Dunkle Pforte

Als Fi die Augen öffnete, hörte sie das Rauschen der Wellen und von Deck ertönte leises Möwengeschrei. Tageslicht fiel in den Schiffsbauch. Tageslicht? Sie musste also doch eingeschlafen sein. Rasch schwang sie sich aus der Hängematte und lauschte in sich. Nichts. Sie hatte schon wieder nicht geträumt.

Unglücklich nahm sie ihre Sachen an sich und dachte nach. Warum fand sie durch den Schlaf nicht ins Traumlicht? Irgendetwas hinderte sie daran. Dabei wusste sie doch inzwischen, was in der Nacht passiert war, als die Sirene das Schiff heimgesucht hatte. Oder etwa nicht? Sie musste diesen verdammten Glyndlamir aufspüren. Hatte sie das Amulett ins Meer geworfen? Oder war es auf die gleiche Weise verschwunden wie der Dreizack? Es blieb ein Rätsel, das sie vermutlich nur im Traum auflösen konnte. Wenn es tatsächlich das Füllhorn gewesen war, das ihr letzte Nacht nicht nur das Leben gerettet, sondern auch den Weg ins Reich der Träume gewiesen hatte, blieb ihr dieser jetzt versperrt. Es gab aber noch eine andere Möglichkeit. Sie musste unbedingt mit Nikk sprechen.

Aufgewühlt kletterte sie an Deck und hielt überrascht inne. Oben erwartete sie strahlender Sonnenschein, denn es war bereits Mittag. Doch die zurückliegenden Geschehnisse hatten Koggs’ Männer ernüchtert. Die Seeleute sprachen kaum ein Wort und jeder schien froh zu sein, etwas zu tun zu haben. Fi sah zum Bugkastell auf, wo Koggs Windjammer mit einigen Matrosen Taurollen stapelte. Nur Nikk war nirgends zu sehen.

»Ah, endlich bist du wach. Du hast geschlafen wie ein Toter«, rief Rob ihr entgegen. Drei Seeleute sahen sich aufgeschreckt um. Der eine kramte hastig ein Schutzamulett unter seinem Wams hervor, der andere spuckte rasch über die rechte Schulter ins Wasser und der dritte starrte den Bootsmann böse an.

»Äh, nun ja.« Rob räusperte sich. Er trat näher an Fi heran und senkte die Stimme. »In der Kapitänskajüte wartet ein Essen auf dich. Seine Königliche Hoheit ist ebenfalls dort.«

Mittschiffs küsste ein Matrose eine Münze, bevor er sie mit Hammerschlägen an den Hauptmast nagelte. Zumindest diesen Brauch kannte Fi aus Albion. Dem Aberglauben der Seeleute nach sollte damit Unglück von einem Schiff abgewendet werden.

»Ist mir irgendetwas entgangen?«, fragte Fi misstrauisch.

»Am besten du folgst mir erst einmal.« Rob brachte sie zu Koggs’ Kajüte, wo Nikk bereits auf sie wartete. Der Prinz starrte aus dem Heckfenster auf das Meer und grüßte sie knapp. Rob tischte zwei Schüsseln mit lauwarmem Brei auf. Fi spürte ihren Magen knurren und gab dem Hunger nach. Nikk rührte den Brei jedoch nicht an. Nachdem Rob sie endlich allein gelassen hatte, ließ Fi den Löffel sinken. »Nikk, ich habe gestern Nacht geträumt.«

»Wie bitte?« Er sah sie zerstreut an.

»Ich wollte dir gestern schon davon berichten.« Aufgeregt erzählte sie ihm, was sich ihr unmittelbar nach der Begegnung mit Morbus Finsterkrähe im Traum offenbart hatte. »Begreifst du?«, schloss sie. »Ich weiß zwar nicht, wo sich das Amulett jetzt befindet, aber offenbar wollte meine Mutter, dass Gilraen und ich den Glyndlamir vor Morgoya in Sicherheit bringen.«

»Der Glyndlamir?« Nikk hob eine Augenbraue. »Und du bist die Tochter der Elfenregenten Albions?«

»Nikk, das ist doch im Augenblick völlig unwichtig.« Fi sah den Meermann beschwörend an. »Wichtig ist nur, dass es mir noch einmal gelingt, diese Barriere in mir einzureißen. Letzte Nacht war ich nah dran. Ich weiß, dass ich meine Erinnerungen nur im Traum zurückerlange. Und vermutlich werde ich auch nur im Traum herausfinden, was mit dem Glyndlamir geschehen ist. Doch aus irgendeinem Grund träume ich ohne Hilfe nicht mehr. Was das langfristig für mich als Elfe bedeutet, sollte dir klar sein.«

»Ja, darin unterscheiden sich unsere Völker kaum«, antwortete Nikk ernst.

