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Sie hatte geduscht, ihr Haar gewaschen und es an der Luft trocknen lassen, sodass es in großen, dunkelbraunen Locken über ihre Schultern fiel. Dann war sie in ein schwarzes Kleid von Chanel geschlüpft, hatte schwarze High Heels angezogen und sich dezent geschminkt. So vorbereitet saß sie auf ihrem Bett und behielt die Uhr im Auge. Als ihr Handy zu klingeln anfing, schreckte sie kurz hoch.
„Hey, na was läuft bei den Schönen und Reichen“, sagte Shannon bester Laune, als Taylor das Gespräch entgegen nahm.
„Alles bestens, und bei dir?“
„Auch. Wir haben heute Jahrestag und gehen essen! Hast du ihn schon kennen gelernt?“
„Wen“, stellte Taylor sich dumm.
„Taylor Willows, verkauf mich nicht für blöd. Du weißt genau, wen ich meine. Ist es nun Dylan Knight, der Superstar, oder nur Dylan Knight, der komische Typ von nebenan!“
„Nun, ich schätzte, es ist Dylan Knight…..“ begann Taylor und machte eine längere Pause.
„Nun saaaaaaaag schon“, drängelte Shannon.
„Wenn dein Dylan Knight in einem Film namens „Breakout“ mitgespielt hat, dann ist es wohl der, den du meinst!“
„Breakout? Ist das nicht dieser Film mit dem Affen, der ein Virus hat“, grübelte Shannon , „meinst du nicht etwa „Blackout“?“
„Richtig, Blackout“, antwortete Taylor.
„Oh Gott, du hast also tatsächlich Dylan Knight kennen gelernt. Er ist sooooo heiß, oder? Hat er diese blauen Augen auch in Wirklichkeit? Oder sind das Kontaktlinsen? Riecht er denn gut? Wie groß ist er? Hast du mit ihm geredet? Hat er Bodyguards dabei? Hat er schon wieder eine Freundin?“ Shannon schien ganz aus dem Häuschen.
„Also, um ehrlich zu sein, er sieht wirklich nicht übel aus und er ist auch ganz nett. Die Augen sind der Hammer. Wir haben uns den Nachmittag über unterhalten, über seine Filme, meine Bücher, den ganzen Kram eben. Diese Augen hat er auch in echt, obwohl ich nicht weiß, ob es nicht Kontaktlinsen sind. Und ich hoffe nicht, dass er eine Freundin hat, da er mich für heute Abend ins Kino eingeladen hat!“
Shannon quietschte und schrie und war dann für eine Weile still. Dann sagte sie ungefähr eine Million Mal: „Oh Gott, Oh Gott Oh Gott Oh Gott.“
„Shannon komm wieder zu dir“, sagte Taylor nach einer Weile.
„Du hast ein Date mit dem heißesten Junggesellen der Welt und ich soll mich beruhigen. Oh Mann. Vielleicht kommt ihr zusammen. Vielleicht heiratet er dich. Wow, Dylan Knight. Ich bin gerade etwas eifersüchtig. Nein, ich bin wahnsinnig eifersüchtig.“
„Also ich an deiner Stelle würde mir noch keinen Termin für die Hochzeit frei halten“, sagte Taylor nüchtern. „Wir gehen ins Kino, ich schätze, das tun wir nur, weil unsere Eltern allesamt verrückt sind und uns unbedingt zu einem Date überreden wollen. Vielleicht haben wir dann unsere Ruhe. Er ist ein netter Kerl und wir haben uns ganz gut unterhalten heute Abend, mehr ist an der Sache nicht dran! Außerdem hat er ungefähr eine Million Mal erwähnt, dass er im Moment keine Freundin haben will, das sagt doch schon alles, oder?“
„Ich will über alles, was heute Abend läuft informiert werden“, sagte Shannon, als wäre sie ein Geheimagent. „Jede einzelne, klitzekleine Kleinigkeit!“
„Okay, ich ruf dich an, wenn ich wieder zu Hause bin“, antwortet Taylor und beendete das Gespräch. In der nächsten Sekunde klingelte es an der Tür.
„Das Warten hat sich gelohnt, sie sehen atemberaubend aus“, sagte Dylan, als Taylor ihm die Tür öffnete, „unsere Eltern sind übrigens schwer begeistert von der Idee, dass wir zusammen ausgehen und überlegen sich schon Namen für unsere Babys!“
„Oh mein Gott“, antwortete Taylor und konnte sich lebhaft vorstellen, wie ihre Mutter und ihre Großmutter gemeinsam mit Ava die Hochzeit planten.
„Ich habe einen Tisch im Brentwood reserviert. Ich dachte, wenn das Restaurant schon so heißt, wie die Stadt, dann kann es nicht so übel sein“, sagte Dylan, während er Taylors Hand nahm und sie gemeinsam zum Wagen von Ava gingen. Taylor fand es merkwürdig, dass er gleich so auf Tuchfühlung ging und mit ihr Hand in Hand die Straße entlang spazierte. Vielleicht war das aber bei Hollywoodstars so üblich. Ja, das war es vermutlich. Jemand wie er war bestimmt ständig auf Publicity aus und die Regenbogenpresse machte bestimmt aus jedem Händchen-Halten eine handfeste Affäre, sodass man genug Gesprächsstoff für zwei Wochen sammeln würde. Wie oft las man nicht in der Regenbogenpresse, dass Mr. X und Mrs. Y händchenhaltend beim romantischen Spaziergang gesehen worden waren, nur um herauszufinden, dass gar nichts an der Sache dran war.
