Molin Fackelhalter
Ein guter Jahrgang
Duane McGowen
Es sprach sich herum, daß in Freistatt allmählich wieder bürgerliche Wohlhabenheit einkehrte. Die Schreckensherrschaft seit den Aufständen während des Seuchenalarms(8) gehörte schon fast der Vergangenheit an, da die verschiedenen kriegerischen Faktionen, die Freistatt in Zonen aufgeteilt hatten, sich aufgelöst oder die Stadt für gewinnträchtigere Kämpfe verlassen hatten. Die Straßen schienen in letzter Zeit verhältnismäßig friedlich zu sein, und die Lage schien sich zu normalisieren. >Schien< war in beiden Fällen das treffende Wort.
Keinen Zweifel gab es jedoch, daß die Wirtschaft einen Aufschwung nahm. Sowohl Beysiber wie Rankaner schienen Diplomatie militärischen Aktionen und Krawallen vorzuziehen. Die Terrorisierung durch die Vobfs, welche die Wirtschaft nahezu zum Stillstand gebracht hatte, gab es so gut wie nicht mehr. Gerüchte, die man glauben mochte oder nicht, besagten sogar, daß Zip, der ehemalige Führer der Volksfront für die Befreiung Freistatts, jetzt sogar von Amts wegen für die Sicherheit auf den Straßen verantwortlich war. Zwar hielten viele gerade dieses Gerücht für unglaubhaft, aber daran bestand kein Zweifel, daß die Nächte nunmehr frei waren von terroristischen Anschlägen und daß keine jugendlichen Banditen mehr während des Tages in Läden, Verkaufsstände und Schenken kamen, um von den eingeschüchterten Geschäftsleuten und Wirten Schutzgelder zu kassieren.
»Freistatt ist endlich, was Freistatt sein sollte«, waren die Kaufleute sich jetzt einig, denn sie profitierten am meisten vom Aufblühen der Stadt. Arbeiter und Handwerker, die von Molin Fackelhalter zum Mauerbau in die Stadt geholt worden waren, übten nun hier ihr Handwerk aus und trugen mit ihrem Lohn zur wachsenden Wohlhabenheit der Kaufleute bei, da Kauf und Verkauf zur Stütze von Freistatts aufstrebender Wirtschaft wurden. Die geschäftstüchtigsten Unternehmer sahen sich in Freistatt nach lukrativen Investitionen um. Die Stadt, die man einst als »Anus des Reichs« erachtet hatte, war jetzt der Ort, wohin sich vorausschauende Geschäftsleute dieses nun zerfallenden, von Kriegen gebeutelten Reiches wandten, um ein neues Leben aufzubauen.
Das traf auf viele Flüchtlinge aus dem unruhigen Ranke zu, die gutes Geld bezahlten, damit die Karawanenmeister sie durch die Wüste zu jener Hafenstadt unter der Herrschaft des rankanischen Prinzen Kadakithis und seiner beysibischen Gemahlin Shupansea brachten. Einige der Flüchtlinge hatten Verwandte unter der rankanischen Bevölkerung, die sie aufnahmen und ihnen aushalfen. Andere, wie Mariat, hatten diesen Vorteil nicht. Da es auch sonst niemanden mehr gab, an den sie sich hätte wenden können, hatte Mariat ihre drei Enkelkinder, die einzigen Überlebenden ihrer einst mächtigen und sehr wohlhabenden Familie, nach Freistatt gebracht, um dort ein neues Leben aufzubauen. Sie blickte optimistisch in die Zukunft, obgleich sie sich nur auf ihre Tatkraft und ihren Verstand verlassen konnte.
Beim Basartor hielt sie ihren Wagen an. Kendrick, ihr ältester Enkel, der den anderen Wagen lenkte, folgte ihrem Beispiel. Kendrick und seine Schwester Darseeya achteten wachsam darauf, daß sich niemand unbefugt den Wagen näherte. Zwar war der Junge erst vierzehn und das Mädchen zwölf, doch die vergangenen Ereignisse hatten sie über das normale Maß reifen lassen. Sie wußten, daß niemand die Ladung der beiden Planwagen sehen sollte, denn sie war die Zukunft von Mariats Familie.
Während ihre beiden ältesten Enkel aufpaßten und der jüngste hinten im Wagen schlief, ließ Mariat den Blick durch den Basar nach dem sichersten Weg hindurch zur besseren Wohngegend von Freistatt schweifen. Ihre kleine Gruppe bildete eine Insel regloser Ruhe in einem Meer hektischer Regsamkeit. Um sie herum raschelten die farbenprächtigen Röcke der S'danzo; Händler priesen lautstark Interessenten ihre Ware an; Garnisonssoldaten schritten kühn mit vielleicht nur scheinbarer Zielsstrebigkeit durch die Menge; da und dort sprachen Bettler die Leute an, und Taschendiebe bemühten sich, sich bei ihrer Arbeit nicht erwischen zu lassen. Das Blöken, Meckern und Wiehern der Tiere in ihren Pferchen unterschied sich nicht sehr von dem Lärm, den die Händler, Käufer und Diebe im Basar machten.
Es war nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten, daß sich Mariat außerhalb ihres Elements fühlte. Sie strich durch ihr graues Haar, das zusehends weißer wurde, seit ihr früheres Leben zu einem abrupten, blutigen Ende gekommen war. Es war dieser Frau von mittleren Jahren nie in den Sinn gekommen, ihrem Haar die Farbe der Jugend künstlich zurückzugeben, wie es unter den Damen ihrer früheren Gesellschaftsschicht gang und gäbe gewesen war. Sie trug ihr graues Haar wie ein Ehrenzeichen, das jedem im Alter zustand. Ihre Tatkraft und positive Einstellung verliehen ihrem Gesicht und ihrer Haltung immer noch Jugendlichkeit und Anmut, trotz des Grauens, das ihr vor kurzem auferlegt worden war.
Sie war eine hochgewachsene, schlanke und sympathische Frau Mitte Fünfzig, mit aufrechter Haltung und dem kultivierten Benehmen und Charme einer Dame von Stand, die sie vor wenigen Monaten noch gewesen war.
Der erste Anblick von Freistatt hatte Mariat beeindruckt: die neue hohe Stadtmauer in der Morgensonne. Jetzt jedoch, während sie das Chaos und den Tumult des Basars vor sich hatte, nagten wieder Zweifel wie boshafte kleine Dämonen an ihr. Eine solche Gegend war einer Dame der oberen Gesellschaftsschicht von Ranke völlig fremd.
»Ah, da seid Ihr ja, Madame!« rief ein freundlicher und angenehmer Bariton, zu dem Mariat während ihrer Reise hierher Zuneigung gefaßt hatte.
Sie drehte sich um und sah den Spielmann Sinn durch die Menge auf sie zukommen. Während er sich zwischen zwei fetten Männern hindurchzwängte, die um den Preis eines Huhnes feilschten, hielt seine Rechte geschickt einen Straßenjungen davon ab, sich seine Börse anzueignen. Der bärtige braunhaarige Barde blickte leicht amüsiert auf den zitternden Bengel. Der kleine Bettler/Dieb staunte noch über die Flinkheit, mit der dieser Fremde ihn erwischt hatte, und erwartete nun verstört, der Wache zur gerechten Strafe übergeben zu werden. Aber Sinn lächelte ihn statt dessen an und drückte ihm ein Silberstück in die schmutzige Hand.
»Und jetzt hinweg mit dir«, warnte er ihn. »Und daß du mir deinen Freunden nicht erzählst, ich sei leicht auszunehmen, denn sonst finde ich dich und hänge dich an die Stadtmauer!«
Als der Spielmann den Jungen laufen ließ und ihm nachblickte, wie er in der Menge verschwand, lächelte Mariat und dachte, wie typisch eine solche Großzügigkeit für diesen Mann war. Sie und ihre Enkel hatten ihn, als er mit ihnen in der Karawane von Ranke hierher reiste, kennen und lieben gelernt.
Der Barde hatte sich voll Zuneigung der drei Kinder angenommen, er hatte mit ihnen gespielt und sie jeden Abend in den Schlaf gesungen. Mariat war sehr froh darüber, denn er war der einzige Mann mit gutem Einfluß auf die Kinder, seit deren Vater, ihr Sohn, durch Gewalt sein Leben hatte lassen müssen. Aus irgendeinem Grund hatte Sinn Gefallen an ihrer Familie gefunden, sich ihnen angeschlossen und sich während der Karawanenreise um sie gekümmert.
Nun kam der Barde zu ihrem Wagen. Nachdem er die Pferde getätschelt hatte, lächelte er zu der Frau empor, die ihre Zügel hielt.
»Ich glaube, ich habe eine passende Unterkunft für uns gefunden, Madame«, sagte er höflich und vergnügt. Obwohl Mariat keinen Anspruch mehr auf einen Titel hatte, behandelte Sinn sie mit der Höflichkeit und dem Respekt, der einer Edelfrau zustand. Das machte den charismatischen Spielmann nicht nur noch liebenswerter, sondern war auch ein Quell für sie, der ihr Kraft und Zutrauen gab und ihre Hoffnung stärkte, daß sie imstande sein würde, durchzuführen, weshalb sie nach Freistatt gekommen war.