»Vielleicht kannst du mir noch einmal helfen?«, fragte Fi hoffnungsvoll. »Du erinnerst dich doch bestimmt noch an unseren Aufenthalt im Meer, als du mir zum ersten Mal den Nökk-Kuss gegeben hast. Irgendwie habe ich dabei zu meinem Traumselbst gefunden.«

»Ich befürchte, ich kann dir nicht helfen«, sagte Nikk bedauernd. »Was du schilderst, deutet darauf hin, dass du Opfer des Rausches geworden bist.«

»Des was?«

»So bezeichnen wir den Zustand, in den auch viele Menschen geraten, wenn sie das erste Mal einen Nökk-Kuss erhalten.« Nikk seufzte. »Einige bekommen Halluzinationen, andere erhalten Einblicke in ihr Selbst, die nicht immer schmeichelhaft sind. Allerdings stellt sich der Rausch nur beim ersten Mal ein, danach hat sich der Körper an die Magie gewöhnt. Oder ist etwas Ähnliches passiert, als wir zu Lorelines Grotte aufgebrochen sind?«

»Nein.« Fi sah enttäuscht zu Nikk auf.

»Trotzdem freue ich mich für dich, dass du ein Stück zu dir selbst gefunden hast«, sagte Nikk. »Wenn die Elfen Albions den Glyndlamir bis heute gehütet haben, ist dieses Amulett sicher von großer Bedeutung für dein Volk.« Er atmete tief ein. »Sieh es mit mehr Zuversicht. Im Gegensatz zu mir bleibt dir alle Zeit der Welt, deine Mission zu erfüllen.« Nikk wandte sich verlegen ab und starrte wieder aus dem Fenster. »Koggs kommt gleich«, murmelte er. »Vielleicht isst du vorher noch etwas.«

Fi warf ihm einen verwirrten Blick zu. »Sag mal, hier an Bord stimmt doch irgendetwas nicht. Die Mannschaft verhält sich seltsam und du … Was ist los?«

Nikk seufzte. »Na ja, Koggs glaubt, dass er mir helfen könne, den Dreizack zu finden.«

»Was?« Fi legte den Löffel beiseite. »Aber Nikk, das ist doch wunderbar.«

»Meinst du?« Der Meermann verzog freudlos die Lippen. »Mal sehen, ob du das Ganze immer noch so gut findest, wenn du seine Idee gehört hast.«

Fi spürte, wie sie allmählich ärgerlich wurde. Nikk und Koggs hatten Geheimnisse vor ihr. »Nikk, wie will dir Koggs helfen?«

»Das soll er dir selbst erklären. Der Vorschlag kam schließlich von ihm.«

»Was für ein Vorschlag?«

»Eine Reise ins Totenreich«, antwortete Koggs hinter ihr. Der Klabauter stand mit einer Flasche Schnaps im Kajüteneingang. Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf seine Schlafpritsche.

Fi starrte ihn fassungslos an. »Wohin, bitte?«

»Du hast mich schon richtig verstanden, du Mondfisch«, knurrte er. »Ins Totenreich! Ich hätte dem Prinzen den Vorschlag nicht unterbreitet, wenn seine Lage nicht so verzweifelt wäre.«

»Weißt du noch, was ich Ritter Egbert und Loreline über den Dreizack erzählt habe?«, fragte Nikk. »Dass er sich beim Tod meines Großvaters in Meerschaum aufgelöst habe und mein Vater Aqualonius ihn erst wiederfand, als er die Zeichen richtig deutete, die er zuvor aus dem Totenreich erhalten hatte?«

»Natürlich.« Fi legte misstrauisch die Stirn in Falten. »Du sagtest, die Elfen im Sonnenrat Albions hätten deinem Vater damals geholfen.«

»Das hat der Rat auch. Aber zuvor hat Aqualonius von meinem verstorbenen Großvater eine Botschaft erhalten. Verstehst du?«

»Nein, ehrlich gesagt nicht«, erwiderte Fi. »Dieses Detail hat mich bereits bei deinem Vortrag in Rüstringen gestört. Wie soll er von einem Toten eine Nachricht erhalten haben? Ist ihm dein Großvater als Geist erschienen?«

»Ich glaube schon.« Nikk sah Fi eindringlich an. »Fi, ich weiß nicht, was damals genau vor sich gegangen ist. Ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht geboren. Viel wichtiger ist, dass mein Vater vielleicht auch mir einen Hinweis geben könnte, wenn es mir gelänge, noch einmal mit ihm in Kontakt zu treten.«

»Ihr zwei sprecht doch wohl nicht von einer Totenbeschwörung?« Fi sah Nikk und den Klabauter entsetzt an. »Das ist finsterste Schattenmagie! Habt ihr Mort Eisenhand und seine Mannschaft aus Untoten auf dem Fliegenden Albioner schon vergessen? Nur Morgoya bedient sich solcher Mittel.«

»Niemand hier an Bord ist zu so etwas in der Lage, du Zitteraal.« Koggs nahm einen Schluck aus der Schnapsflasche und erhob sich wieder. »Aber wir könnten eine von Morgoyas Hinterlassenschaften für uns nutzen.«

»Was können wir?« Fi traute ihren Ohren nicht.

