Der große Blitz
(Norman Spinrad)
T minus 200 Tage … und weiterzahlen …
Sahen ein bißchen schwul aus für meinen Geschmack – aber so läuft es nun mal: schwul ist die große Attraktion im Rock-Geschäft. Und wenn das Mandala in LA (Los Angeles) überleben sollte, in Konkurrenz mit einem Schuppen wie Der Amerikanische Traum, der dem Fernsehen gehört, mußte ich mir einfach die Nase zuhalten und die Opposition überschwulen. Nachdem ich also die Four Horsemen eine Stunde lang studiert hatte, nahm ich sie mit in das Büro, um offen mit ihnen zu reden.
Ich setzte mich hinter meinen Heilsarmeetisch (das Mandala ist der Welt teuerstes Projekt mit dem geringsten Kapital), und die Horsemen setzten sich auf die Stühle, der Reihe nach, entsprechend der Rangordnung der Gruppe.
Zuerst der Chef-Macker, die erste Gitarre und Sänger, Stony Clarke – blondes, schulterlanges Haar, Augen wie aus einer Leichenhalle, wenn er seine stahlgefaßte Sonnenbrille abnahm, bekannt als ein harter Fixer. Dann Hair, der Drummer, gekleidet wie ein Hell’s Angel, mit Hakenkreuz und allem, Narkotiker, mit fanatischen Augen, die etwas zu eng beieinanderlagen, weshalb ich mich fragte, ob er Hakenkreuze trug, um dahinter den Rocker zu verbergen, oder auf Rocker machte, um dahinter das Hakenkreuz zu verbergen. Nummer drei war ein Säufer, der sich selbst Super Spade nannte, und das nicht im Spaß – er trug Ohrringe, langes Haar, ein Stokeley-Carmichael-Hemd und, an einem Riemen um den Hals, einen Schrumpfkopf, den er mit weißer Schuhcreme gebleicht hatte. Er war der Mann für alles: Sitar, Baß, Orgel, Flöte und was sonst noch. Nummer vier, der sich selbst Mr. Jones nannte, war vielleicht der langweiligste Typ, den ich je in einer Rockgroup gesehen habe, und das will was heißen. Er war ihr Visualizer, Synthesizer und Elektroniker. Er war mindestens vierzig, trug Hippy-Kleider aus alten Zeiten, die aussahen, als wären sie von Sy Devore gemacht worden, und man munkelte, daß er mal bei der Rand-Corporation war. There’s no business like Showbusiness.
»Okay, Jungs«, sagte ich, »ihr seid komisch, aber mir gefällt das. Wo habt ihr zuvor gearbeitet?«
»Ham wer nich, Baby«, sagte Clark. »Wir sind das Große Ding. Ich hab’ mit Hasch un’ Stoff gedealt oben in den Haights. Hair war Drummer bei ‘ner Experimentiergruppe in New York. Super Spade behauptet, die Reinkarnation von Bird zu sein, is zwecklos, mit ihm zu streiten. Mr. Jones, er spricht nicht viel. Vielleicht kommt er vom Mars. Wir haben unser Ding eben erst zusammengestellt.«
Merke eine Sache in diesem Geschäft: Gruppen, die keinen richtigen Manager haben, kannst du billig kriegen. Sie quatschen zu viel.
»Klasse«, sagte ich, »freue mich, euch Jungens einen Start zu geben. Keiner kennt euch, aber ich glaube, daß ihr was auf Lager habt. Also probier’ ich’s mal und buche euch für eine Woche. Von eins bis Feierabend, um zwei Uhr nachts, Dienstag bis Sonntag, vierhundert die Woche.«
»Bist du ‘n Jude?« fragte Hair.
»Was?«
»Mal langsam«, befahl Clarke. Hair war ruhig. »Das heißt«, sagte Clarke zu mir, »daß vierhundert ‘n bißchen dünn is.«
»Wir unterschreiben nicht, wenn keine Optionsklausel drin is«, sagte Mr. Jones.
»Die Sache von Jones hat ihre gute Seite«, sagte Clarke. »Die erste Woche machen wir für vierhundert, danach läuft was Neues, klar?«
Daran hatte ich nicht gedacht. Wenn ihre Sache einschlug, konnte es mir passieren, daß ich sie nicht mehr verkraften würde. Aber auf der anderen Seite waren 400 Dollar nicht viel, und ich brauchte dringend was Billiges für mein Programm.
»Okay«, sagte ich, »aber eine mündliche Übereinkunft, daß ich die erste Wahl habe, wenn euer Engagement zu Ende ist.«
»Ehrenwort«, sagte Stony Clarke.
So ist das Geschäft – ein Ehrenwort von einem ehemaligen Dealer und Schwulen.
T minus 199 Tage … und weiterzählen …
Das militärische Denken kann leicht manipuliert, leicht kontrolliert und leicht verwirrt werden, da es sich nicht um Ergebnisse kümmert. Ergebnisse werden definiert als die Ziele, die von zivilen Behörden gesteckt werden. Ergebnisse sind der Bereich, der den Zivilisten zugestanden wird; die Mittel sind die Domäne der Militaristen, deren Pflicht es ist, die ihnen gesteckten Ziele mit der abenteuerlichsten Anwendung der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zu verwirklichen.
Daher die Konfusion über den Krieg in Asien bei meinen uniformierten Klienten im Pentagon. Das Ziel wurde richtig gestellt: Ausrottung der Guerillas. Aber die Zivilisten haben ihre Grenzen überschritten und sich bei der Anwendung der Mittel eingemischt. Die Generäle betrachten dies als unfair, als Vertragsbruch sozusagen. Die Generäle (oder die Fraktion, die am meisten zu Paranoia neigt) fangen an, die Kriegführung, die politische Begrenzung der Mittel, als eine Verschwörung der Zivilisten zur Durchführung eines Putsches gegen ihre althergebrachten Prärogativen zu betrachten.
Dieser Aspekt der Situation würde dem Land schlecht bekommen, wäre da nicht die Tatsache, daß die zunehmende Paranoia unter den Generälen mich in die Lage versetzte, sie so zu manipulieren, daß sie dem Präsidenten meine beiden Drehbücher präsentierten. Der Präsident hat die Aufführung des größeren Drehbuches autorisiert, vorausgesetzt, daß das kürzere Drehbuch erfolgreich die öffentliche Meinung in günstigem Sinne beeinflußt.
Das größere Drehbuch ist einfach und direkt. Da der Feind weiß, daß schlechtes Flugwetter unsere konventionelle Luftwaffe, die von relativer Treffsicherheit abhängig ist, ineffektiv macht, ist er auf die Methode verfallen, während der Monsunperiode seine Streitkräfte zu größeren Einheiten zusammenzufassen und jährlich Strafoffensiven durchzuführen. Diese größeren Einheiten sind jedoch gegenüber taktischen Atomwaffen höchst empfindlich, die nicht von der Treffsicherheit abhängig sind, um effektiv zu sein. Da er sicher ist, daß politische Erwägungen im Innern die Anwendung von Atomwaffen ausschließen, wird der Feind in der nächsten Monsunperiode erneut Einheiten bis zu Divisionsstärke oder noch größer zusammenziehen. Eine sparsame Anwendung von taktischen Atomwaffen, nur etwa zwanzig 100-Megatonnen-Bomben, gleichzeitig und günstig gestreut, würden ein Minimum von 200 000 Feindsoldaten töten oder nahezu zwei Drittel seiner Effektivstärke, innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Der Schlag wird vernichtend sein. Das kleinere Drehbuch, von dessen Erfolg die Aufführung des größeren Drehbuches abhängig ist, ist wesentlich komplizierter, wegen seiner subtileren Zielsetzung: öffentliche Billigung oder sogar die Forderung der Öffentlichkeit nach Anwendung taktischer Atombomben. Die Aufgabe ist schwierig, aber mein Drehbuch ist ziemlich stark, wenn auch etwas exotisch und hat die volle, bis zu einem gewissen Grad heimliche Unterstützung der höheren Militärhierarchie, gewisser ziviler Regierungskreise und Bevollmächtigter in entscheidenden Flugzeugindustriegesellschaften. Die Mittel, die jetzt zu meiner Verfügung stehen, scheinen adäquat. Die Risiken, statistisch zwar bedeutend, halten sich in einem annehmbaren Rahmen.
