Glossar

Blobjektivismus: Die doppelte These, dass es nur einen einzigen alles umfassenden Gegenstandsbereich gibt und dass dieser Gegenstandsbereich selbst ein Gegenstand ist.

Diagonalprädikat: Ein Prädikat, das diagonal über die Sider-Welt (siehe Abbildung 7) läuft, das heißt ein Prädikat, das eine Welt auf absurde Weise einteilt.

Dualismus: Die Auffassung, dass es genau zwei Substanzen gibt, das heißt zwei Arten von Gegenständen. Insbesondere die Annahme, Denken und Materie seien völlig voneinander verschieden.

Erscheinung: »Erscheinung« bezeichnet einen allgemeinen Ausdruck für »Vorkommen« oder »Vorkommnis«. Erscheinungen können abstrakte Gebilde wie Zahlen oder konkrete, materielle Gebilde wie raumzeitliche Dinge sein.

Existenz: Die Eigenschaft von Sinnfeldern, dass etwas in ihnen erscheint.

Existenzialismus: Die Untersuchung der menschlichen Existenz.

Faktizität: Der Umstand, dass es überhaupt etwas gibt.

Fetischismus: Die Projektion übernatürlicher Kräfte auf einen Gegenstand, den man selbst gemacht hat.

Gegenstand: Worüber wir mit wahrheitsfähigen Gedanken nachdenken. Nicht alle Gegenstände sind raumzeitliche Dinge. Auch Zahlen oder Traumgebilde sind Gegenstände im formalen Sinn.

Gegenstandsbereich: Ein Bereich, der eine bestimmte Art von Gegenständen enthält, wobei Regeln feststehen, die diese Gegenstände miteinander verbinden.

Gott: Die Idee, dass das Ganze sinnvoll ist, obwohl es unsere Fassungskraft übersteigt.

Hauptsatz der negativen Ontologie: Die Welt gibt es nicht.

Hauptsatz der positiven Ontologie, Erster: Es gibt notwendigerweise unendlich viele Sinnfelder.

Hauptsatz der positiven Ontologie, Zweiter: Jedes Sinnfeld ist ein Gegenstand. Wir können über jedes Sinnfeld nachdenken, obwohl wir nicht alle Sinnfelder erfassen können.

Homo-mensura-Satz: Der Mensch ist das Maß aller Dinge.

Irrtumstheorie: Eine Theorie, die den systematischen Irrtum eines Redebereichs erklärt und diesen auf eine Reihe fehlerhafter Annahmen zurückführt.

Konstruktivismus: Die Grundannahme jeder Theorie, die behauptet, dass es überhaupt keine Fakten, keine Tatsachen an sich gibt, dass wir vielmehr alle Tatsachen nur durch unsere vielfältigen Diskurse oder wissenschaftlichen Methoden konstruieren.

Konstruktivismus, hermeneutischer: Ein Konstruktivismus, der behauptet, dass alle Interpretationen von Texten Konstruktionen sind. Texte haben dieser Position zufolge keine Bedeutung an sich, sondern immer nur relativ auf Deutungen.

Kreationismus: Die These, Gottes Eingreifen in die Natur erkläre die Natur besser als die Naturwissenschaften.

Materialismus: Die Behauptung, dass alles Existierende materiell ist.

Mentaler Repräsentationalismus: Die Annahme, dass wir Dinge nicht direkt wahrnehmen, sondern sie immer nur als geistige Bilder erfassen, ohne jemals einen direkten Zugriff auf sie haben zu können.

Mereologie: Ein Bereich der Logik, der sich mit den formalen Beziehungen zwischen Ganzen und ihren Teilen beschäftigt.

Mereologische Summe: Die Bildung eines Ganzen durch die Verbindung mehrerer Teile.

Metaphysik: Das Unternehmen, eine Theorie des Weltganzen zu entwickeln.

Moderner Nihilismus: Die Behauptung, dass letztlich alles sinnlos ist.

Monismus: Die Annahme einer einzigen Substanz, eines Supergegenstandes, der alle anderen Gegenstände in sich enthält.

Monismus, materialistischer: Eine Position, die das Universum für den einzigen Gegenstandsbereich hält, den es gibt, und diesen mit der Gesamtheit des Materiellen identifiziert, das sich allein mit Hilfe der Naturgesetze erklären lasse.

Naturalismus: Die Behauptung, dass es nur die Natur gibt und dass diese identisch mit dem Universum, dem Gegenstandsbereich der Naturwissenschaften ist.

