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Sie hatten ein anständiges vallianisches Ledergewand mitsamt den dazugehörigen schwarzen Stiefeln mitgebracht, und so schenkte mir niemand besondere Aufmerksamkeit, als ich im vermengten Licht der Sonnen dahinschritt. Meine Gefährten waren gegangen, um bei den anderen Bewohnern von Dame Felimas Haus keine unwillkommene Aufmerksamkeit zu erregen. Naghan der Unscheinbare war auf seine lautlose Weise verschwunden, um seinen Aufgaben nachzukommen.
Obwohl es unausgesprochen blieb, war es völlig klar, daß sie von mir erwarteten, in der Herberge zu bleiben und mich dort zu verstecken. Ha! Mit einem Gesicht, das nicht allzusehr stach und kribbelte und das ich beträchtliche Zeit aufrechterhalten konnte, brach ich auf, und zwar schnell.
Bei Krun, jawohl!
Die Kameraden hatten mir auch einen schönen Drexer besorgt, die gerade Hieb- und Stichwaffe, die nun allgemein in Vallia benutzt wurde. Was nun das Messer anging, die Waffe, die ich für gewöhnlich als mein ›altes Seemannsmesser‹ bezeichne, nun, bei Vox, ich hatte mir genug neue beschafft und auch wieder verloren, und der Druck der Waffe, die sich an meine Hüfte schmiegte, war wie immer beruhigend.
Im linken Stiefelschacht war eine hübsche Scheide eingelassen worden, die ein sicheres Versteck für die kleinere Ausführung des Messers bot, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Bowiemesser hatte.
An der Kreuzung zweier Straßen, wo sich ein kleiner Kyro öffnete, blockierte mir eine laute und lärmende Menge den Weg. Alle möglichen Leute standen hier versammelt, darunter viele verschiedene Diffs, und die Straßenhändler verkauften ihre Waren so schnell, wie ein Leem sprang. Der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bestand aus einem Mann, der auf einem umgestülpten Faß stand und gestikulierend und lautstark eine leidenschaftliche Rede hielt, mit der er sich an die Menge wandte.
Der Kerl erregte meine Aufmerksamkeit. Er trug ein ganz gewöhnliches Gewand, hatte Rapier und Main-Gauche um die Hüfte geschnallt und einen Hut auf dem Kopf, an dessen Krempe eine gebogene Feder steckte. Die Feder war schwarz und weiß.
Er war ein Apim, ein Homo sapiens wie ich, mit einem Gesicht wie eine Walnuß und dunklen Augen unter dichten Augenbrauen. Die große runde Nase sah eher wie eine zerdrückte Tomate als wie eine Nase aus.
Notgedrungen blieb ich stehen und hörte zu. Die Menge war sichtlich unruhig. Einige lachten und spotteten, andere lauschten schweigend; die Mehrheit aber hörte den Worten des Burschen mit ernstem Gesicht zu.
Ich will gar nicht erst versuchen, seine Rede hier wortwörtlich wiederzugeben. Letztlich lief alles darauf hinaus, daß in dem Inselreich die Zeit für einen Wechsel gekommen war, daß der Herrscher und die Herrscherin nicht länger in der Lage waren, vernünftig zu herrschen, und je schneller man sie los wurde, desto besser.
Und ich, Dray Prescot, der Vater des derart geschmähten Herrschers, stand da und hörte in grimmigem Schweigen zu.
In Vallia trägt das Dienstpersonal – denn wir halten keine Sklaven – mit verschiedenfarbigen Streifen versehene Armbinden. Jede Farbkombination verkündet, welchem Herrn, Haus, Geschäft oder welcher politischen Partei der Träger angehört oder dient. An strategisch ausgewählten Stellen in der Menge standen Männer mit schwarzweißen Armbinden.
Ein Schaudern lief mir den Rücken hinunter. Schwarz und Weiß. Verdammte Racter.
Gauner bewegten sich aufgeregt durch die Menge. Entsetzlich gelangweilte Kinder zupften an ihren Eltern, weil sie nach Hause wollten. Schlanke Bäume vor einem Wirtshaus namens Zur Duftenden Laube entließen ihren Duft in die Luft. Und über allem brachte der strömende, vermengte Schein der Sonnen von Scorpio Farbe und Licht in die Welt.