»Morgoya hat vor geraumer Zeit mithilfe eines Zauberers versucht, eine gesunkene Flotte aus der Zeit Kaiser Kirions vom Meeresgrund zurückzuholen. Die Beschwörung misslang, da wir Klabauter sie vereitelten.« Koggs rieb sich die Nase. »Das Ganze fand in einem Teil des Nordmeeres statt, den wir seitdem als die Schwarze See bezeichnen. Jeder Seemann meidet dieses Gebiet.«

»Warum?«

»Weil dort ein verfluchter Sphärenriss zurückblieb, durch den man in die Zwischenwelt gelangt«, antwortete Koggs. »In das Reich der Toten! Er öffnet und schließt sich unkontrolliert und hat in den letzten Jahren das eine oder andere Schiff ins Verderben gerissen.«

»Und da wollt ihr hin?«, fragte Fi ungläubig.

»Ja, denn mit etwas Glück existiert eine Möglichkeit, diese Pforte zu öffnen.« Koggs fischte ein Holzkästchen unter seinen Kleidern hervor, klappte es auf und präsentierte Fi einen skelettierten Finger, an dem ein goldener Rubinring steckte. Fi stellten sich die Nackenhaare auf.

»Das ist alles, was von dem dunklen Zauberer übrig blieb, den Morgoya mit der Aufgabe betraut hatte, die Beschwörung durchzuführen«, meinte Koggs finster. »Ich habe ihm den Finger damals abgeschlagen. Mit seiner Hilfe könnten wir es schaffen, das Portal in die Zwischenwelt zu öffnen. Ring und Finger funktionieren wie ein Schlüssel, denn sie versuchen noch immer zu ihrem einstigen Herrn zurückzugelangen.«

Nikk räusperte sich. »Natürlich ist ein solcher Versuch nicht ganz ungefährlich und wir brauchen Dystariels Hilfe.«

»Nikk, hast du aus den Ereignissen in Rüstringen gar nichts gelernt?«, empörte sich Fi. »Glaubst du allen Ernstes, du könntest dich ungestraft der Schattenkräfte bedienen?«

»Ich wusste, dass du davon nicht begeistert sein würdest.« Nikk stöhnte. »Also gut, dann sag mir, was ich sonst tun soll.«

Fi betrachtete den Skelettfinger mit dem Rubinring voller Abscheu. Doch sie wusste keine Antwort. »Wieso braucht ihr dafür Dystariel?«, fragte sie stattdessen.

»Weil nur ein Geschöpf, das den Schatten näher steht als dem Licht, den Ring benutzen kann«, erklärte Koggs ruhig. »Ich bin damals beim Zweikampf mit dem Zauberer selbst in diese Zwischenwelt gerissen worden.«

»Du warst schon einmal dort?«, fragte Fi ungläubig.

»Jungchen, ich war schon überall«, knurrte der Klabauter. »Ich weiß also, was uns erwartet. Schatten und Licht halten sich in der Welt der Toten die Waage. Dennoch ist das kein Ort, an dem ein Lebender länger verweilen sollte. Glücklicherweise wurde ich damals von Bilger Seestrand und Kiela Schotbruch gerettet. Bilger hat ein Elmsfeuer dazu genutzt, den Ring zu aktivieren und die Pforte abermals zu öffnen.«

»Ein Elmsfeuer?«

»Das sind bösartige Feuerwesen, die hin und wieder auf Schiffen erscheinen.« Koggs trank noch einen Schluck Schnaps aus der Flasche. »Ich bin mir sicher, dass Dystariel denselben Zweck erfüllen wird. Wir haben nur ein Problem: Wie finden wir wieder aus dem Reich der Toten heraus? Wir haben es damals nur mit Kielas magischem Kompass geschafft. Leider ist er mit ihrem Tod verschwunden. Wir werden daher auf eine Idee Seiner Königlichen Hoheit zurückgreifen.«

»Ist dir die Geschichte vom Ariellenfaden ein Begriff?«, fragte Nikk.

»Du meinst die Geschichte dieser Meernymphe, die ihrem Geliebten mithilfe eines langen Haares aus dem Labyrinth eines Seeogers herausgeholfen hat?«, erwiderte Fi.

»Richtig. Die Geschichte hat sich vor siebenhundert Jahren ereignet und wir nehmen uns ein Beispiel daran. Koggs hat seine Mannschaft angewiesen, alle Taue auf dem Schiff zu einer langen Leine zusammenzuknüpfen.«

»Und was soll das bringen?«

»Wir gehen in der Schwarzen See vor Anker«, erklärte Koggs. »Prinz Nikkoleus und ich fahren mit dem angeleinten Beiboot in die Zwischenwelt. Er wird versuchen, mit dem Geist seines Vaters zu sprechen, und dann hangeln wir uns an dem Tau wieder zurück ins Diesseits.«

»Das ist der Plan?«

»Das ist der Plan.« Die beiden Männer sahen Fi gespannt an.

