KAPITEL 9

Die Schulter

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0029.jpg

EINFÜHRUNG

Jedes Gelenk ist ein Kompromiss zwischen Stabilität und Beweglichkeit. Beim Schultergelenk hat die Evolution konsequent auf die Mobilität gesetzt, so dass sich die Schulter in jede Richtung frei bewegen kann. Diese Vielseitigkeit ist der Grund, weshalb wir im Tennis kräftig ausholen, aber uns auch morgens ankleiden können. Die komplexen Bewegungen der Schulter beruhen auf einem ausgeklügelten Zusammenspiel von 18 Muskeln und drei wichtigen Knochen: dem Oberarmknochen (Humerus), dem Schlüsselbein (Clavicula) und dem Schulterblatt (Scapula). Um den Arm über den Kopf zu heben, müssen sich diese drei Knochen bewegen. Diese Bewegung wird von den Muskeln koordiniert.

Der Preis für diese Beweglichkeit ist mangelnde Stabilität. Von allen Gelenken im Körper kann das Schultergelenk am leichtesten ausgerenkt werden. Im Gegensatz zum stabileren Hüftgelenk ist die Schulter so fein ausbalanciert, dass das Zusammenwirken aller drei Elemente – Knochen, Gelenk und Muskeln – an dieser Stelle unübersehbar ist. Sehen wir uns das Schultergelenk (Glenohumeralgelenk) näher an. Der gerundete Kopf des Oberarmknochens fügt sich genau in die Schulterhöhlung am Ende des Schulterblatts ein, wo er gerade ausreichend Platz hat, um dank eines Stützapparats aus Bindegewebe und Muskeln zu gleiten und zu rotieren, ohne herauszufallen.

Grundlage dieses Apparats ist die Rotatorenmanschette, der breite, manschettenartige, gemeinsame Sehnenansatz von vier Muskeln in unmittelbarer Umgebung des Schultergelenks. Diese Sehnen und Muskeln tragen zur Koordinierung der vielschichtigen Bewegungen der Schulter bei und halten das Gelenk an Ort und Stelle.

Bei extremer Belastung kann die Rotatorenmanschette reißen. In mittlerem Alter entstehen die meisten Verletzungen der Rotatorenmanschette durch Verschleiß infolge von ständig wiederholten Bewegungen. Größere Risse müssen operativ geschlossen werden, während bei kleineren auch eine Kombinationstherapie hilft, die verspannte Muskeln dehnt und zu schwache Muskulatur kräftigt.

Alarmstufe Rot

Sofort zum Arzt

Bei Verdacht auf einen Knochenbruch müssen Sie sofort zum Arzt. Dasselbe gilt bei einer ausgekugelten Schulter, wenn der Oberarmkopf aus der Höhle tritt. Selbst wenn die Schulter sich mit oder ohne Hilfe wieder einrichten lässt, können Knorpel, Blutgefäße oder Nerven geschädigt sein. Wenn sich der Arm nach einem Sturz nicht mehr bewegen lässt, kommen Nervenschäden oder ein Sehnenriss in Frage. Beides muss von einem Arzt behandelt werden. Bei allen Gelenkproblemen ist auf Anzeichen für eine Infektion zu achten, also Rötung, Überwärmung, Fieber und Schmerzen, die nichts mit veränderter Aktivität zu tun haben. In solchen Fällen müssen Sie zum Arzt. Sobald ernste Erkrankungen ausscheiden, ist von einer Schädigung des weichen Gewebes auszugehen, meist einer Muskel- oder Gelenkzerrung oder -dehnung. Hier gilt die Grundregel PECH: Pause (Körperteil nicht belasten), Eis auflegen, Compression (gegen eine entzündliche Reaktion) und Hochlagern (über Herzhöhe). Wenn der Schmerz sich nach ein bis zwei Wochen nicht gelegt hat, sollte ein Arzt hinzugezogen werden.

MUSKELMEDIZIN

Häufige Probleme und ihre Ursache

Die 18 Muskeln über der Schulter bieten jede Menge Beispiele für »Übertragungsschmerzen«, bei denen der Ursprung der Muskelschmerzen und deren Lokalisierung an unterschiedlichen Orten liegen. Denken Sie an den Deltamuskel, der die Schulter auf drei Seiten umschließt, oder den breiten Rückenmuskel (Latissimus dorsi), der sich wie eine Decke von der Vorderseite der Schulter aus über den Rücken zieht. Der Schmerz ist oft in diesen großen Muskeln spürbar, die gleich unter der Haut liegen. Diese Muskeln werden dann von den Therapeuten bearbeitet, und die Ärzte setzen Spritzen hinein. Doch das eigentliche Problem kann in der tiefer gelegenen, stabilisierenden Muskulatur liegen, die mit dem Halten des Schultergürtels überfordert ist. Am häufigsten sind die vier Muskeln der Rotatorenmanschette betroffen, die den Oberarm korrekt in der Schulterhöhle bewegen: der Unterschulterblattmuskel (M. subscapularis), der Obergrätenmuskel (M. supraspinatus), der Untergrätenmuskel (M. infraspinatus) und der kleine Rundmuskel (M. teres minor).

