Kapitel 29

Eine Stunde später saßen Rosalind und Beatrice in Beatrices Zimmer, das ebenso hübsch war wie Rosalinds. In freudiger Aufregung sortierten sie Beatrices Kleider danach, welche die Reise in einem mehr oder minder ansehnlichen Zustand überlebt hatten.

»Ich werde auf immer in Eurer Schuld stehen, Rosalind. Ich brachte Euch in diese Lage. Hätte ich schwimmen können, wäre nicht so schwächlich gewesen und …«

»O nein, schweig still!« Rosalind umarmte Beatrice herzlich. »Davon will ich nichts hören. Wärst du nicht gewesen, hätte ich vielleicht aufgegeben und wäre ertrunken. Du warst die Quelle meiner Courage und meines Einfallsreichtums.«

Beatrice lächelte. »Ihr sagt das aus purer Freundlichkeit. Ich danke Euch, Rosalind. Ihr seid eine gute und anständige Frau, und nichts kann Euch diese Qualitäten nehmen. Weder Wochen unter Piraten noch der Klatsch von gemeinen und kleingeistigen Menschen.«

»Was soll ich nur ohne dich tun?«, erwiderte Rosalind lächelnd.

»Ach, Rosalind.« Beatrice sah auf einmal besorgt aus. »Die britische Marine wird alles über Black Angel und diesen Ort wissen wollen. Ich muss es ihnen sagen. Es ist meine Pflicht gegenüber der britischen Krone.« Seufzend zupfte sie an ihrem Spitzenkragen. »Doch wenn ich es tue, bringe ich Euer Glück in Gefahr. Ich weiß nicht, welches das kleinere Übel ist. Wisst Ihr es?«

»Nein. Natürlich würde ich nie von dir verlangen, wider dein Gewissen zu handeln. Aber darf ich dich bitten, es so lange wie möglich hinauszuzögern?«

»Sie dürfen mich wohl kaum verhören wie irgendeinen Verbrecher, nachdem ich gerade erst befreit wurde und von einem schweren Fieber genesen bin.«

»Das ist die richtige Einstellung!«

»Aber eine letzte Frage möchte ich Euch noch stellen. Und die ist, wie ich glaube, die wichtigste von allen.«

Rosalind nickte und wartete gespannt.

Beatrice wappnete sich, indem sie tief einatmete. »Rosalind, dieser Mann will Euch heiraten. Er sagte Euch, dass er Euch liebt. Das ist wundervoll für ihn, aber erwidert Ihr seine Gefühle? Liebt Ihr ihn auch?«

Rosalind dachte an Alexandre, seine Schönheit, seine leidenschaftliche Loyalität, seine Alpträume und seine Träume. Sie dachte an den Zorn in seiner Stimme, als er sich über das Deck der Fortuna zu ihr durchkämpfte. Sie dachte an die Art, wie er sie gern neckte, an die Hitze seiner Küsse und seine unglaubliche Sinnlichkeit. Es konnte keinen anderen Mann wie ihn geben. Sie nickte und empfand ein freudiges Kribbeln, das alle Angst aus ihrem Herzen vertrieb.

»Ja, ich denke, ich liebe ihn.«

Beatrice strahlte. »Wie schön für Euch, Rosalind. Das ist wahrlich schön für Euch!«

»Meinst du wirklich? Immerhin ist er Black Angel.«

»Ihr und ich wissen, dass er weit mehr als das ist. Er ist ein guter Mann, ganz gleich wie sehr er sich bemüht, Unrecht zu tun.«

Rosalind starrte Beatrice erstaunt an. »Wie kommst du darauf?«

»Es ist offensichtlich. Der Captain mag alles Mögliche erzählen, aber er hat kein einziges Mal zugelassen, dass uns echter Schaden zugefügt wird, ebenso wenig wie dem armen Mr. MacCaulay.«

»Ich wünschte, ich hätte Eure Gesinnung, Beatrice. Ihr scheint noch im Teufel selbst Tugendhaftes zu entdecken.«

»Es fällt leicht, das Schlimmste von Menschen zu denken. Und haben sie erst einmal erkannt, dass man nichts anderes als das von ihnen erwartet, werden sie diesem Bild mit Freuden gerecht. Aber wenn sie wissen, dass man sie für freundlich und gut hält, werden sie umso mehr daran arbeiten, sich diese Meinung zu erhalten.«

»Wenn es doch bloß so einfach wäre.«

Rosalind seufzte. Sie stellte sich Mr. Murdock vor und die Probleme, die er gewiss verursachen würde. Mr. Murdock war kein Mann, der bereitwillig seine Pläne änderte. Vielmehr war er es gewöhnt, dass um ihn herum alle taten, was er ihnen sagte.

Nachdem sie alle noch hinreichend vorzeigbaren Kleider Beatrices auf einen Stapel gelegt hatten, läutete Rosalind nach dem Mädchen. Sophie erschien in der Tür und machte einen ungewöhnlich fahrigen Knicks.

»Oui, Mesdemoiselles?«

»Gibt es unter den Bediensteten eine Näherin?«, fragte Rosalind. »Wir hätten einiges zu richten.«

»Oui, Mademoiselle. Ich werde Celeste sagen, dass sie gebraucht wird.«

»Einen Augenblick, Sophie.« Rosalind stand auf und ging zur Tür hinüber, um Sophie genauer anzusehen. »Fühlst du dich wohl? Du siehst sehr blass aus.«

»Mir geht es gut, Mademoiselle. Merci.«

»Wo ist Adèle?«

»Ich weiß es nicht, Mademoiselle.« Sophie zuckte mit den Schultern, während sie nervös an ihrer Schürze fingerte. »Sie sagte, sie wäre krank, Mademoiselle. Ich konnte ihr schlecht widersprechen, nicht nachdem …« Sophie verstummte und senkte den Blick.

»Oh.« Rosalind nickte. »Ich verstehe.«

»Rosalind?« Beatrice, die gerade einige Taschentücher faltete, drehte sich zu ihnen um. »Stimmt etwas nicht?«

»Sophie sagt, sie weiß nicht, wo Adèle ist. Ich finde es seltsam, dass Adèle auf einmal gar nicht mehr auftaucht.«

»Was ist daran seltsam?«, fragte Beatrice. »Sie wagt sich nicht mehr in Eure Nähe, seit der Captain so böse auf sie war.«

Rosalind nickte. Dennoch störte sie etwas. Sie wäre deutlich beruhigter, wenn sie genau wüsste, wo Adèle sich aufhielt.

»Geh bitte, Sophie. Finde diese Celeste und schick sie zu uns. Und sag bitte Madame LeFèvre, ich würde sie gern sprechen.«

Sophie machte einen Knicks und huschte davon.

»Ich fürchte, die Lawrences werden mich für eine arme Kirchenmaus halten«, sagte Beatrice. »Wenn ich bei ihnen vor der Tür stehe, sehe ich kaum besser aus als eine Bettlerin in Lumpen.«

»Ach, Beatrice, sei nicht melodramatisch«, erwiderte Rosalind lachend. »Wenn sie erst erfahren, dass du einen Schiffbruch und einen Piratenangriff überlebt hast, werden alle ganz wild darauf sein, dich kennenzulernen und von deinen Abenteuern zu hören.«

Die Tür ging auf, und Madame LeFèvre kam mit einer jungen Frau herein, deren Haut die Farbe von Milchkaffee hatte.

»Bonjour, Mesdemoiselles. Ich bringe Euch Celeste, meine beste Näherin. Was kann sie für Euch tun?«

»Merci, Maman«, sagte Rosalind. »Ich fürchte, unsere Abenteuer haben Beatrices Garderobe recht übel zugesetzt.« Sie zeigte auf den Stapel zu flickender Kleider.

»Nichts leichter als das.« Madame LeFèvre sagte rasch etwas auf Patois. Celeste bejahte stumm, nahm Beatrices Kleider und eilte hinaus. Dann wandte Madame LeFèvre sich an Rosalind. »Ihr wolltet mich sprechen, Mademoiselle?«

»Oui, Maman. Merci.« Rosalind wählte ihre Worte mit Bedacht. »Habt Ihr Adèle heute gesehen?«

»Non, Mademoiselle.«

»Habt Ihr sie gestern gesehen?«

Madame LeFèvre schüttelte den Kopf. »Sophie kommt immer als Erste. Ich gebe ihr die Arbeit für den Tag, und danach erledigt sie alle Aufgaben mit Adèle gemeinsam.«

»Und wo ist Adèle heute? Als ich läutete, kam Sophie allein. Habt Ihr Adèle einem anderen Teil von Au Jardin zugeteilt?«

»Non. Meine letzten Änderungen im Hausarbeitsplan liegen über einen Monat zurück.«

Rosalind versuchte, sich ihre zunehmende Besorgnis nicht anmerken zu lassen. »Sagt mir, Maman, erinnert Ihr Euch, wann Ihr Adèle zuletzt gesehen habt?«