„Viel Spaß“, rief es kichernd von der Veranda der Knights, als Dylan Taylor die Tür aufgehalten hatte und sie eingestiegen war. Taylor lief so rot wie eine Tomate an, und war froh, ihrer Familie und Dylans Mutter nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Sie hatten also beobachtet, wie sie und Dylan Hand in Hand zum Auto gegangen waren. Am liebsten wäre sie in diesem Moment im Erdboden versunken. Es war ihr schon als Teenager unangenehm gewesen, wenn sie damals zu einer Verabredung abgeholt worden war, jetzt, als Zweiunddreißigjährige händchendhaltend den Bürgersteig entlang zu spazieren, gab ihr das Gefühl, sich sofort in ein sich auftuendes schwarzes Loch im Boden stürzen zu wollen.
„Danke, haben wir bestimmt“, rief Dylan zur Veranda hinüber, als wären sie schon ewig ein Paar und winkte den Frauen zu. Dann stieg er in den Wagen.
„Oh mein Gott, ich würde mich am liebsten in einem Mäuseloch verkriechen“, sagte Taylor, als er die Tür geschlossen hatte und den Motor starten wollte.
„Wieso denn“, grinste er sie mit seinen göttlichen Augen an.
„Sie können sich nicht vorstellen, wie ich mich morgen von meiner Mutter und meiner Großmutter werde löchern lassen müssen! Ich kann sie schon sehen, wie sie grinsend am Frühstückstisch sitzen, mir Fragen stellen und meine Mutter sich über kurz oder lang nicht zurückhalten können wird und wissen will, wann wir heiraten.“
„Dann sitzen wir im selben Boot, meine Mutter wird mich genauso löchern. Sie ist übrigens schwer begeistert von ihnen. Die ganze Zeit über hat sie vorhin von ihnen geschwärmt!“
„Wirklich?“
„Wirklich! Was mich aber auch gar nicht wundert!“ Verschmitzt lächelte er sie an.
Taylor fühlte sich etwas unbehaglich und blickte an Dylan vorbei zur Veranda, wo Ava und ihre Eltern immer noch standen und gespannt zum Auto herüber sahen. Mit Komplimenten war sie schon in ihrer Jugend nicht wirklich klar gekommen. Anstatt sich geschmeichelt zu fühlen, fühlte sie sich unbehaglich und so, als müsste sie ihrem Gegenüber ebenso eines machen.
„Sie sehen immer noch her“, sagte sie, um vom Thema abzulenken.
Dylan drehte sich kurz um.
„Sie wissen doch genau, worauf die da draußen warten, oder“, fragte er.
„Naja, ich…“
Im nächsten Moment küsste Dylan sie sanft auf die Lippen. Sein Atem schmeckte frisch und vermischte sich mit dem Geruch des Parfums, das er trug. Seine rechte Hand fuhr durch Taylors Haar, seine linke wanderte ihren Rücken hinauf. Taylor war im ersten Moment schockiert und kam sich wie in einem Traum vor. Vor nicht einmal drei Tagen war sie zu Hause in New York in ihrem Appartement gesessen und die Decke war ihr auf den Kopf gefallen. Jetzt saß sie mit einem Hollywoodstar in dessen Auto und wurde vor ihren Eltern von ihm geküsst. Dann ließ sie sich auf den Kuss ein und erwiderte ihn. Ihr fiel auf, wie sehr sie sich in den vergangenen Jahren nach so einem Kuss gesehnt hatte. Am liebsten hätte sie Dylan ewig weitergeküsst. Nach einigen Sekunden versiegte der Kuss. Dylan strahlte sie an. Dann ließ er den Motor an, hupte den Frauen auf der Veranda zu, die immer noch zum Wagen starrten und vermutlich gar nicht glauben konnten, was sie soeben gesehen hatten und fuhr in Richtung Stadt davon.
„Ist das Hollywood-Manier“, fragte Taylor nach einer Weile, nachdem Dylan kein Wort gesagt hatte.
„Eigentlich nicht. Es ist „Küss die süße Frau in deinem Wagen“-Manier“, grinste er. „Weißt du Taylor, ich habe bei dir das Gefühl, dass du anders bist, als all die Frauen, die ich sonst kennen lerne!“
„Darauf kannst du Gift nehmen. Ich bin weder Model noch Schauspielerin“, lachte Taylor und fragte sich, wie oft er den „Du-bist-anders-als-die-anderen“-Spruch schon gebracht hatte. War das nicht grundsätzlich der Satz, mit dem man Frauen schmeichelte? Indem man sie von der Masse abhob?
