Morgengrauen

Mit beiden Händen schöpfte Marcel das brackige Wasser aus dem Bach und spritzte es sich ins Gesicht. Die Kälte traf ihn wie ein Faustschlag. Aber sie machte ihn wach. Er erleichterte sich an einem Baum und kehrte in die kleine Senke zurück, in der sie gestern ihr Lager aufgeschlagen hatten.

Alles erschien Marcel wie ein schlechter Traum. Nach dem, was sie bei Bad Rippoldsau miterlebt hatten, waren sie einfach in die erstbeste Richtung gelaufen. Sie hatten nur wenige Pausen eingelegt, und dann auch nur für fünf Minuten. Es war bereits dunkel geworden, als sie die kleine Senke fanden. Geredet hatten sie nicht, zu tief saß ihnen der Schreck noch in den Gliedern. Vollkommen mechanisch hatten sie das Zelt aufgebaut und sich hingelegt. Aber vorher hatten sich beide noch mit großen, schweren Knüppeln bewaffnet.

Deniz hatte das Zelt mittlerweile abgebaut und verstaut. Gerade checkte er wieder ihre Position mit Kompass und Karte. Neben ihm lag auf einem Blatt Alufolie eine Handvoll weißlicher Wurzeln.

Marcel runzelte die Stirn. »Was soll ’n das sein?«

»Bärlauch«, antwortete Deniz, ohne sein Tun zu unterbrechen. »Der wächst hier überall. Schmeckt zwar wie Scheiße, aber das Zeug ist essbar.«

Marcel grunzte und nahm sich eine Wurzel. Sein Kumpel hatte die meiste Erde abgerieben. Probeweise schnüffelte Marcel an der Wurzel, dann biss er hinein. Sie schmeckte wie bittere Kotze. Aber er hatte verdammten Hunger und wie Deniz konnte auch er keine Bohnen mehr sehen.

Während Marcel weiter auf dem Bärlauch herumkaute, verstaute Deniz die Karte und den Kompass wieder. »Wenn ich mich nicht irre, dann sind wir in der Nähe der Wolftalstraße. Die könnten wir in ein, zwei Stunden erreichen.«

Marcel schluckte die zerkaute Wurzel herunter. Er musste an das schale, verwässerte Bier denken, das er an diesem einen Abend in Offenbach getrunken hatte. »Und was bringt uns das?«

»Vielleicht nimmt uns einer mit«, sagte Deniz. »Allemal besser, als hier im Wald zu verhungern. Oder dass uns diese Zombies erwischen.«

Marcel riss die Augen auf. »Was?«, fragte er, halb lachend.

»Du hast gestern das Gleiche gesehen wie ich. Schlurfen, hohles Stöhnen. Und sie fressen andere Menschen auf. Alter, das sind Zombies!«

Der bittere Nachgeschmack des Bärlauchs und die Bilder von gestern ließen eine Welle der Übelkeit in Marcel aufschwappen. Er wandte den Kopf zur Seite und spuckte aus. »Du siehst zu viele schlechte Horrorfilme, Abi.«

Deniz schnaubte. »Und du zu viele schlechte Actionfilme aus Russland und Mexiko. Echt jetzt, was hast du dir gedacht, als du einfach losgerannt bist?«

»Ich hätte ihr helfen können.«

»Am Arsch die Waldfee! Die hätten dich höchstens auch gefressen, oder Schlimmeres. Du hast einfach nicht nachgedacht, wie immer. Genauso wie damals in der Bar.«

Marcel ballte die Hände zu Fäusten. »Hey, wenn so ein Ghettoarsch seiner Freundin fast den Kiefer bricht, nur weil sie mich anlächelt, dann muss ich da nicht groß nachdenken!«

»Nein, stattdessen brichst du ihm lieber sämtliche Rippen und verpasst ihm eine mittelschwere Gehirnerschütterung. Wirklich großartig. Und deswegen dürfen wir hier durch den Wald schleichen.« Deniz stand auf und schulterte seinen Rucksack. »Aber weißt du, was? Das ist mir egal. Ich gehe jetzt zu dieser Straße. Du kannst mitkommen oder hierbleiben.« Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und marschierte davon.

Marcel blinzelte. Dann raffte er seine Sachen zusammen und eilte seinem Kumpel hinterher.

*

Ein einsamer, von Schlaglöchern übersäter Streifen Asphalt schlängelte sich einen bewaldeten Berghang entlang. Die Wolftalstraße.

Autos konnten Marcel und Deniz auf den ersten Blick nicht entdecken. Dafür aber ein sehr großes Loch in der Leitplanke, wo es den Hang hinab ging.

Marcel deutete darauf. »Was zum Teufel ist denn das? Meinst du, das waren auch diese Zombies?«

Deniz kratzte sich am Kopf. »Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.« Er trat an die Leitplanke – und zuckte zusammen. »Alter, zieh dir das mal rein!«

Marcel stellte sich dazu. Er musste zweimal hinsehen, bis er es begriff. Am Fuß des doch eher flachen Hangs hing ein Auto an einem Baum. Der Wagen musste von der Straße abgekommen und den Hang heruntergerollt sein. Dafür sprach die große Schneise, die er durch das Unterholz gepflügt hatte.

Aber das war noch nicht das Besondere. Es war kein normales Auto. Es war ein Bundeswehr-Jeep.

Marcel wechselte einen Blick mit Deniz. »Was ist hier los? Erst diese Viecher und dann das? Bin ich im falschen Film gelandet?«

Deniz strich sich über den Kinnbart. »Keine Ahnung, Alter. Aber ich will mir das mal näher ansehen.«

Vorsichtig stiegen sie den Hang hinab. Aus der Nähe sah der Jeep noch schlimmer aus. Die komplette Front war eingebeult, der Motor hatte bestenfalls noch Schrottwert. Marcel erkannte das Modell. Es war ein Wolf Geländewagen, entwickelt von Mercedes-Benz. Blutspritzer verschmutzten die Seitenfenster. Das Verdeck war an vielen Stellen abgerissen. Die Beifahrertür stand offen.

So leise wie möglich schlich Deniz an die Beifahrerseite. Er warf einen Blick hinein und zuckte zurück. »Ach du Scheiße. Marcel, komm her!«

Zwei Soldaten saßen im Inneren. Vollkommen blutüberströmt. Der Beifahrer war eindeutig ein Offizier, das erkannte Marcel an den Pickeln auf seinen Schultern. Eine Schusswunde klaffte in seinem schlaff zur Seite hängenden Kopf. Seine Augen waren milchig weiß.

Der Fahrer neben ihm war wohl ein einfacher Soldat, zumindest konnte Marcel keine Rangabzeichen erkennen. Seine rechte Hand hielt eine P8 umklammert.

Eigentlich hätte Marcel etwas spüren müssen. Übelkeit, Angst, irgendetwas. Aber da war nichts. Fast automatisch streckte er die Hand nach dem Gesicht des Offiziers aus.

Deniz riss ihn zurück. »Spinnst du? Fass ihn nicht an.«

Marcel schüttelte den Kopf. »Sorry.«

Ein Geräusch ließ sie beide zusammenzucken. Hektisch sahen sie sich um. Aber da war nichts. Das Geräusch ertönte erneut. Ein leises Wimmern. Marcel hörte genauer hin. Es kam aus dem Geländewagen. Von der Fahrerseite.

Marcel rannte um das Wrack herum und riss die Fahrertür auf. Die Lippen des Fahrers bewegten sich, formten Worte. Sein Blick war leer. Marcel beugte sich nach vorne und lauschte angestrengt. Dabei fiel ihm auf, dass der Mann nicht mehr angeschnallt war.

»… in den Kopf … in den Kopf …«, hörte er ihn murmeln.

»Scheiße«, fluchte Marcel. »Deniz!«, rief er. »Ruf einen Krankenwagen! Der hier lebt noch!«

Deniz fummelte schon hektisch sein Smartphone heraus.

Marcel packte die freie Hand des Fahrers. »Halten Sie durch! Wir holen Hilfe.«

Doch es war zu spät. Der Kopf des Fahrers sank nach vorne. Das Murmeln erstarb. Seine Hand erschlaffte.

Marcel schluckte. Er blinzelte. Verdammt, was mache ich denn jetzt?

