorte aufsitzen. Du bleibst hier. Ich werde gehen. Ich habe lange genug den Maharadscha gespielt, jetzt bin ich wieder Kapitän Corcoran und hoffe, daß es jeder, ob Freund oder Feind, merken wird.“

 

 

21.

Abreise

 

„Nun, lieber Freund“, sagte Quaterquem, als Sugriva gegangen war, „was hast du vor? Willst du Barclay noch einmal schlagen? Mir scheint, daß er von seiner ersten Niederlage noch genug haben dürfte.“

„Was? Sie haben den berühmten General Barclay geschlagen, den Helden von Lucknow?“ fragte Alice.

„Und so tüchtig geschlagen“, fiel Quaterquem ein, „daß er in diesem Augenblick noch immer nach Bombay unterwegs sein dürfte.“

Und er erzählte von der Feuersbrunst im englischen Lager.

Seine Gattin dagegen zollte ihm nicht den Beifall, den er erwartet hatte, im Gegenteil, sie zeigte sich sehr entrüstet, daß er an dieser Aktion teilgenommen hatte.

„Meiner Treu“, erwiderte Quaterquem, „ich bin neutral geblieben. Das waren Corcoran und Baber, die das erledigt haben. Ich habe mich damit begnügt, ihnen mein Fahrzeug zu leihen.“

Alice wahrte den Takt und ging nicht weiter auf den Vorfall ein, man merkte aber doch, daß sie zu sehr Engländerin war, als daß sie die Haltung ihres Gatten gebilligt hätte.

Der Aufenthalt der Quaterquems würde heute enden. Sie wollten beide wieder auf ihre Insel zurück. Sita bot ihrer neuen Freundin ein Diamantenkollier von unschätzbarem Wert an. Es hatte einst der berühmten Nurmahar gehört, die über drei Generationen hinweg die schönste Frau Hindustans gewesen war.

Alice sträubte sich einige Zeit, es anzunehmen, obwohl sie es mit den Augen verschlang, denn Sitas Großzügigkeit ließ sie sehr wohl die Härte fühlen, die sie eben gezeigt hatte.

„Es ist die Erinnerung an eine Freundin“, sagte Sita. „Wenn mein vielgeliebter Corcoran siegen wird, brauche ich all diese Schätze nicht mehr. Hindustan wird uns gehören. Wenn er besiegt wird, so will ich nicht mehr leben. Ich werde den Scheiterhaufen besteigen wie meine Großmutter Sita. Ich werde das Vergnügen gehabt haben, den edelsten aller Männer geliebt zu haben, und ich werde mich selbst erdolchen, um ihn früher wiederzufinden und mich mit ihm in Brahmas Obhut wieder zu vereinen.“

Sita sprach mit so viel Natürlichkeit, daß Alice begriff, daß ihr Entschluß unwiderruflich feststand. Sie akzeptierte schließlich das kostbare Geschenk und umarmte Sita mit echter Zuneigung. Sie meinte, sie nie mehr zu sehen, denn als gute Engländerin, die sie wahr, schien es ihr nachgerade unmöglich, daß Corcoran als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen würde. Mit nachdenklicher und herzlicher Festigkeit verabschiedete sich Corcoran ebenfalls von ihr und umarmte seine Freunde wie ein Mann, der fest entschlossen war, entweder zu siegen oder unterzugehen.

„Mein lieber Quaterquem“, sagte er zu diesem. „Ich weiß nicht, ob ich dich noch einmal sehe. Bewahre mir diese Kassette auf deiner Insel auf. Wenn du erfährst, daß uns etwas widerfahren ist, öffne sie. Was sie enthält, gehört dir. Wenn ich siegen werde, erbitte ich sie von dir zurück.“

Und sich dicht an das Ohr seines Freundes neigend: „Es sind die Steine des alten Holkar. Sie haben einen Wert von fünfzehn Millionen Rupien. Es soll Ramas Erbe sein. Leb wohl.“

Sie umarmten sich, und Quaterquem bestieg mit seiner Frau die Fregatte. Bevor sie jedoch den Anker lichteten, sagte er noch zu Sita:

„Teuerste, ich werde am fünfzehnten März nach Bhagavapur kommen, um Sie zu suchen und auf meine Insel zu führen, die Sie noch nicht kennen. Corcoran wird, so hoffe ich, bis dahin jeder Sorge enthoben sein und mit Lord Braddock seinen Frieden gemacht haben. Ich hoffe, er kann uns begleiten. Alice wird ihm das Haus einrichten und eine Kammerfrau suchen. Adieu, mein lieber und tatkräftiger Maharadscha. Du hast einen schwierigen Weg eingeschlagen, um zum Glück zu gelangen, aber die Erfahrung wird dich weise machen. Leb wohl.“

Die Fregatte hob sich in die Lüfte und wandte sich nach Osten.

Der nachdenklich gewordene Corcoran drückte Sohn und Frau an sich, bestieg sein Pferd und ritt mit einer Eskorte zu dem Lager seiner Armee.