Ist nicht jeder Arzt ein Doktor?

Vom Umgang mit Titeln

Viele denken, jeder Arzt sei ein Doktor. Weit gefehlt. Für die zwei Buchstaben vor dem Namen muss man zusätzlich zum Studium unterschiedlich lange auf den vier Buchstaben gesessen und wissenschaftlich gearbeitet haben. Dafür gehört der Titel dann auch zum Namen und darf überall draufstehen. Nur unter anderen Doktors verzichtet man bei der Anrede auf die Nennung des eigenen Titels. Aber nur, wenn man sicher sein kann, dass es auch alle anderen mitbekommen. Für alle anderen gilt: Bei jeder Gelegenheit den Titel in die Anrede einbauen!

Wer an der Universität bleibt, macht nach der »Diss«, der Doktor-Arbeit, eine »Habil« als Voraussetzung, um Professor zu werden. Sozusagen den akademischen Führerschein. Die Führerscheinprüfung nutzt bekanntlich wenig, solange man kein Auto hat. Der fahrbare Untersatz der Hochbildung heißt „Lehrstuhl“. Bis dahin läuft man unter »Privatdozent« und zu Fuß, »per PeDes«, kurz »PD«.

Die Titel in der Reihenfolge ihres Erscheinens

Cand. med. (studentischer Grad) Kandidat der Medizin. Sprich: jeder Medizinstudent nach der Vorprüfung.

Dr. med. Doktor der Medizin, nach erfolgreich vorgelegter und verteidigter Doktor-Arbeit.

Dr., dem die Frauen vertrauen Zeitschriften-Titel, am Kiosk erworben.

Docktor mit »ck«: Teil einer Hafenanlage.

Dres., Doctores Wenn zwei Menschen mit je einem Titel sich zusammentun, z. B. bei einer Gemeinschaftspraxis. (In Österreich wird auch jeder andere, der sich mit einem Doktor zusammentut, automatisch selbst zum Doktor bzw. zu Frau Doktor.)

Dr. h. c., Doctor honoris causa Ehrendoktor. Wörtlich: Titel hängt causal mit einem indirekten Honorar zusammen.

Dr. p. c. Doktorarbeit wurde am Computer erworben, durch die Funktion Copy & Paste.

Dr. No Doktorarbeit ist gescheitert.

Dr. med. dent Zahnarzt. Lebt von der Hand im Mund.

Prof. Der Profi unter den Titeln, das High-End-Premium-Segment.

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Dr. phil. auch abgekürzt mit Dr. mult. Weil Männer sonst schon nichts multipel bekommen können, fangen sie gerne an, Titel zu sammeln.

Erste Station: Beim Niedergelassenen

»Geh doch mal zum Arzt!« – leichter gesagt als getan. Zu wem denn? Die erste Station ist der »Hausarzt«. Das kann ein »praktischer« oder ein »Allgemein-Arzt« sein.

MERKE Ein »Allgemeinmediziner« ist ein Facharzt! »Allgemein« klingt, als hätte er sich nie für etwas Konkretes entscheiden können. Das Gegenteil ist der Fall. In der Facharztprüfung zum Allgemeinmediziner werden über das Studium hinaus fünf Jahre Weiterbildung in verschiedenen Fächern verlangt. Dagegen ist der »praktische Arzt« derjenige, der mehr oder minder direkt nach der Uni ohne Facharztausbildung seine Praxis aufgemacht hat. Die Praxis ist der einzige Ort, wo er »praktische« Erfahrungen gesammelt hat. Also das Praxisschild genau lesen!

Aber das ist nicht alles. Mithilfe eines einfachen Punktesystems können Sie Ihrem Arzt eine »Ferndiagnose« stellen, lange bevor er seine möglicherweise unqualifizierten Finger an Ihrem Körper hat.

Ergänzung und Auflösung: