Sechste Todsünde:
Mangelndes Zuhören und Hinhören
Stellen Sie sich vor, Sie wären Abteilungsleiter. Eines Tages sind Sie bei dem Vorstandsvorsitzenden Ihres Unternehmens zu einem Vier-Augen-Gespräch eingeladen.
Sie sollen einen Kurzbericht über Stand und Perspektiven Ihrer Abteilung abgeben. Danach, kaum sind Sie fertig, schildert Ihnen Ihr oberster Chef, was er an dieser Abteilung gut und nicht gut findet, äußert einige Ideen und teilt Ihnen einige Aufgaben mit, die Sie sich vornehmen sollten.
Wie würden Sie reagieren?
Wahrscheinlich würden Sie dienstbeflissen sofort Ihr Notizbuch herausziehen und alles, was der Chef sagt, mitschreiben, damit Sie nur ja nichts vergessen. Sie nehmen ihn ernst. Sie nehmen ihn wichtig. Sie wollen um keinen Fall etwas von dem vergessen, was er sagt. Deswegen schreiben Sie es sogar auf!
Nach dem Gespräch verabschieden Sie sich, gehen aus dem Raum, eilen in Ihr Büro und machen sich flugs an die Umsetzung der Anweisungen.
Genauso wollen wir Frauen unsere Männer auch!
Er merkt sich jedes Wort, jeder Hinweis wird gespeichert, jede Idee wird verfolgt. Nichts wird vergessen.
Die Männer können das!
Sie beweisen diese Fähigkeit täglich im Job.
Dann kommen die Herren heim.
Man fragt etwas und bekommt „Hm“ zu hören. Oder „Jaja“. Und merkt genau, dass er noch nicht einmal hingehört hat. Oder man sitzt beim Essen und er liest nebenbei ein Magazin… Wissen Sie eigentlich, wie beleidigend das sein kann?
Wir wissen nämlich genau, dass unsere Männer es können.
Nur nicht bei uns. Wir sind Beiwerk. Nebensache. Unwichtig. Irrelevant.
Wozu also hinhören, was die Nebensache sagt? Frauen reagieren auch manchmal so, aber nicht, weil sie in Gedanken woanders sind und nicht zuhören, sondern weil sie sauer oder beleidigt sind. Im Gegenteil, wir haben sogar übergenau gehört, was unser Mann gesagt hat.
Es gibt keinen Grund, Ihre Frau schlechter zu behandeln, als Ihren Chef.
Im Gegenteil. Wer hält zu Ihnen, wenn es Ihnen schlecht geht? Wer sorgt für Sie, wenn Sie krank sind? Wer geht mit Ihnen durch gute und schlechte Zeiten? Der Vorstand etwa?
Wer ist also wichtiger? Wer hat wichtiger zu sein? Wem sollten Sie besser zuhören? Wo sollten Sie besser hinhören?
Zugegeben, manche Frauen schnattern gerne, reden viel, manchmal auch Unnötiges und sogar Unlogisches. Denn Kommunikation ist das wichtigste Ausdrucksmittel in einer Beziehung. Und bei so manchem Wortschwall stellen Männer auf Durchzug und denken über etwas anderes nach.
Gewöhnen Sie sich trotzdem an, hinzuhören. Wenn es nicht anders geht, stellen Sie sich vor, Ihre Frau wäre Ihr wichtigster Kunde und jedes Wort könnte Ihnen Aufschluss über weitere Bedürfnisse des Kunden geben, aus denen sich Umsatz generieren ließe.
Vor allem sollten Sie jedoch zuhören, wenn Ihre Frau Sie um etwas bittet. Wenn Sie über ihre Sorgen spricht, sollten Sie ebenfalls genau hinhören und versuchen, für sie da zu sein. Auch, wenn sie Ihnen sagt, was sie schön findet oder grässlich (das ist wichtig für das Thema „richtige Geschenke“).
Konzentrieren Sie sich auf die Worte Ihrer Frau, versuchen Sie zu verstehen, was sie Ihnen damit sagen will. Sagen Sie ihr, wenn Sie etwas nicht nachvollziehen können. Fragen Sie nach, wenn Ihnen etwas spanisch vorkommt.
Geben Sie Ihr das Gefühl, dass Sie ihre Aussagen ernst nehmen. Zeigen Sie ihr, dass Sie wirklich möchten, dass Ihre Frau über alles mit Ihnen reden kann. Man hat nur mit der Person eine intakte Beziehung, mit der man auch eine intakte Kommunikation hat.
Und Kommunikation setzt hinhören und zuhören voraus. Wir hören nämlich nur hin, wenn ein Mensch wichtig für uns ist und wir ihn ernst nehmen.
Und Ihre Frau sollte Ihnen mindestens so wichtig sein, wie Ihr Chef oder Ihre Kunden.
FAZIT
In vielen Beziehungsbüchern steht, Männer seien eben nicht so sehr auf Kommunikation ausgerichtet. Aber das stimmt nicht. Das ist mittlerweile wissenschaftlich widerlegt und empirisch sowieso. Denn bei ihren Hobbies und im Job können sie es schon: Kommunizieren, zuhören und hinhören. Wenn ein wichtiger Kunde einen Auftrag vergibt und den an gewisse Konditionen knüpft, dann schreibt Mann alles geflissentlich mit. Wenn der Chef einige Änderungen in der Abteilung will, dann werden selbst Kleinigkeiten registriert und ausgeführt. Wenn der Kumpel mal den alten Tennisschläger ausprobieren will, der nur noch im Keller herumliegt, dann wird der mitgebracht bei nächster Gelegenheit. Aber wenn Frau morgens sagt ‚Bring bitte auf dem Nachhauseweg noch Brot mit’… dann wird es selbstverständlich vergessen. Das zeigt nur eines auf Dauer: Sie ist ihm unwichtig. Also, warum soll sie bei ihm bleiben? Er installiert selbst Stück für Stück die Abschussrampe, auf der er irgendwann nach irgendeinem Tropfen, der das Fass dann voll macht, von ihr in den Wind geschossen wird!