T minus 189 Tage … und weiterzählen …
Wie ich es sehe, verdiente die Fernsehgesellschaft den Streich, den ich ihr spielte. Schließlich haben sie mich über das Ohr gehauen, oder nicht? Vier erfolgreiche Serien produzierte ich für diese Bastarde – zwei Mißerfolge nach dreizehn Wochen und sie schickten mich in die Wüste! Eine Diskothek, muß man sich vorstellen! Machen mich zum Producer in einer lausigen Diskothek! Machen mich zu einem faulen Wechsel, diese Schlaumeier. Oh, diese Schnorrer stellten den Amerikanischen Traum als die große Sache hin – 20 % des Nettogewinns, sagten sie. Und du bekommst alle unsere Bands und Kontraktspieler, das wird dich zum reichen Mann machen, Herrn. Und wie ein Ochse unterschreibe ich, völlig pleite damals, ohne das Kleingedruckte zu lesen. Hätte ich wissen sollen, daß sie den Amerikanischen Traum wegen der Steuer aufgezogen haben? Hätte ich wissen sollen, daß ich ihre lausigen Bands und krummen Kontraktspieler nehmen mußte, die von meinen Bruttoeinnahmen abgerechnet wurden? Hätte ich wissen sollen, daß sie absichtlich den Amerikanischen Traum mit Verlust laufen ließen, um dann mit dem Schuppen eine nationale TV-Show zu machen, von der ich keinen Pfennig sehen würde? Das ist vorbei, daß ich denen den Laden schmeiße, mit Verlust auf dem Papier, vom Gehalt lebe und die Gesellschaft mit den TV-Shows, die letzten Endes ich bezahle, Geld scheffelt.
Schurken wie die, verdienen die nicht, aufs Kreuz gelegt zu werden? Nicht genug, daß sie mich als Strohmann für ihre Steuerhinterziehungen benutzen, müssen sie mir auch noch erzählen, wen ich buchen soll? »Los, mach ‘nen Vertrag mit den Four Horsemen, die Group, die im Mandala alles fertigmacht«, sagen sie, »wir wollen sie für eine Nacht im Amerikanischen Traum. Sie sind scharf.«
»Ja, sie sind scharf«, sag’ ich, »das heißt, sie kosten ein Vermögen. Kann ich mir nicht leisten.«
Sie zeigen mir noch mehr Kleingedrucktes – das nächste Mal lese ich den Vertrag mit einem Mikroskop. Ich muß buchen, wen immer sie mir vorschlagen, und ich muß die Kosten in meinen Büchern führen! Es ist zum Läusekriegen.
Also mußte ich ins Mandala gehen und diese Hippies unter Vertrag nehmen. Ich ging sicher, daß ich nicht vor 12 Uhr dreißig dorthin kam, damit ich in dem Bordell nicht länger bleiben mußte als unbedingt notwendig. Solch ein Schuppen! Dieser Bernstein, einfach einen bankrotten Hollywood-Club an der Hauptstraße zu übernehmen, alle Innenwände ‘runterzureißen und drinnen ein Riesenzelt aufzubauen! Einfaches dünnes, weißes Zeug. Richtiger Mist. Über dem Zelt hat er Projektoren angebracht, Lichter, Lautsprecher, den ganzen elektronischen Hickhack und drinnen ist es, als wär’ man von Kinoleinwänden umgeben. Nur das Zelt und nackter Boden, nicht einmal eine richtige Bühne, nur ‘ne Plattform auf Rädern, die sie rein- und rausziehen, wenn die Group wechselt.
Also kann man sich denken, daß er nicht gerade das beste Publikum hat. Vor allem, weil der Amerikanische Traum nur ein Stück weiter oben in der Straße ist, und von der Gesellschaft als Zuschußunternehmen betrieben wird. Was sie kriegen, das sind die stinkigen, eingefleischten Hippies, die ich nicht reinlasse, und so ‘ne Art gelehrter Studenten, die meinen, daß es smart is, zwischen Wilden ‘rumzuhängen. Wird ‘ne Menge Stoff geschoben. Die Bullen mögen den Schuppen nicht, und die Streifen ziehen professionelle Unruhestifter an. Ein richtiges Haus der Sünde – ich kam mir vor, als würde ich in die Kasbah gehen. Die letzte Group war schon weg, und die Horsemen waren noch nicht da, man sah also nichts anderes als dieses idiotische Zelt, gefüllt mit Hippies, die Hälfte stoned von Acid oder Pot oder Amphetamin oder Ajax, soviel ich weiß, Hochschul-Möchtegern-Hippies, die meisten auch stoned, die bösartig wurden, und ein paar Nigger, die sich mit Bullen prügeln wollten. Alle standen herum und warteten darauf, daß was passierte, und bereit, es passieren zu lassen. Ich stand beim Eingang, nur für den Fall. Wie man sagt, »auf der Hut sein«.
Plötzlich gehen die Lichter aus, und es ist schwarz wie die Seele eines TV-Managers. Ich halte meine Hand an der Brieftasche – in dieser Menschenmenge, sag nur, da gibt es keine Diebe. Stockdunkel und ein paar Sekunden lang Totenstille und dann fang ich an, was zu spüren. Ich weiß nicht, als würde mir was über die Knochen krabbeln, aber ich weiß, daß es ein Subsonic-Effekt war und nicht meine Einbildung, weil alle Hippies ganz still standen und man keinen Laut hörte.
Dann, aus Riesenlautsprechern, so laut, daß einem die Haarwurzeln weh tun, ein Herzschlag, aber schwer, langsam, halber Takt vielleicht, wie das Herz eines Wals. Was da meine Knochen entlangkrabbelt, scheint mit dem Herzschlag synchronisiert zu sein, und ich fühle beinahe, als wäre ich selbst das riesige, plumpe Herz, das da in der Dunkelheit schlägt.
Dann, ein dunkelroter Fleck – so schwach, wie infrarot – fällt auf die Bühne, die sie herausgerollt haben. Auf der Bühne stehen vier häßliche Teufel in verrückten schwarzen Roben – du weißt, wie Grim Reaper sie trägt – in dieses scheußliche rote Licht eingehüllt wie Blut. Schauerlich. Buumbabuum. Buumbabuum. Immer noch der Herzschlag, immer noch das Subsonic-Knochengekrabbel, und die Hippies starren auf die Four Horsemen wie hypnotisierte Kaninchen.