Dann behauptete dieser Aufrührer leidenschaftlich, die schrecklichen Phantommorde seien die Schuld des Herrschers. Würde sich Drak ordentlich um die Menschen Vallias kümmern, geschähen diese schrecklichen Verbrechen nicht. Das traf bei den Zuhörern einen empfindlichen Punkt, und sie hörten auf, sich miteinander zu unterhalten, und lauschten aufmerksam.
Ein Mann neben mir, ein riesiger Brokelsh mit einer Bierkutscherschürze und Strohhalmen im borstigen schwarzen Haar, gab lautstark sein Einverständnis kund. Höflich fragte ich ihn nach dem Namen des Redners.
»Was denn, Dom! Das ist doch der berühmte Tyr Prangman ti Volden. Er hat recht, was die Führung des Landes angeht, bei Vox!«
Es bestand keinerlei Zweifel, daß dieser Prangman die Menge gänzlich in seinen Bann geschlagen hatte. Die Leute brüllten ihre Zustimmung heraus, drängten den Aufrührer, fortzufahren. Unauffällig bahnte ich mir einen Weg durch die Menge auf diesen Prangman und sein umgestülptes Faß zu.
Jeder, der glaubt, daß das Regieren einer Nation einfach ist, sollte sich einmal dringend den Kopf untersuchen lassen. Ich hatte es lange genug getan, genau wie die göttliche Delia, und wir hatten beide abgedankt. Drak entstammte natürlich einer langen Reihe von Herrschern. In Silda, der Tochter meines Kameraden Seg Segutorio, hatte er die ideale Frau gefunden.
Meiner Meinung nach hätte nicht einmal der widerwärtige Makki-Grodno selbst etwas an Drak oder Silda auszusetzen gefunden. Diese verfluchten Neo-Racter waren auf die gleichen selbstsüchtigen Ziele aus wie ihre Vorfahren – Macht für sich selbst und in eine Herrelldrinische Hölle mit allen anderen.
Ich sagte »Entschuldige, Dom« und »Entschuldige, meine Dame«, während ich mir den Weg nach vorn bahnte und darauf achtete, daß niemand Anlaß hatte, sich belästigt zu fühlen. Ich war die Höflichkeit in Person. Langsam näherte ich mich dem Faß und dem redenschwingenden Tyr Prangman ti Volden. Mittlerweile hatte er sich so richtig in die Sache hineingesteigert und verkündete Fakten und Zahlen, die in einem weniger erregten Augenblick jeder sofort als eindeutig falsch erkannt hätte.
Und dann – o ja, dann! Dieser Cramph von Prangman verkündete, die Herrscherin Silda sei eine allseits bekannte Kurtisane, die sich zahllose Liebhaber hielt, und der Herrscher Drak bemerke es nicht, weil er sich im Dauerrausch befinde.
Also ehrlich! Bei den fetten Oberschenkeln und dem herabhängenden Bauch der Heiligen Dame von Belschutz! Das konnte ich nicht durchgehen lassen. Nein, bei Zim-Zair!
Ungefähr in der ersten Reihe stieß ich auf einen Hytak von der geschwänzten Sorte, der ein Stoffgewand trug und einen kurzen Stock schwenkte. Sein kräftiges Gesicht war knallrot angelaufen. »Du Rast!« brüllte er. »Du lügst, so wahr mein Name Vanner der Ehrliche ist!« Aus dem Augenwinkel nahm er einen Rapa wahr, der sich näherte. Der Rapa trug den schwarzweißen Schturval. Blitzartig fuhr der kurze Stock dem Rapa quer über den Schnabel. »Du, Prangman, bist ein Schurke, der bis jetzt dem Galgen entgangen ist, ein Lügner und ein Scheusal im Angesicht Opaz'!«
Der Rapa stürzte zu Boden. Gut gemacht. Ich trat über ihn hinweg und stellte mich an die Seite dieses Hytaks mit dem Namen Vanner der Ehrliche. »Gib acht, Dom«, sagte ich aus dem Mundwinkel. »Hier schwirren zu viele Schwarzweiße herum.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, sprang ich vor, packte Tyr Prangman ti Volden mit einem geschickten Griff und warf ihn Hals über Kopf vom Faß in den Straßenschmutz.
