KAPITEL 3

Die unendliche Geschichte von Schäferhund Pomuc und seinen kaputten Gelenken:
Die drastischen Folgen von Überzüchtung und falscher Fütterung

Schäferhund-Rüde »Pomuc« ist ein aufgeweckter kleiner Welpe, als ihn Familie P. vom Züchter holt. Vor der Auswahl des Hundes hat Vater P. sich genau über Schäferhunde informiert und eine anerkannte Zucht ausgewählt, bei der Pomuc gekauft wird. Man ist vorsichtig, hat man doch schon so viel über korrupte Züchter gelesen und gehört. Weil Pomuc zu den sogenannten großen Hunderassen zählt, bekommt er von Anfang an – natürlich! – ein Trockenfutter für großwüchsige Hunde. Da könnten sie nichts verkehrt machen, sagt die Züchterin zu Familie P. Das bekommen alle unsere Hunde zur Aufzucht. Schon seit Jahren!

Pomucs Eltern sind beide HD-frei (HD ist die gefürchtete Hüftgelenkfehlentwicklung, die vor allem bei großen Hunden vorkommt), darauf hat Familie P. geachtet. Sie möchten einen gesunden Hund, bei dem nicht schon in jungen Jahren – oder auch später natürlich – Gelenkprobleme auftreten. Ausgestattet mit einem großen Sack Welpenfutter für »großwüchsige Hunde« von der Züchterin beginnt für den kleinen Kerl der Start ins Hundeleben. Pomuc entwickelt sich in den ersten Monaten recht gut. Er bekommt ausschließlich das vom Züchter empfohlene Futter, das praktischerweise auch der behandelnde Tierarzt in seinem Sortiment zum Verkauf anbietet. Auch hält sich Familie P. an alle Anweisungen, den jungen Hund im ersten Jahr nicht zu überfordern und ihn vor allem Treppen hinauf- und hinunter zu tragen. Es erfolgen alle Impfungen, Entwurmungen und Flohkuren wie vom Tierarzt verordnet. Pomuc ist ein sehr kräftiger, molliger Welpe. Allen gefällt das, denn er ist so schön kuschelig und knuddelig – so richtig zum Anbeißen.

Als Pomuc neun Monate alt ist, beginnt er zu humpeln. Einmal rechts, ein anderes Mal links vorne. Familie P. fährt mit Pomuc zum Tierarzt. Dort erhalten sie die erschütternde Diagnose: Osteochondrosis dissecans (OCD) in beiden Schultergelenken! OCD ist eine Entwicklungsstörung des Schultergelenks, die die Gelenkknorpel brüchig werden lässt. Erkennbar ist die Erkrankung im Röntgenbild, wo die Veränderungen am Knorpel deutlich zu sehen sind …

Was ist zu tun? Der Tierarzt, ein bekannter Chirurg (und Chirurgen operieren nun mal gerne), rät zur sofortigen Operation. Gleich beide Schultergelenke sollen unters Messer kommen. Familie P. fackelt nicht lange, sie ist bereit, für Pomucs Wohlergehen alles zu tun. Auch der Hinweis des Tierarztes, bei nicht sofortigem Handeln eine schwere Arthrose zu riskieren, bestärkt sie in ihrem schnellen Entschluss.

Pomuc wird operiert. Beidseitig. Die Torturen der Nachbehandlungen ertragen Pomuc und seine Familie geduldig. Der junge Hund erholt sich auch recht gut und kann nach einigen Wochen beide operierten Beine wieder voll belasten. Die Fütterung bleibt natürlich gleich. Das habe nichts mit der Fütterung zu tun, sagt der Tierarzt, das sei erblich und komme heutzutage immer häufiger vor.

Familie P. akzeptiert das und füttert weiter das gewohnte Trockenfutter. Dass dieses die Ursache für Pomucs Erkrankung sein könnte, steht nicht zur Debatte, weder beim behandelnden Tierarzt noch bei der Züchterin, die die Erkrankung ebenfalls als vom Schicksal bestimmt hinnimmt und jegliche Verantwortung von sich weist. Schließlich sind doch beide Elternteile nachweislich EDund OCD-frei (ED = Entwicklungsstörung im Ellbogengelenk). Pomuc hat mittlerweile einen ganz eigenartigen Gang entwickelt. Er dreht bei jedem Schritt die Schultern nach außen und das Hintergestell wackelt von einer Seite auf die andere. Dass hier etwas nicht stimmen kann, fällt keinem auf. Im Gegenteil: Das »Hinternwackeln« wird sogar als drollige Eigenart des Hundes belächelt.

Als Pomuc ein Jahr alt ist, sollen seine Hüften röntgenologisch auf HD (Hüftgelenkdysplasie) kontrolliert werden, wie es bei Schäferhunden und fast allen anderen großen Hunden üblicherweise praktiziert wird. Bei Pomuc wird eine geringgradige Hüftgelenkdysplasie festgestellt. Das sei nicht so schlimm, sagt der Tierarzt, damit kann ein Schäferhund sehr alt werden. Eine Therapie empfiehlt er nicht. Zur Zucht darf Pomuc ohnehin nicht zugelassen werden, denn aufgrund seiner OCD ist er davon ausgeschlossen. Zum Hüftröntgen muss Pomuc in Vollnarkose gelegt werden. Dann kastrieren wir ihn doch gleich, rät der Tierarzt, da der Hund schon einmal in Narkose liegt, dann ginge alles gleich in einem Aufwasch. Die Gefahren des Hodenkrebses sowie Prostataerkrankungen seien so ebenfalls gebannt. Pomuc wird kastriert. Dann, nach der Kastration mit erst eineinhalb Jahren, muss Pomuc auf Geheiß des Tierarztes ein sogenanntes »Light«-Futter fressen, da er schon vor dem Kastrieren die Anfälligkeit zum Dickwerden gezeigt hat. Und Kastraten neigten nun einmal noch mehr zur Fülligkeit.

Pomuc ist aber trotz ausreichender Futtermenge ständig hungrig. Das »Light«-Futter, das es praktischerweise natürlich auch beim Tierarzt gibt, macht ihn nicht wirklich satt. Dann, einige Monate später, der Hund ist mittlerweile fast zwei Jahre alt, geschieht ein Unglück: Pomuc schreit beim Spazierengehen plötzlich laut auf, hebt ein Hinterbein und kann dann auf dieses nicht mehr auftreten. Vater P. und sein Sohn schleppen den schweren Hund mühsam nach Hause und fahren sofort zum Tierarzt. Dort stellt man die Diagnose: Kreuzbandriss im Kniegelenk. Die einzig mögliche Therapie: sofortige Operation. Ein Unglück kommt selten allein, denkt sich das Oberhaupt der Familie P., und wenn’s dann halt notwendig ist, muss der Hund eben noch einmal operiert werden.

Diesmal ist die Zeit nach der Operation mühsamer als beim ersten Mal. Mit nun – trotz »Light«-Futter – doch schon einem Gewicht von fast 40 Kilo ist das Laufen auf drei Beinen recht mühsam. Familie P. befindet sich im Ausnahmezustand. Aber man bewältigt auch diese schwere Aufgabe. Nach einigen Wochen kann Pomuc wieder laufen, sein Wackelgang ist aber deutlich schlimmer geworden. Pomuc bekommt weiterhin das tierärztlich empfohlene »Light«-Futter und als Nahrungsergänzung Grünlippmuschelextrakt für den Gelenk- und Knorpelaufbau. Wenn er gar nicht mehr laufen mag, gibt’s Schmerzmittel. Die schädigen zwar den Magen, helfen aber doch gut gegen die Schmerzen.

Nach einigen Monaten ist Pomuc fast wieder hergestellt, er ist mittlerweile zweieinhalb Jahre alt, und mit 45 Kilo viel zu schwer. Auch erscheint er viel älter, als er wirklich ist. Pomucs Wesen ist trotz der schweren Erkrankungen noch immer sehr sanftmütig. Er ist ein ausgesprochen gutmütiger Hund und seine Familie liebt ihn über alles.

Bei einem Ausflug ins Gebirge geschieht das nächste Unheil: Wieder ein Schrei und Pomuc kann nicht mehr auf das andere, das nicht operierte Hinterbein, auftreten. Das Malheur beginnt von Neuem: Den Hund auf drei Beinen zum Auto bringen, zum Tierarzt fahren, und die Diagnose bekommen: Kreuzbandriss, diesmal auf der anderen Seite. Vater P. schwant Schlimmes. Wieder muss Pomuc operiert werden, wieder muss das Tier wochenlange Torturen erleiden und bis zur völligen Wiederherstellung humpeln. Damit nicht genug, hat Pomuc im Laufe seines kurzen Lebens seinen geduldigen Besitzern schon immense Kosten verursacht. Familie P. hätte sich für dieses Geld mittlerweile schon ein halbes Auto kaufen können, rechnet Vater P. verzweifelt zusammen. Das traut er sich bei seiner Familie aber nicht sagen, weiß er doch, wie sehr Pomuc geliebt wird und er will nicht als der Knausrige dastehen, der seinem Hund aus schnöden Geldgründen nicht helfen will. Also greift er wiederum tief in die Tasche und lässt Pomuc ein drittes Mal operieren. Das ist aber jetzt das letzte Mal, denkt er sich im Stillen. Leider täuscht sich Vater P. hier aber, denn das soll noch nicht das Ende der Krankengeschichte sein. Pomuc bekommt nun regelmäßig seine Mittelchen zum Knochen- und Knorpelaufbau. Ebenso füttert man ihm mit Geschmacksstoffen versetzte Schmerzmittel, die er gerne frisst. Diese Schmerzmittel hat er mittlerweile schon in immensen Mengen konsumiert und er benötigt sie nahezu ständig, um überhaupt einigermaßen schmerzfrei laufen zu können.

Solche und ähnliche Krankheitsgeschichten gibt es unendlich viele. Und sie werden von Tierärzten gerne in Kauf genommen, bringen sie doch viele Patienten und damit richtig viel Geld. Zum einen verdienen sie durch den Verkauf von Fertigfuttermitteln und hier vor allem durch fragwürdige Diätfuttermittel, oft ein ganzes Hundeleben lang, und zum anderen durch Operationen kaputter Gelenke, die im Zuge dieser Fehlernährung erst entstanden sind. Sind die Hunde einmal in diesem Kreislauf gefangen, schlittern sie und damit auch ihre Besitzer von einer Misere in die nächste. Warum die Anzahl der Gelenkerkrankungen immer mehr zunimmt und wie man diese Erscheinung ursächlich klären und im Vorfeld schon stoppen könnte, ist nicht im Interesse der Tierärzte – und noch weniger in dem der Futtermittelindustrie.

Pomuc ist ein Bilderbuchbeispiel für den Verlauf von hausgemachten Problemen in Bezug auf Gelenkerkrankungen. Aber beginnen wir von Anfang an: Erkrankungen der Gelenke wie HD, ED und OCD sind Entwicklungsstörungen in der Ausbildung der großen Gelenke und sollen laut Zuchtverbänden und Tierärzten fast ausschließlich erblich bedingt sein. Sicherlich sind die größeren Rassen wie Schäferhunde, Rottweiler, Berner Sennenhunde, Doggen etc. aufgrund ihrer Größe und ihres hohen Gewichts anfälliger für die aufgezählten Erkrankungen. Wie aber lässt es sich erklären, dass die seit Jahrzehnten getätigten züchterischen Maßnahmen anscheinend völlig ins Leere laufen? Der deutsche Verein für deutsche Schäferhunde war eine der ersten Institutionen, die die HD-Untersuchung für Zuchthunde zur Pflicht gemacht hat. Der deutsche Schäferhundeverband hat aber auch mit als erster die Fertigfutter-Fütterung empfohlen! Und das Resultat? Trotz strengster Zuchtauswahl haben wir heute deutlich mehr Gelenkprobleme (allen voran die so gefürchtete Hüftgelenkdysplasie) als noch vor dreißig oder vierzig Jahren!

Sonderbar ist auch, dass in Ländern, in denen zwar auf HD untersucht wird, die Erkrankung jedoch nicht zum Zuchtausschluss führt (beispielsweise England und die USA), die Anzahl der erkrankten Hunde aber gleich hoch ist wie in Deutschland und Österreich, wo streng aussortiert wird. Nur in wenigen Ländern führt festgestellte HD zum Zuchtausschluss. Dazu gehören Deutschland, Österreich, die Schweiz, Schweden und Holland. In England, Frankreich und auch in den USA geht man etwas kritischer an die Sache heran und hinterfragt die Erblichkeit der HD. Auf jeden Fall spielen dort nach Meinung der Fachleute für die Entstehung dieser Erkrankung nicht nur erbliche Faktoren eine Rolle. Betrachtet man die Vielfältigkeit der verschiedenen HD-Formen, ist es auch logisch, unterschiedliche Ursachen für die Entstehung dieser Krankheit verantwortlich zu machen.

Vor Kurzem hat man übrigens ein Gen isoliert, das für die Entstehung der HD verantwortlich sein soll. Das mag schon richtig sein, aber dies gilt vielleicht für eine einzige Form der Hüftgelenksdysplasie. Die vielen verschiedenen Knorpel- und Gelenkschäden, die alle unter dem Begriff »HD« zusammengefasst werden, lassen sich aber sicherlich nicht auf ein einziges Gen reduzieren.

Man könnte dieses Gen jetzt einfach herauszüchten und abwarten, was passiert. Das funktioniert aber nicht so einfach, da man nicht weiß, an welche anderen Merkmale dieses neu erforschte Gen gekoppelt ist. Da kann es dann durchaus passieren, dass es zwar weniger HD-Fälle gibt, die betroffene Hunderasse aber eines anderen wichtigen Merkmals verlustig geht, und in Folge vielleicht ohne Haare auf die Welt kommt oder mit einem Stummelschwanz ausgestattet ist. Dem züchterischen »Unwesen« werden leider keinerlei Grenzen gesetzt. Wenn man schon zugelassen hat, dass der deutsche Schäferhund sich mittlerweile mehr wie ein Frosch als wie ein Hund bewegt, muss man damit rechnen, dass aufgrund dieser unphysiologischen Haltung schwere Schäden in Wirbelsäule und Hüftgelenken vorprogrammiert sind.

ED- und OCD-Untersuchungen als grundsätzliche Pflichtübung zur Zuchttauglichkeitsprüfung sind übrigens relativ neu. Hier stellt sich sehr wohl die Frage, warum diese Erkrankungen weiterhin zu- und nicht abnehmen, wird doch der Hund heutzutage mit auf allen Bedürfnissen abgestimmten Fertigfuttermitteln ernährt. Damit sind wir wieder bei der bereits zitierten Behauptung: Da ist doch alles drin, was der Hund braucht. Wenn dem so wäre, wieso haben wir dann nicht weniger, sondern immer mehr gelenkkranke Hunde?

Warum ist die Lebenserwartung mittlerweile bei großen Rassen auf nur noch acht bis zehn Jahre gesunken? Wurden vor 50 Jahren beispielsweise Schäferhunde nicht mindestens 13 oder 14 Jahre alt? Ich kann mich noch sehr gut an einige Hunde aus meiner Kindheit erinnern, die sehr alt wurden und zwar ohne Dauertherapien (Schmerzmittel) und ohne komplizierte Operationen. Für jeden logisch denkenden und über den Tellerrand hinausblickenden Menschen muss sich hier die Überlegung stellen: Das kann doch nicht sein, wieso führt dieser von so vielen »Experten« eingeschlagene Weg ganz offensichtlich in die verkehrte Richtung? Und wieso schreien nicht viel mehr betroffene Tierbesitzer laut auf?

Heute gibt es jeweils eigene Fertigfuttermittel-Linien für übergewichtige, für gelenkkranke, für leberund nierenkranke, für Magen-Darmempfindliche, für allergische und sonstwie kranke Hunde. Generell kann man mittlerweile auch für jede Hunderasse ein eigenes Futter kaufen: Dackelfutter, Westifutter, Futter für Chihuahuas. Auch für kastrierte sowie für nicht kastrierte Hunde gibt es »auf alle Bedürfnisse individuell abgestimmte«, jeweils spezielle Zusammensetzungen. Ich warte schon neugierig auf das Futter für jene Rüden, die beim Pinkeln das rechte Bein heben und für solche, die das linke Bein heben.

Stellen Sie sich vor, Sie kämen in einen Supermarkt und stünden vor einem Produkt, auf dem es hieße: »Nur für Menschen unter 50 Jahre«, oder: »Nur für Menschen über 1,70 m Größe«? Oder noch besser: »Nahrung nur für blondhaarige Personen«, oder: »Nur für hellhäutige Skandinavier«, oder: »Nur für Schwarzafrikaner«. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Sie würden sich mit Sicherheit geneppt fühlen. In der Tierfutterindustrie scheint das aber der Renner schlechthin zu sein.

Diese »Spezialfutter«, zugeschnitten auf verschiedene Rassen mit sogenannten »speziellen Bedürfnissen«, sind eine reine Erfindung der Futtermittelindustrie und damit gleichzeitig auch ein deutlicher Hinweis dafür, dass eigentlich keines davon optimal sein kann. Pomuc beispielsweise bekommt schon als Welpe Fertigfutter und zwar für »großwüchsige Rassen«. Der Eiweiß- bzw. Fettgehalt sowie das Gleichgewicht der der wichtigen Mineralstoffe wie Calcium und Phosphor, der Vitamin-A-Gehalt und einige weitere Faktoren, die für das Wachstum besonders wichtig sind, sollen in diesem Futter angeblich exakt auf große Hunde abgestimmt sein …

Beginnen wir mit Calcium und Phosphor:

Die Bedarfswerte, die man in der Literatur findet, unterscheiden sich nicht unbeträchtlich. Schon 1997 räumt Prof. Ellen Kienzle (Universität München) im WALTHAM-Buch der »KLINISCHEN DIÄTETIK von Hund und Katze« ein: Die Situation wird durch die Veröffentlichung unterschiedlicher Bedarfszahlen zusätzlich erschwert. Unstimmigkeiten zwischen den Quellen gehen größtenteils auf verschiedene Schätzungen der Verfügbarkeit der verabreichten Calcium- bzw. Phosphorpräparate zurück. Da in den Futtermitteln unterschiedlicher Hersteller für großwüchsige Hunderassen der Calcium-Phosphorgehalt stark schwankt (Werte von 1,0 Calcium zu 0,9 Phosphor bis 0,6 Calcium zu 0,68 Phosphor) ist es ein wahres Glücksspiel, ob die Calcium- und Phosphorversorgung mengenmäßig und im Verhältnis zueinander den Bedürfnissen des wachsenden Hundes gerecht wird.

Es gibt auf dem Markt ein buntes Gemisch an Calcium-Phosphor-Präparaten. Die Bandbreite reicht von gut verträglichen, gut resorbierbaren organischen Calciumsalzen in unterschiedlichen Konzentrationen bis hin zu anorganischen Calciumsalzen, deren Bioverfügbarkeit (das heißt wie der Organismus sie verwerten kann) nur zwischen 20 % und 70 % liegt. Wenn jedoch die Angaben der Bedarfszahlen schon so stark schwanken, wenn die Bioverfügbarkeit der einzelnen dem Futter zugesetzten Präparate schon so unterschiedlich ist, wie kann es dann eine artgerechte ausgewogene Versorgung von Calcium und Phosphor durch diese künstlich hergestellten Produkte namens »Fertigfutter« geben?

Der nächste Punkt betrifft das Vitamin D. Vitamin D reguliert den Calcium-PhosphorStoffwechsel und ist für die Resorption (mit dem Begriff Resorption bezeichnet man einen Prozess, bei dem körpereigene oder fremde Stoffe durch lebende Zellen und Gewebe aufgenommen werden) des Calciums und des Phosphors aus dem Darm zuständig. Das NRC (National Research Council) beispielsweise empfiehlt pro kg/ Futter 404 IE, MEYER und ZENTEK stattdessen 350-1000 IE pro kg/Futter. In Fertigfuttermitteln für großwüchsige Hunderassen werden allerdings bis zu 1500 IE pro kg/Futter zugesetzt. Hier wird zusätzlich ein großes Sicherheitspolster geschaffen. Zuviel Vitamin D bewirkt jedoch Hypercalcämie (zu viel Calcium im Blut). Der Organismus reagiert auf die Hypercalcämie mit Bildung von zu viel Calcitonin. Dieses Hormon verhindert den normalen Ab- und Umbau von Knochensubstanz. Die Fähigkeit des Skeletts, auf wechselnde Beanspruchungen während des Wachstums zu reagieren, wird so stark beeinträchtigt. Die Folge sind Deformationen an den Gelenken – so kann bei unserem Pomuc die Entwicklung der OCD sowie auch der HD begonnen haben.

Weiterhin kann durch zu viel Vitamin AGehalt im Fertigfutter (die angegebenen Werte schwanken zwischen 9500 IE und 15000 IE/ je kg/Futter) weniger Knorpel innerhalb der Gelenke aufgebaut und die artgerechte Ausformung der Knochen gestört werden. Zudem können sich Störungen in der Entwicklung der Blutgefäße einstellen und damit zur Mangelversorgung im entsprechenden Knochen und damit in den Gelenken führen.

Die Bedarfswerte der verschiedenen Mineralstoffe und Vitamine stammen zum Großteil noch aus der Masttierhaltung (Schweine und Kälber) und sind damit auf Schnellwüchsigkeit und die geringe Lebensdauer der zu mästenden Tiere eingestellt. Ein Hund soll aber nicht nur ein halbes Jahr gemästet und danach verspeist werden, sondern er soll sich noch viele Jahre über gesunde Gelenke freuen können …

Kehren wir zu unserem Schäferrüden Pomuc zurück. Pomuc zeigt sich schon als Welpe als guter Futterverwerter mit großem Appetit und Hang zur Molligkeit. Dass ein zu großer Energiegehalt in der Nahrung ein zu schnelles Wachstum, höheres Gewicht und damit eine Überlastung des knorpeligen Skeletts zur Folge hat, ist mittlerweile unbestritten. Dies und die Überversorgung mit synthetischen Vitaminen (A) und Mineralstoffen (Calcium und Phosphor) sind signifikante Faktoren bei der Entstehung der Osteochondrosen und der Hüftgelenkdysplasien.

Dass sich Welpen früher, das heißt vor der Einführung von Fertigkost, sattfressen konnten, ohne Knochendefekte zu entwickeln, zeigt, wie sehr die Fertigfuttermittel solche Erkrankungen geradezu provozieren. Bei »natürlicher Ernährung« und damit meine ich eine Kost, die nicht industriell hergestellt wird, kann es nicht zur Überdosierung mit Mineralstoffen und Vitaminen kommen. Auch Übergewicht stellt bei natürlich ernährten Hunden kein Problem dar. Darauf komme ich später noch einmal zurück.

Bei Pomuc ist sicherlich die zu hohe Energiezufuhr durch das Fertigfutter im Welpenalter der ausschlaggebende Faktor für seine Erkrankung. Inwieweit falsche Calciumund Phosphorgehalte im Futter sowie Vitaminüberdosierungen einen zusätzlichen Faktor darstellen, kann nicht mehr nachgeprüft werden. Der behandelnde Tierarzt hätte aber den Ernährungszustand des Welpen erkennen und Familie P. darauf aufmerksam machen müssen. Durch frühzeitige, konsequente Kalorienreduktion wäre dem armen Pomuc vieles erspart geblieben. Pomucs Reduktionsdiät kam viel zu spät. Auch das verordnete industriell gefertigte »Light«-Futtermittel war völlig ungeeignet.

Solange aber Tierärzte am Verkauf von Fertigfuttermitteln gut verdienen, werden sie diese nicht als Ursache für eine Erkrankung in Betracht ziehen. Wer wird sich denn ans eigene Bein pinkeln? Unklar ist mir lediglich die Anzahl der Tierärzte, die solches ahnen, aber den Kopf in den Sand stecken, ganz nach dem Motto: Was alle tun, kann ja so schlecht nicht sein?

Beeindruckend für mich war ein Vortrag über ED-, OCD- und HD-Entstehung eines in Fachkreisen geschätzten und bekannten Schweizer HD-Spezialisten auf der VÖKKleintiertagung (VÖK = Verein Österreichischer Kleintierpraktiker) im September 2008 in Salzburg. Kurz und leise erwähnte dieser, dass die sogenannte »Arme Leute-Kost« vielen Hunden mit beginnenden Knochenund Gelenkerkrankungen helfen könne und so viele schlimme Leidenswege verhindert werden würden. Er traue sich dies aber nicht so laut zu sagen, da ja »Vertreter von Fertigfutter-Herstellern präsent sind«. Diese waren natürlich nicht nur sehr präsent, sondern auch noch Hauptsponsoren der gesamten Tagung. In diesem Fall ist man natürlich mit kritischen Äußerungen etwas fehl am Platz.

Ob die Hüftgelenkdysplasie nun eine erbliche Komponente besitzt oder nicht, darüber streiten sich die Fachleute derzeit noch. Der Großteil der Tierärzte aber lässt keine andere Ursache als die der Erblichkeit gelten, da mit dieser Argumentation am meisten zu verdienen ist. Fakt ist jedenfalls, dass sowohl die HD als auch ED und OCD alimentär (durch die Ernährung) ausgelöst werden können und die Anzahl der Erkrankungen mit der Verfütterung von Fertignahrung korreliert. Das heißt im Klartext: Es ist statistisch erwiesen, dass die Anzahl der Knochen- und Gelenkerkrankungen mit der Verfütterung von Fertigfutter signifikant ansteigt.

Unser Pomuc reagierte auf die zu hohe Energiezufuhr mit Knochenund Knorpelentwicklungsstörungen in der Schulter (OCD) und in der Hüfte (HD). Seine HD wurde jedoch erst in einem Alter von einem Jahr entdeckt, obwohl sein wackelnder, schwankender Gang bereits frühzeitig ein Hinweis darauf war. Durch das veränderte Gangbild kam es zu Fehlbelastungen in den Kniegelenken und damit zu den kurz nacheinander auftretenden Kreuzbandrissen. Diese wurden zwar operiert, die defekte Hüfte damit aber nicht in Zusammenhang gebracht. Hier wurde auf einen kochenden Topf einfach nur ein Deckel aufgesetzt!