Fi grübelte eine Weile. Alles in ihr sträubte sich gegen das Vorhaben, doch Nikk hatte in einer Sache Recht. Welcher Weg blieb ihnen sonst?

»Gut«, sagte sie irgendwann. »Ich halte das Ganze zwar immer noch für falsch, aber wir sind so weit gegangen, ich werde euch jetzt nicht im Stich lassen.«

»So muss das sein, du Spitzmuschel!« Koggs klopfte Fi kumpelhaft auf die Schulter. »Wer hier an Bord Dienst tut, fürchtet weder Tod noch Schatten. Also, an die Arbeit.«

Gemeinsam traten sie an Deck. Das Schiff setzte nordöstlichen Kurs und Fi sah dabei zu, wie die Männer alle zur Verfügung stehenden Taue zu einer Leine zusammenknüpften, die am Ende fast vierhundert Schritte Länge maß. Schließlich steuerten sie in ein Meeresgebiet, in dem der Wellengang irgendwie träger war. Es wurde kühler und die Möwen, die das Schiff begleitet hatten, blieben zurück. Fi spürte deutlich die unheilvolle Atmosphäre, die allmählich den Segler erfasste. Koggs ließ irgendwann Anker werfen und die Männer an Bord warteten angespannt auf den Einbruch der Nacht.

Die Sonne war kaum am westlichen Horizont im Meer versunken, als die Tür des Kabelgatts aufflog und Dystariel sich ins Freie zwängte. Die Gargyle entfaltete ihre Fledermausschwingen, während die Männer an Bord angsterfüllt vor ihr zurückwichen. Fi sah, dass der steinerne Leib der Unheimlichen von Brandflecken entstellt war.

Spöttisch fletschte Dystariel die Reißzähne. »Hört auf mit Gaffen oder ich entscheide mich noch dafür, euch einen deutlich weniger umständlichen Weg ins Reich der Toten zu zeigen.«

»Ich tue mal so, als wolltest du nur deine Hilfe anbieten«, knurrte Koggs. Er warf ihr das Kästchen mit dem skelettierten Finger zu. Die Augen der Gargyle leuchteten gelb, als sie die Schatulle öffnete. »Und jetzt das Beiboot klarmachen!«, brüllte der Klabauter nach hinten. Die Männer kamen seinem Befehl hastig nach.

Dystariels kalter Blick heftete sich auf Fi. »Und du, Spitzohr? Begleitest du unseren kleinen Kapitän ins Zwielicht oder bleibst du feige zurück?«

»Ich ziehe die Gesellschaft von Koggs und Nikk vor«, meinte Fi verärgert. »Bei den beiden besteht wenigstens nicht die Gefahr, dass sie sich wie Anfänger übertölpeln lassen.«

Die Gargyle trat gefährlich nah an sie heran und senkte den massigen Schädel. Fi schluckte, doch sie wich keinen Schritt vor dem Monstrum zurück. »Besser, du reißt deine Klappe nicht zu weit auf, Elfchen«, grollte die Gargyle. »Übe dich lieber im Winseln, wenn ich dir deinen armseligen Arsch noch einmal retten soll. Könnte sonst sein, dass ich dich beim nächsten Mal überhöre.«

Fi verzichtete auf eine Antwort und mit spürbarer Genugtuung richtete sich die Gargyle auf. »Also, grüß mir die Deinen, falls dir auf der anderen Seite Elfen begegnen. Schätze mal, einige von ihnen werden mich noch kennen.« Unter rasselndem Gelächter stampfte Dystariel an Fi vorbei zur Reling und entfaltete dort ihre mächtigen Schwingen. Ohne weiter auf die Besatzung zu achten, stieß sie sich ab und schwang sich zum Himmel auf.

»Was auch immer sie dazu treibt, sich uns anzuschließen«, zischte Fi Nikk zu, »in ihrem Innersten ist sie verdorben.«

»Sie hilft uns«, stellte der Prinz pragmatisch fest. »Das ist im Augenblick alles, was mich interessiert.« Nikk schloss sich Koggs an und kletterte ins Beiboot, das an Bug und Heck mit Laternen ausgerüstet war. Fi griff wütend nach ihrer Ausrüstung und folgte ihm.

Kaum war sie im Boot, packte Koggs die Ruder und sorgte mit kräftigen Schlägen dafür, dass sie rasch vorankamen. Dabei zogen sie das lange Seil hinter sich her und Fi sah, wie die Männer an Bord des Segelschiffes immer mehr Leine gaben.

