Als Lisa am nächsten Morgen zu Erik ins Zimmer ging, blieb sie erschrocken in der Tür stehen.

Renate saß auf ihrem Platz oder besser gesagt auf dem Stuhl, auf dem Lisa schon so viele bange Stunden verbracht hat.

«Was machst du hier?», fragte Lisa, ohne ihre Verwunderung zu unterdrücken. Doch sofort korrigierte sie sich und fügte noch ein «Guten Morgen» an.

«Guten Morgen, Lisa», sagte ihre Schwiegermutter, und das erste Mal, seit sie sich kannten, kam es Lisa so vor, als würden Renates sonst so kontrollierten Gesichtszüge nicht mehr zu dem strengen Ton ihrer Stimme passen. Sie saß tieftraurig da, und Lisa erkannte an ihren geschwollenen Augenrändern, dass sie geweint haben musste.

Lisa ging auf sie zu, um ihr wie immer die Hand zu schütteln. Doch Renate zog sie an sich und hielt sie einen Moment lang fest, was so gar nicht ihre Art war.

«Sie wollen ihn heute nochmal untersuchen und seine Gehirnströme messen», flüsterte sie, so als ob Erik nichts davon mitbekommen durfte.

Lisa seufzte und nickte. Sie wusste, was die Untersuchung zu bedeuten hatte. Heute würden sie vielleicht erfahren, wie es um Eriks Gehirntätigkeit stand und ob die schweren Kopfverletzungen Teile seines Gehirns unwiederbringlich geschädigt oder zerstört hatten.

«Ich darf gar nicht daran denken, was passiert, wenn sie feststellen, dass …» Renate unterbrach sich und holte ein Stofftaschentuch hervor, das sie wie immer elegant in ihrem Ärmel versteckt trug.

Lisa nahm sich den Stuhl, der vor der Fensterbank stand, und trug ihn auf die andere Seite von Eriks Bett.

Nun saßen beide Frauen eine Zeit lang schweigend da, in der Mitte Erik, dessen Gesicht trotz der Intubation und des Kopfverbands glücklicherweise wieder recht normal aussah, weil die Augenpartie nicht mehr so bläulich und so geschwollen war.

«Warum trug der Junge bloß keinen Helm?» Es klang wie eine rhetorische Frage, doch sie hing bedrohlich im Raum und erschütterte Lisa bis ins Mark.

Sie atmete tief durch und sagte nach einer kurzen, beklemmenden Pause: «Wir hatten uns gestritten.»

Ihre Schwiegermutter sah sie irritiert an. «Wie bitte? Ihr habt gestritten?»

Lisa nickte zaghaft. «Ein Wort hat das andere ergeben. Und dann ist Erik zur Tür rausgerannt. Wenn er nicht so wütend gewesen wäre, wäre ihm sicher nichts passiert.»

Plötzlich war die Atmosphäre in dem ohnehin schon kalten Zimmer zum Schneiden. Das unerträgliche Schweigen weitete sich aus, sodass Lisa glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Sie fürchtete, jeden Augenblick würden die schlimmsten Vorwürfe über sie hereinbrechen.

Da klopfte es an der Tür. Eine Schwester schaute herein und bat sie, draußen Platz zu nehmen, weil sie noch alles für die Untersuchung vorbereiten musste.

Lisa holte noch schnell den Zettel von ihrem gestrigen Besuch unter Eriks Kopfkissen hervor und legte ihn in die Schublade. Gleichzeitig fragte sie sich, ob Renate ihn wohl gelesen hatte.

Früher hätte es ihr etwas ausgemacht, dachte Lisa. Doch jetzt war es ihr ganz egal, ob Renate ihre Nase in Dinge steckte, die sie eigentlich nichts angingen.

Obwohl Lisa ihre Schwiegermutter eigentlich mochte, waberte zwischen ihnen immer etwas Unausgesprochenes, von dem sie nicht zu sagen vermochte, was es genau war.

«Soll ich uns einen Kaffee holen?», fragte Lisa unsicher, als sie auf den Flur traten. Sie wollte nicht länger als nötig mit Renate alleine sein.

