KAPITEL 12

Harley vergaß zu atmen, als Salvatore ihre Lippen in einem langsamen, elektrisierenden Kuss fand.

Es überraschte sie nicht besonders.

Seine Berührung war pure Magie.

Mit einem leisen Stöhnen sorgte er mit seiner Zunge dafür, dass sie ihre Lippen weiter öffnete, und strich mit den Fingern an ihrer Kehle entlang, worauf wiederum Harley stöhnte. Er schmeckte nach Whisky, Wolf und wilder Macht. Eine Kombination, die etwas Ungezähmtes tief in ihrer Seele entzündete.

Eine unwiderstehliche, gnadenlose Hitze strömte durch ihr Blut und ließ ihre Hände unter den Rand seines offenen Hemdes schlüpfen, um seine seidige, stahlharte Brust zu finden.

Okay, vielleicht war sie verantwortlich dafür, dass ihre Hände nun eine Ganzkörperleibesvisitation durchführten, aber ganz sicher war er dafür verantwortlich, dass sich ihre höheren Hirnfunktionen abschalteten. Wenn sie bei klarem Verstand gewesen wäre, hätte sie ihn durch den Raum geworfen, anstatt wie von Sinnen das intime Terrain seines Oberkörpers zu erkunden.

Er bewegte die Hände, um ihre schmerzenden Brüste zu umfassen, und seine Daumen umkreisten ihre steifen Nippel, bis sie sich unter seiner Berührung wand.

»Harley …«

Salvatores heisere Worte verstummten, als er abrupt den Kopf hob und einen Blick zur Tür warf. Harley fühlte prickelnde Energie, und der schwere Riegel wurde vorgeschoben, gerade, als sie merkte, dass Santiago sich ihnen näherte.

»Verschwindet!«, bellte Salvatore, die Muskeln angespannt und kampfbereit.

Ein sanftes Lachen war zu hören, als Santiago vor der Tür stehen blieb. Er war jedoch klug genug, das Zimmer nicht zu betreten.

Gott sei Dank.

»Das Unterhaltungsprogramm wird umgehend beginnen«, erklärte er. Seine Stimme klang wunderbar kühl und einladend. »Ich bin mir sicher, Harley gefiele unsere sittsame Show.«

Ein goldenes Glühen erhellte Salvatores Augen, und sein schwerer, moschusartiger Duft erfüllte den Raum.

»Santiago, ›Verschwindet‹ ist ein Befehl, der recht einfach verständlich ist. Natürlich könnte ich auch das Zimmer verlassen und ihn Euch erklären.«

»Ich zöge es vor, wenn Ihr Harley hinausschicken würdet.«

»Ein Blutsauger mit einem Todeswunsch«, knurrte Salvatore. »Diese Sorte bevorzuge ich.«

Harley seufzte den universellen Seufzer einer Frau, die es mit zwei dummen Männern zu tun bekam.

»Ist das hier wirklich nötig?«

Salvatore ließ ein ansteckendes verschmitztes Lächeln aufblitzen. »Nein, aber es bereitet mir jedes Mal aufs Neue Vergnügen.«

»Harley, wenn Ihr in der Lage seid, Eurem pelzigen Käfig
zu entkommen, könnt Ihr mir sehr gerne Gesellschaft leisten. Drinks …« Santiago legte bewusst eine Pause ein. »Und was auch immer Ihr sonst begehrt, gehen aufs Haus.«

»Ich behalte Ihr Angebot im Kopf, Santiago«, antwortete Harley und ermahnte Salvatore mit einem Blick, den Mund zu halten. Sie war nicht in der Stimmung für einen Schwanzlängenvergleich. »Vielen Dank.«

»Es ist mir ein Vergnügen.«

Salvatores Anspannung ließ nach, als Santiagos Geruch verschwand. »Ich hasse Vampire. Nun …« Seine Finger zeichneten leicht den Rand ihres Trägertops nach, und die Hitze seiner Finger versengte ihre Haut vor Begehren. »Wo waren wir stehen geblieben?«

Einen Schritt vor dem vollkommenen Wahnsinn, das wurde Harley abrupt klar.

Sie stemmte die Hände gegen seinen Brustkorb und verschaffte sich genug Platz, um sich vom Schreibtisch zu entfernen und Salvatores atemberaubender Berührung zu entschlüpfen.