Der Baß, ein richtiger Dschungelhase, nimmt den Rhythmus des Herzschlages auf. Dumdadum. Dumdadum. Der Drummer fällt mit ohrenbetäubenden Schlägen ein. Dann fängt die elektrische Gitarre, gestimmt wie eine erdrosselte Katze, mit schrecklichen, wahnsinnigen Akkorden an. Whangkawhang. Whangkawhang. Es ist einfach furchtbar, ich spüre es in meinem Darm, meinen Knochen; mein Trommelfell fühlt sich wie eine einzige riesige Schlagader an. Alle schwingen mit, ich schwinge mit. Buumbabuum. Buumbabuum.
Dann beginnt der Gitarrist zu singen, im Rhythmus des Herzschlages, mit rauher, schriller Stimme, als wenn jemand krepiert: »Der große Blitz … Der große Blitz …«
Und der Typ mit den Lichteffekten gestikuliert wie wild, und Lichtringe fangen an, die Zeltwände hochzukriechen, unten blau, grün, wenn sie höher steigen, dann gelb, orange und am Ende, wenn sie ein Kreis an der Decke sind, augentötendes Neon-Rot. Jeder Kreis braucht genau einen Herzschlag, um die Wand hochzulaufen.
Junge, was für ein saumäßiges Gefühl! Als wäre ich eine Tube mit Zahnpasta, die rhythmisch gequetscht wird, bis sich mein Kopf anfühlt, als würde er mit den Lichtkreisen durch die Decke gespritzt.
Und dann fangen sie an, das Tempo Schritt für Schritt zu beschleunigen. Derselbe Herzschlag, dieselben Schläge, dieselben Akkorde, dieselben Lichtkreise, dasselbe »Der große Blitz … Der große Blitz …«, derselbe Baß, dasselbe Subsonic-Knochengekrabbel, nur ein bißchen schneller … Immer schneller! Schneller!
Dachte, ich würde sterben! Wußte, ich würde sterben! Herzschlag wie bei einem Wahnsinnigen. Die Schläge wie das Hämmern eines Maschinengewehres. Die Lichtkreise saugen mich die Wände hoch, in das rote Neon-Loch.
Oh, unglaublich! Noch einmal und noch einmal, schneller, schneller, bis die Stimme ein Schrei war und der Herzschlag ein Baum und die Schläge ein Gewimmer und die Gitarre heulte ein feedback und meine Knochen sprangen aus meinem Körper – Da gingen alle Lichter in dem Stall an, und wieder war ich blind von dem plötzlichen, grellen Licht –
Ein fürchterlicher Explosionslaut kam über die Lautsprecher, so laut, daß es mich von den Füßen hob –
Ich fühlte mich durch den Kopf hindurch ausgequetscht, und ich mochte es.
Dann:
Die Explosion wurde zu einem Dröhnen –
Das Licht schien an der Decke zu einem Kreis zu gerinnen, alles andere im Dunkel lassend.
Und der Kreis wurde zu einem Feuerball.
Der Feuerball wurde zu einem Film in Zeitlupe von einem Atombombenpilz, als das Dröhnen erstarb. Dann erblaßte das Bild zu einem Moment totaler Dunkelheit, und die Lichter des Hauses gingen wieder an.
Was für eine Nummer!
Donnerwetter, was für ein Akt!
Nach der Show also, als ich sie alleine erwischte und herausbekam, daß sie keinen Manager hatten, nicht einmal eine Option des Mandala, da dachte ich schneller als jemals zuvor in meinem Leben. Der langen Geschichte kurzer, süßer Sinn, ich ließ die Gesellschaft schön das Seil runter. Ich nahm die Horsemen unter Vertrag, der mich zu ihrem Manager machte und mir zwanzig Prozent ihrer Einnahmen sicherte. Dann buchte ich sie für den Amerikanischen Traum zu zehntausend Dollar die Woche, schrieb einen Scheck als Besitzer des Amerikanischen Traum aus, überreichte den Scheck mir selbst als dem Manager der Four Horsemen, dann trat ich von meinem Posten der Gesellschaft zurück, ließ sie mit ihren zehntausend Dollar sitzen, und selbst hatte ich 20 Prozent der heißesten Group seit den Beatles.
Zum Teufel auch, wer von dem Kleingedruckten lebt, soll an dem Kleingedruckten untergehen.
T minus 148 Tage … und weiterzahlen …
»Du hast das Band noch nicht gesehen, oder, B. D.?« sagte Jake. Er war höllisch nervös. Wenn du mal meine Ebene der Stufenleiter der Gesellschaft erklettert hast, ist man es gewohnt, Untergeordnete nervös zu machen, aber Jake Pitkin war schon lange ein Boß der Gesellschaft, nicht irgendein Büroschwengel, und sollte im Umgang mit Führungskräften von meiner SorteÜbung habe. War das Gerücht wirklich wahr?
Wir waren allein im Vorführraum. Der Vorführer konnte uns bestimmt nicht hören.
»Nein, ich habe es noch nicht gesehen«, sagte ich, »aber ich habe seltsame Geschichten gehört.«
Jake sah wirklich zu Tode erschrocken aus. »Über das Band?« fragte er.
.»Über dich, Jake«, sagte ich, das Gerücht durch ein leises Lächeln herabmindernd. »Daß du die Show nicht senden willst.«
»Es stimmt, B. D.«, sagte Jake ruhig.
»Ist dir klar, was du da sagst? Was immer unser persönlicher Geschmack ist – und ich persönlich glaube, daß etwas Ungesundes an ihnen ist –, die Four Horsemen sind im Augenblick hierzulande die heißeste Sache, und dieser dreckige kleine Dieb Herrn Gellman hat uns um eine Viertelmillion für die Showstunde erpreßt. Es kostet nochmals zweihunderttausend, sie zu produzieren. Wir bekommen Riesengelder von unseren Gönnern. Auf die eine oder andere Weise sind eine Million Dollar mit dieser Show verwachsen. Genausoviel jagen wir in die Luft, wenn wir sie nicht senden.«
»Ich weiß das, B. D.«, sagte Jake, »ich weiß auch, daß es mich den Job kosten könnte. Denk daran. Und obwohl ich das alles weiß, bin ich trotzdem dagegen, das Band zu senden. Ich werde dir den Schlußabschnitt vorspielen. Ich bin sicher, daß du mir recht geben wirst, meinen Job dabei aufs Spiel zu setzen.«
Ich hatte ein übles Gefühl in meinem Magen. Auch ich habe Vorgesetzte und die Losung lautete, daß Ein Trip Mit Den Four Horsemen gesendet würde, und basta. Egal, was da komme. Es war etwas Seltsames im Gange. Der Preis, den wir für die kommerzielle Zeit bekamen, war dafür ein Beispiel, und der Geldgeber war eine große Raumfahrtgesellschaft, die niemals zuvor Funkzeit von der Gesellschaft gekauft hatte. Was mich wirklich beunruhigte war, daß Jake nicht gerade wegen seiner Courage berühmt war; dennoch setzte er hier seinen Job aufs Spiel. Er mußte ziemlich sicher sein, daß ich mir seinen Gesichtspunkt aneignen würde, sonst hätte er es nicht gewagt. Aber ich konnte Jake nichts sagen, ich hatte in dieser Angelegenheit nicht die geringste Wahl.