Eriks Mutter nickte. «Sehr gern.»

«Ich bin gleich wieder da», erklärte Lisa schnell und marschierte Richtung Fahrstühle.

Warum nur fiel es nicht nur Erik, sondern auch ihr so schwer, Renate so zu akzeptieren, wie sie war? Niemals hätte ihre Schwiegermutter sie offen kritisiert. Immer war sie unglaublich kontrolliert und hielt mit ihren Gefühlen hinterm Berg. Aber unter ihren subtilen Vorwürfen und der ständigen Kritik hatte Erik sein Leben lang gelitten, das wusste Lisa.

Während sie wieder einmal den nicht enden wollenden Flur entlangging, der sich so beklemmend anfühlte wie ein auswegloser Tunnel, kam ihr plötzlich ein neuer Gedanke. Vielleicht hatte Erik keine andere Chance gehabt, als seinen Protest im Stillen auszudrücken, weil sein Mitgefühl für diese einsame Frau einfach zu groß war. Vielleicht fühlte er sich deshalb so getrieben und musste immer wieder an seine eigenen körperlichen Grenzen gehen, um sich frei zu fühlen und seine eigene Kraft zu spüren. Vielleicht war der Extremsport seine Art der Rebellion.

Wie oft hatten sie schon gestritten, weil Erik selbst bei den kleinsten Meinungsverschiedenheiten lieber gleich vor seiner Mutter kapitulierte, als sich einer mühsamen Diskussion auszusetzen. Er tat alles, um Renate bloß nicht vor den Kopf zu stoßen oder sie in irgendeiner Weise zu brüskieren.

Lisa fiel wieder die Mütze ein, die Erik selbst im pubertären Alter noch tragen musste und die er sich vom Kopf riss, sobald er aus dem Haus gegangen war und seine Mutter ihn nicht mehr kontrollieren konnte.

Wie tragisch diese eigentlich zum Schmunzeln anregende Geschichte doch war, dachte Lisa. Denn mit diesem verdammten Helm hatte Erik im Grunde nichts anderes getan. Obwohl er als Arzt nur allzu gut wusste, wie gefährlich das Fahren auf seinem Rennrad und Mountainbike ohne Kopfschutz war, missachtete er diese Tatsache allein aus Trotz und vielleicht sogar bloß, um ihr eins auszuwischen.

Vielleicht wäre das Tragen des Helms für ihn eine Selbstverständlichkeit gewesen, wenn sie ihn nur nicht immer dazu gedrängt hätte, dachte Lisa voller Reue und seufzte tief.

Schon wieder meldete sich ihr schlechtes Gewissen, doch dieses Mal gelang es ihr, der Vernunft den Vorrang zu geben. Überhaupt sah sie seit dem Gespräch mit Lenny gestern Abend einiges sehr viel klarer. Er hatte ihr deutlich vor Augen geführt, was es heißt, für sich und sein Leben Verantwortung zu übernehmen, statt sich zum Opfer anderer zu machen. Auch wenn es ihr widerstrebte, dass ihr Bruder manchmal so oberschlau daherredete, war er im Grunde der Einzige, der schonungslos ehrlich zu ihr war. Offenbar hatte Agnes durchaus einen guten Einfluss auf ihn. Denn früher war er viel verschlossener gewesen und hatte eine ähnlich ablehnende Haltung gegenüber so einem Psycho-Gequatsche wie sie selbst.

Lisa hielt einen Moment lang inne. Eigentlich empfand sie sich immer als offen und flexibel. Auch reflektierte sie gern über ihre eigene Entwicklung sowie die Probleme anderer. Aber vielleicht hatte Lenny wirklich recht – vielleicht war sie trotzdem ihr ganzes Leben lang bloß getrieben, einen Punkt nach dem anderen abzuhaken. Vielleicht versuchte sie tatsächlich, durch äußere Umstände Halt und vermeintliches Glück zu finden. Nur war ihr dies offensichtlich nie bewusst gewesen.

