EGAL, WAS WIR TUN ODER NICHT TUN – WIR KOMMUNIZIEREN.
Und das nicht nur, wenn wir miteinander diskutieren oder uns etwas ins Ohr flüstern. Auch wenn wir nicht sprechen, kommunizieren wir miteinander. Wir schauen einander vielsagend an, ziehen die Augenbrauen hoch, bewegen den Kopf, heben die Hände, teilen uns über unsere Mimik und Gestik mit. Wir bekunden mit einem Nicken Zustimmung, mit einem Schulterzucken Ratlosigkeit und versenden unzählige weitere Signale mit kleinen Gesten. Das bestätigt, was bereits der Kommunikationspsychologe Paul Watzlawick formuliert hat: »Man kann nicht nicht kommunizieren.«
Wenn wir verbal kommunizieren, gesellt sich zur Körpersprache das Wort hinzu. Worte haben Macht. Worte können zärtlich und tröstlich sein, sie können einen Menschen aber auch wie eine Faust treffen.
Wie auch immer die verbale Kommunikation abläuft, es gehören immer mindestens zwei dazu: der Sender und der Empfänger. Der Sender spricht, er sendet eine Nachricht, der Empfänger hört sie und fasst sie im Idealfall richtig auf. Ein Dialog hängt davon ab, was die beiden Gesprächspartner voneinander denken und halten, und von den Vorstellungen, die sie voneinander haben.
Kommunikation dient in einer Partnerschaft dazu, dass man sich über den gemeinsamen Sinn und Zweck der Beziehung verständigt. Daher ist es sinnvoll, gut zuzuhören und auf Vorträge und Belehrungen zu verzichten.
Kommunikation auf allen Ebenen
Ein klarer und konstruktiver Kommunikationsstil ist für eine Beziehung mehr als nur erstrebenswert.
Er fördert Transparenz und Leichtigkeit in der Beziehung und wirkt im Konfliktfall klärend. Er kann viele Wege abkürzen, Beziehungen vereinfachen, Störendes enttarnen und Lösungen aufzeigen.
Dabei sollte man wissen: Frauen und Männer können Aussagen ganz unterschiedlich auffassen. Hier bietet sich jede Menge Raum für Interpretationsfehler und Missverständnisse, die sich nur durch einen guten und konstruktiven Kommunikationsstil auffangen lassen.
So tauschen wir untereinander sachliche Informationen aus, wie beispielsweise »Wir haben 20 Grad minus«. Auch »Ich friere und habe kalte Füße« kann eine Aussage auf der Sachebene sein. Es kommt immer darauf an, in welchem Zusammenhang ich das sage. Erzähle ich es meiner Freundin am Telefon oder sage ich es zu meinem Partner, wenn ich mich abends im Bett an ihn kuschle. Im Bett verbinde ich mit der sachlichen Aussage einen Wunsch, ich sage: »Ich friere« und meine damit: »Wärme mich!« In diesem Zusammenhang bewegt sich die Kommunikation nicht mehr auf der Sachebene, sondern auf der Beziehungs- oder Appellebene. Ich bezwecke mit meiner Feststellung etwas, indem ich an meinen Partner appelliere: »Bitte wärme mir die Füße!« Meistens versteht der Partner solch einfache Appelle richtig.
In einer Partnerschaft kommunizieren wir meistens auf der Beziehungsebene. Auf dieser Ebene sind wir besonders sensibel, auf dieser Ebene lauern auch Missverständnisse. Wenn sie sagt: »Es hat geklingelt«, kann sie das als sachliche Information meinen – sie will ihm nur die Tatsache mitteilen, dass es geklingelt hat – oder aber als Appell: »Bitte mach die Tür auf !« Er wiederum kann das auf der Sachebene als Information auffassen und ohne weitere Reaktion zur Kenntnis nehmen oder aber auf den Appellcharakter ihrer Aussage eingehen und antworten: »Ich mach schon auf !« Doch wenn sie will, dass er die Tür aufmacht, könnte sie eigentlich gleich sagen: »Es hat geklingelt, machst du bitte die Tür auf ?«
Beziehungen sind besonders anfällig für Missverständnisse aufgrund zweideutiger Kommunikation (siehe ab >). Kein Wunder, dass hinter Beziehungsproblemen oft ein Kommunikationsproblem steckt.
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Eine konstruktive Kommunikation sollte mehr loben und Positives verstärken, anstatt ständig zu kritisieren und zu korrigieren. Darum verlieren Sie bei der Kommunikation mit Ihrem Partner folgende Frage nicht aus den Augen: Bringt uns das Gespräch einander näher? Falls die Antwort nein lautet, sollten Sie das Gespräch abbrechen, es überdenken und es zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen. Das Thema läuft Ihnen nicht weg. Verlieren Sie ein wichtiges Ziel nicht aus den Augen: Ihr Gespräch sollte konstruktiv für Ihre Beziehung sein, es sollte Sie weiter- und einander näherbringen.
Körpersprache ist die älteste Sprache der Welt
Die älteste Art des Informationsaustausches ist die nonverbale Kommunikation – die Sprache des Körpers.
Seit Urzeiten ist der Mensch darin geübt, sich an der Körpersprache seines Gegenübers zu orientieren.
Er beobachtet an der Haltung des anderen, ob er Freund oder Feind gegenübersteht, oder liest an einer Kopfbewegung Zustimmung oder Ablehnung ab.
Die Wirkung körperlicher Signale ist fünfmal stärker als die von Worten. Laut Untersuchungen laufen 55 Prozent der Kommunikation auf nonverbale und nur 7 Prozent auf verbale Weise ab. Die restlichen 38 Prozent erreichen uns über die Stimme, das heißt, wir nehmen wahr, wie etwas gesagt wird, und achten auf den Tonfall. Viele kleine Bewegungen des Gegenübers – Gesten, Verhaltensweisen und feine Nuancen der Stimme – nehmen wir auch unbewusst wahr. Alle diese Signale werden rasend schnell aufgenommen und in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet. In diesem Bereich des Gehirns sitzen auch die Intuition und das bildliche Verstehen. Das heißt wir verarbeiten die Art und Weise, wie etwas gesagt wird, schneller als das, was gesagt wird.
Ebenso schnell erfassen wir, wenn uns jemand zu nahe kommt. Wir haben ein Gespür für den passenden Abstand. Nur wenige Menschen lassen wir bis auf zehn, zwanzig Zentimeter an uns herankommen.
Am wohlsten fühlen wir uns im Gespräch, wenn wir einen Abstand von etwa einem Meter von unserem Gesprächspartner haben. Das ist der Fall, wenn wir uns beispielsweise an einem Tisch gegenübersitzen.
Je größer der Raum ist, den ein Mensch für sich beansprucht, desto größer auch die Macht, die er hat oder haben will. Untersuchungen zeigen, dass Männer gewöhnlich mehr Raum einnehmen als Frauen.
So sieht man beispielsweise in der U-Bahn viele Männer breitbeinig dasitzen, während Frauen die Beine geschlossen halten und sich eher klein machen. In der gemeinsamen Wohnung zeigt sich die raumgreifende Tendenz dadurch, dass der eine mehr, der anderen weniger Dinge herumliegen hat. Dieses »Revierverhalten« ist Teil der Kommunikation. Hier möchte sich der eine auf Kosten des anderen mehr Raum und Macht verschaffen.
Der Körper sendet Signale
Die Körpersprache ist zum Großteil genetisch verankert, einiges wird auch erlernt. Körpersprache wird intuitiv und schneller verarbeitet als Worte. Sie dient dazu, menschliche Beziehungen zu regulieren. Wenn sich der Chef beispielsweise bei einer Besprechung erhebt und im Stehen weiterredet, will er dadurch seine Autorität unterstreichen. Für ein Gespräch zwischen Partnern ist es wichtig, dass sich beide auf der gleichen Ebene befinden. Also setzen Sie sich hin, wenn auch Ihr Gesprächspartner sitzt.
Jeder Mensch ist in der Lage, körpersprachliche Signale zu interpretieren. Mit ineinander verschränkten Armen zeigen wir unsere Abwehr.
Werden außerdem die Beine übereinandergeschlagen, verstärkt das noch die Abwehrhaltung – keine gute Voraussetzung für ein offenes Gespräch. Wenn Sie Ihrem Gegenüber dagegen Ihre volle Aufmerksamkeit schenken wollen, dann öffnen Sie nicht nur Ihre Ohren, sondern auch Ihre Körperhaltung.
Sie sitzen aufrecht, wenden sich ihm zu und haben die Arme geöffnet.
Was der Mensch sagt, ist das eine.
Worte können lügen. Doch wie er etwas sagt, entzieht sich häufig seiner Kontrolle. Der Körper ist ein schlechter Lügner. Wenn ein Mensch daher eine Lüge erzählt, passiert es nur allzu leicht, dass ihn sein Körper überführt. Lügen am Telefon werden lange nicht so schnell entlarvt.
Wenn jemand lügt, können wir das unter anderem daran bemerken, dass er oder sie einem Augenkontakt ausweicht, auf den Boden schaut, sich die Nase reibt oder unsicher lächelt, auch wenn es nichts zu lächeln gibt. Woran wir es genau festmachen, können wir meist nicht ausdrücken. Jeder von uns hat hierbei sein eigenes Gespür entwickelt. Eheleute ahnen, wenn ihr Partner sie anschwindelt, Mütter merken es, wenn ihre Kinder flunkern, Führungskräften entgeht nicht, wenn sie im Meeting belogen werden, Fernsehzuschauer enttarnen die Lügen von Politikern und selbst Hundebesitzer bemerken, wenn ihr Vierbeiner etwas ausgefressen hat.
Woran genau wir es bemerken, können wir meist nicht beschreiben.
