8. Kapitel

Am nächsten Morgen ging es mit einsetzender Ebbe in See - ohne Abschied von Maria und den Kindern. Das war die Strafe, die er sich auferlegt hatte. Aber war es nicht zugleich eine Rücksichtslosigkeit gegen seine arme zurückgebliebene Frau? Je länger Hornblower darüber nachdachte, desto schärfer ging er mit sich deswegen ins Gericht. Es wurde damit erst besser, als ihn die Schiffsführung voll in Anspruch nahm.

In den Downs ließ sie der Wind im Stich, dafür fiel kalter, undurchdringlicher Nebel ein, so daß nichts anderes übrigblieb als zu ankern, bis Wind und Sicht wieder günstiger wurden.

Hornblower nutzte diesen unfreiwilligen Aufenthalt nach Kräften, um die Besatzung nach der langen Liegezeit in London wieder in Schwung zu bringen. Vom einfachen Segelsetzen und bergen bis zum Streichen und Wiederaufbringen der Stengen wurde jedes erdenkliche Manöver durchexerziert, bis endlich ein frischer West die Nebelschleier vertrieb und die Weiterfahrt erlaubte.

Nun begann eine lange Kreuzfahrt durch den Kanal. Es war ein Glück, daß der Wind nicht genau gegenan stand, sondern allmählich nördlicher drehte, so daß Hornblower über Backbord-Bug immer längere Schläge machen konnte. Endlich hatte er so viel Westlänge gewonnen, wie es die alte Nautikerregel für ausreisende Schiffe verlangte, damit sie vor den gefährlichen Leeküsten Frankreichs und Spaniens in Sicherheit waren. Er konnte also beruhigt abfallen, um mit raumem Wind das Kap St. Vincent anzuliegen.

Die Atropos war ein gutes Schiff. Sie hatte im Kanal eine erstaunliche Höhe herausgesegelt und war dabei so manchem größeren Mitsegler glatt davongelaufen; jetzt war es eine wahre Freude zu sehen, wie sie sich leichtfüßig über die backstags auflaufenden Seen schwang, während sie unter dem Druck aller Segel mit höchster Fahrt auf ihr Ziel zustrebte.

Wenn seine Leute so viel taugten wie das Schiff, überlegte Hornblower, dann war er allen Aufgaben gewachsen, die billigerweise an eine kleine Glattdeckskorvette gestellt werden konnten.