Die verachtenswerten Worte, die dieser Bursche über Prinzessin Didi gesagt hatte, der die Provinz Urn Vennar gehörte, hatte das Entfernen dieses Burschen noch viel dringlicher gemacht. Didi hielt sich in Zandikar auf, noch immer nicht vollständig von den schrecklichen Wunden genesen. Sie war in meinen Gedanken, und sobald diese beunruhigende Geschichte mit dem Phantom abgeschlossen war, würde ich zum Auge der Welt aufbrechen, um nach ihr zu sehen. Doch im Augenblick hielt mich nicht nur meine Pflicht hier, sondern auch der Befehl der Herren der Sterne.
Chaos brach aus. Anscheinend hatte jeder ein Hühnchen mit jemand anderem zu rupfen. Die Schwarzweißen schlugen zu und kassierten im Gegenzug ordentliche Hiebe. Der gesamte Kyro explodierte zu einer blindlings um sich schlagenden Masse. Der Lärm stieg in den Himmel.
Für mich ein weiterer Beweis für den ungesunden Zustand nicht nur Gafardens, sondern ganz Vallias.
Der Hytak Vanner der Ehrliche ergriff meinen Arm. »Gut gemacht, Dom. Aber ich glaube, wir sollten uns besser aus dem Staub machen.«
»Aye.«
Und so ergriff ich, Dray Prescot etc., etc., die Flucht.
Dabei kam mir ein seltsamer Gedanke. Ein unangenehmer Gedanke. Der aufrührerische Prangman hatte, während er lautstark seine antiimperiale Botschaft verkündete, eigentlich von seinem Recht Gebrauch gemacht, einen politischen Standpunkt zu verkünden. Daraus hätte sich ein politischer Dialog ergeben sollen. Statt dessen hatte ich eine Demonstration für die übermächtige Macht der Regierung gegeben – in diesem Fall zugegebenermaßen aus zweiter Hand. Statt eine vernünftige demokratische Diskussion zu beginnen, hatte ich mich der Schlägermethode bedient. Ich muß es bei Krun zugeben, ich schämte mich meiner Handlung, jawohl.
Drak und Silda wären damit nicht einverstanden gewesen. Sie regierten Vallia keineswegs mit dem großen Knüppel.
Zu meiner Verteidigung muß ich allerdings anführen, daß dieser Shint Prangman seine verleumderischen, falschen, dreckigen Anschuldigungen in bezug auf Drak und Silda nicht hätte vorbringen dürfen.
Allein dafür hatte er es verdient, von seinem Faß gestoßen zu werden. Silda und Didi, beides Schwestern der Rose, waren tadellose vallianische Damen. Ich holte tief Luft, als ich Vanner hinterherlief. Ließ man die zwielichtige Welt der Politik beiseite, hatte es Prangman vielleicht allein schon aus Höflichkeit gegenüber diesen Damen verdient, von seinem Faß geholt zu werden.
Die Neo-Racter dachten nicht im Traum daran, Vanner und mich so ohne weiteres davonkommen zu lassen.
Man hatte uns ausgespäht. Vier stämmige große Burschen stellten sich uns in den Weg. Ihre Schwerter blieben in den Scheiden, aber sie schwangen knorrige und ausgesprochen bösartig aussehende Knüppel.
Es war unnötig, daß ihr Anführer, ein Rapa, dessen violettes Federkleid nicht zu seiner Tunika paßte, ausrief: »Schlagt sie zusammen!« Aber er tat es trotzdem.
Vanner war der Situation gewachsen. Er warf sich förmlich auf den ihm nächsten Schläger, und sein kurzer dicker Stock hob und senkte sich wie ein Schatten. Zwei Herzschläge später benutzte ich eine alte Krozairtechnik und nahm dem nächsten die Keule ab, versetzte ihm einen Tritt und fuhr herum, um dem Angriff des dritten zu begegnen. Ein schnelles Abtauchen unter die zuschlagende Keule, eine rasche Drehung, ein kurzer gerader Stoß, und er taumelte kreischend fort und hielt sich dabei den Leib. Was war mit Vanner?
Der Hytak war gerade im Begriff, mit seinem Stock einen Schlag zu parieren und seinen Schwanz herumschnellen zu lassen. Der Schwanz wurde ganz starr und stach in die Kehle des Gegners. Ich zuckte zusammen. Der Kerl, ein weiterer Rapa, wollte aufschreien und brachte nur ein Röcheln zustande. Vanner versetzte ihm einen sauberen Schlag auf den Schnabel, und er sackte zusammen.
»Tja«, meinte Vanner der Ehrliche.
Sein Schwanz wickelte sich ordentlich um seine Taille. Kaum anderthalb Herzschläge waren zwischen dem Augenblick, in dem er den Hieb pariert hatte, und dem Schlag mit dem Schwanz vergangen. Er war schnell!