Schon zum Zeitpunkt der ersten Impfungen, bei denen der behandelnde Tierarzt Pomuc vorgestellt bekam, hätte dieser korrigierend eingreifen müssen: Frischkost statt Fertigfutter wäre die sinnvolle Devise gewesen und Vermeidung von allem, was zu viel Energie bereitstellt, hier hauptsächlich Kohlenhydrate in Form von Getreide. JEDES industriell hergestellte Fertigfutter besteht nun einmal aus einem zu hohen Prozentsatz an Getreide (meist mehr als 50 %, wenn nicht gar 70 % bis 80 %). Wie bereits erwähnt, ist Getreide billiger als Fleisch und liefert schnell verfügbare Energie, was sich allerdings gerade in der Wachstumsphase fatal auswirken kann. Da wird ein Tier wie der Hund, der in seiner Nahrung nahezu kein Getreide braucht, natürlich schnell zu dick und wächst logischerweise auch viel zu schnell. Dies wirkt sich drastisch auf die Gelenke und in der Gesamtheit dramatisch auf den gesamten Bewegungsapparat aus. Tierärzte ignorieren diese Fakten jedoch einfach, da sie bei dieser Erkenntnis zugunsten der Gesundheit ihrer Schützlinge auf die Einnahmen aus dem Verkauf von Fertigfutter verzichten müssten. Dieses Fehlverhalten geht schlicht auf Kosten der Gesundheit unserer Hunde und Katzen!

Ganze Scharen von Hunde- und Katzenbesitzern fallen auf die Mär der »gesunden Fertigkost« herein, füttern ihre Tiere krank, und wenn sie dann krank sind, bekommen sie ein entsprechendes Diätfuttermenü, welches die nächste Erkrankung provozieren kann. Diese Folgeerkrankungen werden dann natürlich nicht ursächlich mit der Fütterung in Zusammenhang gebracht. Es ist fast unglaublich, denn gerade wir Tierärzte müssten es eigentlich besser wissen.

Auch das sogenannte »Light«-Futter ist völlig ungeeignet. Dieses ist eine wahre Mogelpackung. Sieht man sich die Zusammensetzung eines der bekanntesten, von vielen Tierärzten empfohlenen und verkauften »Light«-Futters an, erkennt man schon an den Inhaltsstoffen, wie minderwertig es ist. Vor allem das billige, minderwertige Eiweiß, das verarbeitet wird, ist gerade für den übergewichtigen Hund vollkommen ungeeignet. Denn just der übergewichtige Hund braucht für seinen ramponierten Stoffwechsel hochwertige Eiweißstoffe und nicht einfach einen höheren Gehalt an Ballaststoffen, wie sie den »Light«-Futtermitteln üblicherweise zugesetzt werden. Natürlich ernährte Hunde und Katzen werden nicht dick, oder haben Sie schon einmal einen übergewichtigen Wolf oder eine fette Wildkatze gesehen?

Sehen wir uns die Inhaltsstoffe dieses »Light«-Futters einmal etwas genauer an: Hauptinhaltsstoff (dieser steht an erster Stelle in der Deklaration, die nachfolgenden Stoffe folgen in abnehmender Reihenfolge) ist Geflügelmehl. Aber: Nur Geflügelfleischmehl trägt hochwertiges Eiweiß in sich, Geflügelmehl hingegen ist schlicht ein Konglomerat getrockneter Nebenprodukte und besteht somit aus Nebenprodukten wie Federn, Füßen, Krallen und Schnäbeln etc. Wenn diese minderwertigen Rohstoffe zu Mehlen verarbeitet werden, sind sie nicht mehr identifizierbar. Es gibt beispielsweise ein von einer bekannten Firma für die Herstellung von Heimtierfutter produziertes Federmehl (!), bei dem der Federcharakter natürlich nicht mehr erkennbar ist. Die Eiweißqualität ist dementsprechend extrem minderwertig bzw. letztlich gar nicht mehr vorhanden.

Ein weiterer Bestandteil ist die Lignozellulose: Das ist eine mit Ligninresten (Lignin ist ein organischer Stoff, der in die pflanzliche Zellwände eingelagert wird und der Verholzung dient) verunreinigte Zellulose und besteht damit aus Holz, Jute oder Bambus. Weiter geht es mit:

Rübentrockenschnitzel : Dies ist ein Nebenerzeugnis, das bei der Zuckergewinnung aus Zuckerrüben anfällt (ein reines Abfallprodukt).
Maiskleberfutter: Ein klebriger eiweißhaltiger Rest aus der industriellen Verarbeitung. Es enthält viel pflanzliches Eiweiß, das aber für einen Fleischfresser – ich kann es nicht oft genug wiederholen – kaum verwertbar ist. Das Maiskleberfutter verhindert Durchfall und hält dadurch unverwertbare Stoffe als Giftstoffe im Körper fest, was zu einer erheblichen Belastung für Nieren und Leber führt.

Tierfett : Wenn dies nicht näher bezeichnet ist, handelt es sich um reinen Abfall im allerletzten Glied. Diese Fette müssen erst dehydriert werden, um sie überhaupt noch zu Hundefutter verarbeiten zu können. Die Folge der Verarbeitung ist dabei auch noch, dass diese Fette rasch ranzig werden. Eine US-Studie ergab eine erhöhte Krebsgefahr sowie die Zunahme von Herzproblemen und Tumorbildungen bei Aufnahme solcher Fette. Darüber hinaus werden auch Abfallprodukte wie altes Frittierfett verarbeitet. Der Fantasie und dem ökonomischen Bewusstsein der Tierfutterindustrie sind wahrlich keine Grenzen gesetzt.

Der Dioxin-Skandal in Belgien beispielsweise wurde durch solch ein Fett ausgelöst, das Tierfutter zugesetzt wurde. Die Firma FOGRA hatte 1999 für die Firma Verkest recycelte Fette und Öle gesammelt, wobei die Behälter von Frittieröl nicht klar von den Behältern von verbrauchten Motorölen getrennt worden waren. Diese verseuchten Fette gelangten somit ins Tierfutter, was zu vermehrter Sterblichkeit oder Krankheitssymptomen in Geflügelbeständen führte. Als Verursacher wurde bei der Futtermittelanalyse Dioxin in hoher Konzentration nachgewiesen. Nicht nur im Geflügelfutter, sondern auch in für andere Tierarten bestimmten Futtermitteln wurde bei weiteren Untersuchungen Dioxin gefunden. Dioxin ist ein Gift, das über den Darm aufgenommen und im Körperfett gespeichert wird. Neben daraus resultierenden Verdauungs-und Enzymfunktionsstörungen wirkt Dioxin auch krebserregend. Es gibt übrigens einen Grund, warum die meisten »Tierkörperbeseitiger« in Belgien, Holland und Deutschland als Nebenerwerbszweig eine Fettherstellungs-Abteilung betreiben …

Untersuchungen in der Schweiz ergaben, dass die Hälfte der »Futterfette« mit Mineralölen verseucht sind. Und gerade diese billigen Futterfette werden vor allem von großen Tierfutterproduzenten, die ich nicht namentlich nennen möchte, die Sie und jeder andere aber natürlich aus der täglichen Werbung kennen, für die Herstellung von Hunde- und Katzenfutter verwendet!

Im »Light«-Futter sind darüber hinaus enthalten:

Psyllium : Das sind Flohsamenschalen, die bis auf das 50-fache ihres Volumens aufquellen können und damit einfach nur vermeintlich sättigend sind.

Hydrolysat aus Krustentieren und Knorpeln (Glucosamine und Chondroitine zur Festigung der Gelenke): Die Herstellung erinnert eher an Resteverwertung. So wird Glucosamin aus Shrimps, Garnelen und Krabbenschalen gewonnen. Chondroitin besteht überwiegend aus Haifischknorpel, aber auch aus Rinderlunge und Schweineohren oder -schnauzen. Offen ist, ob Chondroitin und Glucosamin ernährungsphysiologisch überhaupt wirksam sind.

L-Carnithin : Diese vitaminähnliche Substanz soll die Fettverbrennung fördern (was nicht erwiesen ist), was bei der Menge an Zucker und Kohlenhydraten, die das »Light«-Futter enthält, auch tatsächlich nötig wäre.

Natriumtriphosphat : Dies ist ein künstlich hergestellter Stabilisator, Emulgator und Säureregulator. Die große Anzahl der beigefügten künstlichen Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren zeigt, dass mit dieser Substanz nachgeholfen werden muss, um ein in höchstem Maße minderwertiges Produkt aufzuwerten.

Schließlich ist im sogenannten »Light«Futter auch der Rohfaseranteil sehr hoch (8,2 %). Ein hoher Rohfaseranteil erhöht die Kotmenge und spricht für die Verwendung minderwertiger pflanzlicher Ausgangsstoffe. Auch der hohe Rohascheanteil (8,2 %) ist zwar ein Garant für harten Kot, führt aber gleichzeitig zu einer enormen Belastung der Nieren (insbesondere bei gleichzeitiger Verwendung von synthetischen Vitaminen). Der Rohascheanteil sollte daher nicht mehr als 5 % betragen. Kaum ein Tierarzt macht sich anscheinend die Mühe, einmal die Inhaltsstoffe eines Futters zu hinterfragen. Es wird alleine auf den Rohproteingehalt und auf den Fettgehalt geachtet. Dass ein Rohproteingehalt von beispielsweise 24 % auch mit alten Schuhsohlen, und ein Fettgehalt von 10 % mit altem Motoröl erzielt werden kann, ist anscheinend einem Großteil der Tierärzte nicht bewusst – dabei wurden entsprechende Tests in Laboratorien durchgeführt, die die Nutzung dieser »Basisstoffe« beweisen!

Bei gelenkkranken Hunden wie unserem Pomuc wird von Tierärzten natürlich auch gerne ein sogenanntes »Mobility-Futter« verwendet. Dieses ist aufgrund seiner Inhaltsstoffe ebenso minderwertig wie das soeben analysierte »Light«-Futter. Hier wird der Zusatz von Grünlippmuschelextrakt als besonders geeignet für die Behandlung erkrankter Gelenke hervorgehoben.

Das Bundesministerium für Risikobewertung (BfR), Fachgruppe »Diätetische Lebensmittel, Ernährung und Allergien« unter der Leitung von Dr. Rolf Großklaus erteilte 2008 die rote Karte für unzulässige, krankheitsbezogene Werbeaussagen, die großmundige Versprechen vieler Nahrungsergänzungsmittelfirmen betraf und unter anderem verbot, Grünlippmuschelextrakt bei Gelenkproblemen als wirksam zu deklarieren. Diese »Verteilung der roten Karte« betrifft hier natürlich den Menschen, ist aber sicherlich genauso beim Tier anzuwenden. Den meisten Verbrauchern ist nicht bewusst, dass Nahrungsergänzungsmittel keiner Zulassungspflicht unterliegen und auch nicht auf Wirksamkeit und Unbedenklichkeit hin untersucht werden. Die von den Pharmafirmen angeführten Studien werden von diesen selbst finanziert und sind somit keinesfalls aussagekräftig. Unabhängige Studien gibt es hierzu nicht.

Die Verbraucher und in diesem Fall die Tierbesitzer werden so von der Futtermittelindustrie regelrecht hinters Licht geführt. Den Fertigfuttermitteln, die an sich minderwertig sind, werden zur Aufwertung einfach bestimmte Nahrungsergänzungsmittel – hier in unserem Beispiel Grünlippmuschelextrakt – hinzugefügt und somit eine Wirksamkeit bei Gelenkproblemen vorgetäuscht. Die Preise dieser natürlich nur beim Tierarzt erhältlichen Futtermittel inklusive Nahrungsergänzung sind gigantisch – so kostet ein Sack minderwertigsten Inhalts mit 15 kg je nach Marke über 90 Euro und mehr. Welch ein Budenzauber!

Nahrungsergänzungsmittel sind bei einer natürlichen Ernährung nicht nötig. Kommen wir noch einmal zur Grünlippmuschel und hier zum Glucosamin und Chondroitin. Diese Stoffe sind in Knorpel und Knochen ausreichend vorhanden. Bekommt der Hund diese mit seinem Futter, und Knorpel und Knochen gehören nun einmal zur Hundeernährung dazu, ist eine Substitution mit fragwürdigen Nahrungsergänzungsmitteln nicht notwendig. Auch die Annahme: »Hilft es nichts, so schadet es auch nicht«, kann als Schuss nach hinten losgehen. Denn Glucosaminsulfate können die Wirksamkeit einiger Antibiotika (Penicillin, Chloramphenicol) schwächen und von anderen wiederum verstärken (Tetracycline). Auch ist Glucosamin ein Zucker, der bei der Ernährung von Diabetikern miteinbezogen werden sollte. Hier wird ein Bedarf geschaffen, wo eigentlich gar keiner ist. Ähnlich wie bei uns Menschen, wird erst meist via Medien ein Mangel vorgegaukelt und dann gleich das entsprechende Mittelchen dagegen gefunden und auf den Markt gebracht.

Vor allem im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel gibt es hierzu unzählige weitere Beispiele. Auch beim Tier boomt dieser Markt und ist mittlerweile nicht mehr überschaubar. Nahrungsergänzungsmittel für Tiere, vor allem solche mit synthetischen Vitaminen, die mittlerweile auch beim Haustier in steigender Menge verwendet werden, sollten allgemein mit Vorsicht gebraucht werden. Hier kann eine unkontrollierte Einnahme sehr wohl Schaden zufügen. Unabhängige Untersuchungen hierzu gibt es leider für unsere Haustiere nicht. Beim Menschen ist die wohl bekannteste Studie dazu die sogenannte »Finnlandstudie«, bei der Rauchern synthetische Vitaminpräparate (Beta-Carotine) verabreicht wurden. Beta-Carotine gelten als Radikalfänger, und Raucher bilden bekanntlich vermehrt freie Radikale. Die Studie musste abgebrochen werden, da die Anzahl der an Lungenkrebs erkrankten Raucher nach Einnahme dieser Beta-Carotine deutlich anstieg.

Zuviel synthetische Vitamine können somit auch großen Schaden anrichten. Nahrungsergänzungsmittel im Tierfutter sind meist blanker Unsinn und nicht notwendig. Dass diese Futtermittel zudem mit Nahrungsergänzung »NUR beim Tierarzt erhältlich« sind, ist für den Tierbesitzer blanker Hohn, muss er doch für teures Geld etwas bezahlen, was seinem Tier keinen Nutzen bringt, sondern im schlimmsten Fall sogar schaden kann. Und das bekommt er dann noch »tierärztlich« verschrieben. Nahrungsergänzungsmittel und hier vor allem diejenigen, welche Vitamine und Mineralstoffe etc. enthalten, sind eigentlich Medikamente, gehören in die Hände des (verantwortungsbewussten) Arztes und sollten nur gezielt eingesetzt werden.

Und was ist mit Pomuc geschehen? Pomuc wurde nur sieben Jahre alt und musste letztendlich wegen seiner kaputten Gelenke eingeschläfert werden.

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KAPITEL 4

Sozusagen zu Tode geimpft – Warum Katze Benita sterben musste: Über den Sinn und Unsinn jährlicher Impfungen

Als »Benita« auf einem Bauernhof zur Welt kommt, ist sie eine wunderschöne, langhaarige, schwarze Katze mit weißen Pfötchen und einem weißen Fleck auf der Stirn. Als kleiner Katzenwelpe kommt Benita mit sieben Wochen zu ihrer Familie, die sie liebevoll aufnimmt. Besonders die drei Kinder der Familie sind glücklich über das entzückende Katzenbaby und spielen ständig mit ihr. Ins Freie darf Benita nicht, sie ist nun ein reiner Stubentiger. Aber das macht nichts, denn ihre Tage sind mit der Familie ausgefüllt und spannend genug. Natürlich wird Benita entwurmt und mit neun Wochen »durchgeimpft«, so wie es sich eben gehört: Der behandelnde Tierarzt impft zur Grundimmunisierung der Katze einen Seuche-, Schnupfen- und Chlamydien-Kombiimpfstoff sowie einen Impfstoff gegen Katzenleukose. Außerdem wird die erste Tollwutimmunisierung durchgeführt. Alle Impfungen sollen nach drei bis vier Wochen wiederholt werden. Die Impfung gegen FIP (Feline infektiöse Peritonitis – eine infektiöse Bauchfellentzündung, die nur Katzen befällt) wird zu einem späteren Zeitpunkt empfohlen.

Auf die Frage der besorgten Katzenmutter Frau G., ob denn so viele Impfungen auf einmal für eine reine Wohnungskatze nötig und gesund seien, kommt die lapidare Antwort: Wenn die Besitzerin ihre Katze vor allen eventuellen Krankheiten wirklich schützen wolle, wäre dies alles lebensnotwendig. Zudem seien die Impfstoffe heutzutage so gut verträglich und würden der Katze nicht schaden. Und für den Fall, dass die Katze doch einmal ins Freie gelänge, sei damit schon gegen alle möglichen Krankheiten vorgesorgt. Dies gälte beispielsweise auch für die Tollwut, zumal diese auch für den Menschen gefährlich sei. Also lieber auf Nummer Sicher gehen und gegen alles impfen, was nur zu impfen ginge
– sozusagen »alles für alle Fälle«.

Frau G. lässt sich überreden und Benita erhält alle empfohlenen Impfungen. Frau G. erscheint mit ihrer kleinen Katze auch pünktlich zu allen Nachimpfungen und nach zwei Monaten wird mit der ebenfalls zweimaligen FIP-Immunisierung begonnen. Dazwischen wird Benita immer wieder entwurmt, insgesamt dreimal. Frau G. erfährt beim Tierarzt auch, dass Impfungen bei Katzen nur ein Jahr vorhalten würden und sie jedes Jahr zur Wiederholung kommen müsse. Frau G. ist sehr gewissenhaft und notiert sich alle Termine sorgfältig. Sie will schließlich keine Fehler machen. Benita entwickelt sich sehr gut, wird mit einem halben Jahr sterilisiert und bekommt in den folgenden Jahren ihre verordneten Wiederholungsimpfungen. Alles ist wunderbar und Familie G. hat viel Freude mit ihrer schönen, anhänglichen und verschmusten Benita.

Doch als Benita sechs Jahre alt ist, entdeckt Frau G. einige Wochen nach der wieder einmal erfolgten Jahresimpfung eine Schwellung an der Impfstelle im Nacken. Frau G. ist sehr besorgt und zeigt ihrem Tierarzt die Veränderung an ihrer Katze. Der beruhigt sie mit den Worten, dies sei eine ganz normale Impfreaktion, ein sogenanntes Impfgranulom und das könne schon mal vorkommen. Einige Wochen später ist aus der Schwellung ein haselnussgroßer, derber Knoten geworden und Frau G. lässt auf Anraten ihres Tierarztes, der nun nicht mehr von einem harmlosen Impfgranulom spricht, eine Gewebeprobe entnehmen und in einem Labor untersuchen. Die Diagnose ist niederschmetternd: Benita hat ein bösartiges Sarkom, also Krebs.

Der Tierarzt empfiehlt, das Sarkom umgehend chirurgisch zu entfernen, was Frau G. auch durchführen lässt, denn Benita ist doch erst sechs Jahre alt und immer eine kerngesunde Katze gewesen! Auch die Kinder von Frau G. sind für die Operation, denn dies sei, so sagte der Tierarzt, die einzige Chance, dass Benita überleben könne. Nach der Operation geht es Benita nicht besonders gut, sie hat bei jeder Bewegung Schmerzen und sitzt deshalb den ganzen Tag über unbeweglich in einer Ecke und rührt sich nicht. Sie hat auch keinen richtigen Appetit und magert stark ab. Nicht einmal mit den besten Leckerbissen ist sie aus ihrer Ecke zu locken.

Nach einiger Zeit geht es ihr aber doch wieder besser. Benita erholt sich zusehends, frisst auch wieder gut und schnurrt zufrieden, wenn man sie krault. Familie G. ist voller Hoffnung, ist es doch anscheinend gelungen, die Krebserkrankung zu besiegen! Aber nein, wenige Tage später entdeckt Frau G. einen neuen Knoten bei Benita. Dieses Mal sitzt er einige Zentimeter tiefer als der erste. Der Tumor ist wieder nachgewachsen! Was ist zu tun?

Der Tierarzt rät zu einer neuerlichen Operation. Doch Frau G., gottlob mündige Bürgerin und nicht in Ehrfurcht erstarrt vor einem »Halbgott in Weiß«, lässt sich diesmal nicht überreden. Sie beginnt stattdessen, im Internet, in Büchern und bei Bekannten zu recherchieren. Dabei werden ihr sehr schnell einige Dinge klar: Benita wurde mehrmals mit einem adjuvanshaltigen Tollwutimpfstoff sowie einem adjuvanshaltigen Leukose-Impfstoff geimpft. Außer den Adjuvantien (chemischphysikalische Lösungen, Emulsionen oder Mischungen, die einen Impfwirkstoff verstärken sollen) enthalten diese Impfstoffe als Konservierungsstoffe zusätzlich Thiomersal, eine hochgiftige Quecksilberverbindung.

Impfsarkome entstehen aus einer chronischen Entzündung an der Impfstelle. Diese chronische Entzündung ist beabsichtigt und wird durch das verwendete Adjuvans massiv verstärkt. Das ist gerade bei sogenannten »Totimpfstoffen« ausdrücklich erwünscht, um die Immunantwort zu erhöhen. Lebendimpfstoffe benötigen diese »Verstärker« nicht. Die chronische Entzündung an der Impfstelle bildet sich meist zurück, kann sich aber auch zu einem Sarkom, einer Krebsgeschwulst, entwickeln. Hier beginnen die Zellen zu entarten. Aus Bindegewebszellen entstehen so Krebszellen.

Leider gibt es keinen Tollwutimpfstoff ohne Adjuvans. Einen echten Schutz gegen Impfsarkome bei Katzen, ausgelöst durch Tollwutimpfstoffe, gibt es demnach nur, indem so selten wie möglich oder am besten gar nicht geimpft wird, vor allem keine reinen Hauskatzen. Für Leukose, Katzenseuche und Schnupfenimpfstoffe gibt es mittlerweile schon adjuvansfreie Produkte (z. B. Purevax). Diese Impfstoffe sind im Einkauf jedoch etwas teurer als die gängigen adjuvanshaltigen. Es gibt immer noch viele Tierärzte, die behaupten, Impfsarkome entstünden durch fehlerhafte Injektionen (nicht unter die Haut, sondern in die Haut) oder durch Verunreinigungen bei der Injektion. Demnach müsste allerdings bei jeder Injektion von Medikamenten die Gefahr eines Sarkoms gegeben sein. Dem ist aber nicht so!

Frau G. erfährt bei ihren Recherchen auch, wie bösartig Sarkome in der Regel sind. Gerade im Nackenbereich ist für den Chirurgen wegen des schlechten Zugangs die Wahrscheinlichkeit groß, nicht das gesamte Tumorgewebe entfernen zu können. Damit steigt die Rezidivrate, das heißt der Tumor wächst schneller wieder nach. Mittlerweile wird aufgrund häufig auftretender Sarkome empfohlen, adjuvanshaltige Impfstoffe ins Bein zu spritzen, weil dieses im Falle einer Sarkombildung amputiert werden kann. Das ist kein schlechter Scherz, sondern bittere Realität!

Frau G. lässt Benita kein zweites Mal operieren. Die Familie wartet noch einige Wochen ab und quält ihre Katze nicht mehr. Der Tumor wächst binnen kürzester Zeit auf Orangengröße an und die gespannte Haut beginnt zu platzen. Als aus der aufgeplatzten Stelle Flüssigkeit rinnt, entscheidet sich Familie G. schweren Herzens, Benita zu erlösen.

Der behandelnde Tierarzt ließ sich natürlich bis zum Schluss nicht dazu herab zuzugeben, dass dieses Sarkom aufgrund der Impfungen entstanden war. Auch beharrte er weiterhin auf seinem Impfschema, auch Wohnungskatzen regelmäßig jährlich gegen Tollwut und Leukose zu impfen. Ebenso bestand er auf die jährliche Wiederholung des Seuche-Schnupfenkomplexes. Mittlerweile hat sich in der Tierärzteschaft jedoch herumgesprochen, wie gefährlich Impfstoffe mit Adjuvantien für unsere Haustiere sein können. Und dass diese Impfstoffe die Verursacher von Sarkomen sind, ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen. Daran bestehen keine Zweifel mehr. Doch anstatt aufgrund dieses Wissens entsprechend zu reagieren und adjuvansfreie Impfstoffe zu verwenden, wird in den meisten Praxen weiterhin fröhlich mit adjuvanshaltigen Impfstoffen geimpft und an völlig veralteten Impfschemata, das heißt den jährlicher Wiederholungen, festgehalten!

Ich muss leider zugeben, selbst bis vor einigen Jahren jährliche Wiederholungsimpfungen durchgeführt zu haben. Auch ich bin jahrelang den Fehlinformationen vonseiten der Pharmaindustrie aufgesessen, da kann und will ich mich gar nicht ausnehmen. Heute mache ich mir jedoch den Vorwurf, mich nicht früher aus unabhängigeren Quellen informiert zu haben. Was ich jedoch zu meiner Verteidigung vorbringen kann, ist, dass ich zumindest nachweislich reine Wohnungskatzen nie gegen Tollwut und auch nicht gegen Leukose geimpft habe.

Familie G. war selbstverständlich regelrecht geschockt, als ihr klar wurde, dass ihre Benita ein willfähriges Opfer vermeintlich tierärztlicher »Unkenntnis« geworden war.

Was ist nun in Benitas Fall wirklich »tierärztlich« alles schiefgelaufen? Und was hätte verhindert werden können? Zunächst einmal: Eine reine Wohnungskatze gegen Tollwut zu impfen, ist wirklich der reinste Unsinn und pure Geldmacherei. Oder wie groß schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, einem tollwütigen Fuchs in ihrer Wohnung über den Weg zu laufen? Abgesehen davon sind z. B. Deutschland und Österreich seit Jahren tollwutfrei (Fuchstollwut). Eine Tollwutimpfung ist nur für Hunde und Katzen notwendig, die ins Ausland reisen, und dafür gibt es drei Jahre lang gültige Impfstoffe (EU-Verordnung 998/2003). Der Impfschutz hält aber viel länger als drei Jahre. Außerdem ist bei der Tollwut zur Grundimmunisierung nur eine einzige Impfung notwendig und nicht zwei, wie es bei Benita praktiziert wurde und in Tierarztpraxen leider üblicherweise gemacht wird.