»Okay, abspulen«, sagte Jake in das Verbindungsmikrofon. »Was du sehen wirst«, sagte er, als die Lichter im Vorführraum ausgingen, »das ist die letzte Nummer.«
Auf dem Bildschirm:
Die Aufnahme eines leeren, blauen Himmels, weiche, langsame Klänge einer elektrischen Gitarre im Hintergrund. Die Kamera schwenkt über einige Wolken. Eine extrem lange Aufnahme von der Sonne. Als die Sonne, nur ein kleiner Lichtkreis, sich in das Zentrum des Bildschirmes schiebt, steigt hinter der Gitarre ein Sitar-Dröhnen auf.
Sehr langsam ein Zoom der Kamera auf die Sonne. Als sich das Bild der Sonne ausdehnt, wird die Sitar lauter und die Gitarre beginnt zu verstummen und eine Trommel springt der Sitar mit einem Schlag an die Seite. Die Sitar wird lauter, das Schlagzeug wird prononcierter, wird in dem Maße schneller, wie die Sonne sich ausdehnt. Schließlich ist der ganze Bildschirm mit unerträglich hellem Licht erfüllt, die Gitarre und die Drums im Wahnsinn.
Dann darüber, Sitar und Schlagzeug gehen unter, eine Stimme wie ein Kranker im Delirium: »Heller …
als tausend Sonnen …« Das Licht verschmilzt mit der Nahaufnahme eines wunderschönen, dunkelhaarigen Mädchens mit großen Augen und feuchten Lippen, und plötzlich nur noch der Sound einer sanften Gitarre und leise summende Stimmen: »Heller … Oh Gott, ‘st heller … heller … als tausend Sonnen …«
Das Gesicht des Mädchens löst sich in einer Totale der Four Horsemen auf, mit ihren Grim-Reaper-Roben, und dieselbe Melodie, die hinter dem Mädchengesicht spielte, springt über auf Moll, nimmt die wimmernden, widerhallenden elektrischen Gitarrenklänge auf und ein Sitardröhnen und wird ein Klagelied: »Dunkler … die Welt wird dunkler …«
Und eine Serie kurzer Schnitte zu dem Klagelied:
Eine brennende Stadt in Asien mit Leichen übersät –
»Dunkler … die Welt wird dunkler …«
Leichenhaufen in Auschwitz –
»Bis sie so dunkel wird …«
Ein gigantischer Autofriedhof mit dürren Negerkindern, ganz winzig im Vordergrund –
»Ich denk’, ich sterbe …«
Ein Washington-Ghetto in Flammen mit dem umnebelten Capitol im Hintergrund –
»… bevor der Tag anbricht …«
Ein scharfer Schnitt – eine extreme Totale des ersten Sängers der Four Horsemen, sein Gesicht zu einer Maske von Verzweiflung und Ekstase verzerrt. Und die Sitar verdoppelt, die Gitarre klagt, und er schreit aus vollem Halse:
»… doch bevor ich sterb’, laß mich den Trip machen, bevor das Nichts kommt …«
Wieder das Gesicht des Mädchens, aber durchsichtig, mit einem blendenden gelben Licht hindurchscheinend. Die Sitarschläge werden schneller und schneller mit dem Gitarrengewimmer im Hintergrund, und die Stimme arbeitet sich zu heulendem Wahnsinn empor: »… der letzte große Blitz, meinen Himmel zu erhellen …«
Jetzt nichts mehr als das blendende Licht –
»… und zack! die Welt ist geschafft …«
Stockfinsterer Bildschirm für die Länge eines Beats, dann schwarz, sich am Horizont in Blau auflösend –
»… doch bevor wir sterben laß uns das Glück erleben, das uns von allen Fesseln befreit … das ganz cool unser Ego auslöscht und unser Hirn ausglüht … der letzte, große Blitz, der letzte Seufzer der Menschheit, der Trip, den wir nicht zweimal machen …«
Plötzlich stoppt die Musik einen halben Beat. Dann: der Bildschirm wird von einem ungeheuren Feuerball erleuchtet – Ein niederschmetterndes Dröhnen – Der Feuerball verschmilzt mit einem Atompilz, und das Brüllen geht weiter. Als das Brüllen zu verklingen beginnt, sieht man im Innern der ungeheuren Nuklearwolke Feuer. Und schwach wird das Gesicht des Mädchens sichtbar, das sich über die Wolke schiebt.
Eine sanfte Stimme, die das Brüllen übertönt, jetzt in obszöner Weise ehrfurchtsvoll: »Heller … großer Gott, ‘st heller … heller als tausend Sonnen …«
Und die Leinwand wird weiß, und die Lichter gehen an.
Ich schaute Jake an. Jake schaute mich an.
»Das ist krank«, sagte ich. »Das ist wirklich krank.«
»Du wirst doch nicht so etwas laufen lassen, oder, B. D.?« sagte Jake sanft.
Ich stellte in Gedanken einige kurze Berechnungen an. Dies ekelhafte Ding läuft etwas weniger als fünf Minuten … das könnte gehen …
»Du hast recht, Jake«, sagte ich, »so ‘ne Sache könnten wir nicht spielen. Wir machen ein paar Schnitte und bei jedem Schnitt schieben wir Reklame dazwischen. Das bringt Zeit.«
»Du verstehst nicht«, sagte Jake. »Der Kontrakt, den Herrn uns untergejubelt hat, erlaubt uns nicht, was ‘rauszunehmen. Die Show ist ein Paket – alles oder nichts. Außerdem, die ganze Show ist wie dies hier.«
»Alles wie das? Was meinst du, alles wie das?«
Jake wand sich in seinem Stuhl. »Diese Burschen sind … na ja, pervers, B. D.«, sagte er.
»Pervers?«
»Sind … na ja, verliebt in die Atombombe oder so was. Jede Nummer endet mit derselben Sache.«
»Du meinst … sie sind alle gleich?«
»Du hast das Bild gesehen, B. D.«, sagte Jake, »wir spielen das eine Stunde lang oder wir spielen gar nichts.«
»Jesus.«
Ich wußte, was ich sagen wollte. Verbrenn das Band und schreib die Million Dollar in den Mond. Aber ich wußte auch, daß es mich meinen Job kosten würde. Und ich wußte, daß fünf Minuten, nachdem ich zur Tür raus wäre, sie für meinen Job jemand anderes hätten, der sich nach ihnen richten würde. Selbst meine Vorgesetzten schienen die LOSUNG einfach von noch weiter oben weiterzureichen. Ich hatte keine Wahl. Es gab keine Wahl.
»Tut mir leid, Jake«, sagte ich, »wir spielen es.«
»Ich trete zurück«, sagte Jake Pitkin, der nicht für seine Courage berühmt war.
T minus 10 Tage … und weiterzählen …
»Es ist eine klare Verletzung des Teststopp-Abkommens«, sagte ich. Der Unterstaatssekretär sah ebenso verwirrt aus wie ich mich fühlte. »Wir werden es die friedliche Nutzung der Atomenergie nennen und die Russen schreien lassen«, sagte er.