Da wir uns auf Kregen befanden, waren wir natürlich noch nicht außer Gefahr.
Das Handgemenge auf dem Platz wurde fortgesetzt. Vermutlich benutzten die Leute die Schlägerei dazu, der vom Phantom verursachten angestauten Wut und Angst freien Lauf zu lassen. Wie lange die Stadtwache zum Erscheinen brauchen würde, kam auf den diensthabenden Deldar an. Drei Männer lösten sich wie die Funken eines Feuerrades vom Rand des Getümmels und stürmten auf uns zu.
Sie waren von einem gänzlich anderen Schlag als die vier, die sich stöhnend am Boden wanden.
Zum einen trugen sie fransenverziertes Leder. Der schwarzweiße Schturval prangte mutig an ihren Schultern. Sie waren alle Apim, und ihre Gesichter trugen jenen verbissenen und hungrigen Ausdruck von Berufskämpfern, die sich ihr Geld verdienen wollten. Außerdem hatten alle drei die Schwerter gezückt; die Klingen funkelten im Licht der Sonnen und zeigten auf Vanner und mich.
»Lauf!« rief Vanner der Ehrliche. Er stürmte los, und zwar mit der Schnelligkeit, von der in der klassischen Beschreibung die Rede ist – er rannte wie ein Hase.
Ich wiederholte das, was er davor gesagt hatte: »Tja.«
Ich war losgelaufen, weil ich es für die beste Taktik gehalten hatte. Nun erwarteten diese drei Schwertkämpfer, die weitaus mehr als gewöhnliche Schläger waren, daß ich wieder flüchtete. Blieb ich hingegen, erwarteten sie selbstbewußt, mich zu durchbohren.
Auf die Dauer ist es etwas ermüdend, im Angesicht der Gefahr ständig das Weite zu suchen. Bei Kurins Klinge, das ist es!
Bei den Waffen, die die Männer in den Fäusten hielten, handelte es sich um Rapiere. Nun, das machte es spannender. Schon bevor ich auf Mefto den Kazzur gestoßen war, war mir bereits klar gewesen, daß ich eines Tages auf einen Schwertkämpfer treffen würde, der mir gleichwertig wäre. Wie Sie wissen, habe ich nie behauptet, der beste Schwertkämpfer zweier Welten zu sein. Das wäre kindische Prahlerei.
Vanners Ruf war wegen der lärmenden Menge kaum zu verstehen.
»Komm schon, Dom! Lauf! Sie haben Schwerter!«
Ich sparte mir eine Antwort für den Ehrlichen und stellte mich den Neuankömmlingen.
Wie Sie ebenfalls wissen, habe ich versucht, der ruhige und beherrschte Dray Prescot zu sein, der nachdenkt, bevor er handelt. Ich verabscheue jede Gewalt, aber das ist Ihnen auch bekannt. Das Problem ist nur, daß die Leute mir immer wieder mit Gewalttätigkeit begegnen. In diesem Fall hätte ich mit Vanner die Flucht ergreifen sollen. Doch, das hätte ich tun sollen.
»Komm her, du Cramph!« rief der erste Mann heiser. »Wir werden dich lehren, Tyr Prangman nicht anzurühren!«
Sie hielten ihre Rapiere und die linkshändigen Dolche auf erfahrene Weise. Das waren keine Anfänger. Sie kannten ihr Handwerk – und sie meinten es ernst, bei Vox!
Langsam und geschäftsmäßig zog ich Rapier und Main-Gauche.
Ich hielt die Waffen so, daß ihre Spitzen zu Boden zeigten. Ich rief: »Hört zu, Doms. Ich will nicht gegen euch kämpfen. Warum vergessen ...«
Das Gebrüll, das ich zur Antwort erhielt, hätte von einem hungrigen Chunkrah stammen können. Der Mann stieß einfach nur einen unartikulierten Schrei aus und drohte wild mit dem Schwert.
So war das also. Sinnlos, weiter abzuwarten. Ich riß Rapier und Dolch hoch und stürmte auf sie zu.