Eine reine Wohnungskatze benötigt auch keine Leukoseimpfung. Das feline Leukosevirus wird nur von Tier zu Tier übertragen und kommt nicht einfach aus heiterem Himmel dahergeflogen – auch nicht mit einem Vogel, der vielleicht einmal auf der Balkonbrüstung oder der Terrasse sitzt. Man kann das Leukosevirus auch nicht mit den Schuhen ins Haus tragen wie das bei Seuchenviren der Fall sein kann.

Sehen wir uns nun einmal die einzelnen Katzenkrankheiten an, gegen die routinemäßig geimpft wird:

Leukose (FeLV): Das feline Leukosevirus

Die Leukose-Erkrankung äußert sich in verschiedenen Formen der Leukämie. Das sind Krebserkrankungen des lymphatischen Gewebes, die sich zunächst in erhöhter Anfälligkeit gegen Infektionen äußern. Leukoseimpfungen sollten nur freilaufende Kätzchen unter einem Jahr erhalten und dies auch nur nach einer Blutaustestung. Das heißt: Nur ausgetestete, virusfreie Katzen sollten geimpft werden. Leukose ist vor allem für Jungtiere gefährlich, je älter die Tiere sind, desto widerstandsfähiger werden sie gegen eine Leukoseinfektion.

Nach Prof. Ronald Schultz, einem der bekanntesten und führenden Veterinärimmunologen weltweit (Universität Wisconsin, USA), infizieren sich 90 % aller Katzenwelpen im Alter von unter drei Wochen. Im Alter von einem Jahr beträgt die Rate der dauerhaften Infektion unter 15 %. Je älter eine Katze also ist, desto wehrhafter ist ihr Immunsystem gegen Ansteckung. Die selbst erworbene Immunität ist viel wirksamer als die durch Impfung induzierte. Außerdem können auch geimpfte Katzen erkranken, denn bei Dauerkontakt mit Virusausscheidern bietet auch die regelmäßige Impfung keinen Schutz.

Über die Dauer des Impfschutzes gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Empfehlungen von Pharmaherstellern sind deshalb rein willkürlich und wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Es ist anzunehmen, dass der Impfschutz sehr viel länger als ein Jahr anhält. Wenn man bedenkt, wie hoch die Abwehr gegen das Leukosevirus bei Katzen über einem Jahr ist, ist der Sinn einer jährlichen Wiederholung ohnehin fraglich. Die Gefahr des Impfsarkoms ist in diesem Fall weit größer als die Gefahr einer Ansteckung. Und im Falle von Benita wurde das Immunsystem zusätzlich durch unnötige jährliche Nachimpfungen von Katzenseuche/Katzenschnupfenkomplex geschwächt.

Katzenseuche:

Die Katzenseuche ist eine virale Erkrankung, die mit einer radikalen Verringerung der weißen Blutkörperchen einhergeht. Betroffen ist dabei vor allem der Verdauungskanal der Katze. Bei Ausbruch der Erkrankung kommt es zu heftigem Erbrechen und Durchfall. Bei Katzenwelpen kann die Krankheit binnen kürzester Zeit tödlich verlaufen. Diese Impfung sollten alle Katzen erhalten, auch Wohnungskatzen, weil der Mensch diese Krankheitserreger ins Haus einschleppen kann.

Der Impfschutz der Impfstoffe ist gut, hält aber um vieles länger als ein Jahr. Die Wissenschaftler Scott und Geisinger haben in ihren Studien zur Dauer der Immunität (DOI = Duration of Immunity) gezeigt, dass Katzen nach zweimaliger Impfung mindestens 7,5 Jahre geschützt sind. So lange wurde geprüft. Nach Meinung anderer führender US-Experten verleiht die Impfung sogar lebenslangen Schutz. Eine jährliche Nachimpfung ist demnach nicht notwendig. Durch unnötige Seuche-Impfungen werden die Katzen lediglich dem Risiko von Nebenwirkungen ausgesetzt, ohne den Impfschutz zu erhöhen. Titermessungen wiederum bringen nichts, da die Höhe der Titer nichts über den Impfschutz aussagt. Auch ganz geringe Titer sind in der Lage, einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Impfstofffirmen haben zur Rechtfertigung ihrer empfohlenen »häufigen«, meist jährlichen Nachimpfungen Titermessungen herangezogen und dann vollkommen willkürlich festgelegt, unter welcher Titerhöhe kein Impfschutz mehr gegeben sein soll. Nach einer Studie von Michael R. Lappin (Professor of Small Animal Medicine, Colorado State University, 2002) aber ist die Höhe des gemessenen Titers nicht aussagekräftig für den Impfschutz. Auch Katzen mit kaum messbarem Titer waren nach Belastungsstudien geschützt. Ausschlaggebend sind hier die sogenannten Gedächtniszellen, die sich noch jahrelang an die Viren erinnern können und bei eventueller Ansteckung aktiv werden. Diese Gedächtniszellen werden genau wie Antikörper bei der Impfung gebildet, lassen sich aber labortechnisch nicht nachweisen. Das gilt übrigens für alle Impfungen. Titermessungen sind nur dann sinnvoll, wenn eruiert werden soll, ob beim Hunde- oder Katzenwelpen noch mütterliche Antikörper vorhanden sind. Damit lässt sich der optimale Impfzeitpunkt beim Welpen ermitteln.

Die neuerdings von offiziellen »ständigen Impfkommissionen« vorgeschlagene Verlängerung auf drei Jahre ist ebenfalls wie die jährlichen Wiederholungen vollkommen willkürlich, und nach den vorliegenden DOI-Studien von Scott und anderen Forschern auch nicht notwendig. Die zweimalige Grundimmunisierung ist vollkommen ausreichend.

Katzenschnupfen:

Der Katzenschnupfenkomplex besteht meist aus mehreren Komponenten: Herpesviren, Caliciviren und Bordetellabakterien sowie Chlamydien. Schnupfenimpfstoffe zeigen keine besondere Wirksamkeit, vor allem nicht gegen die sich ständig verändernden Caliciviren. Wenn unbedingt geimpft werden soll (vor allem in Tierheimen), genügt eine Grundimmunisierung bestehend aus zwei Teilimpfungen. Das Calicivirus betreffend gehen Forscher davon aus, dass gerade durch die Impfungen besonders aggressive Stämme begünstigt werden, was das plötzliche überproportional verstärkte Auftreten dieser Krankheit in den 90er-Jahren erklären würde. Der beste Schutz in Tierheimen gegen Katzenschnupfen ist immer noch Hygiene, gute Belüftung und eine möglichst geringe Anzahl an Tieren. Auch geimpfte Tiere können übrigens Katzenschnupfen bekommen. Ähnlich wie bei der Grippeimpfung beim Menschen, ist dies auf die sich ständig verändernden Viren zurückzuführen.

FIP (Feline infektiöse Peritonitis):

Die feline infektiöse Peritonitis ist eine ansteckende Bauchfellentzündung, die durch mutierte Coronaviren verursacht wird. Erkrankte Katzen haben Fieber, magern stark ab und bekommen einen Wasserbauch. Die Krankheit endet so gut wie immer tödlich. Überträger ist ein Coronavirus, den fast alle Katzen in sich tragen, der aber erst nach einer Mutation (genetischen Veränderung) gefährlich werden und die Krankheitserscheinungen von FIP hervorrufen kann. Katzenwelpen infizieren sich im Alter von vier bis sechs Wochen in erster Linie bei der Mutter. Meist verläuft die Infektion harmlos, manchmal entwickeln sich aber Mutanten des Virus. Dann verläuft die Krankheit in den meisten Fällen tödlich. Von der Impfung ist mangels erwiesener Wirkung abzuraten, und die Vakzine (aus Krankheitserregern außerhalb des Körpers hergestellten Impfstoffe) stehen sogar im Verdacht, den Krankheitsausbruch zu fördern. Da fast alle Katzen (je nach Haltung 50–100 %) bereits mit dem Coronavirus infiziert sind, ist die Impfung in diesen Fällen sowieso sinnlos. Aber auch bei Coronavirus-freien Katzen ist der Schutz zweifelhaft, wie deutsche Studien in Tierheimen ergaben. Hier erkrankten 12 von 20 FIP-geimpften Katzen. Von den 20 nicht geimpften erkrankten 10 Tiere.

Zusammenfassend kommen wir also zu dem Ergebnis, dass unsere Benita regelrecht zu Tode geimpft wurde! Wie oft habe ich Kollegen in letzter Zeit darauf angesprochen, ob sich ihre Impfgewohnheiten verändert haben, seitdem die Fakten bezüglich der Impfsarkome sowie der bewiesenen, um vieles längeren Impfschutzdauer als nur ein Jahr publik geworden sind.

Man mag es kaum glauben, aber nahezu alle Kollegen, die ich direkt gefragt habe, impfen weiter wie bisher! Einige wenige sind aber immerhin auf adjuvansfreie Impfstoffe umgestiegen. Die Kollegen berufen sich nach wie vor auf die Informationen aus den Beipackzetteln der Impfstoffhersteller, nach denen es keine Mehrjahreszulassungen für Impfstoffe gibt. Das stimmt so nicht, denn beispielsweise Purevax, ein adjuvansfreier Impfstoff für Katzen gegen Seuche und Schnupfen, ist europaweit für drei Jahre zugelassen. Der deutsche Tierärzteverband BPT empfiehlt neuerdings, gegen Seuche alle drei Jahre und gegen Schnupfen, alle zwei Jahre impfen zu lassen. Auch diese Zahlen sind willkürlich, aber immerhin schon ein wenig besser als die früher empfohlene jährliche Impfung bzw. Auffrischung.

Wie kommt es nun zu diesen verschiedenen Auffassungen über die Wirkungsdauer verschiedener Impfstoffe? Bei jeder Impfung werden Antikörpertiter gebildet. Pharmafirmen haben nun eigenständig einfach festgelegt, wie hoch ein Titer sein muss, um ausreichenden Schutz zu bieten. Je höher die Festlegung des schutzbietenden Titers, desto mehr Impfnotwendigkeit besteht angeblich. Dass die Höhe der Impftiter nichts oder nur wenig über die Immunabwehr des jeweiligen Individuums aussagt, sondern nur darüber Auskunft gibt, ob überhaupt geimpft wurde, passt natürlich nicht ins Konzept gewinnorientierter Pharmafirmen. Bei einer Impfung werden auch sogenannte Gedächtniszellen gebildet, die nicht nachgewiesen werden können, die aber hauptsächlich an der Immunabwehr beteiligt sind. Gedächtniszellen sind in der Lage, sich noch nach Jahrzehnten zu erinnern und aktiv zu werden. Denken wir doch an Impfungen beim Menschen, die einmal oder zweimal durchgeführt werden und lebenslang anhalten. Warum sollte dies bei Hunden und Katzen anders sein?

Aufgrund dieser Tatsachen ist es verständlich, warum es zu so unterschiedlichen Auslegungen kommen kann. Doch zurück zu den Kollegen: Von vollkommener Ignoranz und Verdrängung der neuesten Erkenntnisse bis hin zu aggressivem Verhalten gegenüber jeglicher Kritik (unter Kollegen!), habe ich alles erlebt. Wie sich diese Tierärzte dann Patientenbesitzern gegenüber verhalten, wenn sie auf Fragen und Probleme angesprochen werden, was das Thema Impfung betrifft, kann ich mir lebhaft vorstellen und höre dies auch von Tierbesitzern, die den Tierarzt wechseln und den Weg in meine Praxis finden.

Warum ist das so? Wie so oft, spielt auch hier der wirtschaftliche Aspekt die entscheidende Rolle: »Da kann ich ja meine Praxis zusperren, wenn ich nur noch alle drei Jahre impfe oder überhaupt nur die Grundimmunisierung durchführe«, hörte ich vor Kurzem von einem schon etwas älteren Kollegen. »Ich lebe hauptsächlich von Impfungen.« Lieber Herr Kollege! Da haben Sie wohl einiges falsch gemacht in ihrer Praxis, wenn Ihre Haupteinnahmequelle die jährlichen Impfungen sind, kann ich da nur sagen.

Sind wir Tierärzte überhaupt berechtigt – auch wenn wir alle Moral und Ethik aus dem Spiel lassen – unnötige Impfungen sowie solche, die unter Umständen sogar tödlich enden können (adjuvanshaltige Impfstoffe), durchzuführen, wenn wir genau um deren Gefahren wissen? Wir nehmen offensichtlich allein aus wirtschaftlichen Interessen in Kauf, unseren eigenen Patienten und Schutzbefohlenen wissentlich Schaden zuzufügen! Und hier soll mir kein Kollege als Rechtfertigung für jährliche Wiederholungsimpfungen erzählen, er vertraue den alten, von der Pharmaindustrie empfohlenen Impfmustern nur zum Wohle des Tieres.

Den Tierbesitzern hat man schnell eingeredet, wie gefährlich es werden kann, sollte er sein Tier nicht regelmäßig impfen. So in etwa »Wenn Ihr Hund/Ihre Katze aufgrund unzureichenden Impfschutzes krank wird, müssen Sie das selbst verantworten«. Das ist einfach nur unfair, sowohl dem Tierbesitzer als auch dem Tier selbst gegenüber. Das ist ein reines Geschäft mit der Angst und mit dem schlechten Gewissen!

In unserem Fall, bei Katze Benita, steht die Impfung nachweislich in direktem Zusammenhang mit der Krebserkrankung. Solche Fälle sind leider auch gar nicht so selten. Nach Schätzungen des Kleintierkrebsspezialisten Dr. Martin Kessler liegt die Häufigkeit der Sarkombildung nach Impfung bei Katzen ab acht Jahren bei 1 : 1000.

Es gibt aber noch unzählige andere Nebenwirkungen bei Impfungen, die oft nicht direkt in Zusammenhang mit diesen gesetzt werden. Anbei einige Auszüge aus einem bekannten Tierforum im Internet, in dem Tierärzte hilfesuchenden Tierbesitzern beratend zur Seite stehen:

Katzenbesitzerin Marianne fragt an wegen ihres Katers »Mikki«:
Mein Kater bekam eine Woche nach der Impfung (Seuche, Schnupfen, Leukose) hohes Fieber (40,5 Grad). Ich habe jetzt Angst vor der Nachimpfung Ende des Monats. Soll ich ihn wieder impfen lassen, zumal Mikki eine reine Wohnungskatze ist? Ich habe Angst, dass er gegen die Impfung allergisch ist.

Die Tierärzte antworten:
Wenn das Fieber erst eine Woche nach der Impfung aufgetreten ist, besteht sicher zumindest kein direkter Zusammenhang …. Nur eine Wiederholungsimpfung und regelmäßiges Nachimpfen schützt die Tiere wirksam – auch Wohnungskatzen! …

Auf die Frage einer vierfachen Katzenbesitzerin, warum die Impfkosten für einund dieselbe Impfung bei dem einen Tierarzt 21 Euro und bei dem anderen 69 Euro kosten, kommt die Antwort:

Ich kann dir keinen preiswerten Tierarzt empfehlen, aber laut Gebührenordnung sind im gewissen Rahmen unterschiedliche Preise für das Impfen möglich … Wenn dir diese Summen für das einmalige Impfen im Jahr und auch zusätzlich die Wurmkuren zu teuer sind, was machst du dann, wenn deine nicht geimpfte Katze erkrankt?…

Susanna fragt wegen Impfungen ihrer schon etwas älteren Haustiere:
Meine Herrschaften müssten im November alle zum Impfen, Jamy dann 1 Jahr und 3 Monate und Kater Balu 10 Jahre, stehen außer Frage mit Impfen, das ist klar. Aber bei den beiden älteren Herren bin ich mir nicht so sicher, ob man es ihnen zumuten soll. Jacky ist schließlich schon 15 Jahre und Krümel auch schon 16 Jahre, sie sind beide bis jetzt jedes Jahr geimpft worden. Beide sind noch topfit, laut Blutuntersuchung konnten keine Krankheiten nachgewiesen werden.

Antwort der Tierärzte:
Deine Frage ist natürlich berechtigt, aber es gibt auch hier keine allgemein gültige Antwort. Entscheidend ist u. a., ob der alte Hund z. B. ein Großstadthund ist und dort spazieren geht, wo eine Vielzahl fremder Hunde aufeinandertrifft oder in ländlicher Umgebung mit überschaubaren Hundebekanntschaften lebt. Im ersten Fall wäre für mich das Risiko einer Ansteckung gerade bei einem älteren Hund zu groß, als dass ich auf Impfungen verzichten würde … Im Übrigen wird die »Strapaze« der Impfung meist überschätzt – und es kann ja auch bei einer »großen« Wiederholungsimpfung auf zwei Injektionen aufgeteilt werden.

Einen solch alten Hund, der sowieso schon mit jährlichen Wiederholungsimpfungen überimpft wurde, noch weiter zu impfen, entbehrt jeglicher Vernunft. Die Argumentation, Großstadthunde wären mehr gefährdet als Hunde in ländlicher Umgebung, ist pure Angstmache. Wenn ein Impfschutz vorhanden ist, ist es doch völlig egal, wo der Hund sich aufhält. Außerdem sind Hunde in der Stadt meist sowieso mehrmals geimpft. Hier geht es allein um die fachlich nicht korrekte Information, überflüssige Impfungen zweier alter Hunde zu empfehlen, die nie und nimmer mehr so alt werden können, wie der Impfschutz tatsächlich anhält.

Warum sind die jährlichen Nachimpfungen überflüssig? Werden nicht seit Jahrzehnten Hunde und Katzen jährlich geimpft? Warum soll das auf einmal verkehrt sein? Jetzt kommen wir zum eigentlich brisanten Thema: Wie lange schützt denn nun eine Impfung wirklich? Im Zuge der gesetzlich vorgeschriebenen Tollwutimpfung bei Grenzübertritt (also Auslandsreisen) hat sich das leidige Unwesen der jährlichen Wiederholungsimpfung aller impfbaren Krankheiten von Hund und Katze regelrecht eingeschlichen. Aber schauen wir uns doch einmal die einzelnen Krankheiten auch beim Hund an, gegen die üblicherweise jährlich geimpft wird:

Staupe:

Die Staupe, eine virale Infektion, kann in unterschiedlichen Formen auftreten. Die üblichen Symptome sind Nasen- und Augenausfluss, Lungenentzündung und Durchfall. Staupeimpfungen schützen sehr lange. Staupeviren sind verwandt mit dem menschlichen Masernvirus. Menschen sind nach einer zweimaligen Grundimmunisierung lebenslang geschützt, das ist Fakt. Hier würde keiner auf die Idee der Notwendigkeit einer jährlichen Nachimpfung kommen. Oder würde es Ihnen einfallen, sich jährlich gegen Masern impfen zu lassen? In England hat man den langjährigen Staupeschutz anhand von Langzeitstudien nachgewiesen. Die Hunde waren auch noch sieben Jahre nach ihrer Grundimmunisierung im Welpenalter gegen Staupeviren geschützt. Das bedeutet nicht, dass der Schutz nur sieben Jahre anhält, man hat nur noch keinen längeren Zeitraum untersucht. Wahrscheinlich ist daher, dass der Impfschutz, ebenso wie beim Menschen, ein Leben lang ausreicht. Professor Ronald Schultz empfiehlt die Staupeimpfung bei Hunden im Alter von 12 Wochen oder später. Danach erfolgt eine Titerkontrolle. Sind Antikörper vorhanden, entfällt die Nachimpfung – und zwar lebenslang.

Parvovirose:

Die Parvovirose wird auch »Hundeseuche« genannt, weil ein ähnliches Virus wie bei der Katzenseuche für die Krankheit verantwortlich ist. Sie ist eine Erkrankung, die relativ häufig vorkommt und vor allem für Welpen und Jungtiere gefährlich werden kann. Hunde stecken sich vor allem durch den Kot infizierter Tiere an. Die Hauptsymptome sind hauptsächlich blutiger Durchfall und Erbrechen. Parvoimpfungen schützen wie bei der Staupe sehr lange. Die Grundimmunisierung ist notwendig, jährliche oder auch Wiederholungen alle drei Jahre sind nicht sinnvoll, denn sie erhöhen den Impfschutz nicht. Man hat auch hier Belastungsstudien durchgeführt, die einen Schutz von mindestens sieben Jahren zeigten. Ein längerer Zeitraum wurde auch hier noch nicht getestet.

Hepatitis:

Diese ansteckende Leberentzündung wird durch Adenoviren übertragen. Die Krankheitsanzeichen sind Fieber, Erbrechen, Durchfall, Blutungen und manchmal auch neurologische Störungen. Die Grundimmunisierung ist wie bei Staupe und Parvo angezeigt. Nach US-Untersuchungen bestehen Impfantikörper mindestens neun Jahre lang.

Leptospirose:

Die Auslöser sind Bakterien, die vor allem durch infektiösen Urin von Nagetieren übertragen werden. Diese Erkrankung verläuft meist harmlos, kann aber in schwereren Fällen auch zu Bauchschmerzen, Erbrechen, Fieber sowie Nieren- und Leberschäden führen. Die Leptospiroseimpfung ist sehr umstritten. Erstens, weil die Leptospiroseimpfungen sehr nebenwirkungsträchtig sind und zweitens, weil Hunde immer öfter an Leptospiren erkranken, die durch die Impfstoffe nicht abgedeckt sind. Leptospiroseimpfstoffe werden aus vollständig abgetöteten Bakterien hergestellt, die besonders nebenwirkungsreich sind, weshalb man solche Impfstoffe »dirty vaccines« (schmutzige Impfstoffe) nennt. Teile dieser abgetöteten Bakterien können eine starke Überreaktion des Immunsystems, vor allem allergische Reaktionen, auslösen und unter anderem auch Hirnschäden verursachen. In den USA werden nur Hunde gegen Leptospiren geimpft, die einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, weil sie beispielsweise Kontakt mit Wildtieren haben. Professor Ronald Schultz impft seine Hunde nicht gegen Leptospiren mit der Begründung, dass der Schaden weit größer ist als der Nutzen.

Zwingerhusten:

Der Zwingerhusten wird von verschiedenen Erregern verursacht, die sowohl viraler als auch bakterieller Natur sind. Gegen den viralen Erreger »Adenovirus 2« hilft der Impfstoff gegen Hepatitis, der Erreger »Adenovirus 1« ist in vielen Kombinationsimpfungen enthalten und gegen den bakteriellen Hustenerreger Bordetella bronchiseptica gibt es für gefährdete Hunde einen Impfstoff, der in die Nase geträufelt wird. Der Zwingerhusten ist hauptsächlich in Tierheimen ein Problem, wo viele Hunde dicht aufeinander gehalten werden. Zwingerhustenviren kommen bei gesunden und kranken Tieren vor. Die Impfung kann die Infektion oft nicht verhindern, sondern nur abschwächen. Der Zwingerhusten ist im Allgemeinen nicht lebensbedrohlich und damit eine Impfung für normal gehaltene Hunde nicht notwendig.

Herpesviren:

Herpesviren können Fehlgeburten, Totgeburten oder Welpensterben verursachen. Die Impfung ist nur dann sinnvoll, wenn eine Hündin, die Junge erwarten kann oder soll, keine Antikörper aufweist. Dann sollte zweimal geimpft werden und zwar sieben bis zehn Tage nach dem Deckzeitpunkt und dann noch einmal circa eine Woche vor dem Geburtstermin.

Borreliose:

Die Sinnhaftigkeit dieser Impfung ist sehr umstritten, vor allem weil der Impfstoff nur gegen eine bei uns sehr selten vorkommende Borrelienart (Borrelia burgdorferi sensu stricto) wirksam ist. In unseren Breiten sind jedoch vor allem Borrelia burgdorferi garinii und afzelii bedeutend, die aber in diesem Impfstoff nicht enthalten sind. Weniger als 5 % der durch Zecken infizierten Hunde erkranken. Somit ist der Nutzen einer Borrelioseimpfung völlig unbedeutend. Darüber hinaus besteht auch der Verdacht, dass der Borrelioseimpfstoff bei genetisch vorbelasteten Tieren chronische Arthritis auslöst. Die meisten Tierärzte aber empfehlen mit gutem Gewissen die Impfung gegen Borreliose. Hier werden die Empfehlungen der Pharmaindustrie kritiklos übernommen und auch die Gefahr einer möglichen Borrelioseerkrankung maßlos übertrieben.

Zusammenfassend können wir festhalten, dass der Impfschutz für virale Erkrankungen wie Parvovirose, Staupe oder Hepatitis sehr viel länger als ein Jahr vorhält. Prof. Dr. Marian C. Horzinek von der Universität Utrecht, ein renommierter Kleintiervirologe, weist auf eine lebenslange Immunität vor allem bei der Staupe hin, wenn die Tiere im Welpenalter geimpft wurden. Andererseits liegt aber die Schutzdauer bei bakteriell bedingten Krankheiten wie Leptospirosen und Zwingerhusten anscheinend unter einem Jahr. Diese Krankheiten sind gut therapierbar, die Impfungen dagegen aber ob ihrer Wirksamkeit völlig umstritten. Hier ist das Risiko, das Immunsystem auf Dauer zu schädigen jedenfalls größer als eine fragwürdige Schutzimpfung. Prof. Ronald Schultz empfiehlt Hunde im Welpenalter ein- bis zweimal zu impfen, und dann nicht mehr. Tollwutimpfungen sollten alle drei Jahre erfolgen, aber nur, wenn Auslandsaufenthalte mit dem Tier geplant sind.

Hier einige Zitate von anerkannten Professoren zum Thema Impfen:

Professor Alice Wolf (Texas A & M University, Austin, Veterinary Proceedings,1998):

Kinder oder Erwachsene werden nicht jährlich neu geimpft, und es werden auch keine Titer gemessen, ob sie noch einen angemessenen Schutz haben. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das der Fall ist. Humanimpfstoffe sind nicht anders als Tierimpfstoffe und das Immunsystem von Hund und Katze ist auch nicht anders als das Immunsystem des Menschen.

T. R. Philipps / R.D.Schultz (Kirk’s Current Veterinary Therapy, 1992):
Eine Praxis, die vor vielen Jahren einsetzte und der es an wissenschaftlicher Gültigkeit oder Rechtfertigung mangelt, sind jährliche Wiederholungsimpfungen. Für jährliche Revakzinierungen besteht fast ohne Ausnahme keine immunologische Notwendigkeit. Die Immunität gegen Viren hält über Jahre oder das ganze Tierleben lang an. Eine wirksame Impfung gegen die meisten bakteriellen Krankheitserreger ruft ein immunologisches Gedächtnis hervor, das über Jahre anhält und es dem Tier ermöglicht, eine protektive anamnestische Antwort zu entwickeln, wenn es virulenten Erregern ausgesetzt ist …

Prof. Roland Friedrich, Virologe an der Universität Gießen (Gastkommentar bei der Expertenkommission):

Jährliche Impfungen sind überflüssig.