„Das meine ich nicht. Seit ich meinen Durchbruch mit Blackout hatte, werfen die Frauen sich mir an den Hals, als wäre ich mit Gold behängt. Das ist Anfangs ja ganz nett gewesen, aber irgendwann fragst du dich dann, ob die Frauen dich deinetwegen mögen, oder weil du Dylan Knight bist. Bei dir hatte ich gleich von Anfang an ein besonderes Gefühl. Ich meine, du hast keinen einzigen Film von mir gesehen. Das beeindruckt mich schon!“
„Naja, ich muss gestehen, ich habe mir vorgenommen, mir deine Filme anzusehen“, lachte Taylor.
„Das könnten wir doch auch gemeinsam machen“, sagte Dylan und sah auf die Straße.
„So?“
„Ja, ich werde meine Mum zwar ganz schön bearbeiten müssen, um ein Mädchen mit auf mein Zimmer nehmen zu dürfen, aber ich schätze, das schaffe ich schon“, lachte er. Er sah sie wieder an und legte seine rechte Hand auf ihre linke.
Als sie vor dem Brentwood (dem Restaurant) aus dem Wagen gestiegen waren und Dylan die Schlüssel dem Parkboy gegeben hatte, gingen sie gemeinsam die Stufen zum Restaurant hinauf. Dylan hatte seinen linken Arm um Taylor gelegt und sie sanft an sich gedrückt. Taylor war immer noch verwirrt. Sie wusste nicht, ob er das alles machte, weil er wirklich an ihr interessiert war, oder ob er sich ein Spielchen mit ihr erlaubte. Immerhin war er Schauspieler und kannte sie gerade mal einige Stunden. Außerdem war sie nicht im geringsten der Typ Frau, mit denen er sich für gewöhnlich umgab. Sie hatte, als sie geduscht und sich umgezogen hatte, kurz nach Dylan und seinen ehemaligen Freundinnen gegoogelt und war dahintergekommen, dass er seit Jahren nur mit Schauspielerinnen und Models ausging. Sollte er jemals eine „Bürgerliche“ gedatet haben, so fanden das die hiesigen Klatschmagazine und -websites vermutlich nicht spannend genug, um etwas darüber zu schreiben. Vielleicht war er also einfach versucht, herauszufinden, wie lange er brauchte, sie herum zu bekommen. Andererseits, vielleicht war es wirklich nicht so einfach, als Hollywoodstar jemanden kennen zu lernen, der einen nicht nur aus dem Grund interessant fand, weil man berühmt war, sondern weil man so war, wie man war. Vielleicht wollte er jemand stabilen kennen lernen, jemanden, der ihn seinetwegen mochte und....Taylor wischte diese Gedanken aus ihrem Kopf. Da war sie wieder, die naive Taylor Willows, die sich einredete, ein Hollywoodstar von Dylans Kaliber hätte ernsthaftes Interesse an ihr. Sie sagte sich, den Abend einfach zu genießen und später einmal davon erzählen zu können, wie sie ein Date mit Dylan Knight gehabt hatte. Nicht mehr, und nicht weniger.
„Mr. Knight, es ist uns eine Ehre, sie im Brentwood begrüßen zu dürfen“, sagte der Oberkellner, als Dylan und Taylor in das Foyer des edlen Restaurants kamen. „Wir haben ihnen unser bestes Separee reserviert. Es wird ihnen außerdem ein eigener Kellner zur Verfügung stehen, der sich um ihre Wünsche und Belangen kümmert!“
„Vielen Dank, ich bin mir sicher, meine Freundin und ich werden uns sehr wohl in ihrem Hause fühlen“, sagte Dylan. Taylor zuckte zusammen. Hatte er sie soeben seine „Freundin“ genannt?
„Mr. Knight, es ist mir überaus peinlich, sie das fragen zu müssen, aber meine Tochter ist ein großer Fan von ihnen. Dürfte ich sie bitten, mir vielleicht ein Autogramm für sie zu geben“, sagte der Oberkellner, beinahe etwas peinlich berührt.
„Natürlich, gerne! Wie heißt ihre Tochter“, fragte Dylan und schnappte sich einen Bogen Briefpapier, das auf dem Pult des Oberkellners lag. Es sah so aus, als hätte Dylan das schon eine Million Mal gemacht – was vermutlich auch der Fall war.
„Cynthia“, sagte der Oberkellner und wirkte erfreut. „Sie wird aus allen Wolken fallen, wenn ich ihr ein Autogramm von ihnen mitbringe, Mr. Knight“, sagte er, „Sie sind ihr Lieblingsschauspieler. Ihr Zimmer ist mit Postern von Ihnen richtig zugekleistert!“
„Es ist mir ein Vergnügen“, sagte Dylan und schrieb in schwungvoller Handschrift: „Für Cynthia, eine großartige junge Frau – in Liebe, Dylan Knight“.
„Oh Mr. Knight, ich danke ihnen vielmals. Ich wünsche Ihnen beiden einen wunderschönen Abend im Brentwood“, sagte der Oberkellner dankbar. Dann winkte er einen der Kellner heran, der Dylan und Taylor an den Tisch begleitete.
Dylan setzte sich gegenüber von Taylor und lächelte sie an.