»In der Nacht nach dem Fest. Sie kam zu mir und beklagte sich über die Schmerzen auf ihrem Rücken. Es war nichts, höchstens ein leichter Kratzer. Aber so wie Adèle sich aufspielte, hätte man glauben können, sie läge im Sterben.«

»Und was habt Ihr getan?«

»Ich gab ihr eine Salbe, die sie sich drauftun konnte, und sagte ihr, sie täte gut daran, sich ruhig zu verhalten und keinen weiteren Ärger mehr zu machen.«

»Wärt Ihr so gut, mir Adèles Zimmer zu zeigen, Maman? Bitte glaubt mir, wenn ich Euch sage, dass es von äußerster Wichtigkeit ist.«

»Wie Ihr wünscht.«

Rosalind drehte sich zu Beatrice um. »Ich denke, es ist das Beste, wenn du weiterpackst. Es wird nicht lange dauern. Ich komme zurück, sobald ich kann.«

Beatrice schien beunruhigt. »Etwas stimmt nicht, oder? Und Ihr wisst, was es ist.«

»Ich bin mir noch nicht sicher. Aber bald weiß ich Genaueres.«

Rosalind folgte Madame LeFèvre durch Flure in den weniger prächtigen Teil des Herrenhauses. Madame LeFèvre brachte sie zu einer Tür und klopfte an. Niemand antwortete. Sie klopfte noch einmal.

»Sophie? Adèle?«

Madame LeFèvre wartete einen Moment, dann drehte sie seufzend den Türknauf und öffnete. In dem Zimmer befanden sich zwei Betten. Auf der einen Seite war das Bett gemacht, die Kommode aufgeräumt, der Fußboden sauber und überhaupt alles recht ordentlich. Auf der anderen Seite lag ein Durcheinander von Kleidern, gebrauchten Kerzenstummeln, zerknautschten Laken. Es müffelte ein wenig. Madame LeFèvre trat zurück.

»Sie ist nicht hier.«

Rosalind bahnte sich einen Weg durch das Chaos zum Wandschrank. Die beiden Kleider, die darin hingen, waren nur noch Lumpen, übersät von Öl-, Fett- und anderen Flecken. Eine Lücke inmitten des Staubs und Kleinkrams auf der Kommode verriet, dass dort etwas gelegen hatte.

»Sie nahm nur mit, was sie brauchte«, überlegte Rosalind laut. »Ihre besten Kleider, ihren Schmuck und ihre Cremes und Puder.«

»Aber wieso?«, fragte Madame LeFèvre. »Wo sollte sie die denn tragen?«

»Im Haupthafen von Martinique, wo eine Hure und ein Taschendieb reichlich Arbeit finden können.«

Madame LeFèvre riss entsetzt die Augen auf. »Ihr glaubt, sie ist weggelaufen?«

»Ich wüsste nicht, was wir sonst hiervon halten sollen. Alles deutet darauf hin.«

»Mon Dieu! Wir müssen es sofort dem Capitaine sagen!«

Rosalind stimmte ihr zu. »Das müssen wir unbedingt. Wo finden wir ihn zu dieser Stunde?«

»Der Capitaine und Monsieur Yves planten, heute nach den Schiffen zu sehen, ob alles in Ordnung gehalten wird. Ich glaube nicht, dass sie bereits aufgebrochen sind.«

Rosalind rannte zurück zur Küche und sah dabei aus jedem Fenster, an dem sie vorbeikam, bis sie Alexandres schwarze Mähne inmitten der bunten Farben im Garten ausmachte. Er saß mit Yves und Gaston an einem schattigen Plätzchen.

»Mon Capitaine!«

Sie rannte zu ihm, ohne etwas darauf zu geben, dass alle sich neugierig zu ihr umdrehten. Alexandre sprang auf, kam ihr entgegen und fing sie in seinen Armen auf.

»Was ist los, ma belle? Ist Beatrice wieder krank?«

»Non, non, mon Capitaine. Es ist schlimmer. Ich glaube, Adèle ist weggelaufen.«

»Weggelaufen? Pourquoi?«

»Wie könnt Ihr mich das fragen? Ihr habt sie erniedrigt und dann fortgeschickt, als wäre sie ein Nichts, und alles meinetwegen. Wie konnte sie da noch einen Tag länger hierbleiben, da alle entweder über sie lachen oder sie bemitleiden?«

»Warum schlagt Ihr Euch auf ihre Seite? Sie hat ihre Strafe selbst auf sich gezogen.«

»Ich schlage mich nicht auf ihre Seite! Begreift Ihr denn nicht? Sie ist verletzt und vor allem wütend. Sie hegt Rachegedanken. Und es steht in ihrer Macht, Euch und jeden einzelnen von Euren Leuten an die Behörden auszuliefern!«

Alexandre wurde ernst. »Wie lange glaubt Ihr, ist sie fort?«

»Frühestens seit der Nacht nach dem Fest. Madame LeFèvre gab ihr eine Salbe für die Peitschenwunde.«

»Beruhigt Euch, ma belle. Die Lage ist nicht so verzweifelt, wie Ihr glaubt. Selbst wenn Adèle den Haupthafen erreicht, wird sie dort nicht die Rache finden, die sie sucht. Sie muss bis nach Kingston gelangen, bevor sie Au Jardin ernstlich gefährlich werden kann.«

»Wie könnt Ihr da so sicher sein?«

Alexandre lachte und küsste Rosalind auf beide Wangen. Dann drückte er sie fest an sich und flüsterte ihr ins Ohr: »Weil der für die französische Marine hier verantwortliche Offizier, ma belle, ein Cousin von mir mütterlicherseits ist.«

»Dann seid Ihr sicher? Jeder hier ist sicher?«

»Nicht nur sicher, sondern auch beschützt.« Alexandres Lächeln wich einem Stirnrunzeln. »Adèle ist mehr als närrisch, diesen Schutz aufzugeben. Sie weiß, dass sie sich nirgends auf Martinique vor mir verstecken kann.«

Er nahm Rosalind an die Hand und schlenderte mit ihr zu Yves und Gaston zurück.

»Adèle ist weggelaufen«, sagte er. »Yves, du wirst das Haus und das Gelände absuchen lassen müssen. Inzwischen ist sie recht lange fort, also müssen wir sehr gründlich sein.«

»Oui, mon Capitaine.«

»Gaston, nimm dir so viele Männer wie du willst, und gehe über die Landroute auf die andere Seite der Insel. Es ist durchaus möglich, dass Adèle irgendwo am Wegesrand zusammengebrochen ist. Hass und Rache reichen nur begrenzt als Wegzehrung.«

»Oui, mon Capitaine«, sagte Gaston. »Und wenn wir sie finden? Was wollt Ihr, dass wir mit ihr tun?«

Alexandre wollte etwas sagen. Dann sah er Rosalind an und seufzte. »Bringt sie zurück. Ich kümmere mich zur angemessenen Zeit um sie.«

Rosalind blickte von einem Mann zum anderen. Keiner von ihnen schien auch nur im Mindesten besorgt.

»Findet Ihr die Situation denn nicht besorgniserregend? Adèle könnte jedem von Au Jardin erzählen! Ich hege nicht den geringsten Zweifel, dass sie genau das vorhat!«

»Rosalind, beruhigt Euch!« Alexandre nahm sie bei den Schultern und schüttelte sie sanft. »Adèle kann uns überhaupt nichts tun. Mein Cousin und ich haben eine Übereinkunft. Sollte einer meiner Mannschaft oder meiner Hausangestellten in die Hände der Behörden auf Martinique fallen, geben sie mir Bescheid und schicken mir die betreffende Person zurück.«

»Weiß Adèle von diesem Arrangement?«

»Selbstverständlich nicht. Nur wir drei hier, und jetzt auch Ihr, wissen davon. Ich vertraue darauf, dass Ihr es für Euch behaltet.«

»Mais oui, mon Capitaine.« Rosalind war immer noch besorgt. »Trotzdem, Adèle ist unberechenbar, und das in jedem Sinne des Wortes!«

Alexandre betrachtete sie eingehend. »Rosalind, wovor fürchtet Ihr Euch? Das Wohlergehen dieses Haufens von Piraten hier kann Euch doch nicht so sehr am Herzen liegen.«

Rosalind wandte den Blick ab. Sie hatte Angst, solche Angst, dass sie an Panik grenzte. Vielleicht konnte Adèle Au Jardin nicht schaden, aber sie könnte der Welt sehr wohl sagen, wo die vermisste Lady Hanshaw festgehalten wurde.

»Adèle hasst mich, mon Capitaine. Sie kann mich benutzen, um Euch zu schaden, indem sie den richtigen Leuten sagt, wo ich bin. Euer Cousin kann Euch vielleicht beschützen, aber er kann nicht einfach meine Anwesenheit hier ignorieren.«

»Warum nicht?«, fragte Alexandre. »Wer seid Ihr, dass Eure Anwesenheit von solcher Bedeutung sein sollte?«

Er lächelte, aber Rosalind spürte ein leises Misstrauen. In ihrem Eifer, sich und ihn zu schützen, hatte sie sich beinahe verraten. Wie konnte sie Alexandre die Gefahr begreiflich machen, ohne dass er ihre Täuschung als Betrug deutete?