»Also, worin besteht diese Unterhaltung, von der er redet?«

Salvatore schloss die Augen, als litte er unter großen Schmerzen. Dann holte er tief Luft und drehte sich um, um sich gegen den Schreibtisch zu lehnen, die Arme vor der Brust verschränkt.

»Warst du schon jemals in einem Dämonen-Nachtclub?«

Sie schnaubte, als sie die lächerliche Frage hörte. »Soll das ein Witz sein? Caine hat mich noch nie irgendwohin gehen lassen, wo ich von einem Werwolf gesehen werden könnte. Er hat gesagt, es wäre zu meiner Sicherheit. Dieser Arsch.«

»Dann schlage ich vor, dass deine Einführung in die dämonische Gesellschaft noch etwas wartet.« Sein sinnierender Blick glitt über ihren Körper, wobei er sich nicht die Mühe machte, seinen Hunger zu verbergen. »Vipers Etablissements sind immer zu viel des Guten.«

»Lass mich raten – du hast deine eigene Unterhaltung im Sinn.«

»Da du es erwähnst …«

Seine goldenen Augen leuchteten auf, als die Macht seines Verlangens sie mit aller Wucht traf und fast in die Knie zwang. Heilige Scheiße. Ihr Magen zog sich zusammen, als das lebendige Bild von Salvatore, der sich über den Schreibtisch beugte und sie grob von hinten nahm, von ihren Gedanken Besitz ergriff.

Sie hastete auf die Tür zu. »Ich will einen Drink.«

»Bekomme ich ein Einspruchsrecht?«, fragte Salvatore. Aber als Harley den Riegel öffnete und die Tür aufriss, eilte er zu ihr und packte sie mit einem besitzergreifenden Griff am Arm. »Verdammt. Warte auf mich.«

Sie zitterte, als er sie durch die Eingangshalle führte. Sein faszinierender Moschusduft drang in ihre Haut ein, als versuche er sie zu brandmarken.

»Du musst nicht unbedingt mitkommen.«

»Glaube mir, ich muss durchaus mitkommen«, entgegnete er mit düsterer Stimme und hob die Brauen, als sie sich unbewusst die kribbelnden Arme rieb. »Ist alles in Ordnung?«

»Hast du Rasierwasser aufgelegt?«

Ein merkwürdig reumütiges Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. »Dolce & Gabbana. Gefällt es dir?«

»Es ist … unvergesslich.«

»Wohl eher ewig.«

Sie runzelte die Stirn. »Wie bitte?«

»Hier entlang.« Er ignorierte ihre Frage und deutete auf eine Doppeltür, die von zwei Vampiren, die einander ungemein ähnelten, bewacht wurde.

Und was für Vampire das waren …

Wow.

Fein gemeißelte Perfektion, mit der golden glänzenden Haut antiker Ägypter und ebenholzfarbenem Haar, das ihnen in langen Flechten über den Rücken hing. Ihre Gesichter waren schön geformte Meisterwerke aus hohen Wangenknochen, Adlernasen und edlen Stirnen. Als Harley näher kam, sah sie auf den Lidern der beiden dicke eintätowierte Kajalstriche, die ihre mandelförmigen schwarzen Augen betonten, sowie einen Hauch Farbe auf ihren vollen Lippen.

Als ob ihrer umwerfenden Schönheit noch künstlich nachgeholfen werden müsste.

Sie waren bereits appetitlich genug in ihren klitzekleinen Lendentüchern, die Körper erkennen ließen, die Kleopatra vor Begeisterung zum Heulen gebracht haben mussten.

Als Harley und Salvatore auf sie zukamen, öffneten die beiden Diener stumm die schweren Türen, und ihre Blicke lagen auf Harley, in einer stummen Aufforderung zu feuriger Lust.

Salvatore zog sie an den Dämonen vorbei, als seien sie unsichtbar. Sein Gesichtsausdruck war hart, als sie begannen, die breiten Steinstufen hinunterzusteigen, die tief unter das Gebäude führten.

»Bist du dir sicher?«, vergewisserte sich Salvatore und schloss die Hand fester um Harleys Arm, als die Atmosphäre sich durch den Geruch und die Geräusche der versammelten Menge verdichtete.

