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Dann eilte er nach draußen und zog dabei die Tür hinter sich Lucern riss die Tür auf und spähte hinaus auf den Flur, in der Hoffnung, einen Pagen mit Kondomen in der Hand auf sich zukommen zu sehen. Selbstverständlich war das nicht der Fall. Der Flur war vollkommen leer. Frustriert knallte er die Tür wieder zu, dann drehte er sich um und sah sich in der Suite um. Sie sollten auf allen Zimmern Kondome haben. Hotels sollten sie genauso zur Verfügung stellen wie Schokoriegel und Getränke. Wirklich, Luc wusste nicht, wieso noch niemand daran gedacht hatte.
Ein leises Seufzen und das Rascheln von Laken lenkte seine Aufmerksamkeit wieder zu seiner Zimmertür. Sein Gehör funktionierte im Moment hervorragend. All seine Sinne surrten. Sein ganzer Körper kribbelte vor Aufregung, und jede einzelne Faser, jeder schmerzende Zoll, wollte bei Kate sein. Das hier war eine Art Hölle. Eine Art von....
Lucern richtete einen missmutigen Blick Richtung Zimmer, wo diese weiche, willige Frau auf ihn wartete. Er hatte gewusst, dass diese Konferenz ein höllisches Unternehmen sein würde. Aber wie hätte er ahnen können, dass es sich zu einer Folter entwickeln sollte, die den ganzen Körper betraf? Ein Schnarchen aus der anderen Richtung erregte seine Aufmerksamkeit. Chris Keyes’ Zimmer. Klar, der Mann schlief ganz friedlich. Er erlitt nicht die Folterqualen der Verdammten und.... Chris ist ein Mann.
Der Gedanke unterbrach Lucerns inneres Tosen, und er warf einen prüfenden Blick zu der Tür hinüber. Kates Arbeitskollege hatte vielleicht ein Kondom. Lucern warf wieder einen kurzen Blick auf seine Zimmertür. Kate würde sicher nicht wollen, dass Chris wusste, was sie vorhatten. Er war ziemlich sicher, dass sie ausgesprochen verärgert sein würde, wenn er ihren Freund nach einem Kondom fragte.
Ein weiteres Seufzen erklang aus seinem Schlafzimmer, gefolgt von noch mehr Rascheln. Er konnte sich genau vorstellten, wie Kate ruhelos auf seinem Bett lag, die Brustwarzen immer noch hart, das Gesicht geprägt von Begierde und.... Er würde ihr einfach nicht sagen, wo er das Kondom herhatte, beschloss Lucern. Er eilte zu Chris’ Tür, wo er weder klopfte oder ein anderes Geräusch machte, das Kate hätte hören können, sondern einfach die Tür öffnete und ins Zimmer schlüpfte. Er schlich zu Chris’ Bett. Dann packte er den schlafenden Lektor an den Schultern und rüttelte ihn heftig.
„Wachen Sie auf”, zischte er.
Chris erwachte sofort und blinzelte Lucern erschrocken an. „Was ist? Was ist passiert?”, fragte er verängstigt. „Brennt das Hotel?”
„Nein. Ich brauche ein Kondom. Haben Sie eins?”
Chris blinzelte ihn dümmlich an. „Was? Ein Kondom?” Er setzte dazu an, den Kopf zu heben, dann erst sah er Lucerns nackten Körper. Er erstarrte, und sein Mund klappte vor Entsetzen auf. „Oh Mann, richten Sie gefälligst dieses Ding nicht auf mich!
Oh Gott!” Er entzog sich Lucerns Händen und rollte sich angewidert weg. „Ich schlafe! Gehen Sie weg.”
Lucern starrte missbilligend auf Chris’ Rücken, richtete sich dann auf und verschränkte die Arme. „Ich brauche ein Kondom.”
„Und ich brauche Schlaf! Gehen Sie weg”, wiederholte der Lektor.
„Haben sie denn keine?”, bohrte Lucern weiter. Offensichtlich erkannte Chris, dass Lucern nicht gehen würde.