»Herauf mit Euch, Freund, setzt Euch zu mir«, forderte Mariat ihn auf. »Und führt uns zu der Unterkunft, die Ihr gefunden habt. Ich bin ausgetrocknet und reisemüde und möchte gern ein richtiges Bad nehmen und ein ordentliches Mahl essen.«
»Ihr werdet beides bekommen und mehr«, versicherte ihr Sinn und legte seine Mandoline behutsam zwischen Mariat und sich, um sicherzugehen, daß ihr nichts passierte. Schließlich verdiente er mit diesem Instrument seinen Lebensunterhalt. Dann wies er Mariat den Weg zu dem Gasthaus, das er gefunden hatte, und Kendrick folgte mit dem zweiten Wagen.
In dieser Nacht konnte Mariat sich in einem bequemen Bett in einem eigenen Zimmer entspannen. Es war die erste wirkliche Erholung seit vielen Wochen. Der Gasthof, den Sinn entdeckt hatte, hieß »Warmer Kessel« und war ein malerisches Haus in einem guten Viertel. »Gut« bedeutete in diesem Fall, daß es sich weder in Abwind noch im Labyrinth befand. Obwohl sie erst einen Tag in der Stadt waren, hatte Mariat bereits gehört, daß anständige Leute diese beiden Rattenlöcher wie die Pest mieden.
Die Wirtsleute des Warmen Kessels waren ein freundliches, älteres ilsigisches Ehepaar. Shamut und Dansea, seine Gattin, bewirtschafteten den Warmen Kessel bereits lange, ehe die Rankaner in die Stadt gekommen waren, und ihr Haus blieb vom größten Teil der freistättischen Unruhen verschont, was hauptsächlich daran lag, daß sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten und ihr Haus ehrlich betrieben.
Das Paar fragte seine Gäste nicht aus und erwartete seinerseits keine Schwierigkeiten von ihnen. Shamut war außerordentlich hilfreich gewesen, Mariats größte Besorgnis zu beruhigen. Die Ladung ihrer Wagen, die sie während der Überquerung des Gebirges und der Wüste wie ihr Herzblut bewacht hatte, war nun sicher in den verschlossenen Gewölben von Shamuts Kellern untergebracht. Der ilsigische Wirt hatte ihr auch Kaufleute und Händler empfehlen können, an die sie sich wegen Investitionen wenden konnte. Zu guter Letzt hatte er ihr obendrein noch den Namen des Mannes genannt, zu dem sie sich begeben mußte, um sich über die Möglichkeit zu erkundigen, Land um Freistatt zu kaufen, und über die Preise: Molin Fackelhalter, der rankanische Priester und oberste Beamte der Stadt.
Da ihre Enkel und ihre Ware nun sicher untergebracht waren, suchte Mariat ihren ersten ruhigen, erholsamen Schlaf seit Monaten. Doch ehe sie ihn fand, weckte die Erinnerung die Geister ihrer alptraumhaften Vergangenheit.
Sie glitt in ihr Leben vor neun Monaten zurück. Ihr Gemahl, Kranderon, hatte das größte und namhafteste Weingut von ganz Ranke betrieben - die Aquinta-Weinkellerei. Aquinta war eine westliche Provinz Rankes, und ihre Weinberge brachten die besten Trauben für guten Wein hervor. Kranderons Familie hatte ein eigenes Handelsreich aufgebaut mit ihrem Wein, der der edelste und beste überhaupt war, der Nektar für Kaiser und Könige, und Leute mit auserlesenem Geschmack wußten ihn zu rühmen von Mygdonien ganz im Norden bis Freistatt im Süden.
Mariat, die aus einem kleineren Adelshaus in Ranke stammte, hatte den forschen jungen Kranderon geheiratet, den Erben des Aquinta-Weinimperiums. Fast vierzig Jahre lang war ihr Leben angenehm, kultiviert und aristokratisch gewesen. Sie war an die erleseneren Dinge des Lebens gewöhnt gewesen, hatte Bälle, Abendgesellschaften und Weinfeste gegeben. Der ehemalige rankanische Kaiser Abakithis hatte ihr Weingut oft persönlich besucht, um eine Auswahl für die Aufstockung seines Weinkellers zu treffen. Er hatte Kranderon und Mariat sehr geschätzt.
Aber bedauerlicherweise kommt es vor, daß Kaiser das Zeitliche segnen und Kaiserreiche in andere Hände übergehen. Theron, der neue rankanische Kaiser, war zwar ein brillanter Stratege, hatte jedoch nicht viel übrig für die Feinheiten von Kultur und Etikette. Er zog Bier in großen Mengen einer feinen Auswahl erlesener Weine nennenswerter Jahrgänge vor.
Und Kranderon, weitblickend in geschäftlichen Dingen, war kurzsichtig in politischen und militärischen.
Als das Rankanische Reich durch Intrigen, Aufstände und Verrat auseinanderfiel, wechselten die ehemaligen Verbündeten und Freunde Abakithis' in Therons Lager, versicherten ihn ihrer Loyalität und leugneten jegliche Verbindung zum ehemaligen Kaiser, der sie als Freunde und Ebenbürtige behandelt hatte.
Kranderon war jedoch nicht so schnell bereit, seinen alten Freund Abakithis zu vergessen. Der Weingutbesitzer kritisierte offen Therons Regierung und ließ seine Meinung durchblicken, der neue Kaiser habe Hochverrat begangen, da er bei dem Attentat auf seinen Vorgänger zumindest eine passive Rolle gespielt habe. Seine Loyalität gegenüber dem ermordeten Kaiser kam ihn teuer zu stehen.
Als Ranke von Unruhen heimgesucht wurde und zerfiel, plünderten viele Banden die abgelegenen Provinzen. Theron fand gute Ausreden, rankanische Truppen von Aquinta abzuziehen. Kranderon machte sich jedoch keine Sorgen, denn er war überzeugt, daß er und seine Männer mit disziplinlosen Banditen fertig würden.
Eines Nachts jedoch, vor neun Monaten, überfiel eine erstaunlich gut organisierte Truppe von Räubern das Weingut. Zwar trugen die Männer bunt zusammengewürfelte Kleidung und Waffen wie Gesetzlose, kämpften jedoch mit der Disziplin und Taktik erfahrener Soldaten und Veteranen vieler Feldzüge.
Kranderon und seine Männer wurden überrannt. Der Junker von Aquinta sah seinen einzigen Sohn fallen, als er ritterlich kämpfte, um seine junge Gemahlin zu beschützen. Er selbst wurde gefangengenommen und gezwungen, zuzusehen, wie die als Banditen maskierten Soldaten neben dem Leichnam ihres gefallenen Gemahls ihr derbes Spiel mit seiner Schwiegertochter trieben, der Mutter seiner drei Enkel. Als sie mit ihr fertig waren, hielt ein Mann ihren Kopf am Haar zurück und durchschnitt ihr die Kehle. Die Unholde sahen lachend zu, wie ihr Blut hoch in die Luft schoß.
Sie zertrampelten und verbrannten einen großen Teil der Reben und drangen in die Keller ein, wo sie die Fässer mit kostbarem Wein zerschmetterten. Kranderon sah zu, wie ein Vermögen an Wein über den Boden floß und sich mit dem Blut der gefallenen Verteidiger vermischte. Dann töteten die Halunken den Junker, indem sie ihm eine seiner jungen, elastischen Reben um den Hals schlangen und ihn damit aufhängten. Während Kranderon langsam erstickte, schossen sie Pfeile so in seinen Körper, daß sie den Tod nicht beschleunigen, wohl aber des Junkers Schmerzen ins Unermeßliche erhöhen würden. Dann ritten sie hinaus in die Nacht, ohne irgendwelche Beute mitzunehmen, die Räuber sich nicht hätten entgehen lassen.
Diese Botschaft war für alle anderen Junker in abgelegenen Landstrichen eindeutig. Theron war ein rachsüchtiger Mann. Die anderen Großgrundbesitzer eilten an Therons Hof, um sich dort den Reihen von Speichelleckern anzuschließen, die sich an die letzten Fetzen eines verderbten, verfallenden Reiches klammerten.
Aber der Überfall auf die Weinkellerei Aquinta hatte seinen Zweck nicht völlig erfüllt. Mariat hatte sich mit ihren Enkelkindern - Kendrick, Darseeya und dem fünfjährigen Timock - in einem Geheimgewölbe unter den Weinkellern versteckt. Diese dunklen Katakomben waren nur Kranderon und Mariat bekannt gewesen. Dort hatten sie vorsichtigerweise ihre feinsten, teuersten Jahrgänge versteckt. Mariats schnelle Reaktion hatte ihre Enkel und sie selbst vor der brutalen Gewalt gerettet, mit der das Weingut in jener Nacht heimgesucht worden war.
Die vier überlebenden Angehörigen der Familie Kranderon verließen am nächsten Tag ihr Versteck und krochen durch die Ruine des einst beeindruckenden Weinguts. Trotz des noch anhaltenden Schocks konnte Mariat die überlebenden Dienstboten zusammenrufen und die Toten beerdigen lassen. Auch in den nächsten Tagen gönnte sie sich den Luxus der Trauer nicht, denn sie wußte, daß sie schnell handeln mußte, wollte sie das Überleben ihrer Familie sichern. Sie holte das ersparte Geld ihres Gemahls aus seinem Versteck (es war eine beachtliche Summe) und sorgte für eine Karawane, die sie in den Süden bringen sollte, wo sie vor Therons Rache sicher sein würden.
Mariat belud einen Wagen mit dem edelsten Wein ihres Gemahls. Die Flaschen, die schon zuvor genug eingebracht hätten, ein kleines Königreich zu erstehen, waren nun in ihrem Wert noch um ein Vielfaches gestiegen, da es die Aquinta Kellerei nicht mehr gab. Die Tragödie, die Mariats Familie zerstörte, hatte der Frau ein Vermögen in die Hand gegeben. Die Ironie entging ihr nicht.
In den zweiten Wagen lud sie die paar persönlichen Sachen, die ihre Familie mitnehmen würde, und ein Geheimnis, das zu erfahren sie und ihre zuverlässigsten Diener bis tief in die Nacht gearbeitet hatten. Dieses Geheimnis war Mariats Schlüssel zu einem neuen Leben für ihre Familie in Freistatt.
Und nun war sie hier in der Stadt neuer Hoffnungen und Möglichkeiten. Als das erste Grau des neuen Morgens durch das Fenster ihres Zimmers im >Warmen Kessel< lugte, streifte Mariat sowohl die Bande des Schlafes wie auch die Ketten der Vergangenheit ab. Sie weigerte sich, sich von Selbstmitleid oder Trauer von ihrem neuen Weg abhalten zu lassen. Es war ein neuer Tag in Freistatt und Zeit für einen Neuanfang.
Mariat dachte sogar, daß es ein schöner Tag für ein Picknick mit den Kindern außerhalb der Stadt werden würde.
Es wird gern angenommen - obwohl es absolut nicht zutrifft -, daß Bösartigkeit und Häßlichkeit immer Hand in Hand gehen. In Bakarats Fall jedoch vereinten sich diese beiden Eigenschaften in unschöner, aber vollkommener Harmonie.
Seine Geschäftspartner und andere (doch diese nicht ins Gesicht) nannten ihn Kröte. Ein Blick auf ihn bestätigte die Trefflichkeit dieses Spitznamens.
Gesäß und Bauch waren bei ihm von gewaltigem Ausmaß. Jene, die mit ihm zu tun hatten, fragten sich so manches Mal, ob sie die Türen ihrer Geschäftsräume verbreitern lassen müßten, damit er an ihren Besprechungen überhaupt noch teilnehmen konnte. Auf diesen Massen und Wülsten schwabbligen Fleisches saß der grauenvolle Auswuchs eines Kopfes. Wie in Verhöhnung menschlicher Züge sah Bakarats halsloser Schädel aus, als hätte ein Gott mit irrem Humor lebendem Fleisch die Form einer menschgewordenen Kröte gegeben.
Aber Bakarats Verstand war keineswegs so schwerfällig wie sein Gang. Kröte war als der erfolgsreichste Kaufmann und Unternehmer in Freistatt bekannt. Obwohl alle sein Aussehen abstoßend fanden, konnte es sich niemand leisten, den reichen Kaufmann zu beleidigen.
Kröte hatte seinen erhabenen wirtschaftlichen Status auch nicht auf ehrliche Weise erworben. Wie der legendäre Jubal leitete er eines von Freistatts leistungsfähigsten Informationsnetzen und eine der straffsten Verbrecherorganisationen. Tatsächlich ging das Gerücht um, daß Jubal seinen mächtigen Konkurrenten nur deshalb nicht um die Ecke hatte bringen lassen, weil Bakarat ihn sehr gut bezahlte, seinen Unternehmen gegenüber ein Auge zuzudrücken.
Doch Bakarat war auch für seine Sachkenntnis und den schlauen Einsatz geschäftlicher Unternehmungen bekannt. Das war der Grund, weshalb Mariat am Tag nach dem Picknick einen Termin mit ihm vereinbart hatte.
Es war schön gewesen, mit den Kindern eine Zeitlang saubere Landluft atmen zu können. Doch der Tag war für die Winzerwitwe auf mehr als eine Weise lohnend gewesen. Denn das Land um Freistatt, das sie sich angesehen hatte, sagte ihr sehr zu, und sie war überzeugt, daß viel, was jahrelang brachgelegen hatte, einem nützlichen Zweck zugeführt werden konnte.
Nun hatten die geschäftlichen Erfordernisse Mariat, wenngleich zögernd, zu Bakarat geführt. Es gelang ihr gekonnt, den Ekel, den sie bei seinem Anblick empfand, hinter vornehmer Höflichkeit zu verbergen. Sie war eine echte Dame mit zu guten Manieren, als daß ihr Benehmen ihre Gefühle verraten hätte.
Auch Bakarats Miene war undeutbar, als er sich ihr gegenüber an seinem Schreibtisch niederließ. Als sie am Abend zuvor seinen Schreiber um einen Termin gebeten hatte, hatte Kröte sofort Erkundigungen über diese Rankanerin eingezogen. Es kam schließlich nicht oft vor, daß eine Dame ihres Standes sich herabließ, Geschäfte mit einem >Winder<-Kaufmann wie Bakarat zu machen.
Was er erfuhr, glaubte er, gut für seine eigenen Interessen nutzen zu können. Er wußte nun durch seinen Nachrichtendienst, der seine Spitzel sogar in so anständigen Häusern wie dem >Warmen Kessel< hatte, daß Mariat die Witwe des bekannten und kürzlich verstorbenen Junkers Kranderon war, Eigentümer des Aquinta-Weinguts. Das bedeutete, daß diese Frau wahrscheinlich wohlhabend war, und Bakarat ließ sich die Möglichkeiten durch den Kopf gehen, wie er ihr Vermögen an sich bringen könnte. Es war mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß diese Mariat, wie die meisten rankanischen Damen der besseren Gesellschaft, geschäftlich nicht so bewandert war wie es ihr Gemahl gewesen sein mußte. Kröte sonnte sich in der Vorstellung, die Notlage der Dame auszunutzen.
»Wie kann ich Euch von Diensten sein, Madame?« erkundigte sich Kröte und achtete darauf, die Witwe ihrem ehemaligen Stand gemäß anzureden und so vielleicht ihr Vertrauen zu gewinnen. Er mußte Mariat in dem Glauben wiegen, daß ihm ihre Interessen am Herzen lagen, um sie voll ausnutzen zu können.
Mariat kam sogleich zur Sache. »Ich habe ein Angebot für Euch und Eure Freunde.«
»Freunde?« Der Fette blickte sie fragend an. »Welche Freunde sind das? Ich fürchte, ich weiß nicht, wovon Ihr redet.«
Er lächelte, und es gelang ihm bewundernswert, arglose Unwissenheit vorzutäuschen.
»Guter Mann, wenn wir über Eure Geschäfte um den heißen Brei herumreden, werden wir den ganzen Tag hier sitzen«, entgegnete Mariat frei heraus, doch noch freundlichhöflich. »Und glaubt mir, guter Mann, bei meinem straffen Zeitplan kann ich es mir nicht leisten, Zeit mit unwichtigen Dingen zu vergeuden.«
»Selbstverständlich.« Kröte blieb nichts übrig, als den Geschäftssinn der Dame neu einzuschätzen. »Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, wie meine Kollegen Euch helfen könnten, wo ich es nicht kann. Vielleicht hättet Ihr die Güte, mir Euer Angebot näher darzulegen?«
»Natürlich.« Mariat war erleichtert, wieder zum Geschäftlichen zu kommen. »Ich möchte Euch und einigen Eurer vertrauenswürdigen Kollegen anbieten, Euch an dem erfolgreichsten Unternehmen zu beteiligen, das es in Freistatt je gegeben hat.«
Bakarat zog mißtrauisch eine Braue hoch. »Oh«, sagte er leicht sarkastisch. »Das ist eine grandiose Behauptung. Ich nehme an, Ihr habt außer hochgestochenen Worten auch andere Mittel, meine Kollegen und mich vom reellen Charakter Eures Angebots zu überzeugen?«
»Allerdings.« Mariat langte in ihre Einkaufstasche und brachte eine versiegelte Flasche zum Vorschein, die sie behutsam vor dem Kaufmann auf den Schreibtisch stellte. Vorsichtig drehte sie die Flasche, damit er ihren feurigen, dunkelroten Inhalt sehen konnte, und sie achtete darauf, daß das Etikett in seine Richtung wies, damit er es lesen konnte.
Kröte ähnelte seinem Spitznamen sogar noch mehr, als seine Augen beim Lesen des Etiketts fast aus dem Gesicht quollen. Es war eine Flasche von Aquintas bestem Jahrgang, zehn Jahre alt in einem Eichenfaß gelagert. Vor dem Überfall auf das Weingut hätte die Flasche auf dem Weinmarkt zumindest hundert Goldstücke eingebracht. Nun, da es das Weingut nicht mehr gab, war sie auf Grund der beschränkten Menge zur Rarität geworden und würde bei einer Versteigerung bestimmt das Zehnfache einbringen.
»Oh, wie viele davon habt Ihr, meine Dame?« stammelte der fette Kaufmann. Mariat lächelte, erfreut, daß sie Bakarat überrascht und bei dieser Verhandlung die Oberhand gewonnen hatte.
Die rankanische Witwe hatte nicht vierzig Jahre als Gemahlin von Rankes größtem Winzer gelebt, ohne etwas von seinem Geschäft zu lernen. Er war ihr ein guter und williger Lehrmeister gewesen.
»Sagen wir, ich habe genug, daß es Euch und Eure Kollegen interessieren wird. Vielleicht hättet Ihr nun die Güte, ein Treffen für morgen nachmittag im Warmen Kessel zu arrangieren. Ich habe dafür von Shamut dem Wirt das Nebenzimmer gemietet, und er versicherte mir, daß dort niemand unsere Geschäftsbesprechung stören wird.«
Sie hielt inne und lächelte insgeheim über den aufgerissenen Mund Krötes.
