Zweites Buch
WIDMUNG AN DEN GRAFEN LEMOS
Als ich neulich Ew. etc. meine Komödien übersandte, die früher gedruckt als vorgestellt sind, sagte ich, wenn ich mich recht erinnere, daß Don Quixote im Begriff sei, die Sporen anzulegen, um E. E. die Hände zu küssen, und heute sage ich, daß er sie bereits angelegt und sich auf den Weg gemacht hat, indem ich meine, daß, wenn er dorthin gelangt, er E. E. einen kleinen Dienst geleistet habe, denn man treibt mich von allen Orten, ihn zu senden, um das Geschrei und den Ekel zu vertreiben, den jener andere Don Quixote verursacht, der sich hinter dem Namen eines zweiten Teiles versteckt hat und so die Welt durchwandert ist.
Am lebhaftesten hat ihn der große Kaiser von China gewünscht, denn ungefähr vor einem Monat schickte er mir durch einen Expressen einen Brief in chinesischer Sprache, in welchem er mich ersuchte oder, richtiger zu reden, inständig bat, ihn zu übersenden, weil er ein Kollegium stiften wolle, in welchem die kastilianische Sprache gelesen würde, und das Buch, welches man dort lese, sollte die Historie des Don Quixote sein; wobei er mir zugleich meldete, daß er mich zum Rektor dieses Kollegiums bestimmt habe. Ich fragte den Überbringer, ob Seine Majestät ihm auch Reisegeld mitgegeben habe. Er antwortete, davon sei gar nicht die Rede gewesen.
Nun, guter Freund, antwortete ich ihm, so mögt Ihr nur zu jeder Stunde des Tages unter Gottes Leitung die Rückreise nach Eurem China wieder antreten; denn meine Gesundheit ist nicht stark genug, um mich auf eine so große Reise zu wagen, und außerdem, daß ich krank bin, fehlt es mir auch an Geld, und Kaiser gegen Kaiser und Monarchen gegen Monarchen habe ich in Neapel den großen Grafen Lemos, der ohne solche Titelchen von Kollegien und Rektorschaft mich erhält und unterstützt, und mir mehr Gnade erzeigt, als ich wünschen könnte.
Hiermit gab ich ihm seinen Abschied, und zugleich nehme ich hiermit den meinigen, indem ich E. E. die Leiden des Persiles und der Sigismunda anbiete, ein Buch, welches ich, wenn Gott es will, innerhalb vier Monaten beschließe und welches entweder das schlechteste oder das beste sein wird, welches in unserer Sprache geschrieben ist, was nämlich die unterhaltenden Bücher betrifft, und es gereut mich fast, daß ich das schlechteste gesagt habe, denn nach dem Urteile meiner Freunde wird es die möglichst höchste Vollendung erreichen.
Möge E. E. im besten Wohlsein beharren, denn Persiles wartet schon, die Hände, wie ich, Dero Diener, die Füße von E. E. zu küssen.
Madrid, am letzten Oktober, im Jahre Tausendsechshundertundfünfzehn.
E. E. Diener
Miguel de Cervantes Saavedra