Er rollte sich wieder herum und sah ihn erbost an. „Ja. Ich habe welche. Aber sehe ich aus wie eine Drogerie?”, fragte er. Er setzte sich auf. „Hören Sie, Lucern, ich hab Sie ja ganz gern, aber Kate ist meine Freundin, und.... ” Er hielt inne und runzelte die Stirn. „Werden Sie jetzt endlich aufhören, dieses verdammte Ding auf mich zu richten? Ich werde noch einen Komplex kriegen! Ich sollte wirklich nicht so viel über Kates Privatleben wissen. Wir sind Freunde und Arbeitskollegen und.... Haben Sie beide nicht schon vorher miteinander geschlafen? Gestern.... ”
„Nein”, unterbrach Lucern ihn. „Noch nicht! Und alles, was ich will, ist ein verdammtes Kondom und keinen Vortrag!”
„Ja? Alles, was ich will, ist schlafen und nicht sehen müssen, dass jemand Kate wehtut, und Sie.... ” Er hielt inne, als es an der Tür zur Suite klopfte.
Als Lucern gehen wollte, packte Chris ihn am Arm. „So sollten Sie die Tür lieber nicht öffnen. Was, wenn es ein Fan ist, dem es gelungen ist, Sie hierher zu verfolgen?” Der Lektor stieß die Decke beiseite und war schon in der nächsten Sekunde aus dem Bett gesprungen. Sein Oberkörper war nackt, aber er trug Boxershorts. Er stolzierte aus dem Zimmer, ohne sich mit einem Bademantel abzugeben. Lucern folgte in diskretem Abstand, nur für den Fall, dass wirklich Fans an der Tür sein sollten und nicht die von ihm bestellten Kondome.
„Guten Morgen, Sir!” Ein uniformierter Page stand in der Tür und grinste breit. Er hatte mehrere Schachteln in der Hand. „Ich glaube, die sind für Sie.” Chris fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Lucern wusste nicht, ob es die Menge oder die Vielfalt war, was ihn so schockierte. Als der Lektor weiterhin einfach nur dastand, verlor Lucern die Geduld und ging zu dem Pagen.
„Geben Sie sie mir.” Er nahm dem nun ebenfalls glotzenden Pagen die Schachteln ab, dann zögerte er. „Ich habe kein Trinkgeld. Chris, hast du Trinkgeld?”
„Was?” Der Lektor starrte ihn ausdruckslos an.
„Ein Trinkgeld für den Mann”, wiederholte Lucern gereizt. Er deutete auf seine Nacktheit. „Ich habe nichts. Ich gebe es Ihnen später zurück.”
„Oh.” Chris griff instinktiv an seine Boxershorts, wo bei einer Hose die Taschen gewesen wären. Er verzog das Gesicht. „Nein, selbstverständlich habe ich kein.... ”
„Schon in Ordnung. Sie können das auch später erledigen”, sagte der Page schnell. Mit einem ein wenig gehetzten Blick streckte er einen Kuli und ein Klemmbrett mit einem Stück Papier hin. „Unterschreiben Sie das hier einfach nur, damit es Ihrem Zimmer in Rechnung gestellt werden kann, und ich verschwinde.”
Chris unterschrieb rasch und reichte den Stift und das Klemmbrett zurück. „Ah, danke.”
„Gern geschehen, Sir. Ich wünsche Ihnen beiden viel Spaß.” Der Page zwinkerte, dann zog er die Tür zu.
Chris fuhr herum zu Lucern, und blankes Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Er denkt, dass wir dass Sie und ich er.... ” Er lallte beinahe vor Entsetzen.
Lucern war zu ungeduldig, zu Kate zurückzukehren, um sich Zeit nehmen zu können, Chris zu beruhigen. Er nahm die Vampir-Abkürzung und glitt in den Geist des Lektors. Geh ins Bett, Chris. Das war alles nur ein Traum. Du schläfst.
Der Mann beruhigte sich sofort. Er ging langsam auf seine Tür zu und murmelte: „Oh ja. Ich schlafe.”
Lucern sah zu, wie sich Chris’ Schlafzimmertür hinter ihm schloss, dann eilte er zurück zu seinem eigenen Zimmer. Dabei hätte er beinahe Kate umgerannt. Sie hatte ihren Bademantel wieder angezogen und sich offenbar aufgemacht, um ihn zu suchen. „Oh”, keuchte sie und wich einen Schritt zurück, als er so plötzlich vor ihr stand. „Ich dachte, ich hätte ein Klopfen an der Tür und Stimmen gehört.”
„Ja. Ein Page mit einer Lieferung”, sagte Lucern. Als er bemerkte, wie Kates Augen größer wurden, als sie die Schachteln in seiner Hand sah, befürchtete er, dass die Anzahl der Kondome sie abschrecken könnte, und fügte hinzu: „Ich wusste nicht, was ich bestellen sollte, also habe ich alle genommen.”