Bakarat war völlig überrascht von dem schnellen Geschäftsgebaren der Frau. Doch er faßte sich rasch, als sein heimtückischer Verstand sich beinahe überschlug, während er berechnete, wie sich dieses Geschäft am besten zu seinem Vorteil nutzen ließ.
»Ich glaube, ich kenne fünf Männer, die sich Euren Vorschlag für den Verkauf dieses edlen Weines gern anhören werden. Wenn Ihr mir gestattet, mich in dieser Angelegenheit als Euer Agent einzusetzen, nehme ich Euch gern die unangenehmen geschäftlichen Dinge ab«, erbot sich Bakarat mit der ehrlichsten und hilfsbereitesten Miene, die er zuwege brachte.
»Ich danke Euch für Euer zuvorkommendes Angebot«, erwiderte Mariat ebenso unehrlich, »aber ich kann es Euch wahrhaftig nicht zumuten, meinetwegen eine so gewichtige Verantwortung auf Euch zu nehmen.«
Sie erhob sich rasch und hob die Hand, um weitere Einwände zu verhindern.
»Doch genug dieser Höflichkeiten«, sagte sie, nahm die Flasche von Bakarats Schreibtisch und legte sie behutsam in ihre Einkaufstasche zurück. »Ich habe heute noch einiges zu erledigen. Ich danke Euch, guter Mann, und freue mich, Euch und Eure Kollegen morgen im >Warmen Kessel< zu sehen.«
Damit verließ sie Bakarats Kontor, und er versuchte nicht, sie länger aufzuhalten. Er hatte sich inzwischen bereits einen Plan ausgedacht, was er mit diesem eingebildeten rankanischen Weibsstück tun würde. Er würde ihr den Preis, Geschäfte in Freistatt zu tätigen, schon klarmachen. Und auf jeden Fall würde er die Oberhand beim Vertrieb des Weins behalten.
»Bartleby!« rief Kröte seinen Schreiber zu sich.
»Jawohl, Herr«, antwortete der dürre, langnasige Schreiber mit Winselstimme, als er das Kontor seines Arbeitgebers betrat.
»Sieh zu, daß du herausfindest, was Madame Mariat heute noch alles vorhat«, befahl ihm der fette Kaufmann. »Und dann gib unserem guten Gehilfen, Meister Räudig, Bescheid, daß ich ihn bei Anbruch der Abenddämmerung mit seinen Freunden im Gemeinen Einhorn treffen will.«
Bartleby schluckte, denn der Name Räudig konnte nur bedeuten, daß irgendeine schlimme Gaunerei geplant wurde. Er beeilte sich, die Befehle seines Herrn auszuführen.
Molin Fackelhalter war ein sehr beschäftigter Mann. In den vergangenen Jahren, seit er nach Freistatt gekommen war, hatte er feststellen müssen, daß man ihm immer mehr der Stadtverwaltung aufbürdete, und er hatte nun die Verantwortung für viele Regierungsangelegenheiten. Das lag hauptsächlich daran, daß man Prinz Kadakithis mit so etwas nicht belästigen durfte. Der jugendliche Prinz war viel zu sehr damit beschäftigt, seine idealistischen Träume einer Vereinigung aller Freistätter zu verfolgen, egal, woher sie ursprünglich stammten; ganz zu schweigen von seiner laufenden »Aufgabe«, die Beysa zu beschäftigen, besänftigen und befriedigen.
Doch als der rankanische Priester hörte, daß eine Dame namens Mariat ihn sprechen wollte, verschob er seine Termine, um einen für sie einzuschieben. Molin kannte den guten Ruf ihres verstorbenen Gemahls und war ihr selbst in Rankes Blütezeit ein paarmal bei festlichen Anlässen begegnet. Er hatte von der Tragöde in Aquinta gehört und war nun neugierig, zu erfahren, weshalb Mariat nach Freistatt gekommen war.
Ein leises Klopfen an der Tür. Es war Hoxa, sein Schreiber, der Molin mitteilte, daß Mariat gekommen sei. Der Priester bedeutete Hoxa, die Dame in sein Büro zu führen.
»Madame, wie schön Euch wiederzusehen«, sagte Molin, der sich erhoben hatte, um sie wie eine Bekannte zu begrüßen, die er längere Zeit nicht mehr gesehen hatte.
»Lord Fackelhalter.« Mariat machte eine Verbeugung, als der Priester ihr die Hand küßte. »Es ist lange her, seit ich das Vergnügen Eurer Gesellschaft hatte.«
»Bitte seid meines tiefsten Mitgefühls in diesem schrecklichen Geschick versichert, das Eurer Familie widerfahren ist«, sagte Molin mit ehrlicher Anteilnahme. »Kranderon war ein aufrechter Ehrenmann und ein tüchtiger Geschäftsmann. Er wird allen, die ihn kannten, fehlen.«
»Ich danke Euch für Euer Beileid«, sagte Mariat und ließ sich in dem Sessel nieder, den Molin ihr anbot. Er nahm auf dem Sessel neben ihrem Platz, statt zu dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch zurückzukehren, auf dem er gesessen hatte, bevor sie sein Büro betrat. Er tat das als Zeichen seines Respekts, da er sie so als Gleichgestellte behandelte, nicht als Bittstellerin.
Molin fiel plötzlich auf, daß seine Besucherin das beste Hofrankene sprach, so unauffällig, daß er sich unwillkürlich ebenfalls des Hofrankenes bediente, ohne daß es ihm bisher bewußt gewesen wäre. Es würde ein Vergnügen sein, Gespräche mit einer so kultivierten und höflichen Dame zu führen.
»Und bitte seid auch meines Mitgefühls versichert«, fuhr Mariat fort. »Ich habe gehört, daß Ihr Eure Gemahlin vor einiger Zeit verloren habt.«
»Ja«, erwiderte Molin. »Aber meine Gemahlin und ich lebten schon geraume Zeit getrennt. Trotzdem glaube ich, daß wir beide den Schmerz verstehen, den der Tod bringen kann.«
Molin hielt inne, dann bemühte er sich, das Thema vom allzu Persönlichen abzubringen.
»Welchem Anlaß verdanke ich das Vergnügen dieses so willkommenen Besuchs?« fragte er und ging damit das eigentliche Thema so höflich wie möglich an.
»Ich habe so viel über Euch gehört, Lord Fackelhalter, seit ich in Freistatt angekommen bin. Man sagt, Ihr hättet wahre Wunder für diese Stadt vollbracht, die Stadtmauer erneuert und wieder Ordnung hergestellt«, begann Mariat und lächelte gewinnend.
Fackelhalter blickte ihr ins Gesicht, das für eine Frau ihres Alters erstaunlich hübsch war, und ihm wurde bewußt, daß er schon seit einer Ewigkeit, kein gepflegtes Gespräch mehr mit einer Dame geführt hatte, die in etwa seinem Alter und von seinem Stand war. Dieser Besuch erwies sich als eine angenehme Abwechslung für den sorgenbeladenen Priester.
»Ihr seid zu gütig, Madame. Ich habe mich wirklich bemüht, dieser von Dieben wimmelnden Stadt wenigstens zu ein wenig Achtbarkeit zu verhelfen. Ich erachte Eure zu gütigen Bemerkungen dankbar als Tribut für das bißchen Erfolg, das ich hatte«, sagte der Priester bescheiden.
»So, wie ich es sehe, ist es weit mehr denn nur ein bißchen Erfolg, Mylord. In einigen Gebieten des Reiches hält man Freistatt sogar bereits für einen Ort, wo sich ein neues Leben beginnen läßt«, erwiderte Mariat.
»Ist das denn Eure Absicht, ein neues Leben in Freistatt anzufangen? Ich bin sicher, Kranderon hat gut Vorsorge für Euch getroffen. Vielleicht wärt Ihr an einem der Herrenhäuser in der Oberstadt interessiert? Ich bin sicher, ich kann eine Miete zu einem vernünftigen Preis unter Freunden für Euch arrangieren.« Lord Fackelhalter wurde gewahr, daß er hoffte, diese Dame würde tatsächlich in die Oberstadt ziehen und Teil seines Gesellschaftskreises werden.
»Ich habe etwas Wagemutigeres im Sinn, Mylord«, flirtete Mariat dezent mit dem Priester. »Ich beabsichtige, den Aufbau eines Unternehmens, von dem Freistatts Wirtschaft sehr profitieren kann.«
Das überraschte sogar den an Intrigen gewöhnten Molin. Er blinzelte erstaunt.
»Was meint Ihr?« fragte er.
»Vielleicht hättet Ihr gern Euren Schreiber dabei, damit er Notizen über Einzelheiten meines Vorschlags machen kann?« sagte Mariat. Plötzlich, aber geschickt, wurde aus der großen Dame die Geschäftsfrau.
Molin stand auf und trat an die Tür.
»Hoxa!« rief er. »Würdet Ihr bitte mit Feder und Pergament zu uns kommen?«
Als der Schreiber des Priesters sich setzte, legte Mariat ihre Zukunftspläne dar. So skeptisch Molin in seinem üblichen Zynismus zunächst war, so mitgerissen lauschte er schließlich. Und Hoxa war so verblüfft über die brillante Einfachheit des Plans, daß er mehrmals vergaß, Notizen zu machen, und der Winzerwitwe nur atemlos zuhörte. Dann mußten sie die Punkte natürlich noch einmal durchgehen, die er nicht notiert hatte, damit alles niedergeschrieben werden konnte.
