11. KAPITEL
“Bis du sicher, dass es dir gut geht, Xenia?”
“Aber ja, Großvater.” Sie wandte sich ab, damit er ihre Tränen nicht sah.
Abu Assad war an diesem Morgen unerwartet vorbeigekommen, kurz nachdem Rashid zu den Stallungen gefahren war, um sich persönlich zu überzeugen, wie es seiner Enkelin ging. “Nein, es geht dir nicht gut”, widersprach er jetzt, trat näher und drehte sie zu sich um. “Du weinst. Was ist los?”
Xenia presste die Lippen zusammen. Sie verging vor Scham, wenn sie an die vergangene Nacht dachte. Und sie konnte nicht Rashid die Schuld geben, denn die Initiative war ganz allein von ihr ausgegangen! Sie verachtete sich für ihr Schwäche. Warum schaffte sie es nicht, aufzuhören, Rashid zu lieben? Sie wusste doch, dass es keine Zukunft für sie beide geben konnte. Sie konnte ihm nicht vertrauen, und er liebte sie nicht. Schön, er hatte ihretwegen seine Geschäftsreise abgebrochen. Er hatte vergangene Nacht mit ihr geschlafen … und war sogar bei ihr geblieben, bis sie danach eingeschlafen war. Aber er hatte nicht versucht, mit ihr zu reden, ihr zu sagen … Was? Dass er sie liebte? Sie wusste doch, dass dem nicht so war.
Sie waren in einer Ehe gefangen, die ihnen beiden nur Unglück bringen konnte. Und dank ihres unvernünftigen Verhaltens vergangene Nacht würde es nur noch komplizierter werden. Was, wenn sie diesmal wirklich schwanger geworden war?
“Du bist unglücklich”, sagte ihr Großvater nun nachdenklich. “Das hatte ich nicht im Sinn, als du und Rashid geheiratet habt. Ihr schient mir in so vieler Hinsicht so gut zusammenzupassen.”
Xenia schüttelte den Kopf. “Mag sein, dass du es so gesehen hast”, sagte sie bedrückt. “Aber … wir hätten nie heiraten dürfen. Rashid empfindet nichts für mich, und ich …”
“Was für ein Unsinn, Xenia!”, fiel Abu Assad ihr ins Wort. “Natürlich liebt Rashid dich! Das erkennt man doch sofort.”
“Nein!”, widersprach Xenia energisch. “Du irrst dich! Wie kannst du behaupten, dass er mich liebt? Rashid hat mich nur geheiratet, weil er … es tun musste!”
“Musste?” Überraschenderweise lachte ihr Großvater laut auf. “Wie, in aller Welt, kommst du denn darauf? So war es ganz bestimmt nicht.” Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. “Sicher, allgemein wurde natürlich erwartet, dass ihr beiden heiratet, nachdem ihr so viel Zeit allein miteinander verbracht hattet. Aber ich kann dir versichern, dass für Rashid keinerlei Verpflichtung bestand, dich zu heiraten, wenn es nicht sein eigener Wunsch gewesen wäre. Und dieser Wunsch entsprang allein seiner Liebe zu dir!” Abu Assad schüttelte den Kopf. “Abgesehen davon hätte Rashid es nie zugelassen, mit dir in eine potenziell kompromittierende Situation zu geraten, wenn er sich nicht leidenschaftlich in dich verliebt hätte. Glaub mir, Xenia, es gibt nur einen Grund, warum Rashid dich geheiratet hat: weil er dich liebt!”
“Wenn das wahr ist, warum hat er es mir dann nie gesagt?”, fragte Xenia skeptisch.
“Hast du ihm denn gesagt, dass du ihn liebst?”, erkundigte sich ihr Großvater sanft.
Betreten musste sie zugeben, dass sie das nicht getan hatte.
“Aber du liebst ihn?”, forschte Abu Assad nach.
Sie schwieg, und ihr Großvater runzelte die Stirn. “Wenn ich mich in deinen Gefühlen getäuscht habe, Xenia, musst du es mir sagen”, beschwor er sie. “Sosehr ich Rashid auch mag und respektiere, du bist meine Enkeltochter. Wenn du festgestellt hast, dass du ihn nicht liebst, wenn du in irgendeiner Weise unglücklich bist, dann kannst du jetzt auf der Stelle mit mir nach Hause kommen, und ich werde mit Rashid sprechen, wenn du es möchtest.”