Fakt ist, dass der Mensch in der Lage ist, die kleinsten körperlichen Signale, die der andere aussendet, aufzunehmen und meist unbewusst zu deuten. Hinzu kommt das, was wir gewöhnlich als Intuition beschreiben: ein Bauchgefühl oder eine Vorahnung, die uns signalisiert: »Hier stimmt irgendetwas nicht!«
Unsere Deutung der Körpersprache führt auch dazu, dass wir jemanden schon bei der ersten Begegnung innerhalb weniger Sekunden sympathisch oder unsympathisch finden.
Diese erste Begegnung ist in den meisten Fällen ausschlaggebend dafür, ob es überhaupt zu einer zweiten Begegnung kommt, denn wie das Sprichwort sagt, für einen schlechten ersten Eindruck gibt es selten eine zweite Chance.
Lassen Sie Taten sprechen
Nicht nur der Körper, auch Taten sagen manchmal mehr als Worte.
Wenn Sie Ihre Partnerin abends mit einem liebevoll gekochten Essen erwarten, wenn Sie Ihrem Partner morgens den Kaffee ans Bett bringen, drücken Sie dadurch ebenso Ihre Zuneigung aus wie durch Worte.
Wer dagegen selbst kleine Wünsche seines Partners ignoriert, wer so gut wie gar nichts für den anderen tut, drückt eher seine Missachtung aus.
Lassen Sie daher Ihre Taten sprechen! Handeln oder Nichthandeln sind insofern Teil der nonverbalen Kommunikation. Die Art und Weise, wie jemand einen Tisch deckt, kann vielerlei ausdrücken: Stellt er jeden Teller sorgfältig ab, legt das Besteck akkurat daneben und lässt sich ausgiebig Zeit, drückt seine Art und Weise Achtsamkeit oder sogar Freude aus. Macht er es hingegen lustlos, stellt die Teller einfach irgendwo hin, legt das Besteck unsortiert daneben, so spricht dieses Handeln eine Sprache der Missachtung oder sogar der Wut.
Wenn sich allerdings zu einer liebevollen Geste – etwa einem Schulterklopfen – eine wütende Äußerung gesellt, sich also Handlung und Worte widersprechen, so verwirrt das unsere Wahrnehmung. Wir wissen nicht mehr, wem wir mehr Glauben schenken sollen: der Handlung oder den Worten. Wir merken nur: Hier stimmt etwas nicht. In der Tat, die Situation ist inkongruent, das heißt widersprüchlich und nicht deckungsgleich. Bitten Sie in einem solchen Fall um Klärung.
Es ist nicht so wichtig, was man macht. Wichtiger ist, wie man es macht.
Viele Männer neigen in ihrer Beziehung dazu, wenige Worte zu verlieren. Zumindest gilt das für die Zeit nach der erfolgreichen Werbung um eine Partnerin – in dieser Phase sind selbst wortkarge Männer verbal meist sehr aktiv. Danach aber lassen sie lieber Taten sprechen und drücken ihre Gefühle mehr durch ihr Verhalten aus. Dass er ihr beispielsweise beim Frühstück den Kaffee eingießt, kann ebenso ein Beweis für seine Liebe sein, wie wenn er ihr das mit Worten sagt. Überhaupt, dass er mit dieser Frau zusammenlebt, bedeutet doch, dass er sie liebt. Wozu braucht es da noch Worte!
Viele Frauen dagegen wollen es immer noch mal hören, dass der Partner sie liebt. Sie brauchen die verbale Bestätigung. Und da sich die Männer meist schwer tun, ihre Gefühle in Worte zu fassen, tut sich ein Konflikt auf. George Snell, Medizin-Nobelpreisträger 1980, erklärt das folgendermaßen: »Nur im weiblichen Gehirn bestehen unmittelbare neuronale Verbindungen zwischen Gefühls- und Sprachzentrum.« Eine mögliche Erklärung dafür, dass es Männern schwerfällt, ihre Gefühle auszudrücken.
Frauen reden anders – Männer auch
Dass Männer und Frauen unterschiedlich kommunizieren, ist hinreichend bekannt. Die nonverbale Kommunikation scheint dabei kein vorrangiges Problem zu sein. Aber auf der verbalen Ebene kommt es immer wieder zu Missverständnissen, die man mit einer gewissen »Fremdsprachenkenntnis« vermeiden kann, damit sie zu einem besseren Verständnis des Partners oder der Partnerin führen.
Für Frauen sind Gespräche ein Zeichen von Bindung und Intimität.
Untereinander kommunizieren sie auf gleicher Ebene. Man spricht hier von horizontaler Kommunikation.
»Ich kann das nachvollziehen« oder »Ich verstehe nur zu gut, wie du dich fühlst« drückt ihr Mitgefühl und ihre Empathie aus. Sie wollen damit auch kundtun, dass jeder Gesprächspartner gleichberechtigt ist und sich alle auf gleicher Augenhöhe befinden. Ziel dieser Art von Kommunikation ist, dem Gegenüber Verständnis anzubieten und Gemeinsamkeiten mit ihm herzustellen, sowie durch ein Gespräch engere Beziehungen zu knüpfen.
Dass Frauen mehr reden als Männer, scheint außer Frage. Sie sind Meisterinnen im Smalltalk und zeigen damit ihre Verbundenheit und ihr Interesse an den anderen. Dabei ist zweitrangig, worüber gesprochen wird. Das Gespräch an sich ist für sie eine Art zwischenmenschliches »Schmiermittel«.
Männer kommunizieren eher von oben nach unten und umgekehrt; man nennt das vertikale Kommunikation. Besonders gut kann man das in einer reinen Männerrunde beobachten. Die Gesprächspartner konkurrieren miteinander und verstehen das Gespräch als eine Art Wettkampf, in dem sie ihre Position bestimmen und Hierarchien festlegen. Wer unten bleibt, hat verloren.
Um als Sieger aus einem Gespräch herauszugehen, begeben sich Männer daher gern in Opposition und legen es darauf an, das letzte Wort zu haben.
Wie gesagt, die weibliche Botschaft »Ja, das kenne ich auch!« will gleiche Augenhöhe herstellen und Verständnis signalisieren. Das Dilemma dabei ist: Der Mann will konkurrieren und fühlt sich durch eine solche Aussage nicht genügend ernst genommen. »Nein, das kannst du nicht kennen, bei mir war das viel schlimmer!« wäre eine typisch vertikale Antwort, mit der er seine Position bestimmt.
Allein das Wissen um verschiedene Kommunikationsstile kann hilfreich sein, den Partner besser zu verstehen. Dann sind Männer auch in der Lage, an einem Gespräch auf gleicher Ebene teilzunehmen, ohne konkurrieren zu müssen. Und Frauen können erkennen, dass es jetzt nicht um ein Machtspiel geht, sondern nur um eine Technik männlicher Kommunikation. Sie können dann auch leicht die vertikale Kommunikationsebene verlassen, indem sie an einem bestimmten Punkt das Gespräch beenden.
Zwischen Harmonie und Wettkampf
Wenn Frauen mit Frauen oder in einem Team reden, versuchen sie einen Konsens herzustellen, möglichst für alle Beteiligten einen Kompromiss zu finden. Das mag eine Weile dauern, doch in der Regel funktioniert es, da alle das gleiche Ziel haben: Harmonie und Einigkeit.
Wenn Männer mit ihren Kumpels reden, dient eine Diskussion der Positionsbestimmung. Irgendwann sagt einer, was zu tun ist und die anderen tun es. Auch das kann eine Weile dauern, da jeder im Gespräch seinen Status verbessern oder wenigstens erhalten will. In weiblichen Ohren hören sich solche Gespräche manchmal etwas hart an und frau denkt, sie seien jetzt auf ewige Zeit zerstritten.
Männer unter sich verstehen sich nach kurzer Zeit schon wieder, weil in stiller Übereinkunft einer die Führung der Gruppe übernimmt. Lange Diskussionen über das weitere Vorgehen erübrigen sich damit.
In einer Partnerschaft ist es jedoch keine Lösung, nur um des lieben Beziehungsfriedens willen der einen oder anderen Kommunikationsform den Vortritt zu lassen. Wenn sich starke Frauen künstlich »klein« machen, um dem männlichen Kommunikationsstil entsprechend dem Mann die Überlegenheit zu lassen, ist das ebenso lächerlich, wie wenn Männer immer nur die Meinung ihrer Frauen teilen um horizontal und somit harmonisch zu kommunizieren. Wenn beide Partner ein gesundes Selbstwertgefühl besitzen, sollten sie in der Lage sein, im Sinne einer gleichberechtigten Partnerschaft einen eigenen Kommunikationsweg zu finden. Ein harmonisches Gespräch ist weniger anstrengend als ein verbaler Wettkampf. Letzterer hingegen kann durchaus Lebendigkeit in eine Beziehung bringen.
Wenn man Gespräche unter den beiden Aspekten vertikal und horizontal beobachtet, kann man viel über sein Gegenüber lernen. Längst werden in Kommunikationsseminaren beide Techniken vermittelt. Denn im Berufsleben, in gemischten Teams, kommt man mit der nur männlichen oder nur weiblichen Art der Kommunikation nicht viel weiter.
Ein harmonisches Gespräch schafft Ruhe, ein verbaler Wettkampf kostet Kraft.
Was die Kommunikation mit Männern wesentlich erleichtert, ist ihre Direktheit: Sie meinen gewöhnlich, was sie sagen. Frauen diskutieren eher indirekt, sind diplomatischer, tendieren zu Umschreibungen in der Art: »Man könnte das auch so und so sehen«, weil sie ihre Gesprächspartner nicht vor den Kopf stoßen wollen. Wenn beide zusammen im Kino waren, wird er eher äußern: »Der Film war schlecht«, während ihr Urteil eher so ausfällt: »Na ja, so richtig toll war der nicht, ich habe schon bessere gesehen.«
Auch in der Öffentlichkeit können Männer und Frauen verschieden kommunizieren. Untersuchungen zeigen, dass die meisten Männer dort mehr reden als zu Hause. Das Reden vor Publikum ist Teil ihrer Selbstdarstellung, während die meisten Frauen vor Publikum weniger reden als im privaten Rahmen.