Ein anderer Muskel, der bei Funktionsstörungen der Schulter oft beteiligt ist, sorgt vielleicht für Überraschung, weil er so bekannt ist. Der Bizeps sitzt zwar auf dem Oberarm, doch seine zwei oberen Köpfe beginnen nicht am Oberarmknochen, sondern an der Schulter. Der Bizeps muss viel heben und kann sich dadurch verspannen und die Schulter nach vorn ziehen. Das führt zu Schulterschmerzen. In schweren Fällen kommt es zu einer Entzündung der Bizepssehne. Dann sprechen wir von einer bizipitalen Tendinitis. Die Sehne am längeren Bizepskopf kann so gereizt und geschwächt sein, dass sie schließlich reißt. Mitunter ist eine Operation die beste Lösung.

Der obere Trapezmuskel ist der Schulterheber im oberen Rücken. Dieser Muskel ist bei vielen Menschen durch eine schlechte Körperhaltung überlastet und verspannt, was sich auf die Halsmuskeln überträgt.

Zur Stabilisierung des Schultergürtels sind viele Muskeln, die am Schulterblatt ansetzen, im Bereich von Schädel, Nacken und oberem Rücken verankert. Alle diese Muskeln können bei einer Verspannung Druck auf die Schulternerven ausüben, die darauf gereizt reagieren. Deshalb gehen Schulterschmerzen so häufig mit Beschwerden im Kopf- und Nackenbereich, aber auch im oberen Rücken einher.

WAS LÄUFT FALSCH – UND WAS KANN MAN TUN?

Muskel

Schulterzerrung oder »Zerrung der Rotatorenmanschette«

Die Rentnerin Mary war Witwe und trotz ihrer 78 Jahre körperlich in ausgezeichneter Verfassung. Sie genoss ihr aktives Leben. Eines Tages stand sie in der Küche auf der Arbeitsplatte, um Vorhänge zu wechseln, als sie ausrutschte, stürzte und beim Sturz mit Arm und Schulter auf eine Tischplatte schlug. Die Schulter tat so weh, dass sie zum Arzt ging, der über MRT feststellte, dass ihre Rotatorenmanschette glücklicherweise unversehrt war. Allerdings war eine Schleimbeutelentzündung zu erkennen, ein häufiges Schulterproblem älterer Menschen. Der Arzt teilte Mary mit, dass sie mit diesen Schmerzen eben leben müsse. Das schmeckte der alten Dame, die nicht einmal mehr ohne Hilfe einen Pullover überstreifen konnte, gar nicht. Sie suchte Dr. DeStefano auf, der bei der Behandlung erkannte, dass bei dem Sturz die Muskeln der Rotatorenmanschette und der Deltamuskel verletzt worden waren. Die geschädigten Muskeln hatten sich kontrahiert und mikroskopisch feines Narbengewebe gebildet, das jetzt die Muskeln miteinander verband. Sobald Mary nun den Arm hob, entstand ein schmerzhafter Zug im Muskelgewebe. Dr. DeStefano brach die Vernarbungen manuell auf, entspannte die Muskeln und trennte sie wieder voneinander. Mary konnte ihr gewohntes Leben schmerzfrei wieder aufnehmen.

SELBSTHILFE

Die Schultern schützen

  • ▶ Bei Stress ziehen viele Menschen automatisch die Schultern hoch. Achten Sie im Tagesverlauf darauf, die Schultern bewusst abzusenken.
  • ▶ Persönliche Dinge und Arbeitsmaterial mit einem Rucksack tragen und beide Riemen überstreifen, um gleichmäßigen Druck auf die Schultern auszuüben. Wenn eine Schultertasche unumgänglich ist, bewusst regelmäßig die Seiten wechseln.
  • ▶ Eine schmerzende Schulter nicht reiben. Das Reiben mag kurzfristig Erleichterung verschaffen, verstärkt aber langfristig die Entzündung und erzeugt damit noch mehr Schmerzen.
  • ▶ Lassen Sie sich von einem Profi helfen, der zwischen Therapie und weiterer Reizung unterscheiden kann.

Wenn jemand das Gleichgewicht verliert, versucht er normalerweise, den Sturz mit ausgestreckten Armen abzufangen. Dabei tragen die Schultermuskeln leicht eine plötzliche Stauchung davon. Bei Mary war die Muskelverletzung auf dem MRT nicht zu erkennen, weil die Sehnen der Rotatorenmanschette unverletzt waren. Deshalb machte der Arzt die erkennbare Schädigung – die Schleimbeutelentzündung – für die Schmerzen verantwortlich.

In Wirklichkeit jedoch störten die Narben in den Schultermuskeln die Bewegung des ganzen Gelenks. Die leichte Entzündung hatte Mary vor dem Sturz nicht beeinträchtigt und blieb auch hinterher beschwerdefrei. Manchmal gehen Schmerzen tatsächlich auf den Schleimbeutel zurück, doch häufig gerät man auf die falsche Spur, wenn er das einzig sichtbare strukturelle Problem darstellt.