„Aha.” Sie wurde ein wenig rot, rang sich aber zu einem Lächeln durch. „Nun, das ist.... das zeugt von Umsicht.... oder so etwas.” Lucern seufzte innerlich. Diese Kondom-Geschichte konnte dem Liebesleben wirklich einen Dämpfer verpassen.
Verärgert über das Unbehagen, das nun zwischen ihm und Kate herrschte, legte er die Schachteln auf die Kommode und zog Kate in seine Arme. Er wollte sie warm und feucht und voller Begierde nach ihm. Schließlich hatte er dieses ganze Theater nicht veranstaltet, damit die Stimmung ruiniert war. Er küsste sie mit entschlossener Leidenschaft, was die schwelenden Überreste des Feuers, das er vorher entfacht hatte, wieder aufflackern lassen sollte, aber als Kate sich nicht sofort an ihn schmiegte, wurde ihm wieder einmal klar, wie sehr er es bedauerte, dass ihr Geist ihm verschlossen war. Es wäre so einfach gewesen, ihr seine Begierde zu übermitteln und sie damit zu durchfluten. Stattdessen würde er es auf die harte Tour machen müssen.
Er drehte sie um, sodass sie gegen die Kommode zu lehnen kam, und hörte auf, sie zu küssen, um sich ein wenig zurückzulehnen und den Gürtel ihres Frotteebademantels zu lösen. Er erstarrte, als der Mantel aufklaffte. Verdammt, sie war einfach atemberaubend! Er streckte die Hände aus, um ihre Brüste zu umfassen.
Kate gab ein schauderndes Seufzen von sieh, als er sie zärtlich berührte, und Lucern erkannte, dass die harte Tour durchaus ihre Vorteile hatte. Er wollte mehr von diesen Seufzern hören. Er wollte Stöhnen, und er wollte, dass sie seinen Namen mit dieser sinnlichen, flehentlichen Stimme murmelte. Er wollte in sie hineinsinken und sie vor Entzücken in den Wahnsinn treiben. Und er wollte keine Zeit mehr damit verschwenden, zum Bett zu gehen.
Er ließ ihre Brüste los, schob die Schachteln mit den Kondomen aus dem Weg, packte Kate unter den Armen und hob sie hoch, sodass sie auf der Kommode saß. Er streifte den Bademantel von ihrer Schulter und ließ ihn auf die Kommode fallen, dann drängte er sich zwischen ihre Beine. Er wollte, dass sie wieder vor Leidenschaft glühte. Sie sollte vollkommen unbekümmert sein, und sie sollte ganz und gar ihm gehören. Er packte sie im Nacken und zog sie für einen weiteren Kuss an sich. Seine andere Hand spielte über ihren Körper. Mit Fingern und Mund wollte er jede Linie ihres Körpers verfolgen und keinen einzigen Zoll vernachlässigen. Er wollte sie anfassen, knabbern, streicheln und verschlingen.
Kate hatte jedoch ihre eigenen Vorstellungen. Er spürte, wie ihre Hand seine Erektion umfasste und am Schaft entlangfuhr, und das wäre um ein Haar sein Untergang gewesen. Er schaffte es, sich zu beherrschen, aber sein Kuss wurde beinahe zu wild. Sofort schob er die Hand zwischen sie beide und dann zwischen Kates Beine.
Kate schnappte nach Luft und wäre beinahe von der Kommode gesprungen. Lucerns Berührung war ein Schock für ihre immer noch empfindsame Haut. Sie stöhnte und rutschte näher, schloss die Beine um seine Hüften, und ihre Hände bewegten sich über seinen Körper. Er war hart und stark und so angenehm zu berühren. Und er brachte sie um den Verstand. Er hatte sie bereits vorher einmal zum Höhepunkt gebracht, und sie sehnte sich danach, das wieder zu erleben. Aber diesmal wollte sie ihn in sich haben.
Lucern stöhnte und schauderte, als sie seinen erigierten Penis in die Hand nahm. Kate lächelte, erfreut über diesen Beweis, dass sie ebenfalls eine Wirkung auf ihn hatte und nicht nur umgekehrt.
Dann tastete sie blind herum, bis sie eine der Schachteln auf der Kommode fand. Irgendwie schaffte sie es, sie mit nur einer Hand zu öffnen und ein Kondom herauszuholen. Sie hatte keine Ahnung, was für eins es war, und es interessierte sie auch nicht. Sie wollte ihn in sich haben. Jetzt.