Xenia atmete tief ein. “Ich bin so verwirrt. Ich habe geglaubt … ich dachte, Rashid hätte mich nur geheiratet, weil es ihm Vorteile einbringen würde, vor allem finanzieller Art!”
“Finanzielle Vorteile?” Ihr Großvater sah sie verständnislos an.
“Saud hat mir alles erzählt, Großvater”, fuhr Xenia erklärend fort. “Du darfst ihm nicht böse sein. Ihm war nicht bewusst, dass ich nichts von dem Plan wusste, Rashid zu heiraten, ob ich wollte oder nicht. Saud vergöttert Rashid so sehr, dass er sicher überzeugt war, ich wäre begeistert von der Idee. Ja, Großvater, ich weiß … alles. Sogar mein Patenonkel schien dafür zu sein, so sehr, dass er mich hier ohne meinen Pass allein zurückließ, sodass ich nicht einmal abreisen konnte …”
“Xenia, Liebes, bitte! Du quälst dich ganz unnötig”, unterbrach ihr Großvater sie besorgt. “Komm, setz dich zu mir.”
Zögernd folgte sie seiner Aufforderung.
“Es ist richtig, dass der Vorschlag aufkam, du und Rashid solltet einander kennenlernen, weil man den Eindruck hatte, ihr beide … hättet vieles gemeinsam. Aber es war nur ein Vorschlag, nicht mehr, halb scherzhaft gemeint, einer Laune entsprungen. Saud hat dieses Gespräch offensichtlich belauscht und völlig falsche Schlüsse daraus gezogen.” Abu Assad machte ein strenges Gesicht. “Und du kannst sicher sein, dass ich mit dem jungen Mann einige ernste Worte reden werde, weil er seine völlig unbegründeten Annahmen dir weitererzählt hat. Wie du schon sagtest, er bewundert Rashid sehr. Rashid hat unseren Vorschlag übrigens damals rundheraus abgelehnt. Er besitzt, ganz ähnlich wie du, viel zu viel Stolz, um eine derartig wichtige Entscheidung in andere Hände zu legen. Und was die Rolle deines Patenonkels betrifft …” Ihr Großvater zuckte die Schultern. “John Feinnes ist Staatsmann und Diplomat … wer weiß schon, was diese Leute denken? Fein gesponnene Intrigen sind ihr tägliches Brot.”
Xenia musste zugeben, dass an dieser Einschätzung ihres hochverehrten Patenonkels etwas Wahres dran war.
“Aber nachdem ich meine Mija verloren habe, würde ich meine Fehler von damals niemals wiederholen”, fuhr Abu Assad nun fort. “Ich habe mir nur aus einem Grund gewünscht, dass du nach Zuran kommst: weil du meine Enkelin bist und ich dich unbedingt bei mir haben wollte!”
“Großvater, ich weiß doch, dass du und Rashid zusammen Geschäfte macht”, wandte Xenia ein. “Und dass er auf die Gönnerschaft der königlichen Familie angewiesen ist. Mir ist auch klar, dass es diplomatische Gründe für …” Sie verstummte irritiert, als ihr Großvater lachte.
“Xenia, Rashid ist selber vielfacher Millionär. Sein Vater hat ihm ein beträchtliches Vermögen hinterlassen. Natürlich haben wir gemeinsame geschäftliche Interessen … und die königliche Familie bewundert Rashids Arbeit als Architekt. Aber Rashid ist ganz bestimmt nicht auf irgendeine Gönnerschaft angewiesen!” Abu Assad betrachtete seine Enkelin liebevoll und räusperte sich. “Xenia, ich habe deiner Mutter großes Unrecht getan und werde dafür bis ans Ende meiner Tage bezahlen. Kein Sonnenaufgang, da ich nicht an deine Mutter denke, und kein Sonnenuntergang, da ich ihren Tod nicht betrauere.”
Sie blinzelte erneut gegen Tränen an, denn sie fühlte, dass ihr Großvater die Wahrheit sagte.
“Bist du immer noch unglücklich? Möchtest du mit mir nach Hause kommen?”, fragte er besorgt. “Ich werde mit Rashid sprechen, wenn du es möchtest. Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Aber ich fände es schade, wenn zwei Menschen, die so gut zueinander passen, sich verlieren würden, nur weil sie zu stolz sind, sich ihre Gefühle füreinander einzugestehen. Es steht mir vermutlich nicht zu, mich einzumischen, aber du bist meine Enkeltochter”, fuhr Abu Assad sanft fort. “Rashid und du, ihr seid beide stolze, willensstarke, unabhängige Menschen. Vielleicht habt ihr nur Angst, euch eure große Liebe einzugestehen, weil ihr befürchtet, der andere würde euch dann für schwach halten.”