»Ich habe dreißig Jahre lang bei einem Rudel Werwölfe gelebt. Mich kann nichts schockieren.« Harleys unbegründeter Wagemut dauerte an, bis sie das untere Ende der Stufen erreicht hatten und Salvatore eine weitere Tür öffnete. Diese hier war aus Stahl, und die Wirkung der versammelten Dämonen traf Harley mit aller Macht. »Okay. Vielleicht war es voreilig von mir, das zu sagen.«

»Willst du wieder gehen?«

Harley hörte seine Frage kaum, da sie ihre Aufmerksamkeit auf die Szene gerichtet hatte, die sich unter ihr ausbreitete.

Im Kontrast zu der zierlichen Eleganz, die oben herrschte, war dieser riesige Raum kreisrund und bestand aus schwarzem Marmor, der terrassenförmig nach unten führte. Auf jeder Etage gab es eine Reihe von Tischen und Stühlen aus Stahl, die fest mit dem Marmor verbunden waren, und eine Reihe von Treppen, die zu dem riesigen Metallkäfig führten, der in die unterste Ebene der Kammer eingelassen war.

Über ihnen badeten schwere Kronleuchter die Gästemenge in Licht und drängten die Schatten zurück, die sich an den Rändern entlangrankten und die Gäste einhüllten, die es vorzogen, im Verborgenen zu bleiben.

Es sah mehr nach einer Donnerkuppel als nach einem Nachtclub aus.

Salvatore beugte sich hinunter, um Harley direkt ins Ohr zu sprechen, da der Lärm der Menge ohrenbetäubend war.

»Möchtest du gehen?«

Harleys Mund war trocken, als ihr Blick über die Dämonen diverser Spezies glitt. Das Einzige, was sie gemeinsam hatten, war die fühlbare Gewalt, die um sie herum knisterte.

Sie zögerte kurz, hin- und hergerissen zwischen ihrem Verstand und dem Verlangen, mit der Gefahr zu flirten.

Schon immer hatte sie die Welt außerhalb von Caines Versteck entdecken wollen. Nun, hier war sie. In all ihrer Pracht.

Oder eher, in ihrem vollkommenen Mangel an Pracht.

»Nie im Leben«, erwiderte Harley und schob das Kinn vor, um einen Mut zu demonstrieren, den sie ganz und gar nicht verspürte.

Salvatore funkelte finster zwei ungeschlachte Trolle an, die Harley beäugten, als sei sie ein leckerer Appetithappen.

Als er die schlanke Hand hob, beeilte sich eine schöne Koboldin mit hellrotem Haar und elfenbeinfarbenen Rundungen, die sie nur mit einem winzigen Lycrakleid bekleidet freizügig zur Schau stellte, ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Und wenn man nach ihrem Lächeln ging, hoffte sie, sein Wunsch beinhaltete, dass sie das winzige Stück Lycra auszog.

Harley biss die Zähne zusammen, aber Salvatore schien die sexuell auffordernde Art der Frau überhaupt nicht zu bemerken.

»Eine Sitzecke«, befahl er. »So weit von der Arena entfernt wie möglich.«

»Selbstverständlich.« Mit einem giftigen Blick auf Harley schlängelte sich die Koboldin zwischen den Tischen in der obersten Reihe hindurch und führte sie zu einer dunklen Nische, die eine kleine Sitzecke enthielt. Harley glitt auf einen Stahlstuhl, und Salvatore nahm gegenüber von ihr Platz. Sein Blick schweifte über die Menge, statt sich auf die Koboldin zu richten, die ihm ihre Brüste praktisch vor die Nase hielt. »Einen Drink, Süße?«

Harley räusperte sich. »Eine Bloody Mary«, bestellte sie, wobei ihr Ton deutlich machte, dass ihr Drink nicht das einzig Blutige bleiben würde, wenn dieses Miststück sich nicht schleunigst zurückzog.

Als spürte er die Anspannung, die plötzlich in der Luft lag, forschte Salvatore mit einem selbstgefälligen Lächeln in Harleys gerötetem Gesicht.

»Hennessy«, bestellte er geistesabwesend.

Mit einem Ruck drehte sich die Koboldin um und rauschte durch die Menge davon, vermutlich in Richtung der Bar, um ihre Getränke zu holen. Harley, die entzückt Salvatores unbeirrbaren Blick bemerkte, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.