Lucern hörte ein leises Knistern, dann ein Reißen. Er wollte gerade aufhören, sie zu küssen, als er spürte, dass etwas gegen seine Spitze drückte und begann, über die ganze Länge zu gleiten. Nun unterbrach er den Kuss wirklich, um hinzusehen. Zu seinem Erstaunen ließ Kate ein Kondom auf ihn gleiten.
„Kate”, brachte er durch zusammengebissene Zähne heraus. „Ich.... ”
„Ich will dich haben”, hauchte sie und beendete ihr Vorhaben. Dann packte sie ihn am Po und zog ihn näher zu sich. „Jetzt.”
Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Lucern hatte geglaubt, es würde ein bisschen mehr Anstrengung brauchen, sie wieder zu diesem Punkt zurückzubringen, aber ihre Wangen waren gerötet, und ihr Körper strebte ihm entgegen. Sie wollte ihn wirklich. Kurzerhand packte er sie unter den Knien, zog sie auf der Kommode nach vorn und drückte den Mund auf ihren. Er drang in sie ein. Dann musste er sofort damit aufhören. Das Gefühl, wie sie sich warm und feucht um ihn schloss, war mit nichts vergleichbar, was er je erlebt hatte. Er war umgeben von ihrem Duft und ihrem Körper, war in jeder Hinsicht eins mit ihr. Beinahe.
Beinahe instinktiv löste er seinen Mund von ihrem und ließ ihn ihren Hals entlanggleiten. Kate murmelte entzückt, und ihr Unterkörper schmiegte sich an ihn. Sie legte den Kopf nach hinten, um ihm seine Zärtlichkeiten zu erleichtern. Lucern spürte, wie seine Zähne ausfuhren, und drückte sie in ihren Hals, und gleichzeitig stieß er wieder in ihren Körper. Es war etwas rein Tierhaftes, wie ein dominanter Kater eine Katze am Hals packte, wenn er in sie stieß. Kate C. Leever gehörte ihm, und er markierte sie für sich.
Kate schrie auf und drängte sich gegen Lucern, als ihr Geist von Ekstase durchflutet wurde. Es war ein plötzlicher Rausch, eine überwältigende Welle, als sein Geist mit ihrem verschmolz und sie mit dem beschenkte, was er erlebte. Ihr Entzücken, das zuvor schon beinahe unerträglich gewesen war, wurde plötzlich verdoppelt, und einen Augenblick war sie sicher, ihr Herz würde das einfach nicht aushalten. Dann schauderte sie und klammerte ihre Beine um seine, zog die Nägel über seinen Rücken, und Lichter explodierten hinter ihren fest geschlossenen Lidern.
Sie spürte, wie Lucern die Hand unter ihren Po schob und er sie noch dichter an sich zog, und sie stöhnte. Die Bewegung überschwemmte sie mit einer weiteren Welle von Entzücken. Noch mehr solcher Wellen stürmten auf sie ein, und eine schob sich über die andere, als sie sowohl seine Ekstase als auch ihre spürte. Sie krallte die Finger in sein Haar, hielt sich fest, als hinge ihr Leben davon ab, bis ihr von dieser Überdosis Erregung schwindlig wurde. Sie hatte Angst, die Augen zu öffnen, denn sie befürchtete, der Raum würde sich wie wild um sie drehen.
Nach diesem Erlebnis würde jeder einfache Sterbliche einen sehr zahmen Geliebten abgeben, erkannte sie traurig. Lucern hatte sie für alle anderen verdorben, und sie befürchtete, dass sich das wie eine Droge auswirken würde. Sie konnte nur noch daran denken, dass sie mehr wollte. Ihr Herz schlug laut, sie bebte am ganzen Körper, und sie wollte mehr. Sie wollte in dieser Empfindung ertrinken. Sie ertrank bereits darin, erkannte sie, denn sie begann, das Bewusstsein zu verlieren. Und immer noch wollte sie mehr.
Lucern spürte, wie Kate gegen ihn sackte, als seine Ekstase ihn überkam. Er wiegte sie an seiner Brust, während sein Körper schauderte, dann wartete er einen weiteren Moment darauf, dass seine Kraft zurückkehrte. Er ließ sie weit genug zurückfallen, um ihr ins Gesicht sehen zu können, und erkannte, dass sie ohnmächtig geworden war.
