Nachspiel

Wie sein Handy klingelt, fährt der Mann hoch. Die Ziffern des Radioweckers zeigen halb acht. Nackt geht er quer durchs Zimmer. Sie beobachtet seine Bewegungen. Geschmeidig.

»Ja?«, hört sie ihn fragen und dann ein erstauntes: »Jetzt gleich?«

Wie er wieder zurückkommt und sich auf die Bettkante setzt, ist seine Miene nachdenklich.

»Es war dein Chef – aus Bad Kohlgrub hat er angerufen. Ich soll gleich hinfahren, zu den Brandls, und ihnen von Tonis Leben erzählen. Wie er so war und was er gemacht hat. Ich wär der Richtige, meint er. Sie erwarten mich.«

Der Stangassinger bläst die Backen auf, reibt sich den Schlaf aus den Augen. »Soll wohl so sein«, murmelt er und schlüpft gähnend in seine Hose.

»Sandner, ich bring dich eigenhändig um«, knurrt die Wiesner.

Dass er bestimmt die Reinkarnation vom Rochus wär, merkt sie noch an, bevor sie sich die Decke über den Kopf zieht.

In Verbindung mit Heiligen würde die Sandra Wiesner keiner bringen. Besonders aktuell nicht, weil sie den Stangassinger gelöchert hatte – Verhör mit härtesten Bandagen – bezüglich der Sandner Corina und ob es eine nähere Verbindung zum Brandl Toni gegeben hätte – vielleicht einen Sonderkurs. Seine eindeutige Antwort wird ihr Geheimnis bleiben – jedenfalls hat sie dem Wenzel und dem Sandner etwas Entscheidendes voraus, nämlich Gewissheit. Die nackerte Wahrheit schwimmt immer obenauf, besonders, wenn die brunftigen Zwölfender aus der Hansastraße das Röhren nicht lassen können.

Ob der Sandner von früheren Leben ein pralles Sackerl mitzuschleppen hat, ist nix, was zu beweisen wäre. Aber weil er allerweil mit dem Schicksal tandeln muss, zieht er gern die eigenen Würfel aus dem Tascherl. Dass du damit leichter gewinnst, ist eine Mär, aber sie liegen gut in der Hand. Und das genügt manchmal für einen zufriedenen Tag.