»Ist Hennessy nicht etwas snobistisch für einen Laden wie diesen hier?«

Er streckte die Hand aus, um mit einem Finger über ihren Handrücken zu streichen.

»Was soll ich sagen? Ich bin ein Werwolf mit gutem Geschmack.«

Harleys clevere Erwiderung erstarb ihr auf den Lippen, als plötzlich Scheinwerferlichter über die Decke glitten und die Menge in laute Beifallsrufe ausbrach.

Harley blickte nach oben und sah zu, wie vier goldene Käfige aus versteckten Klappen in der Decke heruntergelassen wurden. Sie hielten mehrere Meter über dem großen Käfig auf dem Boden an und baumelten im Licht der Scheinwerfer hin und her.

»Heilige Scheiße«, keuchte sie und ließ ihren Blick von einem Käfig zum anderen wandern. »Sind das Kobolde?«

Salvatore verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Sie sind Teil der Show.«

Das war nicht unbedingt beruhigend, wenn man bedachte, dass die vier Kobolde, zwei männliche und zwei weibliche, abgesehen von schweren Stahlhalsbändern vollkommen nackt waren.

»Worin genau besteht diese Show?«

»Das ist die Dämonenversion von Herzblatt

Harley schüttelte den Kopf. Sie war süchtig nach Spielshows, aber im Fernsehen hatte sie noch nie eine Sendung gesehen, in der nackte Kobolde in Käfigen herumhingen.

»Irgendwie glaube ich nicht, dass die menschliche Version überhaupt aus demselben Universum stammt. Ich nehme an, es gibt ein paar Regeln?«

»Einige elementare. Man bezahlt eine außerordentliche Menge Geld für das Privileg, einem Dutzend anderer Dämonen in der Grube Gesellschaft zu leisten.« Er deutete auf den riesigen Käfig auf dem Boden, in dem man eine Hallenfußballliga hätte unterbringen können. »Der letzte Dämon, der noch steht, wird mit einem Schlüssel belohnt.«

»Einem Schlüssel?«

Salvatore hob die Hand, um auf die Käfige zu zeigen, von denen jeder mit einem großen Schloss ausgerüstet war, das dafür sorgte, dass die Türen geschlossen blieben.

»Sobald der Gewinner oder die Gewinnerin sich entschieden hat, wird die nächste Gruppe in die Grube getrieben, um die Gelegenheit zu erhalten, den Schlüssel zu erlangen.«

Empörung durchströmte Harley wie geschmolzene Lava. Trotz all seiner Fehler hatte Caine immer dafür gesorgt, dass die Männer seines Rudels die Strafe für Vergewaltigung verstanden.

Das war der Tod.

Ein langsamer, langwieriger, schmerzhafter Tod.

»Sie sind Sexsklaven?«

»Nein.« Salvatore drückte ihre Finger, äußerst bestrebt, Harley davon abzuhalten, etwas Dummes zu tun. »Ich gebe zu, dass ich keine Träne vergösse, wenn es jemandem gelänge, einen Pflock in Vipers nicht schlagendes Herz zu treiben, aber er würde nie Sklaven in seinem Club gestatten.«

»Woher weißt du das?«

Er beugte sich zu ihr und sprach mit so leiser Stimme, dass nicht einmal der talentierteste Dämon mithören konnte.

»Viper wurde jahrhundertelang als Sklave gehalten. Er würde jeden niedermetzeln, der sich an diesem Gewerbe beteiligt.«

Seine Beteuerungen wurden durch den Anblick der Kobolde plausibel, die sich fröhlich gegen die Gitterstäbe ihrer Käfige lehnten, um die Menge unter ihnen zur Raserei zu bringen.

»Und du?«, fragte Harley.

Salvatore lachte leise und hob ihre Hand an seine Lippen. Seine Zunge zeichnete die Form ihrer Knöchel nach.

»Ich habe solch derbe Methoden nicht nötig. Mein Charme reicht aus, um andere willenlos zu machen.«

Sie konnte vielleicht seinen Charme bestreiten, aber seine Berührung reichte aus, eine Frau dazu zu bringen, um mehr zu betteln.

»Und du nennst Caine wahnhaft«, meinte sie, aber ihre Worte klangen lahm, während sich in ihrer Magengrube Hitze sammelte.