Es heißt, im Alter wird man toleranter. Nun, nach meinem Bad im Heiligen Taufteich von Aphrasöe war ich noch immer jung. Diese Racter verdienten die Toleranz, die man Leuten zugestand, die aus Eigennutz jeden anderen beherrschen und unterdrücken wollten. Gut, diese Kämpfer wurden von hochrangigen Leuten der Racter-Hegemonie dafür bezahlt, jeden zu terrorisieren, der sich ihnen in den Weg stellte. Wenn sie sich ihren Lohn verdienten, dann, bei Vox, mußte ich mir als sogenannter Herrscher von ganz Paz meinen Lohn ebenfalls verdienen.
Die Kompromißlosigkeit der drei bezahlten Mörder hatte mich in eine ziemlich üble Stimmung versetzt, und so fuhr ich geradewegs zwischen sie.
Nun, wir kämpften. Sie kannten die Tricks ihres Handwerks, und ihre Schwertkunst erwies sich als bemerkenswert. Die frische Luft Kregens wurde vom rauhen Klirren aufeinandertreffenden Stahls, dem Trampeln und Schaben festen Stand suchender Füße und dem keuchenden Grunzen der drei Kämpfer verunreinigt.
Nach meinem ersten Angriff taumelte einer zurück, nachdem er seine Schulter von meinem Schwert gezogen hatte. Er ließ den Dolch fallen und fluchte herzhaft. Die anderen beiden wollten mich von den Flanken angreifen, und ich wich zurück und sprang sofort wie ein Leem wieder vor. Das Rapier blitzte auf, die Main-Gauche zuckte nach vorn, um eine heransausende Klinge abzuwehren. Mein Angriff führte lediglich dazu, daß meine Haut vor einem Schaden bewahrt und die beiden in die Defensive gedrängt wurden. Nun, bei Vox, dieser Erfolg war verdammt wichtig!
Ich rückte vor und ließ die Klinge leicht hin- und herzüngeln, damit sie meine Absichten nicht erahnten.
»Du Rast!« rief der Bursche mit der durchbohrten Schulter. »Gib auf, oder es wird schlimm für dich ausgehen.«
Ich sparte mir jedes überflüssige Prahlen und tat einen Satz nach rechts, ließ die Klingenspitze um den Dolch des dortigen Gegners kreiseln und katapultierte ihn in die Luft. Aus derselben Bewegung heraus drehte ich mich auf dem Absatz um und die zustechende Rapierklinge fuhr seinem Kameraden sauber in die Kehle. Der Mann zeigte einen erstaunten Gesichtsausdruck. Er hatte mich in dem Moment angreifen wollen, als ich ihm halb den Rücken zuwandte, um mich um seinen Kameraden zu kümmern. Und jetzt steckte ihm plötzlich ein Stück Stahl im Hals. Kein Wunder, daß er überrascht war.
Eine kleine Pause trat ein. Der Kerl, dessen Adamsapfel entkernt worden war, ging zu Boden. Schaum stand ihm vor dem Mund. Es war kein hübscher Anblick. Und ich war dafür verantwortlich. Es war ihre verdammte Schuld, das schon; trotzdem ...
Der unverletzte Schwertkämpfer war noch da. Wie bei einem Tanz hüpfte er auf den Fußballen herum offensichtlich unsicher, wie sein nächster Schritt aussehen sollte.
Der Kämpfer, der offenbar der Anführer war, hielt sich die Schulter, wo ein kleines Blutrinnsal am Leder hinuntersickerte. Er knurrte grimmig: »Durchbohr ihn, Samdo! Mach schon!«
Samdo hüpfte auf und ab und fuchtelte mit dem Schwert herum.
Die ganze Zeit hallte der Lärm der aufgebrachten Menge in Wellen über den Platz. Neue Rufe ertönten. »Die Stadtwache!«
Samdo kreischte: »Es ist nicht möglich, Lart!«
Lart hatte eindrucksvolle buschige schwarze Augenbrauen. Seine Nase, die auffallend schmal war, blähte sich auf, als er einen tiefen Atemzug nahm. »Ich werde dich nicht vergessen, Cramph! Slem ist mein Zeuge, wir sehen uns wieder!«
Er brüllte Samdo an, Nath den Fulleron – vermutlich den Mann auf dem Boden mit dem durchstochenen Hals – dort liegenzulassen und zu rennen, als wären die Eisenreiter von Hodan Set hinter ihm her.
Beide Schwertkämpfer wandten sich ab, liefen in eine Seitenstraße und verschwanden.
Da ich nun nicht ganz der Onker bin, als den man mich so oft beschimpft, folgte ich ihrem Beispiel und tauchte in den willkommenen Schatten unter.