Das Lexikon
Abfallfreie Lebensmittelwirtschaft
Abfallfreie Lebensmittelwirtschaft ist für die
Food-Branche ein Thema von großem ökonomischen Reiz. Dabei sollen
Reste der Nahrungsproduktion zu wertvollem Rohstoff aufgewertet
werden, sodass statt Entsorgungsgebühren Gewinne anfallen.
Staatliche Stellen in Amerika und Europa unterstützen
Recyclingprojekte, Wissenschaftler erforschen
Wiederaufbereitungsmöglichkeiten. Für die Verbraucher bleibt ein
unappetitlicher Beigeschmack, zumal wenn das Recycling von Abfällen
im großindustriellen Maßstab stattfindet.
Auch in der traditionellen Lebensmittelherstellung
in Küche oder Gaststätte werden Abfälle in unterschiedlicher Weise
wiederverwertet. Den Knochen bekam der Hund, die übrigen
Speisereste das Schwein, was übrig blieb, kam auf den Kompost und
bildete Dünger für künftige Nahrung. Kreislaufwirtschaft in dieser
Form ist ressourcenschonend und ökologisch sinnvoll.
Die industrielle Form der Kreislaufwirtschaft zieht
größere Kreise und entfernt sich dabei auch eher von den
natürlichen Abläufen. Diesen modernen Formen der Resteverwertung
standen anfangs noch gewisse Ressentiments entgegen. So wurde ein
Patentantrag zur »Verwertung von Nährwertabfallstoffen«
beispielsweise noch im Jahre 1988 abgelehnt.
→Schlachtabfälle, Blut, Federn und Borsten sollten dabei
nach dem Willen des Erfinders als Grundstoffe für die Gewinnung von
Proteinen und →Fetten dienen. Die Animositäten wurden
indessen bald überwunden. Mittlerweile sind große Konzerne beim
Upgrading des Abfalls tätig. Eine besondere Rolle bei der
Wiederaufbereitung
spielen die sogenannten →Enzyme, mit denen auch kleine
Reste wieder zu größeren Einheiten zusammengefügt werden können.
Der dänischen Firma Novozymes gelang es beispielsweise, aus
Schlachtabfällen, Schweinehäuten und ähnlichen Restmaterialien neu
geformten Schinken zu gewinnen, dank eines Enzyms namens Protamex.
Ein ähnliches Erzeugnis verkauft der weltgrößte Hersteller des
Geschmacksverstärkers →Glutamat, Ajinomoto aus Japan. Sein
Kleber heißt →Transglutaminase, ein Enzym, das »neue
innovative Produktvarianten« (Prospekt) ermöglicht, darunter ein
»zusammengesetztes Steak« aus losen Fleischteilen.
Abfallbeseitigung ist traditionell eine öffentliche
Aufgabe, und offenbar sehen sich die staatlichen Stellen daher auch
in der Pflicht, bei der Verwandlung von Müll in Nahrung behilflich
zu sein. Das US-Agrarministerium etwa hat Gesundes aus Müll
entwickelt: einen Fettersatzstoff namens »Z-Trim« - hergestellt aus
Abfallprodukten der Landwirtschaft wie Hülsen von Hafer, Reis,
Sojabohnen und Erbsen.
»Abfallfreie Lebensmittelwirtschaft« hieß ein
Projekt, in dem der Lebensmitteltechnologe Benno Kunz an der
Universität Bonn nach Möglichkeiten der Verwertung von
Pressrückständen aus der Produktion von Karotten- und anderen
Gemüsesäften forschte. Bei diesem Müllverwertungsprojekt waren auch
die Europäische Union und das deutsche Bundesforschungsministerium
beteiligt. Über 100 000 Tonnen dieser Reste wandern allein in
Deutschland jährlich auf den Müll. »Zu schade zum Wegwerfen«, fand
Recycling-Experte Kunz. Der Biomüll könnte beispielsweise
getrocknet, gemahlen, ein bisschen aufbereitet und handelsüblichen
Fruchtsäften, →Milchprodukten und Backwaren beigemengt
werden.
Auch Molke ist ein Abfallprodukt der
Landwirtschaft, es entsteht bei der →Käseherstellung. Das
grünliche Abwasser wurde früher weggeschüttet oder an die Schweine
verfüttert. Für Menschen ist es womöglich nicht unbedingt gesund:
Studien deuten darauf hin, dass ein Eiweißbestandteil der Molke an
der Entstehung der Zuckerkrankheit →Diabetes beteiligt sein
könnte. Molkeneiweiß findet gleichwohl als Zusatz
in Kindernahrung, Frischkäse und →Fertigsuppen Verwendung.
Oder als Ersatzeiweiß in japanischen Gelee-Fischstäbchen. Beliebt
sind heute auch aromatische Molke-Drinks.
Abnehmen
»Die drei Dinge, vor denen sich Frauen am meisten
fürchten«, witzelt die amerikanische Ernährungsberaterin Debra
Waterhouse, »sind Dickwerden, öffentliche Reden halten und Sterben.
Die denkbar übelste Vorstellung wäre also für sie, eine Vorlesung
über den Tod halten zu müssen und dabei 40 Kilo →Übergewicht
zu haben.« Abnehmen ist das Gebot der Stunde. Es ist indessen nicht
ganz einfach. Denn die natürlichen Regelungssysteme für die
Nahrungsaufnahme sind offenbar aus der Spur geraten - und treiben
die Menschen unablässig zum Futtern.
Die Pharmafirmen und die Professoren suchen
fieberhaft nach der Pille fürs Abnehmen. Das gestaltet sich
schwierig, mitunter müssen die Studien abgebrochen werden, weil die
Versuchsmäuse wegzusterben drohen - zu viel Abnehmen ist eben auch
nicht gut.
Offenbar kann die ganz normale Nahrung das
Sättigungssystem beeinflussen. Der wichtigste Störer ist der
umstrittene Geschmacksverstärker →Glutamat: Er ist einer der
wichtigsten →Botenstoffe im →Gehirn, wirkt just in
der Zentrale der Nahrungssteuerung, dem →Hypothalamus. Er
kann auch, wie eine spanische Studie ergab, den Level des
Schlankheitshormons →Leptin absenken. Obwohl genug Material
da ist, glaubt das Gehirn an Mangel - und schickt uns zum
Kühlschrank oder an die Pommesbude. Auch die
→Plastikhormone, die aus der Verpackung in die Nahrung
übergehen, sowie →Pestizide haben solche Effekte auf die
Nahrungssteuerung. Die Wirkung von →Süßstoffen beim Abnehmen
ist umstritten. Sie werden in der Tiermast als Masthilfsmittel
eingesetzt, weil sie die Gewichtszunahme der Tiere
begünstigten.
Manche Nahrungsmittel können beim Abnehmen helfen.
Grüntee beispielsweise. Bestimmte Inhaltsstoffe im Tee, die
sogenannten Polyphenole,
könnten den Gewichtsverlust begünstigen. Polyphenole gibt es auch
im →Wein: So soll regelmäßiges Weintrinken zu einem
geringeren Bauchumfang führen. Auch bestimmte Bestandteile des
Milchfettes können Fettzellen auflösen, beispielsweise die
sogenannte konjugierte Linolsäure (→CLA).