Prof. Uwe Truyen (Interview mit »Der Hund«):
Die Impfung gegen Leptospirose sollte vermieden werden … Zwingerhustenimpfung halte ich ebenfalls für unnötig. Entscheidend für den Schutz vor Zwingerhusten ist nicht die Impfung, sondern die Art der Haltung.

Doch kaum jemand hat anscheinend ein Interesse daran, die übliche Praxis der jährlichen Wiederholungsimpfungen wissenschaftlich zu überprüfen: Leider weder die Tierärzte, die kaum auf eine ihrer Haupteinnahmequellen verzichten wollen, noch die Pharmaindustrie, von der kritische Anstöße schon gar nicht zu erwarten sind. Veterinärschulen haben auch keinerlei Veranlassung, das gültige Impfschema zu hinterfragen, sind Studien doch aufwendige und teure Unterfangen und finanzielle Mittel für solche Forschungen kaum vorhanden.

Was haben aber Tierärzte gegenüber kritischen Tierbesitzern an Argumenten für die angeblich notwendigen, jährlichen Impfungen? Die Liste ist lang und geradezu abenteuerlich und reicht von der oben schon erwähnten Angstmache vor unzulänglichem Schutz vor Infektionen bis hin zur Hervorhebung, von angeblich vorgekommenen Epidemien. Das Misstrauen gegen Studien aus den USA ist auch ein Vorwand vieler Kollegen. Dabei muss man sich gar nicht mehr allein auf Studien aus den Vereinigten Staaten verlassen. Denn mittlerweile haben sich auch deutsche Universitäten (u. a. Gießen) den amerikanischen Empfehlungen angeschlossen.

Auch die Argumentation, jährliche Impfungen hätten dazu beigetragen, schwere Erkrankungen wie Parvovirose und Staupe einzudämmen, kann man so nicht gelten lassen. Nicht die jährliche Wiederholung, sondern die Grundimpfung an sich haben diese Krankheiten reduziert. Durch die jährliche Wiederholung wird der Impfschutz NICHT verlängert oder verstärkt. Das ist eine reine Erfindung der Pharmaindustrie. Ebenso fachlich inkorrekt ist die von vielen Kollegen praktizierte Unsitte, Hunde und Katzen bei Überschreiten des jährlichen Impfabstandes von einem Jahr wieder grundimmunisieren zu müssen! Da wird so getan, als wäre genau nach einem Jahr der Impfschutz vorbei – und diese Sonderregelung allein für die Tollwutimpfung für reisende Hunde und Katzen wird dann einfach frech auf alle anderen Erkrankungen übertragen. Da freuen sich der Geldbeutel des Tierarztes und die Aktionäre der Pharmaindustrie!

Der beste Schutz für Hunde und Katzen vor schlimmen Krankheiten ist erst einmal eine stabile Immunität. Diese wird vor allem durch sinnvolle Grundimmunisierungen, durch verbesserte Haltungsbedingungen und artgerechte Fütterung erreicht. Impfungen wirken schließlich wie Medikamente. Und hier gilt wie überall in der Medizin: KEIN MEDIKAMENT OHNE NEBENWIRKUNGEN!

Was sind die schlimmsten Nebenwirkungen von Impfungen?

Hervorzuheben sind hier die Reaktionen des Immunsystems wie der anaphylaktische Schock. Der anaphylaktische Schock ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion. Bei dieser Reaktion sind lebenswichtige Organe betroffen, unter Umständen kann sie infolge eines Kreislaufversagens tödlich enden.

Darüber hinaus können Ödeme, Hauterkrankungen, Juckreiz und Autoimmunerkrankungen (auch der Schilddrüse) entstehen, ebenso wie Durchfälle und Erbrechen wie auch Erkrankungen des Nervensystems oder Nervenentzündungen und Lähmungen und natürlich die beschriebenen Impfsarkome.

Treten die Impfsarkome immer an der Impfstelle auf und sind damit klar als Verursacher zu diagnostizieren, so sind die meisten anderen Erkrankungen meist nicht so leicht in direkten Zusammenhang mit einer erfolgten Impfung zu bringen. Im Nachhinein kann ich aber sehr wohl sagen, dass manche Patientenbesitzer berichtet haben, die Erkrankung ihres Hundes oder ihrer Katze sei kurz nach der Impfung aufgetreten oder jedes Jahr nach der Impfung habe das Tier bestimmte Veränderungen gezeigt. Habe ich das früher nicht weiter ernst genommen, ist mir heute sehr wohl bewusst, dass sich durch unsachgemäße Impfungen von Hunden und Katzen sehr wohl Krankheitssymptome und hier vor allem Allergien entwickeln können.

Auch die vielen Hormonstörungen und hier an erster Stelle die Schilddrüsenerkrankungen, die heutzutage immer öfter auftreten, sowie andere hormonelle Störungen sollten wir Tierärzte hinterfragen und uns statt der Verschreibung immer neuerer und angeblich besserer Medikamente mehr der Vorsorge, sprich dem verantwortungsvolleren Umgang mit den Impfungen beispielsweise widmen. Unzählige Erkrankungen sind somit »hausgemacht«. Leider – oder vielleicht Gott sei Dank – wissen wir gar nicht, für welche Erkrankungen wir Tierärzte letztlich selbst die Verursacher sind.

Kurz zusammengefasst möchte ich dem verantwortungsvollen Tierbesitzer folgendes Impfschema nahelegen:

Katzen:

Wohnungskatzen:
NUR gegen Katzenseuche impfen! Grundimmunisierung (adjuvansfreier Impfstoff, z. B. Eurifel P), das heißt eine zweimalige Impfung im Welpenalter. Wenn die Katze bei der Erstimpfung älter als 16 Wochen ist, reicht eine einmalige Impfung. Die Immunität hält lebenslang an.

Freilaufende Katzen:

Gegen Katzenseuche impfen, wie beschrieben.
Katzenschnupfen: Die Impfung schützt nicht vor der Infektion, sondern lindert nur die Krankheitssymptome Auch hier hält die zweimalige Impfung im Welpenalter sehr lange, wenn nicht gar lebenslang. Wiederholungsimpfungen erhöhen den Impfschutz nicht. Auch in Tierheimen bringen Nachimpfungen wahrscheinlich nichts. Wichtiger ist hier Hygiene und Stressfreiheit.

Leukose: Nur sinnvoll bei Welpen und Jungtieren. Auch hier nur Grundimmunisierung (zweimal). Der Schutz hält lebenslang. Ältere Katzen sollten bei der Erstimpfung auch zweimal geimpft werden. Bei größeren Katzengruppen sollten die Neuzugänge getestet werden. Leben Katzen ständig mit Leukose-infizierten Artgenossen eng beisammen, schützt auch die Impfung nicht immer.

Tollwut: Nur impfen, wenn es unbedingt erforderlich ist (Auslandsaufenthalt). Dann aber sollte man vierjährigen Impfstoff verwenden (Rhabdomun und Enduracell T). Adjuvansfreie Tollwutimpfstoffe gibt es keine.

Impfungen bei Katzen, die nichts oder fast gar nichts bringen:

FIP (feline infektiöse Peritonitis): Das Risiko eines Krankheitsausbruchs wird durch Impfung meist noch gefördert. Chlamydien: In vielen Katzenkombiimpfstoffen sind Chlamydien enthalten. Die Schutzwirkung ist schlecht und es besteht ein großes Risiko an Nebenwirkungen.

Hautpilz : Der neu auf dem Markt befindliche Impfstoff gegen Hautpilze soll die Heilung bei Pilzerkrankungen der Katze beschleunigen. Bei den Nebenwirkungsmeldungen allerdings taucht dieser Impfstoff besonders häufig auf. Risikofaktoren für eine Pilzerkrankung sind vor allem Stress und die Haltung von mehreren Katzen auf engem Raum. Ausreichende Hygienebedingungen sind auf jeden Fall wirksamer als eine fragwürdige Impfung. Die Erfahrungen der Katzenhalter mit diesem Impfstoff sind überwiegend negativ.

Hunde:

Sinnvoll für den Hund sind nur Impfungen gegen Staupe, Hepatitis, Parvo und, wenn nötig, Tollwut. Gegen diese Krankheiten sollten alle Hunde grundimmunisiert sein. Sie kommen zwar kaum noch vor, aber zum Schutz vor infizierten Welpen aus gewissenlosen Massenzuchten, die an der Autobahn verkauft werden und die Krankheiten ins Land bringen könnten, sollte man auf diese Impfungen nicht verzichten. Es genügt eine zweimalige Immunisierung im Welpenalter für einen lebenslangen Schutz. Tierärzte haben jedoch meist nur Kombiimpfstoffe lagernd. Von sieben- und achtfachen Impfungen ist generell abzuraten. Für Staupe, Hepatitis, Leptospirose gibt es auch einen Kombiimpfstoff. Hier ist aber der Leptospiroseanteil getrennt und kann durch aqua destillate ersetzt werden.

Ein Hinweis zur Tollwutimpfung: Das Infektionsrisiko ist äußerst gering. Wer ins Ausland fährt, muss seinen Hund impfen lassen. Hier gibt es aber einen für drei Jahre zugelassenen Impfstoff (Madivac). Tollwut sollte nie mit anderen Impfstoffen zusammen geimpft werden, und Welpen sollten die Tollwutimpfung erst mit circa einem halben Jahr (nach dem Zahnwechsel) erhalten.

Impfungen, die nichts oder fast gar nichts bringen:

Leptospirose: Leptoimpfstoffe schützen, wenn überhaupt, nur gegen zwei Lepto-Arten. Zudem ist die Gefahr von Nebenwirkungen beim Leptospiroseimpfstoff sehr groß.

Borreliose: Der Impfstoff nützt so gut wie nichts, da er nur gegen Borrelien wirkt, die bei uns sehr selten vorkommen. Auch hier wird ein Ganzkeimimpfstoff verabreicht, der sehr nebenwirkungsträchtig ist.

Zwingerhusten: Er wird durch sehr viele verschiedene Erreger verursacht, deswegen ist der Nutzen einer Impfung nur beschränkt.

Coronaviren: Gegen Coronaviren wird seit Neuestem gerne geimpft, der Impfstoff soll vor Durchfällen schützen. Die Infektion verläuft allerdings sehr mild und steht in keiner Relation zu den Nebenwirkungen. Auch wird die Schutzwirkung von Experten aus verschiedenen Gründen bezweifelt.

Was können Sie tun, wenn Ihr Tierarzt auf die jährlichen Impfungen besteht? Das Beste ist natürlich: Tierarzt wechseln. Aber was ist, wenn alle Tierärzte in Ihrer Nähe so agieren? Dazu kann ich nur sagen: Sie sind NICHT verpflichtet, Ihr Tier impfen zu lassen. SIE haben das alleinige Recht zu entscheiden, was Ihr Hund oder Ihre Katze bekommen soll. Lassen Sie sich nicht von irgendwelchen fadenscheinigen Argumenten einschüchtern! Fragen Sie Ihren Tierarzt doch vielmehr einmal, ob er sich selbst jährlich gegen Masern, Mumps und Röteln impfen lässt!

Zum Abschluss dieses Kapitels möchte ich Ihnen noch eine Episode aus meiner eigenen Praxis erzählen:

Frau A. war Besitzerin eines 16 Jahre alten, weiblichen Labradorhundes. Hündin Dora war schon ziemlich altersschwach, die Gelenke waren arthrotisch und sie war nierenkrank. Dora bewegte sich nur noch im Schneckentempo – wenn überhaupt. Im Jahre 2009 musste Frau A. plötzlich samt Dora nach Italien fahren. Ich war nicht erreichbar und so fuhr sie schnell zu einem Nachbarkollegen, um die für Italien notwendige Tollwutimpfung durchführen zu lassen. Dora war regelmäßig jährlich mit einem Achtfach-Impfstoff »versorgt« worden. Und dies insgesamt 16-Mal in ihrem Hundeleben. Der Nachbarkollege schaute sich den Impfpass an und meinte: »Dann machen wir es doch gleich gescheit und impfen komplett. Es sind ja schon alle Krankheiten abgelaufen.« Die alte klapprige Dora, deren Lebenserwartung nur noch sehr gering war, wurde nun also wieder mit einer Achtfach-Impfung traktiert. Eine Woche später musste ich Dora aufgrund akuten Nierenversagens einschläfern!

Frau A. war völlig entsetzt und zwar so sehr, dass sie nicht in der Lage war, sich beim Kollegen zu beschweren. Ein bitterer Nachgeschmack ist natürlicherweise geblieben.

Zu allerletzt möchte ich Sie, liebe Leserin und lieber Leser, anhand eines Beispiels aus der Tiermedizin darauf aufmerksam machen, wie Impfungen, die Seuchen ja eigentlich beseitigen sollen, diese in Wirklichkeit sogar noch fördern können:

Die Unwirksamkeit und gleichzeitige Gefährlichkeit sogenannter »Schutzimpfungen« zeigt sich am anschaulichsten an der Seuchenentwicklung der MKS (Maul- und Klauenseuche). Bei dieser Erkrankung, die neben der BSE (dem sogenannten Rinderwahn) als die für Wiederkäuer gefährlichste und ansteckendste Seuche gilt und die sich in Geschwüren im Maulbereich und an den Klauen äußert, herrschte bis zum Jahre 1992 eine Impfpflicht. Alle Rinder, die älter als vier Monate waren, mussten jährlich gegen MKS geimpft werden. Anhand des Seuchenverlaufes in Ländern mit Impfpflicht gegenüber solchen Ländern ohne Impfpflicht konnte eindeutig festgestellt werden, dass die Seuche sich in den Ländern MIT Impfpflicht deutlich schneller ausbreitete als in den Ländern OHNE Impfpflicht. Seit 1991 darf in Deutschland und Österreich nicht mehr gegen MKS geimpft werden. Auch die Einfuhr von geimpften Tieren ist verboten. Das Resultat? Seitdem ist die Seuche bei uns nicht mehr aufgetreten!

Auch Massenimpfungen gegen beispielsweise Diphterie und Masern beim Menschen haben das Verschwinden der Seuche verhindert. Die Diphterieausbrüche in Russland (einem durchgeimpften Land) und auch die Polioausbrüche in 13 Staaten, die vorher stets als »besonders ordentlich durchgeimpft« galten, zeigen, dass für Menschen ebenso wie für Tiere das Gleiche gilt: Impfungen schützen nur, solange keine Ansteckungen möglich sind. Bricht jedoch eine Epidemie aus, erkranken Geimpfte und Ungeimpfte gleichermaßen. Und bei Seuchen, gegen die geimpft wird, verhindern Impfungen gerade deren Ausrottung. (Siehe: »Impfen – Das Geschäft mit der Angst«, von Dr. med. G. Buchwald – ein sehr zu empfehlendes Buch, bei dessen Lektüre, vor allem über Impfschäden bei Kindern, man schwer ins Grübeln kommt).

Aus diesem Buch (Vorwort von Dr. med. Jürgen Birmanns) stammt auch folgendes Zitat:

Es wundert mich nicht, dass von Kinderärzten ein Impfzwang gefordert wird. Die allgemeine Impfpflicht wurde in Deutschland 1983 aufgehoben. Die Begriffe Impfmüdigkeit oder Impflücken sind psychologische Waffen, um impfkritische Eltern einzuschüchtern und bloßzustellen. Dass sich ein frei denkender, mündiger Mensch bewusst gegen einen riskanten medizinischen Eingriff entscheidet, ist zu respektieren. Wer unvoreingenommen forscht, weiß, dass Krankheiten Ursachen haben. Krankheiten sind entweder ernährungsbedingt, lebensbedingt oder umweltbedingt. Vor dem Hintergrund dieser nüchternen Erkenntnis klingt es paradox, wenn Forscher aktuell Impfstoffe gegen Gebärmutterhalskrebs, Bluthochdruck, Adipositas und Nikotinabhängigkeit entwickeln … Das massenhafte Durchimpfen gesunder Personen ist sehr bedenklich. Die Mediziner sollten sich viel mehr für primärpräventive Maßnahmen einsetzen.

Ende des Zitats. Die Diskussion, Impfstoffe gegen solche Erkrankungen wie beispielsweise Adipositas (Fettsucht) zu entwickeln, wird in der Tiermedizin sicher nicht lange auf sich warten lassen …

KAPITEL 5

Warum Dobermännin Sandrina die Wohnungseinrichtung zerstört:
»Glückspillen« und Psychopharmaka für Hunde und Katzen

»Sandrina« ist eine Dobermann-Hündin und stammt aus einer angesehenen, erfolgreichen Leistungszucht. Familie B., die neuen Besitzer der jungen Sandrina, hatte schon immer Hunde gehalten und ist erprobt in Haltung und Erziehung großer Hunderassen. Bei ihren vormaligen Hunden gab es dementsprechend auch nie irgendwelche Probleme mit Verhaltensstörungen und/oder merkwürdigem Benehmen. Bei Sandrina ist alles ganz anders.

Schon als kleiner Welpe gebärdet sich Sandrina bereits ungewöhnlich lebhaft und ungestüm. Sie ist kaum zu bändigen und fast nicht müde zu bekommen. Die Kinder von Familie B. wechseln sich ab, um den Hund dauerhaft zu beschäftigen und seine überschießende Energie einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Mit einem halben Jahr ist Sandrina immer noch nicht sauber, sie ist im Freien mit sich und ihrer Umgebung so beschäftigt und so abgelenkt, dass sie augenscheinlich einfach vergisst, ihr Geschäft zu erledigen. Nach schier endlosen Spaziergängen löst sie sich dann beim Heimkommen mitten auf dem Wohnzimmerteppich – das ist natürlich KLASSE! Schimpfen, AmGenick-Nehmen und durchschütteln, wie es das Muttertier mit unfolgsamen Welpen tun würde, oder sie, wie es in jedem ernst zu nehmenden Erziehungsbuch beschrieben ist, kurzzeitig mit Missachtung strafen – all das nützt nichts. Sandrina scheint regelrecht immun zu sein gegen alle Erziehungsmaßnahmen. Darüber hinaus wirkt Sandrina seltsam beziehungsunfähig: Sie scheint nicht in der Lage zu sein, einen direkten Kontakt zu ihren Familienmitgliedern aufzubauen. Wenn sie ausnahmsweise einmal nicht herumtobt, wirkt sie seltsam teilnahmslos und absentiert. Auch das Kuscheln mit Herrchen, Frauchen und den Kindern mag Sandrina nicht. Das scheint ihr regelrecht unangenehm zu sein. Aber auch allein bleiben kann sie nicht. Da springt sie über alle Tische und Stühle und hinterlässt massive Spuren der Verwüstung im Heim von Familie B. So hat schon einiges der Wohnungseinrichtung »dran glauben müssen«. Familie B. hat mittlerweile alle Teppiche eliminiert, für die Entfernung der Gardinen sowie für die Zerstörung sämtlicher Sofakissen hat Sandrina selbst gesorgt.

In der Hundeschule wird sie bald regelrecht geächtet. Sie bringt alle – sowohl die Menschen als auch die anderen Eleven – durcheinander. Es ist unmöglich, sie leinenführig zu machen. Sandrina hüpft und springt an der Leine, bellt ständig und terrorisiert ihre gesamte Umgebung. Schließlich erhält sie Einzelunterricht, da sie unfähig ist, sich unterzuordnen und die ganze Hundegruppe durch ihr ungezügeltes Verhalten nervös macht. Der vom Hundeverein empfohlene Einzelunterricht kommt für Frau B. und ihre Familie zwar teuer, allein: er nützt gar nichts. Sandrinas Benehmen wird nicht besser. Außer Spesen also nichts gewesen!

Was ihrem Frauchen Frau B., die schon einige Hunde großgezogen und mit ihnen lange Jahre gelebt hat, besonders wehtut, ist die scheinbar vollkommene Interessenlosigkeit des Hundes an ihrer Person. Ließen sich doch alle ihre vorherigen Hunde auf den Tonfall ihrer Stimme ein, merkten genau, wann sie angesprochen wurden oder auch, wenn sie etwas angestellt hatten und dicke Luft war – Sandrina hingegen reagiert auf nichts. Das sensible Zusammenspiel zwischen Frauchen und Hund, was doch so wichtig ist auf dem Wege der Erziehung zu einem halbwegs passablen Hundegefährten, fehlt bei Sandrina völlig. Sandrina ist es vollkommen egal, wer um sie herum ist, die Hauptsache für sie ist: Action!

Frau B. und ihre Familie sind sehr unglücklich mit ihrer Hundedame. Stritten sich die Kinder bei den vorhergehenden Hunden regelmäßig darum, wer spazieren gehen durfte, will mit Sandrina nun keiner mehr freiwillig gehen. Denn jeder Spaziergang ist ein regelrechter Spießrutenlauf: Sandrina reißt und zerrt an der Leine, bellt bei jeder Gelegenheit, springt und hüpft ständig umher und reagiert auf kein Wort. Sie von der Leine zu lassen, ist unmöglich, denn Sandrina reagiert auf kein einziges Kommando und rennt oft völlig kopflos davon. Schon einige Male hat Frau B. sie aus dem Tierheim holen müssen, da sie einfach scheinbar desorientiert davonlief und dann von fremden Leuten eingefangen und ins Tierheim gebracht wurde.

Vielleicht ist der Hund ja nicht gesund, denkt sich Frau B., und lässt Sandrina tierärztlich untersuchen. Für Frauchen, Hund und Tierarzt wird diese Untersuchung zum Alptraum. Sandrina gebährdet sich wie verrückt, bellt die ganze Zeit und springt in der Praxis herum wie auf einem Spielplatz. Nur unter Narkose sind eine gründliche Untersuchung sowie eine Blutabnahme möglich. Eine Kotprobe hat Frau B. gleich mitgebracht, weil Sandrina hin und wieder zu Durchfällen und Blähungen neigt.

Laut Tierarzt sind Kot- und Blut-Befunde unauffällig und auch sonst ist Sandrina pumperlgesund. Vielleicht sei sie ein wenig hysterisch und ängstlich, meint der Tierarzt, aber das würde sich mit dem Älterwerden und mit der »richtigen Erziehung« schon von alleine geben. Sein Rat: Familie B. solle sich halt eine »ordentliche« Hundeschule suchen.

Gegen die gelegentlich auftretenden Verdauungsbeschwerden mit Durchfall, Blähungen und häufigem Rülpsen sowie dem ständigen ungewöhnlich großen Appetit (Sandrina frisst Erde und Hundekot – auch den eigenen) gibt der Tierarzt für eine Woche ein Antibiotikum und gegen das Fressen ihres eigenen Kots verschreibt er eine Mineralstoffmischung sowie Vitamintabletten. Solche Probleme hätten viele Hunde, sagt der Tierarzt auch, das seien Mangelerscheinungen und hätten mit Sandrinas auffälligem Verhalten nichts zu tun. Für die Verhaltensproblematik macht der Tierarzt allein Erziehungsfehler der Familie B. verantwortlich. Frau B. erkundigt sich daraufhin verunsichert in verschiedenen anderen Hundeschulen und erhält stets die gleiche Antwort: falsche Erziehung!

Fragen bezüglich der Ernährung werden vom Tierarzt übrigens nicht gestellt. Sandrina bekommt von Welpenalter an ausschließlich Industriefutter.

Frau B. hat ein schlechtes Gewissen und gibt sich und ihrer Familie die Schuld. Aber was hat sie eigentlich verkehrt gemacht? Sie hat Sandrina doch nicht anders erzogen als alle anderen Hunde zuvor. Sandrina ist nun bald ein Jahr alt und ihr Verhalten wird immer schlimmer. Die Hündin macht niemandem mehr Freude, sondern stellt eher eine enorme Belastung für die ganze Familie dar. Auch ist sie immer noch nicht stubenrein. Es scheint, als könne sie nicht zwischen drinnen und draußen unterscheiden. Familie B. beschließt, einen privaten, erfahrenen Hundetrainer für Sandrina zu besorgen. Dieser nimmt Sandrina unter die Fittiche und beginnt mit intensivem Training. Die ganze Familie muss an den Übungen teilnehmen, es soll eine konsequente Linie durchgezogen werden. Laut Tiertrainer ist bei Sandrina alles schiefgelaufen. Einen solch triebstarken Hund hätte man anders erziehen müssen, meint er. Konsequente und regelmäßige Tagesabläufe seien hierbei das Wichtigste.

Nach einigen Wochen ist Sandrina zwar einigermaßen sauber, ihre Hyperaktivität und ihre Interessenlosigkeit den Bezugspersonen gegenüber, ihre Unfähigkeit, sich auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren sowie ihre Zerstörungswut bleiben jedoch unverändert. Das wochenlange Training ist letztendlich umsonst und der Hundetrainer am Ende ebenfalls ratlos: Auch er hat doch schon so viele Hunde mit Geduld, Konsequenz, praktischen Tipps sowie mit schrittweisen kleinen Trainingseinheiten problemlos in den Alltag ihrer jeweiligen Familien integrieren können. Er arbeitet nach einem System des erfahrenen Hundetrainers Martin Rütter namens »D.O.G.S« (Dog Orientated Guiding System = am Hund orientiertes Führungssystem) und damit ist er auch in den meisten Fällen erfolgreich. Warum nicht bei Sandrina?

Familie B. überlegt nun verzweifelt, Sandrina wegzugeben, will aber vorher noch einmal einen anderen Tierarzt befragen und die Hündin erneut gründlich untersuchen lassen. Sandrina erweist sich wieder als gesund. Der Tierarzt hat allerdings noch eine andere Idee: Es gäbe jetzt ein Fertigfutter mit Zusatzstoffen, das beruhigend wirke und speziell für solch übertrieben aktive und nervöse Hunde entwickelt wurde. Das Futter heißt »Calm-Stressmanagement« für Hunde und auch Katzen.

Die Beschreibung lautet: Calm ist die weltweit erste Nahrung, die mit den natürlichen Stressregulatoren Alpha-Casozepin und L-Tryptphan angereichert wurde … In der wissenschaftlich entwickelten Zusammensetzung von CALM helfen diese Regulatoren nachweislich, Stress bei Hunden und Katzen effektiv zu kompensieren. Gleichzeitig wird stressassoziierten Problemen wie Appetitmangel, Verdauungsstörungen und Hautund Fellerkrankungen durch weitere ausgewählte Nährstoffe entgegen gewirktIm Vergleich zur oralen Eingabe beruhigender Präparate entfällt eine aufwendige Medikamentengabe, der gewünschte Effekt wird über die tägliche Fütterung erzielt. So wird dieses Futter beworben. Kaufen kann man es natürlich nur beim Tierarzt und es ist dementsprechend teuer.