Nominalismus: Die These, dass unsere Begriffe und Kategorien nicht etwa Strukturen und Einteilungen der Welt beschreiben oder abbilden, sondern dass alle Begriffe, die wir Menschen uns von unserer Umwelt und uns selbst bilden, nur Verallgemeinerungen sind, die wir vornehmen, um unsere Überlebenschancen zu erhöhen.

Ontologie: Traditionell bezeichnet der Ausdruck die Lehre vom Seienden. In diesem Buch wird »Ontologie« als Analyse der Bedeutung von »Existenz« verstanden.

Ontologie, fraktale: Die Behauptung, dass die Nichtexistenz der Welt in der Form von kleinen Weltkopien wiederkehrt. Jeder von anderen isolierte Gegenstand ist wie die Welt. Da es diese nicht gibt, wiederholt sich das große Weltproblem im Kleinen.

Ontologische Provinz: Eine Region des Ganzen, die man nicht mit dem Ganzen selbst verwechseln darf.

Ontologische Reduktion: Eine ontologische Reduktion nimmt man vor, wenn man entdeckt, dass ein scheinbarer Gegenstandsbereich lediglich ein Redebereich ist, dass es sich – mit einem Wort – bei einem scheinbar objektiven Diskurs um Geschwätz handelt.

Perspektivismus: Die These, dass es verschiedene Perspektiven auf die Wirklichkeit gibt.

Physikalismus: Die Annahme, alles Existierende befinde sich im Universum und könne deswegen von der Physik untersucht werden.

Pluralismus: Es gibt viele (und jedenfalls deutlich mehr als zwei) Substanzen.

Realismus: Die These, dass wir die Dinge an sich erkennen, wenn wir überhaupt etwas erkennen.

Realismus, Neuer: Die doppelte These, dass wir erstens Dinge und Tatsachen an sich erkennen können, und dass zweitens Dinge und Tatsachen an sich nicht einem einzigen Gegenstandsbereich angehören.

Realismus, wissenschaftlicher: Eine Theorie, der zufolge wir mit unseren wissenschaftlichen Theorien und Apparaturen die Dinge an sich und nicht etwa nur Konstrukte erkennen.

Reflexion: Das Nachdenken über das Nachdenken.

Registratur: Eine Auswahl an Prämissen, Medien, Methoden und Materialien zum Zweck von Informationsverarbeitung und Wissenserwerb.

Religion: Eine Rückkehr zu uns selbst aus dem Unendlichen, schlechthin Unverfügbaren und Unveränderlichen, bei der es darum geht, dass wir nicht völlig verlorengehen.

Scientia-mensura-Satz: Wo es darum geht, die Welt zu beschreiben, ist die Wissenschaft das Maß aller Dinge.

Sinn: Die Art, wie ein Gegenstand erscheint.

Sinnfelder: Orte, an denen überhaupt etwas erscheint.

Sinnfeldontologie: Die Behauptung, dass es nur dann etwas und nicht nichts gibt, wenn es ein Sinnfeld gibt, in dem es erscheint. Existenz = Erscheinung in einem Sinnfeld.

Strukturenrealismus: Die Behauptung, dass es Strukturen gibt.

Subjektives Prädikat: Ein Prädikat, das alle Subjekte einer bestimmten Gemeinschaft, sagen wir: alle Menschen, verwenden. Prädikate, die etwa nur Delphine dank ihres Sonarorgans erkennen können, sind ein Beispiel für subjektive Prädikate.

Substanzen: Träger von Eigenschaften.

Supergedanke: Der Gedanke, der zugleich über die Welt im Ganzen und über sich selbst nachdenkt.

Supergegenstand: Ein Gegenstand, der alle möglichen Eigenschaften hat.

Szientismus: Die These, dass die Naturwissenschaften die fundamentale Schicht der Wirklichkeit, die Welt an sich, erkennen, während alle anderen Erkenntnisansprüche immer auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse reduzierbar sein werden oder sich jedenfalls an diesen messen lassen müssen.

Tatsache: Etwas, das über etwas wahr ist.

Universum: Der experimentell erschließbare Gegenstandsbereich der Naturwissenschaften.

Unterschied, absoluter: Ein Unterschied zwischen einem Gegenstand und allen anderen.

Unterschied, relativer: Ein Unterschied zwischen einem Gegenstand und einigen anderen.

Welt: Das Sinnfeld aller Sinnfelder, das Sinnfeld, in dem alle anderen Sinnfelder erscheinen.