Xenia senkte errötend den Kopf. Es erstaunte sie, wie scharfsinnig ihr Großvater ihre geheimsten Gefühle gelesen hatte. Die Intensität ihrer Gefühle für Rashid machte ihr wirklich Angst. War es möglich, dass Rashid ähnlich empfand? Klar war, dass sie sich in der Beurteilung der Gründe, warum er sie geheiratet hatte, restlos geirrt hatte. Aber er hatte auch nie den Versuch gemacht, sich zu verteidigen, oder? Aus Stolz? Oder weil es ihm egal war, was sie von ihm dachte? Und er hatte sie getäuscht, was seine wahre Identität betraf!
“Man kann auf viele Arten stark und aus vielen Gründen stolz sein”, fuhr Abu Assad weise fort. “Nur du kannst entscheiden, ob deine Liebe zu Rashid es wert ist, dafür zu kämpfen, Xenia. Ob sie dir genug bedeutet, um dafür das Risiko zu wagen, offen und ehrlich auf ihn zuzugehen. Rashid ist dieses Risiko bereits eingegangen, indem er dich geheiratet hat … auf diese Weise hat er dir gesagt, wie sehr er mit dir zusammen sein möchte. Vergiss nicht, er hat dich aus freien Stücken geheiratet. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass du auch ein Risiko auf dich nimmst.”
Xenia dachte schweigend über seine Worte nach. Ihr Großvater hatte ihr einen unerwarteten Einblick in Rashids Gedanken und Gefühle gegeben … und die Möglichkeiten, die sich dadurch eröffneten, waren ebenso hoffnungsvoll wie verlockend.
“Außerdem hat man mich noch beauftragt, dir dies hier zu übergeben”, wechselte Abu Assad nun unvermittelt das Thema und reichte ihr eine kunstvoll verzierte Pergamentrolle und ein flaches, längliches Päckchen.
Xenia sah ihn überrascht an. “Was ist das?”
“Öffne es, und sieh selbst”, antwortete er lächelnd.
Zögernd entrollte sie das Pergament und überflog, was darauf geschrieben stand, bevor sie sich dem flachen Päckchen zuwandte und es rasch öffnete. “Es ist ein Brief von dem Vater des kleinen Jungen”, erklärte sie ihrem Großvater. “Er bedankt sich nochmals und …” Sie verstummte und betrachtete erstaunt den Inhalt des Päckchens. “Das … ist die Besitzerurkunde für … ein Pferd, einen Jährling …”
“Aus dem königlichen Gestüt”, ergänzte Abu Assad zufrieden. “Man ist dir sehr dankbar, Xenia. Du hast deine eigene Gesundheit riskiert, um das Kind vor Schaden zu bewahren.”
“Aber … ein Pferd!” Xenia war überwältigt.
“Nicht irgendein Pferd”, widersprach ihr Großvater. “Sondern ein Jährling, der die Anlagen hat, für seine Besitzerin eines Tages den Zuran Cup zu gewinnen!”
Xenia stand auf dem Balkon der Präsidentensuite und genoss den Blick auf den Strand und das Meer. Die Rennwoche mit all ihrer Hektik und Geschäftigkeit war vorüber. Rashid und sie hatten sich von ihren letzten Gästen verabschiedet und wollten am nächsten Morgen das Hotel verlassen und in die Villa zurückkehren.
Rashids Pferd hatte beim Zuran Cup einen beachtlichen vierten Platz gemacht, und Abu Assad hatte ihn scherzhaft damit aufgezogen, dass das Pferd seiner Frau seinem möglicherweise bald Konkurrenz machen würde.
Seit jener Nacht in der Villa, als sie miteinander geschlafen hatten, hatten sie praktisch keine Möglichkeit gehabt, sich in Ruhe auszusprechen, und Xenia brannte es auf der Seele, endlich mit Rashid zu reden. Hatte ihr Großvater recht? Liebte Rashid sie wirklich?
Einer spontanen Eingebung folgend, verließ sie die Suite und eilte zum Lift.
Es dämmerte schon, die Sonnenliegen am Pool waren leer, der Strand war verlassen bis auf eine einsame Gestalt, die die herumliegenden Surfbretter einsammelte. Für einen Moment hielt Xenia inne, als sie Rashid entdeckte, aber dann nahm sie all ihren Mut zusammen. Eigentlich war sie nur an den Strand gekommen, um in Ruhe nachzudenken, aber vielleicht hatte das Schicksal nun die Regie übernommen.
Rashid drehte sich um und blickte ihr entgegen. Anzug und Krawatte hatte er gegen Jeans und T-Shirt eingetauscht.
Xenia blieb vor ihm stehen und ließ nervös die Zunge über die Lippen gleiten. Sein Blick ertappte sie dabei, und sie errötete. Rashids Schweigen verunsicherte sie zutiefst. “Ich … ich möchte dir ein Angebot machen”, sagte sie, wobei sie hinter dem Rücken abergläubisch die Finger kreuzte. Wie würde Rashid reagieren? Würde er einfach gehen? Oder würde er ihr zuhören?
“Ein Angebot?”
Zumindest antwortete er ihr, auch wenn es nicht sehr freundlich klang.
“Was für ein Angebot?”
“Ich habe ein Problem, und ich glaube, dass du genau der Richtige bist, mir zu helfen.” Es gelang ihr nicht wirklich, ihre Verunsicherung zu verbergen. Schon beim ersten Mal, als sie ihm das ursprüngliche Angebot gemacht hatte, war sie nervös gewesen … aber im Vergleich dazu war sie jetzt ein Nervenbündel. Damals war es nur um ihre Freiheit gegangen … jetzt ging es um ihr Leben, ihre Liebe, um alles! “Ich … brauche deine Hilfe, um herauszufinden, ob der Mann, den ich liebe, mich liebt. Bis vor Kurzem habe ich geglaubt, dass er mich nicht liebt, aber nun scheint es so, als hätte ich mich geirrt.”
“Der Mann, den du liebst?”, fragte er aufhorchend.
Ihr Herz schlug schneller. “Ja, ich liebe ihn so sehr, dass ich fast Angst habe, es mir selber einzugestehen … geschweige denn ihm. Und ich dachte … du wüsstest vielleicht einen Weg, ihm zu zeigen, was ich für ihn empfinde”, sagte sie heiser.
“Ach ja?” Rashid kam näher. “Und welchen Anreiz wolltest du mir für meine Hilfe anbieten?”
Xenia wurde mutiger. “Oh … ich dachte an eine Art von Bezahlung … in gleicher Münze?”
“So so.”
War das alles? Nicht gerade sehr enthusiastisch. Ihre Verunsicherung kehrte zurück. “Wenn du nicht interessiert bist …”
“Habe ich das gesagt?” Er stand jetzt ganz dicht vor ihr. “Wenn du ihm wirklich beweisen willst, dass du ihn liebst, dann solltest du vielleicht am besten gleich hier beginnen”, flüsterte er und nahm sie in die Arme.
Xenia atmete erleichtert auf und schmiegte sich an ihn. “So, meinst du?”
“Ja … und dann könntest du ihm die Arme um den Nacken legen und zu ihm aufblicken und …”
“So, meinst du?”, flüsterte Xenia und folgte seinem Rat.
“So ungefähr. Du bist auf dem richtigen Weg. Aber es wäre noch besser, wenn du das tun würdest …” Rashid beugte sich herab und küsste sie zart auf den Mund.
“Mm … und was, wenn ich ihn richtig küssen möchte?”, fragte sie heiser.
“Ich denke, dann solltest du es einfach tun”, antwortete Rashid. “Aber ich muss dich warnen, wenn du das tust, könnte es passieren, dass er …”
Xenia verschloss ihm mit einem innigen Kuss den Mund und kam zu dem Schluss, dass manchmal Handeln wesentlich informativer war als Reden.
Es dauerte eine ganze Weile, ehe einer von ihnen wieder den Wunsch verspürte, etwas zu sagen. Schließlich war es Rashid, der sich von ihren Lippen löste und entschied: “Ich glaube, wir sollten unsere Verhandlungen besser an einem … ungestörteren Ort fortsetzen.” Und er unterstrich seinen Vorschlag, indem er ihr Gesicht und ihren Hals mit zarten, erregenden Küssen bedeckte.
“Dann ist es also wahr?”, flüsterte sie. “Du liebst mich?”
