Donnerstag, 15. November 2007

 

„Was hat Doktor Fischer am Telefon erzählt?“ fragte Pfister, als das Team sich zur Besprechung traf.

„Genau wie erwartet, sie hat praktisch die gleichen Worte gebraucht wie der Oberarzt. Niemand konnte wissen, dass Sybille Senn sich umbringen würde, und zu einem Mord wäre sie nicht fähig gewesen. Wissen wir eigentlich, wo Doktor Fischer zur Tatzeit war?“

„Nein, aber das können wir nachprüfen“, sagte Angela. „Ich kenne den Mann, der in Königsfelden die Einsatzpläne macht, und er schuldet mir etwas.“

„Gut, Angela, aber bitte sei sehr diskret. Er soll dir sagen, welche Ärzte am letzten Dienstag Abend- und Nachtschicht hatten. Dein Bekannter soll nicht merken, dass wir Frau Fischer meinen. Und apropos Diskretion, Peter: du hast heute Mittag dem Aussenstehenden Ehrlicher den Namen von Frau Fischer auf dem Tablett serviert. Wir sind quitt, und zwar für lange Zeit.“

Pfister holte Atem, um zu protestieren, aber dann überlegte er es sich anders und murmelte eine Entschuldigung.

„Nun erzähl schon, Nick, was hat dir der schöne Andrew Neues gesagt?“ Angela war aufgefallen, dass ihr Chef seit dem Gespräch mit Ehrlicher sehr still und abwesend wirkte.

Nick seufzte. „Es ist mir noch nicht klar, was er mir wirklich sagen wollte, ich muss zuerst darüber nachdenken. Tatsache ist jedenfalls, dass unsere Frau Doktor Fischer und Tom Truninger sich gekannt haben, und dass es sich dabei nicht um eine harmonische Bekanntschaft handelte. Deshalb muss ich einen Überblick haben über ihre Aktivitäten am Dienstag, und am besten auch noch am Montag und am Mittwoch. Nun schaut nicht so neugierig, ihr erfahrt die ganze Geschichte morgen, wenn ich mir meine Gedanken gemacht habe.“

„Wir könnten die Fakten auch zu dritt wälzen, so kommen mehr Ideen und Hypothesen zusammen“, warf Angela ein. „Allein kommst du ins Grübeln und erkennst die Zusammenhänge nicht mehr.“

Nick blieb hart. „Das tun wir wie gesagt morgen. Habt ihr auf den Videos etwas Ungewöhnliches gefunden?“

„Nein, zwischen abends acht Uhr und ein Uhr nachts gibts nichts Neues. Die Senn war definitiv nicht im Casino, Chef.“ Pfister streckte sich und gähnte.

„Dann dehne die Zeit aus. Marina hat Frau Senn ungefähr um fünf Uhr nachmittags bei der Confiserie Brändli gesehen. Theoretisch könnte sie zwei Minuten später durch den Personaleingang am Apfelhausenweg ins Casino spaziert sein und sich solange versteckt haben, bis ausser Truninger niemand mehr im Bürotrakt war.“

„Und soll ich auch gleich noch nach Frau Doktor Fischer Ausschau halten, von der wir nicht mal wissen, wie sie aussieht?“ Pfister sah seinen Feierabend in weite Ferne rücken. „Bis wann?“

Heute würde seinem Mitarbeiter wohl nichts mehr auffallen auf den flimmernden Bildern, das wusste Nick. „Morgen um zehn Uhr? Jetzt gehst du besser an der frischen Luft spazieren und leerst deinen Kopf, damit du morgen wieder fit bist.“

„Ich bin noch ziemlich frisch, darf ich mir die Videos anschauen?“ Angela war wirklich ein Energiebündel.

„Selbstverständlich, du Streberin“, sagte Pfister und schob den Stoss Kassetten über seinen Schreibtisch. „Viel Spass, und bis morgen.“ Er zog seine Daunenjacke an und verschwand.

„Willst du mir wirklich nicht erzählen, was heute mit Ehrlicher war?“ fragte Angela.

„Nein, meine liebe Wundernase, auch du erfährst es erst morgen. Ciao.“

„Gut, dann schaue ich mir die Videos an. Tschüss.“ Angela holte sich einen Kaffee und setzte sich an den Bildschirm. Schon nach zehn Minuten fand sie, was sie die ganze Zeit gesucht hatten.