Fi fröstelte, was nicht allein an der kalten Luft lag. Der Klabauterkapitän ruderte weiter auf das Meer hinaus, während über ihnen Dystariel kreiste. Sie hatten sich bereits auf eine Mastlänge von Koggs’ Schiff entfernt, als die Gargyle Laute ausstieß, die Fi an Raubvogelschreie erinnerten. Kurz darauf glühte es zwischen ihren Krallen blutrot auf. Der Rubinring! Der rote Lichtschein des Schmuckstücks reichte weit in die Tiefe und tanzte auf den Wellen.

»Da!« Nikk deutete auf die dunkle Wasseroberfläche vor ihnen. In etwa einhundert Schritten Entfernung zeichnete sich ein purpurrotes Glosen unter den Fluten ab. Schlagartig wurde es noch kälter und Fi war froh, dass sie wieder ihre Fellweste trug. Nikk starrte aufgeregt nach vorn und schien die eigentümliche Kälte gar nicht wahrzunehmen.

Koggs steuerte auf das seltsame Glosen zu und behielt dabei die Gargyle im Auge. Im Inneren des Rings in Dystariels Klauen pulsierte es, dann war plötzlich ein Heulen wie von fernen Sturmböen zu hören.

Fi atmete scharf ein. Über der purpurrot leuchtenden Wasserfläche stiegen leuchtende Schwaden auf. »Wissen wir wirklich, was wir da tun?«, fragte sie verzagt.

»Nein.« Koggs grinste. »Aber besteht darin nicht erst der Reiz?«

Die Schwaden schraubten sich weiter empor und ähnelten zunehmend riesigen Flammen, während das Wasser jetzt wie schwarzes Steinöl wirkte. Die Temperatur sank weiter und selbst Nikk griff nach einer bereitliegenden Decke, die er sich über die Schultern warf. Zu Fis Entsetzen waberte das unheimliche Purpurlicht auch über dem Meeresgrund etwa zwei Mastlängen unter ihnen. Der Boden war übersät mit gespenstischen Schiffswracks, geborstenen Planken und zertrümmerten Masten, zwischen denen sie sogar Knochen zu erkennen glaubte. Das musste die Flotte sein, von der Koggs gesprochen hatte.

Der Klabauter ruderte entschlossen auf das allgegenwärtige Heulen zu. Es war jedoch kein Wind, der ihnen aus dem Sphärenriss entgegenschlug, sondern wehklagende Schreie. Fi stellten sich vor Grausen die Nackenhaare auf. Aber zum Umkehren war es zu spät. Koggs steuerte das Boot direkt in das züngelnde Licht hinein. Fi hielt sich krampfhaft an der Bordwand fest und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Doch von einem Moment zum anderen ebbten die Schreie ab. Es wurde schlagartig still und eine Angst einflößende Dunkelheit senkte sich über die Gefährten.

Fi kam es vor, als hätte Koggs sie an den Nachthimmel versetzt, denn sie trieben durch ein Meer aus Sternen, die wie Diamanten auf dunklem Samt funkelten. Und es war kalt. Bitterkalt. Nikk und Koggs sahen sich fröstelnd um. Das kleine Boot glitt über eine Fläche hinweg, die sich wie schwarzes Glas in die Unendlichkeit spannte und in der sich der Sternenhimmel spiegelte. Die einzige Verbindung zur Außenwelt war der Sphärenriss hinter ihnen, der einem purpurroten Nordlicht gleich in der Finsternis aufflammte. Das Tau, das ihr Boot mit Koggs’ Schiff verband, führte straff zu dem Leuchten, das sich immer weiter entfernte.

»Und was jetzt?«, wisperte Fi.

»Sieh nicht mit deinen Augen, sondern mit deiner Seele«, sagte der Klabauter. »Das hier ist die Zwischenwelt, die die Seelen der Toten durchreisen müssen, bevor sie ins Unendliche Licht treten.«

Nikk, der direkt neben Fi saß, ächzte. Offenbar konnte er etwas sehen, was ihr verborgen blieb. Sie starrte ebenfalls aufs Sternenmeer hinaus und versuchte ihren Geist zu öffnen. Dann sah sie die Gestalten auch: fahle Schemen, die sich von einem Moment zum anderen aus dem Nichts schälten. Sie entdeckte alte Greise mit einem Lächeln auf den Lippen, Mütter, die kleine Kinder an den Händen hielten, Männer mit verklärten Zügen und sogar einen Reiter, der auf seinem geisterhaften Ross ohne Geräusche an ihnen vorbeigaloppierte. Und es wurden immer mehr. Ganze Kolonnen der geisterhaften Gestalten strebten einem fernen Horizont entgegen, der ihnen als Lebende für immer verborgen blieb.

»Sind das alles Tote?«, wisperte Fi.

»Ja, das sind die Geister der Toten«, antwortete Koggs. Das Raubein wirkte seltsam ergriffen. »Sie starben an Altersschwäche, an Krankheiten, durch Unfälle oder im Kampf. Seht nur gut hin: Viele von ihnen erkennen erst nach ihrem Tod, was sie zurücklassen.«

Fi entdeckte, dass einige der Schleiergestalten verängstigt wirkten, andere traurig und wieder andere verwirrt.

