NEUNZEHN
An Sir Arthur Harris, Esquire
Herr auf St Michael’s Mount
Kenegie Manor House, Gulval Hills, Cornwall
 
am 24. August anno 1625
in Sallee, Land der Barbaresken
Gedenket Eurer Dienerin, & möge der Herr Euch mit bester Gesundheit segnen. Bitte entlohnt aus der Güte Eures Herzens heraus den Überbringer dieser Nachricht von uns unglücklichen Gefangenen in Sallee. Wir sind in den Händen grausamer Tyrannen, auf deren Befehl ich mich an Euch wende, in Angst um mein Leben.
Ich selbst & alle, die ich unten aufzähle, wurden bei dem Angriff auf Pen Sants gefangen & haben bis zum heutigen Tag überlebt, das heißt alle, die nicht während der Überfahrt umgekommen sind oder an anderer Pein & Marter oder weggeschleppt wurden, weiß Gott wohin. Sir, ich muß Euch um Hülfe bitten, denn es gibt niemanden sonst, an den wir uns wenden könnten, um unsere Freilassung zu erwirken, & ich kenne Euch als guten Christen, der nicht willentlich zuließe, daß seine Mitmenschen unerlöst bleiben & zum Abfall vom Glauben gezwungen. Täglich versuchen sie uns mit Drohungen & Schmeicheleien dazu zu bewegen, daß wir Türken werden & den Glauben Mohammeds annehmen, & ich befürchte, daß einige sich lieber überreden lassen als die Galeeren oder die Bastinade zu ertragen. Ich zähle Euch die Namen derer auf, deren Los ich kenne, aber viele mehr wurden gefangen genommen, & ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist oder was aus uns werden soll in den langen Wochen, bis diese Nachricht Euch erreicht. Daselbst aus Eurem eigenen Haushalt:
Catherine Anne Tregenna, Kammerzofe - £ 800
Eleanor Chigwine, Haushälterin (Euer treuer Diener
William Chigwine kam während der Überfahrt ums
Leben) £ 120
Matilda Pengellye, Hausmädchen - £ 250
Andere Gefangene aus der Kirche in Pen Sants:
Jane Tregenna, meine Mutter/Witwe - £ 156
Edward Coode, Esq, Tuchhändler (£ 100) & Frau Mary
(mein Onkel & meine Tante) - £ 140. Meine Vettern sind
beide umgekommen, fürchte ich.
John Kellynch, Fischer aus Market-Jew (£ 96), Schwester
Henrietta (£ 125) & Mutter Maria Kellynch (£ 140)
Walter Truran, Prediger - £ 96
Jack Fellowes, Landarbeiter aus Alverton (£ 96), Ehefrau
Ann (£ 180) & Kinder Peter & Mary, zwölf & acht (£ 280
für beide)
Alys Johns (£ 250) & ihr Sohn James, fünf (£ 104)
Ephraim Pengelly, Fischer aus Pen Sants - £ 80
Anne Samules, ehelos, aus Pen Sants - £ 80
Nan Tippet, Witwe aus Pen Sants - £ 85.
Ich weiß nicht, warum der Preis, den sie für mich angesetzt haben, so hoch ist. Nur, daß ich eine so hohe Summe nicht wert bin, Sir.
Über das Schicksal des Bürgermeisters & seiner Frau Ann Maddern, Ratsherr Polglaze & seiner Frau Elisabeth kann ich nichts berichten, aber ich habe gehört, daß über ihr Lösegeld gesondert verhandelt wird.
Es sind auch noch andere Landsleute bei uns, die aus verschiedenen anderen Gegenden entführt wurden, Seeleute von Schiffen & Häfen im West Country, aber sie haben ihre eigenen Aussagen gemacht, sodaß ich Euch hier nicht damit behelligen muß.
Bitte nehmt zur Kenntniß, Sir Arthur, daß die mohammedanischen Corsaires, die uns gefangen halten, ein Lösegeld von drei tausend vier hundert & fünfundneunzig Pfund (oder sieben tausend spanische Doublonen) für die Rückgabe aller Personen verlangen, in deren Namen ich schreibe. Es ist eine gewaltige Summe & ich weiß nicht, wo sie herkommen soll, aber ich bete, daß sich Mittel auftun lassen, um uns zu erlösen von unserem erbärmlichen Los, & daß unser Seufzen Euer Ohr erreichen möge & zu Mitleid & Erbarmen bewege. Betet für uns, wenn Ihr nichts anderes tun könnt, & bitte empfehlt mich freundlich Lady Harris, der ich täglich dankbar bin für ihre Güte & daß sie mir das Schreiben beigebracht & bitte grüßt auch meinen Vetter Robert. Wie Priester Truran sagt, nie haben wir die Bedeutung des Psalms, den die armen Juden in babylonischer Gefangenschaft geschrieben haben, besser verstanden als in diesen Stunden: »An den Wassern von Babel saßen wir & weinten, wenn wir an Zion dachten.« Oh, Cornwall, wie sehnen wir uns nach deinen grünen Hügeln & Tälern, der klaren Luft & dem freien & geordneten Leben, das wir einst besaßen, itzo da wir gefangen sind in Dunkelheit & Unrat, in Furcht um Leib & Leben.
Ich habe gehört, in London gebe es Handelsschiffe, die noch Kontakte in diese Gegend haben. Sollte es Euch möglich sein, so bitte gebt uns Nachricht innerhalb eines Monats oder sechs Wochen, andernfalls werden wir an diesem entsezzlichen Ort zugrunde gehen.
So will ich Euch nicht weiter belästigen, sondern verbleibe Eure ergebene & gehorsame Dienerin Catherine Anne Tregenna
Die Zehnte Gabe: Roman
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