Das überraschte ihn nicht sonderlich. Es hatte nichts mit seinem Biss zu tun. Er hatte zwar die Zähne in sie geschlagen, aber sein Körper war angenehm gesättigt, und er hatte nichts getrunken. Die Ohnmacht war einfach ein Ergebnis dessen, was sie gerade erlebt hatten. So war es auch in der Vergangenheit bei den wenigen Gelegenheiten geschehen, wenn er all sein Entzücken in den Kopf seiner Geliebten ergossen hatte, und selbst diese Gelegenheiten waren nicht so explosiv gewesen wie das, was er gerade mit Kate erlebt hatte. Er hätte es überraschender gefunden, wenn sie nicht ohnmächtig geworden wäre.
Lächelnd drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn, dann ließ er sie wieder an seiner Brust ruhen. Er musste seine Kraft wiedergewinnen, denn die Erfahrung hatte ihn ebenfalls ziemlich schwer getroffen. Lucern hatte sich in seinem Leben noch nie so schwach und gleichzeitig befriedigt gefühlt, und diese Frau in seinen Armen war der Grund. Er rieb ihr den Rücken mit einer Hand und fuhr ihr mit den Fingern der anderen durch das Haar.
Als er sich schließlich dazu in der Lage fühlte, hob er sie von der Kommode. Er trug sie zum Bett, Kates Beine und Arme hingen leblos an ihr herab, aber ihre Körper waren immer noch miteinander verbunden. Schon als sie das Bett erreichten, war er erneut hart geworden. Er war erleichtert, als sie etwas murmelte und die Augen öffnete. Er kniete sich mit ihr aufs Bett, dann legte er sich mit ihr in seinen Armen hin.
„Luc?”
„Ja.” Er streifte das Haar aus ihrer Stirn und drückte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
„Das war.... ”
„Ja”, stimmte er feierlich zu. Dann verlagerte er das Gewicht auf einen Ellbogen, um etwas von seinem Gewicht von ihr zu nehmen. Kates Augen wurden groß, als sie spürte, wie er sich in ihr bewegte, und dann wirkte sie enttäuscht.
Lucern verstand nicht, warum, bis sie sagte: „Du bist nicht.... ”
„Doch, bin ich”, unterbrach er sie, denn er wollte sie nicht einmal einen Augenblick lang denken lassen, dass sie ihn nicht befriedigt hatte. „Aber du bist so berauschend, dass ich dich schon wieder haben will.” Er zog sich ein wenig zurück und glitt dann wieder ganz in sie hinein. Kate schloss die Lider ein wenig, was sie schläfrig und sinnlich aussehen ließ. Aber in ihren Augen stand ein schelmisches Glitzern. „Ich tue, was ich kann, um meine Autoren zufriedenzustellen.”
Und noch bevor er dazu etwas sagen konnte, packte sie seinen Kopf und zog ihn zu einem Kuss an sich. Sie bog sich ihm entgegen und ließ ihn in sich hinein.
„Luc hat keine Bücher mehr”, sagte Chris.
„Was? Jetzt schon?” Kate wandte sich von dem CoverModel ab, mit dem sie gesprochen hatte. Der Mann war einer der beliebtesten Models, sein Name und sein Gesicht verkauften die Bücher beinahe ebenso gut wie der Name des Autors. Er dachte daran, selbst mit dem Schreiben anzufangen, um mit seinem Namen und Gesicht noch mehr Geld zu machen. Leider hatten die Probekapitel, die er Kate vor einigen Wochen geschickt hatte, deutlich gezeigt, dass er kein Talent hatte. Kate hatte die letzten zwei Stunden versucht, ihn zu überreden, einen Ghostwriter anzuheuern. Nun gab sie auf und sah Chris stirnrunzelnd an. Sie waren auf der „Buchmesse”. Heute gab es keinen LeserundAutorentreff mehr; stattdessen war von zehn Uhr morgens bis zwei Uhr mittags Signieren angesetzt, und jeder an der Konferenz teilnehmende Autor signierte Bücher und unterhielt sich mit Lesern.