Abspeckindustrie
Das →Übergewicht und der gesellschaftliche
Zwang zum →Abnehmen haben eine eigene Branche geschaffen:
die Abspeckindustrie. Einer ihrer wichtigsten Grundpfeiler ist die
Furcht vor dem →Fett. So gehören fettreduzierte Produkte zu
ihren erfolgreichsten Erzeugnissen. Das Verhängnisvolle ist:
Womöglich nehmen die Menschen dadurch erst recht zu. Das jedenfalls
befürchten Wissenschaftler, die den Anti-Fett-Trend kritisch
sehen.
Zu den bekanntesten Abspeckfirmen gehört der
→Weight-Watchers-Konzern. Er hat das Image einer
Selbsthilfegruppe, ist aber eine an der New Yorker Wall Street
notierte Aktiengesellschaft mit einem Jahresumsatz von drei
Milliarden Dollar (2,1 Mrd. Euro) und weltweit 50 000 Gruppen, die
das Abnehmen organisieren. Ein wichtiges Element der Branche ist
auch die →Brigitte-Diät. Sie zählt zu den
traditionsreichsten und beliebtesten Abnehmprogrammen und empfiehlt
auch die fettarmen Produkte der Abspeckindustrie.
Erstaunlicherweise empfahl Brigitte auch Produkte mit dem
Geschmacksverstärker →Glutamat, obwohl dieser seit Längerem
als Dickmacher unter Verdacht ist. Auch Erzeugnisse mit
→Aromen oder mit →Süßstoffen sind dabei, die
ebenfalls zu Übergewicht beitragen können.
Die Produkte der Abspeckindustrie wären vermutlich
weithin unverkäuflich, wenn sie nicht von Professoren sozusagen
ideologisch unterfüttert würden. Der im Jahr 2009 verstorbene
Professor Volker →Pudel war der prominenteste unter
ihnen.
ACE-Produkte
ACE-Produkte, insbesondere Säfte, aber auch
→Süßigkeiten, enthalten zusätzliche Vitamine (→Vitamin A,
→Vitamin C, →Vitamin E). Vor allem Eltern greifen zu diesen
Erzeugnissen in der Annahme, ihren Kindern damit Gutes zu tun. Doch
der gesundheitliche Nutzen dieser →Vitaminisierung ist
umstritten. Unabhängige Ernährungsberatungsstellen raten ab: Diese
Drinks seien als Durstlöscher ungeeignet, weil sie zu hohe
Vitamindosen enthalten. Hinzu kommt: »Zugesetzte Vitamine verführen
dazu, sich über eine ausgewogene Ernährung weniger Gedanken zu
machen«, kritisiert Mathilde Kersting vom Dortmunder
Forschungsinstitut für Kinderernährung.
Die willkürliche Anreicherung von Nahrung mit
Vitaminen und anderen Zusätzen ist nicht unbedingt gesund, etwa bei
den sogenannten Carotinoiden. Sie erfüllen bei ACE-Produkten einen
doppelten Zweck: Sie dienen einerseits als Farbe, andererseits als
Vitaminzusatz mit gesundheitsfördernder Wirkung. In einigen
Getränken sind bis zu 36 Milligramm pro Liter enthalten, in der
Zutatenliste meist als Provitamin A bezeichnet. Die Carotinoide (E
160) werden auch vielen anderen Lebensmitteln in größeren Mengen
zugesetzt. Doch im Jahr 2000 wurde in der Europäischen Union die
empfohlene maximale tägliche Aufnahme für →Beta-Carotin (E
160a) von 5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht auf 1-2
Milligramm gesenkt. Der Grund waren Studien, nach denen eine
tägliche Aufnahme von 20 Milligramm isoliertem Beta-Carotin bei
starken Rauchern und Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen das
Risiko für Lungenkrebs und Herzinfarkt erhöht. Auch die Entstehung
von Darmkrebs kann begünstigt werden. Wer regelmäßig größere
Mengen, zum Beispiel 1 bis 2 Liter mit Beta-Carotin angereicherte
→Multivitaminsäfte, trinkt, erreicht schnell 20 Milligramm
am Tag und damit die riskante Dosis.
Auch Vitamin E (in Lebensmitteln auch als
→Tocopherol bezeichnet) kann im Übermaß schaden. In einem
Tierversuch verursachten große Mengen von Tocopherolen Entzündungen
und Schäden an Gefäßen
sowie Zellwucherungen in der Lunge. Sie können zudem
erbgutschädigend wirken und Krebserkrankungen befördern. Bei
klinischen Studien mit Rauchern wurde ein erhöhtes Risiko für
Schlaganfall bei regelmäßiger Einnahme hoher Dosen von Vitamin E in
→Nahrungsergänzungsmitteln nachgewiesen.
Auch Naturkost kennt ACE-Produkte. So wird auf
einer Flasche mit Fruchtsaft aus biologischem Anbau (→Bio)
mit ACE-Vitaminzusatz geworben. Häufig sind ACE-Produkte künstlich
versüßt mit →Acesulfam K, →Aspartam und
→Saccharin-Natrium.
Acesulfam K (E 950)
Acesulfam K ist ein künstlicher →Süßstoff.
Es gilt als unbedenklich. Beobachtungen über erbgutschädigende
Eigenschaften in einigen wissenschaftlichen Untersuchungen konnten
Überprüfungen nicht standhalten.
Acetyl-L-Carnitin (ALC)
Acetyl-L-Carnitin soll die Gedächtnisleistung bei
Altersdemenz verbessern. Zumindest für betagte Ratten im
Tierversuch erwies sich das in Tablettenform erhältliche
→Nahrungsergänzungsmittel tatsächlich als Jungbrunnen. Ob
dieser Stoff auch dem alternden Gedächtnis des Menschen auf die
Sprünge helfen könnte, ist nicht geklärt.
Acetyl-L-Carnitin wirkt an der Schwachstelle der
alternden Zelle, den sogenannten Mitochondrien. Diese »Kraftwerke«
der Körperzelle brauchen zur Energiebereitstellung Fettsäuren als
Brennstoff. Ein auf Acetyl-L-Carnitin angewiesenes →Enzym
reguliert den Transport der Fettsäuren und sorgt so für ständigen
Brennstoffnachschub. Lässt die Aktivität dieses Enzyms nach, fehlt
es den Muskelzellen an Kraft, und auch die Nervenzellen sind
weniger leistungsfähig.
Der Körper des gesunden Menschen stellt
Acetyl-L-Carnitin eigentlich in ausreichender Menge selbst her,
abhängig von der Verfügbarkeit
des L-Carnitins. Das wird ebenfalls vom Körper produziert und bei
einer ausgewogenen Ernährung zusätzlich über Milchprodukte und vor
allem, wie der Name schon sagt, über Fleisch (lateinisch »carne«)
aufgenommen.
Acetylierte Stärke (E 1421)
Siehe Modifizierte Stärke
Acetylierte, oxidierte Stärke (E 1451)
Siehe Modifizierte Stärke
Acetyliertes Distärkeadipat (E 1422)
Siehe Modifizierte Stärke
Acetyliertes Distärkeglycerin (E 1423)
Siehe Modifizierte Stärke
Acetyliertes Distärkephosphat (E 1414)
Siehe Modifizierte Stärke
ADHS
Das
Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS),
umgangssprachlich auch als »Zappelphilipp«-Syndrom bezeichnet, ist
für die Eltern und Lehrer ein zunehmendes Problem. Häufig wird es
mit einem Medikament namens Ritalin behandelt. →Diäten ohne
→Zusatzstoffe, →Fertiggerichte und die üblichen
Allergene haben sich als überraschend erfolgreich erwiesen.