»Es ist reiner Irrsinn.«
»Vielleicht«, sagte der Unterstaatssekretär. »Aber Sie haben Ihre Befehle, General Carson, und ich habe meine. Von höherer Stelle. Um genau acht Uhr achtundfünfzig Ortszeit werden Sie eine Atombombe von 50 Megatonnen auf die bezeichnete Fläche Null in Yucca Flats abwerfen.«
»Aber die Leute … die Fernsehteams …«
»Werden sich mindestens zwei Meilen außerhalb der Sicherheitszone befinden. Die SAC kann sicherlich einen solchen Grad von Treffsicherheit unter ›Laboratoriumsbedingungen‹ gewährleisten.«
Ich erstarrte: »Ich stelle nicht die Fähigkeit irgendeiner Bomberbesatzung unter meinem Befehl zur Durchführung dieser Mission in Frage«, sagte ich. »Ich stelle den Sinn dieser Mission in Frage. Ich stelle die Vernünftigkeit dieses Befehls in Frage.«
Der Unterstaatssekretär zuckte mit den Achseln, lächelte blaß: »Was erzählen Sie mir da.«
»Sie wollen sagen, daß Sie auch nicht wissen, was das bedeutet?«
»Alles, was ich weiß, ist das, was mir vom Verteidigungsministerium übermittelt wurde, und ich habe das Gefühl, daß man dort auch nicht alles weiß. Sie wissen, daß das Pentagon seit langem danach geschrien hat, taktische Atomwaffen einzusetzen, um den Krieg in Asien zu beenden – und ihr SAC-Burschen habt am lautesten geschrien. Nun, vor einigen Monaten billigte der Präsident unter Einschränkungen einen Plan zum Einsatz von taktischen Atomwaffen in der nächsten Monsunperiode.«
Ich pfiff. Also kommen die Zivilisten endlich zur Einsicht? Oder wollten sie?
»Aber was hat das zu tun mit …?«
»Die öffentliche Meinung«, sagte der Unterstaatssekretär, »die Bedingung war ein drastischer Umschwung in der öffentlichen Meinung. Zur Zeit, als der Plan gebilligt wurde, zeigten Untersuchungen, daß achtundsiebzig Komma acht Prozent der Bevölkerung gegen den Einsatz von Nuklearwaffen waren, neun Komma acht Prozent dafür und der Rest unentschlossen oder ohne Meinung war. Der Präsident entschloß sich, die Benutzung taktischer Nuklearwaffen zu erlauben, zu einem Zeitpunkt, der noch topgeheim ist und noch einige Monate vor uns liegt, vorausgesetzt, daß dann mindestens fünfundsechzig Prozent der Bevölkerung ihre Anwendung billigen und nicht mehr als zwanzig Prozent aktiv dagegen sind.«
»Ich verstehe … ein Trick, damit der Generalstab sich ruhig verhält.«
»General Carson«, sagte der Unterstaatssekretär, »offensichtlich stehen Sie mit der nationalen Stimmung in keiner Berührung. Nach der ersten Four Horsemen-Show zeigten die Meinungsumfragen, daß fünfundzwanzig Prozent der Bevölkerung die Anwendung von Nuklearwaffen billigte. Nach der zweiten Show ergab die Auszählung einundvierzig Prozent. Und jetzt sind es achtundvierzig Prozent. Nur noch zweiunddreißig Prozent sind aktiv dagegen.«
»Sie wollen mir wohl weismachen, daß eine Rockgroup –«
»Eine Rockgroup und der Kult darum herum, General. Es ist zu einer nationalen Hysterie geworden. Es gibt Nachahmer. Haben Sie noch nicht die Knöpfe gesehen?«
»Die mit dem Atompilz, wo draufsteht Mach es?«
Der Unterstaatssekretär nickte. »Ihre Vermutungen sind so gut wie meine. Entweder hat der Nationale Sicherheitsrat einfach beschlossen, daß die Horsemen-Hysterie dazu benützt werden könnte, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, oder die Four Horsemen sind von Anfang an seine Kreaturen gewesen. In beiden Fällen sind die Ergebnisse dieselben – die Horsemen und der Kult darum haben für sie genau jenes Element der Bevölkerung gewonnen, das sich den Nuklearwaffen am hartnäckigsten widersetzte: Hippies, Studenten, Ausgeflippte, Wehrdienstpflichtige. Demonstrationen gegen den Krieg und gegen Atomwaffen sind stark rückläufig. Wir sind diesen fünfundsechzig Prozent ganz hübsch nahe. Jemand – vielleicht der Präsident selbst – hat beschlossen, daß noch eine große Four Horsemen-Show uns über den Berg hilft.«
»Der Präsident steht dahinter?«
»Schließlich kann niemand anders die Zündung einer Atombombe genehmigen«, sagte der Unterstaatssekretär. »Wir werden für sie die Show von Yucca Flats aus life machen. Es wird von einer Raumfahrtgesellschaft gefördert, die von Kriegsaufträgen äußerst abhängig ist. Wir werden ihnen ein Life-Auditorium hinkarren. Natürlich steht die Regierung dahinter.«
»Und die SAC soll den Höhepunkt der Show bilden?«
»Genau.«
»Ich habe eine von diesen Shows gesehen«, sagte ich, »meine Kinder haben zugeschaut. Ich habe die seltsamsten Gefühle gehabt … Ich wünschte beinahe, daß das rote Telefon klingelt …«
»Ich weiß, was Sie meinen«, sagte der Unterstaatssekretär. »Ich habe manchmal das Gefühl, daß wer immer auch dahintersteht, selbst von der Hysterie erfaßt wurde … daß die Horsemen jetzt diejenigen ausnutzen, von denen sie ausgenutzt wurden, wer es auch sei … ein Teufelskreis. Aber ich werde der Sache langsam müde. Der Krieg macht uns alle so müde. Wenn wir nur alles hinter uns bekämen mit …«
»Wir würden es alle gerne auf die eine oder andere Weise hinter uns bekommen«, sagte ich.
T minus 60 Minuten … und weiterzahlen …
Ich hatte den Befehl, die Besatzung der BACKFISH für die Life-Show der Four Horsemen, die vom Satelliten übertragen wurde, antreten zu lassen. Oberflächlich betrachtet, könnte es seltsam anmuten, der gesamten Polarisflotte zu befehlen, sich eine Fernsehshow anzusehen, aber der damit erzielte moralische Faktor war ziemlich bedeutsam.
Der Dienst auf Polaris-U-Booten ist frustrierend. Nur beste Seeleute werden ausgewählt, aber ein guter Seemann will Aktion. Aber sollte man jemals von uns verlangen zu handeln, würde es danebengehen. Denn die meiste Zeit verbringen wir damit, Fähigkeiten auszubilden, die niemals gebraucht werden. Abschreckung ist eine gute Strategie, aber eine furchtbare Belastung für die Männer der Abschreckungsstreitkräfte – eine Belastung, die in der Vergangenheit noch durch die negative Haltung unserer Landsleute gegenüber unserer Mission verstärkt wurde. Männer, die im Dienst ihres Landes stehen, die ihr Können auf das Höchste ausbilden und dann davon absehen müssen, es anzuwenden, beklagen mit Recht, als Parias behandelt zu werden.
Deshalb hat die positive Veränderung in der öffentlichen Meinung uns gegenüber, was irgendwie mit den Four Horsemen verknüpft zu sein scheint, sie zu einer Art Maskottchen der Polarisflotte gemacht. Die seltsame Weise, mit der sie für uns und zu uns zu sprechen scheinen.
Ich zog es vor, die Show im Raketenkontrollzentrum anzuschauen, wo eine vollständige Besatzung dauernd in Bereitschaft sein muß, die Raketen innerhalb von fünf Minuten abzufeuern. Ich habe mich immer meinem Wachdienst im Raketenkontrollzentrum verbunden gefühlt, ein Gefühl, das ich mit den Leuten unter meinem Befehl nicht teilen kann. Hier sind wir nicht Vorgesetzter und Mannschaft, sondern Kopf und Hand. Sollte der Befehl kommen, wird der Wille, die Raketen abzufeuern, meiner sein, und die Handlung wird bei ihnen liegen. In so einem Moment wird es gut sein, sich nicht allein zu fühlen.
