Der zweite Freitag
87
»Ins Haus am Park?«, staunte Susanne. »Habt ihr im Lotto gewonnen?«
Karins Wangen nahmen die Farbe ihrer Haare an: »Ich habe doch zum Geburtstag von meinen Eltern einen Gutschein bekommen. Zweihundert Euro.«
»Trotzdem: Lest die Speisekarte lieber von rechts nach links und nehmt einen Hunderter mehr mit. Für zwei Personen …«
»Wir sind zu viert«, hauchte Karin. Es war ihr jetzt schon richtig peinlich, Susanne von dem Plan erzählt zu haben.
»Oh, wer kommt denn noch?«, fragte Mager.
»Wirst du schon sehen.«
Mager fühlte sich in dem Haus am Park vom ersten Augenblick an unwohl. Er trug seine besten Jeans sowie ein feines Sakko und hatte seine allerbesten Lederschuhe auf Hochglanz poliert – bis auf das dunkelrote Seidenhemd mit dem geöffneten Kragen alles in seiner Lieblingsfarbe Schwarz.
»Sie hatten reserviert?«, näselte sie ein schlanker Oberkellner an. »Ach ja, das Ehepaar Jacobmayer mit zwei Gästen. Wenn ich Sie an Ihren Platz bringen darf …«
Tonfall und Wortwahl weckten bereits Magers Misstrauen: Vornehmere Gäste hätte dieser Eintänzer wahrscheinlich zum Platz »geleitet« und Karin hatte zumindest eine Anrede vom Typ »gnädige Frau« verdient.
Sie ließen sich an einem der großen Fenster nieder, die einen entzückenden Ausblick auf den Stadtpark boten, wenn er nicht gerade, wie an diesem Abend, im Dauerregen versank.
Mager blickte sich um. Gut besucht sah anders aus. Zwei, drei Paare im Nichtraucherbereich und zwei Tische von ihnen entfernt eine Vier-Personen-Gesellschaft, bei der schon die Frisuren den Chefarztzuschlag und die Professorengattin verrieten. Diese Leute waren nicht nur von einem dieser grauen Weimaraner begleitet, die schon von Aldi-Hundefutter Magenkrämpfe bekamen, sondern trugen ein absolut legeres Freizeitoutfit in den Farben der Saison. Von overdressed konnte bei Klaus sicher keine Rede sein, er hatte nur voll ins Kleidungsklo gegriffen.
»Darf ich Ihnen schon ein Getränk reichen? Wir haben da als Aperitif einen …«
»Zwei Glas Sekt, bitte. Trocken!«
»Unser Haus führt nur trockene Sektmarken«, wurde Karin aufgeklärt – in einem Ton, der ihr zeigen sollte, dass sie das Haus und das Personal zutiefst beleidigt hatte.
»Kotzbrocken«, flüsterte sie, während ihr Gatte nach seinen Zigaretten griff. Etwas lauter als sie sagte er: »Stimmt. Der Typ redet sich beim Blick in den Spiegel wohl selbst nur mit Majestät oder Hochwürden an.«
Das Gespräch bei den Jagdhundbesitzern geriet für eine Sekunde ins Stocken, bevor man sich dazu entschloss, nichts gehört zu haben. Mager grinste leicht. Ein paar Züge aus der Zigarette hatten seinen Hormonhaushalt wieder halbwegs in Ordnung gebracht.
»Eigentlich könntest du mir ja nun verraten …«
»Überraschung!«, tönte es hinter ihm und eine kräftige Hand krachte auf sein Schultergelenk.
Er fuhr herum und sah in Lohkamps bartloses Gesicht: »Mensch, ihr seid’s! Das ist mal eine gelungene Überraschung! Und klasse, dass wir endlich auch deine Frau kennenlernen.«
»Ganz meinerseits«, versicherte sie und reichte zuerst Karin die Hand: »Gabi. Wenn diese Männer sich schon duzen.«
Kaum saßen die Frauen und Männer einander gegenüber und hatten die Stühle zurechtgerückt, da schwebte schon wieder das Butlergesicht heran und kredenzte die Speisekarten. Die schweren Lederhüllen trugen das Bochumer Stadtwappen und waren fast so schwer wie der Kronleuchter über dem Tisch.