Dass dieses Leiden, ebenso wie kindliche Migräne,
auch mit Lebensmitteln zusammenhängen kann, fand Professor Joseph
Egger heraus, der ursprünglich aus Südtirol stammt, aber an vielen
Stationen forschte und lehrte, unter anderem in London, München und
Meran. Egger hatte für seine berühmt gewordene Studie, die im
Fachblatt Lancet erschien, die kleinen Patienten mit einer
eigens ausgetüftelten Diät gefüttert: ohne →Tütensuppen,
ohne Dosenravioli. →Hamburger waren verboten, ebenso
Fertigjoghurts. Ausgeschlossen wurden auch alle bekannten
natürlichen →Allergie-Auslöser wie →Soja, Kuhmilch,
Fisch. Das Ergebnis: Bei 62 von 76 hyperaktiven Kindern verbesserte
sich das Verhalten deutlich. In einer Gruppe von 88 kindlichen
Migränepatienten schwanden die Beschwerden gar bei 93 Prozent.
Gleichzeitig heilten, überraschenderweise, bei vielen Kindern auch
zusätzliche Leiden wie Asthma oder juckende Ekzeme.
Mittlerweile belegen viele wissenschaftliche
Untersuchungen die Einflüsse der Nahrungsbestandteile auf das
Verhalten und Lernen der Kinder. So stehen synthetische
→Farbstoffe, wie zum Beispiel das gelbe →Tartrazin (E
102), im Verdacht, ADHS-Symptome wie Reizbarkeit, Unruhe und
Schlafstörungen zu verursachen. Eine australische Studie aus dem
Jahr 1996 belegte diesen Effekt eindrucksvoll: Je höher die
Tartrazindosen, desto auffälliger waren die Symptome. Auch eine
britische Untersuchung hatte Zusammenhänge zwischen Zusatzstoffen,
namentlich Farbstoffen, und ADHS ergeben (→Southampton
Six).
Süßigkeiten haben ähnliche Effekte: »Zucker wirkt
eindeutig als Auslöser und Verstärker von Überaktivitätsymptomen«,
sagt der Kinderneurologe Egger. Schließlich kann auch das in vielen
Süßigkeiten und Farbstoffen enthaltene →Aluminium als
ADHS-Förderer wirken. Und manche Zusatzstoffe haben indirekte
Effekte, wie die →Zitronensäure etwa, die in vielen
Limonaden, Kindertees, auch →Gummibärchen enthalten ist: Sie
erleichtert die Aufnahme von Metallen wie Aluminium im
→Gehirn.
Der britische Schuldirektor Gordon Walker gilt als
Pionier auf dem Gebiet der chemiefreien Diät. Er und die Lehrer an
der Tywardreath Primary School im südenglischen St. Austell
starteten zusammen mit
Eltern das Projekt einer »Zusatzstofffreien Woche«. Walker legte
den Eltern eine Liste mit den 16 schlimmsten Zusatzstoffen vor,
darunter E 102, →Tartrazin, ein Farbstoff, der zu den
Zusatzstoffen mit dem höchsten allergenen Potenzial zählt. Auch
→Benzoesäure (E 210) stand auf der Liste, ein
weitverbreiteter →Konservierungsstoff, der unter anderem in
der Gurkenscheibe im Hamburger von McDonald’s enthalten ist. Das
Resultat der Additiv-Abstinenz war erstaunlich: 140 seiner 314
Schüler machten mit, sie umgingen eine Woche lang die
inkriminierten Chemikalien - und fühlten sich deutlich
besser.
Zahlreiche Studien belegen den Nutzen solcher
zusatzstofffreier Diäten bei Aufmerksamkeitsstörungen und
Lernschwächen. Von 200 hyperaktiven Kindern etwa, die an der
Abteilung für Kinderheilkunde der Universität im australischen
Melbourne behandelt wurden, zeigten 150 eine Verhaltensverbesserung
nach einer farbstofffreien Diät. Einer Studie aus Kanada zufolge
reagierte die Hälfte von 24 hyperaktiven Vorschulbuben positiv auf
eine Diät, die frei war von Farbstoffen, Schokolade,
→Glutamat, Konservierungsstoffen, Koffein und anderen
Allergenen. Die Erfolgsquote liegt bei vielen Diäten zwischen 70
bis 90 Prozent - und damit im gleichen Bereich wie bei chemischen
Drogen, etwa Ritalin. Der Schweizerische Arbeitskreis Ernährung und
Verhalten kam sogar auf eine Erfolgsquote von 94 Prozent.
Oft herrscht bei aggressiven und hyperaktiven
Kindern auch ein Nährstoffmangel, etwa an den hirnwichtigen
→Omega-3-Fettsäuren oder an Vitaminen. Der indische
Mediziner Kalpana Joshi untersuchte 2006 die Wirkung von
→Leinöl und →Vitamin C auf das Verhalten von 30
Kindern, bei denen eine besonders ausgeprägte Form des sogenannten
»Zappelphilipp«-Syndroms vorlag. Die hyperaktiven und
konzentrationsschwachen Kinder nahmen über einen Zeitraum von drei
Monaten täglich Leinöl mit einem Gehalt von 200 Milligramm
Alpha-Linolensäure und zusätzlich 25 Milligramm Vitamin C zu sich.
Bei allen Kindern verbesserten sich die Symptome des
Aufmerksamkeits-Defizit-Syndroms erheblich.
ADI, Acceptable Daily Intake
Bei der Frage, wie bedenklich Chemikalien im Essen
sind, spielt die tägliche Aufnahme eine wesentliche Rolle. Der
sogenannte ADI-Wert (»Acceptable Daily Intake«, akzeptable tägliche
Aufnahme) ist dabei das wissenschaftliche Maß. Der ADI-Wert gibt
die tägliche Dosis an, die gerade noch akzeptabel ist, ohne dass es
zu Gesundheitsschäden kommt. Der Wert ergibt sich aus
Tierversuchen, wobei noch ein Sicherheitszuschlag hinzukommt.
Bei der Gesetzgebung etwa über
→Lebensmittel-Zusatzstoffe ist der ADI-Wert sehr wichtig.
Wenn er erreicht oder gar überschritten wird, müsste der
Gesetzgeber einschreiten und den Stoff entweder verbieten oder
seine Verwendung einschränken.
Nach einer Untersuchung der EU-Kommission über den
Verzehr von Zusatzstoffen wird der ADI-Wert vor allem bei Kindern
häufig überschritten. Eigentlich müssten alle Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union seit 1995 ein Überwachungssystem für
Zusatzstoffe eingerichtet haben, das sicherstellt, dass bei den
Zusatzstoffen die ADI-Werte nicht überschritten werden. Die
Bundesrepublik Deutschland sträubt sich jedoch hartnäckig dagegen,
Daten über den Verzehr von Zusatzstoffen zu erfassen. Immerhin
haben andere, vergleichbare EU-Staaten Daten vorgelegt (Österreich,
Frankreich, Spanien, Großbritannien und andere). Vor allem bei
→Farbstoffen ist die tägliche Dosis demnach erschreckend
hoch: Frühe Studien, die bei der Zulassung der Chemikalien zugrunde
gelegt wurden, nahmen einen durchschnittlichen Verzehr von 25
Milligramm Farbstoffen bei Kindern an. Mittlerweile liegt schon der
durchschnittliche EU-Bürger, nach den offiziellen Daten der
Industrie, mit 41 Milligramm weit darüber. Und die Kleinkinder, die
sich gern von Smarties, →Soft Drinks und Bonbons ernähren,
kommen nach den EU-Daten gar auf eine Tagesdosis von bis zu 560
Milligramm - ein halbes Gramm hirnwirksamer Chemikalien pro
Tag.
