IV

 

Wilfried legte zufrieden die Aufträge der Neukunden ab und strahlte mich an: „Ich musste die Bratwurstschnecken nachbestellen! Die gingen sehr gut!“

 

„Du hast Bratwurstschnecken verkauft, während ich meine offenen Wunden an einer Salzkruste gerieben habe?“

 

Wilfried nickte glücklich. „Und Tiefkühlerbsen! Sehr viele Tiefkühlerbsen. Frau Lehnen, die unter Wendy wohnt, kocht sehr gerne Erbsensuppe für ihren Mann, sie selbst verträgt leider keine Hülsenfrüchte.“

 

„Das hast du herausgefunden?“

 

Er nickte wieder.

 

In mir machte sich apokalyptische Zerstörungswut breit und meine Stimme bekam einen unangenehmen Klang. „Wilfried, könnte es sein, dass du ein Idiot bist?“

 

„Frau Lehnen fand mich nett.“ Er sah eher verwegen als verletzt aus. „Wir stehen uns jetzt aber auch sehr nah. Sie erzählt schließlich nicht jedem von der Frau, die in den letzten Wochen nachts oft weinend vor der Haustüre geparkt hat. Die nie ausgestiegen ist, oft mit quietschenden Reifen wegfuhr und die nun nicht mehr kommt, seit Wendy weg ist. Dem unfreundlichen Polizisten, der immer so viel Dreck in den Hausflur trägt, hat sie es jedenfalls nicht erzählt. “

 

Noch bevor die Scham die Kontrolle über meine Stimme übernehmen konnte, wurde sie vom hellen Licht der Erkenntnis geblendet und verirrte sich in die hinteren Gehirnregionen.

 

„Die süße Wendy hat noch eine Ehe zerstört! Es gibt noch einen Mann, der ihr verfallen ist und noch eine Frau, die sie hasst.“

 

„Purer Zufall, dass ihr euch nicht vor der Tür getroffen habt. Jetzt müssen wir diese Frau nur noch finden.“ Wilfried strahlte der Stolz aus der Glatze. „Hast du auch etwas über Wendy erfahren?“

 

Die Scham tauchte blinzelnd aus der Dunkelheit auf und quetschte meine Stimmbänder zusammen. „Sie geht oft zur Kosmetik“, sagte ich mit kleiner Stimme. Jetzt war es an Wilfried, ein wenig böse zu lächeln. „Dann hoffe ich für dich, dass sie beim Augenbrauenzupfen laut über ihr Liebesleben nachgedacht hat.“

 

„Ich soll ins Kosmetikstudio gehen?“

 

„Haben wir noch etwas anderes, Lacey?“