Es war ein wundervoller Abend. Leise Musik von Dean Martin und Frank Sinatra lief im Hintergrund und animierte einige Gäste, zu tanzen, der Kellner war unaufdringlich und das Essen wunderbar.
Aus den Lautsprechern, die das Restaurant beschallten, kam plötzlich Dean Martins „Everybody loves somebody“. Weitere Gäste waren aufgestanden und hatten sich auf die kleine Tanzfläche begeben.
„Oh mein Gott, ich liebe diesen Song“, sagte Taylor unbedarft. „Ich finde diese alten Titel so wunderschön romantisch. Heutzutage produzieren sie solche genialen Nummern gar nicht mehr!“
Dylan stand auf, kam um den Tisch herum und hielt ihr seinen Arm hin, um sie zum Tanzen aufzufordern.
„Dann schenken sie mir diesen Tanz“, sagte er und hielt ihr seine rechte Hand hin wie ein Gentleman der alten Schule.
„Was?“ Taylor war es nicht gewöhnt, mit jemandem zu tanzen. Sie und Dave hatten zwar einige Tanzkurse absolviert, aber, Überraschung, Überraschung, Dave hatte Tanzen langweilig und albern gefunden, sodass sie die meiste Zeit von ihrem Tisch aus zugesehen hatte, wenn andere tanzten.
„Möchtest du nicht?“
Taylor stutze kurz und ergriff dann lächelnd seine Hand.
„Und ob ich möchte!“
Mit Dylan zu tanzen, fühlte sich perfekt an. Sie schalt sich selbst, nicht alles immer mit Dave zu vergleichen, doch wenn sie an die Tanzkurse mit ihm dachte, bei denen er steif wie ein Brett über das Parkett gestolpert war und ihr immer die Schuld daran gegeben hatte, die Schritte nicht richtig auszuführen, lagen Welten zwischen den Tänzen mit ihm und diesem gottgleichen Tanz mit Dylan. Damals war ihr selbst die Lust am Tanzen vergangen, doch jetzt, in Dylans Armen, der sie sanft hielt und sich mit ihr über die Tanzfläche bewegte, fühlte sie sich wie im Himmel. Es fühlte sich an, als hätten sie die letzten fünf Jahre nichts anderes gemacht, als gemeinsam zu „Everybody loves somebody“ zu tanzen. Seine Hand auf ihrem Rücken fühlte sich gut an und sie genoss es, wie er sie sanft an sich drückte. Nach einer Weile wagte sie es, ihm in die Augen zu sehen. Sie verloren sich beinahe in diesem einen Blick, während sie über das Tanzparkett schwebte.
„Du bist wunderschön, weißt du das“, flüsterte Dylan ihr ins Ohr.
„Ich...ähm.“
„Und du musst deswegen nicht verlegen werden. Du bist großartig, Taylor!“ Er lächelte sie an und drückte sie noch etwas dichter an sich.
Dann war der Titel zu Ende. Dylan führte sie an der Hand zurück zum Tisch.
Nachdem sie im Brentwood gegessen und sich anschließend „Breakfast at Tiffanys“ im Retrokino angesehen hatten, fuhren sie zurück nach Hause. Dylan stellte den Motor des Wagens ab und sie blieben einige Momente reglos sitzen. Taylor wollte den Abend noch nicht enden lassen, obwohl sie sich sicher war, dass es besser wäre, nicht an etwas festzuhalten, was sich nur in ihrem Kopf abspielte. Es war ein wunderschöner, kurzweiliger, aufregender Abend gewesen, wie sie ihn schon lange nicht mehr erlebt hatte. Die vergangenen Male, in denen sie solchen Abenden beigewohnt hatte, war in ihrer Fantasie gewesen, als sie an ihren Liebesgeschichten feilte. Dylan hatte von seinen Filmen und dem Leben in Hollywood erzählt und war an ihr und ihrem Leben mindestens genauso interessiert gewesen, wie sie an seinem. Er wollte unbedingt eines ihrer Bücher lesen und fragte sie regelrecht darüber aus. Seit sie denken konnte, hatte Taylor noch keinen Mann kennen gelernt, der sich so für sie – und ihre Bücher – zu interessieren schien, für das was sie tat, was sie dachte und welche Ansichten sie hatte, wie Dylan. Die meisten Kerle, die sie bislang kennen gelernt hatte (Dave eingeschlossen) waren von ihren Büchern gelangweilt und konnten sich noch nicht einmal darauf konzentrieren, wenn sie davon erzählte. Dave hatte kein einziges ihrer Bücher gelesen und war noch nicht einmal zu einer Signierstunde oder einer Lesung mitgekommen.
„Möchtest du vielleicht noch ein Stück spazieren gehen“, fragte Dylan, als hätte er Taylors Gedanken gelesen.