Glücklicherweise servierte die Koboldin in diesem Moment die Getränke. Ihre kaum bedeckten Brüste lenkten Salvatore immerhin so sehr ab, dass Harley sich von ihm losreißen konnte.

Das nützte allerdings nicht das Geringste.

Die Erregung sprudelte in ihrem Blut wie der beste Champagner, und ihre Haut kribbelte, sodass sie eine Gänsehaut bekam. Sie rutschte unbehaglich auf ihrem Sitz hin und her, mit einem Mal feucht und voller Sehnsucht.

Was zum Teufel war denn jetzt los?

Salvatore schickte die aufdringliche Koboldin fort und warf Harley ein wissendes Lächeln zu. Es fiel ihm nicht schwer, den Hunger wahrzunehmen, der sich in ihr regte.

»Du solltest zumindest die Anfangsnummer genießen.«

Bevor sie fragen konnte, was er damit meinte, entdeckte sie die nackten Männer, die nichts als kunstvolle chinesische Tätowierungen am Körper trugen. Sie wirkten wie menschliche Männer – abgesehen davon, dass kein Mensch eine so perfekte athletische Figur hatte, ganz egal, wie oft er trainierte, und menschliche Haut nicht auf diese seltsame Art metallisch schimmerte – und bahnten sich auf eine sinnliche Art ihren Weg zwischen den Tischen hindurch.

»Verdammte Hölle.« Harley leerte gerade ihre Bloody Mary, als einer der Dämonen vor ihrem Tisch anhielt und einen erotischen Tanz aufführte, der in einigen Staaten illegal sein musste. Unfähig, den Blick von der merkwürdigen Schönheit der Adlernasen und der schwarzen, schräg gestellten Augen abzuwenden, rang sie nach Luft. »Was ist das?«

»Nozama-Dämonen«, antwortete Salvatore. »In ihrer Kultur sind die Frauen die Kriegerinnen, während die Männer nach ihrer sexuellen Leistungsfähigkeit beurteilt werden.«

»Das ist ja mal eine tolle Kultur«, meinte sie anerkennend, wobei ihre Stimme heiser klang, und klammerte sich an die Tischplatte, um ihre Hände davon abzuhalten, sich an Stellen zu verirren, wo sie nicht hingehörten.

Salvatore knurrte tief in der Kehle und scheuchte den Dämon an den nächsten Tisch.

»Kriegerinnen werden in der Werwolfgesellschaft respektiert, und unsere sexuelle Leistungsfähigkeit ist überall in der Welt der Dämonen berühmt«, informierte er sie und umfasste besitzergreifend ihre Hand.

»Fast so berühmt wie eure Arroganz.«

»Unsere Arroganz«, korrigierte er und beugte sich so weit über den Tisch, dass sein warmer Atem ihre Wange streifte. »Du bist eine Rassewölfin, Harley. Es ist wirklich an der Zeit, dass du zu deinem Rudel zurückkehrst.«

Die Erinnerung an die Einsamkeit, die sie ihr ganzes Leben lang gequält hatte, schnitt ihr schmerzhaft ins Herz.

Als Werwölfin sehnte sie sich instinktiv nach dem Anschluss an ein Rudel.

Nicht nur wegen des Schutzes, den ein Rudel bot, sondern auch wegen der Gesellschaft, die für Rassewölfe so wichtig war wie Nahrung und Sex.

Es war, als hätte stets ein wichtiger Teil von ihr gefehlt.

Trotzdem war sie nicht bereit, sich irgendjemandem gegenüber zu verpflichten. Nicht gegenüber Salvatore. Nicht gegenüber ihren Schwestern.

»Ich selbst entscheide, ob oder wann ich zu einem Rudel zurückkehre«, sagte sie warnend.

Salvatore hob ihren Arm an und berührte mit seinen Lippen ihr Handgelenk, in dem der Puls aufgeregt pochte.

»Ich könnte dir die Entscheidung leicht machen, wenn du mich ließest.«

»Nicht jeder lässt sich von seinen Hormonen beherrschen.«

In Salvatores goldenen Augen blitzte Erregung auf. »Ach, wenn das nur der Wahrheit entspräche …«

Harley öffnete die Lippen, als intensive Lust sie abrupt durchfuhr. Es war nicht das anhaltende Ziehen, das sie immer verspürte, wenn Salvatore in ihrer Nähe war. Oder der intensive Hunger, den seine Küsse so spielend leicht in ihr hervorriefen.

