NEUN
~ Vertrauen wird zerstört ~
Voss wusste kaum, was er tat, bis seine Zähne in ihre süße, warme Haut hineinglitten. Und dann ... eine Explosion von Hitze und Lust, wie ein Feuerwerk. Sie strömte ihm in den Mund, füllte ihn ganz und gar an, als er schluckte, sein Körper entspannte sich.
Die Marter an seiner Schulter ließ nach, und er konnte wieder atmen. Er konnte beinahe wieder denken.
Erleichterung. Oh, Luzifer, oh Gott, Erleichterung.
Er atmete Angelica, schmeckte sie, berührte und roch diesen intimsten all ihrer Körpersäfte.
Sie krümmte sich unter ihm, zuckte, wie sie alle zuckten, und er spürte, wie Entsetzen und Furcht durch sie hindurchschossen. Seine Augen waren geschlossen, und er schmeckte, verschlang die dickflüssige Ambrosia, spürte, wie ihr Widerstand nachließ. Sie sackte zusammen.
Er erzitterte.
Stopp.
Nein.
Genug.
Der Schmerz war verschwunden, jetzt da er nachgegeben hatte, aber weil er nun angefangen hatte, wollte er mehr. Nicht nur trinken ... sondern alles. Er musste alles an ihr haben, restlos. Ihm war immer noch rot vor Augen, seine Hände zitterten, als sie sich in ihr Fleisch bohrten ... aber er drehte den Kopf weg. Löste sich.
Irgendwie ... irgendwie ließ er von ihr ab, stolperte rückwärts und wischte sich wie ein kleines Kind den Mund ab.
Sein Handrücken war blutverschmiert, der Geruch stieg ihm in die Nase, und er schaute sie an, kämpfte gegen den Sog an, das verlockende Drängen, das ihn wieder dorthin zurückzuziehen drohte.
Ihre Blicke kreuzten sich: Ihre Augen waren trübe vor Schock und Schmerz.
Voss wischte sich wieder den Mund ab, schluckte das letzte bisschen Blut von ihr auf seiner Zunge hinunter. Er schwankte, seine Knie waren weich. Aber er konnte atmen.
Blut strömte aus den vier Wunden an ihrer Schulter, dort an dieser zarten Stelle genau über ihrem Schlüsselbein. In zwei schiefen Linien rann es an ihr herunter, hinein in das rosa Mieder ihres Kleides.
Voss kämpfte mit sich, um seinen Kopf frei zu bekommen, aber das Blut ... der Geruch ... füllte ihm die Sinne. Der Geschmack von ihr, das weiche, glatte Fleisch unter seinem.
Er wandte sich ab. Der Schmerz um sein Mal hatte nachgelassen, aber er wollte mehr.
Stille, und dann nahm er leise, keuchende Geräusche wahr. Ihr unsteter Atem, nicht ganz ein Schluchzen. Er hielt sich an dem anderen Stuhl fest und drehte sich zu ihr um. Sie rührte sich nicht, saß dort, verwüstet. Ihr Haar zur Seite gezerrt, fiel ihr in Wellen über die Schulter.
Blut, das pulsierend aus den Bisswunden strömte, leuchtete dunkelrot und einladend.
Er schluckte. Speichel sammelte sich in seinem Mund, sein Schwanz pochte noch, spannte ihm im Schritt. Er schloss die Augen. Kämpfte.
Er musste es ... beenden.
Sie zuckte zurück, schlug um sich, als er nach ihr griff, aber er war zu stark für sie und zerrte sie aus dem Stuhl hoch, brachte sie zum Stehen, ignorierte ihren Widerstand.
Er musste.
Ein Schrei, wie ein Würgen, kam ihr aus der Kehle, sie trat, wild, aber er klemmte sie zwischen seinen Beinen und dem Stuhl fest, packte sie am Kopf und drehte diesen zur Seite. Ihr Körper zuckte, gegen seinen gedrückt, leise wimmernde Schluchzer, und ihre Finger zitterten, als sie sich in seine Schultern krallten.
Er beugte sich zu den Wunden, hielt den Atem an, zwang sich, an etwas anderes ... zu denken ... nur nicht an den Geschmack von ihrem Blut, das salzige Zitrus ihrer Haut, das Gefühl der vollen Kurven ihres weiblichen Körpers, der verzweifelt gegen seinen presste. Sein wütender Schwanz, der sie suchte, besitzen wollte.
Beende es.
Mit einem Stöhnen legte er seinen Mund über die Bisse und glitt mit der Zunge über die glatte Haut, die noch heiß war vor Blut und wund, dort, wo er zugebissen hatte. Die Anstrengung an sich zu halten, machte, dass er sie zu hart anpackte, seine Finger waren wie Schraubstöcke um ihren Schädel und an ihrer Schulter, während er ihr den heilenden Speichel in die Wunden leckte.
Und dann schaffte er es gerade noch, sie von sich zu stoßen, wieder auf den Stuhl, und wandte sich ab.
Fertig.
Voss taumelte von ihr weg, wollte doch noch von dem Whisky oder dem Wein. Er nahm fast nichts mehr um sich wahr, als er den Riegel der Tür hastig öffnete, erinnerte sich gerade noch, den roten Faden drinnen zu lassen ... sie musste sicher sein. Er stieß die Tür auf und stolperte hinaus.
Hinaus, in die Freiheit.
~*~
Angelica saß noch lange, ohne sich zu rühren, auf dem Stuhl, nachdem Voss aus dem Zimmer getaumelt war.
Sie wusste nicht, ob sie sich davor fürchtete, dass er zurückkam ... oder dass er nicht zurückkam.
Die Wunden an ihrem Hals hatten aufgehört zu bluten, und obwohl sie noch sanft pochten (wie um sie daran zu erinnern, dass es sie noch gab), spürte sie keinerlei Schmerz dort. Die letzten Reste von Lust und auch die Wirkung des Whiskys waren abgeklungen, aus ihrem Köper entschwunden, und ließen sie mit der hässlichen Erkenntnis zurück.
Voss war ein Vampyr.
Eine Weile später, als die Geräusche jenseits der Wände dieser kleinen, schmutzigen Kammer lauter und deutlich enthemmter wurden, stand sie auf und ging zu der Tür, durch die er verschwunden war. Selbst durch den Nebel von Schock und Entsetzen hindurch war ihr klar geworden, dass hinter dieser Tür eine Welt lag, in der keine Dame sich je blicken lassen sollte.
Das war ein weiterer Anschlag auf ihren guten Ruf. Es wäre in der Tat ein Wunder, wenn sie hier je lebend herauskäme und noch einen guten Ruf ihr eigen nennen könnte.
Heiße Tränen, eher dem Zorn als dem Schmerz geschuldet, strömten ihr über das Gesicht, als sie den Riegel anhob. Sie würde nicht warten, bis er zurückkehrte, um dann das zu tun, was er wollte. Sie wollte ihr Glück lieber dort draußen versuchen.
Es würde sicher jemand eine Droschke für sie rufen. Oder sogar eine Botschaft nach Hause übermitteln.
Der Riegel schnappte zurück. Sie öffnete die Tür, um in den Gang zu spähen, und stand plötzlich Voss gegenüber. Er stand direkt draußen vor der Tür.
Angelica entfuhr ein kleiner Schrei, und sie wich zurück.
Sein Blick war auf ihren Hals geheftet, wohin ihre Hand automatisch gewandert war, um die Bisswunden zu verdecken. „Bleiben Sie dort drinnen“, war alles, was er sagte. „Ich habe nach Corvindale schicken lassen.“
Und er schloss die Tür.
~*~
Narcise Moldavi starrte zum Fenster der Herberge hinaus und beobachtete die Stallknechte bei der Arbeit dort unten im Hof. Die Sonne stand noch am Horizont, groß, orange, spöttelnd. War so gemächlich auf ihrem Weg zur Nacht. Es würde noch über eine Stunde dauern, bis sie sich wieder auf den Weg machen konnten. Und bis dahin würde sie den Hof überwachen und Ausschau halten, nach Pferden oder Reitern, die ihr bekannt vorkamen.
Sie klammerte sich an die Fensterläden und versuchte, nicht an Cezar zu denken, und was er tun würde, sollte er sie finden. Ob er nun glaubte, sie wäre tot oder lebendig, wäre freiwillig oder unfreiwillig mitgegangen, er würde nicht ruhen, bis er Chas gefunden hätte.
Denn indem er sie mitnahm, hatte Chas ihn zum Gespött gemacht – sie, sein wertvollster Besitz. Und das Letzte, was Cezar sich gefallen ließ, war lächerlich gemacht zu werden, egal von wem. Das hatte er in seiner Jugend zur Genüge erlitten. Und jetzt da er Drakule war, hatte er auch die Mittel dazu, gnadenlos zurückzuschlagen. Unglücklicherweise traf er dabei die Unschuldigen ebenso wie jeden, der ihn vermeintlich auf irgendeine Weise beleidigt hatte.
Sie hatte den Verdacht, dass Cezar – trotzdem er schon über hundertfünfzig Jahre lebte – immer noch der gleiche, schwache Junge geblieben war, der er schon immer gewesen war.
Sie dankte den Schicksalsgöttinnen, dass sie ihm entronnen war.
Ihre Finger klammerten sich noch fester um das Holz, und sie lehnte den Kopf an die Kante des Fensterladens. Chas hatte so viel für sie riskiert. Wie könnte sie ihm das jemals vergelten?
Wie nur?
Als ob ihre Gedanken es ausgesprochen hätten, öffnete sich die Tür des angemieteten Zimmers. Mit klopfendem Herzen drehte Narcise sich um, ihre Muskeln angespannt und bereit. Sie entspannte sich erst, als sie ihn roch und seine schlanke katzenhafte Gestalt in der Türöffnung erkannte. Gleich einem Schatten schlüpfte er ins Zimmer. Mit der dunklen Haut und dem Haar eines Zigeuners und rabenschwarzen Augen bewegte und verbarg Chas sich in der Nacht genauso leicht wie ein Drakule.
„Immer noch auf dem Wachtposten?“, fragte er und schloss die Tür. Seine Augen fanden die ihren, und sie erzitterte leicht vor freudiger Erwartung.
Was für eine Närrin war sie doch. Eine Vampirin, die sich zur Gespielin eines Vampirjägers machen ließ?
Eine sehr glückliche Närrin, letzten Endes.
Sie nickte und erwiderte seine Frage und seinen Gesichtsausdruck mit einem Lächeln, das er im Halbdunkel des Zimmers nur erahnen konnte. Das Licht der einzigen Lampe flackerte in der Ecke und warf goldene, samtweiche, fast zärtliche Schatten.
Aber er würde die Botschaft darin verstehen.
Ein Schrei tönte vom Hof unten zu ihnen herauf, und sie schaute wieder zum Fenster hinaus und beobachtete interessiert, wie zwei Stallknechte mit einem temperamentvollen Hengst kämpften, der offensichtlich nicht gesattelt werden wollte. Narcise verspürte mehr als nur ein bisschen Sympathie für das schöne Tier.
Cezar würde niemals damit rechnen, dass sie nach England zurückgehen würden. Und selbst wenn, Chas hatte ihr versichert, dass er sie niemals dort finden würde, wohin er sie beide brachte: auf einen kleinen Landsitz in Wales. Er hatte diesen unlängst durch einen anonymen Mittelsmann erworben. Aber wenn Bonaparte nun in England einfiel, was würde dann aus ihnen?
Sie spürte Chas jetzt hinter sich, und dann waren schon seine Hände da, strichen eine ihrer langen Locken aus dem Gesicht nach hinten über ihre Schulter. Seine andere Hand glitt nach vorne um ihren Bauch und dann gemächlich hoch, um eine ihrer Brüste zu umfassen.
Als er sich herabbeugte, um sie auf den Hals zu küssen, dort, wo schon so viele andere vor ihm gewesen waren, seufzte Narcise und reichte nach hinten, um sein dichtes Haar zu streicheln. Ihr Busen hob sich in seine Hand hinein, und durch das Männerhemd hindurch – das sie trug – fühlte sie sein sanftes Streicheln.
Als die Hitze ihren Körper umschloss, wurde ihr Atem schneller, und ihre Zähne glitten aus ihrem Versteck. Sie spürte, wie ihre Brustwarzen hart wurden, die jetzt auf beiden Seiten von Chas’ langen, geschickten Fingern erregend liebkost wurden. Er drückte sich von hinten an sie, seine muskulösen Arme um sie, zog sie zurück gegen seine starken Schenkel und seine deutlich spürbare Lust.
Als sie ihren Hintern an ihm rollte, über den und an dem harten Schaft entlang, grollte ein Lachen von Chas leise an ihren Ohren, und seine Hand wanderte tiefer und drückte ihr zwischen die Beine. Ihre engen Reithosen boten wenig Schutz vor seinen gierig suchenden Fingern, als diese hinunter glitten, und darum herum, sich um ihre Scham schlossen. Mit einem tiefen, lustvollen Seufzer verlagerte Narcise ihr Gewicht, Lust donnerte wie ein Gewitter über sie hinweg. Warm und feucht schwoll sie an, füllte sich dort unter seiner Hand, ihr Kopf rollte gegen seine Brust.
Es war ganz anders als die unzähligen anderen Male, mit reißenden Zähnen und groben Händen in der Dunkelheit.
Das hier war heiß und rot, und schließlich hatte sie genug und drehte sich abrupt zu ihm um. Ihre Münder fanden sich, hart, wütend und verschmolzen dann in warmen, feuchten Küssen.
Als sie sich von ihm löste, ihre Zähne, schmerzhaft und drängend, ganz ausgefahren, fiel sie ihm wieder in die Arme. Seine Haut war warm und salzig, roch und schmeckte nach nasser Wolle wegen des Regens draußen und dem rauchigen Feuer unten. Ihre Zunge fuhr an seinem Hals entlang, und sie ließ ihre langen Zähne an seiner Haut entlang gleiten, als sie knabberte, noch nicht zubiss, noch nicht.
Er schauderte, erschauerte dort an ihr, und sie griff zwischen ihnen beiden hinunter, nach seinem wütenden Schwanz. Heiß und schwer lag er in ihrer Hand, und er stöhnte, als sie ihn herauszog, die schon feuchte Spitze streichelte.
Die Sehnen in seinem Nacken spannten sich unter ihren Lippen an, und sie fühlte das Blut unter seiner Haut an ihrer Zunge rauschen. Ihr Gaumen war angeschwollen, straffte sich schmerzhaft auf den restlos freigelegten Zähnen, aber noch schlug sie ihre Zähne nicht in die heiße, braune Haut.
„Narcise“, stöhnte er und zog ihr Gesicht zu seinem hoch. Ihre Münder fanden sich erneut, wild und hungrig, als er an dem Schlitz ihrer Hose zog, das Viereck aus Knöpfen fast aufriss.
Ihr scharfer Zahn ritzte seine Lippe, und warmes Blut bedeckte ihren Mund und seinen. Dickflüssig und köstlich, gerade genug, um sie zu necken und ihr Lust wie Feuer durch den Körper zu jagen, und sie küsste ihn noch intensiver.
Er lächelte dort an ihrem Mund und löste sich nur kurz um zu wispern, „wie du mich quälst.“
Sie erwiderte sein Lächeln und saugte hart an seiner vollen Unterlippe, gerade als es ihm gelungen war, ihr die Hose abzustreifen, bis hinunter auf die Knie. „Das ist alles, was ich brauche“, sagte sie, als sie auf das Bett fielen.
Er lachte kurz, schmerzhaft, als sie sich auf ihn setzte, die Hose nur noch an einem Bein. Ihre Hände legten sich auf sein Hemd, denn er war noch vollständig bekleidet. Narcise schaute hinunter in seine heißen, konzentrierten Augen und fuhr sich mit der Zunge über Lippen und die langen Eckzähne, als sie ihre Finger um seine Erektion schloss. Chas bog sich unter ihr, seine Augen schmal vor Erregung.
Dann verlagerte sie ihr Gewicht, hob sich hoch und nahm ihn in sich hinein – seine heiße, harte Länge. Sie seufzte, als er sie ganz ausfüllte, sie dort, tief drinnen, an der Stelle berührte ... und ein Beben von Lust erschütterte sie dort, in ihr, explodierte in einem Feuerball in ihrem ganzen Körper. Ah.
Chas stöhnte, warf den Kopf nach hinten, die Nerven an seinem Hals und Nacken angespannt und einladend. Sie beugte sich vor, bewegte langsam ihre Hüften, mit voller Absicht noch nicht im Rhythmus, spielte mit ihm, so wie er mit ihr. Eine seiner Hände reichte oben an ihr offenes Hemd, umschloss eine ihrer Brüste, und sein Daumen fand ihre erregte Brustwarze. Lust stach in ihr bis tief nach unten, als er sie dort zärtlich streichelte und bedrängte.
Wieder verlagerte sie ihr Gewicht, bewegte sich jetzt auf und nieder und vor und zurück, und er öffnete die Augen. „Verdammt ... du“, keuchte er und sah mit funkelnden Augen zu ihr hoch. „Tu es.“
Sie lächelte und griff entschlossen an den Oberkörper von ihm, der geschüttelt wurde von Lust, fühlte dort wie Muskeln arbeiteten, die unglaubliche Kraft seiner Hände an ihren Hüften, als er ihr dort beim Heben und Absinken half, das feuchte Rutschen. Locker und spielerisch, als machten sie einen kleinen abendlichen Ausritt.
Sie beugte sich vor, ihr Gesicht fast an seinem. Das Blut auf seiner Unterlippe leuchtete. Sein Atem ging rau an ihrer Wange, seine Hände griffen fest nach ihren Hüften, seine eigenen Hüften schoben sich nach oben gegen ihre.
„Tu es“, flüsterte er und drehte den Kopf zur Seite.
Sie kam heran, kratzte mit ihren Reißzähnen an der glatten Hitze seiner Haut, fühlte wie sein Atem stockte, als er darauf wartete, dass sie zubiss. Sie leckte das Salz von seiner Haut, knabberte an dem Muskel, der sich dort an seinem Hals anspannte, fühlte wie er überall angespannt war ... sein angehaltener Atem im Warten.
„Nein“, wisperte sie ihm tief ins Ohr und ließ zur Entschuldigung ihre Zunge dort spielen.
„Narcise“, flehte er.
„Du willst das nicht wirklich“, sagte sie zu ihm, schmeckte wieder an seinen Lippen und wusste, es war die Wahrheit. Wusste, wie er sich hinterher immer dafür hasste.
Bitte. Sein Mund mimte das Wort dort an ihrer Wange, aber sie löste sich, setzte sich auf und riss sich das Hemd vom Leib.
Ihre Brüste waren jetzt frei und wippten, seine Hände griffen nach ihnen. Sie beugte sich noch einmal für ein letztes Lecken an seiner blutenden Lippe vor und ließ sich dann gehen ... erhöhte den Rhythmus, hob ihre Arme über den Kopf, als sie sich bewegten, tief ineinander verkeilt.
Sie schrie als Erste auf, der Geschmack von seinem Blut vermengte sich mit ihrem, als sie sich in die Lippe biss, als sein Mund plötzlich an einer ihrer Brustwarzen saugte. Ihr ganzer Körper packte seinen, und er wölbte sich in einem letztem Aufbäumen, dann ein tiefes Stöhnen von ihm.