Frauen besprechen Probleme – Männer suchen Lösungen
In einer Beziehung sollten beide Partner das Ziel haben, friedlich und konstruktiv miteinander zu kommunizieren. Doch in der Praxis funktioniert das leider nicht immer so reibungslos. Schließlich verfolgt jeder seine eigenen Interessen und versucht diese manchmal auch gegen die Interessen seines Partners durchzusetzen.
Jeder arbeitet auch mit seinen ganz eigenen Mitteln: Frauen machen Vorschläge und sind offen für die Vorschläge anderer. Ihr Ziel ist meist mehr Intimität und eine festere Bindung. Dabei kommunizieren sie das nicht immer direkt, sie denken gerne laut und entwickeln ihre Gedanken beim Reden. Um ein Problem zu lösen, müssen sie darüber reden; das ist für sie schon der halbe Weg zur Lösung. Sie suchen im Reden auch Bestätigung und Anteilnahme ihres Partners. Männer denken lösungsorientiert.
Hat die Partnerin ein Problem, helfen sie gern. Sie haben auch, auf ihre pragmatische Art, meist schnell eine Lösung zur Hand und erwarten, dass die Partnerin die Lösung annimmt und das Problem damit vom Tisch ist. Setzt sie jedoch die Lösung nicht um, ist der Mann verunsichert.
Ein Beispiel: Die Partnerin hat sich mit ihrer Mutter zerstritten. Die Mutter hat ihr vor einiger Zeit 100 Euro geliehen und möchte ihr Geld zurück. Für ihn ist das kein Problem.
Sie kann doch zu ihrer Mutter gehen, ihr das Geld auf den Tisch legen, sich bedanken und wieder gehen. Ihr scheint diese Lösung nicht so ganz zu gefallen, denn sie äußert Einwände: »Meiner Mutter geht es gar nicht ums Geld. Sie will nur, dass ich zu ihr komme. Und dann wirft sie mir wieder vor, dass ich sie so selten besuche …« Das versteht er wiederum nicht. Für ihn ist das Problem gelöst. Sie jedoch ist sich sicher, dass die Probleme mit ihrer Mutter tiefer liegen.
Männer müssen verstehen, dass Frauen ihre Probleme gern besprechen und dann alleine lösen oder beiseite legen wollen. Für Anregungen sind sie durchaus offen, aber sie wollen ihren eigenen Weg gehen.
Also geben Sie Ihrer Partnerin Anregungen und geben Sie ihr zu verstehen, dass sie jederzeit mit Ihrer Unterstützung rechnen kann.
Frauen müssen verstehen, dass für Männer viele Probleme pragmatisch und offenbar leicht zu lösen sind.
Vielleicht sollten Sie es einfach mal auf diese Art versuchen. Männer sind nicht weniger sensibel oder verständnisvoll, nur weil sie Lösungen direkter anpeilen und nicht ewig über Probleme reden wollen.
Männer lösen ihre Probleme auch gerne alleine. Wissen ist für sie Macht und wer den Weg nicht findet, ist machtlos. So geben sich viele Männer ungern die Blöße, andere nach dem Weg zu fragen. Wenn sie sich in einer Stadt verfahren haben, versuchen Sie den Weg selbst zu finden, auch wenn sie dadurch sinnlose Umwege in Kauf nehmen. Die meisten Frauen hingegen würden in der gleichen Situation nicht zögern, einen Passanten nach der gesuchten Straße zu fragen.
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Wenn man immer wieder über ein Problem redet, das sich nicht lösen lässt, wird das Problem immer größer und nimmt mit jedem Gespräch an Bedeutung zu. Angenommen, der Mann fährt gerne Motorrad. Für ihn ist es ein wichtiges Hobby, für sie aber ein Problem, da sie sich immer große Sorgen um ihn macht. Je mehr sie auf ihn einredet, desto mehr blockt er ab. Da nur sie das Problem hat, muss sie es für sich lösen.
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Der erste Schritt ist, es als eine Tatsache zu sehen die es zu akzeptieren gilt: »Es gefällt mir zwar nicht, aber ich kann es nicht ändern.« |
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Der zweite Schritt wäre, sich zu entscheiden, weniger oft daran zu denken: »So, jetzt ist es genug, jetzt denke ich an etwas anderes.« Natürlich kommen anfangs die sorgenvollen Gedanken immer wieder, man muss sie erst gegen neue, positive Gedanken austauschen. Anstatt »Was da nicht alles passieren kann!« könnte es ein vertrauensvoller Gedanke sein: »Er fährt gut und sicher.« Es mag eine Zeit lang dauern, bis sich das Problem durch positive Gedanken ersetzen lässt, aber es funktioniert. |
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Verstärken lässt sich der positive Gedanke durch eine positive Visualisierung: Man stellt sich vor, wie man sich auf ihn freut und ihn liebevoll begrüßt, wenn er glücklich nach Hause kommt. |
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Man kann sich jedes Problem auch als einen roten Luftballon vorstellen. Er ist mit Lachgas gefüllt, man kann ihn also in Gedanken steigen lassen. Immer wenn das Problem wieder auftaucht, kann man den roten Luftballon visualisieren, der schon längst in anderen Sphären schwebt. Probieren Sie es aus! |
Respektvoll miteinander umgehen
Es ist gar nicht so kompliziert, ein vernünftiges und sinnvolles Gespräch mit seinem Partner zu führen, ohne dass es gleich zu Vorwürfen oder Streitereien kommt. Wenn Sie dem Partner oder der Partnerin gegenüber freundlich auftreten, ist das schon einmal eine günstige Voraussetzung für ein konstruktives Gespräch.
Konstruktiv bedeutet, dass man den Partner im Gespräch respektiert.
Dazu gehört auch, dass man klar und freundlich redet und Jammern, Nörgeln und Schreien vermeidet.
Behandeln Sie Ihren Partner so, wie Sie selbst auch gerne behandelt werden wollen. Bauen Sie ihn im Gespräch auf. Hören Sie gut zu und geben Sie zwischendurch ein positives Feedback: »Das ist wirklich eine gute Idee …« Wenn Ihnen etwas nicht klar ist, fragen Sie nach: »Habe ich dich richtig verstanden …?« Falls Kritik angebracht ist, sollte diese aufbauend sein: »Bitte überdenke das noch mal …«. Von Vorteil ist auch, das Ziel des Gesprächs zu klären, damit sich der Gesprächspartner darauf einstellen kann.
Selbstredend, dass man versucht, einen destruktiven Kommunikationsstil zu vermeiden. Bei Übertreibungen, Schuldzuweisungen und Vorwürfen, Lügen und Ausreden wird sich Ihr Partner zurückziehen – und damit ist keinem Gespräch gedient. Belehrungen wie: »An deiner Stelle würde ich …« können den anderen abwerten oder beschämen und bringen das Gespräch nicht weiter, da der Gesprächspartner dann in Abwehrhaltung geht.
Wenn Sie dagegen humorvoll mit dem Problem und liebevoll mit Ihrem Partner umgehen und seine Gefühle achten, schaffen Sie eine positive Gesprächsatmosphäre. Lassen Sie auch Einwände zu und beharren Sie nicht stur auf Ihrem Standpunkt. So finden Sie sicher eine gemeinsame Lösung, die Ihrer Partnerschaft dienen kann.
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Streit vermeiden – vernünftig reden
Verlieren Sie das Ziel nicht aus den Augen: Ein Gespräch soll nicht trennen, sondern Nähe schaffen.
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Sprechen Sie ruhig und freundlich miteinander! |
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Signalisieren Sie durch Ihre Körpersprache Offenheit. |
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Hören Sie interessiert und aufmerksam zu und fragen Sie im Zweifel nochmals nach. |
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Nehmen Sie Ihren Gesprächspartner ernst. |
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Geben Sie Ihrem Gesprächspartner ein Feedback. |
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Drücken Sie Ihre Gefühle aus, ohne zu jammern. |
Einfühlung in den anderen
Dass man mit dem anderen so umgehen sollte, wie man es auch von ihm erwartet, ist eine alte Weisheit.
Aber manchmal scheinen die banalsten Regeln zwischenmenschlichen Miteinanders vergessen zu sein – angefangen bei der Höflichkeit, dass man sich entschuldigt, wenn man jemanden anrempelt, bis hin zu den kleinen Wörtern »bitte« und »danke«.
Auch in Beziehungen nimmt man leider vieles als selbstverständlich: dass er schon mal ein Glas Wein mitbestellt hat, dass sie an seine Lieblingspralinen gedacht hat. Gerade hier sollte man das Danken, auch für Kleinigkeiten, nicht vergessen.
Danken bringt Achtung dem anderen Gegenüber zum Ausdruck, genauso wie ein Lob oder ein ehrlich gemeintes Kompliment.
Ein respektvolles Miteinander sollte in allen Bereichen menschlichen Lebens selbstverständlich sein. Man nennt das soziale und emotionale Kompetenz. Sich vorzustellen, was sich der andere jetzt gerade wünschen, was ihm guttun würde, sich in die andere Person hineinversetzen, sich zu fragen, was sie gerade braucht, ist nicht nur im Berufsleben, sondern noch viel mehr im Privatleben wichtig. Wenn ein Kunde schlecht gelaunt zur Tür hereinkommt, spricht man ihn besonders nett an und fragt ihn nach seinen Wünschen. Wenn die Ehefrau nach einem langen Winterspaziergang mit dem Hund durchfroren nach Hause kommt, freut sie sich sicher darüber, dass er ihr das Wasser in die Badewanne einlässt. Es sind solche kleinen Aufmerksamkeiten, die zählen.