Dies war ein heftiges, überwältigendes Verlangen, das sich unangenehm nach Ertrinken anfühlte.

»Giuliani?«, stieß sie hervor.

»Entspann dich, cara.« Er massierte sanft ihre Hand.

»Was ist das?«

»Die Tänzer geben ein Pheromon ab. Es hilft dabei, weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ermutigen, sich für eine Runde in der Grube zu melden.«

»Scheiße.« Sie rutschte auf dem harten Sitz hin und her, die Haut mit Schweiß bedeckt. »Ich bin fast bereit, mich selbst zu melden.«

Ohne Vorwarnung erhob sich Salvatore und zog Harley von ihrem Sitz herunter an seinen harten Körper.

»Es ist nicht nötig zu kämpfen, cara«, meinte er rau. »Es sei denn, das erregt dich.«

In diesem Moment erregte Harley einfach alles.

Das Gefühl von Salvatores hartem Körper, sein verdammt köstlicher moschusartiger Duft, die Wirkung seiner ungeheuren Macht …

Urplötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter, riss sie herum, und sie fand sich vor einem großen Pecoste-Dämon wieder, der sie aus seinen gelben Augen anzüglich anstierte. Von seinen Stoßzähnen tropfte Gift.

Salvatore bleckte augenblicklich die Zähne, und in seinen Augen funkelte das unheimliche Glühen eines Werwolfes, der kurz davorstand, sich zu verwandeln.

»Nimm deine Hand weg, sonst …«

Harley wartete nicht, bis die beiden Männer Gefallen daran gefunden haben würden, sich auf die Brust zu trommeln und eine Menge heiße Luft zu produzieren.

Mit einer einzigen anmutigen Bewegung trat sie dem Pecoste-Dämon gegen das Knie und wartete ab, bis dieser sich instinktiv vorbeugte, bevor sie mit ihrer Faust sein Kinn traf. Der Dämon wurde nach hinten geschleudert und landete zwei Reihen unter ihr auf einem Tisch. Die Dämonen dort unten knurrten wütend, und eine wilde Schlägerei brach aus, aber Harley legte keine Pause ein, um ihr Werk zu bewundern.

Stattdessen wischte sie sich die Hände an ihrer Jeans ab und blickte Salvatore in das amüsierte Gesicht.

»Wenn ich gerettet werden muss, lasse ich es dich wissen.«

»Ich merke es mir.«

Das Handgemenge hatte Spaß gemacht, aber die schmerzhafte Lust hielt Harleys Körper immer noch gepackt. Allmächtiger Gott. Wenn sie sich nicht bald Erleichterung verschaffte, explodierte sie vielleicht.

»Ich habe genug gesehen«, murmelte sie und steuerte auf den Ausgang zu, während sie sich den Schweiß von der Stirn wischte.

Es überraschte sie nicht, dass Salvatore umgehend neben ihr stand. »Wohin gehst du?«

»In mein Zimmer.«

Sie kämpften sich schweigend durch die Menge, bis sie endlich die Tür erreichten und die Treppe hinaufstiegen. Mit jedem Schritt wurden die hartnäckigen Pheromone schwächer, und das erstickende Verlangen ließ nach, aber Harley wurde nicht langsamer. Sie konnte vielleicht die künstliche Lust durch einen Ortswechsel hinter sich lassen, aber vor dem ruhelosen Hunger, der sie weiterhin quälte, konnte sie nicht so einfach flüchten.

Sie wusste nicht, was die Zukunft bereithielt, aber sie wusste, dass Salvatore nicht mehr sehr lange damit warten würde, Briggs zu verfolgen. Die nächsten Stunden waren vielleicht die letzten, die sie zusammen verbringen konnten.

Harley wählte nicht den Weg durch die Eingangshalle, sondern steuerte direkt auf ihr Zimmer im Obergeschoss zu, zog die Schlüsselkarte aus der Tasche und stieß die Tür auf. Und dann, bevor sie sich all die Gründe ins Gedächtnis rufen konnte, warum das eine schlechte Idee sein könnte, packte sie Salvatore am Arm, zog ihn in den Raum und schlug die Tür hinter ihm zu.