Nachdem sie die erforderliche Auskunft und die Antworten auf gewisse Fragen von dem Priester erhalten hatte, verabschiedete sich Mariat von Molin Fackelhalter, der zugesagt hatte, daß er am folgenden Tag am Treffen der Kaufleute im >Warmen Kessel< teilnehmen würde.
Als Mariat den Palastflügel verließ, in dem des Priesters Büro untergebracht war, fühlte sie sich leichtfüßig und viel jünger, als sie an Jahren war. Alles schien sich großartig zu entwickeln.
In Fackelhalters Büro bemerkte Hoxa optimistisch: »Ich glaube, daß sie es wirklich schaffen kann. Sie sieht Freistatt tatsächlich nicht als Stadt, die abgerissen gehörte, sondern als Ort, wo man aufbauen kann.« Er blickte seinen Vorgesetzten fragend an: »Könnte es sein, daß dies nicht mehr dieselbe Stadt ist wie die, in die Ihr vor Jahren gekommen seid?«
Molin Fackelhalter seufzte und meinte: »Vielleicht haben wir doch ein wenig Gutes erreicht.«
Als der Fremde das Gemeine Einhorn betrat, erfaßte er das gesamte Bild mit einem gründlichen Blick. Er war im Reich weit herumgekommen und hatte so allerlei schäbige Schenken und verrufene Spelunken kennengelernt, doch nirgendwo hatte er eine solche Ansammlung von verkommenen und abstoßenden Subjekten gesehen. Verglichen mit den Gästen des Einhorns wirkte der menschliche Abschaum des Basars wie Heilige und Prinzen. Nicht ein offenes Gesicht, keine vertrauenswürdige Seele war zu sehen.
Der Fremde durchquerte die Wirtsstube zu einem der zwei freien Tische an der Westwand. Er setzte sich und wartete darauf, bedient zu werden. Er schauderte, als er an die nächtlichen Gefahren dachte, denen er auf dem Weg hierher getrotzt hatte.
Er brauchte nicht lange zu warten.
»Was darf's sein, Hübscher?« erkundigte sich die Schankmaid uninteressiert. Ihre Augen weiteten sich ungläubig, als sie die Bestellung hörte.
»Nur eine Tasse kochendes Wasser, wenn Ihr so nett wärt, Mädchen«, sagte der Fremde. »Ich habe Kräutertee bei mir, den ich erst trinken möchte, ehe ich die Spezialitäten des Hauses koste.«
»Wasser kostet soviel wie Bier«, sagte die Schankmaid spöttisch. »Das ist eine Bestimmung des Wirts, Abohorr, der Eindaumige.«
»Habt die Güte, dieser hehren Persönlichkeit des Monodigitus zu versichern, daß es mir das wert ist«, entgegnete der Fremde und beobachtete das Mädchen, das sich darüber klarzuwerden versuchte, was er gesagt hatte.
»Das bedeutet, daß ich für das Wasser bezahlen werde!« sagte er in gespieltem Ärger. »Doch sorgt dafür, daß es auch wirklich kochend heiß ist!«
Als die Schankmaid ging, um seine Bestellung weiterzugeben, löste sich ein Gestell dreckiger Lumpen von der Theke und schlurfte in die Richtung des Fremden. Als es sich seinem Tisch näherte, sah der Mann, daß die Lumpen den sogar noch schmutzigeren Körper eines verrunzelten alten Mannes bekleideten. Unter der Kapuze spähte ein eingefallenes, verwüstetes Gesicht hervor, über dessen rechte Seite eine häßliche Narbe zu einer schmutzstarrenden schwarzen Augenklappe führte.
»Schenkt einem vom Unglück Verfolgten ein paar Kupferstücke«, winselte der alte Bettler, der furchtbar nach billigem Fusel roch.
Der Fremde erwies sich jedoch als kein Freund von bettelnden Saufbolden. Er öffnete seinen Umhang, nicht um eine Börse hervorzuziehen, sondern um auf Waffen aufmerksam zu machen, die bisher verborgen gewesen waren. An seiner Seite trug er ein Florett, und der Gürtel schräg über seiner Brust beherbergte eine größere Zahl von gefiederten Stahlpfeilen.
»Falls du den Rest deines jämmerlichen Lebens weiterfristen willst, kann ich dir nur raten, zu verschwinden. Wenn nicht, kann ich dafür sorgen, daß du dieses Höllenloch etwas verfrüht verläßt.« Der Sarkasmus war nicht zu überhören, doch die Drohung in seinen Augen warnte den alten Bettler.
Als er zu seinem Platz an der Theke zurückkehrte, murmelte der Alte: »Wird verdammt schwierig, heutzutage, noch sein Auskommen zusammenzukriegen. Niemand hat mehr Achtung vor Bettlern.«
Die Schankmaid brachte dem Fremden sein kochendes Wasser, und er brühte sich damit eine Tasse Tee auf. Es war eine besondere, mit Krff angereicherte Mischung, die seine künstlerischen Sinne öffnen und die Wirklichkeit ein wenig in den Hintergrund drängen würde. In seinem Gewerbe, dem Singen und Erzählen, wurde diese Droge gern benutzt.
Während der Fremde seinen Tee schlürfte, watschelte ein bekannter Gast ins Gemeine Einhorn. Es war Bakarat, genannt Kröte, einer der reichsten Kaufleute Freistatts. Der Fette schleppte sich durch die volle Wirtsstube zu dem letzten noch freien Tisch an der Westwand. Als er sich dort auf einen Stuhl fallen ließ, ohne auf den Fremden am nächsten Tisch zu achten, verließen drei keineswegs vertrauenerweckend aussehende Männer ihre Plätze an der Theke und ließen sich gegenüber Kröte am Tisch nieder. Sie begannen, ihr Komplott auszubrüten, und verließen sich darauf, daß durch den Lärm in der Schankstube niemand ihren heimtückischen Plan mithören konnte.
»Ich habe einen Auftrag für dich, Räudig«, wandte Bakarat sich an den ältesten der drei Männer.
Auch dessen Spitzname paßte ausgezeichnet. Räudig war Kopfgeldjäger, und während er einmal im Sumpf übernachtete, hatte er sich eine seltene Krankheit zugezogen, die dazu führte, daß ihm das Haar büschelweise ausfiel. Daher der anzügliche Spitzname Räudig.
»Was für einen Auftrag?« fragte der Mann mit der unregelmäßigen Kopfzier. »Die Jungs und ich freuen uns immer, wenn wir dir zu Diensten sein können.«
Räudig meinte damit seine beiden Begleiter. Bakarat kannte ihren Ruf von früheren Aufträgen, mit denen er Räudig betraut hatte. Der große kräftige Tölpel mit dem eingefallenen Gesicht hieß Wik. Er war gewissermaßen die Leibgarde des Kopfgeldjägers. Wik beschäftigte sich mit seinem Bier, ohne auf die Unterhaltung von Räudig und Kröte zu achten. Entscheidungen und Planungen überließ er gern jenen, die dafür genug Verstand hatten. Wik war es zufrieden, Befehle auszuführen und das Geld, das er dafür bekam, zu versaufen.
Der dritte war ein dürrer Rotzlöffel namens Speido. Er wollte Dieb werden und hatte eine besondere Begabung dafür, waffenlose, ahnungslose Personen in den Rücken zu stechen.
»Hört zu!« befahl Bakarat den dreien. »Wir haben nicht viel Zeit.« Dann erklärte er ihnen seinen Plan, dem sie ihre besonderen Fähigkeiten zukommen lassen sollten.
»Eine alte Frau namens Mariat wird in Kürze zu ihren Zimmern im >Warmen Kessel< zurückkehren. Sie wird ihre drei Enkel bei sich haben, denn sie kommen von der Gelehrtengilde, wo sie beabsichtigte, einen Hauslehrer für die Kinder auszuwählen.«
»Woher wollt Ihr wissen, wann sie zum >Kessel<
zurückkehrt?« fragte Speido respektlos. »Sie wird doch gewiß nicht des Nachts mit ihren Bälgern durch die Straßen spazieren!«
»Ich habe dafür bezahlt, daß sie aufgehalten wird«, erklärte Kröte von oben herab. »Mein Mann in der Gelehrtengilde wird dafür sorgen, daß sie die Gilde nicht vor der vereinbarten Zeit verläßt.«
Räudig lächelte, als der Kaufmann Speido zurechtwies. Der junge Bandit hatte noch eine Menge zu lernen, wenn es um den Umgang mit Männern von Bakarats Kaliber ging. Der Kopfgeldjäger dachte gar nicht daran, zu zweifeln, daß alles genauso geschehen würde, wie der Fette es geplant hatte.
»Ihr drei sollt die Kinder entführen«, fuhr Bakarat fort. »Aber paßt auf, daß ihnen kein Haar gekrümmt wird. Bringt sie zu dem üblichen Versteck für solche Fälle und wartet auf weitere Anweisungen.« Bakarat beendete seinen Auftrag damit, daß er Mariat beschrieb. Dann erhoben sich die drei Banditen und verließen das Gemeine Einhorn, um ihren Auftrag auszuführen.
Nachdem sie gegangen waren, rief Bakarat eine der Hausdirnen an seinen Tisch, und während er sich mit ihr beschäftigte, stand auch der Fremde auf und bahnte sich einen Weg durch die überfüllte Wirtsstube zum Ausgang. Er kam nur langsam voran, nicht nur wegen des Gedränges, sondern auch wegen des Krff-Tees, den er getrunken hatte.
Während er sich durch die Stube drängte, fiel sein Umhang auf einer Schulter zurück, und die Mandoline, die er umhängen hatte, war zu sehen.