»Manche von ihnen begreifen erst jetzt, welche Möglichkeiten sie im Leben hatten und was sie verpasst haben«, erklärte Koggs. Fi fror immer mehr. Diese Kälte war nicht normal. »Das ist das wahrhaft Traurige an diesem Ort«, fuhr er fort. »So viele Seelen zu sehen, die ihr Leben nicht wirklich gelebt haben.« Der Klabauterkapitän hauchte sich in die Hände und kramte einen Gluttopf hervor, mit dem er die Laternen entzündete. »Wir müssen uns beeilen. Wenn wir zu lange hierbleiben, werden wir uns in den Strom der Toten einreihen. Seht nach unten. So nah an der dunklen Pforte wirken vor allem jene Kräfte, die den Riss verursacht haben.«

Fi und Nikk beugten sich misstrauisch über die Bordwand. Unter dem Kiel des Bootes trieben gespenstische Gestalten mit wehenden Haaren und tief eingesunkenen Augen dahin, in denen ein tückisches Feuer glomm.

»Manche dieser Geister besitzen rabenschwarze Seelen und sind von Neid und Missgunst erfüllt«, warnte Koggs. »Wenn wir ihre Aufmerksamkeit wecken, können sie uns ebenfalls sehen. Dann werden sie versuchen wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren. Das gelingt ihnen jedoch nur, wenn sie es schaffen, in unsere Körper einzufahren.«

»Wie bitte?« Nikk sah Koggs fassungslos an.

»Ja, Ihr habt mich richtig verstanden, mein Prinz«, knurrte der Kapitän. »Wir müssen also aufeinander aufpassen und darauf achten, dass keiner von uns in der Kälte einschläft. Sonst fallen die Willensstärksten unter ihnen wie Blutegel über uns her.« Die Laternen an Bug und Heck verbreiteten inzwischen ein fahles Licht, dem jeder Glanz fehlte. »Und jetzt ruft Euren Vater«, forderte Koggs den Meermann auf.

Nikk schlotterte inzwischen vor Kälte, aber er formte die Handflächen tapfer zu Muscheln. »Vater!«, brüllte er in die unendliche Weite. »Vater, hörst du mich?«

Sofort wandten sich die Geister ihnen zu. Manche verzogen erstaunt die Schlierengesichter, andere glotzten scheinbar durch sie hindurch. Doch am schlimmsten gebärdeten sich die düsteren Gestalten unter ihnen. Wie Haifischschwärme umkreisten sie das Ruderboot und ihre Leiber verzogen sich zu länglichen und nur noch vage menschlichen Gebilden. Wo eben noch Gesichter gewesen waren, erblickte Fi jetzt große, ovale Löcher, die ins Groteske verzerrten Augen und Mäulern ähnelten. Vielstimmige Klagerufe erhoben sich und immer mehr Geister trieben auf sie zu.

»Vater!«, brüllte Nikk in die Unendlichkeit. Eine Gestalt baute sich neben ihm auf und starrte ihn lauernd an. »Mir ist sooo kaaalt«, röchelte der Geist.

Neben Fi erschien der Geist einer Frau, deren langes Haar wie eine Fahne im Wind wehte. Gierig langte sie mit ihren Geisterarmen über die Bordwand. Fi schoss angewidert einen Pfeil auf sie ab, doch das Geschoss zischte durch ihren schemenhaften Körper hindurch, als bestünde er aus Nebel. Spöttisches Gelächter wehte heran.

»Nicht damit«, herrschte Koggs Fi an. »Ihr könnt sie nur mit eurer Willenskraft vertreiben.«

Fi konzentrierte sich und die Geistergestalt trieb jaulend davon. Neben ihr verstärkte Nikk seine Bemühungen. Doch ohne Erfolg. »Es funktioniert nicht«, rief er bibbernd.

Immer mehr Geister glitten auf sie zu. Ihre transparenten Leiber drängten sich um das Boot. Fi sah einen bärtigen Mann in einem langen Magiergewand näher kommen, der verzweifelt versuchte auf sich aufmerksam zu machen. Fi bekam es mit der Angst zu tun. Sie konzentrierte sich und setzte ihm all ihren Widerwillen entgegen, bis er klagend zurück in die Finsternis glitt. Unerbittlich sickerte die Kälte in ihren Körper. Lange würden sie an diesem Ort nicht durchhalten.