So viele Fragen schwirrten ihr im Kopf herum, dass ihr schwindelte. Am liebsten würde sie einfach einschlafen und nie wieder aufwachen. Doch augenblicklich ermahnte sie sich, stark zu sein, und beschleunigte ihren Schritt.

Schließlich trat Lisa an den Automaten, drückte den Knopf, auf dem das Wort «Milchkaffee» stand, und warf die passenden Münzen in den Schlitz. Ein 50-Cent-Stück rutschte trotz mehrmaliger Versuche immer wieder nach unten durch. Lisa kramte genervt in ihrem Portemonnaie und war zornigen Tränen nahe, als sie vergeblich nach einer Ersatzmünze suchte. Sie schaute sich um, aber weit und breit war niemand auszumachen, den sie um Hilfe bitten konnte.

Sie fluchte leise und ging dann schnellen Schrittes in Richtung Treppenhaus, um unten am Empfang zu fragen, ob ihr jemand Geld wechseln konnte.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie wieder auf den Flur mit den Automaten trat. Doch ausgerechnet jetzt machte sich daran ein älterer Herr zu schaffen, der Mühe hatte, den Automaten richtig zu bedienen.

Nachdem Lisa endlich einen Kaffee erstanden hatte, rührte sie noch ein halbes Päckchen Zucker hinein und balancierte den Becher andächtig zum Fahrstuhl.

Als sie den langen Flur zu Eriks Zimmer entlangging, bemerkte sie, dass sich das schlechte Gewissen inzwischen tatsächlich verflüchtigt hatte. Falls Renate ihr also Vorwürfe machen würde, würde sie ihr, so ruhig wie möglich, erklären, dass Erik immer auf volles Risiko ging – ganz gleich, ob er mit oder ohne Helm fuhr, an einem steilen Abhang spazierte oder, wie noch vor ihrer gemeinsamen Zeit, trotz Höhenkrankheit immer wieder ins Hochgebirge hinauswollte.

Doch was, wenn er von nun an nicht mehr in der Lage sein würde, für sich selbst zu sorgen?

Wie viel bittere Ironie in dieser Situation doch lag, dachte Lisa, während sie vergeblich Ausschau nach Renate hielt.

Gerade erst hatte sie die Lektion gelernt, was es heißt, verantwortungsbewusst miteinander umzugehen, und dass es nicht immer richtig ist, sich in das Leben des anderen zu sehr einzumischen. Und nun würde Erik vielleicht bald so bedürftig sein wie ein kleines Kind – wie ein Kind, für das er die Verantwortung nicht übernehmen wollte und die Lisa nun vielleicht alleine würde tragen müssen.

Bitte, lieber Gott, bitte lass Erik wieder gesund werden, betete Lisa innerlich.

Sie sah nun aus einiger Entfernung, wie Prof. Weiländer in Begleitung einer Schwester auf Renate einredete. Eriks Mutter sank plötzlich auf ihrem Stuhl zusammen und zückte ihr Taschentuch, sodass Lisa vor Schreck den heißen Kaffeebecher zu Boden fallen ließ.

Erst jetzt bemerkten die drei, dass Lisa mittlerweile hinter ihnen stand.

«Frau Grothe? Ist alles in Ordnung?» Prof. Weiländer trat mit besorgtem Gesicht auf sie zu.

Lisa nickte zaghaft und lauschte dann den ruhigen, monotonen Worten des Arztes. Die ersten Ergebnisse der Untersuchung hätten gezeigt, wie gut die Chancen für Erik standen, eines Tages wieder ein normales Leben führen zu können. Doch erst nachdem Lisa sich mit einem fragenden Blick bei Renate vergewissert hatte, dass auch sie diese optimistische Diagnose gehört hatte, begann Lisa, den Worten des Professors Glauben zu schenken. Denn Renate lächelte ihr mit glasigen Augen erleichtert zu.

