2. AKT, SECHSTE SZENE

 

»›An dem Tag, als sie qualvoll starb‹«, lese ich im Off, »›genoss meine geliebte Katherine Kenton ein herrliches Schaumbad.‹«

Wie in den früheren vorgelesenen Schlusskapitel-Sequenzen von Sklave der Liebe sehen wir die jüngeren, idealisierten Versionen von Miss Kathie und Webster in einer weichgezeichneten, nebligen Version ihres Boudoirs auf dem Bett herumtoben. Ich lese im Off, während die Traumverliebten ihr Liebesspiel unterbrechen und langsam, langbeinig ins angrenzende Bad entschweben.

»›Wie es ihr Brauch war‹«, liest meine Stimme, »›spülte Katherine nach emsigem oralen Kontakt mit meinem fleischigen Speer ihren zarten Gaumen mit einem Schluck Eau de Cologne und applizierte eine Handvoll glitzernden Eises auf ihren schlanken traumatisierten Hals.

Als ich die Hähne aufdrehte‹«, liest die Off-Stimme weiter, »›um duftiges, dampfendes Wasser in ihre rosa Marmorwanne einzulassen, und das Badeöl hinzugab, wallte Schaum in dicken Bäuschen auf. Und während ich ihr diese üppige Waschung bereitete, sagte meine liebste Katherine: ‚Webster, mein Liebling, die Liebessäfte, die du auf dem Höhepunkt oraler Leidenschaft literweise in mich einströmen lässt, munden betörender als Berge der köstlichsten europäischen Schokolade.‘ Meine Geliebte rülpste sittsam in ihre Faust, schluckte und sagte: ‚Jede Frau sollte deine aromatischen Ergüsse schmecken dürfen.‘‹«

Die weichgezeichnete, idealisierte Miss Kathie schließt ihre veilchenblauen Augen und leckt sich die Lippen.

Noch ein Kuss, dann lösen sich die Fantasiegeliebten voneinander.

»›Mit unendlicher Anmut senkte Katherine ihre seidigen sinnlichen Beine‹«, lese ich im Off, »›tauchte sie ihre bespritzten Schenkel und ihre gepriesene Scham in die kochenden Wolken schillernden weißen Schaums. Das heiße Nass legte sich um ihr samtiges Hinterteil und bespülte ihre seidigen Büste. Nebeldämpfe wallten wirbelnd auf, Parfümdüfte erfüllten das schwüle Bad.‹«

Meine Stimme liest weiter vor: »›Es war genau das Jahr, in dem jeder zweite Song im Radio ‚On the Atchison, Topeka and the Santa Fe‘ von Mitzie Gaynor war; auf dem Rand der rosa Marmorwanne stand ein großes RCA-Radiogerät, das ein kräftiges Kabel mit der Steckdose verband, und wir hörten einen Sender, der romantische Balladen spielte.‹«

Besagtes Radio wird eingeblendet, es steht so dicht am Wannenrand, dass der Dampf sich in Schweißtropfen auf dem Holzgehäuse niederschlägt.

»›Darüber hinaus‹«, fährt meine Stimme fort, »›fand sich um die prunkvolle Wanne eine reizvolle Auswahl an elektrischen Lampen, eine jede mit rosa getönten Glühbirnen bestückt, deren Flackerlicht durch perlenbesetzte Schirme schimmerte.‹«

Ein langsamer Schwenk fährt über einen Wald von Lampen, große und kleine, die auf dem breiten Rand der übergroßen Wanne stehen. Ein schwarzes Gestrüpp von Stromkabeln schlängelt sich von den Lampen zu Steckdosen in der Wand. Viele dieser dicken Kabel sind zerfranst und pulsieren geradezu vor Energie.

»›Katherine ließ sich bis zu ihrem schlanken Hals in die duftenden Schaumwolken sinken‹«, fährt die Off-Stimme fort, »›und seufzte zufrieden auf. In diesem Augenblick unserer unermesslichen Glückseligkeit glitt das Radio, aus dem just die Grande Valse Brillante in Es-Dur von Frédéric Chopin säuselte, von seinem prekären Platz. Rein zufällig stürzten auch sämtliche Lampen um und in das einladende Wasser hinein und pochierten meine Geliebte bei lebendigem Leibe wie ein gemartertes, schreiendes, gefoltertes Ei…‹«

Der parfümierte Schaum wallt und siedet hoch und verhüllt die brodelnde Todesszene. Meine Stimme liest vor: »›Ende.‹«

Diva
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