Schauen Sie Ihren Partner, Ihre Partnerin an und fragen Sie sich, wie Sie ihm oder ihr etwas Gutes tun könnten. Falls Ihnen nichts einfällt, fragen Sie! Also: »Schatz, was kann ich dir jetzt Gutes tun?«
Mehr Feingefühl in der Öffentlichkeit
Keiner mag es, vor anderen kritisiert zu werden. Gerade in der Öffentlichkeit, im Restaurant oder bei Freunden reagieren sowohl Männer als auch Frauen empört und abwehrend, wenn sie von ihrem Partnern zurechtgewiesen werden. Auch kleine Belehrungen, wie zum Beispiel über die richtige Handhabung eines Weinglases, können sehr peinlich sein. Man möchte am liebsten im Boden versinken, fühlt sich klein und abgewertet. Man schämt sich in den meisten Fällen weniger für das eigene, vielleicht verbesserungswürdige Benehmen als für die unangebrachte Kritik des Partners.
Jeder Mensch möchte geliebt, geachtet und anerkannt werden. Schenken Sie Ihrem Partner diese liebevolle Aufmerksamkeit!
Wenn dann die Umgebung noch zum Schiedsrichter gemacht wird, die Freunde mit in die Auseinandersetzung einbezogen werden, wird es gänzlich unangenehm. Die Stimmung in der gesamten Gesellschaft kann sich trüben, die Freunde fühlen sich peinlich berührt und nicht nur die Beziehung erleidet dadurch erheblichen Schaden.
Auseinandersetzungen zwischen Partnern, ob große oder kleine Streitereien, gehören daher in die eigenen vier Wände und sollten dort ohne Publikum ausgetragen werden.
Aufmerksamkeit schenken
Neben Rücksichtnahme gehört auch Aufmerksamkeit zur sozialen Kompetenz. Es stört schon die Mitreisenden in der Bahn, wenn jemand laut mit dem Handy telefoniert. Genauso unhöflich ist es, das Handy im Restaurant nicht auszuschalten. Denn zur Höflichkeit gehört, dass man dem anderen voll und ganz seine Aufmerksamkeit widmet. Dass das Handy während eines gemeinsamen Essens ausgeschaltet bleibt, sollte daher selbstverständlich sein.
Soziale Kompetenz ist auch im Geschäftsleben von Bedeutung. Es hat sich längst herumgesprochen, dass Fachwissen alleine, ohne die sogenannten »weichen Fähigkeiten« (Soft Skills) nicht zum Erfolg führen kann. Soziale und emotionale Kompetenz sind im Umgang miteinander unumgänglich! So wirkt es sich positiv aufs Geschäft aus, wenn man dem Kunden eine angenehme Atmosphäre bietet. Wenn beispielsweise ein Kunde eine weite Anreise hatte, bieten Sie ihm sicher einen Stuhl und etwas zu trinken an. In einem langen Meeting werden Sie außerdem für eine gute Bewirtung sorgen.
»Soft Skills« sind nicht nur im Berufsleben von Bedeutung, sondern noch viel mehr in der Partnerschaft.
Behandeln Sie doch auch Ihren Partner oder Ihre Partnerin wie Ihren besten Kunden! Lassen Sie ihn oder sie abends auf dem Sofa entspannen und bringen Sie ihm oder ihr ein Lieblingsgetränk. Erkundigen Sie sich nach seinen oder ihren momentanen Wünschen. Und jetzt sagen Sie nicht: »Aber der andere macht das doch auch nicht für mich!« Vielleicht noch nicht! Doch wenn Sie den Anfang machen – wer weiß, vielleicht zieht Ihr Partner dann bald mit!
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Kommunikation zwischen Partnern findet immer auf der Gefühlsebene statt und sollte daher liebevoll sein. Dazu gehört der respektvolle Umgang miteinander genauso wie der Austausch von liebevollen Gesten und netten Worten. Haben Sie heute Ihrem Partner schon etwas Liebevolles gesagt, beispielsweise einen Satz wie:
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Ich liebe dich. |
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Wegen … tut es mir leid. |
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Ich danke dir für … |
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Schön, dass du … |
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Es macht mich glücklich, dich zu sehen. |
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Es ist schön, deine Stimme zu hören. |
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Ich habe mich den ganzen Tag auf dich gefreut. |
Es gibt keinen Grund, nicht sofort damit zu beginnen. Es können Worte des Dankes, der Liebe, der Entschuldigung genauso sein wie ein aufrichtig gemeintes Kompliment.
Die Kunst, richtig zu fragen
Manche Menschen, insbesondere Frauen, neigen dazu, über Fragen einen Zugang zu ihren Mitmenschen zu suchen, um sich Bestätigung, Feedback oder Anerkennung von ihnen zu holen. In Beziehungen können selbst harmlose Fragen zu Reibereien führen. Sie fragt beispielsweise: »An was denkst du gerade?« Er sitzt in aller Ruhe auf dem Sofa und antwortet: »An nichts.«
Sie bohrt weiter: »Wie kann man an nichts denken! An irgendetwas wirst du doch gedacht haben!« Er wiederholt nur: »An nichts.« Wenn sie klug ist und keinen Streit provozieren will, belässt sie es dabei. Sie wollte ja auch keinen Streit anfangen, sondern einfach nur ein Gespräch mit ihm beginnen. Es war nur leider falsch, das mit einer Frage zu versuchen.
Ein weiterer Klassiker ist die Frage, die in den meisten Fällen von Frauen gestellt wird: »Liebst du mich eigentlich noch?« Bereits die Formulierung lässt erkennen: Sie scheint an seiner Liebe zu zweifeln oder in der Beziehung unzufrieden zu sein. Die Frage kann man sogar als Unterstellung verstehen: »Du liebst mich nicht mehr.« Was aber lässt sie an seiner Liebe zweifeln? Besser, sie würde das klar zum Ausdruck bringen. Beispielsweise so: »Ich habe mich gestern bei der Party überhaupt nicht beachtet gefühlt, du hast dich nur mit den anderen unterhalten. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich Luft für dich. Das hat mich verletzt.«
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Fragen Sie sich selbst
Bevor Sie Ihrem Partner eine Frage stellen, fragen Sie sich bitte erst einmal selbst:
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Was will ich wirklich wissen? |
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Will ich überhaupt eine Antwort? |
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Interessiert mich die Antwort oder will ich nur meine Meinung bestätigt sehen? |
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Bin ich einer ehrlichen Antwort gewachsen? |
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Was ändert sich in meinem Leben, wenn ich die Antwort weiß? |
Wenn Sie vorab über diese Punkte nachdenken, erübrigen sich viele Fragen von selbst!
Ebenso unbefriedigende Antworten bietet das Fragewort »warum«. Er fragt beispielsweise: »Warum hast du zwei offene Milchtüten im Kühlschrank stehen?« Sie sieht kurz von ihrer Zeitung auf und sagt: »Keine Ahnung!« Diese Antwort verärgert ihn, er bricht einen Streit vom Zaun und das Frühstück ist ruiniert. Sie weiß wirklich nicht mehr, warum sie zwei Milchtüten aufgemacht hat, und es interessiert sie auch nicht.
Geschehen ist geschehen. Auch er interessiert sich wahrscheinlich wenig für den Grund. Er wollte lediglich sein Missfallen ausdrücken. Das hätte er mit einem Aussagesatz allerdings besser formuliert: »Ich finde es nicht gut, dass wir zwei offene Milchtüten im Kühlschrank haben.« Hier ist der beste Weg, um Konflikte zu vermeiden: Stellen Sie nicht unbedingt Fragen als Einstieg in ein Gespräch. Überdenken Sie Ihre Frage, vielleicht wollen Sie ja eher etwas mitteilen. Und nicht zuletzt: Hüten Sie sich vor Fragen, deren Antwort Sie vielleicht nicht hören wollen.
Offene und geschlossene Fragen
Wenn Sie genau wissen, was Sie mit Ihrer Frage bezwecken wollen, dann achten Sie darauf, sie auch richtig zu formulieren. Denn oft ist man mit der Antwort unzufrieden und stellt nachträglich fest: Es lag an der Frage selbst. Sie wollen nur ein einfaches Ja oder Nein als Antwort hören? Dann fahren Sie gut mit sogenannten geschlossenen Fragen wie: »Hast du heute Abend Zeit?« – »Schmeckt dir das Essen?« Als Antwort erhalten Sie dann in der Regel ein klares Ja oder Nein. Geschlossene Fragen, die sich mit Ja oder Nein oder mit einem Satz beantworten lassen, führen umgehend zu einer Antwort.
Will man jedoch erreichen, dass der andere im Gespräch mehr aus sich herausgeht, eignen sich offene Frage wie diese: »Was gefällt dir hier am besten?« Wenn man an einem persönlichen Austausch interessiert ist, sollte man, bevor man die Frage stellt, etwas von sich preisgeben.
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Gezielte Fragen und klare Ansagen
Wenn Sie präzise Antworten erwarten, müssen Sie vorher präzise Fragen stellen:
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Geschlossene Fragen sind solche, die nur mit ja oder nein beantwortet werden können und deshalb wenig Information liefern: »Hast du schon gegessen?« |
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Offene Fragen (Wer? Wie? Was? Wann?) bringen mehr Information: »Was hast du gegessen?« |
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Warum-Fragen sind dagegen mit Vorsicht zu gebrauchen, denn sie verursachen häufig Verwirrung oder Streit: »Warum hast du mir dann keine Pizza mitgebracht?« |
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Stattdessen helfen klare Ansagen, die auch über das Wer, Wie, Was, Wann, Wo Auskunft geben: »Wenn du das nächste Mal wieder essen gehst, ruf mich doch bitte an und frag mich, ob du mir eine Pizza mitbringen sollst!« |
»Also, ich fand die Metallskulptur großartig. Was hat dir in der Ausstellung am besten gefallen?«
Diese Fragetechnik lässt dem Gesprächspartner mehrere Möglichkeiten: Er kann in einem Wort oder einem Satz antworten. Und Sie als Fragesteller bekommen die Information, die Sie haben wollen.
Dramen und Machtspiele erfolgreich umgehen
In manchen Beziehungen entwickelt sich aus einer belanglosen Streiterei schnell ein Drama. Das kann am Morgen mit einer nicht zugeschraubten Zahnpasta-Tube anfangen und abends mit dem Streit ums TV-Programm enden. Auffällig ist die Ernsthaftigkeit, mit der diese Kämpfe geführt werden.