Alle Augen waren auf den Fernseher gerichtet, der über dem zentralen Schalttisch angebracht war, als die Show begann und …
Der Bildschirm war von einem wirbelnden Spiralmuster überflutet, metallisches Gelb auf metallischem Blau. Dann ein dröhnendes Geräusch, das halb Sitar und halb elektronisch zu sein schien, und ich hatte das Gefühl, daß die Geräusche irgendwie aus dem Innern meines Schädels kommen würden, und die Spirale schien direkt auf meine Netzhaut geritzt zu sein. Es schmerzte etwas, aber ich hätte den Blick um nichts in der Welt abwenden können.
Dann zwei Stimmen, die gegeneinander sangen:
»Laß alles reinkommen …«
»Laß alles rauskommen …«
»Rein … raus … rein … raus … rein … raus … rein … raus …«
Mein Schädel schien zu pulsieren – reinraus, reinraus, reinraus – und das Spiralmuster begann, im Rhythmus des Pulses die Farben zu ändern mit den Worten: gelbaufblau (rein) … grünaufrot (raus) … Reinrausreinrausreinraus … In den Schirm … aus meinem Kopf … als würde ich gegen eine Art unsichtbarer Membrane gehämmert, zwischen mir und dem Bildschirm, als würde etwas versuchen, mein Gehirn zu packen, und ich würde dagegen ankämpfen … Aber weshalb kämpfte ich dagegen an?
Das Pulsieren, das Singen wurde schneller und schneller, bis rein nicht mehr von raus zu unterscheiden war und der negative Abglanz der Spiralen sich in meinen Augen schneller bildete, als sie den Wechsel wahrnehmen konnten, sich immer schneller aufeinanderschichteten, bis mein Kopf zu explodieren schien …
Der Gesang und das Dröhnen brachen ab, und da waren die Four Horsemen in ihren Roben zu sehen. Sie spielten auf einer Bühne vor dem Hintergrund klaren, blauen Himmels, und eine einsame Stimme, schmeichelnd jetzt: »Du bist drinnen …«
Dann stand die Kamera direkt über den Horsemen, und ich konnte sehen, daß sie auf einer Art runden Bühne agierten. Die Einstellung kam näher und entfernte sich wieder, und ich sah, daß die runde Bühne auf einem riesigen Turm angebracht war; um den Turm herum, in weitem Umkreis eine riesige Menschenmenge, die auf dem Wüstensand saß, der sich in die Unendlichkeit erstreckte.
»Und wir sind drinnen und sie sind drinnen …«
Ich befand mich jetzt mitten unter der Menge; sie schien zu schmelzen und zu fließen wie Plastik, die sich aus dem Bildschirm ergoß, um mich zu erfassen …
»Und alle zusammen sind wir hier drinnen …«
Ein seltsames und wundervolles Gefühl … die Musik wurde schneller und wilder, ekstatisch … die Hülle der Backfish schien unwirklich … die Menge bewegte sich um mich herum … die Entfernung zwischen mir und der Menge schien zu schwinden … ich war dort … sie war hier … Wir verschmolzen …
»Oh yeah, wir hier sind alle drinnen … zusammen … zusammen …«
T minus 4; Minuten … und weiterzählen …
Jeremy und ich saßen da und starrten auf den Bildschirm, vergaßen einander und alles um uns herum. Schon bei dem normalen Dienst und den kurzen Rundgängen kann man ein seltsames Gefühl hier unten bekommen, in einer Höhle unter der Erde mit Tonnen Zement über dir, nur du und der Typ mit dem zweiten Schlüssel, und hast nichts anderes zu tun, als trübe Gedanken zu wälzen und dem anderen auf die Nerven zu gehen. Von uns allen wird verlangt, so stabil zu sein, wie Menschen nur sein können, das bringt man uns wenigstens bei, und sie müssen recht haben, denn die Welt steht immer noch. Ich meine, viel würde nicht fehlen – nur zwei Typen auf einer Wache über drei Minutemen-Raketen, die gleichzeitig ausflippen, ihre Schlüssel in dem Doppelschloß drehen, drei Knöpfe drücken … Wums! Weltkrieg Nr. 3!
Ein übler Gedanke, den man von uns nicht erwartet.
Oder ich fange an, Jeremy zu beobachten, und er fängt an, mich zu beobachten, und wir beide bekommen ein Paranoia-Feedback … Aber das kann nicht passieren; wir sind zu stabil, zu verantwortungsbewußt. Solange wir noch daran denken, daß es ganz gut ist, sich hier unten ein bißchen spukhaft zu fühlen, ist alles in Ordnung.
Aber das Fernsehgerät ist eine gute Idee. Es bringt uns den Kontakt zur Außenwelt, macht alles realistischer. Es wäre sonst zu leicht zu denken, dieses Raketenkontrollzentrum hier unten sei das einzig Wirkliche auf der Welt und was sonst noch auf der Welt passiert, spielt keine Rolle … Schlimmer Gedanke!
Die Four Horsemen … irgendwie helfen einem diese Typen, es auszuhalten. Ich meine das Gefühl, daß es besser sein könnte, die ganze Spannung loszuwerden, einfach ein Ende zu machen. Wenn man den Four Horsemen zuschaut, ist man in der Lage, es mitzumachen, ohne Schaden anzurichten; du läßt es an dir runterlaufen und dann durch dich hindurch. Ich nehme an, daß sie verrückt sind; sie sind die ganze menschliche Verrücktheit, die in uns steckt, die wir hier unten ständig im Zaum halten müssen. Wenn man alles rausläßt, indem man den Horsemen zuschaut, dann wird das Risiko geringer, daß man es hier unten losläßt. Ich glaube, daß deswegen ‘ne ganze Menge von uns außer Dienst die Abzeichen mit Mach es tragen. Der Boß hat nichts dagegen; sie scheinen zu verstehen, daß wir so ‘ne Art Galgenhumor brauchen, der uns funktionstüchtig erhält.
Jetzt setzte die Spiralgeschichte, mit der sie die Show begonnen hatten – und das Dröhnen – wieder ein. Zack! Waren sie plötzlich wieder auf dem Bildschirm, als hätte es gar keine Werbung zwischendurch gegeben.
»Alle zusammen sind wir hier drinnen …«
Und dann eine Nahaufnahme von dem ersten Sänger, der mich direkt anschaute, so nahe wie Jeremy und irgendwie viel echter. Ein gemein aussehender Kerl mit etwas hinter den Augen, was mir sagte, daß er wußte, wo alles Ekelhafte und Niedrige im Menschen steckt.
Hinter ihm begann der Baß zu trummen und eine Art elektronisches Summen, daß mir die Zahnwurzeln weh taten. Er begann, seine Gitarre zu spielen, gemein und hinterhältig. Und dann fing er an, mit so einer widerlichen Stimme zu singen, daß er aus jeder Bar rausfliegen würde:
»Ich erstach die Mutter und wusch meine Hand …«
Eine Improvisation dunkler Gitarrenklänge als scherzhafter Widerpart der Worte, als ein riesiges Hakenkreuz (rotaufschwarz, schwarzaufrot) wie eine nackte Vene auf dem Bildschirm pulsierte –
Das Gesicht des Horseman, verschlagen –
»Nagelte meine Schwester an die Wand …«
Gitarre hinter dem pulsierenden Hakenkreuz –
»Tauchte ein Püppchen in ‘ne Zementmaschine … Verbrannte Kinder, hörte, wie sie schrien …«
Auf dem Bildschirm ein riesiges Feuer, das in Zeitlupe brannte, und die Stimme wurde langsam, schrill, ein Todeswimmern:
»Oh Gott, dieses rotheiße Feuer brennt tief hinter meiner Stirnwand …«
»O ja, ich hob’ dies Feuer brennen … in der Jauche hinter der Stirnwand …«
»Gebt mir ‘nen Düsenbomber … und steckt das nackte Fleisch in Brand …«
Das Feuer verschmolz mit dem Gesicht einer schreienden orientalischen Frau, die durch ein brennendes Dorf rannte und nach dem Napalm auf ihrem Rücken schlug.