„Gerne“, antwortete Taylor und ihr Herz machte einen kleinen Satz. Sie fand es verrückt, dass sie am Vortag noch so gegen einen Abend mit ihm gewesen war, und jetzt jede einzelne Minute genoss. Sie sagte sich, bloß nicht zu sehr in die rosarote Wolke abzudriften, die sich unweigerlich über ihr zusammengebraut hatte. Dylan war zwar attraktiv, nett und intelligent, aber er war auch Schauspieler, was bedeutete, dass es für ihn vermutlich ein Leichtes war, ihr etwas vorzuspielen. Außerdem – spielte sie tatsächlich mit dem Gedanken, dass sich zwischen ihnen beiden mehr entwickeln konnte? Zwischen dem Hollywoodstar und einem Bücherwurm? Die aus Welten kamen, die unterschiedlicher nicht sein konnten?
Dylan stieg aus dem Auto aus und lief auf die andere Seite des Wagens, um Taylor die Tür zu öffnen. Er hatte sein Jackett ausgezogen und es sich um den linken Unterarm gelegt. Mit der rechten Hand nahm er wieder Taylors Hand.
„Es ist wie in einem Traum“, sagte er, nachdem sie ein Stück die Straße entlang spaziert waren.
„Findest du?“
„Oh ja. Weißt du, wie oft ich mir gewünscht habe, genau so einen Abend verbringen zu dürfen, wie wir beide ihn heute verbracht haben? Die alte Dame im Kino hat mich mit Sicherheit nicht erkannt. Und der Typ der Popcorn und Coke verkauft hat, schien so zugedröhnt zu sein, dass er noch nicht einmal wusste, welches Jahr wir haben“, lachte er und drückte Taylor für einen kurzen Moment etwas dichter an sich.
„Tja, das Retrokino war keine so üble Idee, was? Ich denke, der Preis des Ruhms ist in deinem Fall wohl ein sehr hoher, nicht wahr“, sagte Taylor und hatte etwas Mitleid mit Dylan.
„Manchmal wünschte ich, ich könnte diesen ganzen Kram einfach hinschmeißen, Koch werden und genauso leben wie fast jeder andere auf diesem Planeten auch“, sagte er und wirkte geknickt. Ich meine, mein Job und mein Leben sind toll, ich könnte mir nichts Großartigeres wünschen. Aber das alles ist doch nichts wert, wenn man im Grunde genommen allein durchs Leben läuft.“
„Ich denke, an potentiellen Ehefrauen mangelt es bei dir sicher nicht“, sagte Taylor lachend.
„Das stimmt schon. Aber es steht immer die Frage im Raum, ob die betreffende Dame an mir oder an den Annehmlichkeiten interessiert ist, die mit mir zusammenhängen. Meistens Zweiteres.“
Taylor drückte seine Hand.
„Kennst du den Song von Dean Martin – You're nobody 'til somebody loves you?“
„Ich schätze, auch du wirst die Richtige irgendwann finden. Für die es okay ist, dass du im Rampenlicht stehst, die damit klar kommt, von Paparazzi verfolgt zu werden und für die es kein Problem darstellt, dass du in Filmen fremde Frauen küsst!“
„Ich wünsche es mir“, sagte Dylan und drückte Taylor an sich. Sie fand es seltsam, in seinen Armen zu liegen und ihm zu erzählen, dass die Richtige da draußen noch auf ihn wartete.
Sie waren am Ende der Straße an einem kleinen Aussichtspunkt angekommen, der einen wunderschönen Blick über die Stadt gewährte. Die Sterne leuchteten am Himmel um die Wette und ein laues Sommerlüftchen wehte.
„Es ist wunderschön hier draußen, findest du nicht“, fragte Taylor, als sie an der Brüstung standen und auf die Stadt hinunterblickten. „Ich habe fast vergessen, wie wunderschön es hier ist!“
„Oh ja, es ist wunderschön. Und meine Begleitung heute Abend ist es auch!“
Dylan stellte sich hinter Taylor und umarmte sie. Hätte ein Fremder sie gesehen, so hätte er wohl gedacht, dass sie ein seit Jahren verliebtes Pärchen waren. Seine Lippen waren dicht an ihrem Hals und sie spürte seinen warmen Atem.
„Ich genieße die Zeit mit dir, Taylor, obwohl ich dich kaum kenne. Verrückt, oder?“
„Naja, ich hatte gestern Abend auch noch ein ganz anderes Bild von dir, als ich es jetzt habe“, gestand Taylor, „ich hatte fürchterlichen Horror, dass meine Mum und meine Grandma mich mit diesem schrägen Schauspieler von nebenan verabreden wollten, der bestimmt total von sich eingenommen und abgehoben ist!“
„Ich bin ja auch furchtbar von mir eingenommen“, scherzte Dylan und drückte Taylor etwas an sich. Sanft küsste er, fast vorbeihuschend, ihren Hals, sodass sie sich gar nicht sicher war, ob das nun ein angedeuteter Kuss war, oder sein Atem, der nur dicht neben ihrem Hals aufkam, dann sah er neben ihr auf die Lichter der Stadt hinunter.
Taylor genoss die Nähe zu Dylan. In ihrem Hinterkopf spukte zwar immer der Gedanke herum, dass er es gar nicht ernst meinen konnte, aber die Nähe zu ihm war einfach wunderbar. In den letzten drei Jahren, die sie mit Dave zusammengelebt hatte, hatten sie eher nebeneinander her gelebt, wie WG-Partner, die sich nicht wirklich ausstehen konnten. Zärtlichkeiten hatten sie längst keine mehr ausgetauscht.