Prof. Weiländer verabschiedete sich höflich und fügte noch hinzu, dass sie sich wegen des verschütteten Kaffees keine Sorgen zu machen brauchte. Kurz darauf eilte auch schon eine Schwester mit einem Lappen herbei und kümmerte sich um den großen hellbraunen Fleck auf dem hässlichen Fußboden.

Als sie gegangen war, sprang Renate auf, ging auf Lisa zu und breitete ihre Arme aus. Sie hielten sich fest aneinandergeklammert und weinten – vor Erleichterung, obwohl sie immer noch nicht wussten, wann die Schwellung in Eriks Kopf zurückgehen würde und wann er aus dem Koma geholt werden konnte.

 

Nachdem Lisa ihren Eltern, Lenny und auch Knuth die gute Neuigkeit am Telefon bzw. per SMS überbracht hatte, verbrachte sie die nächsten Stunden gemeinsam mit Renate an Eriks Bett.

Die beiden Frauen tauschten sich über ihre Sorgen aus und kamen immer wieder auf Erik und seine spezielle Art zu sprechen, das Leben zu leben. Sie berichteten sich gegenseitig von Erlebnissen, die zweifelsfrei belegten, dass Erik eine Art Risiko-Gen in sich tragen musste. Renate war der Meinung, das konnte er nur von seinem Vater geerbt haben, der bei dem Versuch ums Leben gekommen war, ein älteres Ehepaar bei einem Brand aus dem benachbarten Wohnhaus zu retten.

Lisa erinnerte hingegen an den letzten Besuch bei Hagenbeck anlässlich des vierten Geburtstages von Emi. Wie eine kleine Familie waren sie zu dritt durch den Zoo geschlendert und hatten Emi dabei zugesehen, wie sie sich über die lustigen Pinguine freute, für die sie kurzerhand die niedliche Bezeichnung «Pingihühner» erfand. Später hatten sie am Gehege der Bären gestanden, wo Erik der kleinen Emi unbedingt ihren Wunsch nach einem schönen Foto erfüllen wollte. Dafür kletterte er extra auf einen hohen Felsvorsprung. Und gerade als Lisa dachte, was für ein schlechtes Vorbild er dabei doch abgab, rutschte er plötzlich ab und verstauchte sich seinen linken Knöchel. Damit war nicht nur der Tag im Eimer, sondern auch die Stimmung der folgenden Wochen, weil Erik nun mal ziemlich unausstehlich war, wenn er keinen Sport treiben konnte.

Ohne es laut auszusprechen, hatte Lisa das Gefühl, dass auch Renate ahnte, wie schwierig die nächste Zeit trotz der guten Prognose werden würde.

Nun, da Lisa ihre kleine Nichte erwähnt hatte, erkundigte sich Renate höflich nach Emi und ihren Eltern. Doch Lisa hatte einfach keine Kraft, ihr von dem verlorenen Kind zu erzählen, und noch weniger davon, dass sie mit Erik auch deswegen so aneinandergeraten war. Also gab sie eine ausweichende Antwort und verfiel dann in Schweigen.

Nach einiger Zeit räusperte sich Renate und unterbrach das monotone Surren der Geräte. «Lisa, du musst darauf nicht antworten, wenn du nicht möchtest, aber …»

«Ja?», fragte Lisa und sah zu ihrer Schwiegermutter rüber.

«Möchte Erik wirklich kein eigenes Kind?»

Renate war die Frage ganz offensichtlich unangenehm, und Lisa glaubte ihr ansehen zu können, wie groß ihre Angst vor einer ehrlichen Antwort war.

«Genau darüber haben wir an Neujahr gestritten», sagte Lisa traurig und erhob sich, um ein paar Schritte im Raum auf und ab zu gehen.

Gerade wenn sie sich an solche Erlebnisse wie den Zoobesuch erinnerte, konnte sie sich kaum zerrissener fühlen. Einerseits sah sie in Erik trotz seiner albernen Spielereien den perfekten Familienvater, der mit einem eigenen Kind sicher mindestens genauso aufmerksam und liebevoll umgehen würde wie mit Emi. Andererseits überkam Lisa dann wieder das überwältigende Gefühl der Wehmut und Ohnmacht, da sie einen Mann liebte, der offenbar innerlich so getrieben war – weg von Familie und weg von einem normalen Leben, wie Lisa es aus ihrem Elternhaus kannte.