Er oder sie wird kritisiert, weil die Wäsche nicht ordentlich zusammengelegt, die Kaffeemaschine nicht ausgemacht, das Werkzeug nicht ordentlich verstaut ist. Die Gründe sind austauschbar. Es geht dabei nie um die Sache an sich! Vordergründig werden Lappalien kritisiert. Dahinter verbirgt sich aber weitaus mehr: Einer will gewinnen, will seinen Status erhöhen. Die Frage ist nur: Wer gewinnt, wer hat das letzte Wort und wer muss klein beigeben?
Für eine Beziehung ist diese Art der Auseinandersetzung zerstörerisch.
Scheinbar geht es ja nur um Kleinigkeiten, deshalb werden solche Reibereien oft nicht ernst genommen.
Aber langfristig wirken sich die ständigen Machtspiele ermüdend und kräftezehrend auf beide Beteiligten aus.
Worum es wirklich geht, bleibt oft ungeklärt. Meist fühlt sich ein Partner in der Beziehung unterlegen, vielleicht ungerecht behandelt oder nicht genug beachtet. Anstatt diesen Punkt zu thematisieren, werden die Spannungen in der Beziehung über Lappalien abreagiert.
Mancher Partner ist auch genervt, wenn er Nörgeleien und Kritik einstecken muss oder das Gefühl hat, dass er es seinem Gegenüber nicht recht machen kann. Ruft der Mann beispielsweise nicht an, ist sie enttäuscht oder genervt, ruft er dagegen zu oft an, fühlt sie sich von ihm kontrolliert. Konfliktpotential scheint überall zu lauern.
Mag sein, dass es diesen »dramatischen Beziehungen« an Abwechslung fehlt. Mangelt es den Partnern an gemeinsamen Erlebnissen und Aktivitäten oder schlicht und einfach an Gesprächsstoff, suchen sie sich eben Ersatzthemen. Und schnell sind sie bei den Lappalien des Alltags angelangt: bei der schimmeligen Wurst oder der abgelaufenen Milch im Kühlschrank.
Dramen und Machtkämpfe schaden einer Beziehung, sie kosten Nerven und sind für beide Beteiligten kräftezehrend. Daher ist es wichtig, hinter den wahren Grund zu kommen. Die Frage: »Was stimmt in unserer Beziehung nicht, dass wir uns ständig über Unwichtiges streiten?« muss jedes Paar für sich beantworten. Dazu bedarf es ruhiger Gespräche mit dem Ziel, gemeinsam das wirkliche Problem zu finden und zu einer Lösung zu kommen.
Gleiche Augenhöhe herstellen
Im Idealfall begegnen sich in einer Beziehung beide Partner auf gleicher Augenhöhe. Die Grundvoraussetzung dazu ist eine innere Haltung, die auf gegenseitigem Respekt und Achtung voreinander basiert. Nur wenn ich den Partner voll und ganz akzeptiere und achte, kann ich auch erwarten, von ihm anerkannt und geachtet zu werden. Diese Haltung schließt Besserwisserei und Bevormundung völlig aus. Es ist auch eine Anmaßung zu glauben, man wisse, was der andere denkt und will oder was gut für ihn ist.
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Ja |
Nein |
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Versucht Ihr Gesprächspartner immer »oben noch eins draufzulegen«? |
○ |
○ |
Legen Sie Ihrem Gesprächspartner immer »oben noch eins drauf«? |
○ |
○ |
Fühlen Sie sich ungerecht behandelt und/oder unterdrückt? |
○ |
○ |
Fühlt sich Ihr Partner, Ihre Partnerin ungerecht behandelt und/oder unterdrückt? |
○ |
○ |
Streiten Sie sich fast täglich wegen absoluter Lappalien? |
○ |
○ |
Können Sie Ihrem Partner nichts recht machen? |
○ |
○ |
Kann er Ihnen nichts recht machen? |
○ |
○ |
Falls Sie mindestens zweimal »Ja« angekreuzt haben, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Partner oder mit Ihrer Partnerin darüber reden, wie Sie beide diese Machtspiele abstellen und auf gleiche Augenhöhe gehen könnten.
Gemeinsame Lösungen
Eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen bedeutet, bei bestehenden Konflikten auf eine gemeinsame Lösung hinzuarbeiten und nicht auf Kosten des anderen einen Sieg anzustreben. Dazu gehört auch, dass man das Problem aus der Perspektive des anderen betrachtet, sich in ihn oder sie einzufühlen versucht und nach seiner oder ihrer Vorstellung über eine mögliche Lösung fragt. Wenn eine Lösung gefunden werden soll, muss sie für beide Partner akzeptabel sein: Der Standpunkt beider Partner muss darin vertreten sein und es muss sich für beide Partner nach einem Gewinn anfühlen. Zur gleichen Augenhöhe gehört die volle Aufmerksamkeit, die man seinem Gegenüber schenkt. Man hört zu und fragt nach, falls man etwas nicht so ganz verstanden hat. Derjenige, der spricht, sollte sich seinerseits vergewissern, dass er richtig verstanden wurde. Falls es Missverständnisse gibt, korrigieren Sie diese. »Da habe ich mich vielleicht nicht richtig ausgedrückt!« ist eine bessere Form als ein vorwurfsvolles »Du hast mich nicht richtig verstanden!«.
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Kritik kann einen geliebten Menschen unabsichtlich verletzen. Sie sollte daher äußerst sparsam eingesetzt werden. |
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Kritik erzeugt in vielen Fällen nicht die beabsichtigte Veränderung. |
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Kritik frustriert und beschämt, auch wenn der Kritisierte das oft nicht zugeben will. |
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Kritik kann Widerstand hervorrufen: »Jetzt erst recht!« |
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Oft ist es daher besser zu schweigen. |
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Wirkungsvoller als Kritik sind nett verpackte, konstruktive Vorschläge – aber keine Belehrungen! |
Ohne Vorwürfe kommt man eher zum Ziel
Vorwürfe sind wie Wurfgeschosse, die den anderen meist auch treffen.
Wenn sie in einer Beziehung zur alltäglichen Kommunikation gehören, werden sie vom »Werfenden« oder »Getroffenen« kaum mehr als solche wahrgenommen. Doch ständige Vorwürfe sind tückisch: Sie können eine Beziehung langsam und kontinuierlich vergiften.
Ein Vorwurf beginnt häufig mit einem verallgemeinernden Begriff wie »immer«, »ständig« oder »nie«. Zum Beispiel: »Immer muss ich deine Wäsche wegräumen!« oder: »Nie trägst du den Müll runter!« Er kann auch als vorwurfsvolle Fragen formuliert sein: »Wolltest du nicht schon längst …?«
Vorwürfe sind nicht dasselbe wie Kritik, denn diese kann ja auch konstruktiv sein. Vorwürfe dagegen sind meist unsachliche Behauptungen.
Sie wirken beschämend und erzeugen beim Gegenüber Wut und Empörung. Oft sind sie als eine Art Erziehungsmittel gedacht, doch in der Regel bewirken sie das genaue Gegenteil: Sie verhärten die Fronten.
Ein Vorwurf ist wie ein harter Ball, der einem zugeworfen wird. Sie haben dabei zwei Möglichkeiten: Entweder Sie fangen den Ball auf oder sie lassen ihn vorbeifliegen. Wenn Sie den »Vorwurfsball« auffangen, begeben Sie sich in eine Position der Rechtfertigung: »Aber ich habe doch erst gestern …« Es folgt ein weiterer Vorwurf, dann eine weitere Rechtfertigung und schon ist ein Streit vom Zaun gebrochen.
Streichen Sie »nie« und »immer« aus Ihrem Wortschatz und kommunizieren Sie respektvoll miteinander.
Vorwürfe sind eine destruktive Art der Kommunikation. Abgesehen davon, dass sich ein Partner dabei mal abreagieren kann, bringen Vorwürfe nichts. Artikulieren Sie daher das, was Sie ausdrücken wollen, auf eine höfliche Art und Weise, etwa in Form einer Bitte. Anstatt: »Nie bringst du den Müll runter« sagen Sie besser: »Könntest du bitte immer dienstags den Müll runterbringen?«
Das dürfte schon eher zu dem gewünschten Ergebnis führen. Manchmal sind Vorwürfe auch als Fragen getarnt: »Wann hast du eigentlich vor, endlich mit dem Kochen anzufangen?« heißt im Klartext: »Du solltest endlich anfangen zu kochen!«
Doch auch ein solcher Befehl klingt nicht gerade schön, geschweige denn motivierend. Eine normale Frage könnte die Lösung sein: »Die Gäste kommen in einer Stunde. Wollen wir mit dem Kochen beginnen?«
Auf eine solche Frage kann der andere vernünftig reagieren und das Gästedinner wird durch keine Konflikte getrübt.
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Achten Sie auf Sätze, die mit »immer«, »wenn«, »nie« beginnen. |
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Viele Vorwürfe stehen im (verneinten) Konjunktiv, wie: »Könntest du nicht mal …« |
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Vermuten Sie nicht hinter jeder Frage einen Vorwurf, sondern antworten Sie klar und freundlich. |
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Lassen Sie sich zu keiner Rechtfertigung hinreißen. |
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Fangen Sie nicht jeden »Wurf« auf, der in Ihre Richtung fliegt. |
Wenn man ständig mit Vorwürfen rechnet, kann es passieren, dass man selbst die banalsten Fragen automatisch als Vorwurf auffasst. Zum Beispiel, wenn sie auf seine Frage: »Hast du meinen Meterstab gesehen?« antwortet: »Ich habe ihn nicht gehabt.«
Wiederholt er seine Frage, kommt womöglich als nächste Antwort: »Was soll ich denn mit deinem Meterstab?« Die Frage ist damit noch immer nicht beantwortet. Stattdessen ist sie sauer über seine vermeintliche Unterstellung, den Meterstab entwendet zu haben. Ein typisches Missverständnis, das darauf beruht, dass man einen schlechten Kommunikationsstil pflegt und auch nicht genau zuhört. Denn die erste Antwort hätte einfach ein »Nein« sein können.