Auch von →Aluminiumzusätzen nehmen die
Europäer weit mehr zu sich, als gut für sie ist. Nach dem
EU-Bericht wird der ADI-Wert bei den Aluminiumverbindungen (E 520
bis E 559) von Erwachsenen um das bis zum 6-Fachen, bei
Kleinkindern bis zu drei Jahren gar um das bis zum 7,5-Fachen
überschritten. Bei den Sulfiten, die beispielsweise in
industriellem →Kartoffelpüree häufig enthalten sind, nahmen
Kinder bis zum 12-Fachen des ADI-Wertes zu sich, von den
Zusatzstoffen →Sorbitan-monooleat (E 494) und
→Sorbitanmonolaurat (E 493) mehr als das 6-Fache.
Dabei kann es schon bei Verzehrmengen unterhalb der
ADI-Schwelle zu Reaktionen kommen. Bei einer Studie von spanischen
Allergologen in Barcelona im Jahre 1992 wurden 117 Kinder, bei
denen eindeutig feststand, dass sie sensibel auf
Lebensmittelinhaltsstoffe reagieren, auf den Farbstoff
→Cochenillerot getestet. Bei 23 Kindern lösten schon kleine
Mengen des Farbstoffs allergische Reaktionen aus. Bei mehr als der
Hälfte von ihnen reichten weniger als 5 Milligramm. Als akzeptable
tägliche Menge gelten aber bei einem Kind von 15 Kilogramm
Körpergewicht mehr als 10 Milligramm.
Adipinsäure (E 355)
Adipinsäure ist ein →Konservierungsstoff
und →Stabilisierungsmittel. Über schädliche Nebenwirkungen
ist bislang nichts bekannt.
ADS
Siehe ADHS
Agar-Agar (E 406)
Agar-Agar dient zur Andickung und Gelierung von
Lebensmitteln. Bei Einnahme größerer Mengen kann es abführend
wirken und Durchfall verursachen.
Alginsäure (E 400)
Alginsäure und Alginate sind lösliche
Ballaststoffe. Sie machen Lebensmittel cremiger, binden auch Suppen
und Saucen. Alginsäure und Alginate können die Aufnahme
lebenswichtiger Spurenelemente im Darm behindern;
Mangelerscheinungen können die Folge sein.
Alkalisch modifizierte Stärke (E 1402)
siehe Modifizierte Stärke
Allergien
Immer mehr Menschen leiden an Allergien. Jeder
Dritte gilt als Allergiker, bei Kindern zählen über 40 Prozent
zumindest latent zu den Allergikern. Jede zehnte Krankschreibung in
Deutschland lässt sich nach Erkenntnissen der deutschen
Bundesregierung auf Allergien zurückführen. Die Fehlzeiten allein
aufgrund von Heuschnupfen beliefen sich auf eine Million
Arbeitstage im Jahr.
Manche Reaktionen auf Nahrungsmittel werden von
deutschsprachigen Allergologen als Pseudoallergien bezeichnet, eine
etwas irreführende Bezeichnung, die nur auf internen
wissenschaftlichen Definitionen beruht. Die Leiden der Betroffenen
sind die gleichen wie bei »echten«Allergien. In der Regel reagieren
Allergiker auf natürliche Stoffe aus Nahrung und Umwelt; besondere
Probleme bereiten ihnen allerdings die komplexen Produkte der
Nahrungsindustrie wie etwa →Fertiggerichte. Auch die
Veränderungen im Nahrungsangebot können die Allergiebelastung
vergrößern, etwa neue Allergene, die durch die Globalisierung in
die Nahrungskette gelangen. Auch die unübersichtlichen Zutaten, die
bei industriellen Fertigungsprozessen zur Anwendung kommen, stellen
für empfindliche Konsumenten eine besondere Herausforderung dar.
Natürliche Stoffe, die Allergien auslösen, sind
leicht zu erkennen: →Äpfel, →Eier, →Soja,
Fisch, Getreide, Nüsse. Die Allergiker können sie leicht meiden.
Die →Zusatzstoffe in der Nahrung hingegen sind für
Allergiker häufig undurchschaubar: Das Bundesgesundheitsblatt
warnte deshalb schon in einer Sonderausgabe 2001 vor
Fertiggerichten: »Der Genuss von Lebensmitteln, die nicht selbst
zubereitet werden, stellt für Allergiker ein nicht kalkulierbares
Risiko dar.« Der Schweizer Professor Brunello Wüthrich, einer der
Pioniere unter den Nahrungsmittel-Allergologen, stieß bei
industriellen Erzeugnissen häufig auf überraschende
Allergieauslöser. Eine 22-jährige Käseverkäuferin beispielsweise
reagierte auf den Genuss des brasilianischen Kokos-Likörs Batida de
Coco mit Schüttelfrost, Schwindelanfällen, ja, sie wurde sogar
bewusstlos. Es war keineswegs der Alkohol, sondern ein - eigentlich
gesunder - Bestandteil, der allerdings auf dem Etikett nicht
auftauchte: Milcheiweiß. Die junge Frau litt unglücklicherweise an
einer Milchallergie. Ein zweijähriger Bäckersohn bekam auf einer
Autofahrt ein Bonbon in rosaroter Hülle. Der Knabe begann zu
lutschen - und binnen weniger Minuten schwollen ihm Gesicht und
Lippen an, der Hals begann sich zu röten, Schluckbeschwerden und
Atemnot stellten sich ein. Die überraschten Eltern brachten ihn
erst zum Hausarzt und dann nach Zürich ins Hospital. Dort wurden
umfangreiche Recherchen zum Inhalt des Lutschbonbons angestellt. Es
bestand aus →Zitronensäure, Glyzerinstearat-Monoester,
Erdbeerrot, Himbeeraroma, →Lecithin und einem Stoff namens
Hyfoama. Auf dem Etikett ist dieser Zusatz nicht erkennbar. Er
erscheint dort als Weizenprotein, →Emulgator,
→Stabilisator, Verdickungsmittel oder auch gar nicht: Er
muss nicht in jedem Falle deklariert werden. Der Knabe, der bislang
alle Mehlprodukte, auch Haferflocken und Corn-Flakes, problemlos
vertragen hatte, war offenbar gegen diese Form von verwandeltem
Weizen allergisch. Seit seinem Anfall musste er nicht nur solche
Bonbons meiden, sondern auch Nougat, Karamel, →Gummibärchen,
Schokoriegel, Erdbeeren mit Zuckerguss. Überall dort könnte ihm
dieses Hyfoama ebenfalls begegnen.