Sie deutete mit dem Kopf zu Erik und bemühte sich tapfer um ein Lächeln, als sie leise hinzufügte: «Ich weiß nicht, was in ihm vorgeht. Aber ich weiß jetzt, dass ich es akzeptieren kann, wenn er keine Familie will.»

Renate atmete tief durch und kämpfte mit den Tränen. Es schien ihr peinlich zu sein, denn mit nervösen Bewegungen schaute sie auf ihre Uhr und erhob sich kurz darauf von ihrem Platz. «Ich glaube, es wird langsam Zeit für mich.»

«Ja, ist gut.» Obwohl Lisa noch gerne in Eriks Nähe geblieben wäre, bot sie ihrer Schwiegermutter an, sie mit dem Wagen nach Hause zu bringen. Der Vorschlag kam von Herzen. Renate zögerte, das Angebot anzunehmen. Doch als Lisa erklärte, sie könne später ja wieder ins Krankenhaus zurückkommen, war sie einverstanden.

«Ich schreibe ihm lediglich noch schnell eine Nachricht», sagte sie, woraufhin Renate ihr verständnisvoll zuzwinkerte, ohne dass es Lisa unangenehm war.

 

Während der Fahrt Richtung Norden herrschte im Auto eine unangenehme Stille, sodass Lisa sich beim Halten an einer roten Ampel gezwungen fühlte, eine Bemerkung über den Himmel zu machen, dessen Wolkendecke seit Tagen das erste Mal wieder ein paar Sonnenstrahlen durchließ.

Völlig unvermittelt seufzte Renate plötzlich und sagte: «Ach, Lisa, ich hab so viel falsch gemacht.»

Lisa wusste gar nicht, wie ihr geschah, und noch weniger, was sie darauf erwidern sollte. «Wie meinst du das?», fragte sie vorsichtig und fuhr wieder an, als sich die Autoschlange vor ihr in Bewegung setzte.

«Ach, weißt du, ich hab das Gefühl, der Junge quält sich immer so mit allem. Dabei war es so ein Segen, dass er dich getroffen hat.»

«Aber ohne mich würde er jetzt nicht …» Lisa unterbrach sich und fuhr dann etwas stockend fort: «Ich habe ihn bedrängt … mit meinen eigenen Wünschen … Mir war die ganze Zeit total egal, was er eigentlich will.»

Renate seufzte erneut und fügte leise an: «Aber wieso tut er sich so schwer damit? Was habe ich bloß angerichtet all die Jahre?»

«Du hast gar nichts angerichtet», sagte Lisa, ohne sich verbiegen zu müssen. «Ich bin mir sicher, dass du immer nur das Beste für ihn wolltest.» Etwas zaghaft legte sie ihre rechte Hand tröstend auf Renates Bein.

Ihre Schwiegermutter zog ihren ledernen Handschuh aus und legte ihre Hand wiederum auf Lisas. Einen kurzen Moment lang sahen sie sich tief verbunden und tapfer lächelnd in die Augen, bis sich Lisa wieder auf den Verkehr konzentrieren musste und die Hand zurückzog, um in den nächsten Gang zu schalten.

«Danke, mein Mädchen. Ich danke dir», sagte Renate gerührt, als Lisa den Wagen vor ihrer Tür parkte und ausstieg, um sie zum Abschied noch einmal herzlich zu drücken.

Als Lisa kurz darauf zurück zur Hauptstraße fuhr, kam ihr plötzlich eine Idee. Sie wusste, dass es von hier aus nur ein Katzensprung zu Ikea war. Und so tat sie etwas sehr Seltenes – ohne das langwierige Abwägen des Für und Wider folgte sie spontan einem Impuls und bog in Richtung Möbelhaus.

Sie würde nun doch einen neuen Schreibtisch für das Arbeitszimmer kaufen.