 

Becky ist eine begabte 17-jährige Softballspielerin, die in einer hohen Mädchenliga in New Jersey als Pitcher erfolgreich war. Vor einem Jahr schien ihre Saison noch vor dem Start vorbei zu sein. Jedes Mal, wenn sie mit der üblichen Geschwindigkeit warf, zwangen Schmerzen im Wurfarm sie zum Abbrechen. Der Orthopäde fand im MRT keine Hinweise auf einen Muskelriss, nur eine kleinere Entzündung, riet ihr also zu einer Auszeit und verschrieb Physiotherapie zur Kräftigung und Konditionierung der Muskeln. Als sie wieder auf dem Platz stand, kam der Schmerz zurück. Auch entzündungshemmende Spritzen halfen nur begrenzt. Dr. DeStefano stellte bei der Behandlung fest, dass etliche Schultermuskeln fehlreagierten. Betroffen war die gesamte Rotatorenmanschette, besonders der Unterschulterblattmuskel (M. subscapularis). Die wiederholte Wucht von Beckys Pitchbewegung hatte ihn verkürzt, verhärtet und verletzt. Dadurch stimmte die Bewegung des Oberarmknochens in der Gelenkpfanne nicht mehr, und das gesamte Gelenk hatte sich entzündet. Nachdem Dr. DeStefano die Verhärtung manuell gelöst hatte, ließ die Entzündung nach, und Becky konnte die Schulter mittels Physiotherapie kräftigen. Binnen Wochen spielte sie wieder in ihrer Mannschaft.

Die Schulter ist sehr anfällig für Sportverletzungen, und das Pitchen ist eine ganz besondere Belastung. Die Muskeln der Rotatorenmanschette sind dabei stark gefordert, vor allem wenn sie den Arm nach dem Wurf bremsen müssen.

Der Obergrätenmuskel (M. supraspinatus) oberhalb des Schulterblatts ist der »Star« der Oberarmdrehmuskeln. Da er relativ leicht erreichbar ist, wird er von Therapeuten gern behandelt. Manchmal liegt das eigentliche Problem jedoch in dem Muskel zwischen Schulterblatt und Brustkorb, dessen Spannung den Arm nach innen dreht. Wann immer Becky zum Wurf ansetzte, meldete sich ihr verletzter Unterschulterblattmuskel.

Schulterinstabilität

Laura ist ein Teenager aus Sheepshead Bay in Brooklyn, New York. Sie schwimmt für die amerikanische Nationalmannschaft. Bei Laura wurde eine Überdehnung der Schulterkapsel festgestellt, was bei Schwimmern relativ verbreitet ist. Die Bänder der Schulterkapsel, die das Schultergelenk in seiner Position halten, sind von Natur aus locker. Solche hypermobilen Gelenke können im Wettkampfschwimmen von Vorteil sein, doch viele Schwimmer leiden an Schulterschmerzen bis hin zu Luxationen (Teilausrenkungen). Bei Laura musste die Rotatorenmanschette sich so anstrengen, das Gelenk zu halten, dass insbesondere ihr Unterschulterblattmuskel hart und überlastet war. Über manuelle Behandlung stellte Dr. DeStefano das Gleichgewicht im System der Rotatorenmanschette wieder her. Die verspannten Muskeln wurden manuell gelockert. Die Muskeln, die bisher vernachlässigt waren, wurden in der Physiotherapie gekräftigt.

Wie viele Sportler will Laura ihr Problem auf eigene Faust lösen, wenn es ihr nicht gut geht. Als sie also die Verspannung ihrer Schultermuskeln bemerkte, fing sie an, den ganzen Bereich immer wieder zu dehnen. Dadurch lockerte sich die Schulterkapsel, die bereits für die ursprüngliche Verspannung verantwortlich war, noch mehr. Außerdem massierte Laura pausenlos den schmerzenden Bereich, und ihr ungeübter, direkter Druck reizte die Muskeln noch mehr. Wir zeigten ihr verschiedene Dehn- und Kräftigungsübungen, mit denen die richtigen Muskeln angesprochen wurden (siehe Selbstbehandlung und Dehnübungen am Ende dieses Kapitels), worauf sie sich glücklich wieder der Nationalmannschaft anschloss.

Muskel mit Gelenkbeteiligung

Sehnenentzündung der Rotatorenmanschette, partielle Risse

Bei den meisten Menschen wird eine Verletzung der Rotatorenmanschette zum Dauerthema. Mit zunehmendem Alter verlieren die Sehnen an Geschmeidigkeit. Wenn sie beim Heben des Armes über Kopfhöhe an der knochigen Unterseite des Schulterblatts entlangreiben, reagieren sie gereizt. Schließlich setzt eine schmerzhafte Entzündung ein, und die beteiligten Muskeln versagen allmählich ihren Dienst, was die Bewegung des Oberarmkopfs in der Pfanne aus dem Gleichgewicht bringt. Wenn er zu hoch sitzt, kann er die Sehnen gegen die Spitze des Schulterblatts drücken und dort einquetschen (Engpasssyndrom, englisch: Impingement ), was den Schaden noch vermehrt. Die knochige Spitze kann dabei so geformt sein, dass sie sich in die Sehnen bohrt. Diese Abwärtsspirale lässt sich am besten durch manuelle Therapie aufhalten, mit der die Muskeln behandelt werden. Nach dem Abklingen von Entzündung und Reizung werden die Rotatorenmanschette und die umliegenden Muskeln durch Physiotherapie wieder aufgebaut. Andernfalls kann eine Sehnenentzündung das Gewebe so schwächen, dass die Sehne schließlich teilweise oder vollständig reißt. Partielle Risse können selbstständig wieder heilen, vollständige Risse können dies nicht; sie müssen oft operiert werden.