Salvatore zog argwöhnisch die Augenbrauen hoch. »Harley?«

»War es nicht das, was du wolltest?«, fragte sie, drückte ihn gegen die Wand und ließ ihre Hände über die harten Ebenen seiner Brust gleiten.

Ohne Vorwarnung packte Salvatore sie an den Handgelenken, um ihre ungeduldigen Liebkosungen aufzuhalten.

»Warte, cara

Ihr Magen zog sich frustriert zusammen. »Willst du mich verarschen?«

Er kniff die Augen zusammen. »Ich will mir nicht vorwerfen lassen, die Situation auszunutzen, während du unter Fremdeinfluss stehst.«

»Schön.« Sie beugte sich vor und leckte eine Spur von seinem Brustbein bis zu seiner Halsbeuge. »Dann werde ich dich eben ausnutzen.«

Er erschauerte, und seine Körperhitze loderte mit explosiver Macht durch den Raum.

»Damit kann ich leben«, meinte er heiser und ließ Harleys Handgelenk los, sodass er das Haarband, von dem ihr Haar zusammengehalten wurde, herausziehen und seine Finger durch die dichten Strähnen gleiten lassen konnte. Harley verschwendete keine Zeit, sondern packte sein Seidenhemd und riss es ihm vom Leib. Salvatore lachte genussvoll. »Dio. Erinnere mich daran, meine Kleidermenge zu verdreifachen.«

Harley legte den Kopf in den Nacken, um Salvatore in die goldenen Augen zu blicken, die halb von seinen dichten Wimpern bedeckt waren.

»Du darfst keine Pläne machen, die mich beinhalten, Giuliani. Das ist …«

»Außergewöhnlich«, unterbrach er sie. Seine Hände umfassten ihre Hüften und zogen sie an seinen steifen Penis.

»Zeitweiliger Wahnsinn.«

»Ich stimme dem Teil mit dem Wahnsinn zu.« Er griff nach dem unteren Saum ihres Trägertops, zog es ihr über den Kopf und warf es auf den Boden. Ihr BH folgte, wodurch ihr Busen entblößt und bereit für seine intime Erkundung war. »Überwältigender, atemberaubender Wahnsinn.«

Sie stöhnte auf, als seine Daumen ihre harten Brustwarzen fanden. Er senkte den Kopf, um sie auf eine Art zu küssen, die vollkommene Hingabe verlangte.

Er schmeckte nach altem Cognac, und seine Finger zupften an den Spitzen ihrer Brüste und ließen heftige Blitze reiner Erregung durch ihre Magengrube zucken. Harley öffnete ihre Lippen unter seinem wilden Begehren noch weiter, und ihre Hände fingerten an seinem Ledergürtel herum.

Ein verheerender Großflächenbrand breitete sich in ihr aus, und sie wartete begierig darauf, sich von den Flammen verzehren zu lassen.

Nachdem sie kurzen Prozess mit der Gürtelschnalle gemacht hatte, öffnete Harley den Knopf von Salvatores Hose und zog den Reißverschluss herunter. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie mit den Fingern seine heftige Erektion umkreiste.

Salvatore murmelte einen leisen Fluch und stieß mit den Hüften nach vorn, wobei eine Schweißschicht sein schönes Gesicht bedeckte.

»Vorsicht, cara«, stieß er hervor. »Ich versuche im Kopf zu behalten, dass ich sanft mit dir umgehen muss.«

Harley reagierte darauf, indem sie auf den Zehenspitzen balancierte und ihm mit so viel Kraft in den Hals biss, dass Blut herausquoll.

»Ich habe keine Angst vor dem großen, bösen Wolf.«

Mit einem gedämpften Brüllen drehte sich Salvatore zur Seite und stieß sie gegen die Wand, während er vor ihr auf die Knie fiel.

»Du solltest aber Angst haben«, warnte er sie. Mit den Händen riss er ihr die Jeans und dann das winzige Stoffdreieck darunter vom Leib.

»Salvatore …«

Ihr blieb die Luft weg, als seine Lippen an der Innenseite ihrer Schenkel eine brennende Spur hinterließen, während seine Hände entschlossen ihre Beine weiter auseinanderzogen.