Kate und Lucern waren eine Minute nach zehn eingetroffen. Das war nur eine Minute zu spät gewesen, aber es hätte erheblich mehr werden können, wenn Chris sie nicht zur Eile getrieben hätte, indem er um neun Uhr dreißig an ihre Tür gehämmert und gebrüllt hatte „Steht auf, steht auf! Wir müssen gehen.” Kate war selbstverständlich nicht in ihrem Zimmer gewesen. Sie war dankbar, dass ihr Arbeitskollege das nicht wusste. Lucern und sie hatten die Anzahl der Kondome erstaunlich verringert. Offenbar hatten Vampire ein erheblich größeres Durchhaltevermögen als der durchschnittliche Mann. Sie waren auch unglaublich erfindungsreich, obwohl Kate nicht wusste, ob das für alle Vampire galt oder nur für Lucern. Sie nahm an, dass man in mehr als sechshundert Jahren ein paar mehr Tricks lernte als während einer normalen Lebensspanne. Jedenfalls hatte sie jeden einzelnen davon sehr genossen.
„Ja. Er war sehr beschäftigt, und die Menge hat sich regelrecht auf ihn gestürzt und seine Bücher wie verrückt abgeschleppt”, erklärte Chris.
Kate warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war erst zwölf, und das Signieren würde noch zwei Stunden dauern. „Wir haben schon extra viele mitgenommen. Sie sind.... ”
„Weg”, verkündete Chris. „Er hat sie alle aufgebraucht.”
„Wir hätten mehr bringen sollen”, seufzte Kate. „Was macht er jetzt?”
„Er sitzt einfach da und redet mit den Lesern. Was in Ordnung ist, aber er hat sich beschwert, dass er müde sei. Er hat mich geschickt, um zu fragen, ob er sich ein wenig hinlegen könnte. Willst du, dass ich ihn raufbringe?”
„Nein, ich werde..,” Sie hielt inne.
Sie hatte gerade sagen wollen, dass sie ihn nach oben bringen würde, sich dabei aber nichts gedacht. Sie hatte keine Zweifel daran, dass Lucern erschöpft war. Es war eine ermüdende Nacht gewesen, mit dem Angriff und ihrem Liebesmarathon. Sie waren schon früh am Morgen das erste Mal aufgewacht, und dann hatten sie stundenlang ihren Spaß gehabt, bis Chris sie unterbrochen hatte, um sie an das Signieren zu erinnern. Der arme Vampir musste tatsächlich sehr müde sein. Aber wenn sie mit ihm nach oben ging, bestand die Gefahr, dass sie dort wieder anfingen, wo sie am Morgen aufgehört hatten und Kate war sich gar nicht sicher, ob sie die Willenskraft hatte, sich zu weigern.
„Was ist denn mit deinem Hals?”, fragte Chris plötzlich. Sie hatte ihn zerstreut gerieben. Kate nahm ihre Hand weg. Sie hatte Bissspuren am Hals und an einigen anderen Stellen ihres Körpers. Selbstverständlich hatte sie erwartet, dass Luc sie beißen würde. Sie hatte vorgehabt, ihn zu erfrischen. Nur hatte sie einfach, nicht erwartet, dass er sie so oft und an so vielen Stellen beißen würde.
Er war wirklich wie ein Tier, und sie konnte nicht genug von ihm bekommen. Besonders, da sie sich jetzt einfach hervorragend fühlte. Sie hatte keine Schwäche und keinen Schwindel gespürt, nach dem er sich von ihr genährt hatte. Naja, am Anfang war sie ein paar Mal ohnmächtig geworden, aber das war ein geringer Preis für das, was sie genossen hatte. Er hatte sie wirklich für alle anderen Männer verdorben.
„Kate. Was ist mit deinem Hals?”, wiederholte Chris.
Sie machte eine wegwerfende Bewegung. „Nichts. Und ja, bitte. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du ihn zur Suite bringen würdest. Nur für den Fall, dass unterwegs irgendwo Fans lauern und ihn belästigen wollen.”
Tatsächlich schien Lucern mit den Fans ganz gut zurechtzukommen. Und im Gegenzug waren sie schrecklich nett zu ihm. Kate machte sich mehr Sorgen, ob ihm oben vielleicht noch so ein Spinner auflauern würde wie am Vorabend. Aber Chris wusste nichts von dieser Sache. Niemand tat das.
„Also gut.” Stimmte Chris zu. „Ich komme sofort zurück, falls meine Autoren etwas brauchen.”
„Danke. Ich werde so lange auf sie aufpassen”, versprach Kate.
„Oh, das ist aber wirklich ein hübsches Kostüm.”
Lucern knurrte angesichts von Jodis Bemerkung und riss seinen Blick von Kate los, um sich das Paar auf der Bühne anzusehen.