»Ich kriege kein Netz«, sagte Deniz.

»Lass mal«, sagte Marcel. »Ist eh zu spät.«

Betreten schwiegen sie.

Nach einer Minute brach Marcel das Schweigen. »Vielleicht –«

Plötzlich schoss der Kopf des Fahrers hoch und wandte sich ruckartig Marcel zu. Seine Augen … seine Augen waren genau so milchig weiß wie die des Beifahrers. Der Fahrer stieß das gleiche durchdringende Heulen aus wie die Leute in Bad Rippoldsau, riss die Arme hoch, die P8 noch in der einen Hand und grapschte nach Marcel.

Vor Schreck quietschte Marcel wie eine Gummiente auf, schlug die Hände beiseite, was die P8 wegschleuderte, und machte einen Schritt nach hinten. Er trat unglücklich auf, verlor das Gleichgewicht und stürzte.

Mit abgehackten Bewegungen wuchtete sich der Fahrer aus dem Wolf und landete mit dem Kopf zwischen Marcels Beinen. Als er eines packte und hineinbeißen wollte, rammte Marcel ihm verzweifelt das freie Knie an den Kopf. Das hielt den Fahrer nur kurz auf. Schon näherte sich das sabbernde Maul wieder Marcels Hose. Er strampelte wie ein Verrückter, aber der Fahrer hatte einen Schraubstockgriff.

Im praktisch letzten Moment packte Deniz den Fahrer an den Schultern und riss ihn von Marcel herunter. Leider wandte er sich nun Deniz zu und versuchte, ihn zu beißen. Deniz beschimpfte ihn auf Türkisch in allen Farben des Regenbogens und stellte ihn als Abkömmling mehrerer Nutztiere dar.

Hektisch sah Marcel sich nach einem Stein oder Ast um. Ihre Knüppel hatten sie beide unvorsichtigerweise oben am Straßenrand gelassen.

Dann entdeckte er die Pistole des Fahrers.

Marcel sprang auf, hechtete zu der Waffe und ergriff sie. Deniz fluchte mittlerweile nicht mehr, sondern schrie nur noch unzusammenhängend.

Die P8 in der Hand rannte Marcel zu dem Knäuel aus Leibern und trat dem Fahrer so fest wie möglich in die Seite. Er flog von Deniz herunter. Bevor er sich wieder aufrichten konnte, zielte Marcel mit der Pistole – und schoss ihm in den Kopf.

Es knallte, als explodierte ein Feuerwerkskörper direkt neben seinen Ohren. Der Fahrer brach zusammen und rührte sich nicht mehr.

Marcel hörte ein lautes, schrilles Pfeifen in seinen Ohren, wie von einem altmodischen Teekessel. Sein eigenes Atmen spürte er mehr, als dass er es hörte.

Er ließ den Arm sinken, hielt aber die Waffe fest. Er konnte die Augen nicht von dem bewegungslosen Fahrer abwenden.

Das Pfeifen ließ nach und verwandelte sich in Deniz’ Flüche: »… scheiße, scheiße, verdammte Scheiße, leck mich doch, was soll der Scheiß! Ich dachte, der wäre tot!«

»Er … er sah auch tot aus.« Marcel blinzelte. Dann setzte er sich hin und fing an, am ganzen Körper zu zittern. Trotz des kargen Frühstücks hatte er starke Bauchschmerzen, als hätte er zu viel gegessen.

Deniz brummte etwas Unverständliches, ging zu dem Fahrer und trat ihn mehrmals heftig in die Seite. »Blöder, verdammter Scheißbastard!«

Marcel hörte die Rippen des Fahrers brechen, aber der Körper blieb auch weiterhin regungslos. Plötzlich musste er sich übergeben.

Dann hörte er Deniz rufen. »Zieh dir das mal rein.«

Deniz hatte dem Fahrer Jacke und Hemd ausgezogen. Der bleiche Oberkörper des Soldaten war ein Mix aus Blutergüssen und herausstehenden Knochen. »Geht’s noch? Warum soll ich mir das ansehen?«

»Das meine ich doch gar nicht, du Pfosten, sondern das.« Deniz deutete auf eine stark verschorfte Wunde in der Halsbeuge des Fahrers.