„Ich könnte mich glatt daran gewöhnen, so ein spießiges Vorstädterleben zu leben“, sagte Dylan nach einer Weile und küsste Taylor wieder kurz auf den Hals – diesmal WAR es ein Kuss – es gab nichts zu leugnen.
„Hm, ja, ich könnte mir dich auch ganz gut vorstellen, wie du schweißgebadet in zu engen Shorts und oben ohne, ein Bier in der Hand, den Rasen mähst“, lachte Taylor.
„Spricht da die plastische Vorstellungskraft einer Schriftstellerin aus dir“, fragte Dylan und drehte Taylor zu sich um. Für einen endlosen Moment trafen sich ihre Blicke und sie verloren sich in den Augen ihres Gegenübers.
„Ja, außerdem stehe ich auf bierbäuchige, schwitzende Kerle, die in zu engen Hosen den Rasen mähen“, sagte Taylor.
„Dann werde ich umgehend meine Ernährung umstellen, mich hauptsächlich von Bier ernähren UND natürlich ab sofort meine Hosen zwei Nummern zu eng kaufen!“
„Wow, sexy!“
Dylan kam näher an Taylor heran und verschränkte seine Arme in ihrem Rücken. Obwohl es dunkel war und die Nacht nur vom Mond und den Sternen erhellt wurde, konnte Taylor Dylans Augen blitzen sehen.
„Ich genieße es, in deiner Nähe zu sein, Taylor. Ich mag dich“, sagte er leise.
„Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben, Mr. Knight“, antwortete Taylor. Im nächsten Moment verschloss Dylan Taylors Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss. Seine Hände strichen über ihren Rücken und ihre drückten ihn an sich. Der Kuss begann leidenschaftlich, wurde dann zärtlich und stieg dann wieder leidenschaftlich an. Fast fünf Minuten küssten sie sich, ehe sie den Kuss langsam versiegen ließen.
Dylan stand im Mondlicht vor Taylor und lächelte sie an. Sie war seinem Charme längst verfallen und drauf und dran, in seinen Armen dahin zu schmelzen.
„Wie stehen die Chancen, dass ich die heute Abend noch zu mir einladen darf“, sagte Dylan nach einer Weile.
„Schlecht bis null“, antwortete Taylor.
„Was?“ er lachte und schien noch nicht oft so eine direkte Absage erhalten zu haben.
„Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich am ersten Abend mit einem fremden Mann mit nach Hause komme. Ich bin eine Frau mit Prinzipien!“
Dylan umarmte sie und ließ seine Umarmung in einen Kuss übergehen.
„Du bist eine besondere Frau. Ich schätze, in den letzten sechs Jahren bist du die Erste, die mir auf diese Weise einen Korb gibt!“
„Na großartig, wie viele Frauen hast du denn schon zu dir eingeladen“, fragte Taylor und spürte eine leichte Welle von Eifersucht in ihr aufsteigen.
„Nicht soooo viele“, antwortete Dylan. Ihm gefiel, dass Taylor scheinbar eifersüchtig war. „Aber weißt du, gerade wenn man neu in der Branche ist, genießt man es, so umworben zu werden. Ich kam mir manchmal vor, wie ein kleiner Junge im Süßigkeitenladen. Wo ich auch auftauchte, ich konnte jede Frau mit nach Hause nehmen, die ich wollte. Mittlerweile finde ich es langweilig. Und suche nach Frauen…mit…Prinzipien!“
Taylor sah ihm in die Augen und hielt dem Blick stand.
Sie waren vor der Einfahrt zu Taylors Elternhaus stehen geblieben. Dylan hielte ihre beiden Hände und hatte sie wieder mit seinen großartigen blauen Augen fixiert.
„Und du willst wirklich nicht mit zu mir“, versuchte er es erneut.
„Du kannst es wohl nicht lassen, oder“, lachte Taylor und knuffte ihn leicht in die Seite.
„Kann man mir das verübeln? Sieh dich doch nur mal an!“
„Übertreib nicht so!“
„Tu ich nicht!“
„Ich glaube, neben den Frauen, die du sonst triffst, seh ich aus, als wäre ich gerade aus einem Sumpf gekrochen!“
„Schwachsinn. Du bist wunderschön Taylor!“
„Und du ein ziemlich guter Schauspieler!“ Sie grinste ihn an.
„Du weißt genau, was für eine tolle Frau du bist, oder?!?“
Taylor blickte noch einmal in Dylans Augen und verlor sich darin.
„Gute Nacht“, sagte sie dann und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Dylan nutzte die Gelegenheit zog sie an sich und küsste sie seinerseits.