Die Veranstaltung dieses Abends war ein CoverModelWettbewerb mit historischer Modenschau. Das Ganze bestand überwiegend darin, Männer in engen schwarzen Hosen und weiten weißen Hemden im Piratenstil zu bewundern, die mit Frauen in altmodischen Gewändern über die Bühne flanierten. Tatsächlich war Luc der Ansicht, dass die Kostüme der Frauen recht beeindruckende Reproduktionen von Kleidern waren, die Frauen getragen hatten, als er noch jünger gewesen war. Aber er hätte das Spektakel mehr genossen, wenn Kate bei ihm gesessen hätte.
Stattdessen befand er sich mit Chris und diversen anderen Autoren an einem runden Tisch. Kate saß in der ersten von vier Reihen direkt vor der Bühne.
Sie gehörte bei diesem Wettbewerb zu den Preisrichtern. Was Luc verstand. Er hatte kein Problem damit, allein zu sein, während sie ihrer Arbeit nachging. Was ihm nicht gefiel war, dass sie direkt neben diesem langhaarigen Model saß, mit dem sie vorher bei der Signierveranstaltung schon so ausgiebig geredet hatte. Lucern war beim Signieren nicht wirklich müde gewesen, er hatte gehofft, Kate zurück in ihr Zimmer locken zu können, damit sie noch öfter miteinander schlafen konnten. Aber Kate war zu sehr mit diesem Model beschäftigt gewesen einem langhaarigen Muskelmann, der ein wenig zu dicht neben ihr saß und dazu neigte, ein bisschen zu oft in ihren Ausschnitt zu spähen.
Auch das hätte Lucern noch nicht sonderlich gestört, wenn der Kerl ein Autor gewesen und sie geschäftlich mit ihm zu tun gehabt hätte, aber der Bursche war ein Model. Was konnten die beiden denn schon zu besprechen haben? Er verzog missbilligend das Gesicht, als der Mann sich dichter zu Kate beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Lucern hatte sich nie für eifersüchtig gehalten. Jetzt erkannte er, dass das ein Irrtum gewesen war. Und es gefiel ihm nicht.
„Oh, das da ist auch ganz reizend.”
Lucern riss den Blick los von dem Paar im Jurorenbereich. Er schaute kurz zur Bühne und konnte Jodi nur finster zustimmen, als er das burgunderrote Kostüm sah, das die Frau dort trug. Das Gewand war wunderschön, ein perfektes Beispiel für Kleidung aus der Spätrenaissance. Kate hätte darin hinreißend ausgesehen. Lucs Blick ging zurück zu ihr, und er verzog missbilligend das Gesicht, als er sah, dass sie nicht einmal zur Bühne hinschaute, sondern sich weiterhin intensiv mit dem Muskelmann neben ihr unterhielt.
Dieser verdammte Kerl! Wusste er denn nicht, dass sie schon jemanden hatte? Offensichtlich nicht. Und wessen Schuld war das? Kates. Sie hätte ihn wissen lassen sollen, dass sie bereits vergeben war. Und warum hatte sie an diesem Nachmittag nicht mit ihm schlafen wollen? Hatte er sie am Morgen nicht wieder und wieder erfreut? Er hatte diese Stunden im Bett mit ihr eindeutig genossen. Und er war ebenso sicher, dass auch sie sie genossen hatte. Oder nicht?
„Katie hat ein wenig Arger mit Robert”, stellte Jodi fest.
Lucern starrte sie an. „Robert?”
Jodi nickte. „Er ist das beliebteste männliche Model hier. Sein Name ist ebenso bekannt wie der der meisten Autoren. Aber jetzt will er noch mehr Geld machen, indem er selbst Liebesromane schreibt und als CoverModel arbeitet. Leider kann er überhaupt nicht schreiben. Seine Manuskripte sind nur schweres Atmen und Sehnen.” Sie lachte laut, dann erklärte sie: „Viele denken, alle Liebesromane sind so nur schweres Atmen und so.”
Lucern knurrte. Er verwendete diese Begriffe kaum in seinen Büchern, und dennoch wurden sie als Liebesromane bezeichnet.
„Kate wollte Robert überreden, einen Ghostwriter zu engagieren”, fuhr Jodi fort. „Aber davon will er nichts wissen. Er hält sich für talentiert.”