»Stopp«, kommandierte Mager, als Lohkamp sein Exemplar des Küchenzettels öffnen wollte: »Mögt ihr Meeresfrüchte?«
»Ja, gern.«
»Lamm?«
»Ebenfalls«
»Curry-Allergie?«
»Aber nein!«
»Ausgezeichnet. Dann schlage ich vor, das absolute Highlight zu bestellen. Ihr seid eingeladen – und wenn du protestierst, Horst, schießen wir das unten am Teich aus.«
Zum Schein tastete Lohkamp seine Taschen ab und mimte Zerknirschung: »Mist. Ich bin mal wieder unbewaffnet unterwegs. Du hast gewonnen.«
»Schön«, sagte Mager und sah den hochwohlgeborenen Mundschenk an, der mit versteinertem Gesicht zugehört hatte: »Dann nehmen wir bitte viermal das Sechs-Gänge-Menü.«
»Vier – mal – die – sechs – Gänge?«, fragte der Mann hölzern und musterte den Bärtigen, als könnte er an der Länge der Haare dessen Bonität abchecken.
»Genau«, bestätigte Karin. »Viermal sechs sind vierundzwanzig. Wenn Sie das nicht alleine tragen können …«
Der Mann verschwand ohne ein weiteres Wort.
»Mädels«, sagte Mager, »seid nicht böse, wenn wir einen Teil des Gesprächs dem jüngsten Bochumer Kriminalfall widmen.«
Gabi zog ihre Schultern hoch: »Nichts anderes habe ich befürchtet. Aber wenn das Essen gut genug ist, werde ich nicht herumzicken.«
»Dann bist du dran«, sagte Mager und der Polizist nickte.
»Also: Tarik ist wirklich unschuldig. Er und der Imam sind wieder raus. Das Dynamit hat ihm ein Bauarbeiter aus der Ukraine in den Keller geschmuggelt, der dafür einen neuen Job bekommen sollte. Es war dasselbe Zeug, das in der Autobombe verwendet wurde, aber ist nicht identisch mit den Krachern, mit denen sein Arbeitgeber die halbe DDR in die Luft gejagt hat. Der Mann hatte wohl noch gute Kontakte zu anderen Afghanistan-Veteranen. Und wir vermuten, dass er die OB töten sollte, weil sie Potthoff auf der Abschussliste hatte.«
»Bleifinger?«
»Genau.«
»Habt ihr ihn einkassiert?«
»Negativ«, gestand Lohkamp. »Der Attentäter ist geflüchtet und hat sich umgebracht, weil er nicht verhaftet werden wollte. Es gab da ein nebulöses Jobangebot auf seinem Anrufbeantworter mit der Bedingung, für Bleifinger eine Kleinigkeit zu erledigen. Aber der hat sich damit herausgeredet, er hätte nur eine Kopie der Auftragsbücher seines derzeitigen Chefs haben wollen. Dazu sei es aber gar nicht gekommen.«
»Taugt die Ausrede etwas?«
»Sie ist hirnrissig. Korolenkos Chef stand kurz vor der Pleite. Aber seinen eigentlichen Auftrag können wir nicht beweisen. Was bleibt, ist also die reine Absicht, jemanden zu einer Art Wirtschaftsspionage anzustiften – und die ist nicht strafbar.«
Ein diskretes Räuspern unterbrach die Unterhaltung. »Wenn die Herrschaften gestatten …«
Alles lehnte sich zurück und der Frackträger kredenzte jedem der Gäste einen Suppenteller, der groß genug war, dass ein Eisbär darin baden konnte. Dann griff er zu einer Kelle mit dem Fassungsvermögen eines Eierbechers und schöpfte jedem aus einem mitgebrachten Töpfchen dreimal eine dickflüssige Tinktur auf das Porzellan – hell und heiß.