Marcel wollte erneut nachfragen, dann fiel ihm auf, worauf Deniz hinauswollte. Er beugte sich runter. »Ist das eine Bisswunde?«

»Sieht so aus. Wahrscheinlich von dem Beifahrer.«

»Hm.« Marcel legte die Stirn in Falten. »Gerade eben, bevor … dem hier, da hat er noch was gemurmelt. ›In den Kopf, in den Kopf.‹«

»Da soll mich doch meine Mutter beißen«, sagte Deniz und setzte sich auf den Waldboden. »Bisswunden und Kopfschüsse. Wie in den Filmen. Der Beifahrer hat den Fahrer gebissen und der Fahrer hat ihn mit der Knarre erledigt. Alter, ich sage dir, das sind Zombies.«

Marcel setzte sich neben ihn. »Sieht wohl so aus. Hört sich aber trotzdem blöd an.«

»Leck mich doch.«

Marcel setzte zu einer Antwort an, als ihm ein schockierender Gedanke kam. »Abi?«

»Was?«

Marcel schluckte. »Bist du … Hat er … hat er dich gebissen?«

Deniz sah ihn erst verständnislos an, dann begriff er die Frage. Seine Augen weiteten sich. »Was? Nein! Um Himmels willen, nein!«

Marcel sah ihm direkt in die Augen. »Schwörst du das?« Seine Hand umfasste die P8 fester. Er hielt die Luft an.

Deniz atmete tief durch. »Marcel Jordan-Bartonek, ich schwöre dir, ich wurde nicht gebissen.«

Marcel nickte. Deniz benutzte seinen vollen Namen nur, wenn es ihm wirklich ernst war. Er hielt es ebenso. Ein Kennwort, auf das sich beide vor Jahren geeinigt hatten.

Er stand auf, sicherte die P8 und schob sie in eine Seitentasche. Dann half er Deniz auf die Füße. »Schauen wir mal, ob wir noch was Brauchbares in der Kiste finden.«

Mit einigen Handgriffen rissen sie das zum Teil zerfetzte Verdeck vom Wagen runter. Marcel fiel gleich das G3 auf, welches in einer Seitenhalterung hing, zusammen mit drei Stangenmagazinen und einem Wartungstäschchen. Er nahm es heraus und wog die über vier Kilo schwere Waffe in der Hand. »Sieht gut aus.« Er inspizierte den Lauf, die Verschlüsse und das Gehäuse, und pfiff beeindruckt. »Das ist verdammt gut in Schuss.«

»Wenn du das sagst«, meinte Deniz.

»Es ist kein G36; dann könnte es sein, dass sich das Plastik im Gehäuse beim Schießen verformt.« Marcel grinste. »Ein AK-47 wäre mir ja lieber. Die Dinger kannst du ein Jahr lang in einem Sumpf versenken und sie funktionieren trotzdem noch. Aber das Teil hier ist auch nicht schlecht.«

»Wieso haben die das noch?«, fragte Deniz. »Ich dachte, das wäre ausgemustert worden.«

»Nicht ganz«, sagte Marcel. »Es wird seit 1997 nicht mehr hergestellt. Aber in den Depots der Bundeswehr befinden sich immer noch mehrere Hunderttausend G3-Gewehre, die auch weiterhin gewartet werden. Außerdem sind auch in den Waffenkammern vieler Bundeswehreinheiten immer noch G3-Gewehre vorhanden und einsatzbereit.«

Deniz schüttelte den Kopf. »Du hast eine Lese-Rechtschreib-Schwäche und brauchst selbst für das Einmaleins einen Taschenrechner, aber so was weißt du. Alter, du solltest echt mal deine Prioritäten neu ordnen.«

Marcel grinste.

Sie suchten weiter und fanden auch noch einen Tragriemen und ein Bajonett für das G3. Marcel hatte die Klinge gerade montiert, da hörte er Deniz sagen: »Was ist denn das für ein Zeug?«

Sein Kumpel hatte eine schwarze Tasche gefunden. Darin befanden sich kleine Glasfläschchen in Halterungen aus sehr dickem Schaumstoff. In einer Seitentasche steckten fünf Einwegspritzen. Marcel nahm ein Fläschchen heraus und hielt es ins Licht. Darin glitzerte eine farblose Flüssigkeit. Auf der Seite prangte ein Aufkleber mit einer unverständlichen Zeichenfolge: Z/0000614.