»Besitzt Ihr etwas, das einst Eurem Vater gehörte?«, fragte Koggs den Prinzen. Der Klabauter hatte vor Kälte blaue Lippen. Der Meermann nickte aufgeregt und zog das Jagdmesser mit dem Delfingriff. »Das hier hat er mir einst geschenkt.«

»Dann konzentriert Euch darauf.«

Nikk presste das Messer an die Brust. »Vater! Bitte, ich brauche dich!«

Unvermittelt kam Bewegung in die Geisterschar. Sie teilte sich vor dem Bug und aus der Ferne schwebte ein leuchtender Schemen mit einem langen, bis auf die Brust reichenden Bart heran. Voll Ehrfurcht erkannte Fi, dass der Geist einen Fischschwanz besaß. Ernst baute sich Meerkönig Aqualonius vor dem im Sternenmeer treibenden Boot auf und starrte Nikk mit hohlen Augen an.

»Vater!« Nikk rannen Tränen über die Wangen und er kletterte zum Bug.

Sohn, geisterten Fetzen einer dunklen Stimme zu ihnen. Du bist … weiten Weg gegangen. Aqualonius war kaum zu verstehen.

»Vater, es tut mir so leid, dass ich dich nicht retten konnte«, klagte Nikk. »Ich habe mich von Effreidon täuschen lassen. Ich hätte erkennen müssen, dass er mich nur benutzt.«

Nichts … wie es scheint. Hab Vertrauen, denn auch … nur ein Opfer.

Fi sah, dass Nikk verständnislos den Kopf schüttelte. »Vater, kannst du mir sagen, wo ich den Dreizack finde?«

Du bist … das Schicksal dir bestimmt. Zum Dreizack … ein Stern aus Licht und Traum.

Abermals gewann Fi den Eindruck, als versuche weiter hinten der Geist des bärtigen Mannes im Magiergewand auf sich aufmerksam zu machen. Wer mochte das sein?

Plötzlich stieg ein lang gezogenes Heulen aus der Finsternis auf und Aqualonius’ geisterhafte Gestalt wirbelte wie Laub im Wind davon.

»Vater! Bitte bleib!«, rief Nikk verzweifelt.

Aqualonius’ Stimme wurde noch unverständlicher. Geht! Euch … Gefahr!

Irgendetwas stimmte hier nicht. Fi bemerkte, dass auch die übrigen Geister davonstoben wie ein Schwarm Vögel, der von einer Katze aufgeschreckt wurde. Rasch wandte sie sich zu Koggs um, der seltsam still geworden war und weiter hinten über der Bordwand lehnte. Er starrte einen Geist an, der Fi seltsam bekannt vorkam, sich nun ebenfalls vom Boot löste und zurück in die Unendlichkeit schwebte: eine kleine Frau mit struppigem Haar, tief eingesunkenen Wangen und fahlem Gesicht. Beim Traumlicht, das war die Klabauterin Kiela Schotbruch!

Koggs richtete sich alarmiert auf. »Wir müssen weg von hier, sofort!«, rief er ihnen zu. Seine vor Kälte klammen Finger fassten nach dem Tau, doch sie griffen ins Leere. Die lange Leine hatte sich vom Boot gelöst und trieb lose hinter ihnen im Sternenmeer. »Oh nein!«

In diesem Moment stieg neben dem Boot ein grauenhaftes Skelett mit schwarzer Kutte auf. Diabolisch bleckte es die Zähne. Suchst du etwas, Koggs Windjammer?, raunte der Knochenschemen spöttisch. Diesmal entkommst du mir nicht. Im Gegenteil, ich werde dir das Leben aussaugen und zurückholen, was mir gehört! Er streckte die Knochenhände nach Koggs aus und Fi entdeckte, dass an einer Hand der Ringfinger fehlte. Bei allen Schattenmächten, das musste der Zauberer sein, den Koggs einst daran gehindert hatte, die Flotte vom Meeresgrund zu holen.

»Verschwinde!«, schrie der Klabauter zornig. Wie von einem Faustschlag getroffen trieb der Geist davon. Mit einem gehässigen Lachen riss er das Tauende mit sich. Schon bald wird dir die Kraft fehlen, dich mir zu widersetzen. Mit diesen Worten verschwand er in der Finsternis – und mit ihm das lange Seil.

Fieberhaft suchte Fi den düsteren Horizont nach dem flackernden Sphärenriss ab, doch ihr Boot war längst weitergetrieben. Jede Möglichkeit, wieder zurück in die Wirklichkeit zu finden, war dahin.

»Krakendreck, elender! Ich hätte wissen müssen, dass dieser Schwarzhummer hier noch irgendwo lauert!« Koggs hämmerte mit der Faust zornig gegen die Bordwand. »Es tut mir leid, Freunde. Ich wäre lieber im Kampf gestorben. Jetzt erfrieren wir hier wie Flundern auf einer Eisscholle.«

»Das werde ich nicht einfach so hinnehmen!«, sagte Nikk mit zittriger Stimme. Er setzte sich auf die Ruderbank und griff nun selbst zu den Riemen. »Müssen wir nicht einfach wieder in gerader Linie zurückfahren?«

»Nein, so einfach ist das nicht.« Koggs zog fröstelnd die Kapitänsuniform enger um die Schultern. »Das Boot hat sich gedreht. Die Chancen zufällig zurück in die Wirklichkeit zu finden, sind etwa so groß wie die Aussicht, einen ganz bestimmten Fisch in einem Heringsschwarm zu fangen.« Er verzog freudlos die Lippen. »Schätze, der Kerl kommt jetzt doch noch zu seiner Rache.«

»Wartet!« Fi sah Nikk bibbernd an. »Erinnerst du dich noch an Lorelines Worte?« Zitternd zog sie die Reste des geborstenen Füllhorns aus ihrem Köcher.