Ein besonderes Problem bei der Diagnose ist der
Umstand, dass Hersteller ihre Rezepturen in der Regel als
Betriebsgeheimnis betrachten. Die Gummibärchenfirma Haribo
beispielsweise gab sich sehr zurückhaltend, als Professor Wüthrich
einmal nach den Inhaltsstoffen der Haribo-Goldbären fragte. Davon
hatte ein zweijähriges Mädchen genascht - und innerhalb einer
Viertelstunde Ausschlag am ganzen Körper bekommen, ihre Augen und
Lippen schwollen an, sie musste sich erbrechen, erlitt schließlich
einen Kollaps und wurde ins Spital gebracht. Die Untersuchung an
der Zürcher Universitätsklinik brachte ein eindeutiges Ergebnis,
wie der Professor der Firma Haribo mitteilte: »Bei der
allergologischen Abklärung konnten wir im Hauttest stark positive
Sofortreaktionen auf die Haribo Goldbären türkis, rot, gelb, lila
und später auch auf die Goldbären Tropifrutti feststellen.« Um die
Ursache herausfinden zu können, bat der Professor höflich, »uns
kleine Proben« der möglicherweise allergieauslösenden Zusätze
»raschmöglichst zu liefern«. Knapp drei Wochen später kam die
Antwort von Haribo, ein Schreiben mit einigen Angaben über die
Inhaltsstoffe - aber ohne Proben. Denn, so teilte der
Haribo-Kundenservice mit: »Leider ist es uns nicht möglich, Ihnen
Proben der einzelnen Rohstoffe zukommen zu lassen«, weil diese
»äußerst vertraulich behandelt werden«. Dennoch wünsche die Firma
der kleinen Patientin »alles, alles Gute«.
Auch auf technologische Innovationen der
Nahrungsindustrie reagiert der menschliche Körper mitunter
allergisch. »Besonders problematisch« sei diesbezüglich
→Surimi, mahnte das Bundesgesundheitsblatt: Das
Meeresfrüchte-Mischerzeugnis sei »beispielsweise in Fleischwaren zu
finden oder als Pizzabelag, wo es auch noch allergen sein kann«.
Für das sogenannte →Bäckerasthma beispielsweise, das
Fachleute bisher aufs Mehl zurückgeführt hatten, ist in vielen
Fällen ein →Enzym verantwortlich, das den
→Backmischungen beigefügt wird. Sogar die
→Säuglingsnahrung, die besonders empfindlichen Babys
verabreicht wird, kann allergene Effekte haben. Schon bei der
Markteinführung der →hypoallergenen Säuglingsnahrung in den
USA gab es Meldungen
über unangenehme Nebenwirkungen: Brechreiz, Schwächeanfälle,
Koliken. In Europa wurde sogar von allergischen Schocks
berichtet.
Zahlreiche Lebensmittel-Zusatzstoffe können
Allergien oder andere Lebensmittel-Intoleranzen auslösen,
insbesondere die sogenannten →Azofarbstoffe, allen voran das
→Tartrazin (E 102). Weitere Zusatzstoffe, die bei
empfindlichen Menschen Allergien und ähnliche Reaktionen
hervorrufen können:
→Curcumin (E 100)
→Riboflavin (E 101)
→Indigotin (E 132)
→Sorbinsäure (E 200)
→Benzoesäure (E 210)
→Natamycin (E 235)
→Lecithin (E 322)
→Gummi Arabicum (E 414)
→Mannit (E 421)
Außerdem die sogenannten Sulfite (E 220-228)
Auch Vitaminpräparate können schwere allergische
Reaktionen verursachen, insbesondere Thiamin, Riboflavin und
→Vitamin K. Im schlimmsten Fall kann es zu sogenannten
→anaphylaktischen Schocks kommen. Der regelmäßige Genuss von
→Leinöl kann demgegenüber die Empfindlichkeit für Allergien
reduzieren. Das beobachtete der US-Forscher Donald O. Rudin als
positiven Nebeneffekt seiner Studie zu Leinöl. Ursprünglich wollte
er die Wirkung von Leinöl bei psychiatrischen Erkrankungen testen.
Nach sechs bis acht Wochen Leinölgabe berichteten einige seiner
Patienten, dass unter anderem auch ihre Nahrungsmittelallergien
abgenommen hatten. Der Effekt wurde auch an Tieren bestätigt: Die
kanadische Tierärztin Wendy O’Neill heilte mit Leinsamen Pferde.
Die Tiere waren alle am sogenannten Sommerekzem erkrankt, einer
allergischen Reaktion auf den Speichel der weitverbreiteten
Kriebelmücke. Nach 42 Tagen waren die quälenden, juckenden
Hautausschläge deutlich zurückgegangen. Außerdem starben
dank der Linolensäure-Kur weniger Tiere an einem
Allergieschock.
Nach diversen Untersuchungen leiden Kinder, die von
der Mutterbrust genährt wurden, seltener an Allergien
(→Muttermilch). Auch Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen,
im Stall spielen und frische Kuhmilch trinken, sind offenbar besser
vor Allergien geschützt.
Allurarot AC (E 129)
Allurarot ist ein roter Lebensmittelfarbstoff
(→Farbstoffe). Es erwies sich in Tierversuchen in hohen
Dosen als erbgutschädigend. Der Farbstoff kann auch
→Aluminium enthalten, ohne dass es auf dem Etikett angegeben
ist. Das Metall steht im Verdacht, Demenzerkrankungen im
→Gehirn, wie die →Alzheimer- und
→Parkinsonkrankheit, zu fördern. Aluminium kann auch wie ein
→Hormon wirken und die Fortpflanzungsfähigkeit
beeinträchtigen (→Kinderwunsch).
Alpha-Tocopherol (E 307)
In den üblicherweise als →Zusatzstoff
eingesetzten Mengen zur Lebensmittelkonservierung und
-stabilisierung sind bislang keine schädlichen Wirkungen bekannt.
Tocopherole gelten im Gegenteil sogar als gesundheitsfördernd, weil
sie wie natürliches →Vitamin E wirken, ein lebenswichtiges
antioxidatives Vitamin, das der Körper nicht selbst produzieren
kann.
Aluminium
Aluminium ist ein weitverbreiteter
Nahrungsbestandteil, vor allem in bunten →Süßigkeiten für
Kinder. Das Leichtmetall kann Hirnerkrankungen fördern, wie etwa
die →Parkinson- oder die →Alzheimerkrankheit, zudem
kann es auch bei Hyperaktivität und Lernstörungen eine Rolle
spielen (→ADHS). Jüngsten Erkenntnissen zufolge kann es wie
ein weibliches
Geschlechtshormon wirken, es zählt zu den sogenannten
»Metallöstrogenen«, kann die Geschlechtsfunktionen sowie die
Nahrungsaufnahme stören.
Süßigkeiten enthalten häufig Aluminium, teils von
Natur aus, teils aber auch als Zusatz. Vor allem bunte
→Schokolinsen sind in knalligen Farben erhältlich, und diese
→Farbstoffe können Aluminium enthalten. Auf dem Etikett ist
dies nicht angegeben. Der Zusatz dient bei diesen sogenannten
→Aluminiumfarblacken dazu, die Farbe kräftiger und
deckfähiger zu machen. Auch Apfelsaft kann relativ hohe Mengen
Aluminium enthalten - wenn der Saft in Aluminiumtanks gelagert
worden ist. Auch dadurch könne, so das deutsche →Bundesinstitut
für Risikobewertung (BfR), die unschädliche Aufnahmemenge »um
ein Vielfaches überschritten werden«.
