* 10 *

„Einer von uns wird sterben.“

Tash wiederholte den Satz, diesmal ein wenig schneller.

„Tash?“ entgegnete Zak und verrenkte sich fast den Hals, um ihr Gesicht erkennen zu können. „Wovon redest du?“

„Einer von uns wird sterben“, stieß sie eindringlich hervor.

Zak war mittlerweile nahe genug herangekommen, um feststellen zu können, daß Tashs Augen weit geöffnet, aber blicklos waren. Sie schaute ihren Bruder an, schien jedoch, wie in tiefer Trance, etwas anderes zu sehen.

Zak legte ihr die Hand auf die Schulter, und ehe er ihren Namen noch einmal aussprechen konnte, erschauderte sie und blinzelte heftig. Sie schloß die Augen, öffnete sie wieder – und diesmal erfaßte sie das Gesicht ihres Bruders.

„Zak? Was tust du denn hier?“

„Was hast du gemeint, als du sagtest, einer von uns werde sterben?“ fragte er zurück.

Seine Schwester rieb sich den Schlaf aus den Augen und wischte sich eine blonde Strähne aus der Stirn. „Wovon redest du?“

Zak berichtete ihr, wie er sie auf der Bettkante sitzend gefunden hatte, in welchem Zustand sie gewesen war und was sie gesagt hatte.

„Ich kann mich nicht erinnern, das gesagt zu haben. Ich habe geträumt… aber ich weiß nicht mehr, was. Das nächste, was ich mitgekriegt habe, war, daß du mich geweckt hast.“

Zak erzählte ihr darauf von seinen eigenen Alpträumen. „Ich werde das Gefühl nicht los, daß hier was nicht stimmt. Hast du nicht eine deiner Ahnungen?“

Tash rieb sich die Stirn. „Nee. Nur Kopfweh. Tut mir leid, Zak. Kannst du dich nicht allmählich beruhigen? Wir sollten hier eigentlich Ferien machen. Wir sind nach Hologram Fun World gekommen, um möglichst weit von dem Projekt Sternenschrei weg zu sein. Fun World ist vielleicht ein bißchen unheimlich, aber ganz sicher nicht gefährlich.“

Zak verzog das Gesicht. „Sag mir nicht, du hast Fajji geglaubt.“

Tash zuckte die Achseln. „Warum auch nicht? Was er gesagt hat, haut doch hin, oder nicht? Wie hätten vor allem all die Leute verschwinden können, wenn sie keine Hologramme waren?“

Die Geschwister setzten ihren Streit fort, bis eine holographische Sonne in den künstlichen Himmel über Hologram Fun World stieg und Tashs Türsummer Laut gab. Im nächsten Moment betrat Deevee das Zimmer.

„Guten Morgen. Master Calrissian bat mich, euch davon in Kenntnis zu setzen, daß er die Erkundung von Fun World heute morgen fortsetzen will. Ihr seid herzlich dazu eingeladen.“

Zak zögerte. Er mochte Lando, aber er hatte Bedenken, in den Park zurückzukehren. „Ich weiß nicht, Deevee“, begann er.

Der Droide stemmte die starren mechanischen Arme in die Hüften. „Zak Arranda, dein Onkel hat mich mit der Aufgabe betraut, dafür zu sorgen, daß ihr, du und deine Schwester, euch während eures Aufenthalts in Hologram Fun World erholt. Ich werde nicht zulassen, daß ihr auf euren Zimmern schmollt, während draußen ein Universum absolut sicherer Abenteuer wartet.“ Deevees an Augen erinnernde Photorezeptoren glühten förmlich, während er auf sie wartete.

Tash stand auf und gähnte. „Komm schon, Zak. Du mußt dir keine Gedanken machen. Gehen wir.“

Zak fand sich in einer äußerst seltsamen Lage. Normalerweise war er derjenige, der keine Gelegenheit ausließ, etwas zu unternehmen. Doch selbst den unerschrockensten Abenteurer würden Zweifel beschleichen, wenn er sich im Spiegelkabinett in ein scheußliches Ungeheuer verwandelt gesehen hätte.

Aber war das wirklich passiert?

Es hätte wirklich ein Hologramm sein können, sagte sich Zak. Schließlich war genau das der Sinn von Hologrammen: Leute an der Nase herumzuführen. Vielleicht war wirklich nichts weiter geschehen.