Die große Standuhr in der Eingangshalle zeigte fast ein Uhr morgens, als Taylor nach Hause kam. Das Haus war dunkel und ihre Mutter und ihre Großmutter waren bestimmt schon vor Stunden zu Bett gegangen. Vermutlich hatten die beiden Frauen bis elf, halb zwölf gewartet, um sie direkt beim nach-hause-kommen ausfragen zu können, doch bis nach ein Uhr morgens hatten sie dann doch nicht ausgeharrt. Leise ging sie die Treppen hinauf in den ersten Stock und hinein in ihr ehemaliges Kinderzimmer. Sie machte das Licht an und kniff aufgrund der plötzlichen Helligkeit kurz die Augen zusammen. Dann warf sie sich auf ihre Bett, starrte gegen die Decke und konnte gar nicht glauben, was an diesem Tag alles geschehen war. Dylan war mehr als nur nett. Sie war etwas von sich selber schockiert, dass sie so auf ihn „eingestiegen“ war, doch zwischen ihnen Beiden hatte es von der ersten Sekunde an gefunkt. Außerdem genoss sie es, nach der langen „Durststrecke“ mit Dave, einmal wieder als begehrenswerte Frau und nicht als abgehalfterte Putze wahrgenommen zu werden. Sie wagte gar nicht zu denken, dass das alles vielleicht Teil eines großen Ganzen sein konnte. Die verpatzte Beziehung zu Dave, die Entscheidung, für eine Weile zurück nach Hause zu gehen. Dylan. Sie wischte die Gedanken aus ihrem Kopf. Es war noch viel zu früh, über solche Dinge nachzudenken. Taylor ermahnte sich, nicht zuviel in Dylans Annäherungsversuche hinein zu interpretieren. Immerhin bestand immer noch die Möglichkeit, dass sie nur ein nettes Ablenkungsmanöver für ihn war. Wenn sie genau darüber nachdachte, war dies sogar sehr wahrscheinlich.
Nachdem sie geduscht hatte, war Taylor in ihren Schlafanzug geschlüpft und hatte beschlossen, Shannon anzurufen. Gerade, als sie die Nummer in ihrer Wahlwiederholungsliste antippen wollte, damit ihr iPhone sie wählte, hörte sie ein kleines, klickendes Geräusch. Sie hielt innen und lauschte, als im nächsten Moment noch ein kleiner Stein gegen ihr Fenster geworfen. Sie legte das Telefon zur Seite und ging zum Fenster, öffnete es und blickte hinaus, konnte aber niemanden sehen.
„Hallo“, rief sie leise und ihr kam irrwitzigerweise der Film „Scream“ in den Sinn.
„Hey“, sagte Dylan. Seine Stimme kam von etwa derselben Höhe, auf der Taylor sich befand.
Taylor blickte auf und sah Dylan auf einer Astgabel in der Eiche vor ihrem Zimmer sitzen. “Dylan“, rief sie. In ihrer Magengegend begann es zu kribbeln „Was machst du hier?“
„Ich wollte dir noch eine gute Nacht wünschen“, sagte Dylan und grinste. „Gute Nacht!“
„Gute Nacht“, sagte auch Taylor.
„Hast du morgen was vor“, fragte Dylan und die Eiche bewegte sich langsam im Wind.
„Noch nicht!“
„Dann darf ich mich morgen mal bei dir melden?“
„Du darfst!“
„Gut. Ich werde dann mal versuchen, hier wieder runter zu kommen. Ich komme mir vor wie eine Katze die sich nicht mehr hinunterklettern traut. Mit sechsunddreißig in Baumwipfeln herumzuklettern, ist nicht dasselbe, als es mit sechs zu tun!“
„Wenn du fällst, verarzte ich dich“, lachte Taylor.
„War das ein Versprechen? Dann lasse ich mich jetzt fallen!“
„Bloß nicht! Ich hätte dich morgen bei unserer….Verabredung…gerne in einem Stück!“
„Taylor?“
„Ja?“
„Ich freu mich drauf, dich morgen wieder zu sehen!“ Geschickt kletterte Dylan den Baum hinunter und sprang den letzten Meter auf die Erde.
„Ich mich auch. Gute Nacht!“ Sie schloss das Fenster und hatte ein gutes Gefühl dabei, die Unterhaltung von sich aus beendet zu haben. Unterbewusst hatte das bestimmt einen positiven Effekt auf ihre „Beziehung“ zu Dylan.
Sie setzte sich wieder aufs Bett und beschloss, Shannon nicht mehr anzurufen. Immerhin war es halb zwei Uhr morgens und sie und ihr Mann mussten am nächsten Morgen früh raus. Sie tippte eine kurze SMS mit dem Inhalt „Dylan ist echt süss. Hatten einen netten Tag/Abend. Details morgen. Gute Nacht“ und schlüpfte dann unter die Decke. Keine zehn Sekunden später klingelte ihr Handy. Es war Shannon.
„Shannon, es ist halb zwei“, sagte Taylor, als sie das Gespräch annahm.
„Sprich“, sagte Shannon und wirkte aufgeregt und nervös, „ich habe wie ein Aasgeier hier vor meinem Handy gewartet und jeden anderen Anruf abgewürgt. Also: sprich!“
„Naja, was soll ich sagen“, begann Taylor und spannte ihre Freundin absichtlich auf die Folter.