Rashid ließ sie los und sah sie zärtlich an. “Ich habe mich an jenem Abend hier am Strand in dich verliebt, als du mir dein erstes Angebot gemacht hast”, sagte er ruhig. “Bis dahin warst du für mich nur ein Name gewesen, den ich in Verbindung mit deinem Großvater gehört hatte. Jemand, der wie ich aus einer Mischehe stammte … aber davon gibt es schließlich viele hier. Und dann hast du mich hier abgefangen und mir deine wilde Geschichte aufgetischt … dass du gezwungen werden solltest, einen Mann zu heiraten, der auch mir nach deiner Beschreibung, wie ich zugeben muss, höchst unsympathisch war. He, und ich habe mir immer eingebildet, Saud würde mich mögen!”, meinte er scherzhaft.
Xenia errötete schuldbewusst. “Mein Großvater hat mir schon gesagt, dass ich mich geirrt und Saud das Gespräch, das er belauscht hatte, völlig missverstanden hätte.”
“Eine beiläufige Bemerkung unter Geschäftsfreunden, die nie ernst gemeint gewesen war. Aber da ich wusste, wie sehr sich deine Familie darum sorgte, dass dein Besuch deinen Großvater zu sehr anstrengen könnte, bot ich mich an, dich ein wenig herumzuführen. Dabei war es nie meine Absicht, dich als potenzielle Ehefrau ins Auge zu fassen.”
“Hast du dich wirklich an jenem Abend in mich verliebt?”, fragte Xenia.
“Als ich dich gefragt habe, auf was für einen Mann du denn warten würdest, und du es mir gesagt hast …” Er schwieg einen Moment und blickte aufs dunkle Meer hinaus, bevor er sich Xenia wieder zuwandte. “Ich bin ein sehr reicher Mann, Xenia, und habe genug Frauen kennengelernt, die nur auf mein Geld aus waren. Als du so leidenschaftlich von deinen Gefühlen und Werten, Hoffnungen und Wünschen für dein Leben und deine Liebe sprachst, fand ich meine eigenen Vorstellungen so genau darin wieder, dass ich wusste, ich durfte dich nicht gehen lassen. Und dann habe ich dich geküsst.”
“Und du wusstest, dass du mich liebst?”, fragte Xenia, immer noch ein wenig ungläubig.
“Ja”, antwortete er schlicht. “Ich wusste es und war entschlossen, um dich zu werben. Aber leider hatte ich nicht damit gerechnet, wie entschlossen du warst, dich auf keinen Fall in den Mann zu verlieben, für den du mich hieltest. Ich geriet in Panik, bekam Angst, dich zu verlieren. Mir war klar, dass mir die Zeit davonlief und Rashid nicht ewig ‘auf Geschäftsreisen’ sein konnte. Und dann kam der Abend in der Wüstenoase.”
“Als du nur Augen für die Bauchtänzerin hattest”, warf Xenia vielsagend ein.
“Ich kenne sie gut … sie ist eine Angestellte der Ferienanlage, und sie wusste deshalb natürlich, wer ich bin! Ich hatte Angst, dass sie mich verraten könnte. Als du in dieser Nacht zu mir gekommen bist, musste ich die Chance ergreifen, dich an mich zu binden. Und ich hoffte, dass du mich lieben würdest, nachdem du dich mir so leidenschaftlich und vorbehaltlos hingegeben hast. Aber dann hast du herausgefunden, wer ich wirklich bin, und als du zu mir in die Hotelsuite gekommen bist und mich zur Rede gestellt hast, habe ich aus schierer Verzweiflung die Situation ausgenutzt, um darauf zu bestehen, dass du mich heiratest. Ich konnte es einfach nicht ertragen, mir mein Leben ohne dich vorzustellen”, gestand er so freimütig, dass es sie tief berührte.
“Aber warum hast du nichts gesagt, Rashid?”, fragte sie mit leisem Vorwurf. “Du warst so kühl und distanziert.”
“Weil ich mich so schuldig fühlte”, sagte er. “Ich hatte dich förmlich überrumpelt, mich zu heiraten, und wusste, dass ich das nicht hätte tun sollen.” Er nahm sie wieder in die Arme und drückte sie an sich. “Aber nun weißt du, wie viel du mir bedeutest, Xenia”, flüsterte er ihr ins Haar. “Du bist alles für mich.”
Xenia schmiegte sich überglücklich an ihn. “Und du bist alles für mich, Rashid.”
– ENDE –