Schmerzhafte Schultersteife (Adhäsive Kapsulitis)

Joan war mit Familie und Ehrenämtern so ausgelastet, dass sie ein paar Jahre aufs Tennisspielen verzichtet hatte. Nach einem Umzug entdeckte sie schöne Plätze in der Nachbarschaft und begann wieder regelmäßig zweimal pro Woche zu spielen, was ihr mit Anfang 50 richtig guttat. Für gezieltes Training oder Dehnen nahm sie sich keine Zeit, doch das schien ihr Spiel nicht zu beeinträchtigen. Nach einigen Wochen jedoch wurde sie nachts zunehmend von dumpfen Schulterschmerzen geweckt und musste nach Positionen suchen, in denen sie wieder einschlafen konnte. Doch die Schmerzen nahmen zu und machten ihr schließlich Tag und Nacht zu schaffen. Außerdem konnte sie die Schulter immer schlechter bewegen. Es fiel ihr schon schwer, einen Mantel überzuziehen, so dass an Tennis kaum noch zu denken war. Ihr Orthopäde diagnostizierte eine »eingefrorene Schulter« – die Schmerzen und die eingeschränkte Beweglichkeit stammten von einer Schrumpfung und Verhärtung der knorpeligen Bindegewebskapsel um das Schultergelenk. Er erklärte ihr, dass eine Operation hier nur selten sinnvoll sei, und schickte sie zur Physiotherapie, um die Schulter zu kräftigen. Zum Glück kannte sich die Therapeutin gut mit manuellen Techniken aus. Bevor sie mit den Kräftigungsübungen begann, welche die geschädigte Muskulatur überlastet hätten, löste sie die straffen Muskeln um die Kapsel und durch direkten Druck auf die Kapsel auch einen Teil der Vernarbungen, welche die Arbeit einschränkten. Eine adhäsive Kapselentzündung ist eine langwierige Erkrankung. Erst nach mehreren Monaten Behandlung war Joans Schulter wieder vollständig »aufgetaut«, so dass sie wieder auf den Platz konnte. Bei diesem zweiten Anlauf verbrachte sie für jede Stunde auf dem Platz eine Stunde im Fitnessstudio, wo sie ihren Körper dehnte und kräftigte, um den Anforderungen ihres Sports gewachsen zu sein.

 

Warum sich die Schulterkapsel so verhält – das Gewebe beginnt zu verkleben und bleibt an den Muskeln hängen, die darübergleiten – , zählt zu den ungeklärten Fragen der Medizin. Ohne Behandlung »gefriert« die Kapsel meist ein knappes Jahr, um danach über Jahre hinweg »aufzutauen«, während der Schmerz langsam abklingt und die Beweglichkeit weitgehend, aber nicht unbedingt vollständig, zurückkehrt. Die schmerzhafte Schultersteife betrifft zumeist Frauen mittleren Alters, so dass möglicherweise der Rückgang der Sexualhormone dabei eine Rolle spielt. Wer eine etwas eingerostete Schulter zu vielen Überkopfbewegungen zwingt, scheint anfälliger dafür zu sein. Entzündungshemmende Injektionen können hilfreich sein.

Der Chirurg kann das Narbengewebe in der Kapsel entfernen und den Arm dann unter Anästhesie zwingen, seinen vollen Bewegungsspielraum auszunutzen. Diese Behandlung funktioniert, doch solange die manuelle Behandlung Erfolg verspricht, besteht kein Grund, den Patienten dem immer vorhandenen Narkoserisiko auszusetzen.

Operation?

Riss der Rotatorenmanschette

Kürzlich musste Dr. Kelly einen Feuerwehrmann behandeln, dem am Strand, während er schlief, ein Geländewagen über die Schulter gefahren war. Dr. Kelly korrigierte den riesigen Riss in der Sehne des Unterschulterblattmuskels, und der Mann war vollständig wiederhergestellt.

 

Es gibt keine festgeschriebenen Regeln, wann die Rotatorenmanschette operiert werden sollte. 1995 war Dr. Kelly federführend an einer Studie beteiligt, der zufolge auch Personen mit schweren Rissen in der Manschette ihre Arme noch über den Kopf heben konnten. Ihre starken Muskeln konnten den nachweisbaren Schaden ausreichend ausgleichen. Dass ein Defekt vorhanden ist, bedeutet keineswegs zwangsläufig, dass man ihn reparieren muss!

Im Alter von 80 oder 90 Jahren kann es klüger und leichter sein, eine körperliche Einschränkung zu akzeptieren (und den Kaffee nicht ins oberste Regal zu stellen), anstatt eine Operation und anschließend die mühsame Rehabilitation durchzuführen. Für einen 30-jährigen Gipser hingegen ist eine funktionsfähige Schulter gleichbedeutend mit seinem Gehalt, so dass die Operation normalerweise als Muss gilt. Je jünger der Patient und je besser der Allgemeinzustand der Sehne, desto bessere Chancen bestehen für eine erfolgreiche Operation mit vollständiger Genesung.

Schultereckgelenksverrenkung

Viele Sportler aus Kontaktsportarten kennen dieses Problem: Durch einen heftigen Schlag oder Sturz auf die Schulter kann das Band am Acromioclaviculargelenk am Schultereck (AC-Gelenk) eine Zerrung davontragen oder gar reißen. Dieses Band verbindet das Schlüsselbein (Clavicula) mit der breiten Spitze des Schulterblatts (Acromion). Man spricht auch von einer AC-Sprengung. In den meisten Fällen lassen die PECH-Maßnahmen die Verletzung eigenständig ausheilen. Bei besonders schweren Verletzungen ist eventuell eine operative Wiederherstellung des AC-Gelenks geboten, damit der Patient den Arm wieder normal über den Kopf heben kann. Solche Operationen sind jedoch unüblich.

Ausgekugelte Schulter (Luxation)

Dan hat vor kurzem das College abgeschlossen und spielt nun in einer Freizeitmannschaft in New Jersey Rugby. Mit der Schulter hatte er nie Probleme, bis ihm ein gegnerischer Spieler den Oberkörper rammte, als er bäuchlings auf dem Feld lag. Die Schulter wurde dabei ausgekugelt. Sowohl Dan, der Rugbyspieler, als auch Laura, die Schwimmerin, haben eine instabile Schulter, doch er braucht eine Operation, während sie eine Therapie zur Korrektur eines muskulären Ungleichgewichts benötigt.

 

Wenn die Schulter aufgrund eines Traumas ganz oder teilweise (Subluxation) ausgerenkt ist, ist der Arzt gefragt. Häufig reißt dabei das Labrum, ein Faserknorpelring, der die Schulterhöhlung vertieft und den Oberarmkopf an seinem Platz hält. Der Oberarmkopf kann dann am Knorpel entlangschaben und diesen verletzen. Deshalb kommt es bei jungen Leuten mit normaler Schulteranatomie nach einer Luxation in 90 Prozent der Fälle zu weiteren Verrenkungen, wenn der Schaden nicht korrigiert wird. In vielen Fällen müssen Risse im Labrum operativ behoben werden, denn eine instabile Schulter kann auf die Dauer zu Arthrose führen.

In manchen Fällen, zum Beispiel bei Teilrissen in der Rotatorenmanschette, lässt sich eine Operation vermeiden, obwohl das Problem weiter vorliegt, wenn die Symptome durch verbesserte Muskelfunktion zurückgehen. Risse im Labrum hingegen müssen manchmal sogar dann geschlossen werden, wenn der Schmerz von selbst vergeht, weil sie unbehandelt degenerative Veränderungen an der Schulter auslösen können. Die richtige Behandlung muss zusammen mit dem Arzt festgelegt werden.

Arthrose

Arthose in der Schulter ist weniger verbreitet und meist nicht mit so massiven Beschwerden verbunden wie Arthrose im Knie oder in der Hüfte. Dennoch ist die Schulter sowohl am AC-Gelenk als auch in der Schulterpfanne anfällig dafür. Da bisher noch niemand weiß, wie man das übermäßige Knochenwachstum stoppen kann, sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Mit manueller Therapie kann man die Muskeln entspannen und den Druck der Sehnen mindern, die an dem Gelenk ziehen. Das hilft gegen Schmerzen und Steifheit und kann die Lebensdauer eines Gelenks verlängern. Entzündungshemmende Medikamente und Kortikoidinjektionen können in vernünftigem Umfang ebenfalls eine Hilfe darstellen. In schweren Fällen jedoch ist ein aggressiveres Herangehen erforderlich, wenn der Gesamtzustand des Patienten eine Operation gestattet. Beim Schultergelenk wäre das eine Gelenkprothese, bei welcher der geschädigte Knochen und der Knorpel durch ein Implantat aus Metall und Kunststoff ersetzt werden. Beim Schultereckgelenk muss für eine entsprechende Operation ein Teil des Schlüsselbeins entfernt werden, damit zwischen dem Knochen und der Spitze des Schulterblatts wieder Raum ist. Manche Verletzungen des Schultereckgelenks lassen sich auch durch chirurgische Rekonstruktion wiederherstellen.

DAS PROGRAMM

Die Schulter gilt als das beweglichste Gelenk im Körper, bezahlt für dieses Privileg jedoch mit einer gewissen Instabilität. Die Schulter wird mehr von Bindegewebe zusammengehalten als von festen Knochenverbindungen, so dass es auf die Erhaltung dieses Gewebes ankommt. Andererseits kann sie alle erdenklichen Bewegungen ausführen, und zwar vorwärts, rückwärts, auf den Körper zu, zur Seite, im Kreis und entsprechende Kombinationen. Sehen Sie sich noch einmal ein Baseballspiel, ein Tennismatch, eine Turnmeisterschaft oder eine Zirkusvorstellung an. Dann lernen Sie zu schätzen, was die Schulter vermag.

Oberarm: Vorderseite

Ziel: Beseitigung von Blockaden und Wiederherstellung der Beweglichkeit in allen drei Zonen des Bizeps durch manuelle Entlastung verhärteter, verkürzter oder geschädigter Muskeln.

 

Ausgangsposition: Sie stehen oder sitzen mit schulterbreit aufgestellten Füßen. Ellenbogen anheben und mit entspanntem Arm die Hand in Richtung Schulter führen. Den Daumen der anderen Hand zur Querfriktion auf den Bizeps setzen. Behandelt werden der innere, der mittlere und der äußere Bereich des Muskels. Benutzen Sie für die innere Zone den Daumen und für die mittlere und äußere Zone die Fingerspitzen. Wenn es für Sie einfacher ist, können Sie auch alle drei Zonen mit den Fingerspitzen bearbeiten.

 

Durchführung: Mit dem Daumen oder den Fingern leichten Druck auf den Bizeps ausüben (je nach Gefühl und der gerade behandelten Zone). Anschließend den behandelten Arm langsam und kontrolliert unter Friktion strecken und zum Körper hin nach unten bewegen. Mit dem anderen Arm wiederholen. Zwei bis drei Durchgänge pro Zone, dabei in jeder Zone in der Nähe der Ellenbeuge beginnen und in Richtung Schulter vorarbeiten.