„Was du sagen sollst? Einfach alles? Wie ist er so, wie riecht er? Ist er groß? Ist er nett? Wie klingt seine Stimme? Was habt ihr geredet? Was habt ihr gemacht? Ist was gelaufen? War….“
„Shannon, Shannon, vergiss bloß nicht zu atmen. Außerdem wiederholst du dich, einen Teil deiner Fragen hast du mir schon am Nachmittag bei unserem Telefonat gestellt“, lachte Taylor.
„Dann erzähl mir von ihm“!
„Okay…also…er ist…er ist echt nett. Ich meine, ich habe ja noch nicht viel von ihm gehört und weiß nicht, wie er im Fernsehen rüberkommt, aber heute Nachmittag und heute Abend war er echt...nett. Wir sind essen gegangen und haben uns anschließend „Breakfast at Tiffanys“ im Retrokino angesehen. Danach haben wir noch was getrunken und dann…sind wir zu einer Aussichtsplattform am Ende unserer Straße gegangen…“
„Oh Mann, das ist jetzt aber nicht dein Ernst“, rief Shannon und ihre Stimme klang quietschig, „los, erzähl schon weiter!“
„Naja, wir sind eben zu dieser Aussichtsplattform und haben uns etwas unterhalten, haben herumgealbert und so. Und dann hat er mich kurz geküsst!“
Taylor hörte einen lauten, schrillen Schrei, der vermutlich ein langgezogenes „Nein“ bedeuten sollte.
„Ihr habt euch geküsst? Du hast echt Dylan Knight geküsst? Ich hasse dich….oh Mann…du hast Dylan Knight geküsst. Du hast Steve Cooper aus Blackout geküsst. Oh Gott!“ Eine Weile blieben die beiden Frauen still. Dann fuhr Shannon fort: „Und seht ihr euch wieder?“
„Ja, morgen. Er ist, bevor ich dir gesimst habe, den Baum vor meinem Schlafzimmerfenster raufgeklettert und hat gefragt, ob ich morgen schon was vor habe!“ Sie kicherte.
„Taylor, das ist doch jetzt bitte nicht dein Ernst“, heulte Shannon. „Willst du mir tatsächlich erzählen, dass Dylan Knight im Baum vor deinem Fenster saß und sich mit dir für morgen verabredet hat?“
„Sieht ganz so aus“, antwortete Taylor.
„Oh Mann, ich würde so gerne mit dir tauschen! Glaubst du, dass mehr draus wird?“
„Ich weiß nicht, ich kenne ihn ja kaum. Ich denke, das kann man jetzt noch nicht sagen! Und ich werde mir auf gar keinen Fall Hoffnungen machen.“
„Naja, der Typ sitzt im Baum vor deinem Fenster und ihr habt euch geküsst. Scheint ja nicht gerade so, als wäre er uninteressiert an dir!“
„Vielleicht spielt er auch nur eine Rolle. Vielleicht testet er aus, wie weit er mit einem Mädchen von nebenan gehen kann – als Schauspieler. Ich finde, er hat es schon sehr genossen, heute Abend, dass ihn so viele Menschen erkannt haben. Der Oberkellner in dem Restaurant, in dem wir gegessen hatten, hat ihn um ein Autogramm für seine Tochter gebeten…ich weiß nicht, ob das nicht alles vielleicht ein bisschen…aufschneiden…war?“
„Meinst du, das hat er nötig? Ich meine, der Typ ist einer der begehrtesten Junggesellen Hollywoods und wurde gerade zum Sexiest Man Alive gewählt. Das ist nicht irgendein Kerl, der mal bei „Friends“ oder so durchs Bild gelaufen ist. Das ist ein richtiger, bekannter Schauspieler. Ich kann es noch gar nicht glauben. DU warst mit diesem Typen aus, der aus jedem zweiten Hochglanzmagazin herauslacht!“
„Tja, sieht ganz so aus“, sagte Taylor und wusste eigentlich nicht, wie sie auf Shannons Schwärmerei in Bezug auf Dylan reagieren sollte. Sie hatte ihn ja nur als netten Typen von nebenan, und nicht als den Kerl, der aus Hochglanzmagazinen herauslacht, kennen gelernt.
„Ich hoffe du, du lädst mich zu eurer Hochzeit ein“, murrte Shannon dann.
„Klar, ich setze dich dann einfach zwischen Johnny Depp und Brad Pitt!“
„Das ist gar nicht so abwegig. Ich meine, wie viele Hollywoodstars haben heutzutage schon „Bürgerliche“ geheiratet!“
„Shannon, wir waren EINMAL aus. Es würde keine Singles mehr geben, wenn alle nach dem ersten Date heiraten würden!“
„Ich werde dich daran erinnern, wenn wir deinen Junggesellenabschied feiern“, sagte Shannon.
„Ja klar. Du solltest jetzt schlafen, ich denke, du sprichst schon im Delirium!“
„Bekomm ich morgen wieder einen Lagebericht?“
„Lagebericht?“
„Na hör mal, meine beste Freundin datet Dylan Knight, da will ich über alles informiert sein!“
„Okay. Aber such dir lieber noch kein Brautjungfernkleid aus“, lachte Taylor. „Gute Nacht!“
„Gute Nacht. Glückspilz!“