Puh — - was nu?

 

 

In der Morgensonne, in der Abenddämmerung streift ein kleiner Bär durch einen Wald. Warum sind wir ihm bloß gefolgt, als wir noch soviel jünger waren? Schließlich ist er nur ein kleiner Bär mit wenig Verstand. Aber ist Verstand denn so wichtig? Ist es wirklich der Verstand, der uns dahin bringt, wohin wir müssen? Oder ist es nicht allzuoft gerade der Verstand, der uns auf den Irrweg schickt, so daß wir dem Echo des Windes in den Baumwipfeln nachgehen, das wir für wirklich halten, statt auf die Stimme in unserm Innern zu hören, die uns sagt, wo es langgeht?

Mit dem Kopf kann man alle möglichen Sachen machen, aber diese Sachen sind nicht das, worauf es ankommt. Abstraktes Denken trennt den Denker nur von der wirklichen Welt, und diese Welt, der wirkliche Wald um uns herum, ist jetzt in einem schrecklichen Zustand, weil zu viele zuviel denken und zuwenig Mitgefühl zeigen. Ganz ungeachtet dessen, was sich viele Verstandesmenschen ausdenken, bis sie es selber glauben, kann es so nicht viel länger weitergehen, wenn die Welt überleben soll. Unsere einzige Chance, die sichere Katastrophe noch abzuwenden, besteht darin, unsere Einstellung zu ändern und Weisheit und Zufriedenheit schätzen zu lernen. Danach wird überall gesucht, mit Wissensdurst und Klugheit, aber durch Wissen und Klugheit sind sie nicht zu erlangen. Nie und nimmer. Und wir können es uns nicht mehr leisten, unter verzweifelten Anstrengungen in der falschen Richtung und am falschen Platz zu suchen. Wenn Wissen und Klugheit sich weiterhin so verderblich auswirken dürfen, werden sie über kurz oder lang alles uns bekannte Leben auf der Erde ausgelöscht haben, und das bißchen, was vielleicht doch eine Zeitlang überlebt, wird wohl kaum einen Blick wert sein, wenn überhaupt noch jemand da ist, der einen Blick darauf werfen könnte.

Die Meister des Lebens kennen den Weg, denn sie hören auf ihre innere Stimme, die Stimme der Weisheit und Einfalt, die Stimme der Vernunft jenseits aller Klugheit, die Stimme der Gewißheit jenseits allen Wissens. Diese Stimme ist nicht etwa Privileg und Besitz weniger, sondern jedem Menschen gegeben. Aber wer ihr seine Aufmerksamkeit schenkt, wird nur zu oft als Ausnahme von der Regel betrachtet statt als lebendiges Beispiel dafür, wie das Prinzip funktioniert, ein Prinzip, das für jedermann anwendbar ist, der Gebrauch davon macht.

In jedem von uns steckt eine Eule, ein Kaninchen, ein I-Ah und ein Puh. Nur haben wir allzulange den Weg von Eule und Kaninchen eingeschlagen. Und jetzt beklagen wir uns wie I-Ah über die Folgen. Aber das bringt nichts. Wenn wir gescheit sind, nehmen wir den Puh-Weg. Wie aus weiter Ferne ruft er uns mit der Stimme der kindlichen Einfalt. Manchmal ist die Stimme kaum zu hören, aber das ändert nichts an ihrer Bedeutsamkeit, denn ohne sie werden wir nie unsern Weg durch den Wald finden.

 

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