Sie grub die Finger in sein Haar, und ein Schauder reiner Wonne ließ sie erbeben.

»O … Gott.«

»Es ist zu spät für Gebete«, murmelte er und zog ein letztes Mal an ihren Beinen, um die feuchte Hitze zu finden, nach der er suchte.

Harley unterdrückte ihren Schrei. Ihr Körper zitterte vor erotischer Zustimmung. Es gefiel ihr, dass Salvatore vor ihr kniete und sie mit der Zunge und den Zähnen verwöhnte.

Ihre Augen klappten zu, und ihre Hände streichelten durch Salvatores Haar, als eine süße Anspannung sich tief in ihrem Schoß sammelte. Einen Moment lang erinnerte sie sich daran, dass es irgendeinen verrückten Grund gegeben hatte, Salvatores magische Berührung zu meiden, aber in diesem Augenblick war ihr das scheißegal.

Immer und immer wieder liebkoste seine Zunge ihre Klitoris und glitt gelegentlich mit einer Geschicklichkeit in ihre Öffnung hinein, die dafür sorgte, dass Harley mit Volldampf auf ihren Höhepunkt zusteuerte.

Ihr immer schneller werdendes Keuchen wahrnehmend, stand Salvatore abrupt auf, zog seine Schuhe und seine Hose aus und stand in seiner ganzen Pracht vor ihr.

Und er war wirklich prachtvoll.

Seine schmalen, perfekten Gesichtszüge. Seine strahlenden goldenen Augen. Sein fein gemeißelter, gebräunter Körper. Sein Penis, der voll aufgerichtet und begierig darauf war, sie zu befriedigen.

Salvatore ließ Harley einige Momente Zeit, um den Anblick seines nackten Körpers zu genießen, dann umfasste er ihre Taille und drehte sie um.

»Stemm deine Hände gegen die Wand, und halte die Arme steif«, flüsterte er ihr heiser ins Ohr. Daraufhin hob er ihr Bein an und zog es über seinen Oberschenkel, wodurch sie sich merkwürdig verletzlich fühlte.

Harley, die darauf nicht vorbereitet gewesen war, blickte verwirrt über ihre Schulter. Ihr Herz machte einen Satz, als sie die herbe Schönheit seines gebräunten Gesichts erblickte.

»Was zum Teufel machst du da?«

»Vertrau mir«, sagte er. Seine Hand ergriff die Innenseite ihres Schenkels in demselben Augenblick, in dem seine Erektion ihre Vagina von hinten berührte.

»Ja.«

Harleys Kopf fiel nach hinten auf seine Schulter, da ihr Hals durch den intensiven Genuss nachgab, als Salvatore in sie hineinglitt. Er war groß und bereit, tief in sie einzudringen. Jeder seiner stürmischen Stöße ließ Harley zwischen Glückseligkeit und Schmerz schweben.

Sie lehnte sich schwer gegen die Wand, um ihre schwachen Knie zu unterstützen, und stöhnte, als seine Finger zwischen ihre Schamlippen glitten, um gleichzeitig mit dem wilden, unaufhörlichen Pumpen seiner Hüften die feuchte Hitze zu liebkosen.

Irgendwo in der Dunkelheit suchte ein Wolfstölenrudel nach ihnen, Briggs plante seine bösen Taten, und der König der Vampire reiste eilig in ihre Richtung. Aber diese Gefahren hatten für Harley keine Bedeutung, als ihr Körper sich in einer fast unerträglichen Erregung anspannte.

Mit einem Knurren, das eher tierisch als menschlich war, grub Salvatore sein Gesicht in Harleys Halsbeuge, und sein Mund berührte ihre sensible Haut.

»Du bist mein«, sagte er, und seine leisen Worte schienen sich in Harleys Seele einzubrennen. »Jetzt und bis in alle Ewigkeit.«

»Nein.«

»Doch, Harley.« Er drang noch tiefer in sie ein und nahm sie mit jedem Stoß mehr in Besitz. »Es gibt kein Zurück.«

»Verdammt, Salvatore …«

Ihre Worte wurden ihr abgeschnitten, als Salvatore seine Zähne in ihren Halsansatz grub. Schockiert von dem köstlichen Angriff, krümmte sich Harleys Körper, und ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, als der explosive Höhepunkt ihren ganzen Körper erfasste …