Lucern nickte ernst und sah Kate nun mit anderen Augen. Das Model war also ein Autor. Wieder befand sich der Kopf des Mannes dicht bei Kate. Noch während Luc zusah, brach Kate in Lachen aus. Dann berührte sie die Schulter des Mannes. Luc hatte schon gesehen, wie sie das mit den Autorinnen tat Kate berührte die Leute oft, das war ihm aufgefallen. Sie hatte häufig seine Hand, seine Schulter oder den Arm getätschelt, wenn sie mit ihm sprach. Er hatte auch gesehen, wie sie dasselbe bei anderen machte. Bei Frauen hatte ihn das nie gestört. Aber er mochte es nicht, dass sie diesen Robert anfasste. Nein, es gefiel ihm überhaupt nicht.
Gereizt wegen der eifersüchtigen Anwandlungen, über die er sich nie klar gewesen war, griff Lucern zu seinem Glas und trank es leer, dann sah er sich um, als alle in Applaus ausbrachen. Auf der Bühne hatten die Juroren verkündet, wer das siegreiche LiebesromanModel war. Die Show war vorüber.
„Na gut”, sagte Chris zu den anderen am Tisch, als er aufstand. „Ihr habt vor der Roundhouse-Party noch ein wenig Zeit. Warum esst ihr nicht einen Bissen? Ich muss Kate und den anderen helfen, hier alles aufzubauen. Jodi, würden Sie sich bitte um Luc kümmern?”
„Gern”, erwiderte die Schriftstellerin. Als sie Lucerns mürrische Miene bemerkte, hakte sie sich bei ihm ein und sagte: „Chris meint es nur gut. Sie sind neu auf dieser Konferenz, und alle machen sich Sorgen, dass es Sie ein wenig überfordern könnte.”
Lucern brummte nur. Seine missbilligende Miene hatte nicht Chris’ Bitte gegolten obwohl auch das irgendwie ärgerlich war, sondern der Tatsache, dass Kate damit beschäftigt sein würde, die Party vorzubereiten. Er würde keine Gelegenheit haben, mit ihr zu sprechen. Er hatte nicht mehr mit ihr gesprochen, seit sie heute früh auf der Messeveranstaltung eingetroffen waren. Er fühlte sich ein wenig verlassen ein vollkommen neues Gefühl, und eines, das ihm überhaupt keinen Spaß machte. Er war offenbar dabei, von dieser Frau abhängig zu werden, und seine Stimmung wurde von ihrer Anwesenheit beeinflusst. Das gefiel ihm nicht. Sein Leben wurde zu einer Reihe von Höhepunkten, wenn sie in der Nähe war, und Tiefpunkten, wenn das nicht der Fall war. Es kam Lucern so vor, als ob die Langeweile seines Lebens vor Kate einem solchen Zustand beinahe vorzuziehen wäre. Es war sicherer so.
Vielleicht sollte er eine gewisse Distanz zwischen ihnen schaffen. Die Konferenz würde immerhin am nächsten Tag vorüber sein, er würde wieder nach Toronto fliegen und sie würde nach New York zurückkehren.
Und all diese Leidenschaft und das Lachen würden zu einer Erinnerung werden, dachte er traurig. Kate hatte ihn für eine Weile wieder zum Leben erweckt. Er hatte das genossen. Aber nun würde es wehtun, zu seiner alten, leeren Existenz zurückkehren zu müssen. Er hatte sich lange nicht mehr dafür interessiert, Freundschaften zu schließen, denn diese Freunde waren immer gestorben oder er hatte sie hinter sich lassen müssen, wenn er umzog. Es war einfach leichter gewesen, sich nicht mit so etwas abzugeben. Er wünschte sich beinahe....
„Kommen Sie, Luc.” Jodi stand neben seinem Stuhl und wartete. „Wir gehen in den Pub hier im Hotel und essen schnell etwas. Danach können wir uns dann auf die Roundhouse-Party vorbereiten.”
Lucern schüttelte seine Melancholie ab und stand auf. „Und was ist das Thema dieser Party?”
„Wissen Sie das nicht?” Sie wirkte überrascht.
„Sollte ich?”, fragte er. Argwohn überfiel ihn.
„Es ist ein Vampirball. Sie werden die Hauptattraktion sein!”
Lucern schaffte es, keine Grimasse zu schneiden, aber er war kein glücklicher Vampir. Er hatte die Rock’n’Roll-Party am Abend zuvor genossen, aber heute war er nicht in Partystimmung. Und die Hauptattraktion zu sein klang eher erschreckend.