»Das ist eine Rahmsuppe von Süßkartoffeln und Zitronenblättchen mit einem Garnelentatar. Unser Küchenchef hat dafür zweieinhalb Löffel im Schlemmeratlas erhalten. Gesegneten Appetit, die Herrschaften!«
Einen Augenblick lang sah man sich verblüfft an, dann meinte Gabi Lohkamp: »Was bin ich froh, dass wir hier vier ganze Löffel bekommen haben.«
»Volltreffer«, kicherte Karin und die Damen klatschten einander ab.
»Und warum zum Teufel ist Potthoff zurückgetreten?«, fragte Mager.
»Keine Ahnung. Die Gerüchteküche tobt, aber ich weiß nichts Genaues. Vielleicht aus demselben Grund wie Flessek und heute unser Polizeipräsident.«
»Bitte? Der ist auch weg?«
Magers Verblüffung amüsierte den Polizisten: »Sag mal, wem habt ihr das Video über den Besuch im Puff denn zugespielt?«
»Och«, tat Mager völlig harmlos, »nur dir, der OB und Tenberge.«
»Hat ja wohl gereicht«, konstatierte Lohkamp. »Auf jeden Fall dreht sich im Rathaus jetzt das Personalkarussell. Und für den Film könntest du bei eBay Rekordsummen einfahren.«
Er hob sein Glas und stieß mit Mager an. Das dezente Klirren der Sektkelche rief wieder den dienstbaren Geist des Abends herbei.
»Beim nächsten Gang möchten wir Sie mit gegrilltem Hummer an einem Apfel-Curry-Couscous verwöhnen, für das unser Haus drei Michelin-Bestecke bekommen hat. Wenn ich Ihnen dazu einen sehr trockenen Weißwein empfehlen dürfte? Es handelt sich um einen Sauvignon Vigneti delle Dolomiti, den wir direkt vom Erzeuger beziehen. Wer von den Herren möchte kosten?«
»Das machen bei uns die Damen«, beschied ihn Lohkamp. Der Mann entfärbte sich schlagartig so sehr, dass Karin bereits in ihrer Handtasche nach einer Koffeintablette kramte.
Doch James wankte nur, fiel aber nicht. Ganz unauffällig stützte er sich an der nächsten Stuhllehne ab und hauchte noch ein »Sehr wohl« herüber, bevor er sich schwankend entmaterialisierte.
»Langsam gefällt es mir hier«, bekannte Mager und erntete – zumindest an ihrem Tisch – die vollste Zustimmung. Die Hundegesellschaft drei Meter weiter reagierte überhaupt nicht mehr, sondern begann eine philosophische Diskussion über die Vor- und Nachteile einer Einteilung des Volkes in verschiedene Kasten, wie es wohl noch in Indien üblich war.
»Welche der Damen ist denn so freundlich?« Statt der Bohnenstange im Gehrock, die um die Wiedergewinnung ihrer männlichen Ehre kämpfte, war nun eine junge Dame erschienen: deutlich kleiner, ein wenig füllig in den Hüften, aber sehr adrett gekleidet. Gekonnt öffnete sie die Flasche Sauvignon und reichte Gabi Lohkamp den Korken zu einer Duftprobe – doch diese zog ihre Nase erschreckt aus der Gefahrenzone: »Befürchten Sie etwa, dass der Wein nach Korken schmeckt?«
»Oh, gewiss nicht!«, versicherte die Schürzenträgerin und füllte zwei Fingerhütchen des hellen Rebensaftes ins Glas. »So etwas kommt bei uns nicht vor.«
Was für eine dreckige Lügnerin, dachte Karin, während Gabi sich Zeit ließ und erst nach einer Minute zu einem positiven Urteil kam. Mit leicht zusammengekniffenen Lippen schenkte die Dame ein.
Auch die vierte Etappe der ›Tour de Cuisine‹ erwies sich als eine Kreation vom Feinsten, sodass man von dem Weißwein auf einen Mas de la Garrigue umsteigen musste. Der »Lammrücken mit Minz-Brioche überbacken und Bratwirsing an warmem Kartoffelpudding und schwarzer Pfeffersauce« beeindruckte nicht nur durch den Geschmack. Er hatte, wie man erfuhr, der Küche drei Varta-Diamanten eingebracht.