Zwar ist Aluminium überall auf der Welt vorhanden,
vor allem im Boden, aber auch in Lebensmitteln wie
→Kartoffeln, Karotten, Kakao. Doch sollte gerade deshalb
nach Meinung von Ärzten nicht unnötig viel von diesem Leichtmetall
verzehrt werden. Bunte Schokolinsen, die ein Labor im Auftrag des
Informationsdienstes Dr. Watson Der Food Detektiv untersucht hat,
enthielten bis zu 46 Milligramm pro Kilogramm. Behördliche
Untersuchungen, die daraufhin angestellt wurden, ergaben bis zu 320
Milligramm pro Kilogramm. Bei diesen Rekordwerten war indessen
nicht die Natur schuld: »Mögliche Quellen für die hohen
Aluminiumgehalte«, so die baden-württembergische
Lebensmittelaufsicht in einer Zusammenfassung der Ergebnisse, seien
zum einen »die Verwendung von Aluminiumlacken zur Färbung« und zum
anderen »der Einsatz von Aluminiumsilikaten (E 554, E 555, E 556
oder E 559) als Trennmittel«. Wegen zunehmender Bedenken gegenüber
Aluminium haben die Behörden die Vorschriften über die maximalen
Verzehrmengen verschärft. Die Folge: Von solchen Schokolinsen darf
ein Kind maximal vier Stück am Tag essen - darüber beginnt das
Risiko.
Neben den Aluminiumfarblacken gibt es mehrere
andere aluminiumhaltige →Zusatzstoffe: von reinem Aluminium
(E 173) über Aluminiumsulfate
(E 520 bis 523) bis Aluminiumsilicat (E 559). Sie werden für
industriell abgefülltes Eiklar und für kandiertes, kristallisiertes
oder glasiertes Obst und Gemüse verwendet, auch als Trennmittel für
Soßenpulver und →Tütensuppen. Sie sorgen auch dafür, dass
abgepackte Käsescheiben nicht aneinanderkleben. Liebhaber
industrieller Nahrung nehmen von solchen Aluminiumzusätzen nach
einer Studie der EU-Kommission bis zum 6,2-Fachen der wöchentlich
akzeptablen Dosis von 7 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht zu
sich, Kinder sogar bis zum 7,5-Fachen.
Die gesundheitlichen Risiken durch Aluminium sind
seit Langem umstritten. Das Berliner Institut für Risikobewertung
(BfR) befand nach Alu-Funden in Brezeln, dass die gefundenen Mengen
»nicht als bedenklich bezeichnet werden« könnten. »Andererseits«,
so die Behörde, erhöhten die Alu-Brezeln die Aluminiumaufnahme aus
Lebensmitteln, und das sei »aus allgemeinen Vorsorgegründen als
unerwünscht zu betrachten«. Wenn man einen Grenzwert suche,
empfahlen die Berliner den in Bayern gültigen Alu-Grenzwert für
Laugengebäck: 10 Milligramm pro Kilogramm. Dieser sogenannte
»Brezel-Grenzwert« war eingeführt worden, weil sich das
Leichtmetall beim Backen häufig von den Blechen gelöst hatte und in
Brezeln und Brötchen übergegangen war. Weil die Verdachtsmomente
gegen Aluminium sich zunehmend verdichteten, haben die zuständigen
internationalen Gremien im Jahre 2006 die Bestimmungen über
maximale Aufnahmemengen erheblich verschärft. Seither sind pro
Woche statt 7 maximal 1 Milligramm Aluminium pro Kilo Körpergewicht
zu tolerieren.
Die Aluminiumindustrie und auch die betroffenen
Nahrungsproduzenten sind von der Harmlosigkeit des sanft glänzenden
Metalls zutiefst überzeugt. Auch Lebensmittelchemiker verweisen
gern auf die natürliche Belastung mit dem Leichtmetall.
Aluminium (E 173)
Siehe Aluminium
Aluminiumammoniumsulfat (E 523)
Siehe Aluminium
Aluminiumfarblacke
Viele Farben vor allem für →Süßigkeiten
enthalten →Aluminium, damit sie knalliger leuchten.
Insbesondere bunte →Schokolinsen werden nach Erkenntnissen
von Behörden mit Aluminiumfarblacken gefärbt. Dadurch enthalten
diese Süßigkeiten hohe Mengen von Aluminium. Von den nach einer
Untersuchung der baden-württembergischen Lebensmittelaufsicht mit
320 Milligramm am höchsten belasteten Schokolinsen können die
Kinder maximal vier Stück am Tag essen, ohne die maximal
tolerierten Aufnahmemengen zu überschreiten.
Für die Aluminiumfarblacke gibt es eigens eine
EU-Richtlinie, die die technischen Details regelt. Eine Überwachung
des Verbrauchs findet hingegen nicht statt, auch wurden die
zuständigen Kontrollbehörden von der Europäischen Union nicht über
die Zusätze unterrichtet. Auf dem Etikett müssen die
Aluminiumzusätze auch nicht ausgewiesen werden.
Folgende →Farbstoffe können nach der
EU-Richtlinie 95/45/EG Aluminiumzusätze enthalten:
→Curcumin (E 100)
→Riboflavin (E 101)
→Tartrazin (E 102)
→Chinolingelb (E 104)
→Gelborange-S (E 110)
→Karmin (E 120)
→Azorubin (E 122)
→Amaranth (E 123)
→Cochenillerot A (E 124)
→Erythrosin (E 127)
→Rot 2G (E 128)
→Allurarot AC (E 129)
→Patentblau V (E 131)
→Indigotin I (E 132)
→Brillantblau FCF (E 133)
→Chlorophylle (E 140)
→Kupferchlorophyll (E 141)
→Brillantsäuregrün BS (E 142)
→Zuckerkulör (E 150a-d)
→Brillantschwarz BN (E 151)
→Pflanzenkohle (E 153)
→Braun FK (E 154)
→Braun HT (E 155)
Gemischte →Carotine (E 160a (i))
→Beta-Carotin (E 160a (ii))
→Bixin, Norbixin (E 160b)
→Paprikaextrakt, Capsanthin, Capsorubin (E
160c)
→Lycopin (E 160d)
→Beta-Apo-8’-Carotenal (C 30) (E
160e)
→Beta-Apo-8’-Carotinsäure-Ethylester (C 30) (E
160f) Lutein (E 161b) (→Xanthophylle (E 161b))
Canthaxanthin (E 161g) (→Xanthophylle (E 161g))
→Beetenrot (E 162)
→Anthocyane (E 163)
→Calciumcarbonat (E 170)
→Titandioxid (E 171)
→Eisenoxide und Eisenhydroxide (E
172)
Aluminium (E 173)
→Silber (E 174)
Lithorubin BK (E 180)
Aluminiumkaliumsulfat (E 522)
Siehe Aluminium
Aluminiumnatriumsulfat (E 521)
Siehe Aluminium
Aluminiumsilicat (E 559)
Siehe Aluminium
Aluminiumsulfat (E 520)
Siehe Aluminium
Alzheimerkrankheit
Morbus Alzheimer gilt als eine der Krankheiten,
mit denen die Menschen des 21. Jahrhunderts vermehrt zu rechnen
haben, als unvermeidliche Folge des zunehmenden Alters.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten allerdings, dass die
Krankheit auch mit Ernährung zu tun hat. Die übliche westliche
Zivilisationskost spielt dabei eine zentrale Rolle, insbesondere
der Geschmacksverstärker →Glutamat.
Es kann bis zu 30 Jahre dauern, bis die
Alzheimerkrankheit spürbare Symptome zeigt. Jedes Jahr treten in
Deutschland 30 000 neue Fälle auf. 1,4 Millionen Alzheimerkranke
gibt es schon, bis 2030 sollen es über 2,2 Millionen sein. Weltweit
rechnen die Experten bis zum Jahr 2050 mit einem Anstieg auf bis zu
45 Millionen Patienten.
Benannt ist die Krankheit nach Alois Alzheimer
(1864-1915), Nervenarzt in Frankfurt am Main. Die Patientin, an der
er die Symptome erstmals beobachtete, nannte er Auguste D. Sie
hatte plötzlich ihren Mann nicht mehr erkannt und angefangen, nur
noch wirres Zeug zu
reden. Die Diagnose lautete: Demenz. Das Wort stammt aus dem
Lateinischen (»dementia«) und bedeutet Wahnsinn.
Die Alzheimer-Experten haben seither ein ganzes
Bündel von Risikofaktoren gefunden, die die Entstehung und
Entwicklung der Krankheit begünstigen. Ein relativ hohes Alter
zählt dazu, auch die Körpergröße. Wer klein ist, muss die Krankheit
eher fürchten. Ein niedriger Intelligenzquotient erhöht ebenfalls
das Risiko, ebenso frühe Infektionen, das Bildungsniveau der
Eltern, die Zahl der Geschwister. Sogar die Hutgröße kann ein Indiz
sein, zumindest bei jenen Gefährdeten, die ein spezielles
Alzheimer-Gen haben: Bei ihnen steigt das Risiko um das 18-Fache,
wenn sie einen Kopfumfang von weniger als 54 Zentimeter
haben.
Es mehren sich die Hinweise, dass die Qualität der
Nahrung eine bislang unterschätzte Rolle spielt. »Es gibt
überzeugende Beweise, dass Ernährung den Verlauf der
Alzheimererkrankung beeinflussen kann«, so das Fazit bei einem
Symposium des Nahrungs-Multis →Nestlé über Ernährung und
→Gehirn. Denn nicht alle Alten fallen dem Vergessen anheim.
Der US-Forscher Hugh Hendrie von der Universität von Indiana
verglich in einer Studie mit 4500 Versuchspersonen schwarze
Amerikaner mit genetisch ähnlichen Nigerianern, die in Afrika
lebten. Von den Amerikanern erkrankten mehr als doppelt so viele an
Alzheimer: Bei den Afrikanern entwickelten nur 1,15 Prozent die
Krankheit, bei den Amerikanern 2,5 Prozent. Nach Hendries Ansicht
war der Grund für die auffällige Alzheimer-Häufung bei den
US-Testpersonen deren typisch amerikanischer Lebensstil,
insbesondere die Ernährung.
Mittlerweile sind viele Bestandteile der
sogenannten →Western Diet identifizierbar, die die
Entwicklung der Alzheimerkrankheit fördern können. Am
prominentesten: das →Aluminium, das zum Teil von Natur aus,
zum Teil als Zusatz in den Nahrungsmitteln enthalten ist. Oder der
sogenannte Geschmacksverstärker Glutamat, der zu Läsionen in
bestimmten Gehirnbereichen führen kann. Ein Alzheimer-Medikament
namens Memantine wirkt, indem es die Glutamat-Rezeptoren
im Gehirn blockiert. Glutamat kann zudem dazu führen, dass
Aluminium leichter durch die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn gelangt.
Auch die →Zitronensäure, die vor allem in →Soft
Drinks, aber auch in zahlreichen →Fertiggerichten und
→Süßigkeiten, wie etwa →Gummibärchen, enthalten ist,
kann die Aufnahme von Aluminium im Gehirn fördern. Oder der
→Süßstoff →Aspartam: Auch der dort enthaltene Bestandteil
Aspartat kann, genau wie Glutamat, dazu führen, dass Aluminium die
Blut-Hirn-Schranke leichter durchquert - und damit die Anfälligkeit
für die Alzheimerkrankheit steigt. Auch ein Mangel an
→Omega-3-Fettsäuren kann Alzheimer fördern, ebenso ein
Defizit an →Folsäure.
Amaranth (E 123)
Amaranth ist ein roter Lebensmittelfarbstoff
(→Farbstoffe). Es kann in sehr seltenen Fällen bei
empfindlichen Menschen →allergische Hautreaktionen und
asthmaähnliche Anfälle auslösen. In Tierstudien zeigte sich in
hohen Dosen eine erbgutschädigende Wirkung und im
Reagenzglasversuch eine Beeinträchtigung des Immunsystems. Der
Farbstoff kann →Aluminium enthalten, das im Verdacht steht,
Demenzerkrankungen, wie →Alzheimer und die
→Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Ammonium-Citrat (E 380)
Ammonium-Citrat dient zur Säuerung und
→Stabilisierung von Lebensmitteln. Über schädliche
Nebenwirkungen ist bislang nichts bekannt.
Ammoniumalginat (E 403)
→Alginsäure und Alginate sind lösliche
Ballaststoffe. Sie machen Lebensmittel cremiger, binden auch
→Suppen und Saucen. Diese Zusätze können die Aufnahme
lebenswichtiger Spurenelemente im Darm behindern;
Mangelerscheinungen können die Folge sein.
Ammoniumcarbonat, Ammonium-Hydrogencarbonat (E 503)
Carbonate dienen als →Backtriebmittel
(Backpulver). Über schädliche Wirkungen ist bislang nichts
bekannt.
Ammoniumchlorid (E 510)
→Salzsäure und ihre Salze dienen als
technische Hilfsstoffe und als Konservierungsstoffe für
Lebensmittel. Über schädliche Wirkungen ist bislang nichts
bekannt.
Ammoniumhydroxid (E 527)
Hydroxide dienen der Säuerung und Säureregulation
von industriellen Nahrungsmitteln. Über schädliche Wirkungen ist
bislang nichts bekannt.
Ammoniumphosphat (E 442)
Ammoniumphosphat dient als →Emulgator. Über
schädliche Wirkungen ist bislang nichts bekannt.
Ammoniumsulfat (E 517)
→Schwefelsäure dient als Säuerungsmittel
und als technischer Hilfsstoff. Ihre Salze dienen als Trägerstoffe
oder zur Säureregulation. Über schädliche Wirkungen dabei ist
bislang nichts bekannt.
Amylase
Die Amylase ist ein →Enzym, das
insbesondere in Brotfabriken, aber auch bei normalen Bäckern nahezu
allgegenwärtig ist. Es beschleunigt den Stärkeabbau bei der
Produktion von Backwaren und auch Getränken. Beim Backen macht die
Alpha-Amylase die Krume des
→Brotes elastischer, verbessert Farbe und Aroma der
Maschinenerzeugnisse und erhöht zudem das Volumen: Das Backwerk
wird schön luftig und erscheint größer.