Als einige der Gäste sie bemerkten, riefen sie dem Barden zu, für sie zu spielen. Doch obwohl der Mann ursprünglich in der Hoffnung hierhergekommen war, sich mit seinem Spiel etwas zu verdienen, lehnte er jetzt ab, da ihn viel wichtigere Dinge beschäftigten.
Es war fast ein Wunder, daß er die Tür erreichte, ohne gegen irgendeinen jähzornigen Gast zu prallen und in eine Auseinandersetzung verwickelt zu werden. In der frischen Luft vor der Tür blieb er kurz stehen, um sich umzuschauen, aber die drei Gesuchten waren bereits verschwunden.
Sinn holte tief Atem, dann rannte er los.
Während er den verschlungenen Gassen des Labyrinth genannten Stadtteils folgte, verfluchte der Spielmann seine vom Krff benebelten Sinne.
Einen Teil seines Erfolgs als Barde verdankte er der Tatsache, daß er sich, wohin immer er auch ging, jede Einzelheit des Weges einprägte. Jetzt befand er sich jedoch fast in Panik, weil er um das Leben seiner Freunde fürchtete. Und der drogenversetzte Tee, den er getrunken hatte, war absolut keine Hilfe, als er sich zu erinnern versuchte, wo es aus diesem Rattenloch hinausging. Sein Herz wurde immer schwerer, als seine Überzeugung wuchs, daß die Banditen den >Warmen Kessel< wahrscheinlich längst erreicht hatten, ehe er Mariat warnen konnte.
Bestimmt zum tausendsten Mal schwor er sich, keinen Krff-Tee mehr zu trinken. Diesmal hatte er einen Ansporn, der ihm vielleicht half, seinen Schwur auch zu halten.
An einer Kreuzung, die ihm völlig fremd war, hielt er keuchend an. Er schaute sich benommen um, sein Herz hämmerte in der Kehle, und jeder Schlag klagte ihn der Unfähigkeit an.
Da entdeckte er in der Straße zur Rechten ein Haus mit roten Läden, an das er sich erinnerte. Nun wußte er den Weg wieder. Er eilte durch eine dunkle Gasse und begann wieder zu hoffen, als ein Mann aus den Schatten sprang, ihn herumwirbelte und ihm den blanken Stahl eines Dolches unter die Nase hielt.
»Da Ihr in solcher Eile seid«, flüsterte der Dieb, dessen Atem aufdringlich nach Bier und Knoblauch stank, »wird es Euch sicher nichts ausmachen, wenn ich Euch die schwere Last Eurer Börse abnehme. Dadurch werdet Ihr viel schneller dorthin kommen, wohin Ihr wollt.« Mit höhnischem Grinsen und drohendem Messer bedeutete er Sinn, ihm zu geben, was er wollte.
Der plötzliche Schock durch den Überfall machte den Kopf des Barden klar. Und als die Wirkung der Droge nachließ, konnte er die lähmende Panik überwinden.
Sinn nickte herablassend und griff langsam unter seinen Umhang. In Erwartung einer beachtlichen Beute von einem so Gutgekleideten, leckte der Dieb sich die Lippen.
Zu seiner Bestürzung sah er jedoch plötzlich die Klinge eines prächtigen Kurzschwerts an seiner Brust. Der Mond spiegelte sich bedrohlich auf den scharfen Schneiden.
Die rasche, geschickte Bewegung des Spielmanns war nur als verschwommene Bewegung zu erkennen gewesen. Jetzt hatte Sinn die Oberhand.
»Verschwinde aus meinem Blick, verdammt!« fluchte der Barde. »Oder ich nagle dein bißchen Gehirn an deinen Hinterkopf!«
Der kleine Dieb schluckte, wirbelte herum und verschwand hastig in der Dunkelheit des Labyrinths.
Sinn vergaß ihn sofort und schaute sich um. Er hatte alle Orientierung verloren. Nun wußte er gar nicht mehr, wie er aus dem Labyrinth gelangen und zum Kessel zurückfinden sollte.
Mit einem stummen Gebet um Hilfe rannte er die Gasse entlang.
Mariat seufzte erleichtert, als sie um die Ecke bog und die freundlichen Lichter des >Warmen Kessels< nicht mehr weit voraus leuchten sah. Es war weder klug noch sicher, um diese Zeit noch auf der Straße zu sein, nicht einmal in diesem verhältnismäßig ruhigen Viertel Freistatts. Sie ärgerte sich über diese umständlichen Gelehrten. Sie hätte die Kinder längst im Bett, wenn man sie in der Gilde nicht von einem zum anderen verwiesen hätte. Nach dieser endlosen Umstandskrämerei wäre sie am liebsten gegangen, nur gab es außer ihnen nicht sehr viele gebildete Personen in Freistatt. Ihre Enkel brauchten jedoch Lehrer, und sie verdienten die besten. Da blieb ihr gar nichts anderes übrig, als die Unfähigkeit des Verwaltungsgpersonals zu übersehen.
Der Kessel befand sich nur noch vier Häuser entfernt, als ein Mann aus einer dunklen Gasse trat und sich ihr in den Weg stellte. Mariat wich zurück und zog die Kinder an sich.
»Was wollt Ihr?« Sie bemühte sich, keine Furcht zu zeigen. Als gebildete Frau wußte sie, daß Tiere, wenn sie Furcht spürten, eher angriffen. Und Männer, die Frauen und Kinder bedrohten, waren nicht besser als wilde Tiere.
Der Mann sah merkwürdig aus. Man konnte meinen, sein Haar wäre ihm in Büscheln ausgerissen worden. Er lächelte boshaft.
»Es ist nicht sicher für eine Dame, so spät noch ohne Schutz mit Kindern auszugehen. Vielleicht gestattet Ihr mir, Euch zu begleiten?«
»Ich rate Euch, aus dem Weg zu gehen und uns in Ruhe zu lassen«, wies Mariat den Mann zurecht. »Ich werde die Wache rufen, wenn Ihr nicht sofort geht!«
»Ah, das ist aber nicht höflich«, sagte Räudig gedehnt, »und klug schon gar nicht. Meine Freunde hinter Euch könnten Euren Kindern weh tun, bevor die verschlafenen Hunde von der Wache hier sind.«
Jetzt wirbelte Mariat herum und schaute hinter sich. Tatsächlich traten zwei weitere finstere Gestalten aus den Schatten, um ihr den Rückweg abzuschneiden. Eine war ein großer, kräftiger Kerl, die andere ein schlanker, wenig vertrauenerweckender Jüngling. Und von beiden gewann sie den Eindruck, daß sie ihr lieber den Hals durchschneiden, als mit ihr reden würden.
»Nun«, fuhr Räudig fort, »die Jungs und ich werden diese hübschen Kinder an einen sicheren Ort bringen. Später werdet Ihr benachrichtigt, wo Ihr sie abholen könnt und was Ihr für ihre Unterkunft und Verpflegung zu bezahlen habt.«
»Entführung!« hauchte Mariat. »Und Lösegeld - wer steckt dahinter?« Ihre Stimme hob sich, als Ärger in ihr wuchs.
»Psst! Seid still, Madame Mariat.« Räudig lächelte, als er bei der Nennung ihres Namens den Schock in ihren Augen sah. »Wir möchten doch nicht die Leute hier aufwecken, nicht wahr? Das könnte sich zu einer sehr unerfreulichen, blutigen Sache entwickeln, habe ich recht, Jungs?«
Wik und Speido grinsten bestätigend.
»Und einige Kinder würden vielleicht nie erwachsen werden«, schloß Räudig drohend. »Das wäre doch bedauerlich, nicht wahr, Oma?«
Mariat schluckte, und allmählich begannen Furcht und Panik, sie zu lähmen. In ihre wohldurchdachten Pläne hatte sie keine so gefährliche Situation miteinbezogen. Sie hatte gehofft, von den unangenehmeren Seiten eines Lebens in Freistatt unberührt zu bleiben. Jetzt erkannte sie, daß das nicht möglich war und sich manche Dinge nie änderten. Auch wenn Freistatt jetzt zu blühen anfing, war es nach wie vor eine Diebeswelt. Sie hoffte, daß diese Lehre sie nicht das Leben ihrer Enkel kosten würde. Sie waren die einzigen Angehörigen, die ihr geblieben waren, ihr einziger Grund, am Leben zu bleiben!
»So ist es schon besser«, lobte Räudig, als er näher kam. »Nett und hilfsbereit, eben wie eine alte rankanische Schlampe.«
Was als nächstes geschah, überraschte alle, einschließlich Mariat. Kochend vor Wut über diese Beschimpfung seiner Großmutter vergaß Kendrick seine Angst. Er sprang vorwärts und trat Räudig mit seiner ganzen Kraft in den Unterleib.
Der Kopfgeldjäger schrie vor Überraschung und Schmerz auf, fiel auf das Pflaster, krümmte sich in seiner Qual, rollte herum und legte die Hände auf seine schmerzenden Teile.
Wik packte den Jungen, hob ihn hoch in die Luft und schüttelte ihn. Speido sprang vorwärts, schlug Mariat die Hand so heftig über das Gesicht, daß sie zu Boden stürzte. Dann schnappte er sich Darseeya und Timock und klemmte sie sich unter die Arme.
Plötzlich ragten die gefiederten Schäfte von zwei Pfeilen aus Wiks rechter Schulter. Der kräftige Tölpel brüllte auf und ließ Kendrick fallen, dann wirbelte er herum und zerrte an den Schäften.