Nikk sah sie zähneklappernd an. »Du meinst, dass in den Scherben noch immer die Wirklichkeit steckt? Was soll uns das …?«

»Diese Scherben verhalten sich wie Magnetsteine.« Fi zitterte inzwischen am ganzen Leib. Sie zog die beiden Teile des magischen Füllhorns auseinander und führte sie klickend wieder zusammen.

»Und?« Koggs sah sie ungeduldig an.

»Versteht ihr nicht? Die Scherben ziehen sich an. Das hier ist aber bloß ein Teil des Füllhorns. Der Rest liegt noch irgendwo in Rüstringen. Also nicht hier, sondern … in der Wirklichkeit!«

In Koggs’ Augen stahl sich ein hoffnungsvolles Funkeln. »Nicht schlecht für eine Landratte!« Er nahm Fi das Füllhorn ab und beäugte es interessiert. »Los, aufstehen! Vielleicht lässt sich das Ding wie eine Art Kompass benutzen.« Fi und Nikk erhoben sich und sahen dem Klabauter dabei zu, wie er das untere Teil des Füllhorns auf die schmale Sitzbank legte. Aufmerksam betrachteten sie das Gefäßstück und tatsächlich drehte es sich leicht gen Steuerbord.

»Es funktioniert!«, jubelte Fi.

»Aber wohin jetzt?«, fragte Nikk. »Zur spitzen Seite oder in Richtung Öffnung?«

»In Richtung Öffnung!« Fi war sich ganz sicher. »Dort ist das Füllhorn zerbrochen.«

Koggs peilte über den Daumen in die Finsternis und lächelte grimmig. »Dann los!«

Er tauchte die Ruderblätter in die spiegelnde Geistersee und legte sich in die Riemen. Das kleine Boot knarrte und Fi behielt das Füllhornstück im Auge. Irgendwo weiter hinten heulte der Geist des Zauberers auf, während sich ganz allmählich inmitten des dunklen Sternenmeers wieder jener purpurrote Streif abzeichnete, der den Sphärenriss markierte.

»Da ist der Durchgang!«, rief Nikk. »Wir schaffen es!«

Das unheimliche Glosen kam immer näher, doch jetzt schwebte das rachsüchtige Geisterskelett zornig auf das Boot zu. »Verschwinde in die Schatten, du fahler Wattwurm!«, brüllte der Klabauter ihm entgegen. »Ich bin Koggs Windjammer und du bist ein Nichts!«

Jaulend stob der Geist davon.

Fi sah den Klabauter zweifelnd an, doch der grinste schadenfroh. »Was? Ein großes Schiff braucht auch große Segel.«

Das Boot glitt durch den flackernden Sphärenriss und schlagartig wurde es wärmer. Richtige Wellen schlugen gegen die Bordwand und Fi seufzte erleichtert. In der Ferne konnte sie die Silhouette von Koggs’ Schiff ausmachen und am Nachthimmel sah sie Dystariel. Obwohl das Tau schon lange im Meer versunken war, hatte sie den Sphärenriss offen gehalten. Das rote Leuchten in den Krallen der Unheimlichen erlosch und mit ihm verebbte auch das purpurrote Glosen im Meer hinter ihnen. Die Schwarze See hatte sie wieder.

»Ich hoffe, Ihr habt erfahren, was ihr wissen wolltet?«, fragte Koggs den Meermann.

Nikk sah Fi nachdenklich an. »Ja, ich glaube schon. Ich muss nur noch einmal über die Worte meines Vaters nachdenken«, sagte er dann.

»Gut, denn auch ich habe eine Botschaft erhalten.«

»Von Kiela Schotbruch?« Fi rieb sich die klammen Finger.

»Gut erkannt«, knurrte der Klabauter, dessen Blick noch immer prüfend auf Nikk lag. »Diese Botschaft wird Euch jedoch nicht glücklich stimmen, Königliche Hoheit.«

»Wieso?«, fragte der Meermann.

»Morgoya plant offenbar, Euer Volk nicht bloß zu unterwerfen, sondern komplett auszulöschen!«

»Was?«, rief Nikk erschrocken.

Koggs sah den Meermann mitleidig an. »Kiela meinte auch, dass Ihr selbst es seid, der diese Gefahr mit der Suche nach dem Dreizack heraufbeschwörte.«