»Ich bin ein Untertan der britischen Krone und gegen meinen Willen hergebracht worden. Ebenso wie Beatrice. Gewiss wird Frankreich nicht England provozieren wollen, indem sie unsere Entführung willentlich ignorieren.«

Alexandre lachte, aber da war ein Glimmen in seinen Augen. »Ihr erstaunt mich, Mademoiselle. Seit Tagen erklärt Ihr mir, Ihr wärt ein Niemand, völlig bedeutungslos. Und nun scheint Ihr zu meinen, dass zwei englische Lehrerinnen so viel Einfluss auf den Lauf der Welt haben.«

Ihre wachsende Verzweiflung nötigte Rosalind, die reine Wahrheit zu wählen. »Sie werden mich Euch wegnehmen, Alexandre! Und dann werden sie mich benutzen, um Euch zu zerstören!«

»Ma belle.« Alexandre nahm sie in die Arme und strich ihr übers Haar. »Ma petite fleur. Habt keine Angst.«

Dann führte er sie alle zum Haus zurück, wo er mit ihnen in seine Privatbibliothek ging, die reich verziert war mit unterschiedlichen Gegenständen aus der französischen Seefahrt sowie Bildern von Schiffen und Marineoffizieren. Dort setzte er sich an den Schreibtisch und nahm Papier, Feder und ein Tintenfass zur Hand.

»Yves, ich schreibe meinem cousin eine kurze Nachricht, in der ich ihn von Adèles Verschwinden und ihrem möglichen Vorhaben unterrichte.« Alexandre schrieb den kurzen Brief, schüttete Sand auf die Tinte, um sie zu trocknen, faltete ihn und versiegelte ihn mit schlichtem Wachs. »Sobald du das Gelände nach ihr abgesucht hast, gehen wir zu den Schiffen in der Bucht und inspizieren sie.«

»Oui, mon Capitaine.« Yves steckte sich den Brief in die Jacke und eilte hinaus.

Alexandre nickte dem Bootsmann zu.

»Geh, Gaston. Nutze das Tageslicht, das euch noch bleibt.«

Gaston machte sich sofort auf.

Rosalind konnte ihre Ahnung von einer bevorstehenden Katastrophe nicht abschütteln. Sie ging in der Bibliothek auf und ab.

»Es droht Gefahr, Alexandre. Ich fühle es genauso sicher, wie Ihr eine Sturmfront fühlt, wenn sie gerade erst heraufzieht.«

»Die jüngste Folge von Unglücken, die Euch heimsuchte, trübt Euer Denken, ma belle. Ihr glaubt, weil Euch seit ein paar Tagen nichts Schlimmes mehr widerfahren ist, muss etwas umso Furchtbareres ins Haus stehen.«

»Ja, genau das denke ich, mon Capitaine, und zu Recht. Inwiefern wird Adèles Verschwinden Eure Pläne beeinflussen, Beatrice nach Kingston zu schicken?«

»Warum sollte es das überhaupt beeinflussen?«

»Zu viele Leute, die von Au Jardin kommen oder dahin gehen, sind gefährlich.«

»Oui, wenn sie dieselbe Route wählen. Aber das lässt sich vermeiden.«

»Seid Ihr sicher, mon Capitaine

Alexandre stieß einen tiefen Seufzer aus. »So sicher, wie sich ein Mann nur sein kann, ma belle.« Er stand auf, durchquerte den Raum und nahm Rosalind in die Arme. »Ihr seid hier sicher, Rosalind. Ich weiß, dass Ihr in jüngster Zeit sehr wenig Sicherheit genießen durftet. Die letzte wurde Euch geraubt, als Euer Vater starb.«

Rosalind schmiegte sich in die Geborgenheit seiner starken Arme. »Ich bin es so leid, Alexandre. So leid, in Furcht vor dem zu leben, was als Nächstes passieren könnte.«

»Lasst mich Euch diese Sorge nehmen, ma belle.« Seine Hände glitten über ihren Rücken zu ihren Hüften. »Was Ihr braucht, ist Ruhe, und dafür weiß ich genau den richtigen Platz.«

Er brachte sie zu einer anderen Tür hinaus als der, durch die sie in die Bibliothek gekommen waren. Sie führte in seinen Salon – und die nächste in sein Schlafgemach.

Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe
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