Da stürmte Sinn brüllend aus der Nacht wie ein aus der Hölle emporschnellender Dämon. Hinter ihm rannte der Straßenjunge, dem er vor zwei Tagen im Basar das Silberstück geschenkt hatte. Der Junge, er hieß Jakar, hatte Sinn im Labyrinth herumirren sehen und ihm seine Großzügigkeit vergolten, indem er ihn durch das Gassengewirr zum >Warmen Kessel< führte.
Speido ließ die Kinder fallen und zückte seinen Dolch. Mariat stolperte auf die Füße und schrie:
»Mordio! Mordio! Hilfe!« Sie hoffte verzweifelt, die Wache würde es hören und herbeieilen.
Sinn hielt mitten im Schritt an und richtete die Klinge auf Speido. Als das Bürschchen das Kurzschwert sah, verließ ihn aller Mut, und er versuchte, davonzulaufen.
Speido schaffte nur ein paar Schritte, ehe sich ihm Kendrick in den Weg warf. Speido stolperte und stürzte kopfüber auf den Boden. Sofort warf sich Jakar auf seinen Rücken und schlug mit einem kleinen Holzhammer so lange auf ihn ein, bis er bewußtlos war.
Räudig krümmte sich noch auf dem Boden, während die Welt um ihn zu wirbeln schien. Doch Wik, der sich inzwischen die Pfeile aus der Schulter gezogen hatte, brüllte wie ein Stier, als er sich auf Sinn stürzte und ihn allein durch sein Gewicht zu Boden warf.
Sinn konnte seinen Schwertarm freibekommen und schmetterte die flache Klinge auf Wiks Schädel. Hätte er den Banditen besser gekannt, würde er nach einem wichtigeren Körperteil gezielt haben.
Wik richtete sich voller Wut auf. Mit beiden Händen hob er den Mann in die Luft, der einen so einfachen, eigentlich unkomplizierten Auftrag behindert hatte. Mit aller Kraft warf er den Spielmann an die nächste Wand.
Sinn hörte, wie einige Rippen krachten, und spürte, wie sie bei dem Aufprall brachen. Als er auf den Boden sackte, versuchte er, gegen die Schwärze anzukämpfen, die ihn übermannen wollte. Er durfte Mariat und die Kinder nicht ohne Schutz lassen!
Doch gerade, als die Schwärze übermächtig wurde, hörte er noch die unverkennbare Aufforderung der Wache:
»Halt, im Namen des Prinzen!«
Bakarat verlagerte seine Fettmassen unbehaglich auf dem Stuhl. Er blickte abfällig auf die anderen Kaufleute, die wie er im Nebenzimmer des >Warmen Kessels< saßen. Die Stühle, die Shamut für diese Besprechung zur Verfügung gestellt hatte, mochten für sie ja recht bequem sein, aber ein Mann von seinem Umfang brauchte etwas anderes.
Er wollte den Wirt gerade rufen, damit er ihm einen bequemeren Sessel bringe, als Mariat das Zimmer betrat.
Der fette Kaufmann blickte sie voll verstohlenen Hasses an. Irgendwie war es ihr gelungen, ihm am vergangenen Abend einen Strich durch seine Rechnung zu machen. Von seinem Spitzelnetz hatte er erfahren, daß Räudig und seine Kumpane ihren Auftrag verpatzt hatten. Bakarat machte sich keine Sorgen, daß sie ihn verraten würden. Er hatte zu viele Freunde an hohen Stellen. Aber er war außerordentlich verärgert, daß er an dieser Besprechung ohne ein Druckmittel gegen diese Mariat teilnehmen mußte.
Die rankanische Witwe räusperte sich und eröffnete die Sitzung.
»Meine Herren«, begann sie. »Ich danke euch, daß ihr es ermöglicht habt, trotz eurer dringenden Termine, zu diesem kleinen Treffen zu kommen. Ich verspreche euch, ihr werdet es nicht bereuen.«
Bakarat lächelte insgeheim, als er die Skepsis seiner Kollegen bemerkte. Zwar würde keiner von ihnen je so tief sinken, daß er zu kriminellen Mitteln griff wie Kröte, aber sie waren alle gerissene Geschäftsleute, die es nicht glauben konnten, daß eine Frau etwas anderes von Interesse für sie haben könnte als ihren Körper.
»Als erstes«, fuhr Mariat fort, »gestattet mir, euch zwei Personen vorzustellen, die ebenfalls an unserer Besprechung teilnehmen werden.«
Während sie sprach, betrat ein Halbwüchsiger das Zimmer. Er hatte eine Schiefertafel bei sich, auf die er nun eine Karte zu zeichnen begann.
»Das ist mein Enkel Kendrick, der vor kurzem bewiesen hat, daß er schon Mann genug ist, an dieser Besprechung teilzunehmen.«
Die Kaufleute fühlten sich etwas unbehaglich und wußten nicht so recht, was sie von all dem halten sollten. Bakarat wurde immer unruhiger, als sich offenbar alles nach Mariats Plan entwickelte.
»Und darf ich euch außerdem Lord Molin Fackelhalter vorstellen, der ebenfalls gekommen ist, sich unser Angebot anzuhören.«
Damit hatten die Kaufleute nicht gerechnet. Sie sprangen auf, um dem rankanischen Priester, den sie natürlich alle zumindest dem Namen nach kannten, ihre Achtung zu erweisen. Einigen kippte dabei sogar der Stuhl um. Bakarat war sehr verlegen, als er feststellte, daß sein Stuhl ihm gefolgt war, als er aufstand, um sich vor dem Mann zu verbeugen. Sein breites Gesäß klemmte zwischen den Armlehnen wie in einer Zwinge.
»Bitte, meine Herren, nehmt wieder Platz«, bat Lord Fackelhalter. »Hören wir uns an, was Madame Mariat uns sagen wird.«
Die Kaufleute setzten sich wieder, und nun galt ihre Aufmerksamkeit voll und ganz der rankanischen Witwe. Die Anwesenheit von Lord Fackelhalter änderte ihre Einstellung. Sie waren nun bereit, ja konnten es kaum erwarten, zu hören, was sie zu sagen hatte. Alle außer Kröte.
»Habt Dank, Mylord«, sagte Mariat. »Und nun zur Sache.«
Sie blickte reihum jeden an, ehe sie fortfuhr. »Ihr alle wißt, daß Aquinta-Wein der erlesenste des ganzen Reiches war. Tatsächlich hat Lord Fackelhalter mir versichert, daß es sich in Freistatt nur die reichsten der großen Gesellschaft leisten konnten, sein köstliches Bouquet zu kosten.«
»Das stimmt«, bestätigte ein Kaufmann. »Aber was hat das mit uns zu tun? Wir haben alle gehört, was in Aquinta passiert ist. Von dort wird kein weiterer Wein mehr kommen.«
»Das ist bedauerlicherweise nur allzu wahr«, sagte Mariat. »Aber ich habe euch, meine Herren, heute hierhergebeten, um euch wissen zu lassen, daß ich eine ganze Wagenladung von Aquintas edelsten Jahrgängen mitgebracht und sicher hier untergebracht habe!«
Die Anwesenden horchten auf. Als Kaufleute war ihnen klar, daß eine oder zwei Flaschen dieses kostbaren, nun unersetzlichen Weines bei einer Versteigerung einen unvorstellbaren Preis erzielen würden. Ihnen mitzuteilen, daß eine ganze Wagenladung vorhanden war, konnte nur damit verglichen werden, jemanden darauf aufmerksam zu machen, daß sich ein Berg Gold in seinem Hinterhof befindet, der nur abgebaut zu werden brauchte. Selbst Bakarat, der den Zweck des Treffens kannte (oder es zumindest glaubte), war fassungslos.
»Ihr habt uns also hierhergerufen, um Euch bei der Versteigerung Eurer Ware behilflich zu sein?« fragte ein anderer Kaufmann hoffnungsvoll.
»Ja, doch das ist nicht alles«, erwiderte Mariat. Nun würde sie ihren Plan darlegen - ihren Grund, weshalb sie nach Freistatt gekommen war. Sie sagte ein stummes Gebet, bevor sie diesen Geschäftsleuten ihr Angebot unterbreitete.
Bakarats Unbehagen wuchs. Zuerst hatte die Frau mit der Einladung Fackelhalters ein As auf den Tisch geworfen. Jetzt setzte sie zu einem völlig neuen Spiel an. Er spürte, wie ihm die Kontrolle über diese Besprechung entglitt.
»Einen Moment«, warf er ungehalten ein. »Entweder Ihr wollt, daß wir Euch beim Verkauf des Weins helfen, oder Ihr wollt es nicht. Also was? Ich wünschte, Ihr würdet zur Sache kommen, denn unsere Zeit ist sehr kostbar.«
»Also gut«, sagte Mariat. Sie blieb ruhig und bewies viel mehr gesunden Menschenverstand als dieser fette Kaufmann.
»Der erlesene Wein bester Jahrgänge ist nicht die einzige Kostbarkeit, die ich mit hierherbrachte.« Mariat machte eine Pause. Sie hatte nun die ungeteilte Aufmerksamkeit eines jeden. Alle fragten sich, was sich mit ihrer bisherigen Offenbarung messen könnte. Alle saßen vor Aufregung gerade noch auf der Stuhlkante - außer Fackelhalter, der ihren Plan bereits kannte.