Das probieren wir jetzt mal, meint der Tierarzt und wenn das nichts helfe, gäbe es noch ein Medikament namens »Reconcile«, ein Beruhigungsmittel für Hunde: Das wirke so ähnlich wie Ritalin bei hyperaktiven Kindern. Familie B. greift mittlerweile nach jedem Strohhalm, kauft das Futter und von Reconcile nimmt sie gleich auch eine Packung mit. Dieses Präparat gibt es in Form von Kautabletten mit Rindfleischgeschmack. Nur für alle Fälle, denkt sich Frau B., sollte das Futter allein nichts nützen.

Im »Calm Fertigfutter« sind AlphaCasozepin und L-Tryptophan enthalten. Alpha-Casozepin verstärkt die Aktivität eines Neurotransmitters (Gamma-AminoButtersäure, kurz: GABA), der hemmend auf Stress und Angst wirkt. Alpha-Casozepin wiederum ist ein Eiweißbaustein, der aus Milch gewonnen wird. Es ist eines der wenigen natürlichen Substanzen, das in der Lage ist, das Kortisolgleichgewicht zu beeinflussen und Ängstlichkeit zu bekämpfen. Alpha-Casozepin ist ein Inhaltsstoff erlaubter Dopingmittel (Vapronol T6), die Leistungssportlern und Hobbysportlern versprechen, Wettkampfstress und Stress bei exzessivem Training zu minimieren sowie die Erholungsphase nach Belastung zu verkürzen. Tryptophan ist ebenfalls ein tierischer Eiweißstoff und eine Vorstufe des Neurohormons Serotonin, das für Ausgeglichenheit und Beruhigung sorgt. Ohne Serotonin funktioniert im Gehirn gar nichts; es wird landläufig auch als das »Glückshormon« bezeichnet. Durch Serotoninmangel entstehen demnach veränderte Verhaltensmuster wie etwa zu wenig Selbstkontrolle, Konzentrationsmangel und erhöhte Stressanfälligkeit.

Das künstlich produzierte L-Tryptophan (also die Vorstufe des Serotonins) ist in Deutschland zur Behandlung von depressiven Erkrankungen verschreibungspflichtig, als milde Schlaf- und Beruhigungsmittel dürfen Tryptophanhaltige Arzneimittel ohne Rezept abgegeben werden. In Österreich und der Schweiz ist L-Tryptophan immer rezeptpflichtig. Als Nebenwirkungen sind u. a. Tagesmüdigkeit, Vertigo (Schwindel) und Kopfschmerzen beschrieben. L-Tryptophan ist bis heute in den USA verboten, da es eine auch tödlich verlaufende Blutkrankheit (Eosinophilesie-Myalgie-Syndrom, EMS) verursachen kann. Nach 1500 Fällen, von denen 38 Patienten starben, wurde Tryptophan vom Markt genommen. In Deutschland ist Tryptophan seit 1996 wieder als Arzneimittel zugelassen: Die pharmazeutische Industrie hatte die erneute Zulassung gerichtlich erstritten. Die Begründung dafür war, dass die Erkrankungen nur nach Einnahme von Tryptophan eines japanischen Herstellers aufgetreten und vermutlich auf Verunreinigungen bei der dortigen Produktion zurückzuführen seien. Aber es hat sich im Nachhinein herausgestellt: Auch bei anderen Herstellern traten Erkrankungen von EMS auf.

Das nachfolgende Zitat stammt aus »Der Arzneimittelbrief«, Ausgabe 10/03, einem unabhängigen Informationsblatt: Darüber hinaus (die Entstehung von EMS ist noch weitgehend ungeklärt, Anm. der Autorin) ist Tryptophan ein Paradebeispiel dafür, wie aus einem natürlichen essentiellen Nahrungsbestandteil bei industrieller Herstellung und Beimischung unnatürlicher chemischer Reaktionsprodukte und bei hoher Dosierung ein potenziell lebensbedrohliches Arzneimittel werden kann.

Eine noch ungeklärte Frage ist zudem, wie der Organismus auf die zeitlich längere Zufuhr von künstlichem Tryptophan reagiert. L-Tryptophan wird biosynthetisch aus einer Wildmutante (E. coli-Bakterien) hergestellt. Hier werden also den Tierhaltern für den Menschen verschreibungspflichtige Medikamente als Zusatz im Tierfutter als vollkommen natürliche Substanzen verkauft! Ich glaube, dass den wenigsten Tierhaltern UND Tierärzten bewusst ist, was hier eigentlich unter der beschönigenden und verharmlosenden Bezeichnung »Nahrungsergänzung« tatsächlich ins Futter gemischt wird.

L-Tryptophan kommt selbstverständlich auch in unserer menschlichen Nahrung vor
– allerdings in natürlicher Form und zwar hauptsächlich im Fleisch. Als essenzielle Aminosäure muss sie über die Nahrung zugeführt werden, kann also vom Körper nicht selbst gebildet werden. Bei einer Kost, die arm an tierischem Eiweiß ist, wie es bei reiner Trockenfutterfütterung der Fall ist, kommt es demnach leicht zu einem Mangel an Tryptophan. Warum? Der angegebene Eiweiß-Anteil auf der Verpackung wird bei Trockenfutter hauptsächlich durch den hohen Anteil an pflanzlichen Eiweißen erreicht und nicht durch die Beigabe von Fleisch (tierischem Eiweiß). Vor allem durch hohe Anteile an Mais, der besonders tryptophanarm ist, kann hier leicht ein Mangel entstehen.
Unser zuvor genanntes »Beruhigungsfutter« beinhaltet bezeichnenderweise an erster Stelle Reis, dann Geflügelmehl und Mais. Abgesehen davon, dass Geflügelmehl gar kein Fleisch, sondern ein Nebenprodukt der Geflügelwirtschaft ist (sonst hieße es Geflügelfleischmehl), steht hier als Zutat Getreide an erster und dritter Stelle. Das ist viel zu viel! Abgesehen von der Tatsache, dass hier Hunde zu Pflanzenfressern umerzogen werden sollen, wird ein minderwertiges Produkt durch Zugabe eines Nahrungsergänzungsmittels sozusagen »aufgewertet«. Und aufgewertet wird natürlich auch der Preis. Doch dazu später.

Beide Substanzen sind in ihrer Wirkung mit Valium (Diazepam) vergleichbar. Also beinhaltet das Beruhigungsfutter schlicht Psychopharmaka für Hunde! Sind wir mittlerweile eigentlich alle schon so von außen (vor allem durch Werbung) beeinflusst und unkritisch geworden, dass uns die Perversion dieser Verschreibung nicht auffällt? Vielmehr scheinen wir sogar begeistert, dass uns die Tierfutterindustrie mittlerweile sogar bei Verhaltensstörungen das richtige Futter für die betroffenen Tiere erfolgreich anbieten kann. Erst werden unsere Tiere durch minderwertige Produkte krank gefüttert und dann kommt die angebliche Lösung mithilfe von Nahrungsergänzungsstoffen, die wiederum eine neue Baustelle entstehen lassen. So ist die Fertigfutterindustrie immer wieder neu gefordert, selbst provozierten Defiziten mit weiteren, vermeintlich hilfreichen Ergänzungsmitteln zu begegnen. Wir leben mittlerweile in einer Gesellschaft, in der nicht nur stressgeplagte Erwachsene zu Psychopharmaka greifen. Tausende Kinder erhalten wegen Hyperaktivität Ritalin (ein Suchtgift zur Beruhigung), und jetzt werden auch noch unsere Haustiere immer verhaltensauffälliger und brauchen demnach ebenfalls die entsprechenden Therapien. Und die Tierärzte spielen mit.

Verhaltensstörungen bei Hunden sind tatsächlich im Zunehmen begriffen. Der Beruf des Hundetrainers boomt und vielerorts werden Spezialtrainings für Hunde angeboten. In der Regel genügt bei falsch erzogenen Hunden auch ein passendes, konsequentes Training, um die Hunde so zu erziehen, dass sie sich in den Tagesablauf des Besitzers einfügen können und nicht zu Tyrannen der ganzen Familie werden.

Wieso aber gibt es immer mehr Hunde wie Sandrina, die sich zu regelrechten Problemfällen entwickeln? Ihr Frauchen ist doch in der Hundeerziehung erfahren und hat ihrer Meinung nach alles getan, um Sandrina richtig zu erziehen. Das hat sie auch – nur hat sie dabei etwas nicht beachtet: Hyperaktivität bei Hunden wird in der Tiermedizin noch nicht als Zeichen einer Erkrankung, sondern als reiner Erziehungsfehler angesehen. Es gibt jedoch immer mehr Hunde, die durch ihr überdrehtes Verhalten die häusliche Einrichtung zerstören und ihre Besitzer bis aufs Blut peinigen. Der Verbrauch an Psychopharmaka für Hunde steigt demnach zusehends.

Vielleicht fällt Ihnen eine gewisse Ähnlichkeit mit den steigenden Problemen in der Kindererziehung auf? Gibt es nicht immer mehr verhaltensauffällige Kinder, die ihre Eltern und ihre Umgebung mit unkontrollierbaren Aggressionsanfällen zur Weißglut bringen, die nicht in der Lage sind, sich zu konzentrieren und die sich regelrecht autistisch verhalten, ihre Umgebung also fast nicht wahrzunehmen scheinen? Bei Kindern hat man mittlerweile schon in Erfahrung gebracht, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen Ernährung und Verhalten gibt. Gewisse Nahrungszusätze können wie Drogen wirken. Krankheiten wie beispielsweise Autismus können durch Vermeidung bestimmter Nahrungsbestandteile in der Stärke ihres Auftretens gelindert werden. Auch bei hyperaktiven Kindern konnten durch Nahrungsumstellungen deutliche Besserungen erzielt werden. Wie geht das vor sich?

Führen wir uns vor Augen, wie schnell beispielsweise Alkohol unser Gehirn erreicht und seine Wirkung auf unser Nervensystem entfaltet. Auf dem gleichen Wege wie der Alkohol können – via Blutbahn – auch andere Bestandteile der Nahrung die Blut-Hirnschranke sehr schnell überwinden und direkt ins Gehirn gelangen. Das passiert natürlich nicht bei allen Menschen. Bei den meisten ist die Darm-Blutschranke so dicht, dass gefährliche Stoffe wie Nahrungszusatzstoffe nicht aus dem Darm heraus gelangen können. Bei manchen Menschen aber ist der Darm nicht ganz dicht: »Leaky Gut Syndrome« – LöchrigesDarm-Syndrom – nennt man dieses Erscheinungsbild. Hier gelangen diese Substanzen ungehindert ins Körperinnere und somit auch ins Gehirn. Synthetische Lebensmittelfarbstoffe wie zum Beispiel das gelbe Tartrazin (E102) stehen im Verdacht, ADSH (Aufmerksamkeit-Defizit-HyperaktivitätsSyndrom) bei Kindern mit zu verursachen. In australischen Studien hat man schon 1996 festgestellt: Je höher die Tatrazindosis, desto auffälliger die Symptome. Auch Süßstoffe wie Aspartam (Cola light) können in den Gehirnstoffwechsel eingreifen. Das Aspartam kann ebenso wie das chemisch verwandte Glutamat ab einer gewissen Dosis den Gehirnzellen schaden und Symptome wie Kopfschmerzen, Schüttelfrost uvm. bewirken und Verwirrung, Gleichgewichtsstörungen und Sehstörungen auslösen. Jeder kennt das »ChinaRestaurant-Syndrom«, verursacht durch Glutamat: Auch dieser massenweise in Fertiggerichten verwendete Geschmacksverstärker kann unangenehme Zustände wie Kribbeln im Nacken sowie Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit etc. auslösen.

Wir sehen also, dass Bestandteile der Nahrung und hier vor allem künstliche Nahrungszusätze sehr wohl neurotoxisch wirken können und damit unsere Verhaltensweise beeinflussen. Wenn die chemischen Übertragungsmechanismen im Gehirn nicht mehr einwandfrei funktionieren, können wir uns leicht ausrechnen, wie Verhaltensstörungen entstehen können. Sandrinas Verhalten kann man sehr gut vergleichen mit ADHS bei Kindern. Ähnlich wie diese Kinder ist Sandrina oft nicht zu beruhigen, kaum ansprechbar und unfähig, sich auf eine gestellte Aufgabe zu konzentrieren.

Der Zusammenhang zwischen menschlicher Ernährung und Erkrankungen des Nervensystems ist mittlerweile ins Bewusstsein vieler Menschen vorgedrungen. Aber ein Zusammenhang zwischen der Industriefütterung unserer Hunde und deren Verhaltensstörungen wird leider so gut wie nie in Betracht gezogen. Der Ernährungsfaktor wird als wichtige Ursache einer psychischen Störung schlichtweg übersehen. Durch industriell hergestelltes Futter kann bei empfindlichen Hunden eine Reaktion des Immunsystems (Allergie) ausgelöst werden, die ihre Wirkung entfaltet, indem sie in die Funktionen des Gehirnstoffwechsels eingreift.

Wir kennen Allergien hauptsächlich in ihrer Wirkung auf die Haut (Ausschläge), Atmungsorgane (Asthma) und den Darm (Durchfall). Allergien aber, die mit Verhaltensstörungen einhergehen, sind uns weitgehend fremd. Allergien sind, wie wir wissen, Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems auf bestimmte Stoffe, die bei unempfindlichen Individuen keinerlei Schaden anrichten, bei empfindlichen Menschen oder Tieren aber schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen können. Bei jeder Nahrungsaufnahme und bei jedem Kontakt mit der Umwelt hat der Organismus die Aufgabe, körperfremde Stoffe in körpereigene Substanzen zu zerlegen. Ist dieser Umbauprozess an irgendeiner Stelle gestört, kommt es zu den sogenannten Immunkrankheiten, den Allergien. Meist sind es bestimmte Eiweißstoffe in Fertigfuttermitteln, welche allergieauslösend wirken. Futterallergene werden meist im Verdauungsvorgang nur ungenügend zerlegt und gelangen über die Blut-Hirnschranke direkt ins Gehirn, wo sie auf die Nervenübertragungsstoffe (Neurotransmitter) Einfluss nehmen und damit Veränderungen im Verhalten (z. B. Hyperaktivität) bewirken können. Aber auch Zusatzstoffe wie das oben genannte Tartrazin können den gleichen Effekt haben.

Kommen wir zu unserer Patientin Sandrina zurück. Sandrina wurde ausschließlich mit Fertigfutter großgezogen. Zunächst wurde das Futter der Züchterin weiter gefüttert, damit Sandrina sich nicht umgewöhnen muss. Die ständigen Blähungen, die manchmal auftretenden Durchfälle sowie der abartige Appetit und das Fressen des eigenen Kots hätte eigentlich auffallen müssen. Frau B. teilte diese Symptome zwar ihrem Tierarzt mit, doch dieser stellte keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen den Verdauungsbeschwerden und Sandrinas Verhalten her. Durchfälle, Blähungen und Kot-Fressen sind aber die ersten Anzeichen eines nicht einwandfrei funktionierenden Darms. Gerade das KotFressen weist auf eine nicht intakte Darmflora hin. Leider wird dieses Symptom von tierärztlicher Seite meist als Mangelerscheinung interpretiert und mit Mineralstoffmischungen und Vitaminzusätzen behandelt. Doch ich kenne keinen einzigen Fall, bei dem sich das Kot-Fressen auf die Gabe von Mineralstoffmischungen hin gelegt hätte. Wie denn auch? Die industriell gefertigten Futtermittel enthalten ohnehin schon meist mehr (synthetische) Mineralstoffe und Vitamine als notwendig. Aber diese Fehlinformationen werden von Tierarzt zu Tierarzt weitergegeben und halten sich hartnäckig.
Bei Sandrina zeigt sich bereits im Welpenalter, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sie ist von Anfang an stark überdreht und unfähig, sich zu konzentrieren. Irgendetwas scheint sie einfach nicht zu vertragen. Dass die künstliche Nahrung die Verursacherin der Verhaltensprobleme ist, kommt erst ans Tageslicht, als Sandrina endlich auf artgerechte Nahrung umgestellt wird und ihre Symptome sich in wenigen Wochen so stark bessern, dass Sandrina heute eine zwar lebhafte, aber nicht mehr hysterische Hundedame ist. Sandrina kann heute mit ihrer Familie spazierengehen, auch ohne Leine. Sie reagiert jetzt auf die Kommandos ihrer Familie, kann also normal mit ihrer Familie kommunizieren. Sie läuft nicht mehr davon und ist leinenführig.

Aber alles der Reihe nach: Wie ist das plötzlich möglich? Familie B. stellt nach dreiwöchiger Verabreichung des Beruhigungsfutters kaum eine Besserung fest. Sandrina ist zwar zu Hause etwas ruhiger, im Freien aber ist ihr Verhalten nicht anders als vorher. Sie gebärdet sich hysterisch und springt an der Leine wie ein Ziegenbock. Weil keine grundlegende Besserung zu bemerken ist, erhält Sandrina wieder das gewohnte Futter, dazu aber jetzt täglich ihre Beruhigungspille »Reconcile«. Mit dieser Pille versorgt, ist der Hund den ganzen Tag apathisch. Wie von einem anderen Stern, denkt sich Frau B.

In diesem Zustand bekomme ich Sandrina das erste Mal zu Gesicht. Sie ist eine wunderschöne Hündin. Das auffälligste für mich ist die totale Nichtansprechbarkeit des Tieres. Es ist ihr vollkommen egal, ob man sie anschreit oder anderweitig versucht, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie reagiert in keiner Weise. Der Vergleich mit einem autistischen Kind, das nicht in der Lage ist, seine Umgebung wahrzunehmen, liegt hier sehr nahe. »Reconcile« erhält Sandrina, als sie mir vorgestellt wird, seit circa einem Monat. Das Medikament mit dem schönen Namen (es enthält den gleichen Wirkstoff wie das bei Menschen eingesetzte »Prozac«, in Europa unter dem Namen »Fluctin« bekannt) greift in den Hirnstoffwechsel ein und sorgt dafür, dass die Konzentration des Botenstoffs Serotonin an den Kontaktstellen des Gehirns erhöht bleibt. Speziell für Hunde adaptiert und mit Geschmack nach Rindfleisch versehen, wurde das Mittel der Pharmafirma »Eli Lilly« von der US-Food and Drug Administration (FDA) zugelassen.

Die Meinung der Tierärzte über den Einsatz von Prozac / Reconcile ist gespalten. So meinen die einen, Psychopharmaka für Hunde sollten nur in Notfällen eingesetzt werden, wie etwa an Neujahr der Raketenknallerei wegen oder in anderen außergewöhnlichen Belastungssituationen. Andererseits plädieren vor allem Tierärzte, die sich auf Verhaltensstörungen spezialisiert haben, für deren generellen Einsatz. Sie argumentieren, mit »Reconcile« würden in der Verhaltenstherapie bei ängstlichen Hunden Zerstörungswut, Trennungsangst und dauerndes Heulen vermindert werden.

Das Wirtschaftsblatt »The Economist« schätzt, dass der US-Psychopillenmarkt für Tiere einen Umsatz von jährlich einer Milliarde Dollar erreicht. Mittlerweile werden 10–20 % aller amerikanischen Hunde auf Psychopharmaka gesetzt, weil sie im Falle des Allein-gelassen-Werdens die Wohnungseinrichtung zerstören, Kot und Urin hinterlassen und dauerhaft bellen. Diese Symptome lassen sich mit »Reconcile« angeblich gut unterdrücken. Der herstellende Pharmakonzern hat für Haustiermedikamente gleich eine eigene Abteilung gegründet. Hier werden eigentlich für den Menschen gedachte Medikamente auf das Tier adaptiert. Früher gab es keinen Markt für derartige Medikamente. Heutzutage aber ist eine immer größer werdende Zahl an Leuten bereit, für ihre Tiere größere Beträge auch in Psycho-Medikamente zu investieren. Die Pharmafirmen haben das natürlich postwendend erkannt.

Mittlerweile gibt es natürlich auch einen Fettkiller für Hunde – das »Slentrol« des Unternehmens Pfizer. »Slentrol« wurde ursprünglich für den Menschen entwickelt, wegen seiner starken Nebenwirkungen aber nicht zugelassen. Meistens werden übrigens für Haustiere bereits bestehende Wirkstoffe einfach in anderer Form wieder zusammengesetzt, es werden aber auch Mittel in Originalzusammensetzung wiederbelebt, wie eben hier das »Slentrol«, die den Testprozess am Menschen nicht überstanden haben. Auch Eli Lillys Haustierabteilung will in Zukunft ihre große Palette an Wirkstoffen prüfen, um vor allem die Fettleibigkeit, aber auch andere Tierkrankheiten zu »heilen«. So können Wirkstoffe sehr gewinnbringend »zweitverwertet« werden. Der Markt dazu muss natürlich erst geschaffen werden. Das ist sicherlich kein großes Problem, da ja auch in der Humanmedizin oft das Medikament zuerst da ist und dann der Markt dazu geschaffen wird. (Siehe beispielsweise die Herabsetzung der Normalwerte für das sogenannte »schlechte Cholesterin« oder die äußerst dehnbaren Maßstäbe für Knochendichte oder Blutdruck. Hier werden ganz willkürlich, meist bezugnehmend auf »Studien« der herstellenden Pharmaindustrie, neue »passende« Bestimmungsgrößen geschaffen. Damit fallen immer mehr Menschen aus den »gesunden« Werten heraus und werden therapiebedürftig, das heißt sie benötigen entsprechende Medikamente.) Na, wunderbar! So entstehen ständig neue Märkte.

Prozac, das Ur-SSRI (SerotoninWiederaufnahmehemmer), hat das Bild der Depressionen in der Öffentlichkeit stark verändert. Innerhalb eines Jahrzehnts (Ende der 1980er bis Anfang der 1990er-Jahre) entstand für SSRIs ein weltweiter Markt von 19 Milliarden Dollar, Antidepressiva trafen den Zeitgeist und waren in der Gesellschaft positiv besetzt, denn sie wirkten sowohl bei Ess-, Sexual- und Angststörungen, als auch bei Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Das Wirkungsspektrum wurde aber zusehends auf ein breites Feld an leichteren Befindlichkeitsstörungen wie Antriebsunlust oder fehlendes Selbstwertgefühl ausgeweitet. Teenager nahmen sie gegen Liebeskummer, Manager gegen Erschöpfung und vernachlässigte Hausfrauen gegen Frustration. Prozac wurde zur gesellschaftlich anerkannten » Glückspille« und in den Medien hoch gepriesen. Doch Mitte der 1990er-Jahre wurde klar, dass unter Einnahme von Prozac massive Persönlichkeitsveränderungen auftraten, und man erkannte den Zusammenhang zwischen Prozac und einer Häufung von Suiziden. Dem 18-jährigen Eric Harris, der 1999 beim Schulmassaker an der US-amerikanischen Columbine High School zwölf Schüler und einen Lehrer erschoss, war ein SSRI verschrieben worden. »Jedes Mal, wenn an einer Schule jemand um sich schießt, stößt man darauf, dass diese Medikamente mit im Spiel waren«, sagte Ann Blake, Autorin von »PROZAC: PANACEA ODER PANDORA?«, in einem Interview für den Daily Express. Auch die Entzugssymptomatik wurde unterschätzt. Aus den Problemen beim Absetzen von Valium und den sogenannten »Benzos« war anscheinend nichts gelernt worden. Schwere Nebenwirkungen wie Schwäche, Erschöpfung, Übelkeit, Blutdruckanstieg, Schwindel und Nervosität waren die Folge. Nach dem Absetzen litten die Patienten an Erregung, Verwirrtheit, Angst und blitzartigen Panikattacken.

Nach etlichen Prozessen und medialem Druck (eine Vielzahl Geschädigter meldete sich öffentlich zu Wort) zog der Pharmakonzern Eli Lilly »Prozac« vom Markt. Und jetzt taucht es wieder in Form von Beruhigungstabletten für unsere Hunde auf und wird fleißig und kritiklos verschrieben! Fragen Sie Ihren Tierarzt, der Ihrem Hund Reconcile verschreiben will, ob er Prozac kennt. Oder fragen Sie ihn lieber nicht, denn er wird es vermutlich nicht wissen (wollen).

Zurück zu Sandrina und ihrer Heilung: Als mir Familie B. die Hündin vorstellt, steht der verzweifelte Gedanke im Vordergrund, sie entweder wegzugeben oder gar einschläfern zu lassen. Die Hoffnung auf eine Besserung ist mittlerweile auf ein Minimum gesunken und mit der Tatsache, ihren Hund ständig unter »Psychopillen« zu halten, kann sich die Familie nicht anfreunden.

Doch so kompliziert Sandrinas Vorgeschichte ist, so einfach ist die Lösung! Wir stellen Sandrina auf das B.A.R.F.E.N. (die biologisch artgerechte Rohfütterung) um. Familie B. hat ab sofort den Auftrag, jegliches industriell hergestellte Futtermittel zu meiden. Das heißt: auch keine Leckerlis, keine Hundekekse und auch keine Würste. Also nichts, in dem Zusatzstoffe welcher Art auch immer enthalten sein könnten. Sandrina bekommt also Knochen mit viel Fleisch. Diese zu zernagen und zu verspeisen, beschäftigt den Hund stundenlang. Und siehe da – die Umstellung auf rohes Fleisch und Gemüse scheinen auch ihr körperliches Befinden zu verbessern. Nach der Darmsanierung und dem Darmaufbau verschwinden die Durchfälle und ebenso die Blähungen. Die unappetitliche Angewohnheit, den eigenen Kot aufzufressen wird zwar besser, ganz lässt sie es aber noch nicht.

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich anfangs selbst starke Zweifel daran, ob Sandrina noch zu helfen sei. Nach drei Monaten und etlichen Telefongesprächen sehe ich Sandrina ein zweites Mal. Wie bereits beschrieben, hat sie sich in ihre Familie eingefügt. Sie ist zwar immer noch ein quirliger und lebhafter Hund, kann aber mit ihren Bezugspersonen Kontakt aufnehmen und kommunizieren. Die Familie kann jetzt gut mit diesem Hund umgehen und es gibt keinen Gedanken mehr daran, den Hund wegzugeben oder sogar einzuschläfern. Ein Happy End in letzter Minute!

Leider lassen sich nicht alle so oder ähnlich gelagerten Fälle gut lösen. Das liegt dann jedoch meist an der Uneinsichtigkeit der Hundebesitzer und ihrer Bequemlichkeit. Dass ein nicht erheblicher Anteil von Verhaltensstörungen auf Ernährungsfehler zurückzuführen ist, ist in seiner Bedeutung noch nicht in das Bewusstsein vieler Tierbesitzer vorgedrungen. Wie sollte es auch
– wenn auch Tierärzte diese Fakten und Kenntnisse nicht in ihr Repertoire aufnehmen wollen oder können …

Zusätzlich zur falschen Ernährung und zur falschen Erziehung gibt es natürlich noch zahlreiche andere Faktoren, die Verhaltensstörungen bewirken können. Es gibt eine nicht unbeträchtliche Zahl an Hunden (vor allem in der Stadt), die abgesehen von falscher Ernährung auch nicht artgerecht gehalten werden. Wenn ein Hund täglich stundenlang alleine in einer kleinen Wohnung sitzt, das Gassigehen sich auf wenige Minuten Asphalttreten beschränkt, und längere Spaziergänge, wenn überhaupt, nur am Wochenende stattfinden, dann ist es kein Wunder, dass die Zahl der verhaltensgestörten Hunde ständig ansteigt. Auch wird den meisten Hunden heutzutage keine Aufgabe mehr zuerkannt. Wurden die Hunde früher zur Jagd und Spurensuche oder zum Hüten von Herden etc. genommen, so fehlt ihnen heutzutage vor allem in den Großstädten jegliche Art von Beschäftigung. Doch Hunde sind Rudeltiere, also nicht dazu geschaffen, lange alleine zu bleiben. Hunde haben eine hochsensible Nase und ein feines Gehör. Wenn wir uns vorstellen, welchen Gerüchen und welchem Lärm wir tagtäglich ausgesetzt sind, wie muss das alles auf empfindliche Hundenasen und -ohren wirken – noch dazu wenn sie in einer künstlichen Großstadtwelt ohne Natur und Freiheit regelrecht »dahinvegetieren« müssen!

Diese Faktoren tragen sicherlich mit dazu bei, bei unseren Hunden Verhaltensauffälligkeiten zu provozieren. Aber Futtermittel mit Beruhigungszusätzen und Psychopharmaka sind bestimmt nicht die Lösung dieser Probleme. Anstatt immer neue Mittelchen zu verschreiben, sollte die Aufgabe bei uns Tierärzten liegen, schon im Vorfeld solche Verhaltensauffälligkeiten grundsätzlich zu hinterfragen und unser Augenmerk mehr auf die Prophylaxe, sprich die richtige Ernährungsberatung und Ratschläge zur Haltung, zu legen.

KAPITEL 6

Vom Tierarzt beinahe vergiftet – der Leidensweg eines kleinen Kätzchens:
Der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika, Kortison und das Bombardement mit Wurmmitteln uvm.

Stellen Sie sich vor: Sie haben ein kleines, drei Monate altes, putzmunteres und gesundes Kätzchen, bei dem Ihnen eines Tages eine circa 1,5 Zentimeter große wunde Stelle am Kopf auffällt. Es sieht eigentlich ganz harmlos aus, wie eine Abschürfung. Sie sind sich aber nicht sicher und wollen es genau wissen. Sie besuchen also einen Tierarzt. Der inspiziert die Wunde und empfiehlt, einen Abstrich zu nehmen und ihn ins Labor zu schicken. Der Verdacht des Tierarztes ist zunächst: eine Hautinfektion, eine Allergie oder ein Pilzbefall. Bis der Befund im Hause ist, gibt es für zehn Tage prophylaktisch Antibiotikatabletten (»Baytril«) gegen die eventuelle Hautinfektion und vorsorglich auch Tabletten gegen Pilzbefall (»Griseofulvin«) sowie eine Kortisonsalbe, für alle Fälle, sollte sich das Ganze als Allergie herausstellen. Zum Baden gibt es zusätzlich ein medizinisches Shampoo. So haben wir für alles vorgesorgt, sagt der Tierarzt und man könne beruhigt auf das Ergebnis des Abstriches warten. Sie bezahlen 130 Euro, ohne die Kosten fürs Labor.

Daheim baden Sie Ihr kleines Kätzchen mit dem Shampoo. Allein dies ist eine fast schon unlösbare Aufgabe. Das kleine Tierchen wehrt sich mit allen Kräften, es kratzt und beißt um sich, und von dieser Prozedur tragen Sie selbst einige tiefe Kratzer davon. Katzen sind von Natur aus nicht begeistert, wenn sie komplett nass werden. Das können Sie jetzt auch bestätigen. Nun sollen Sie zwei Tabletten am Tag verabreichen. Eine ganze Antibiotikatablette und eine viertel Pilztablette. Es ist nicht so einfach, Tabletten in das Mäulchen einer Katze hinein zu bekommen. Nach einigen Misserfolgen aber
– die Katze spuckt alles wieder aus – gelingt es Ihnen doch mithilfe einer Leberstreichwurst, Ihr Kätzchen zu überlisten. Die Tabletten sind drin! Nach mehreren Tagen bekommen Sie richtig Übung im TablettenEingeben. Immer neue Tricks fallen Ihnen ein.

Doch nach fünf Tagen Tabletteneingabe gefällt Ihnen Ihr kleines Kätzchen gar nicht mehr. Es sieht struppig aus. Und mag fast nichts mehr fressen. Das Wenige, was es noch zu sich nimmt, erbricht es gleich wieder. Zusätzlich hat es einen übel riechenden Durchfall. Dieser landet nicht mehr im dafür vorgesehenen Kistchen, sondern überall in der Wohnung. Natürlich können Sie Ihrem Kätzchen deswegen nicht böse sein, merken Sie doch, dass das Tierchen es zeitlich einfach nicht mehr schafft, das Katzenklo zu erreichen, bevor der Durchfall kommt. Von dem vor Kurzem noch quicklebendigen Tierchen ist nicht mehr viel übrig. Ihre Katze ist schon sehr geschwächt. Ein Häufchen Elend! Natürlich bringen Sie sie wieder zum Tierarzt. Dort erhält sie Infusionen und eine appetitanregende Spritze. Der Vorbefund ist mittlerweile auch schon da: Kein Hinweis auf ein allergisches Geschehen. Auch sei bisher kein Pilz nachgewiesen worden und sollte auf der angesetzten Pilzkultur doch noch etwas anwachsen, würden Sie gleich informiert werden. Manche Pilze bräuchten eben etwas länger zum Gedeihen. Die Tabletten, heißt es, müssten aber unbedingt alle weiter gegeben werden. Gegen den Durchfall gibt es eine Spritze. Wenn es dem Kätzchen am nächsten Tag nicht besser gehe, sollen Sie wiederkommen. Sie bezahlen – diesmal mit Labor – 130 Euro.

Am nächsten Tag geht es Ihrem Kätzchen keineswegs besser, sondern noch schlechter. Mit einem schwer kranken, völlig zerrupft aussehenden und teilnahmslosen Tierchen besuchen Sie einen anderen Tierarzt. Diesmal haben Sie mehr Glück mit Ihrer Wahl. Der neue Tierarzt sagt Ihnen ehrlich, dass Sie gerade dabei sind, Ihre Katze mit den verabreichten Medikamenten langsam, aber sicher zu vergiften. Ihre Katze erhält, um überhaupt zu überleben, Infusionen mit Leberschutz, denn die Leberwerte im Blut sind stark erhöht und Ihre Katze ist schon stark dehydriert (ausgetrocknet). Nach der Infusion können Sie Ihr Kätzchen wieder mit nach Hause mitnehmen, mit der Auflage, es zwangszufüttern und vor allem alle vorher verabreichten Medikamente wegzulassen.

Der Tierarzt erklärt Ihnen, dass der Wirkstoff Likuden, der im Pilzmittel »Griseofulvin« enthalten ist, schwere Leberund Nierenschäden hervorrufen könne. Sie lesen den Beipackzettel, in dem davor gewarnt wird, »Griseofulvin« an Katzenwelpen zu verabreichen, da diese den Wirkstoff nur verzögert abbauen können und so vermehrt zu Nebenwirkungen neigen. Als Nebenwirkungen werden u. a. angeführt: Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und Leberschäden. Einige Symptome kommen Ihnen bekannt vor.

Einige Tage und mehrere Infusionen später geht es Ihrem Katzenbaby wieder besser. Auch die durch die Medikamente (vor allem durch die Antibiotika) massiv gestörte Darmflora hat sich wieder aufgebaut, und der Durchfall ist weg. Ob noch Spätschäden auftreten können, kann Ihnen der Tierarzt natürlich nicht vorhersagen. Mittlerweile ist vom haarlosen Fleck, dessentwegen Sie überhaupt zum Tierarzt gegangen sind, nicht mehr viel zu sehen. Die noch ausstehende, abschließende Pilzuntersuchung des ersten Tierarztes erbringt weiterhin keine neuen Erkenntnisse. Ein Pilzbefall ist also auszuschließen.

Dieses Beispiel ist jetzt aber sehr extrem, werden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, nun sagen. Das ist es aber nicht, sondern dieser Fall hat genauso stattgefunden wie beschrieben und ist ein Paradebeispiel dafür, wie in Tierarztpraxen üblicherweise mit Medikamenten umgegangen wird. Ob dies nun aus Angst und Unsicherheit geschieht, um alle Eventualitäten abzudecken und nur nichts zu übersehen (dies geschieht meist bei jüngeren Kollegen) oder aus rein wirtschaftlichem Interesse, um aus einem völlig harmlosen Fall einen lukrativen Patienten zu machen – beides geht auf Kosten der Gesundheit unserer Patienten und ist meines Erachtens grob standeswidrig.

Wir Tierärzte sind dabei in guter Gesellschaft. Auch Humanmediziner verschreiben Antibiotika oft unnötig und unkontrolliert. Hier ein Auszug aus der »AOK Clarimedis« (ein Gesundheitsberater der AOKKrankenkasse Rheinland-Pfalz): Der schnelle Griff zum Antibiotikum ist oft überflüssig. Die meisten banalen Infekte werden durch Viren ausgelöst. Gegen Viren helfen Antibiotika nicht! Viele Patienten mit grippalen Infekten und Husten erwarten aber von ihrem Arzt, dass er ihnen etwas »aufschreibt«. Wissenschaftler der Universität Düsseldorf ermittelten im Jahre 2007 in einer Studie, dass 40 % aller AntibiotikaRezepte bei Atemwegsinfekten überflüssig sind, da solche Infekte vom körpereigenen Abwehrsystem bekämpft werden können. Die unkontrollierte Gabe von Antibiotika fördert hingegen Resistenzen und bringt die Darmflora durcheinander, bis hin zur Antibiotika-assoziierten Kolitis (durch Antibiotika ausgelöste Dickdarmentzündung. Anm. der Autorin).

Betrachten wir unseren exemplarischen Fall des kleinen Kätzchens etwas genauer: Anstatt erst einmal abzuwarten, wie sich dieser haarlose Fleck, der sich in unserem Fall als völlig harmlos herausstellte, entwickelt, wird das arme Tier mit Chemie bombardiert. Vor allem stellt sich auch die Frage, warum überhaupt ein Antibiotikum verschrieben wurde. Antibiotika werden als Mittel gegen krankmachende Bakterien verwendet. Bakterielle Infektionen jedoch gehen in der Regel mit Fieber, Entzündungen, Rötungen und eventuell – das kommt auf den betroffenen Körperteil an – mit starken Schmerzen und einer Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes einher. Hier, in unserem Fall, war jedoch keines der angeführten Symptome vorhanden.

Gerade nebenwirkungsreiche Antibiotika werden von den meisten praktizierenden Tierärzten verschrieben als seien es Hustenbonbons. Bei jedem Kratzer, jeder noch so kleinen Hautveränderung, beim kleinsten Wehwehchen wird ordentlich aufgefahren und sozusagen mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Hier wird ganz bewusst mit der Angst der Besitzer um ihr Tier gespielt: Wenn der Hund oder die Katze dieses oder jenes Medikament nicht erhält, ist der Besitzer Schuld, wenn sein Tier krank bleibt, noch kränker wird oder gar stirbt. Alternativen werden – selbstverständlich – keine angeboten. Dass Antibiotika erstens sehr teuer sind, zweitens Resistenzen hervorrufen können und drittens, und das ist wohl das Wichtigste, auch nicht frei von Nebenwirkungen sind, interessiert anscheinend niemanden. Ich kenne viele Praxen, auch aus meiner eigenen Erfahrung als Assistentin und durch Berichte junger Kollegen, in denen so gehandelt wird wie hier beschrieben. Der erste Griff bei einem vorgestellten Patienten ist der zum Antibiotikum und zum Kortison. Meist werden dann noch Antibiotikatabletten für zu Hause mitgegeben. Folgen dieser Gaben an Antibiotikatabletten äußern sich vor allem in Schädigungen der Darmflora. Die nach der Therapie auftretenden Durchfälle werden dann aber meist nicht mit der Medikamentengabe in Verbindung gebracht, sondern als neues, mit weiterer Chemie zu therapierendes Krankheitsbild angesehen. Auch fällt es den wenigsten Tierärzten ein, nach einer durchgeführten Antibiotika-Kur (ob nun nötig oder unnötig) die Darmflora mittels Zuführung von Darmbakterien wieder aufzubauen.

Medikamente, und hier besonders Antibiotika, sind, wie gesagt, sehr teuer. Die Unkosten belaufen sich für die entsprechende Anzahl an Tabletten für einen etwa 30 Kilogramm schweren Hund und eine zehntägige Behandlung im Einkauf für den Tierarzt auf über 60 Euro und kosten dann im Verkauf fast das Doppelte. Die Pharmavertreter brüsten sich damit, dass der Bedarf an Antibiotika und anderen Medikamenten rasant ansteigt und der Absatz und damit der Profit – natürlich auch für den Tierarzt – folglich immer größer wird. Heißt das jetzt, wir Tierärzte sollten stolz darauf sein, immer mehr Medikamente zu verschreiben und damit uns und der Pharmaindustrie zu immer größeren Umsätzen zu verhelfen oder ist der Bedarf tatsächlich gestiegen?

Ob der tatsächliche Bedarf gestiegen ist, bezweifle ich, doch gestiegen ist sicher die Verschreibungshäufigkeit bei den Tierärzten, die nahezu jedem Patienten erst einmal Antibiotika verpassen, ganz egal, ob notwendig oder nicht. Kritiker werden jetzt mit der Argumentation aufwarten, die Tierbesitzer hätten ihre Vierbeiner schließlich früher auch nicht so konsequent und oft behandeln lassen wie heute, damit sei der Anstieg des Medikamentenverbrauchs erklärbar. Dass heute öfter zum Tierarzt gegangen wird, ist sicher richtig, nur hat sich das Verhalten der Tierbesitzer bezüglich der Fürsorge ihrer Tiere in den letzten, sagen wir mal, zehn Jahren, sicher nicht entscheidend verändert. Der Medikamenten-Verbrauch bzw. -Missbrauch dagegen schon.

Hier ein Auszug aus dem »KongressSpiegel«, Ausgabe 03/2006, von Dr. Martin Schneidereit, Geschäftsführer des Bundesverbandes für Tiergesundheit e. V.:

Starke Umsatzzuwächse gibt es bei Antiparasitaria: Der Tierarzneimittelmarkt blieb mit einem Plus von sechs Prozent beispielsweise im Jahre 2005 weiter auf Erfolgskurs. Verantwortlich für dieses zufriedenstellende Ergebnis sind vor allem die Hobbytierprodukte und das AntibiotikaSegment. Nach einem sehr schwachen Vorjahr hat sich aber auch der Impfstoffmarkt mit einem Wachstum von zwei Prozent wieder etwas erholt. Diese Zuwächse sind jedoch nur einigen wenigen innovativen Impfstoffen zu verdanken.
Die Zuwächse setzen sich wie folgt zusammen:
Antiinfektika (das sind vor
allem Antibiotika):
Pharmazeutische
Spezialitäten:
Biologica:
plus 8,8 % (172 Mio. Euro) plus 3,4 % (151 Mio. Euro) plus 2,0 % (139 Mio. Euro) plus 10,5 % (97 Mio. Euro) Antiparasitaria:

Zitat Ende.

Diese Steigerungsraten sind das »positive« Ergebnis konsequenter Verkaufsstrategien! In anderen Wirtschaftszweigen mag dies sicher wünschenswert sein, geht es aber um die Gesundheit unserer Heimtiere, erweist sich dieses Ergebnis als erschreckend!

Ich selbst verabreiche in meiner Praxis so gut wie gar keine Antibiotikatabletten. In den seltenen Fällen, wo es wirklich notwendig ist, Antibiotika zu geben, erhalten meine Patienten diese per Spritzen. Das funktioniert tadellos. Aber die Pharmaindustrie und natürlich die Tierärzte verdienen gut mit den Tabletten, denn gerade Antibiotika sind ein lukratives Geschäft. Bringt doch ein Patient, der zusätzlich noch 10 teure Tabletten zur Behandlung dazu bekommt um einiges mehr als ein Patient, dem »nur« eine Spritze verabreicht wird. Mittlerweile hat sich die Mentalität der Tierbesitzer so weit an die der Humanpatienten angepasst, dass auch von Tierärzten geradezu verlangt wird, etwas »zu verschreiben«, das heißt ohne Medikamente im Gepäck die Praxis zu verlassen, grenzt auch für viele Tierbesitzer schon an Unterlassung. Auch Banalitäten bedürfen einer medikamentösen Behandlung. Einen Patienten wegzuschicken nur mit der Aufforderung, einfach einmal abzuwarten, ist nicht erwünscht. Pillen werden gefordert, denn Pillen helfen ja gegen alles …

Hier ein exemplarischer Hilferuf aus einem Tierforum im Internet:
Mein Hund (Eurasier, 10 Jahre) leidet seit zwei Jahren unter einer Colitis (Dickdarmentzündung). Er hat zu viele Antibiotika (aufgrund von Parasitenbefall) bekommen. Ich bin zurzeit schon beim 7. Tierarzt. Ich habe schon mehrere Diätfuttermittel ausprobiert. Im Moment bin ich im Tiergesundheitszentrum in B. Mein Hund bekommt seit drei Wochen Kortison. Der Zustand ist jedoch unverändert. Ein, zwei Tage ist der Kot normal und dann enthält er wieder eine Blutauflagerung oder sogar Blutstropfen. Ich bin ziemlich verzweifelt und weiß nicht mehr weiter.

Unzählige solcher Hilferufe lassen sich im Netz nachlesen, ähnliche Fälle häufen sich auch zunehmend in meiner Praxis. Was mir mehr und mehr Kopfzerbrechen bereitet, ist die Frage, warum sich leider immer noch nur ganz wenige Kollegen und Kolleginnen den Kopf darüber zerbrechen, weshalb wir mittlerweile eine derartige Zunahme bestimmter Krankheitsbilder feststellen müssen. Dass wir Tierärzte selbst die Verursacher vieler vermeidbarer Leiden sein könnten, wird gar nicht erst in Betracht gezogen.

Die Argumentation, unsere Hunde und Katzen würden ja aufgrund der »guten« medizinischen Versorgung immer älter werden, stimmt so nicht. Genauso wie beim Menschen ist der Anstieg der Lebenserwartung vor allem auf viel bessere hygienische Bedingungen und die bessere allgemeine Versorgung zurückzuführen und erst in zweiter Instanz auf neue medizinische Errungenschaften. Abgesehen von einigen wenigen Fachbereichen wie z. B. der Unfallchirurgie hat sich auf dem Gebiet der Behandlung chronischer Erkrankungen in der Humanmedizin (Krebs, Rheumatismus, Arthrosen … um nur einige zu nennen) seit den 1970er-Jahren nichts Entscheidendes mehr getan. Ebenso ist es in der Veterinärmedizin. Es kommen zwar immer neue, angeblich »bahnbrechende« Medikamente auf den Markt, die sich in Wirklichkeit aber meist nur wenig oder gar nicht von jenen unterscheiden, die es schon gibt.

Unsere Hunde und Katzen mögen heutzutage zwar im Schnitt älter werden (laut neuesten Statistiken) – kränker werden sie aber auf jeden Fall früher und länger. Seit meiner Kindheit hat meine Familie immer Hunde und Katzen gehalten und ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur eines von diesen Tieren eine chronische Krankheit gehabt hätte. Vor allem die Hunde sind damals alle über 15 Jahre alt geworden – und zwar ohne Erkrankungen. Die Katzen (wir hatten einen Onkel mit einem großen Bauernhof) verunglückten entweder schon frühzeitig, fielen einer immer wieder auftretenden Katzenseuche zum Opfer oder wurden sehr alt. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Morbus Cushing oder auch chronische Gelenkerkrankungen gab es kaum. .

In welchem Ausmaß sich chronische Krankheitsbilder in den letzten 20 Jahren häufen, ist erschreckend. Kritiker werden jetzt wieder anführen: Früher hatte man ja gar nicht die Testmethoden, um manche Krankheiten überhaupt feststellen zu können. Das stimmt natürlich, nur hat man diese damals auch nicht gebraucht. Erst mit dem enormen Anstieg der Erkrankungsfälle verfeinerten sich die Testmethoden, denn der Bedarf an immer komplexeren Untersuchungsmethoden war ja nun auch gegeben. Mittlerweile sind wir schon so weit, dass Krankheiten einfach erfunden werden, um entsprechende Medikamente verkaufen zu können. Als ich vor Kurzem eine Zeitschrift für Veterinärmediziner in Händen hielt (Vet-Journal, das »Magazin für österreichische Tierärztinnen und Tierärzte«, Ausgabe 05/2010) traute ich meinen Augen kaum: »Kognitive Dysfunktion« – so wird eine neue Krankheit genannt. »Kognitive Dysfunktion« bedeutet nicht anderes, als dass unsere Haustiere älter werden und damit im Alter körperlich und geistig nicht mehr so belastbar sind wie in ihrer Jugend oder in ihrer Lebensmitte. Nun ist AltWerden also auch schon bei unseren Hunden und Katzen eine ernst zu nehmende Erkrankung! Und dagegen gibt es jetzt die entsprechende Lösung: den »Jungbrunnen für alternde Hunde«.

Diese schwerwiegende Erkrankung wurde, wie sollte es auch anders sein, von einem der bekanntesten Unternehmen der Futtermittelindustrie entdeckt – Nestlé Purina! Die Firma will in Tests herausgefunden haben, dass es von Vorteil sei, dem Futter alternder Hunde »mittelkettige Triglyceride« beizufügen. Damit soll der Alterungsprozess im Hundehirn gestoppt werden. Ab dem siebten Lebensjahr sollten Hunde diesen Nahrungszusatz erhalten. Der Konzern liefert das entsprechende Futter natürlich gleich mit. »Anti-Age« heißt es.

Ich zitiere aus dem Artikel: Nestlé Purina hat im Rahmen umfangreicher Kognitionstests (das heißt Orientierungstests, Egozentrischer Um kehrtest und Kuriositätstest) nachgewiesen, dass mit MCTs (mittelkettige Fettsäuren) gefütterte Hunde bei Folgendem erhebliche Verbesserungen aufwiesen: 1. itätsgrad 2. Gedächtnis und InteraktivAnpassungsfähigkeit und

Bewältigungsfähigkeit sowie das Erleben neuer Konzepte und 3. Aufmerksamkeitsspanne und Aufgewecktheit. Obwohl dies noch in weiteren Studien bestätigt werden muss, ist es durchaus möglich, dass die Fütterung von MCTs auch positive Auswirkungen auf Hunde mit milder bis moderater Kognitiver Dysfunktion haben wird. Die Fütterung einer Nahrung mit ANTI-AGE ist nachweislich eine effektive Möglichkeit, um das Eintreten der kognitiven Auswirkungen des Alterungsprozesses zu verzögern und die Lebensqualität umfassend zu beeinflussen – und zwar nicht nur die des Hundes, sondern auch die des Besitzers. PRO PLAN Senior 7 und Original mit ANTI-AGE ist die Ernährungslösung für alle Ihre älteren Patienten.

Gibt es wirklich Kollegen, die das glauben? Allem Anschein nach, ja, tatsächlich. Sonst gäbe es diesen Artikel und auch das Produkt nicht. »Anti-Aging« ist für viele Leute ein Begriff – warum also sollte man damit nicht auch beim Haustier mit entsprechenden Produkten ordentlich absahnen können? Was mich besonders betroffen macht, ist die Tatsache, wie Tierärzte sich für einen solchen Blödsinn einspannen lassen und sich regelrecht zu Handlangern dieser großen Konzerne machen. Profitdenken scheint hier wahrlich an erster Stelle zu stehen. Wir Tierärzte stehen doch bitte an der Front und es liegt an uns, solchen Wahnsinn nicht auch noch weiter zu unterstützen, die Patientenbesitzer dementsprechend aufzuklären und zu mündigen Konsumenten zu machen, was das Wohl und Wehe für ihre Haustiere betrifft.

Ebenso wie in der Humanmedizin pharmakologische Tests und Studien von den Pharmafirmen selbst durchgeführt werden und damit in der Regel nach Bedarf manipuliert werden können (und auch werden), sind Tests von Futtermittelfirmen, die ihr Futter natürlich auch verkaufen wollen, mit äußerster Vorsicht zu genießen. Nestlé Purina, die das Produkt ANTI-AGE auf den Markt gebracht haben, hat unter anderem auch in angeblich aufwendigen Untersuchungen festgestellt, dass das Leben von Hunden durch ernährungsbedingte Interventionen wie z. B. Kalorienbeschränkung um bis zu zwei Jahren verlängert werden kann. Aha. Braucht man dafür jetzt schon Tests, um Fakten, die doch sonnenklar sind, noch einmal »wissenschaftlich« zu beweisen? Der gesunde Menschenverstand ist hier anscheinend vollkommen verloren gegangen bzw. wird mündigen Verbrauchern und kritischen Tierärzten schlicht abgesprochen.

Sind wir Tierärzte – und der vorgenannte Artikel wurde immerhin in einer eigentlich ernst zu nehmenden Tierärztezeitung publiziert – wirklich so leicht manipulierbar und lassen uns solch haarsträubenden Unsinn als wahr und notwendig verkaufen? Augenscheinlich schon, denn wo kein Bedarf ist, gibt es auch kein entsprechendes Produkt. Abgesehen davon, dass das von Nestlé Purina so gepriesene Futter nicht artgerecht ist, soll uns Tierärzten eingeredet werden, wie notwendig es sei, einem älteren Hund noch mehr Zusatzstoffe wie diese mittelkettigen Triglyceride zuzufüttern. Damit soll ein überflüssiges Produkt schlicht aufgewertet werden. Wahrscheinlich sind sich die Hersteller selbst der Minderwertigkeit ihrer Ware bewusst, sonst müssten sie nicht ständig neue Zusätze kreieren, um sie aufzupeppen.

Zurück zu den chronischen Krankheiten, die leider nur zu oft hausgemacht sind: Nebenwirkungen und Langzeitschäden werden zugunsten einer kurzfristigen Besserung der Krankheitssymptome wissentlich in Kauf genommen. Oft helfen Antibiotika und Kortison sehr schnell, keine Frage. Vor allem beim Kortison ist die Wirkung beispielsweise gegen Juckreiz oft schon am nächsten Tag zu verzeichnen. Bei längerer Gabe aber wird die Wirkung abgeschwächt oder verschwindet ganz. Die Nebenwirkungen der Antibiotika sind abgesehen von der Zerstörung der natürlichen Darmflora nicht ganz so gravierend wie bei anderen Medikamenten, es können jedoch auch hier Allergien entstehen. Das Nesselfieber (dabei richten sich an verschiedenen Stellen die Haare borstenartig auf) ist wohl die häufigste allergische Reaktion. Es können aber auch Asthma, das schmerzhafte Anschwellen des Kopfes und lebensgefährliche anaphylaktische Schocks vorkommen. Wichtig ist auch, bei den Antibiotika noch die Resistenzbildung zu erwähnen, die gerade bei unkontrolliertem Verbrauch auftritt, das heißt die krankmachenden Bakterien werden nicht mehr abgetötet, da diese sich an das Antibiotikum gewöhnt haben. Resistenzen sind immer weiter im Vormarsch und es bedarf immer neuerer Antibiotika, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Auch dieses Problem zählt zu den hausgemachten, denn nur durch ständigen und vollkommen übertriebenen Einsatz der Antibiotika können Resistenzen überhaupt so rasch entstehen.

Kommen wir zum Kortison: Jeder hat davon gehört, keiner will es wirklich und doch zählt es mit zu den beliebtesten und mit am häufigsten verschriebenen Medikamenten der Tierärzte. Wie zuvor bereits erwähnt, wird es in der Regel erst einmal bei jedem kranken Tier zusammen mit einem Antibiotikum eingesetzt. Neuerdings wird Kortison gerne durch Schmerzmittel ersetzt (sogenannte nichtsteroidale Entzündungshemmer – NSARs), die aber ebenfalls nicht nebenwirkungsfrei sind. Kortison hat zu Recht den schlechten Ruf zahlreicher unerwünschter Nebenwirkungen: Denn Kortison-Präparate mit den Wirkstoffen Dexamethason, Prednisolon und Hydrocortison sind natürlich auch sehr schnell wirksame Medikamente, und richtig und vor allem kurzzeitig eingesetzt, recht gut verträglich.

Cortisol ist ein sehr wichtiges Hormon des Organismus und wird von ihm selbst in den Nebennieren produziert. Ohne Cortisol könnten wir und auch unsere Hunde und Katzen nicht leben. Es wirkt auf den Kohlenhydrat-, den Fett- und den Eiweißstoffwechsel und wird vom Körper zur Stressbewältigung benötigt. Die Funktion der Nebennieren wird durch die Hypophyse, einem Teil des Gehirns, gesteuert. Wenn zu wenig Cortisol im Blut vorhanden ist, schüttet die Hypophyse Stoffe aus, die die Nebennieren zur vermehrten Produktion von Cortisol veranlassen. Ist wiederum zu viel Cortisol im Blut, erhalten die Nebennieren die Anweisung, die Produktion von körpereigenem Cortisol zu vermindern bzw. neu einzustellen. Wird dieses Zusammenspiel gestört, z. B. durch einen Cortisolproduzierenden Tumor in der Nebenniere selbst, durch Tumore in der Hypophyse oder durch zu viel Kortisonzufuhr von außen (durch den Tierarzt), kommt es zu weiteren Erkrankungen.

Dieses sensible Wechselspiel der körpereigenen Chemie muss unterstützt, darf jedoch nicht »mit der Holzhammermethode« gestört oder gar völlig aus dem Takt gebracht werden. Doch mit Bedacht eingesetzt wird Kortison leider in den seltensten Fällen. Vielmehr wird es häufig sofort bei jedem auftretenden Juckreiz, jeder noch so kleinen Hautveränderung und jeder winzigen Befindlichkeitsstörung als erstes und einziges Mittel der Wahl herangezogen. Denn, so die anscheinende Überzeugung der Tierärzte: Schnell muss es wirken – der Besitzer könnte ja unzufrieden sein, wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellt.

Alle Allergie-Patienten, die ich in den letzten Jahren zu Gesicht be kommen habe und die oft jahrelange Leidenswege hinter sich gebracht haben, sind über längere Zeit mit Kortisonen behandelt worden. In Anbetracht der Tatsache, wie und was den Studenten der Veterinärmedizin gelehrt wird, ist dies auch nicht verwunderlich. Auch in schulmedizinischen Lehrbüchern beschränken sich die Therapien bei Allergien hauptsächlich auf die Gabe von Antibiotika und Kortisonen.

Unerwünschte Nebenwirkungen werden dabei anscheinend willentlich und unkritisch in Kauf genommen. Diese treten vor allem dann auf, wenn das Medikament über längere Zeit (mehrere Wochen) eingenommen wird. Kortison wirkt immunsuppressiv, das heißt Infektionen können begünstigt werden. Wenn einmal Gewichtszunahme, Haarausfall oder Muskelabbau auftreten, der Hund den ganzen Tag von der Wasserschüssel nicht mehr weggeht und enorm viel trinkt, wenn er nur noch herumliegt und hechelt, dann ist es zu spät! Hier helfen dann tatsächlich nur noch lebenslang Medikamente, um dem Tier ein einigermaßen erträgliches Leben zu bieten – mit der Lebensqualität eines gesunden Hundes oder einer gesunden Katze hat dies dann allerdings nicht mehr viel zu tun.

Dackeldame »Ireen« war so ein trauriger Fall. Schon früh kastriert, wurde sie wegen ständigen Juckreizes und Hautausschlägen auf Dauertherapie mit »Prednisolon« gesetzt. Ireen sah aus wie ein fettes, gut gemästetes rosarotes Ferkelchen. Der Bauch hing ihr fast bis zum Boden, ihre schütteren Haare konnte man einzeln zählen und die Haut schien dünn wie Seidenpapier, sie soff wie ein Kamel und hing nur apathisch herum. In ihrer Krankengeschichte stand lapidar: »iatrogen bedingter Morbus Cushing«, zu Deutsch: durch ärztliches Verschulden ausgelöste Hormonstörung! Morbus Cushing ist eine Krankheit, deren Ursache die Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse ist. Die Überproduktion von ACTH (Stresshormon) ist die Folge.

Ein Morbus Cushing kann natürlich auch durch Fehlsteuerungen wie Tumoren im Organismus selbst entstehen. Wie viele Erkrankungsfälle »iatrogen« verursacht werden, könnte zwar auch im Nachhinein nachvollzogen werden, nur liegt es natürlich nicht im Interesse des verursachenden Tierarztes, hier einen Fehler zuzugeben und so werden die meisten leidgeprüften Tierhalter kaum je die Wahrheit erfahren und müssen zusehen, ihren jeder normalen Lebensqualität beraubten Lieblingen ein halbwegs annehmbares Dasein zu bieten. Fakt ist: Jede künstlich provozierte Erkrankung ist in jedem Fall eine zu viel!

Durch zu hoch dosierte und zu lange andauernde Kortison-Therapien können unsere Hunde und Katzen auch zu Diabetikern gemacht werden (siehe hierzu auch Kapitel 7).

Ähnlich arglos wird mit der Verschreibung von Schmerzmitteln verfahren. Ist es legitim, nach operativen Eingriffen oder bei akuten Schmerzzuständen entsprechende Medikamente zuzuführen, werden mittlerweile schon nahezu bei jeglicher Befindlichkeitsstörung sogenannten NSAIDs (nicht-steriodale Antiphlogistika) eingesetzt. Die Pharmaindustrie agiert hier enorm erfindungsreich, indem sie Empfehlungen zum Einsatz dieser Mittel bei jeder »Kleinigkeit« ausspricht. Dies gilt beispielsweise für Passivität, Müdigkeit, Unsauberkeit und Launenhaftigkeit der Katze
– auch hier empfiehlt man erst einmal ein gängiges Schmerzmedikament als Mittel der Wahl. Dass diese NSAIDs, über längere Zeiträume eingesetzt, schwere Nebenwirkungen haben können (Niere, MagenDarm-Trakt etc.), wird natürlich nicht erwähnt. Warum auch, produzieren wir doch damit wieder weitere medikamentenverbrauchende Tiere und damit zahlende Tierbesitzer.

Und wenn der Patient »doch schon mal in unserer Praxis ist«, kann man ihm natürlich noch vieles andere an »notwendigen« Medikamenten wie etwa regelmäßige Entwurmungsmittel oder Flohmittel uvm. verpassen.

Damit sind wir schon beim nächsten Thema: Die »prophylaktischen« Kuren. Nach den Empfehlungen der Pharmaindustrie sollten Entwurmungen bei Hundewelpen (z. B. mit Welpan der Fa. Bayer) bereits im Alter von zwei Wochen beginnen und dann alle 14 Tage wiederholt werden. Junghunde (ab circa drei Monate) sollten alle zwei bis drei Monate und erwachsene Hunde ab einem Jahr drei- bis viermal jährlich (z. B. mit »Flubenol« der Fa. Janssen) entwurmt werden! Bei Katzenwelpen lauten die Empfehlungen ähnlich, außer dass man bei freilaufenden Katzen Entwurmungen noch öfter durchführen sollte. Hält man sich an die in den Beipackzetteln angegebenen Anweisungen, so kommt ein erwachsener Hund, wenn er denn ein Alter von 15 Jahren erreicht, auf eine Entwurmungs-Kuranzahl von etwa 66-mal! Was da an Chemiemengen im Laufe eines Hunde- bzw. Katzenlebens in unsere Tiere hinein gepumpt wird, kann und will man sich kaum vorstellen.

Was bedeutet nun jede chemische Entwurmung für das einzelne Tier? Da die Würmer im Darm durch konventionelle Wurmmittel vergiftet und abgetötet werden, wird das Gift (ein Nervengift) vom Hund oder der Katze logischerweise ebenfalls resorbiert und belastet die Entgiftungsorgane Nieren und Leber sehr stark. Diese dauerhafte Belastung schädigt nicht nur die Organe selbst, sondern kann auch die Bereitschaft zu Allergien fördern. In meiner Praxis habe ich zahlreiche Fälle erlebt, bei denen sich durch diese ständigen »Wurmkeulen« Allergien entwickelt haben. Besitzer von Allergikern werden bei mir in der Praxis regelrecht gedrillt, ihren Hunden und Katzen jegliches Gift – in welcher Form auch immer
– vorzuenthalten.

Denn durch dauerhaft durchgeführte Wurmkuren wird unter anderem die natürliche Darmflora gestört bzw. zerstört und chronische Durchfälle sind die Folge. Diese massive Störung der natürlichen Darmflora hat dann zur Folge, dass der Darm anfälliger für immer wieder neue Wurmbefälle ist. Bei einer gesunden Darmflora haben Würmer weniger Chancen, sich zu einem gravierenden Problem für das befallene Tier zu entwickeln, das heißt mit einem geringen Wurmbefall kann eine gesunde Darmflora allein fertig werden und die Würmer können sich nicht hemmungslos vermehren. In der freien Natur suchen sich Wölfe bzw. Wildkatzen instinktiv bestimmte Knollen, Kräuter und Pflanzenextrakte, die die Würmer im Darm lösen und so natürlich abführen. Das ist bei unseren Haustieren natürlich nicht möglich. Allerdings gibt es diese Pflanzenmischungen zu kaufen und man kann sie dann unter das Futter mischen oder einfach ins Maul eingeben – das ist im Gegensatz zu Pillen viel leichter als man meinen sollte. Solch regelmäßig durchgeführte Kuren, die man zwei- bis dreimal pro Jahr machen sollte, sind eine natürliche und auch sehr effektive Alternative zu den chemischen Entwurmungen.

Wenn man seinen Hund oder seine Katze natürlich ernährt, ihm oder ihr also regelmäßigen Zugang zu rohem Fleisch gewährt, gibt es mit Würmern ohnehin viel weniger Probleme als bei einem rein mit industrieller Nahrung ernährten Tier. Denn die Bakterien der Darmflora eines regelmäßig mit rohem Fleisch gefütterten Tieres sind um vieles aggressiver als die der mit Fertigfutter gehaltenen Hunde und Katzen. Hier haben Würmer von vornherein weniger Chancen, »sesshaft zu werden«. Und Patientenbesitzer, die sicher gehen wollen, dass ihr Haustier wurmfrei ist, können durch regelmäßige, einfache und kostengünstige Kotuntersuchungen zusätzliche Sicherheit erhalten. So könnte enorm viel Chemie vermieden und den Tieren große Belastungen erspart werden. Ob dies allerdings im Sinne vieler Tierärzte ist, wage ich zu bezweifeln, ist doch am Verkauf von Wurmmitteln so gut zu verdienen. Schließlich kostet eine Wurmtablette für einen circa zehn Kilo schweren Hund im Verkauf 6,50 Euro. Bei circa 50 bis 60 Entwurmungen im Laufe eines Hundelebens sind das 357,50 Euro – und das nur für Wurmtabletten, die den Organismus stark belasten. Ist der Hund schwerer als »nur« zehn Kilo, wird es dementsprechend teurer.

Damit aber auch maximal viele Wurmtabletten verkauft werden, die den Hunden und Katzen leicht und unkompliziert verabreicht werden können, ist der Pharmaindustrie folgender weiterer Hit eingefallen: Wurmtabletten werden mit Geschmacksstoffen versehen! Damit entfällt der oft lästige Kampf mit Hund oder Katze beim Eingeben dieser Antiparasitaria. – Und was leicht durchzuführen ist, wird natürlich auch gerne in Anspruch genommen.

Ähnlich verantwortungslos wird leider auch mit vorbeugenden Floh- und Zeckenmitteln verfahren. Betrachten wir einmal solch ein gängiges Präparat: »Frontline Spot-on«. Das Mittel wird auf die Haut aufgetragen und wirkt systemisch, das heißt, es gelangt in den Organismus. Der arzneilich wirksame Bestandteil ist »Fipronil 268,0 mg« und als Hilfsstoffe dienen E320 und E321. E321 und E320 (BHT und BHA) sind künstliche Antioxidantien, die chemisch mit dem Desinfektions- und Holzschutzmittel »Phenol« verwandt sind. Bei Tier- und Reagenzglasversuchen veränderte E320 in großen Mengen das Erbgut, vor allem in den Zellen des Magen-Darm-Traktes. In Langzeit-Tierstudien zeigten sich E320 und E321 bei Einnahme großer Mengen als krebserregend und verursachten Magen- und Leberkrebs bei Mäusen. Diese beiden Konservierungsstoffe werden übrigens auch von »Royal Canin« im Futter verwendet. »Fipronil« ist ein Nervengift, das auf das zentrale Nervensystem von Insekten wirkt und damit den Tod der Tiere herbeiführt. Natürlich gelangen diese Gifte nicht nur ins Blut der zu bekämpfenden Insekten, sondern auch in das der behandelten Haustiere.

Bei den Nebenwirkungen steht auf der Packungsbeilage: Nach Anwendung äußerst selten berichtete Verdachtsfälle von Unverträglichkeiten waren vorübergehende Hautreaktionen an der Applikationsstelle (Hautverfärbung, lokaler Haarausfall, Juckreiz, Rötung) sowie allgemeiner Juckreiz und Haarausfall. Ausnahmsweise wurde auch Speicheln, reversible nervenbedingte Erscheinungen wie Überempfindlichkeit, Depression, nervöse Symptome, Erbrechen und Atembeschwerden beobachtet. Als besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung nicht verwendeter Arzneimittel gilt auch bei Fipronil, dass sie im Wasser lebende Organismen schädigen können. Deshalb dürfen Teiche, Gewässer oder Bäche nicht mit dem Produkt oder deren leeren Behältnissen kontaminiert werden.

Ist diese Information noch nicht genug? Keine Sorge, es geht weiter: Dieses Arzneimittel
genreizungen
kann Schleimhautund Auverursachen. Deshalb ist

jeder Kontakt mit Mund und Augen zu vermeiden. Frisch behandelte Tiere sollten nicht in engem Kontakt mit den Besitzern, insbesondere nicht mit Kindern, schlafen. Während der Anwendung nicht rauchen, trinken oder essen. Wer mutet seinem Tier und sich selbst so etwas eigentlich zu?

Natürlich muss ein Flohbefall bekämpft werden, doch dafür gibt es hervorragende Mittel auf biologischer Basis. Nur im äußersten Notfall, also wenn der Flohbefall massiv überhandnimmt und der Besitzer überfordert ist, sollte zu solch derart giftigen und rabiaten Arzneimitteln gegriffen werden. Im Normalfall reichen Sprays mit ätherischen Ölen vollkommen aus. Außerdem gilt hier das Gleiche wie bei den Würmern: Bei einem gesund ernährten Tier nimmt auch ein Flohbefall nicht solch immense Formen an wie bei industriell gefütterten Hunden oder Katzen. Bei natürlich ernährten Tieren ist das Immunsystem einfach besser intakt und es kann sich vor allem gegen Flohstichallergie besser zur Wehr setzen.

Doch »Frontline« & Co. gehen in den meisten Praxen natürlich weg wie die warmen Semmeln. Ohne Warnhinweise und ohne Beratung zu eventuellen Alternativen werden diese hochtoxischen Medikamente für teures Geld an den Mann gebracht, das heißt an den arglosen Patientenbesitzer verkauft. Auch werden eventuell auftretende Nebenwirkungen weder in Tierarztpraxen noch in den Apotheken, die diese rezeptpflichtigen Präparate nicht einfach so aushändigen dürfen, angesprochen. Doch die Nebenwirkungen treten weit häufiger auf als angenommen. Hinzu kommt noch: Für die Behandlung und Vorbeugung wird empfohlen, das Präparat monatlich zu applizieren. Die Giftmenge, die unsere Patienten dabei widerspruchslos zu verarbeiten haben, ist dementsprechend groß.

Wir können überhaupt nicht abschätzen, welche Auswirkungen diese Dauerverwendung auf die Gesundheit unserer Patienten hat. In den meisten Fällen wird eine einmalige Anwendung in der schlimmsten Zeckenzeit ohne Folgen bleiben. Wenn Giftstoffe jedoch ständig verabreicht werden, summieren sie sich im Laufe der Zeit und führen zu Langzeitschäden, die dann nicht mehr mit den verabreichten Medikamenten in Zusammenhang gebracht werden können bzw. sollen.

Nicht wenige Fälle von plötzlich auftretender Epilepsie sowie unerklärlicher, ständiger Juckreiz uvm. sind auf die Verwendung solcher »Spot-on«-Mittel zurückzuführen. Etliche dieser Fälle sind mir in meiner Praxis vorgestellt worden. Hierbei ist mir insbesondere die Krankengeschichte von Kater »Jimmy« in Erinnerung, da Jimmy aus einem Wurf meiner eigenen Katzen stammte. Jimmy war etwa zwei Jahre alt und litt unter ständigem Flohbefall. Deswegen wurde er regelmäßig mit »Spot-on«-Präparaten behandelt. Plötzlich bekam er epileptische Anfälle: Zunächst speichelte er ganz extrem, dann fing er an zu zittern und zum Schluss krampfte der ganze Körper des Katers. Jimmy wurde zum Tierarzt gebracht und bekam ein Epilepsiemittel. Damit kamen der Besitzer und auch Kater Jimmy soweit zwar gut zurecht, nur war der Katzenbesitzer nicht damit einverstanden, seinem Tier lebenslang Medikamente zu geben, die ihn teilnahmslos und apathisch werden ließen. Herr B., der Besitzer von Jimmy, wollte es also genau wissen und ging zum Neurologen. Neurologen lieben solche Patienten natürlich sehr, können sie doch ein teures Kernspin oder ein genauso teures CT an den Mann bzw. die Frau bringen. Mit dem Verdacht auf einen Tumor wurde Kater Jimmy einer Narkose unterzogen und ein Kernspin angefertigt. Natürlich wurde bei dem erst zweijährigen Kater KEIN TUMOR festgestellt, und die auftretenden Anfälle wurden weiterhin als kausal nicht erklärlich dargestellt. Als einzige Möglichkeit wurden auch nach der teuren, doch augenscheinlich sinnlosen Diagnose weiterhin die Epilepsiemittel angesehen. Herr B. wurde also aufgefordert, die Tabletten weiterhin zu verabreichen. Herr B. war nun genauso klug wie vorher. Erst einige Wochen später bekam ich die Geschichte zu hören, als Herr B. verzweifelt anrief, um einfach über alles zu reden.

Ich fragte ihn nach vor den Anfällen verabreichten Medikamenten, Wurmkuren und Insektenmitteln und er gestand mir, jeden Monat ein »Spot-on«-Präparat bei seinem Kater eingesetzt zu haben. Auch jetzt noch wurde Kater Jimmy regelmäßig eine Ampulle verpasst. Ab sofort ließen wir alles weg: Keine Wurmkuren, keine »Spot-ons« mehr und wir schlichen die Epilepsiemedikamente aus. Seither ist Jimmy auch ohne Epilepsietabletten anfallsfrei.

Nach Weglassen derartiger Gifte können viele Leiden in kürzester Zeit abgestellt werden. Es denkt nur keiner daran! Gerade die Epilepsie, eine Erkrankung, die bei Hunden und Katzen immer häufiger diagnostiziert wird, ist die Folge unsinniger chemischer Keulen.

Wenn wir bedenken, welche Mengen an Nervengiften unsere Haustiere bei der monatlichen Gabe von »Spot-ons« sowie ständiger Entwurmung ausgesetzt werden, kann es uns nicht weiter wundern, dass Krankheiten wie Allergien, Epilepsien, Gehirnschäden uvm. immer weiter zunehmen.

Hier ein Bericht einer betroffenen Hundebesitzerin:
Ich habe einen kleinen Bichon-FriséRüden, der auf »Frontline« (aber auch auf »Exspot«) mittlerweile hochallergisch reagiert. Im ersten Jahr, als wir Frontline benutzt haben, fiel mir direkt am Tag der Anwendung und noch circa 1–2 Tage später auf, dass der Hund sehr müde war und seine Augen irgendwie glasig (wie bei Fieber) aussahen. Die gleichen Symptome haben wir auch immer nach der jährlichen Impfung beobachtet. Im zweiten Jahr bin ich dann umgestiegen auf Exspot. Das Ergebnis waren die gleichen Symptome. Im dritten Jahr habe ich dann mal Frontline und mal Exspot gekauft. Ungefähr 2 Wochen nach dem Auftragen der 3. oder 4. Dosis für die Saison, ist mein Schatzi dann einfach umgefallen (ähnlich einer Epilepsie). Der »nette« Tierarzt, bei dem wir damals waren, hat dann ein vergrößertes Herz diagnostiziert und mein Hund hat über ein Jahr Herzmedikamente und Entwässerungstabletten bekommen. Die Anfälle blieben, wurden sogar noch häufiger und auch noch heftiger (ich habe die Zeckenmittel ja auch weiter benutzt). Der neue Tierarzt, zu dem ich dann gegangen bin, konnte keine Auffälligkeiten am Herzen finden und hat uns zu einem Spezialisten überwiesen: Der machte eine Herzuntersuchung mittels Farbdoppler und eben das komplette Programm … Ergebnis: Das Herz sei kerngesund. Bevor wir zu diesem Spezialisten gefahren sind, habe ich angefangen, ein Tagebuch zu schreiben, um die Auslöser für die Anfälle zu finden und Daten zu vergleichen. Und dabei ist mir aufgefallen, dass ausnahmslos alle Anfälle in zeitlicher Übereinstimmung mit den Zeckenmitteln auftraten (Beginn immer etwa 1–2 Wochen danach). Am Tag nach der nächsten Dosis hatte mein Hund wieder einen Anfall. Ich bin dann mit ihm zu unserem Tierarzt gefahren, habe meinen Verdacht geäußert, er hat ein Antidot gespritzt, ich habe diese Mittel nie wieder benutzt und mein Hund hatte seit dieser Zeit (2,5 Jahre) keinen einzigen Anfall mehr. Für mich ist das der beste Beweis, dass Nervengifte eben nicht in die Haut eines Hundes gehören.

Die Leidenswege vieler Hunde und Katzen und auch ihrer Tierhalter sind erschreckend und könnten zahlreiche Bücher füllen. Manchmal ziehen sich diese Leidensgeschichten durch ein ganzes Tierleben hindurch. Denn viele Tiere sind niemals gesund und bleiben ständige, künstlich herangezogene Patienten. Die Tierärzte und die Pharmaindustrie freut das natürlich.

Zu guter Letzt möchte ich noch auf die von vielen Tierärzten verwendeten sogenannten »Aufbauspritzen« eingehen: Diese werden meist verwendet, um halt »irgendetwas« zu tun, wenn einem sonst nichts einfällt. Und der Besitzer ist stets gerne einverstanden, macht man ihm die Aufbauspritze nur richtig schmackhaft. Schließlich kann man einem um seinen Liebling besorgten Hunde- oder Katzenbesitzer so gut wie alles einreden. Hinter diesen Aufbauspritzen verbergen sich meist kausal unnötige Vitaminpräparate, Cortisone oder Substanzen, die das Immunsystem ankurbeln sollen. Natürlich hat jedes Medikament bei der entsprechenden Krankheit seine Berechtigung. Liegt aber keine entsprechende Krankheit vor oder ein sehr seltener (!) tatsächlicher Vitaminmangel, dann sind diese Medikamente wirkungslos oder schaden sogar nur. Vor allem mit synthetischen Vitaminen können Stoffwechselprozesse massiv negativ beeinflusst werden. Denn synthetische Vitamine werden, wie der Name schon sagt, synthetisch, also künstlich hergestellt und zwar mithilfe gentechnisch veränderter Bakterien. Sie können in keinem Fall natürliche Vitamine ersetzen.