Außerdem, überlegte Zak, ermutigt mich sogar Deevee, Fun World zu genießen. Ihr bionischer Babysitter war im allgemeinen so vorsichtig, daß Zak gelegentlich vermutete, der Droide sei von einem Kindermädchen programmiert worden. Beim geringsten Anzeichen von Gefahr würde Deevee die Kinder in die nächstbeste Raumfähre packen und sie in das sicherste Sternsystem im Umkreis von tausend Lichtjahren schaffen. Aber der Droide zeigte keine Furcht vor Fun World.

„Vielleicht hast du recht“, sagte er schließlich. „Gehen wir.“

 

Hologram Fun World war von Touristen überflutet – ob real oder holographisch erschaffen, vermochte Zak indes nicht zu sagen –, als die Arranda-Kinder Deevee zu dem mit Lando Calrissian vereinbarten Treffpunkt folgten. Lando erwartete sie auf dem Platz vor dem Verwaltungsgebäude. Er sah sehr gut aus in dem fließenden scharlachroten Umhang, der von einer goldenen Kordel um seinen Hals gehalten wurde.

„Und wie habt ihr zwei geschlafen?“ erkundigte er sich, als sie näher kamen. Seine funkelnden Augen fielen auf Tash. „Bist du in Ordnung? Du siehst ein bißchen blaß aus.“

„Ich habe Kopfweh“, antwortete sie leise. „Ist aber nicht schlimm.“

Zak sagte: „Ich kann nicht glauben, daß Sie, nach allem, was schiefgegangen ist, noch immer daran denken, sich mit diesem Ort einzulassen.“

Der Spieler hob die Schultern. „Dieses Unternehmen hat noch keinen Schaden genommen, den eine geschickte Hand nicht richten könnte. Aber ich denke, ich werde diesen Alptraumtrip in einem schwarzen Loch versenken. Scheint dem Park nicht besonders gutzutun.“

In diesem Augenblick kam ein Paar Bothans des Weges. „Entschuldigung“, rief Zak und trat vor die beiden Humanoiden im weißen Pelz hin.

„Kann ich Ihnen dienen?“ fragte einer der Bothans und strich ein Fellbüschel an seiner Wange glatt.

„Ja“, entgegnete Zak ein wenig vorwitzig. „Ich habe mich eben gefragt, wie es ist, eine Illusion zu sein.“

Das Fell des Bothans richtete sich auf. „Ich bitte um…“

Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Ein mächtiges Gebrüll erhob sich und rauschte wie ein Unwetter über den Platz hinweg; der Donner folgte in Form gewaltiger Schritte, die den Boden bersten ließen.

Der Rancor war wieder da.

Mit einem schrillen Kreischen stürzten die Bothans auf das nächste Gebäude zu. Sie verschwanden in dem Verwaltungsgebäude, und die Türen fielen hinter ihnen zu.

Zak lachte. „Ist ja super! Die Bothans werden sich wie Idioten vorkommen, wenn sie erfahren, daß der Rancor nur ein Hologramm ist.“

Tash zuckte nur die Achseln. „Kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen. Als wir gerade angekommen waren, ist es uns genauso ergangen.“

Während sie so plauderten, kam der riesige Rancor weiter auf sie zu. Er war nur noch zehn Meter entfernt, hielt den Kopf gesenkt und hatte das Maul aufgerissen, um sie zu verschlingen.

Sie ignorierten die Bestie. „Falls es euch nichts ausmacht“, bemerkte Lando ungerührt, wobei er seine Stimme heben mußte, um das künstliche Getöse des Rancors zu übertönen, „würde ich gerne eure Meinung zu ein paar weiteren Attraktionen erfahren. Danach werde ich mich dann endgültig für oder gegen Fun World entscheiden.“

„Kein Problem“, brüllte Zak zurück. „Lassen Sie uns bloß noch warten, bis diese Nervensäge hier vorüber ist.“

„Ein alter Kumpel hat mir mal beigebracht, wie man einem Rancor ins Auge blickt“, erklärte Lando kichernd, „und ich weiche keiner Gefahr.“ Er wirbelte herum und schrie den Rancor an: „Hau ab hier, Fleischpuste! Mit deiner Programmierung kannst du nicht mal ein Greenhorn von Circarpous IV beeindrucken!“

Der Rancor reagierte darauf mit Lichtgeschwindigkeit. Sein massiger Schädel schoß nach vorne, und die Kiefern schlossen sich schnappend um die Gestalt von Lando Calrissian.