Große Pläne

Herb stieg aus dem Wagen und schlenderte zum Flughafen. Nichts dabei. Nur ein Kerl, der seinen Flieger kriegen will. Er lächelte die Frau am Schalter an, als er sagte:

»Acapulco.«

Sie kicherte ein bisschen. Hübsches Ding. Jung. Blond, durch und durch. Ein bisschen wie Marjorie in der Blüte ihrer Tage gewesen war.

»Das wird aber kein Direktflug, Sir.«

»Macht nichts, Schätzchen. Ich bin sicher, dein schlauer Computer kann mir eine ganz tolle Route zusammenstellen.«

»Das kann ich machen, Sir, dauert nur eine Sekunde. Haben Sie großes Gepäck?«

In meiner Hose? Sicher, Süße.

»Nur Handgepäck«, sagte Herb und tätschelte die Sporttasche, die neben ihm auf dem Tresen lag.

Es dauerte ein bisschen länger als eine Sekunde, aber das war kein Problem. Herb hatte Zeit. Der Drucker ratterte und sie lächelte ihn an. Vielleicht nur ein professionelles Lächeln, vielleicht mehr. Klar, warum nicht. Weiber wie die suchten sich immer einen Daddy wie ihn. Bloß gut, dass es da, wo er hingehen würde, jede Menge Weiber wie die geben würde. Und jüngere. Viel jüngere. Mit Haut so weich wie samt und einem Eingang so eng, dass Herb Mühe haben würde, auch nur die Spitze seines Prügels reinzubekommen. Vielleicht auch Jungs. Das war etwas, das Herb schon seit einiger Zeit im Kopf herumspukte, diese Sache mit den Jungs. Obwohl er natürlich kein Schwuler oder sowas war, nosir! Wenn sie jung genug sind, dann ist es nicht wie mit einem anderen Mann. Dann ist es was anderes.

Dann ist es möglicherweise bloß ein Mordsspaß.

»Sir ... Sir?«, Blondie strahlte ihn an. Der Drucker hatte fertiggerattert.

»Hm?«, fragte Herb verträumt.

»Da, bitte, Sir. Steht alles auf diesem Ausdruck. Macht fünfhundertzweiundvierzig Dollar und vierzehn Cent bitte.«

»Vierzehn Cent? Was Sie nicht sagen«, grinste Herb.

»Sicher wollen Sie mit Ihrer Kreditkarte zahlen.«

»Nein, Schätzchen. In Bar.«

»Gerne, Sir.«

Herb nickte und lehnte sich über den Tresen des Schalters. »Hab die Haushaltskasse meiner Frau geplündert«, sagte er mit einem verschwörerischen Grinsen und holte ein paar Scheine aus der Sporttasche.

»Verstehe«, sagte sie und grinste verschwörerisch zurück. Die würde ihm auf der Stelle einen nuckeln, wenn er es drauf anlegte, jede Wette. Und ihn richtig tief reinnehmen dabei.

Vielleicht später.

Erstmal gab es noch was zu tun.

Er reichte ihr das Geld und nahm den Ausdruck und die Tickets, es war ein ganzer Stapel. Er steckte sie in die prall gefüllte Sporttasche. Es raschelte, ein wohltuendes Geräusch. Das Rascheln der Freiheit, wenn man so wollte.

»Ihr erster Flug geht in fünf Stunden. Soll ich Ihnen ein Zimmer in unserem Hotel buchen?«

Klar, Süße. Wenn du mit mir auf dieses Zimmer kommst. Dann kann ich allerdings für nichts garantieren. Wie sie ihn jetzt so anstrahlte, erinnerte sie Herb ein bisschen an die Tochter der Myers. Das Flittchen mit den hübschen Tittchen, die gern mal vergaß, die Vorhänge zuzuziehen, wenn sie duschte.

Kleine Ferkel, das waren sie letztlich alle.

»Nein danke, nicht nötig. Ich muss noch was erledigen.«

Sie sah enttäuscht aus. War ja klar.

»Oh, na dann, guten Flug Ihnen, später dann.«

»Danke, Schätzchen.«

Sie würden den Chinesen finden, na klar und vielleicht auch Donnie, der jetzt kein Zombie mehr war, weil er sich das Gehirn rausgeballert hatte, und das bedeutete auch für die Untoten das endgültige Ende. Offengestanden war das kein allzu großer Verlust. Es war ja nicht so, dass dieses Hirn je zu irgendwas nütze gewesen war, bei Jesus! Ein Zombie weniger und wenn schon.

Kim würden sie vermutlich erst finden, wenn sie sich in ein paar Tagen fragen würden, warum keiner den blauen Ford vom Parkplatz fuhr.

Donnies Wagen.

Vermutlich würde es dann aus dem Kofferraum schon ziemlich müffeln und kleine Tiere würden versuchen, an den Inhalt des Kofferraums dranzukommen. Spätestens dann würden sie bei Donnie vorbeischauen. Und vielleicht auch bei ihm.

Allerdings vergeblich.

Denn wen sie in seinem Haus ganz bestimmt nicht antreffen würden, war einen alten, halbblinden Kerl mit einer Beinschiene, weil dieser Kerl dann nämlich dann längst über alle Berge sein würde.

Im Ausland, oh ja.

Dort würde der Kerl sich eine von diesen Augentransplantationen gönnen und vielleicht bekamen sie sogar das mit seinem Fuß wieder hin – Weizsack, dieser Pisser hatte schon recht – so schlimm war es eigentlich gar nicht. Das alles würde eine Schweinekohle kosten, aber es war die Sache wert. Mehr als wert. Und anschließend würde immer noch genug übrig sein, mehr als genug. Er tätschelte nochmal die Sporttasche.

Dann schlenderte Herb zurück zum Parkplatz.