„Mm“, sagte er, als sie sich zur Seite rollte und neben seinem warmen, immer noch vollständig bekleideten Körper zusammenbrach. Eine schlanke Hand strich über ihre Hüfte, und er drehte sich zu ihr. „Was bin ich für ein Narr“, murmelte er, und seine Stimme war gerade noch laut genug, um die Ironie hören zu lassen. „Mit einer Vampirin anzubandeln.“
Sie schloss die Augen, aber räkelte sich wie eine Katze unter seiner Hand. Mit solcher Zärtlichkeit berührt zu werden, war etwas, wonach sie sich mehr sehnte, als er je begreifen würde. „Ich bin mir nicht sicher, wer hier der größere Narr ist, Chas. Der Jäger oder die Gejagte.“ Sie hörte sein Lächeln eher, als dass sie es sah, und fühlte auch den Zynismus darin.
Er rührte sich neben ihr und setzte sich auf. „Ich muss dir etwas sagen.“
Narcises Herz machte einen Sprung, aber sie hielt die Augen geschlossen und ihren Körper entspannt. Das war eine überlebenswichtige Fähigkeit, die sie sich vor Jahren angeeignet hatte. „Du wirst mir jetzt gestehen, wie viele Drakule du getötet hast?“
„Das habe ich schon lange aufgegeben“, antwortete er mit Humor in der Stimme. „Aber du brauchst keine Angst zu haben, dass ich auf dich losgehe. Nach dem hier gerade fehlt mir dazu die Kraft.“ Seine Hand hatte aufgehört, ihre Hüfte zu streicheln, und er nahm sie jetzt von ihrer Taille, wo sie kurz gelegen hatte. „Ich treffe jemanden unten.“
Narcise riss die Augen auf, „was?“ Er hatte versprochen, ihren Aufenthaltsort geheim zu halten. Absolut geheim zu halten. Sie würden niemandem erzählen, dass sie in England waren, geschweige denn wo genau. „Chas, was hast du getan?“
Er setzte sich jetzt ganz auf und schaute auf sie herunter. „Ich habe drei Schwestern. Ich muss –“
„Aber Dimitri kümmert sich um sie – und ist eine von ihnen nicht in einer Klosterschule? Cezar wird niemals an Dimitri oder an heiligen Mauern vorbeikommen.“
Chas nickte. „Ja, aber ich muss sie zumindest wissen lassen, dass ich am Leben bin. Und ich muss wissen, ob sie in Sicherheit sind. Ich versichere dir, niemand wird auch nur ahnen, dass wir hier sind. Es weiß nur eine Person von unserem Treffen hier, und ich vertraue Cale bedingungslos.“
Giordan? Narcise blieb das Herz stehen. Nein.
„Vielleicht kennst du Giordan Cale nicht, aber er ist ein Vertrauter von Dimitri. Er hat keinen Adelstitel, aber ist so reich wie Krösus und –“, hier lachte er leise, „– ein mehr als ebenbürtiger Gegner. Ich bin ihm begegnet, als ich zu ihm hineinschlich, um ihn zu pfählen. Offensichtlich haben wir es beide überlebt.“
Narcise fand ihre Stimme wieder. „Offensichtlich.“ Und ebenso offensichtlich hatte Chas keine Ahnung von dem, was Cezar und Cale miteinander verband. Und sie ebenso.
„Ich kann ihn unten treffen, aber es wäre nicht so geheim wie hier oben“, sprach Chas. „Weniger Risiko, gesehen zu werden.“
Sie konnte kaum schlucken. Das war das Allerletzte, was sie wollte oder brauchte: ein Treffen von ihrem früheren Liebhaber mit ihrem derzeitigen Liebhaber. Hier in diesem Zimmer, wo der Geruch von ihnen zusammen auf allem lag, in den Laken, in der Luft.
„Nein“, war alles, was sie sagte.
Er betrachtete sie lange. „Wie du wünschst, Narcise.“
Und in dem Moment fragte sie sich, ob er es doch wusste.