 

Achtung: Der Muskel sollte entspannt sein, wenn Sie den Druck ausüben. Zu fester Druck kann den Muskel reizen. Konstante Querfriktion verwenden, bei der die Haut nicht unter den Fingern wegrutscht.

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0030.jpg

Oberarm: Rückseite

Ziel: Beseitigung von Blockaden und Wiederherstellung der Beweglichkeit in den drei Zonen des Trizeps durch manuelle Entlastung verhärteter, verkürzter oder geschädigter Muskeln.

 

Ausgangsposition: Sie stehen oder sitzen mit schulterbreit aufgestellten Füßen. Den Arm abwärts strecken, so dass die Handfläche nach oben weist und die Rückseite des Oberarms entspannt ist. Daumen oder Fingerspitzen mit schräg in Richtung Schulter gerichtetem Druck auf den Muskel setzen. Die drei Behandlungszonen sind der innere, der hintere und der äußere Bereich des Trizeps. Der äußere Bereich (Außenseite) wird mit den Fingerspitzen bearbeitet. Die Handfläche weist dabei nach oben. Anschließend die Hand drehen und den Rest mit dem Daumen bearbeiten.

 

Durchführung: Sobald der richtige Kontakt hergestellt ist, den Ellenbogen beugen und den Arm so heben, dass der Ellenbogen sich zum Ohr hin bewegt. Die Bewegung verläuft langsam und kontrolliert. Mit dem anderen Arm wiederholen. Zwei bis drei Durchgänge pro Zone, dabei in jeder Zone in der Nähe des Ellenbogens beginnen und in Richtung Schulter vorarbeiten.

 

Achtung: Der Muskel sollte entspannt sein, wenn Sie den Druck ausüben. Zu fester Druck kann den Muskel reizen. Konstante Querfriktion verwenden, bei der die Haut nicht unter den Fingern wegrutscht. Achten Sie auf eine gute Haltung – nicht den Kopf verschieben.

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0031.jpg

Schulter: Oberseite

Ziel: Beseitigung von Blockaden und Wiederherstellung der Beweglichkeit in den drei Zonen des Obergrätenmuskels (M. supraspinatus) über dem Schulterblatt.

 

Ausgangsposition: Sie sitzen auf einem Gymnastikball. Die Füße sind schulterbreit aufgestellt. Den Arm mit nach oben gerichteter Handfläche nach vorn strecken und anheben. Der Kopf ist neutral, das Gesicht zeigt nach vorn. Mit der anderen Hand über die Brust greifen und die Fingerspitzen schräg in den Muskel schieben. Die drei Behandlungszonen sind der vordere, der mittlere (obere) und der hintere Bereich des Obergrätenmuskels zwischen Hals und Schulter. Dieser Muskel liegt unter dem oberen Trapezius.

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0032.jpg

Durchführung: Der Druck der Finger richtet sich einwärts und halswärts. Sobald der Kontakt hergestellt ist, den Arm nach unten und die Handfläche nach außen drehen, nach hinten greifen und den Handrücken an die entgegengesetzte Gesäßhälfte legen.

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0033.jpg

Den Kopf von der behandelten Seite weg mit dem Ohr in Richtung Schulter neigen. Die Bewegung verläuft langsam und kontrolliert. Mit dem anderen Arm wiederholen. Zwei bis drei Durchgänge pro Zone, dabei in jeder Zone in Halsnähe beginnen und in Richtung Schulter vorarbeiten.

 

Achtung: Der Muskel sollte entspannt sein, wenn Sie den Druck ausüben. Zu fester Druck kann den Muskel reizen. Konstante Querfriktion einsetzen, bei der die Haut nicht unter den Fingern wegrutscht. Vor der manuellen Behandlung den Arm in alle Richtungen bewegen. Nicht die Schultern hochziehen.

Schulter: Rückseite

Ziel: Beseitigung von Blockaden und Wiederherstellung der Beweglichkeit des hinteren Teils des Deltamuskels durch manuelle Entlastung verhärteter, verkürzter oder geschädigter Muskeln.

 

Ausgangsposition: Die Füße stehen schulterbreit auseinander, und der Körper lehnt im 45-Grad-Winkel seitlich an der Wand, so dass nur die Schulterrückseite die Wand berührt. Legen Sie einen kleinen, harten Ball zwischen Schulter und Wand. Der behandelte Arm ist parallel zur Wand gerade nach vorn gestreckt. Leicht gegen den Ball lehnen, so dass dieser einen angenehmen Druck auf die Schulterrückseite ausübt.

 

Durchführung: Durch leichtes Anlehnen den Druck aufrechterhalten und den behandelten Arm vor den Körper führen, ohne dass er absinkt oder der Ball herunterfällt. Den Arm dabei sanft mit der anderen Hand unterstützen. Eine bis zwei Sekunden halten. Mit dem anderen Arm ebenfalls durchführen. Zwei- bis dreimal wiederholen, dabei zwischendurch jedes Mal lösen und den Ball ein Stückchen verschieben.

 

Achtung: Zu fester Druck kann die Muskeln reizen. Die Haut unter dem Ball soll nicht verrutschen, was eventuell etwas schwieriger ist als bei der Arbeit mit der Hand oder mit den Fingern. Möglicherweise brauchen Sie mehrere Anläufe, bis Sie diese Bewegung richtig durchführen können – nicht vorzeitig aufgeben!