»In einem anderen Wagen brachte ich fünfhundert Pfropflinge meiner robustesten Reben von Aquinta mit. Sie wurden extra für die Reise vorbereitet und werden innerhalb von sechs Monaten nach der Pflanzung Trauben tragen, aus denen wir beginnen können, Wein zu keltern. Innerhalb von drei Jahren werden wir den ersten Spitzenwein zum Verkauf haben. Bis dahin werden wir, um zu Kapital zu kommen, nach und nach den Wein versteigern, den ich aus Aquinta mitbrachte.«
Sie machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. Molin Fackelhalter würde sie unterstützen, das wußte sie bereits. Fünf der Kaufleute blickten einander nachdenklich an, aber Kröte zitterte vor Wut, und sein Gesicht war knallrot. Der Mann sah tatsächlich so aus, als würde er gleich zu quaken anfangen. Er konnte sich nicht mit der Tatsache abfinden, daß er von einer Frau ausmanövriert wurde.
»Ihr seid verrückt!« Er erhob sich und quetschte sein Gesäß aus den Armlehnen seines Stuhls. »Und ihr übrigen seid ebenso verrückt, wenn ihr diesen Plan wirklich in Erwägung zieht. Sie will, daß wir unser gutes Geld in ihr lächerliches Vorhaben stecken, und was haben wir davon?« Er wandte sich wieder an Mariat. »Was wird uns diese Investition bringen? Drei Jahre Warten und dann nichts, wenn es sich zerschlägt.«
»Bitte, Krö... - ich meine, Meister Bakarat, beruhigt euch. Mein Plan ist eine sehr gute Investition. Ich stecke meine ganzen Ersparnisse in dieses Unternehmen, und ich gebe ein paar von euch die Gelegenheit, von Anfang an mitzumachen. Ich brauche lediglich das Kapital, um das Land und die nötigen Gerätschaften zu kaufen und um Arbeiter zu dingen. Ich stelle die Reben und übernehme die Aufsicht über das Weingut. Den Investoren biete ich einen Anteil von vierzig Prozent des Gewinns der ersten fünf Jahre, nachdem der Wein verkauft werden kann. Inzwischen biete ich denselben Prozentsatz für allen vorhandenen Wein, den wir im Lauf der nächsten drei Jahre versteigern. Meine Herren, ihr könnt gar nicht verlieren.«
»Wie kommt Ihr dazu, Euch einzubilden, daß Ihr ein Weingut führen könnt?« rief Bakarat.
»Durch die Tatsache, daß ich gemeinsam mit meinem Gemahl das erfolgreichste Weingut des Rankanischen Reichs geführt habe!« entgegnete Mariat dem fetten Kaufmann. »Wer, glaubt Ihr, half meinem Gemahl die ganzen Jahre beim Betrieb der Kellerei? Ich führte sie sogar allein, wenn er längere Zeit geschäftlich unterwegs war.«
Es war offensichtlich, daß sie die anderen Kaufleute überzeugte.
»Ich sage euch, das ist Irrsinn!« rief Bakarat. »In Freistatt kann man keinen Wein anbauen!«
»Nicht in der Stadt selbst«, pflichtete ihm Mariat bei. »Aber außerhalb der Mauer liegt Ackerland seit Jahren brach. Ich habe es mir angesehen, den Boden untersucht, und in den Bergen und dem oberen Sumpfgebiet Land gefunden, das mit der richtigen Bewässerung gut für Weinbau geeignet ist.«
Sie deutete auf die Karte, die Kendrick gezeichnet hatte, und zeigte den Männern, wo sie beabsichtigte, die Reben zu pflanzen und die Kellerei zu bauen.
»Das ist Regierungsland!« brüllte Kröte. »Selbst wenn Ihr Euren ganzen Wein verkauft, werden die Einnahmen nicht reichen, das Land zu erstehen!«
»Tatsächlich«, warf Lord Fackelhalter ein, »wird Madame Mariat dieses Land für den Preis der ausstehenden Steuern bekommen. Da ich als Minister auch für die Erschließung und Nutzbarmachung von Land verantwortlich bin, sehe ich keinen Grund, weshalb dieses Land noch länger brachliegen soll. Ich habe Madame Mariats Angebot gehört und bin im Namen des Prinzen bereit, in dieses Geschäft einzusteigen. Wer ist noch dabei?«
Die Kaufleute standen alle auf und überschlugen sich schier, ihre Bereitschaft kundzutun.
Bakarat platzte fast vor Wut.
»Ich warne euch«, drohte er seinen Kollegen. »Ihr werdet es bitter bereuen, wenn ihr euch auf ein Geschäft mit dieser Frau einlaßt!«
»Meister Kröte«, sagte Mariat abfällig. Der Kaufmann wirbelte zu ihr herum. Er konnte nicht fassen, daß sie es wagte, ihn so anzureden.
»Das bringt mich zu einer unangenehmen Angelegenheit, die ich gehofft hatte, bis nach der Besprechung aufschieben zu können. Doch ich fürchte, Eure Arroganz und Eure Drohungen lassen mir keine Wahl.«
Sie öffnete die Tür und rief auf den Gang.
»Kommandant Walegrin, hättet Ihr die Güte, hereinzukommen?«
Mariat spielte ihren letzten Trumpf aus, als der Standortkommandant in das Zimmer trat. Walegrin war in Begleitung zweier seiner Männer, von denen einer den arg mitgenommenen Sinn stützte.
»Kommandant, bitte tut Eure Pflicht.« Mariat trat zur Seite, als Walegrin sich dem völlig verblüfften Bakarat näherte.
»Kaufmann Bakarat, ich verhafte Euch hiermit wegen Anstiftung zur Entführung zum Zwecke der Erpressung.«
Zum ersten Mal bekam Kröte es mit der Angst zu tun.
»Das könnt Ihr nicht mit mir machen!« protestierte der Fette. »Ihr habt keine Beweise!«
»Meister Sinn«, bat Walegrin, »würdet Ihr so gut sein, zu bestätigen, daß Ihr ein Gespräch zwischen Bakarat und drei Halunken, die bereits in Haft sind, gehört habt, bei dem Bakarat sie beauftragte, Madame Mariats Enkelkinder zu entführen?«
»Das bestätige ich«, knirschte Sinn mit vor Schmerzen zusammengepreßten Zähnen. Seine gebrochenen Rippen waren zwar eingerichtet und versorgt, aber er sollte eigentlich im Bett liegen und auch die nächsten paar Wochen noch nicht aufstehen. Er hatte jedoch darauf bestanden, hier auszusagen, damit die Verhaftung von Kröte vorgenommen werden konnte.
Bakarat sah schließlich ein, daß er geschlagen war, zumindest momentan. Er neigte stumm den Kopf, als Walegrins Soldaten seine Handgelenke banden. Doch als er das Zimmer verließ, hob Kröte seinen häßlichen Kopf und bedachte Mariat mit einem letzten Blick voll Haß und Bosheit, der besser als Worte ausdrückte, daß er nicht rasten und ruhen würde, bis er sich an ihr für diese Demütigung gerächt hatte.
»Macht Euch keine Gedanken wegen dieses Abschaums, Madame«, sagte Walegrin, als er Bakarat aus dem Zimmer schob. »Er wird den Ratten im Verlies eine sehr lange Zeit Gesellschaft leisten. Ich hoffe, sie werden sich durch seine Anwesenheit nicht gekränkt fühlen.«
Walegrin und seine Männer verließen das Zimmer mit ihrem Gefangenen, und Dansea, die Wirtsfrau, kam und half Sinn zurück auf sein Zimmer.
Mariat wandte sich an die Kaufleute.
»Nun, Freunde, sind wir bereit, auf die Aquinta-Gesellschaft anzustoßen?«
Alle versicherten es ihr eifrig. Auf dieses Stichwort brachten Darseeya und Timock je eine Flasche edlen Aquinta-Weins, und die Absprache wurde mit diesem köstlichen Tropfen besiegelt. Später bezeugte Lord Fackelhalter die Unterschriften der Kaufleute unter dem formellen schriftlichen Abkommen. Und so war die Aquinta Gesellschaft offiziell gegründet.
Es war ein wunderschöner Frühlingstag, als Mariat und ihre drei Enkel sich das Land ansahen, das kürzlich von der Gesellschaft erstanden worden war.
»Es gibt so viel zu tun«, sagte Mariat zu Kendrick, Darseeya und Timock. »Harte Arbeit darf uns nie abschrecken, denn auf diesem Land wird das neue Aquinta entstehen.
Kendrick«, sagte sie und drehte den Jungen um, daß er ihr ins Gesicht blickte. »Du bist jetzt der Mann in dieser Familie. Du mußt lernen, zu führen, so, wie du gelernt hast, ein Mann zu sein. Ich weiß, daß du das kannst, denn du bist ein wahrer Sohn deines Vaters und Großvaters.«
Sie hielt inne und schaute hinab auf das heruntergekommene Bauernhaus, das bald instandgesetzt und ihr Zuhause auf dem Weingut sein würde, zusätzlich zu dem Herrenhaus in der Oberstadt, das Lord Fackelhalter ihnen beschafft hatte.
»Kinder, das ist unser neues Daheim. Hier werden wir etwas Neues schaffen.«
Es war eine ganz neue Art von Morgen, der nun in Freistatt dämmerte. Ein Tag der Hoffnung.
Originaltitel: Our Vintage Years
Copyright © 1989 by Duane McGowen
Ins Deutsche übertragen von Lore Straßl
(8) Siehe Die Säule des Feuers von Janet Morris in Geschichten aus der Diebeswelt: Die Säulen des Feuers, Bastei-Lübbe 20156