53. Kapitel

Thomas blieb erstaunlich ruhig. »Ihr könnt mich ein paar Kilometer entfernt absetzen. Dann kann ich den restlichen Weg zu Fuß gehen. Ich tue so, als ob ich zurückgekommen bin, um die Versuchsreihe abzuschließen. So wie sich das angehört hat, werden sie mich mit offenen Armen empfangen. Ihr müsst mir bloß zeigen, wie ich das Gerät in Gang setze.«

Und wieder lächelte Vince breit. »Ich werde dafür sorgen, dass Charlotte dich höchstpersönlich einweist.«

»Meine Freunde können euch mit Informationen versorgen – fragt Teresa, Aris und die anderen. Brenda weiß auch eine Menge.« Thomas hatte seine Entscheidung schnell und endgültig gefällt: Er würde die riskante Aufgabe auf sich nehmen. Es gab keine bessere Möglichkeit.

»In Ordnung«, sagte Vince zu Gally. »Was kommt als Nächstes? Wie sollen wir fortfahren?«

Thomas’ früherer Erzfeind stand auf und sah ihn an. »Ich sage Charlotte, dass sie dir das Gerät erklären soll. Dann bringen wir dich zum Hangar mit unseren Berks, fliegen dich in die Nähe des ANGST-Hauptquartiers und setzen dich unauffällig ab, während wir hier unseren Angriffstrupp startklar machen. Du wirst eine ordentliche Schauspielleistung hinlegen müssen – wir warten besser ein paar Stunden ab, bevor wir mit den Immunen anrücken, um keinen Verdacht zu erregen.«

»Ich werd schon nicht draufgehen.« Thomas bemühte sich tief durchzuatmen, um die Ruhe zu bewahren.

»Gut. Wenn ihr losgefahren seid, holen wir Teresa und die anderen her. Ich hoffe, du hast nichts gegen eine weitere kleine Spritztour durch die Stadt.«

***

Charlotte war eine stille, zierliche Frau, die sich nicht lange mit Nebensächlichkeiten aufhielt. Sie erklärte Thomas kurz und bündig, wie das Gerät funktionierte. Es war so klein, dass es in den Rucksack passte, den sie ihm zur Verfügung gestellt hatten, und es blieb noch genug Platz für Essen und Kleidung, die er für seine Wanderung durch die Kälte brauchen würde. Sobald das Gerät aufgestellt und aktiviert war, würde es mit jeder Waffe Verbindung herstellen und ihre Systeme lahmlegen. Nach etwa einer Stunde müssten alle Waffen blockiert sein.

So weit, so gut, dachte Thomas. Schwieriger würde es werden, das Gerät unauffällig zu verstecken, sobald er im Gebäude drin war.

Gally beauftragte Lawrence damit, Thomas und die Pilotin zu dem verlassenen Hangar zu fahren, in dem die Berks standen. Dazu mussten sie wieder mit dem Transporter durch die von Cranks belagerten Straßen von Denver fahren. Diesmal würden sie den direkten Weg über die Autobahn nehmen, außerdem ging bald die Sonne auf. Das machte die Vorstellung für Thomas ein bisschen leichter.

Thomas war gerade damit beschäftigt, Vorräte für die Reise zusammenzupacken, als Brenda auftauchte. Er nickte ihr zu und lächelte zaghaft.

»Und, wirst du mich vermissen?«, fragte er sie scherzhaft, obwohl er sich insgeheim wünschte, sie würde Ja sagen.

Sie verdrehte die Augen. »An so was solltest du nicht mal denken. Das klingt, als hättest du schon aufgegeben. Eh du dich versiehst, hocken wir alle wieder zusammen und lachen über die guten alten Zeiten.«

»Ich kenne dich doch erst seit ein paar Wochen.« Wieder lächelte er.

»Egal.« Sie legte ihm die Arme um den Hals und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich weiß, ich bin in die Brandwüste geschickt worden, um dich zu finden und mich mit dir anzufreunden. Und du bist wirklich mein Freund. Du …«

Er trat zurück, um ihr in die Augen sehen zu können, wurde aber aus ihrem Gesichtsausdruck nicht schlau. »Was?«

»Egal … bitte pass einfach auf, dass sie dich nicht abmurksen.«

Thomas schluckte.

»Und?«, sagte sie.

»Pass auf dich auf.« Das war alles, was er herausbrachte.

Brenda streckte sich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Das ist das Netteste, was du je gesagt hast.« Sie verdrehte wieder die Augen, lächelte aber dabei.

Ihr Lächeln ließ alles ein bisschen weniger finster aussehen. »Sorg dafür, dass die keinen Mist bauen«, sagte er. »Sorg dafür, dass ihre Pläne wasserdicht sind.«

»Mach ich. Dann sehen wir uns irgendwann in ein paar Tagen.«

»Okay.«

»Ich bleib am Leben, wenn du am Leben bleibst, versprochen.«

Thomas umarmte sie ein letztes Mal. »Abgemacht.«