»Ich hab die Botschaft … kochend in der Tiefe meines Blutes … ein Mensch ist nichts als ein brennendes Feuer … in einem Loch voller Schmutz …«
Eine Einblende vom Nürnberger Parteitag: ein sich drehendes Hakenkreuz marschierender Männer, die Fackeln schwenken – Dann der Leader der Horsemen, der das verzerrte, flammende Kreuz überlagert:
»Hasse mich nicht, Baby, fühlst du nicht das Schreien deines Geistes?«
»Hasse mich nicht, Baby, ich ertränke dich in Schleim1.«
Nur das Gesicht des Horseman, Haß heulend –
»O ja, ich, ein Monstrum, Mutter …«
Ein langer Schwenk über die Menge unter der Plattform, über ihre Füße, ihre winkenden Hände, eine lautlos schreiende Menge. Dann ein schneller Zoom und ein Kaleidoskop von Gesichtern, fiebernden Augen, offenen und heulenden Mündern –
»Nenn’ mich nur –«
Das Gesicht des Horseman überlagert die begeisterten Gesichter der Menge –
»Menschheit!«
Ich schaute Jeremy an. Er spielte mit dem Schlüssel an der Kette um seinen Hals. Er schwitzte. Plötzlich merkte ich, daß auch ich schwitzte, und daß mein eigener Schlüssel lebendig in meiner Hand pochte …
T minus 13 Minuten … und weiterzählen …
Ein komisches Gefühl, als würde der Boß die Four Horsemen mit uns hier im Raketenkontrollzentrum anschauen. Auf dem Stuhl vor dem Kontrolltisch, den Blick auf den Fernseher, hatte ich das Gefühl, als würde mir der Atem vom Boß den Hals entlangstreichen … Ich bekam das Gefühl, als wüßte er, was in mir vorging, aber ich konnte nicht wissen, was in ihm vorging … und das Feuer in mir wich einem schmierigen Geschmack, den ich nicht mochte …
Dann war die Werbung vorbei, und die Spiralgeschichte war wieder da und schwumm! wurde ich wieder von dem Bildschirm aufgesaugt und hörte auf, mir Gedanken über den Boß oder so etwas zu machen …
Nur die Spirale in gelbblau, rotgrün, die begann zu wirbeln und zu wirbeln, schneller und schneller, die Farben wechselnd und wirbelnd, wirbelnd, wirbelnd … und die Klänge von ‘ner Art Coney Island-Karussell tingelten im Hintergrund, schneller und schneller und schneller, wirbelnd und wirbelnd und wirbelnd, rotgrüne, gelbblaue Blitze schießend, und wirbelnd, wirbelnd, wirbelnd …
Und dieses große Summen erfüllte meinen Körper und wirbelte, wirbelte, wirbelte, wirbelte … Meine Muskeln entspannten sich, wurden schlaff, wirbelten, wirbelten, wirbelten, ganz schlaff, wirbeln, wirbeln, wirbeln, oh so schön, nur wirbeln, wirbeln, wirbeln …
Und im Zentrum der aufblitzenden, spiralförmigen Farben ein leuchtender Fleck farblosen Lichtes, unbeweglich, unveränderlich, während die ganze Welt wirbelte, farbig darum herum wirbelte, und das Summen kam aus diesem Fleck, wie die Karussell-Musik aus den gesponnenen Farbfäden kam, und der Fleck summte seinen Song für mich …
Der Fleck war ein Licht tief hinten am Ende eines langen, wirbelnden, wirbelnden Tunnels. Das Summen wurde allmählich etwas lauter. Der leuchtende Fleck wurde allmählich etwas größer. Und ich trieb den Tunnel hinunter, darauf zu, wirbelnd, wirbelnd, wirbelnd …
T minus 11 Minuten … und weiterzählen …
Wirbelnd, wirbelnd, wirbelnd einen langen, langen Tunnel pulsierenden Lichtes hinunter, wirbelnd, wirbelnd, wirbelnd auf den Lichtkreis zu tief unten am Ende des Tunnels … Wie schön es sein würde, endlich dort anzulangen und dieses wundervolle Summen aufzusaugen, das meinen Körper erfüllte, und dann würde ich vergessen können, daß ich mich hier unten in dieser Höhle befand mit einem harten Messingschlüssel in meiner Hand, nur Duke und ich, hier unten in einem Loch unter der Erde, das aus einer Spirale aufblitzender Farben bestand, wirbelnd, wirbelnd auf das freundliche Licht zu am Ende des Tunnels, wirbelnd, wirbelnd …
T minus 10 Minuten … und weiterzählen …
Der Lichtkreis am Ende des Tunnels wurde größer und größer, und das Summen wurde lauter und lauter, und ich fühlte mich besser und besser, und das Raketenkontrollzentrum des Backfish immer trüber und trüber, und die schreckliche Last des Kommandos wurde leichter und leichter, wirbelnd, wirbelnd, und ich fühlte mich so gut, daß ich weinen wollte, wirbelnd, wirbelnd …
T minus 9 Minuten … und weiterzählen …
Wirbelnd, wirbelnd … Ich wirbelte, Jeremy wirbelte, die Höhle unter der Erde wirbelte, und der Lichtkreis am Ende des Tunnels wirbelte näher und näher und – ich war hindurch! Ein Raum gefüllt mit gelbem Licht. Blassem, metallgelbem Licht. Dann blasses, metallisches Blau. Gelb. Blau. Gelb. Blau. Gelbblaugelbblaugelbblau-
Reines, pulsierendes Licht … und reiner dröhnender Klang. Und nur ein Gefühl von Buchstaben, die ich zwischen den Pulsschlägen nicht entziffern konnte – nichtgelb und nichtblau – zu schnell und zu matt, um sichtbar zu sein, aber wichtig, sehr wichtig …
Und dann eine Stimme, die aus meinem Kopf zu kommen schien, als wäre es meine eigene:
»Oh, oh, oh … ich will nicht wirklich wissen … Oh, oh, oh … ich will nicht wirklich wissen …«
Die Welt pulsierend, in Blitze hüllend diese Worte, die ich nicht lesen konnte, nicht ganz lesen konnte, lesen mußte, beinahe lesen konnte …
»Oh, oh, oh … großer Gott ich will wirklich wissen …«
Seltsam amorphe Gestalten verdunkelnd das blaugelbblaue flackernde Universum, die Worte verbergend, die ich lesen mußte … Verdammt, warum nur gingen sie nicht zur Seite, damit ich herausbekäme, was ich wissen mußte!
»Sag mir sag mir sag mir sag mir sag mir … muß wissen muß wissen muß wissen muß wissen muß wissen …«
T minus 7 Minuten … und weiterzählen …
Konnte die Worte nicht lesen! Warum nur läßt der Boß mich die Worte nicht lesen?