Klarstellen statt unterstellen
Ein enger Verwandter des Vorwurfs ist die Unterstellung, eine Behauptung, hinter der sich ein Vorwurf versteckt. »Du hast den Termin doch absichtlich wieder auf den Samstag gelegt!« bedeutet im Klartext: »Du scheinst den Samstag viel lieber mit deinen Kunden zu verbringen als mit mir.«
Der Angesprochene wird vermutlich sauer auf eine solche Unterstellung reagieren, sicher aber nicht liebevoll im Stil von: »Wie kann ich das wiedergutmachen, mein Schatz?« Wenn sich in einer Beziehung dieser destruktive Kommunikationsstil erst einmal etabliert hat, wird er sich im Laufe der Jahre verhärten und vielleicht sogar noch steigern. Keine guten Voraussetzungen für eine harmonische Beziehung.
Denken Sie daher nach, bevor Sie zum Mittel der Unterstellung greifen. Was wollen Sie wirklich sagen?
Was macht Sie gerade so sauer?
Wandeln Sie Ihre Unterstellung in eine Aussage um. »Mir gefällt es nicht, dass du den Samstag mit deinem Kunden anstatt mit mir verbringst. Kannst du den Termin nicht auf einen andere Tag verlegen?« Dieser Kommunikationsstil wird beim Partner viel eher zu einer entgegenkommenden Antwort führen: »Du weißt, ich arbeite auch nicht gerne samstags. Aber wir konnten keinen anderen gemeinsamen Termin finden. Lass uns dafür am Sonntag was Schönes zusammen machen.«
Auf leere Drohungen verzichten
Hüten Sie sich in Ihrer Beziehung vor Drohungen wie dieser: »Ich schwör dir, wenn du das noch einmal machst, dann ziehe ich aus!« So etwas dürfen Sie nur sagen, wenn Sie es auch ernst meinen; dann müssten Sie gegebenenfalls aber auch wirklich ausziehen. Falls das nicht der Fall ist, handelt es sich lediglich um eine leere Drohung und obendrein um emotionale Erpressung.
Wenn ein Partner leere Drohungen ausspricht, geschieht das oft deshalb, weil er hilflos ist und nicht mehr weiterweiß. Vielleicht sind diesem Druckmittel, das er einsetzt, unzählige Gespräche vorhergegangen, die nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben. Das letzte Mittel scheint die Drohung zu sein. Der emotionale Druck, unter dem er steht, lässt ihn keinen anderen Ausweg mehr sehen.
Drohungen und Druck kommen beim anderen indes nicht gut an.
Fühlt man sich unter Druck gesetzt, kann es sein, dass man panisch reagiert, sich zurückzieht oder angreift. Solche Reaktionen sind nicht förderlich für die Beziehung.
Die einzige konstruktive Lösung wäre ein offenes Gespräch, in dem beide ihre Gefühle zum Ausdruck bringen. Die Botschaft »Ich fühle mich hilflos, ich weiß nicht mehr weiter« könnte der Beginn einer gemeinsamen Lösung sein.
Wirkungsvolle Ich-Botschaften
Eine der effektivsten Methoden, von Vorwürfen und Unterstellungen wegzukommen und Klarheit zu vermitteln, sind Botschaften in »Ich-Form«. Sätze mit »Ich« zu beginnen, ist uns durch unsere Erziehung eigentlich untersagt. Aber in der Kommunikation können Ich-Botschaften kleine Wunder wirken. Sie sprechen dann in erster Linie von sich und offenbaren Ihre Gefühle.
Anstatt in den Vorwurf abzugleiten »Du hörst mir nie zu« und sofort eine aggressive Stimmung heraufzubeschwören, kann die gleiche Botschaft in Ich-Form so lauten: »Ich bin verärgert, weil ich den Eindruck habe …« Damit beschreiben Sie Ihre ganz persönliche Gefühlslage, ohne den Partner direkt anzuklagen.
Die Ich-Botschaft zeigt auch, dass man erst einmal bei sich selbst anfangen soll, bevor man das Verhalten des anderen verändern will. Beispielsweise so: »Ich habe vor, am Samstag meinen Kleiderschrank zu entrümpeln. Der platzt aus allen Nähten.
Magst du mitmachen?« Der Partner fühlt sich nicht gezwungen, jedoch aufgefordert, auch zu entrümpeln.
Die Wirkung in einem Gespräch ist positiver, der Partner hat dann auch die Chance, Ihren ganz persönlichen Eindruck zu korrigieren.
Von Vorteil bei den Ich-Botschaften ist auch, dass Sie sich selbst zunächst im Klaren darüber sein müssen, was Sie wirklich wollen und wo Sie stehen. »Ich komme mit deiner Meinung nicht klar« ist eine andere Botschaft als: »Deine Meinung ist falsch!« Eine Partnerschaft besteht nun einmal aus zwei unabhängigen Personen, die nicht immer einer Meinung sein müssen. In einem liebevollen Gespräch ist immer noch Raum für die Botschaft: »Und dennoch liebe ich dich!«
Wenn ich in der »Ich-Form« spreche, greife ich den anderen nicht an und erspare ihm Vorwürfe. »Du hast es versäumt, die Tickets zu beschaffen.« Dieser Vorwurf könnte sich, in eine Ich-Botschaft umgewandelt, so anhören: »Ich bin enttäuscht darüber, dass wir die Aufführung verpassen. Ich wäre da sehr gerne hingegangen!« Mit dieser Aussage wird für ihn klar, wie wichtig diese Veranstaltung für Sie war. Der Inhalt der Botschaft scheint der gleiche, aber die zweite Botschaft kommt liebevoller an! »Ich kann mit deiner Art, XY zu machen, nicht umgehen« ist wesentlich besser als: »Du nervst mich, weil …« Die Aussage »Ich bin wütend über …« ist weniger vorwurfsvoll als: »Du machst mich wütend!«
Aussprechen statt andeuten
Frauen sind Meisterinnen der indirekten Kommunikation, der versteckten Andeutungen. Beispiel: Sie sagt zu ihm während einer Autobahnfahrt: »Es wäre schön, mal irgendwo anzuhalten!« Bei ihm kommt an: »Es wäre schön, mal irgendwo anzuhalten.« Nicht mehr und nicht weniger. Ihre versteckte Botschaft lautet jedoch: »Ich will, dass du an der nächsten Raststätte anhältst, weil ich Hunger habe.« Um richtig verstanden zu werden, muss eine Nachricht daher möglichst präzise und klar kommuniziert werden.
Drücken Sie sich also deutlich aus und äußern Sie Ihre Wünsche präzise. Sonst fährt er an der nächsten Raststätte vorbei und Sie beschweren sich: »Ich habe dir doch gesagt, du sollst hier rausfahren.« Nein, das haben Sie eben nicht gesagt, sondern nur eine versteckte Andeutung gemacht, die er nicht verstanden hat.
Hilfreich ist es, die eigene Botschaft auf folgende Informationen hin zu überprüfen: Habe ich das Wer, Was, Wann und Wo meines Wunsches klar zum Ausdruck gebracht? Wenn Sie zum Beispiel einen Urlaub planen, könnte die Botschaft so lauten: »Am liebsten wäre mir, wenn wir beide an Pfingsten an den Gardasee fahren. Was meinst du?«
Wünsche und Aussagen konkretisieren
Jeder Mensch, ob Mann oder Frau, tut sich schwer im Gedankenlesen und ist dankbar für präzise Informationen. Wenn sie zu ihm sagt: »Ich wünsche mir, dass du dich mehr um mich kümmerst«, lässt sie ihm alle Möglichkeiten offen. Er kommt ihrem Wunsch nach und wäscht am Samstag ihren Wagen, weil er das unter »Kümmern« versteht. Dabei hat sie sich vielleicht etwas ganz anderes vorgestellt. Sie dachte eher daran, am Wochenende etwas mit ihm zu unternehmen. Dann sollte sie ihren Wunsch auch entsprechend formulieren: »Ich wünsche mir, dass wir am Wochenende zusammen wandern gehen.« Mit diesem konkreten Wunsch kann der Partner etwas anfangen. Und er lässt auch noch Spielraum für seine Wünsche. Die Details können beide gemeinsam planen.
Seien Sie sich klar darüber, was Sie wollen, und kommunizieren Sie das deutlich und freundlich.
Schluss mit den Missverständnissen
Wenn die Kommunikation klar und deutlich verläuft, bieten sich wenige Gelegenheiten für Missverständnisse.
Oft aber tritt man unbeabsichtigt ins Fettnäpfchen. Gerade wenn man sich emotional nahe steht und glaubt, der Partner müsse einen gut kennen, ist man vor alltäglichen Missverständnissen nicht gefeit. Allein die einfache Verabredung, sich gemeinsam einen schönen Abend zu machen, bietet genügend Raum für Fehlinterpretationen. Sie hat sich schick gemacht und freut sich darauf, mit ihm zusammen auszugehen. Er dagegen hat seine bequemste Hose angezogen und hält die Fernbedienung in der Hand. Hier begegnen sich zwei unterschiedliche Vorstellungen eines »netten Abends«. Eine Möglichkeit: Sie lacht, zieht ihr kleines Schwarzes aus, kuschelt sich zu ihm aufs Sofa und es wird noch ein netter Abend.
Beide verständigen sich darüber, das nächste Mal vorher genau zu besprechen, wie der Abend aussehen soll.
Missverständnisse können auch dann auftauchen, wenn man von den eigenen Bedürfnissen auf die des Partners schließt. Er muss um 7 Uhr das Haus verlassen, sie erst um 9 Uhr. Sie frühstückt nur ungern alleine und glaubt, dass es ihm auch so geht. Daher steht sie extra früh auf, um mit ihm zusammen zu frühstücken. Er jedoch möchte diese frühe Stunde lieber allein genießen, braucht nur seinen Kaffee und eine Zeitung, um zufrieden zu sein. Erst als Streit aufkommt, weil sie sich mit ihm unterhalten will, während er seine Zeitung liest, wird klar, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt.