Nach dem letzten Bissen lockerte Karin unverhohlen den Gürtel um eine Lochbreite: »Nur gut, dass sie wirklich Pfeffersauce genommen haben.«
»Was denn sonst?«, fragte Mager.
»Batterieflüssigkeit.«
Anschließend hatten die Damen und Lohkamp ernsthafte Probleme, das Maronenparfait im Baumkuchenmantel zu bewältigen, obwohl das Volumen dieses Desserts kaum mehr als drei oder vier gut gewachsene Kastanien übertraf. Auch hier standen Menge und Tellergröße in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis. Wäre das trapezförmige Geschirr statt aus Porzellan aus Filz geformt gewesen, hätte das Material mindestens für zwei englische Admiralshüte gereicht.
»Diesmal kein Preis in einem Restaurantführer?«, fragte Mager, der nur schwer der Versuchung widerstand, den leer geschabten Teller mit seiner Zunge zu säubern.
»Vielleicht«, meinte Lohkamps Frau, »drei Hosenröcke bei einer Koch-Olympiade im Bundeskanzleramt?«
Die Rache des Bedienpersonals traf sie, als der dünne Kellner eine große Holzplatte mit sechs gut portionierten Käseproben heranschleppte. Immerhin hatte er sich von seinem Schwächeanfall so weit erholt, dass sein Gesicht schon wieder das morbide Weiß eines Twilight-Vampirs erreicht hatte.
»Von diesen sechs Edelkäsen möchte ich Ihnen gerne die drei servieren, die Ihnen am besten munden«, versicherte er. Ohne das geringste Stocken verband er alle sechs Namen zu einem gregorianischen Choral, der sich so anhörte, als spielte man eine Langspielplatte mit doppelter Geschwindigkeit ab.
Die Gäste waren mächtig beeindruckt und Lohkamp fand die salomonische Lösung: »Diese Entscheidung fällt uns zu schwer. Wir überlassen die Auswahl deshalb ganz Ihrem Sachverstand: jeweils einen milden, einen mittleren und einen würzigen.«
Ein verachtungsvolles Lächeln stahl sich auf die Lippen des Mannes, als er drei Käsestücke auf einen anderen Teller schob und diesen in die Tischmitte stellte. Da die Damen streikten, mussten Lohkamp und Mager diese Aufgabe allein bewältigen. Sie ließen keinen Krümel übrig.
»Jetzt einen Calvados!«, stöhnte der Kameramann und der Polizist schloss sich diesem Wunsch an. Während sie an den kleinen Glaskelchen mit dem Apfelschnaps nippten und ihre Verdauungszigaretten rauchten, fielen ihnen die immer noch ungeklärten Fragen wieder ein.
»Wer hat diesem Korolenko in der Nacht des Attentats geholfen, wieder ungesehen wegzukommen?«
»Wissen wir noch nicht. Aber er hat auf der Flucht mit seiner eigenen EC-Karte in Hagen Geld abheben lassen – von einem anderen Mann. Dessen Foto hat die Bank gespeichert und die Kollegen in Hagen suchen ihn.«
»Und wie haben Bleifinger und Flessek das alles über-standen?«
»Unterschiedlich. Flessek war amtsmüde. Man munkelt, er wolle auch seinen Sessel im Rat der Stadt abgeben und sich etwas Neues, Bequemeres suchen. Aber wir müssen ihn nicht bedauern. Typen wie er finden immer ein warmes Plätzchen.«
»Und Bleifinger?«
»Der smarte Lukas macht weiter seine Geschäfte. Er hat sich ja nicht nur bei uns, sondern auch im Fernsehen so fein herausgeredet … Ihm wird nichts passieren. Auch wegen des Unfalls nicht. Aber dieses arme Schwein von Lkw-Fahrer – den werden sie verknacken.«
Nach dem Calvados wurde nun allen noch ein Espresso serviert.