Unkritisch verabreichte Vitamine sind also bei Weitem nicht so harmlos, wie man gemeinhin annimmt. So kann man mit der so häufig vertretenen Meinung »Mit Vitaminen kann man nichts anrichten, und helfen sie nichts, so können sie auch nicht schaden«, sehr wohl mehr Unheil anrichten als man glaubt.

Doch es gibt auch spezielle Krankheitsbilder, die heutzutage in den Mittelpunkt rücken. So heißt es derzeit, dass nahezu jede vierte Katze über 13 Jahren an Schilddrüsenüberfunktion leiden soll. Die Schilddrüsenüberfunktion ist also eine immer häufiger diagnostizierte Erkrankung der älteren Katze. Die Schilddrüse steuert mit ihren Hormonen mehrere Stoffwechselprozesse. Bei einer Überfunktion, die meist durch Tumore verursacht wird, kommt es zu einer Steigerung dieser Stoffwechselprozesse. Die betroffene Katze ist unruhig, zeigt Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit, manchmal auch einhergehend mit Durchfall und Erbrechen sowie diversen Hautveränderungen.

Man hat aufgrund des angeblich immer häufigeren Auftretens dieser Erkrankung umfassende Untersuchungen durchgeführt. Man fand heraus, dass Katzen, die mit Dosenfütterung ernährt wurden, ein dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko zeigten. Als Auslöser wurden diskutiert: schwankende Jodkonzentrationen, die in den Konservenbeschichtungen verwendete Bisphenol A-Aufkommen gemessen wurden (dies ist von gesundheitlicher Relevanz, da zwar die polymeren Endprodukte selbst biologisch weitgehend inert sind, aus ihnen allerdings der Ausgangsstoff BPA unter Umständen wieder freigesetzt wird und dann gesundheitliche Schäden verursachen kann), sowie die im Sojazusatz enthaltenen pflanzlichen Phytoöstrogene und schließlich Quecksilber und weitere organische Verunreinigungen (Vet Journal 05/2010, Dr. Florian Zeugswetter).

Bisphenol A ist ein östrogenähnlicher Stoff, er wird von der chemischen Industrie verwendet, um daraus spezielle Kunststoffe mit den Namen Polycarbonat oder Epoxydharzlack zu produzieren. Polycarbonat ist eine vielseitige, bequem zu verarbeitende Plastikart, die in sehr vielen Produkten unseres Alltags vorkommt. Bisphenol A ist beispielsweise in Plastikverpackungen für Lebensmittel, aber auch in Babyflaschen oder Plastikgeschirr enthalten. Darüber hinaus ist es auch in Konservendosen anzutreffen und zwar als Innenbeschichtung aus Epoxidharz.

Bisphenol-A sorgte in letzter Zeit für viel Diskussionsstoff. Laut BUND (»Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland«) kann Bisphenol-A bei Föten, Säuglingen und Kleinkindern Schäden in der Gehirnentwicklung verursachen. Bei Erwachsenen belegen neueste Studien einen Zusammenhang von erhöhten Bisphenol-AWerten im Blut und Leberschäden, Diabetes und Herzkrankheiten. Die chemische Industrie produzierte vergangenes Jahr rund 410 Tausend Tonnen Bisphenol-A. Es geht um einen Markt von rund drei Milliarden Euro. Mittlerweile weiß man um die schädliche Wirkung von Bisphenolen. Der Streitpunkt ist jedoch, ab welcher Dosis gesundheitliche Schäden auftreten können und wo die neuen Grenzwerte festgelegt werden müssen. Wollen wir wetten, dass die Zugrundelegung der Grenzwerte nach vielfältigeren Kriterien als jener der Gesundheit von Mensch und Tier geschieht?
Doch auch wenn die Grenzwerte heruntergesetzt werden, ist noch lange nicht gewährleistet, dass keine Schäden auftreten können. Schließlich weiß man doch noch sehr wenig über die kumulative Wirkung von diesem und anderen giftigen Stoffen. Inwieweit sich diese Substanzen bei ständiger, wenn auch noch so geringer Menge im Körper auf Dauer anreichern können, ist noch nicht geklärt. Allerdings weiß man schon jetzt, dass Bisphenol-A im menschlichen Körper wie ein Hormon wirken kann und vor allem Säuglinge und Kleinkinder bezüglich der Einnahme dieser Substanz stark gefährdet sind.

Dass bei Katzen laut Schätzungen jedes vierte Tier über 13 Jahre schilddrüsenkrank ist, sollte zu denken geben. Hier wird sicher nicht allein das Bisphenol-A die Ursache sein, es sollten auch andere Aspekte wie östrogenhaltige Sojazusätze und andere Chemikalien, wie sie sich z. B. in Insektiziden finden, nicht vergessen werden.

Gerade der Organismus von Katzen reagiert äußerst empfindlich auf störende Einflüsse. Dass sich eine über Jahre anhaltende Dauerbelastung mit hormonhaltigen Stoffen geradezu verheerend auf die Gesundheit unserer vierbeinigen Samtpfoten auswirken kann, lässt sich aufgrund der genannten Hintergründe leicht nachvollziehen. Der massive Anstieg an Schilddrüsenüberfunktionen sollte uns daher zu denken geben.

Mein Fazit aus der Praxis: Weniger ist oft mehr!

 

KAPITEL 7

Senta - das wandelnde Fass auf vier Pfoten:
Über die Fragwürdigkeit von Reduktionsdiäten
und Diabetiker-Futtermitteln

»Senta« ist eine Mischlingshündin und sechs Jahre alt, als ich sie in der Praxis erstmals zu Gesicht bekomme. Senta ist ein schaurig-schönes Beispiel für das, was wir als adipös, sprich fettsüchtig beschreiben. Sie wiegt bei einer Größe eines CockerSpaniels nahezu 28 Kilogramm! Mit ihren relativ kurzen Beinen und einem spitzen kleinen Kopf ähnelt sie mehr einem Fass als einem Hund. Sie watschelt wie eine Ente und jeder Schritt bereitet ihr Beschwerden. Senta frisst, wie ein wandelnder Staubsauger, alles, was sie nur erwischen kann. Zusätzlich zu ihrem »normalen« Trockenfutter bekommt Senta noch sogenannte Hundesnacks, also Kalorienbomben mit enorm viel Zucker als Geschmacksträger. In einer großen Familie, und das ist Familie D., schaut halt jeder auf den Hund und achtet darauf, dass er nur ja nicht verhungert.

Auch bewegt sich Senta zu wenig. Aufgewachsen in einer Großstadtwohnung ohne Garten ist das Gassigehen nur an der Leine möglich – sie hat also keinen freien Auslauf, was auch dazu beiträgt, dass sie übergewichtig ist. Familie D. kommt mit Senta zu mir, weil sie sich weigerte, zusätzlich zum teuren Diätfutter auch noch Diätpillen zu schlucken, die ihr der Tierarzt als »notwendig« verpasst hatte. »Slentrol« heißt diese Abspeckpille und soll einerseits das natürliche Sättigungsgefühl verstärken und andererseits die Absorption des im Futter enthaltenen Fettes senken. Schon seit ihrem ersten Lebensjahr bekommt Senta vom Tierarzt regelmäßig läufigkeits-unterdrückende Medikamente, mit fünf Jahren wird sie zuckerkrank und wird seither täglich mit Insulin versorgt. Familie D. schämt sich bereits richtiggehend, mit Senta auf die Straße zu gehen. Immer wieder werden sie aufgrund der Leibesfülle des Tieres abfällig von Passanten angesprochen. Da längere Spaziergänge sowieso nicht mehr möglich sind, beschränkt sich der Auslauf für Senta auf ein paar »Ausgehminuten« in der abendlichen Dunkelheit sowie in aller Herrgottsfrühe. Den restlichen Tag verbringt Senta schnarchend auf der Couch oder in ihrem Körbchen. Für einen doch noch nicht so alten Hund von sechs Jahren ein nicht gerade erstrebenswertes Leben.

Senta leidet unter sekundärem Diabetes. Sekundärer Diabetes wird deshalb als sekundär (zweitrangig) bezeichnet, weil er nur ein Symptom einer anderen Grunderkrankung darstellt. Die Hauptursache dafür ist bei Senta sicherlich das Übergewicht, aber auch die regelmäßigen Antiläufigkeitsspritzen, die Progesteron enthalten und diesen Diabetes auslösen können. Familie D. kommt mit Sentas Diabetes zwar ganz gut zurecht und hat auch keine Probleme damit, sie täglich zu spritzen. Aber alle Familienmitglieder sind sich darin einig, dass dieser Zustand kein schönes Hundeleben mehr ist, sondern vielmehr einem Dahinvegetieren gleicht. Natürlich hat man versucht, sie abspecken zu lassen, auch unter tierärztlicher Kontrolle mit teurem Diätfutter. Der Erfolg ist aber stets sehr bescheiden gewesen, denn Senta entwickelt beim Diätfutter noch größeren Appetit als bei ihrem »normalen« Industriefutter. Kein Wunder – wenn man das Diätfuttermittel eines großen Herstellers kritisch betrachtet, fällt sofort auf, dass »Lignozellulose« an erster Stelle der Inhaltsstoffe angeführt wird.

»Die Lignozellulose (lateinisch: LIGNUM
- das Holz/der Baum) bildet die Zellwand verholzter Pflanzen und dient ihnen als Strukturgerüst, in das beim Vorgang der Verholzung (Lignifizierung) nachträglich das Lignin eingelagert wird.« (Quelle: Wikipedia). Lignozellulose ist also nichts anderes als ein Rohfaserkonzentrat aus Holz. Dank des enormen Quellvermögens seiner Fasern verändert sich das Volumen des Futters und führt so zu einer schnelleren mechanischen Sättigung. Natürlich ist ein gewisser Rohfasergehalt im Futter wichtig, steht er aber an erster Stelle, wird es bedenklich. Denn: Von Holz wird man nicht satt und der Hund entwickelt entsprechende Heißhungerattacken.

An zweiter Stelle wird das bereits mehrfach erwähnte Geflügelmehl angeführt. Geflügelmehle unterscheiden sich von den Fleisch enthaltenden Geflügelfleischmehlen, die tatsächlich richtiges Fleisch enthalten, insofern, dass sie vom Geflügel faktisch alles, was abfällt, beinhalten. Geflügelmehle können zum Beispiel ausschließlich aus Federn bestehen und besitzen so nur sehr minderwertiges Eiweiß. Doch gerade ein übergewichtiger Hund benötigt hochwertige Eiweißquellen, um nicht durch deren Mangel weitere Krankheiten zu entwickeln. Durch die Verfütterung dieser gefährlichen »Light«-Produkte provozieren wir aber just Folgeerkrankungen wie beispielsweise Leber- und Nierenleiden.

Und was ist sonst noch im industriellen Abspeckfutter enthalten? An nächster Stelle wird Weizenkleberfutter angeführt. Weizenkleberfutter ist ein Nebenerzeugnis der Weizenstärke- und Klebergewinnung. Weizenkleber (auch als Gluten bekannt) macht circa 80 % des Gesamteiweißes im Weizen aus. Weizenkleie wiederum besteht aus den Randschichten des Getreidekorns und wird im Rahmen der menschlichen Vollwerternährung (Müsli, Knäckebrot etc.) als Ballaststofflieferant verwendet. Weizenkleberfutter wird überall in der Schweinehaltung verwendet. Das Produkt bildet eine perfekte Ergänzung für die Nahrungsrationen von Fleischund Zuchtschweinen und Ferkeln. Auf diese Weise füttern Sie eine Ration mit einer hohen Energiekonzentration. Das Produkt ist schmackhaft und senkt die Futterkosten. (Quelle: Informationsblatt www.raiffeisen.com).
Weizenkleberfutter ist also ein pflanzlicher Eiweißlieferant. Doch pflanzliche Eiweiße sind vom Hund und natürlich noch mehr von der Katze nur in geringem Maße verwertbar. Hund und Katze werden mit solchen Futtermitteln folglich zu Pflanzenfressern umgepolt. So sind Folgeerkrankungen geradezu perfekt vorprogrammiert. Das im ersten Moment so schön klingende »Tapioka«, das an nächster Stelle der Inhaltsangaben angeführt wird, ist nichts weiter als eine geschmacksneutrale Stärke (aus der Maniokwurzel hergestellt), die nicht nur als Kohlenhydratlieferant dient, sondern auch durch seine Verkleisterung bei der Herstellung verhindert, dass die Pellets nach dem Auskühlen wieder in ihre Bestandteile zerfallen. Also ist auch hier kein tierisches Eiweiß in Sicht. Tierisches Protein (Eiweiß) wird stattdessen ganz hinten in der Deklaration angeführt, ohne Hinweise darauf, um welches Protein es sich handelt. Da in einer Deklaration die mengenmäßig am stärksten vertretenen Inhaltsstoffe in abfallender Reihenfolge angeführt werden müssen, kann man sich vorstellen, wie viel hochwertiges tierisches Eiweiß dieses Futter überhaupt enthält! Die »Light«-Futtersorten bestehen also hauptsächlich aus minderwertigem »Füllmaterial«.

Senta wird trotz des Diätfutters immer dicker. Ihre Heißhungerattacken versucht sie durch Raubzüge zu stillen: Kein Mülleimer, kein Misthaufen ist vor ihr sicher, auch klaut sie vom Tisch, was sie nur erwischen kann. Dabei entwickelt sie ungeahnte Geschicklichkeit: Bei Familie D. kommt es nicht selten vor, dass der sonntägliche Braten oder der Kuchen einfach verschwindet, auch wenn er oben auf der Anrichte steht. Und bei den immer seltener werdenden Spaziergängen fischt sie alles nur irgendwie Fressbare auf. Der behandelnde Tierarzt lässt die Futtermenge immer weiter reduzieren, was aber nicht viel bringt. Senta nimmt zwar zeitweise ein paar hundert Gramm ab, das hält aber niemals lange an. Denn bedingt durch den Mangel an Nährstoffen entstehen Heißhungerattacken, die Senta eben geschickt zu stillen versteht. Wenn nur wenig gehaltvolle »Bauchfüller« zur Verfügung stehen, bleibt das Hungergefühl unabhängig von der gefütterten Menge bestehen und verstärkt sich, je länger dem Organismus die tatsächlich benötigten Substanzen vorenthalten werden. Aus diesem Grunde haben viele Hunde, die auf »Light«Futter gesetzt werden, ständig Hungergefühle. Zusätzlich belastet der hohe Rohaschegehalt dieses schwerverdaulichen Futters die Stoffwechselorgane und kann auf Dauer zu hartnäckigen Funktionsstörungen führen. Die schwer verdaulichen Futterbestandteile stellen darüber hinaus eine Belastung der gesamten Verdauung dar. Es kommt zu Erscheinungen wie Erbrechen, Durchfall, Verstopfungen etc., aber auch zu einer allgemeinen Schwächung des Immunsystems. Das ist auch der Grund, warum viele Hunde nach einer »Light«-Futterdiät eine handfeste Allergie mit ausgeprägter Haut- und/oder Darmsymptomatik entwickeln.

So ist es auch im Fall von Senta. Ihr Fell wird immer stumpfer und sie kratzt sich ständig. In Abständen von einem Monat erhält sie gegen den Juckreiz Kortisonspritzen. Das lindert die Juckreizattacken vorübergehend. Als der Tierarzt bei Senta Diabetes diagnostiziert, beträgt der Zuckerwert im Blut 310 mg./dl. (Normal beim Hund: circa 100 mg/dl). Der Diabetes, auch Zuckerkrankheit genannt, entsteht beim Hund durch einen Insulinmangel. Dadurch kann Zucker im Blut nicht mehr oder nur unzureichend abgebaut werden und es entsteht eine Überzuckerung. Wirkt man dieser Überzuckerung nicht mit Insulingaben entgegen, kommt es zu schweren Schäden in den Organen und schlimmstenfalls auch zur Erblindung. Senta bekommt auf die Diagnose hin ein Diabetikerfutter, was sich nicht wesentlich vom Adipositasfutter unterscheidet, nur wird als Füllstoff das für Diabetiker geeignete Karrageen (E407) verwendet. In der Lebensmittelindustrie wird es als Verdickungsmittel für Marmeladen, Eiscremes, süße Sahne etc. eingesetzt. In Diät- und »Light«-Produkten verleiht Karrageen als Füllstoff mehr Volumen ohne jeglichen zusätzlichen Nährwert. Karrageen wird aus Rotalgen gewonnen und steht im Verdacht, für Geschwüre im Magen-Darmtrakt verantwortlich zu sein, sowie die Darm- und Brustkrebsbildung zu fördern. Das eigentlich unverdauliche Karrageen wird bei einem niedrigen Molekulargewicht von den Zellen der Darmwand aufgenommen und dort nicht weiter abgebaut. Die Folge können Zelltod, daraus resultierend eine Zerstörung der Darmwand und die Entstehung von Krebszellen sein. Die US-Forscherin Joanne Tobacman bringt daher steigende Raten von Brustkrebs und auch Geschwüren im Verdauungstrakt mit dem zunehmenden Verzehr des Verdickungsmittels in Zusammenhang. Auch hier ist natürlich die Menge ausschlaggebend. Nicht der einmalige, sondern der ständige Verzehr, also die additive Wirkung kann krankheitsauslösend sein. Was solch ein Verdickungsmittel im Hundefutter zu suchen hat, entzieht sich meinem Verständnis.

Diabetes stellt mittlerweile die zweithäufigste Hormonstörung bei Hunden dar. In 80 % der Fälle handelt es sich bei den Erkrankten um unkastrierte Hündinnen. Hier wird in einer bestimmten Zyklusphase (Metöstrus) das Hormon Progesteron ausgeschüttet. Das Progesteron stimuliert die Bildung von Wachstumshormonen, die als Gegenspieler zum Insulin wirken. Ob bei Senta die progesteronhaltigen Hormonspritzen zur Verschiebung der Läufigkeit, die monatlichen Kortisonspritzen (auch eine mögliche Ursache für Diabetes), die Fettleibigkeit oder alle drei Faktoren zusammen die Ursache für die Auslösung des Diabetes sind, kann man im Nachhinein natürlich nicht mehr feststellen. Man kann jedoch durch Veränderung einiger Faktoren bewirken, dass die aktuell notwendige Menge an teurem Insulin gesenkt werden kann.

An erster Stelle steht bei Senta natürlich die dauerhafte Gewichtsreduktion sowie Vermeidung weiterer Hormon- und Kortisonspritzen. Bei einer gesunden Reduktionsdiät darf das Gewicht um höchstens 1–2 % des Körpergewichts pro Monat gesenkt werden. Am wichtigsten ist dabei die Zufuhr hochwertiger Eiweißstoffe.

Für Senta brechen nun schöne Zeiten an. 75 % ihres täglichen Futterbedarfs bestehen jetzt aus frischem Fleisch, Knorpeln und Knochen. Außerdem bekommt sie Gemüse und Kräuter. Die Kohlenhydrate werden auf ein Minimum beschränkt. Auch gibt es nur wenig Fett und das in Form hochwertiger Öle. Unser Ziel ist es zunächst, Senta innerhalb eines Jahres um rund vier Kilogramm zu erleichtern. Familie D. hält sich an alle Vorgaben, und Senta verändert sich zusehends. Sie ist stundenlang mit der Vernichtung der Knochen beschäftigt, das Abnagen machte ihr immens viel Spaß und sie kann einfach nur Hund sein. Obwohl sie vom Welpenalter an nur Trocken- und Dosenfutter gewöhnt ist, lässt sie sich leicht und problemlos auf die biologisch artgerechte Rohfütterung (BARF) umstellen. Auch die Heißhungerattacken treten bald deutlich seltener auf und Senta ist so sehr mit ihren Knochen beschäftigt, dass sie sogar das Stöbern im Müll vergisst.

Das Resultat nach einem Jahr ist eine Gewichtsabnahme um satte viereinhalb Kilogramm. Senta wiegt nun »nur noch« 22,5 Kilogramm. Auch ist sie wieder an Spaziergängen interessiert und erweckt bei den Passanten aufgrund ihres Aussehens nicht mehr nur Spott und Hohn. Sie ist zwar immer noch zu dick, aber heute, zwei Jahre später, wiegt sie immerhin nur noch 21 Kilo und kann das Gewicht aufgrund der weitergeführten Ernährungsumstellung halten. Auch hat Familienvater D. die zahlenmäßig starke Familie eingeteilt, um Senta genügend Bewegung zu verschaffen. Jeden Tag hat ein anderes Familienmitglied die Aufgabe, sich mindestens eine Stunde lang mit dem Hund in der freien Natur aufzuhalten, zu joggen oder einfach nur zügig zu gehen. Das funktioniert wunderbar.

Übrigens konnten wir auch die Insulingaben um die Hälfte reduzieren, und die Kortisoninjektionen erübrigten sich innerhalb weniger Wochen, da der Juckreiz vollkommen verschwunden war. Der Gedanke, die Hündin zu sterilisieren, um die Hormonspritzen zu vermeiden sowie dem natürlichen Progesteronanstieg zu entgehen, war natürlich allgegenwärtig. Da sich Familie D. jedoch weigerte, die Hündin operieren zu lassen und ich auch nicht versprechen konnte, dass der Diabetes nach der Operation vollends in den Griff zu bekommen sein würde, ließen wir Senta natürlicherweise zweimal im Jahr läufig werden. Das funktioniert ohne Probleme, Familie D. spritzt täglich die schon beachtlich reduzierte Insulindosis und Senta genießt ihr Hundeleben.

Diabetes ist beim Hund fast immer irreversibel, das heißt unheilbar. Man kann allerdings die Symptome auf ein Minimum reduzieren und so auch die Insulingaben senken. So weit sollte es aber gar nicht erst kommen. Wenn man bedenkt, dass circa 40 % unserer Hunde und Hauskatzen übergewichtig und circa 10 % regelrecht adipös sind, so eröffnet sich natürlich ein riesiger Markt – nicht nur für »Light«-Futterproduzenten, sondern auch für Abnehmpillen wie das vorgenannte »Slentrol«. Laut Hersteller Pfizer wurde Slentrol an 600 Hunden getestet, die innerhalb von sechs Monaten 18–20 % ihres Gewichtes verloren haben sollen. Studien, die von Pfizer und anderen herstellenden Firmen selbst durchgeführt werden, sind, wie wir mittlerweile wissen, mit großer Vorsicht zu genießen und in den seltensten Fällen objektiv. Probanden nämlich, die nicht wie gewünscht reagieren, werden eben aus den Studien herausgenommen und es wird – sagen wir es deutlich – so lange gefälscht und gelogen, bis die Studien die gewünschten Erfolge zeigen. Wie immer stehen ökonomische Interessen im Vordergrund. Denn wer zahlt schon gerne teure Studien, wenn dabei nichts oder gar etwas Negatives herauskommt? Abgesehen von der Fragwürdigkeit der Erfolge können die Nebenwirkungen, wie z. B. bei Slentrol, ganz beträchtlich sein. Im Beipackzettel wird geraten, bei einer auftretenden Lebererkrankung das Medikament sofort abzusetzen, bei wiederholtem Erbrechen oder Durchfällen die Dosis auf 25 % zu reduzieren oder die Behandlung ganz abzubrechen. »Slentrol« (Wirkstoff Dirlotapid) ist ein Präparat, das ursprünglich als Abnehmhilfe für übergewichtige Menschen gedacht und auch getestet worden war. Doch wegen starker Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, starken Blähungen, Koliken, Durchfällen und Flatulenz erhielt das Medikament zur Anwendung beim Menschen keine Zulassung … Interessant, nicht wahr?

Vom Aufbau her handelt es sich bei Dirlotapid um einen Stoff, der den Aufschluss und die Resorption von Fetten über die Darmwand hemmt. Im Zentralnervensystem soll es außerdem durch Ausschüttung bestimmter Sättigungshormone zu einer Appetithemmung kommen. Katzen dürfen diesen Fettblocker keinesfalls erhalten, da aufgrund des veränderten Stoffwechsels schwere Lebererkrankungen ausgelöst werden können.

Im Folgenden ein Auszug aus der Fachzeitschrift für Tierärzte »Editorial KLEINTIERMEDIZIN«, Ausgabe 1 + 2 / 2007 über die Einführung von Slentrol in Tierarztpraxen:

Liebe Kollegin, lieber Kollege:

Die Korpulenz der Hunde (und deren Besitzer) ist ein weitverbreitetes Übel unserer Wohlstandsgesellschaft. Experten schätzen, dass 40% übergewichtig sind und 10 % klinisch gesehen fett. Wenn man davon ausgeht, dass sich eine Abmagerungskur über mehrere Monate hinzieht, so erkennt man das Potenzial von Fettblockern. Können wir es uns erlauben, ein Produkt wie das Dirlotapid (Slentrol) als dekadent abzulehnen? Oder ist es vielleicht klüger, eine neue Chance zu nutzen und das Geschäftsfeld Gewichtsreduktion in unseren Praxen neu zu verankern, weg von den fragwürdigen Reduktionsdiäten aus dem Einzelhandel? Die Kompetenz liegt bei uns. Slentrol ist verschreibungspflichtig. In der Produktinformation steht, seine Anwendung habe nach tierärztlicher Anweisung und unter klinischer Kontrolle zu erfolgen. Ziele sind die Beseitigung von übergewichtsbedingten Risiken, die Wiedererlangung von Fitness und Gesundheit. Ja, was will man mehr? Die Markteinführung in Europa wird wohl noch ein paar Monate dauern. Das ist nicht schade, sondern gut so. Denn in der Zwischenzeit haben Sie die Chance, noch ganz unauffällig ihre gewaltigen Lagerbestände an Abmagerungsfutter zu veräußern. Denn wer mag diese fade, oft verschmähte und teure Diätkost noch haben, wenn man dank Dirlotapid all das Leckere wieder füttern darf und sich daran erfreuen kann, dass es dem Hund wieder schmeckt und dieser mit dem kleinen flüssigen Additiv obendrein noch abnimmt?

Herzlichst, Ihr Dieter Müller (Dr. Dieter Müller, Fachtierarzt für Kleintiere, Heinsberg)

Sie wissen demnach sehr wohl, die lieben Kollegen, wie es um die »fragwürdigen Reduktionsdiäten« bestellt ist. Verkaufen tun sie es dennoch beinahe alle. MONETIK statt ETHIK, kann ich hier nur wieder kopfschüttelnd sagen!