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Missverständnissen vorbeugen
Missverständnisse können aus zwei Gründen entstehen: Man hat sich missverständlich ausgedrückt oder der andere hat etwas falsch aufgefasst. So können Sie vorbeugen:
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Überfordern Sie Ihren Gesprächspartner nicht durch zu viele Informationen. Lassen Sie Unwichtiges beiseite. |
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Fragen Sie lieber nach »Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«, bevor Ihr Gesprächspartner etwas falsch verstehen könnte. |
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Vermeiden Sie Vorwürfe, machen Sie lieber konstruktive Vorschläge. |
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Äußern Sie klar und deutlich, was Sie genau meinen. |
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Kommen Sie auf den Punkt! Sprechen Sie nicht »durch die Blume«. Umschreiben Sie nichts. |
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Vermeiden Sie unnötige Auseinandersetzungen. Lohnt es sich wirklich, sich wegen Kleinigkeiten zu streiten? |
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Seien Sie großzügig! Ignorieren Sie Lappalien, zeigen Sie Humor. |
Um Missverständnisse im Vorfeld zu vermeiden hilft es nachzufragen: »Siehst du das auch so wie ich?«
Oder: »Habe ich dich richtig verstanden?« Bei den meisten Missverständnissen handelt es sich um Kleinigkeiten und es lohnt sich wirklich nicht, sich deswegen zu streiten.
Auf Lügen lässt sich gut verzichten
Wer behauptet, nie zu lügen, der lügt. Man schwindelt, um den anderen nicht zu verletzen, indem man beispielsweise sagt: »Das Essen war wirklich gut!«, obwohl es einem nicht geschmeckt hat. Endet der Satz womöglich noch mit »ehrlich!«, wird die Lüge gleich auf dem Silbertablett serviert. Das Motiv ist in diesem Fall meist Höflichkeit, man möchte den Gastgeber nicht vor den Kopf stoßen. Vielleicht geniert man sich auch, weil man der Einzige ist, dem das Essen nicht geschmeckt hat.
Oder man möchte einer unbequemen Diskussion aus dem Weg gehen und zieht sich mit einer Lüge aus der Affäre. Oder man versucht mit einer Lüge einen Fehltritt zu vertuschen, vielleicht um die Beziehung nicht aufs Spiel zu setzen.
Lügen bedeutet mentale und körpersprachliche Schwerstarbeit. Man muss sich ein ganzes »Lügengespinst« ausdenken, die erfundene Geschichte hieb- und stichfest konstruieren und immer wieder aufpassen, dass man sich nicht selbst verrät. Für den Lügner bedeutet es zudem Stress, sich durch seine Körpersprache nicht zu verraten, locker zu bleiben, den Blickkontakt zu halten, sich nicht an die Nase zu fassen (siehe >). Und wenn der Lügner Pech hat, verrät ihn seine Stimme, sein roter Kopf oder eine winzige Geste, die der Partner, der ihn gut kennt, entschlüsseln kann.
Ersparen Sie sich diesen Stress. Haben Sie den Mut, die Wahrheit zu sagen. In den meisten Fällen ist sie wesentlich leichter zu ertragen als die Last der Lüge.
Keine faulen Ausreden
Ausreden sind die eher harmlosen kleinen Schwestern der Lügen. Sie sind Teil der normalen Kommunikation, Teil unserer schlechten Gewohnheiten und werden schon gar nicht mehr als Lügen wahrgenommen – wir haben uns an sie gewöhnt. Wer hat nicht schon mal eine Erkältung, einen Termin oder ein längeres Meeting vorgeschoben, um unangenehmen Pflichten, wie beispielsweise Familienfeiern, zu entgehen? »Ich kann nicht mit dir essen gehen, ich muss heute Abend noch arbeiten«, »Ich stehe noch im Stau« oder »Bei dir war ja ständig besetzt« – all das sind beliebte Ausreden, mit denen man sich Vorwürfe oder Auseinandersetzungen ersparen möchte.
Verzichten Sie lieber auf solche Mogeleien, wenn Ihnen daran gelegen ist, sich dem Partner gegenüber Ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren.
Doch soll man wirklich ehrlich sagen, dass man sich lieber aufs Sofa legen und seine Ruhe haben will als mit dem Partner auszugehen? Ja, sicher! Die Wahrheit bereitet schlussendlich weniger Stress. Aussagen wie: »Liebling, ich brauche einfach mal meine Ruhe« oder: »Ich habe heute keine Lust, essen zu gehen« mögen im ersten Moment etwas unsensibel klingen, aber wenn sie der Wahrheit entsprechen, ist der Partner doch sicher froh, nicht angelogen zu werden. So viel Ehrlichkeit kann eine Beziehung schon verkraften. Trennen wir uns von den schlechten Gewohnheiten der Ausreden und fallen wir auch nicht auf die der anderen herein.
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Lügen und Ausreden sind wie eine schlechte Gewohnheit. Wir nehmen sie täglich in den Mund und denken uns selten etwas dabei. Aber sie können unseren Beziehungen schaden. Darum brechen Sie mit dieser schlechten Gewohnheit!
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Vermeiden Sie Lügen, auch kleine Notlügen und Ausreden. |
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Beginnen Sie Ihre Sätze nicht mit »eigentlich«. Das Wort lässt vermuten, dass eine Unwahrheit folgt, oder drückt zumindest eine Unsicherheit aus. |
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Stehen Sie zur Wahrheit, auch wenn es anfangs schwerfällt. |
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Entschuldigen Sie sich gegebenenfalls für Ihre Lüge. |
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Lassen Sie sich nicht in die Lügengespinste anderer einspinnen. |
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Lügen Sie nicht für andere, auch nicht für Ihren Partner. |
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Fallen Sie nicht auf die Ausreden Ihrer Mitmenschen herein. Sagen Sie einfach: »Das glaub ich dir jetzt nicht.« |
Beredtes Schweigen
Auch Schweigen ist eine Kommunikationsform. Eine, über die sich viele Frauen beklagen. Denn es scheint in Beziehungen wesentlich mehr schweigsame Männer als Frauen zu geben. Gar kein Gespräch zu führen, sich am Frühstückstisch anzuschweigen empfinden Frauen als unhöflich, wenn nicht gar bedrohlich.
Wenn der Mann schweigt, ist die Frau zunächst einmal verunsichert: »Habe ich was falsch gemacht, ist er vielleicht sauer auf mich?« Später fühlt sie sich missachtet und lieblos behandelt.
Doch wenn Männer nicht reden wollen, sollte die Frau dieses Schweigen nicht gleich auf sich beziehen.
Nett wäre allerdings, wenn der Mann ihr das auch kurz verständlich macht: »Ich brauche eben mal Ruhe, hat aber nichts mit dir zu tun!«
Schweigen kann also je nach Person oder Situation verschiedene Gründe haben: Die einen scheinen wirklich nichts zu sagen zu haben, die anderen brauchen einfach Zeit für sich.
Für die meisten Männer stellt das eigene Schweigen jedenfalls kein Problem dar, verstehen sie sich doch mit ihren Freunden auch ohne Worte.
Viele männliche Aktivitäten wie gemeinsames Angeln oder Motorradfahren kommen so gut wie ohne Gespräche aus. Wenn Frauen dagegen nichts sagen, haben sie meist ganz andere Gründe als ihre Partner. Für Frauen ist Schweigen oft gleichbedeutend mit Strafen. Sie ziehen sich schmollend zurück (siehe >) und wollen damit ihren Partner aufrütteln. Wobei der Versuch häufig fehlschlägt, weil er ihre Absicht nicht errät und sich durch Ruhe ohnehin nicht bestraft fühlt. Er merkt nur, dass irgendetwas nicht stimmt.
Wenn Männer schweigen, sind Frauen oft verunsichert – meist ohne Grund.
Aktiv zuhören
Menschen schweigen auch, wenn sie unter Schock stehen. Es gibt wirklich schlimme Nachrichten, die einen völlig verstummen lassen. Steht der eine Partner unter Schock, wäre es hilfreich, wenn der andere Partner ein Gespräch in Gang bringen könnte. Anstatt hierbei auf den schweigenden Partner einzureden, ist es besser, aktiv zuzuhören. Als Gesprächspartner kann man zunächst die Körpersprache des Schweigenden beobachten. Sitzt die Frau mit verschlungenen Armen zusammengekauert auf dem Sofa, signalisiert sie: »Ich kann oder will momentan nicht reden.« Will er sie aus der Reserve locken, sollte er einfach nur da sein und ihr kurz rückmelden, was er wahrnimmt: »Ich sehe ja, dass es dir schlecht geht!« Sobald Sie ihn ansieht, ist auch ihrerseits ein Kontakt hergestellt. Dann kann er behutsam nachfragen: »Magst du mir erzählen, wie du dich fühlst?« Falls sie ihr Schweigen bricht, sollte er ihr gut zuhören und sie reden lassen. Falls sie noch nicht reden möchte, sollte er seine Bereitschaft zum Zuhören signalisieren. »Wenn du mich brauchst, sag mir Bescheid, ich bin für dich da!«
Frauen im Schmollwinkel
Womit die meisten Männer so gar nicht klarkommen, ist der beleidigte Rückzug der Frauen. Männer können eher mit klaren Worten oder sogar Aggressionen umgehen, aber das weibliche Schmollen ist ihnen fremd.
Wenn sie sich dann aber beleidigt zurückzieht und seine Frage »Was hast du?« mit »Nichts!« beantwortet, ist er verunsichert. Er sieht ja, dass etwas nicht stimmt, aber er kommt nicht an sie heran.
Schmollen kann ein Ausdruck von versteckter Aufforderung sein. Frau schmollt, wenn sie gekränkt oder hilflos, verzweifelt oder wütend ist.
Sie zieht sich dann zurück, weil sie nicht in der Lage ist, ihre wirklichen Gefühle zu artikulieren, ihr fehlen die Worte. So sucht sie einerseits den Rückzug, erwartet aber andererseits von ihrem Partner, dass er sie tröstet. Dieser ist hilflos, versteht ihre Reaktion nicht und zieht sich meist ebenfalls zurück. Worauf sie sich wiederum verlassen und unverstanden fühlt.
Reagieren statt schmollen
Wesentlich besser als zu schmollen ist es, auf ein verletzendes Verhalten des Partners sofort zur reagieren: »Ich fühle mich verletzt und mir fehlen die Worte« wäre schon mal ein Anfang. Dann läuft man auch nicht Gefahr, dass das Gespräch mit dem Partner abreißt.
Wenn Sie also gekränkt sind, weil Ihr Partner etwas Falsches getan oder gesagt hat, reagieren Sie sofort: »Das hat mir nicht gefallen.« Zum einen muss man dem Partner die Gelegenheit geben, dass er in der Beziehung dazulernt. Zum anderen sollte man ihn – am besten sofort – darüber informieren, dass man sein Verhalten als Fehlverhalten sieht. »Das gefällt mir nicht!« ist eine klare Aussage.
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Gibt es Verhaltensweisen, Äußerungen, Vorwürfe, Redewendungen, Schimpfworte oder Ähnliches, die Sie selbst gerne einstellen würden? Dann ab damit in die Kiste!
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Definieren Sie den Satz, das Wort, das Sie gerne aus Ihrem täglichen Repertoire streichen würden. |
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Visualisieren Sie in Gedanken eine leere Schachtel. |
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Stellen Sie sich vor, wie sie diesen Satz oder dieses Wort auf einen Zettel schreiben. Falten Sie den Zettel, legen Sie ihn in die Schachtel und schließen Sie den Deckel. |
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Packen Sie die Schachtel in Gedanken ein. Wählen Sie eine Farbe für das Papier. Binden Sie die Schachtel mit einem Band zu. Wählen Sie eine Farbe für das Band. Machen Sie eine Schleife. |
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Holen Sie sich dieses Bild von der Schachtel jedes Mal vor Ihr inneres Auge, wenn Sie wieder versucht sind, diesen Satz oder das Wort zu sagen. Denken Sie daran, dass der Satz Ihren Mund nicht verlassen kann, da er sich eingeschlossen in einer Schachtel befindet. Schon bald verknüpfen Sie diesen Satz mit dem Bild der Schachtel und werden ihn nicht mehr gebrauchen. |
Um von Schmollen auf sofortiges Reagieren umzustellen, braucht man allerdings etwas Übung. Versuchen Sie es beim nächsten Mal damit: Anstatt sich schmollend zurückzuziehen, geben Sie ein deutliches »Ich bin jetzt sauer!« von sich. Oder: »Ich bin wütend auf dich, lass mich für eine Weile in Ruhe!« Dann weiß Ihr Partner, woran er ist. Versuchen Sie nicht, Ihre Reaktion zu rechtfertigen.
Sie haben das Recht, auch mal Protest zu äußern. Gestehen Sie sich dieses Recht zu. Für Ihren Partner ist das weitaus besser als ein schmollender Rückzug.
Definieren Sie für sich selbst, wie lange sie gedenken, sauer zu sein.
Eine Stunde dürfte in vielen Fällen reichen, vielleicht auch zwei. Oder Sie lassen fürs Erste offen, wann Sie wieder ansprechbar sind, und sagen Ihrem Partner nur: »Lass mich bitte vorerst in Ruhe, ich melde mich wieder bei dir!« Damit haben Sie bereits die Weichen für eine Versöhnung gestellt.
Wut bindet, Vergebung heilt
Falls Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin einen ungelösten Konflikt haben, wird sich dieser sicher nicht von allein in Luft auflösen. Suchen Sie das Gespräch mit ihm oder ihr. Versuchen Sie, in einer ruhigen Atmosphäre sachlich zu reden.
Falls etwas vorgefallen ist, was sich nicht mehr rückgängig machen lässt, und falls Ihr Partner oder Ihre Partnerin Ihnen nach wie vor wichtig ist, suchen Sie für sich den Weg der Vergebung. Sie alleine können verzeihen, ob mit oder ohne Entschuldigung. Allein Ihre innere Einstellung kann darüber entscheiden, ob Sie ihm oder ihr eine neue Chance geben und Vergangenes vergangen sein lassen. Sagen Sie sich immer wieder: »Ich habe ihm oder ihr vergeben und denke nicht weiter über Vergangenes nach.« Allein durch Ihre Haltung kann ein Prozess der Heilung beginnen und Sie haben die Chance, wieder von vorne anzufangen.
Jeder hat das Recht, auch mal zu protestieren. Gestehen Sie sich das ruhig zu.
Teilen Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin Ihre Entscheidung mit und schließen Sie das vergangene Thema damit ab.
Von alten Gefühlen loskommen, neue Gefühle zulassen
Manche Beziehung ist indirekt beeinflusst von ungelösten alten Beziehungen. Falls Sie beispielsweise immer noch wütend oder sauer auf Ihren Ex-Partner sind, sollten Sie sich von dieser Wut befreien. Sie haben eine alte Beziehung erst dann aufgearbeitet, wenn Sie so gut wie nicht mehr an Ihren Ex-Partner denken. Solange Sie wütend sind, sind Sie noch gebunden, denn auch negative Gefühle erzeugen Bindungen.
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Ein Dank an den Ex-Partner
Um mit Ihrem Ex-Partner endlich ins Reine zu kommen, ersetzen Sie für einen Moment die negativen Erinnerungen durch Erinnerungen an die guten Momente Ihrer Beziehung. Das Negative fällt uns schnell ein, das Positive braucht eine Weile. Machen Sie eine Liste mit der positiven Bilanz, eine Liste des Dankes. Sie glauben, da gibt es nichts? Aber sicher! Nehmen Sie sich Zeit, setzen Sie sich hin und schreiben Sie auf, für welche Erlebnisse, Erfahrungen und Momente Sie ihrem Ex-Partner dankbar sind. Möglicherweise hilft Ihnen als Einstieg eine der folgenden Satzeinleitungen:
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»Wir hatten zusammen Spaß, wenn wir …« |
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»Am Anfang der Beziehung gefiel mir …« |
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»Ich möchte dir dafür danken, dass …« |
Auch hier gibt es nur einen Weg, um sich von Hass und Wut zu trennen: den Weg der Vergebung. Als Erstes sollten Sie dabei sich selbst vergeben: Seien Sie nicht länger wütend auf sich selbst. Jede Trennung geht sowohl mit Selbstvorwürfen (»Hätte ich doch nicht …«, »Wäre ich doch nur …«) als auch mit Enttäuschung, vielleicht auch Wut und Hass auf den Ex-Partner einher. Vergebung bedeutet nichts anderes, als sich mit seiner eigenen Vergangenheit zu versöhnen, sich und dem anderen Fehler zuzugestehen und mit der Vergangenheit abzuschließen. Hilfreich ist dabei eine positive und dankbare Sichtweise auf Vergangenes.
Bedanken Sie sich bei Ihrem Ex-Partner für alles, was er Ihnen gegeben hat. Sie können diesen Dank leise für sich selbst denken oder ihm einen Brief schreiben, den Sie jedoch nicht unbedingt abschicken müssen.
Wichtig ist nur, dass Sie den Dank ernst meinen. Sie werden sehen, Dank hilft Ihnen loszulassen, während Ärger und Wut die alte Verbindung aufrechterhalten. Wollen Sie diese Beziehung nicht endlich loslassen? Dann sind Danken und Verzeihen der erste Schritt. Sie werden sehen: Ihre negativen Gefühle können sich endlich auflösen und Ihre Wut verfliegt. Erst dann sind Sie in Ihrer jetzigen Beziehung frei.
Danken und Verzeihen sind der erste Schritt, um das Gestern loszulassen und frei zu werden für das Heute.
Liebe geht so einfach …
… nachdem Sie erst einmal Ihren Beziehungsballast abgeworfen haben. Sie haben etwa gelernt, sich von übertriebenen Erwartungen und romantischen Sehnsüchten zu trennen, und akzeptieren Ihren Partner jetzt so, wie er ist. Sie haben sich vom Alltagsstress verabschiedet und konzentrieren sich lieber auf gemeinsame Aktivitäten. Und anstatt sich über Kleinigkeiten zu streiten oder sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, kommunizieren Sie auf jetzt gleicher Augenhöhe.
Auch Eifersucht und Kontrolle des anderen sollten in Ihrer Beziehung kein Thema mehr sein – Sie begegnen Ihrem Partner mit Wohlwollen und Vertrauen. Denn in einer gesunden Beziehung braucht jeder seine Freiräume. Wenn beide Partner diese richtig nutzen, bringt das mehr Lebendigkeit und Nähe in die Beziehung. Schenken Sie Ihrem Partner auch Zeit und Aufmerksamkeit, sodass er sich wirklich wertgeschätzt und geliebt fühlt.
Sie haben es sicher erkannt: Von dem einem geliebten Menschen darf man nicht zu viel erwarten. Machen Sie nicht Ihren Partner für Ihr eigenes Glück verantwortlich und erwarten Sie nicht, dass er all Ihre Bedürfnisse befriedigt. Freuen Sie sich stattdessen, dass Sie ihn gefunden haben, den Menschen, der Sie liebt und der sich von Ihnen lieben lässt, mit dem Sie sich verstehen und mit dem Sie zusammen lachen können.
Halten Sie ihn fest und tragen Sie ihn auf Händen!
Liebe geht einfach, wenn uns erst einmal klar wird, wie wertvoll der Mensch ist, der sein Leben mit uns teilt. Wir sollten wertschätzen, was wir an ihm haben, und ihn so annehmen, wie er ist, mit seinen Ecken und Kanten und all den kleinen Macken, die ihn letztlich so liebenswert machen. Wenn wir dabei unseren Humor behalten und ab und zu ein Auge zudrücken, dann kann Liebe tatsächlich ganz einfach sein.