»Tut gut«, sagte der Hauptkommissar nach dem ersten Schlückchen. »Aber ich habe auch noch eine Frage. Es muss eine Verbindung zwischen Dorn und Bleifinger geben. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie so lange gezögert hat, Tariks Keller zu filzen, bis Korolenko das Dynamit dort versteckt hatte. Selbst bei Google haben wir keine Antwort gefunden.«
Jetzt konnte Mager auftrumpfen: »Tja, wir haben nicht nur gegoogelt – wir haben auch bei Xing nachgeguckt.«
»Was hat Dorn mit Xing zu tun? Als Beamtin?«
»Vielleicht will sie sich den Weg in die freie Wirtschaft offenhalten? Da würde sie mehr verdienen.«
»Gut. Und was habt ihr gefunden?«
»Das Banalste von der Welt. Den Geburtsort. Beide sind in Homberg an der Ohm geboren.«
»Wo liegt das denn?«
»Gleich hinter Marburg. Rund viertausend Einwohner in der Kerngemeinde. Wir haben uns dann ein wenig am Ort umgehört. Die beiden sind verwandt. Cousin und Cousine!«
»Wow!«, macht Lohkamp. »Aber deswegen konstruiert sie doch keinen Fall, der sie um den Job bringen kann.«
»Man munkelt, er habe ihr das Studium bezahlt. Vielleicht war das der Preis.«
»Vielleicht …«
Schweigen. Am Nachbartisch rüstete man bereits zum Aufbruch und der Weimaraner wartete, mit dem Schwanz wedelnd, auf den Abmarsch. Auch Mager überkam langsam der Wunsch nach einem gemütlicheren Platz zum Verdauen. Er hatte bei diesem Essen garantiert kein Milligramm an Gewicht verloren.
»Und wie macht ihr beide weiter?«, fragte Lohkamp.
»Wenn ich ihn bekomme, nehme ich den Job an der Uni an. Oder suche etwas anderes.«
»Schön. Aber da musst du dich schwer umstellen, Klaus, was?«
Der Dicke grummelte leise vor sich hin, bewegte aber sein Kinn von oben nach unten und wieder zurück.
Gabi schloss Karin in den Arm: »Sei froh, dass du keinen Polizisten geheiratet hast. Meiner war anfangs auf dem Karrieretrip und ich ans Haus gefesselt.«
»Grausam. Ich würde eingehen. Hoffe nur, dass mein Bärtiger hält, was er verspricht. Männer sind in solchen Fragen ja sehr wankelmütig.«
»Was für eine Hexe!«, begehrte Mager auf.
Sie küsste ihn zärtlich und begab sich zum Tresen, um die Rechnung zu begleichen. Sie belief sich samt einem angemessenen Trinkgeld auf über vierhundertvierzig Euro.
»Würden Sie mir noch eine ordentliche Quittung ausdrucken?«
»Fürs Finanzamt?«
Karin sparte sich eine Erwiderung, kehrte an den Tisch zurück und ließ sich von ihrem Gatten in den Mantel helfen. Der Kellner kam heran und wartete mit einem süffisanten Grinsen darauf, dass er den Tisch abräumen konnte. Als der Trupp sich in Bewegung setzte, nickte er Karin zu und sagte: »Bis zum nächsten Gutschein!«
Arsch, dachte Mager und suchte nach einer passenden Antwort. Aber da drehte sich Gabi Lohkamp um und zupfte dem entgeisterten Knaben – ganz beiläufig und ohne ihm ins Gesicht zu sehen – ein paar Stäubchen vom Frack: »Jungchen, wenn ich meinen Papi richtig bitte, schenkt er mir diese Bude zu Weihnachten. Und du stehst danach auf dem Parkplatz und hältst den Gästen die Autotüren auf!«
Die Frauen hakten sich unter und steuerten kichernd auf den Ausgang zu, doch Lohkamp stoppte plötzlich und fasste Magers Ellenbogen: »Guck doch mal!«
Der Kameramann folgte seinem Blick. Ganz hinten in der Nichtraucherecke saßen ein Mann und eine Frau, die sich lächelnd mit einem Glas Champagner zuprosteten. Knut Bleifinger – und Lina Tenberge.
»Siehst du«, sagte Lohkamp, »wenn in Bochum die Achse zwischen Rathaus und Wirtschaft mal bricht, wird sofort eine neue eingebaut!«
Fuck!, dachte Mager. Aber für alle Fälle haben wir noch ein paar schöne Fotos.