Marcel nahm ein weiteres Fläschchen heraus. Auch hier fand sich diese Zeichenfolge auf dem Aufkleber.

»Hast du ’ne Idee, was das bedeutet?«, fragte er Deniz.

»Bin ich Moses? Wächst mir Gras aus dem Arsch?« Deniz grinste. »Vielleicht ist es ja …«, er wechselte in die Aussprache von Helge Schneider, »Morphium.«

Gelächter blubberte in Marcel hoch. »Aber Sie müssen mir den Stoff nur besorgen. Fixen kann ich selbst«, konnte er gerade noch zitieren, bevor er sich vor Lachen an der Karosserie festhalten musste.

Sein Anfall steckte wiederum Deniz an. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatten.

In etwas gehobener Stimmung durchsuchten die beiden Männer den Wagen weiter. Marcel steckte sich die zwei Fläschchen ein.

Ihre Ausbeute bestand aus drei Stangenmagazinen für die P8, einer Werkzeugtasche mit Wagenheber und Radeisen sowie einer Flasche Waffenöl. Die Magazine verstaute Marcel gleich in den Taschen seines Feldanzugs, ebenso das Waffenöl. Deniz nahm sich das Radeisen und das G3.

»Insgesamt sechzig Schuss für das Sturmgewehr und fünfundvierzig für die Pistole«, sagte Marcel. »Aber nichts zu essen.«

»Du wolltest doch unbedingt dein Survivaltraining im Schwarzwald machen«, sagte Deniz grinsend und versuchte, das G3 durchzuladen. »Jetzt können wir uns unser Essen schießen.«

»Das kann ich ja nicht mit ansehen. Gib her.« Marcel nahm ihm das Sturmgewehr ab und lud es demonstrativ durch. »Hier stellst du die Schussfrequenz ein. Ich hab es auf halbautomatischen Einzelschuss gestellt. Lass um Gottes willen die Finger davon, sonst hast du die zwanzig Schuss in weniger als zehn Sekunden verfeuert.« Er gab Deniz das G3 zurück. »Ich hab das Magazin jetzt wieder rausgenommen. Das kommt erst in die Waffe, wenn es notwendig ist.«

Deniz legte den Kopf schief. »Willst du mich verarschen? Wir haben es hier mit Zombies zu tun. Wenn das nicht als notwendig zählt, dann weiß ich nicht mehr weiter.«

Marcel machte eine kreisende Handbewegung. »Siehst du gerade irgendwelche Zombies hier? Oder kannst du welche hören? Nein? Gut, dann ist es noch nicht notwendig. Und jetzt komm, zurück zur Straße.«

»Einen Moment noch«, sagte Deniz. »Mir ist gerade was eingefallen.« Er ging zu der Leiche des Fahrers, genauer gesagt zu dem Haufen seiner Oberbekleidung, die er ihm ausgezogen hatte.

»Das willst du doch nicht etwa anziehen?«, fragte Marcel.

»Spinnst du? Ich will nur etwas wissen. Mir ist da was aufgefallen.« Deniz hielt die Anzugjacke hoch und betrachtete sie eindringlich. Dann fing er an, ihre Taschen zu durchsuchen.

»Was zum Geier soll das?«, fragte Marcel. »Was machst du da?«

Anstelle einer Antwort warf Deniz die Jacke zu Boden und durchsuchte die Hose des Fahrers. Schließlich ließ er von ihm ab und machte sich unter Marcels fassungslosem Blick an der Leiche des Offiziers zu schaffen.

Marcel ging zu ihm hin und packte ihn an der Schulter. »Abi, jetzt sag mir endlich, was das soll!«

»Gerne«, erwiderte Deniz. »Wenn du mir verraten kannst, warum keiner von denen seine Namensstreifen trägt. Oder Papiere dabei hat. Kein Ausweis, keine Dienstmarken, kein gar nichts. Ist das normal?«

Marcel überlegte. »Nein«, sagte er schließlich. »Das ist es nicht.«