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0034.jpg

Schulter: Vorderseite

Ziel: Beseitigung von Blockaden und Wiederherstellung der Beweglichkeit der Brustmuskulatur und des vorderen Deltamuskels durch manuelle Entlastung verhärteter, verkürzter oder geschädigter Muskeln.

 

Ausgangsposition: Sie sitzen oder stehen mit schulterbreit aufgestellten Füßen. Der behandelte Arm ist neutral und entspannt (er darf sogar auf dem Schoß liegen). Mit der anderen Hand in dem Bereich, wo sich Schulter und Brust treffen, schräg nach unten gerichteten Druck ausüben. Der Druck soll leicht abwärts ziehen und sich auf den ganzen Körper auswirken.

 

Durchführung: Unter konstantem Druck den behandelten Arm nach hinten strecken, von der Schulter weg. Die Finger auf der behandelten Seite strecken, um die Hand ganz zu öffnen, und das Gesicht zur Gegenseite wenden. Eine bis zwei Sekunden halten. Zwei- bis dreimal wiederholen, dabei die Hand entlang dieser einen Behandlungszone von der Schulter her in Richtung Brust jedes Mal an einem neuen Punkt ansetzen.

 

Achtung: Zu fester Druck kann die Muskeln reizen. Während der Friktion soll die Haut nicht unter den Fingern wegrutschen. Bitte Vorsicht bei dem dünnen Muskel direkt über dem Schultergelenk!

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0035.jpg

Oberarm: Rückseite

Ziel: Schmerzfreie und sichere Überprüfung der Beweglichkeit der rückwärtigen Oberarmmuskeln (insbesondere Trizeps, aber auch breiter Rückenmuskel, großer und kleiner Rundmuskel, unterer Trapezius und Brustmuskel). Diese Muskeln werden durch diese Übung auch aufgewärmt.

 

Ausgangsposition: Schulterbreiter Stand. Den Ellenbogen anwinkeln und mit der hohlen Hand der Gegenseite umschließen.

 

Durchführung: Den Ellenbogen unter sanfter Führung der anderen Hand nach oben heben und die behandelte Hand mit der Handfläche zum Körper so tief auf den Rücken schieben, wie die Haltung noch angenehm ist. Den anderen Arm dabei so anheben, dass er am Ende der Bewegung den Kopf umrahmt. Es geht um eine sanfte Dehnung für die Oberarmrückseite und möglichst auch die entsprechende Körperseite. Eine bis zwei Sekunden halten, dann mit dem anderen Arm ebenfalls durchführen. Zehnmal wiederholen, dabei nie länger als zwei Sekunden halten.

 

Achtung: Beim Dehnen nicht übertreiben. Der Druck auf das Schultergelenk soll nicht unangenehm werden. Beide Schultern hängen lassen und eine gute, entspannte Haltung beibehalten.

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0036.jpg

Hintere Schultermuskulatur

Ziel: Schmerzfreie Überprüfung der Beweglichkeit der rückwärtigen Schultermuskulatur (hinterer Deltamuskel, Untergrätenmuskel, kleiner und großer Rautenmuskel, breiter Rückenmuskel, mittlerer und unterer Trapezius und Brustmuskel).

 

Ausgangsposition: Sie stehen oder sitzen aufrecht mit schulterbreit aufgestellten Füßen. Der Arm ist zur Seite gestreckt, so dass Schulter, Ellenbogen und Hand in einer Linie parallel zum Boden verlaufen.

 

Durchführung: Den Arm quer vor den Körper schwenken, dabei mit der anderen Hand den Ellenbogen mit sanftem Druck in Richtung der gegenläufigen Schulter schieben. Die Dehnung sollte hinten an der Schulter spürbar sein und in den Rücken ausstrahlen. Eine bis zwei Sekunden halten. Mit dem anderen Arm ebenfalls durchführen. Zehnmal wiederholen, nie länger als zwei Sekunden halten.

 

Achtung: Beim Druck mit der anderen Hand nicht die Schulter quetschen. Beide Schultern bleiben abgesenkt. Achten Sie auf eine gute, entspannte Haltung.

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0037.jpg

Vordere Schultermuskulatur

Ziel: Schmerzfreie und sichere Überprüfung der Beweglichkeit der vorderen Schultermuskulatur (vorderer Deltamuskel, großer und kleiner Brustmuskel, Unterschulterblattmuskel). Diese Muskeln werden durch diese hervorragende, für jeden geeignete Dehnübung auch aufgewärmt.

 

Ausgangsposition: Schulterbreiter Stand. Schulter und Ellenbogen einer Seite sind in einer Linie parallel zum Boden; die Hand ist so erhoben, dass sie sich direkt über dem Ellenbogen befindet. Ellenbogen und Hand in einer Linie an einen Türrahmen legen.

 

Durchführung: Den Arm nicht bewegen. Kopf und Körper vom Arm wegdrehen, so dass eine leichte Dehnung im vorderen Schulterbereich entsteht, die in die Brust ausstrahlt. Eine bis zwei Sekunden halten. Mit dem anderen Arm ebenfalls durchführen. Zehnmal wiederholen, dabei maximal zwei Sekunden halten.

 

Achtung: Den Ellenbogen nicht absacken lassen. Beide Schultern sind entspannt abgesenkt. Den Körper nicht überdrehen, nur bis zu einer angenehmen Position gehen. Bei Schmerzen die Übung abbrechen.

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0038.jpg

Schulter: Ober- und Rückseite

Ziel: Kräftigung der Muskeln für die äußere Schulterrotation. Für diese Bewegung müssen etliche Muskeln zusammenwirken: Ober- und Untergrätenmuskel, alle drei Teile des Trapezius, hinterer und mittlerer Deltamuskel, kleiner und großer Rundmuskel und diverse stabilisierende Muskeln. Die Übung dient zum Aufwärmen und erhöht die Stabilität der Schulter.

 

Ausgangsposition: Schulterbreiter Stand. Der behandelte Arm liegt ausgestreckt quer über den Körper und umfasst mit der Hand ein Trainingsband oder ein Gewicht in Höhe der gegenüberliegenden Hüfte. Die Spannung des Bands sollte auf der gegenüberliegenden Seite vom Boden ausgehen.

 

Durchführung: Das Band oder das Gewicht festhalten und den Arm gerade nach außen und quer über den Körper nach oben führen, bis die Hand auf Kopfhöhe oder etwas darüber ist. Die Schulterblätter bei dieser Bewegung unterstützend nach innen und nach unten drücken. Mit dem anderen Arm wiederholen. Zehn Wiederholungen, nie länger als zwei Sekunden halten.

 

Achtung: Die Schultern nicht hochziehen und nicht den Nacken verspannen. Der Arm bleibt während der gesamten Bewegung gerade. Gegen Ende jeder Wiederholung die Schulterblätter nach hinten und unten drücken. Der Rücken bleibt aufrecht und muss mitarbeiten. Die verwendeten Bänder sollen nicht zu starken Widerstand bieten, die Gewichte nicht zu schwer sein.

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0039.jpg

Rückwärtige Schultermuskulatur

Ziel: Kräftigung und Funktionsaufbau für die äußere Schulterrotation: Untergrätenmuskel, hinterer Deltamuskel und kleiner Rundmuskel. An der äußeren Rotation sind weniger Muskeln beteiligt als an der inneren, so dass die richtige Balance hier besonders wichtig ist. Diese Übung wärmt diese Muskulatur auf und stabilisiert die Schulter. Sie ist wichtig für die Haltung und wirkt den Anforderungen bei Computerarbeit und beim Fahren entgegen, also jeder Aktivität, wo die Arme vor dem Körper arbeiten.

 

Ausgangsposition: Schulterbreiter Stand. Der behandelte Arm ist gebeugt, der Ellenbogen berührt die Seite, der Unterarm ist parallel zum Boden. Ellenbogen und Schulter sind so weit zur entgegengesetzten Seite gedreht, dass gerade noch der Kontakt zwischen Ellenbogen und Körper besteht. Die behandelte Hand hält den Griff eines Trainingsbands, wobei das Band auf der anderen Seite in Handhöhe befestigt ist.

 

Durchführung: Den Arm von der Schulter aus auswärts drehen (zur behandelten Seite hin). Die Hand bleibt dabei parallel zum Boden und der Ellenbogen am Körper. Die Schulterblätter unterstützend nach hinten und unten drücken. Mit dem anderen Arm wiederholen. Zehn Wiederholungen, dabei nie länger als zwei Sekunden halten. Wenn Sie kein passendes Trainingsband haben, lässt sich die Übung auch in Seitenlage mit einem Gewicht in der Hand durchführen.

 

Achtung: Bei der Übung nicht die Schultern hochziehen oder im Nacken verspannen. Am Ende jeder Wiederholung die Schultern nach hinten schieben. Der restliche Körper soll sich weder verdrehen noch nach einer Seite lehnen.

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0040.jpg

Vordere Schultermuskulatur

Ziel: Kräftigung der Muskeln für die innere Schulterrotation und Wiederherstellung der Funktion von vorderem Deltamuskel, Unterschulterblattmuskel, Rabenschnabeloberarmmuskel und großem Brustmuskel. Die Übung verbessert das Zusammenspiel dieser Muskeln, wärmt sie auf und stabilisiert die Schulter.

 

Ausgangsposition: Schulterbreiter Stand. Der behandelte Arm ist so angewinkelt, dass der Ellenbogen die Körperseite berührt und der Unterarm parallel zum Boden ist. Unterstützend die Schulterblätter nach hinten und unten drücken. Die behandelte Hand hält ein Trainingsband, das auf der behandelten Seite in Handhöhe befestigt ist.

 

Durchführung: Den Arm von der Schulter aus drehen und die Hand auf die andere Körperseite führen. Dabei bleibt die Hand parallel zum Boden und der Ellenbogen an der Seite. Mit dem anderen Arm wiederholen. Zehnmal wiederholen, nie länger als zwei Sekunden halten. Wenn Ihnen kein Trainingsband zur Verfügung steht, können Sie die Übung auch in Seitenlage mit einer Hantel durchführen.

 

Achtung: Die Schultern nicht hochziehen und nicht den Nacken verspannen. Vor jeder Wiederholung die Schultern wieder nach hinten schieben. Der Rest des Körpers soll sich nicht verdrehen oder in irgendeine Richtung lehnen.

/epubstore/D/R-Destefano/Gesunde-muskeln-gesunder-koerper/OEBPS/e9783641058173_i0041.jpg