Und diese Stimme in mir: »Muß wissen … muß wissen … muß wissen, warum es mich so schmerzt …« Warum hört es nicht auf und läßt mich die Worte lesen? Warum halten die Worte nicht still? Oder bewegen sich etwas langsamer? Wenn sie etwas langsamer wären, könnte ich sie lesen und würde wissen, was ich zu tun hätte …
T minus 6 Minuten … und weiterzählen …
Ich fühlte den nassen Schlüssel in meiner Handfläche … Ich sah Duke über seinen Schlüssel streichen. Mußte wissen! Jetzt – durch das pulsierende blaugelbblaue Licht und die unlesbaren Worte hindurch, die sich zu einem furchtbaren Druck in meinem Hinterkopf anstauten – konnte ich die Four Horsemen sehen. Sie knieten schreiend, schauten zu irgend etwas empor und bettelten: »Sag mir sag mir sag mir sag mir …«
Dann erfüllten sanfte Wogen satten, rotorangen Feuers die Welt und eine ungeheure Stimme versuchte zu sprechen. Aber sie konnte die Worte nicht formen. Sie stotterte und stöhnte – Das gelbblaugelbe Aufblitzen im Umkreis der Worte, die ich nicht lesen konnte – dieselben Worte, spürte ich plötzlich, versuchte die Feuerstimme verzweifelt auszusprechen – und die Four Horsemen auf Knien bettelnd: »Sag mir sag mir sag mir …«
Das freundliche, warme Feuer versuchte verzweifelt zu sprechen – »Sag mir sag mir sag mir …«
T minus 4 Minuten … und weiterzählen …
Wie lauteten die Worte? Wie lautete der Befehl? Ich konnte spüren, wie meine Männer mich schweigend anflehten, es ihnen zu sagen. Es war meine Pflicht, es herauszufinden!
»Sag mir sag mir …« Die Gestalten in ihren Roben auf den Knien flehten durch den flackernden Puls in meinem Hirn hindurch, und fast hätte ich die Worte ausmachen können … fast …
»Sag mir sag mir sag mir …« Ich flüsterte dem warmen, orangen Feuer zu, das verzweifelt versuchte, aber die Worte nicht ganz hervorbekam. Auch meine Männer flüsterten: »Sag mir sag mir …«
T minus 3 Minuten … und weiterzahlen …
Die Frage brannte blau und gelb in meinem Schädel:
WAS VERSUCHTE DAS FEUER MIR ZU SAGEN? WIE LAUTETEN DIE WORTE, DIE ICH NICHT LESEN KONNTE?
Mußte die Worte entziffern! Mußte den Schlüssel finden!
Einen Schlüssel … Der Schlüssel? DER SCHLÜSSEL! Und dort war das Schloß, das die Worte einschloß, direkt vor mir! Steck den Schlüssel in das Schloß … ich schaute Jeremy an. Gab es irgendeinen Grund, weit zurückliegend und weit entfernt, weshalb Jeremy versuchen könnte, mich abzuhalten, den Schlüssel in das Schloß zu stecken?
Aber Jeremy rührte sich nicht, als ich den Schlüssel in das Schloß steckte …
T minus 2 Minuten … und weiterzählen …
Weshalb nur sagte der Boß mir nicht, wie der Befehl lautete?
Das Feuer wußte, konnte aber nicht sprechen. Mein Kopf schmerzte von dem Pulsieren, aber ich konnte die Worte nicht lesen.
»Sag mir sag mir sag mir …« bettelte ich.
Dann merkte ich, daß auch der Boß fragte.
T minus 90 Sekunden … und weiterzählen …
»Sag mir sag mir sag mir …« bettelten die Horsemen.
Und die Worte, die ich nicht lesen konnte, waren ein Feuer in meinem Hirn.
Dukes Schlüssel steckte in dem Schloß vor uns. Von sehr weit weg sagte er: »Wir müssen es zusammen tun.«
Natürlich … unsere Schlüssel … unsere Schlüssel würden die Worte befreien!
Ich steckte meinen Schlüssel in das Schloß. Eins, zwei, drei, wir drehten gleichzeitig unsere Schlüssel. Eine Klappe auf dem Kontrolltisch öffnete sich. Unter der Klappe befanden sich drei rote Knöpfe. Auf dem Kontrolltisch leuchteten in roten Buchstaben zwei Worte auf: »GEFECHT KLAR«.
T minus 60 Sekunden … und weiterzählen …
Die Männer erwarteten von mir, den Befehl zu geben. Ich wußte nicht, wie der Befehl lautete. Ein herrliches orange Feuer versuchte, es mir zu sagen, konnte aber die Worte nicht herausbekommen.
Gestalten in Roben beteten zu dem Feuer …
Dann, durch das gelbblaue Flackern, das die Worte verbarg, die ich lesen mußte, sah ich die ungeheure Menge, die den Turm umgab.
Die Menge war auf den Beinen und bat schweigend –
Der Turm im Zentrum der Menge wurde zu einem orangen Feuer, das mir zu sagen versuchte, wie die Worte hießen –
Er wurde zu einem großen Pilz aus wogendem Rauch und blendendem orangerotem Glanz …
T minus 30 Sekunden … und weiterzählen …
Die riesige Feuersäule versuchte Jeremy und mir zu sagen, wie die Worte hießen, was wir zu tun hätten. Die Menge schrie zu der Flammenwolke empor. Das gelbblaue Flackern wurde schneller und schneller hinter der Pilzwolke. Ich konnte fast die Worte lesen! Ich konnte sehen, daß es zwei waren!
T minus 20 Sekunden … und weiterzählen …
Warum sagte der Boß uns nichts? Ich konnte beinahe die Worte sehen!
Dann hörte ich die Menge im Kreis um die wundervolle pilzförmige Wolke schreien: »MACH ES! MACH ES! MACH ES! MACH ES!«
T minus 10 Sekunden … und weiterzählen …
»MACH ES! MACH ES! MACH ES! MACH ES! MACH ES!« Was wollten sie, daß ich täte? Wußte Duke es?
Die Männer warteten! Wie lautet der Befehl? Sie beugten sich über die Feuerkontrollampen, warteten … Die Feuerkontrolllampen? »MACH ES! MACH ES! MACH ES! MACH ES!«
8
»MACH ES! MACH ES! MACH ES! MACH ES! MACH ES!« schrie die Menge.
»Jeremy!« schrie ich. »Ich kann die Worte lesen!«
7
Meine Hände glitten über meine Reihe von Auslöserknöpfen … »MACH ES! MACH ES! MACH ES! MACH ES!« sagten die Worte. Verstand der Boß nicht?
6
»Was wollen sie, das wir tun, Jeremy?«
5
Warum gab die Pilzwolke nicht den Befehl? Meine Männer warteten! Ein guter Seemann verlangt Aktion.
Dann sprach eine ungeheure Stimme vom Feuerturm herab:
»MACH ES … MACH ES … MACH ES …«
4
»Es gibt nur eins, was wir hier unten tun können, Duke.«
3
»Männer, der Befehl! Aktion! Feuer!«
2
Ja, ja, ja! Jeremy –
L
Ich griff zu meiner Reihe von Auslöserknöpfen. An allen Kontrolltischen griffen die Männer zu ihren Auslösern. Aber ich war schneller! Ich würde der erste sein!
0
DER GROSSE BLITZ!