Gewonnen wird die Amylase aus Schimmelpilzen,
Bakterien oder tierischen Bauchspeicheldrüsen. Solche Enzyme sind
zur Lebensmittelproduktion weder zulassungs- noch
deklarationspflichtig. Ihre Rückstände in Lebensmitteln gelten
offiziell als unbedenklich. Kritiker geben jedoch zu bedenken, dass
je nach Herkunft der Enzyme giftige Stoffe, wie etwa Mycotoxine aus
Schimmelpilzen oder Endotoxine aus Bakterien, ins Lebensmittel
verschleppt werden könnten. Außerdem können die Enzyme
→allergische Reaktionen hervorrufen. Das sogenannte
→Bäckerasthma beispielsweise ist nicht in erster Linie aufs
Mehl zurückzuführen, sondern auf →Backmittel wie die
Alpha-Amylase.
Früher war angenommen worden, dass die
Allergie-Aktivität in den Enzymen durch das Backen vernichtet
würde. Doch es zeigte sich, dass auch Enzym-Brot noch unangenehme
Folgen haben kann. Die Mediziner Martin Schata und Wolfgang Jorde
aus Mönchengladbach untersuchten 58 Personen, die auf Alpha-Amylase
allergisch reagierten. Echtes, nach alter Väter Sitte hergestelltes
Backwerk bekam ihnen zumeist gut, nur fünf bekamen auch davon ihre
Beschwerden. 47 der 58 Amylase-Allergiker gesundeten bei einer
brotlosen Diät. Als ihnen allerdings wieder Brot mit Backmitteln
vorgesetzt wurde, reagierten die meisten von ihnen wieder mit den
üblichen Leiden. Fazit: »Die Alpha-Amylase in Backmitteln ist somit
auch im Endprodukt für entsprechend sensibilisierte Personen ein
potenzielles Allergen.« Die Backmittel-Industrie hingegen
bestreitet diesen Zusammenhang.
Anabolika
Anabolika sind →Hormone, die zu einem
verstärkten Muskelaufbau bei geringer Fettanlagerung führen. Der
Effekt ist bei Bodybuildern beliebt,
bei Sportlern und bei Schweinemästern. Daher werden Anabolika
besonders von diesen Gruppen gern verwendet. Der Gesundheit ist das
nicht unbedingt förderlich.
Das bekannteste dieser Hormone ist
→Testosteron, das Männlichkeitshormon. Daneben gibt es viele
künstliche Substanzen, die ähnliche Funktion haben. Dazu zählen
Dehydrochlormethyltestosteron, Nandrolon, Metandienon, Stanozolol,
Furazabol und Metenolon. Auch Wachstumshormone sowie das
→Insulin zählen zur Gruppe der Anabolika. Bei Sportlern und
Schweinemästern gleichermaßen beliebt ist das sogenannte
®Clenbuterol.
Die leistungssteigernden Mittel sind nicht nur
unter Superathleten weitverbreitet, sondern auch im Breitensport.
Nach Schätzungen der Drogenbeauftragten der deutschen
Bundesregierung nehmen 200 000 Hobbysportler Anabolika und andere
Substanzen. Bei einer Umfrage in einem baden-württembergischen
Fitnessstudio gaben 19,2 Prozent der Männer und 3,3 Prozent der
Frauen an, Dopingmittel zu konsumieren. Zudem nehmen nach
Expertenschätzungen Zehntausende Teenager die verführerischen
Mittel.
Analogkäse
Siehe Imitate
Anaphylaktischer Schock
Anaphylaktische Schocks sind schwere
→allergische Reaktionen, die tödlich enden können, und zwar
innerhalb von 30 Minuten. Genaue Statistiken gibt es nicht.
Schätzungen reichen bis zu etwa zwei anaphylaktischen Todesfällen
auf eine Million Einwohner pro Jahr. Das entspricht etwa 160
solcher Todesfälle in Deutschland und etwa 600 in den USA. In
Deutschland kommt nach Berichten von Allergologen in den
Notfallambulanzen nahezu jeder hundertste Patient wegen
allergischer Reaktionen, bis zu zwei Prozent aller schweren
Anaphylaxien endeten
tödlich. In Großbritannien stieg die Zahl der anaphylaktischen
Schocks nach 1990 um 600 Prozent, wie eine 2006 veröffentlichte
Untersuchung ergab. Im kanadischen Bundesstaat British Columbia
werden schon Lehrer und Eltern in den Schulen in lebensrettenden
Maßnahmen trainiert.
Vor allem industrielle Nahrungsmittel mit ihren
komplexen Zutaten werden immer häufiger zum Auslöser solcher
Schocks. 1992 forschte Dr. Hugh A. Sampson mit einigen
Ärztekollegen von der Johns Hopkins Universität im
US-amerikanischen Baltimore nach den Ursachen von mysteriösen
Todesfällen bei sechs Schulkindern. Die Suche brachte ein
überraschendes Ergebnis: Todesursache waren ein →Hamburger,
ein Sandwich und →Süßigkeiten. Sie enthielten diverse
versteckte Zutaten, Spuren von →Erdnüssen, Nüssen,
→Eiern. Die Kinder, allesamt Allergiker, hatten die
gefährlichen Stoffe zuvor erfolgreich umgangen. Doch gegen die
industriell hergestellten Leckereien waren sie machtlos: Die für
sie lebensgefährlichen Ingredienzen waren in den Lebensmitteln
verborgen, ohne →Warnhinweise, ohne Deklaration.
1994 warnte auch das deutsche
Bundesgesundheitsblatt erstmals vor »unter Umständen
lebensbedrohlichen Schockreaktionen« durch die unsichtbaren
Allergene. Selbst spezielle →Säuglingsnahrung für Allergiker
kann aufgrund von Spuren von Allergieauslösern zu einem
anaphylaktischen Schock führen. Einige Hersteller sind daher dazu
übergegangen, auf der Packung freiwillig auf die potenziellen
Schock-Auslöser hinzuweisen: »Kann Spuren von Erdnüssen, Mandeln
und Weizeneiweiß enthalten.«
Für einen anaphylaktischen Schock genügen geringe
Mengen; selbst die tödliche Dosis ist winzig. Bei Ei etwa, so
berichtete das US-Fachblatt Food Technology, wurden
allergische Reaktionen schon bei einem Anteil von 0,003 Prozent in
einem Lebensmittel beobachtet; ein Milchallergiker erlitt einen
tödlichen Schock nach Verzehr eines Würstchens, in dem ein Anteil
von 0,06 Prozent Milcheiweiß enthalten war - insgesamt nur 60
Milligramm.
In Großbritannien ist die Sensibilität gegenüber
den potenziell tödlichen Allergien besonders ausgeprägt. Das ist
unter anderem einem Mann namens David Reading zu verdanken, dem
Gründer der Aufklärungsbewegung →Anaphylaxis Campaign,
dessen Tochter nach einem anaphylaktischen Schock gestorben
war.
Auslöser solcher lebensbedrohlichen Reaktionen sind
nicht nur natürliche Nahrungsmittel und ihre Bestandteile, sondern
auch Medikamente, →Nahrungsergänzungsmittel und
→Zusatzstoffe. So können etwa →Farbstoffe solche
Schocks auslösen, etwa →Patentblau V (E 131) oder
→Karminrot (E 120). Der Zürcher Allergologe Professor
Brunello Wüthrich berichtete schon 1994 von teilweise schweren
Anaphylaxien nach dem Genuss von Campari. Ursache: der dort
enthaltene Farbstoff. Nach einem Todesfall in Kanada wurde die
Verwendung von Schwefelzusätzen in Restaurants untersagt. Auch der
Zusatz →Mannit (E 421) kann in sehr seltenen Einzelfällen
die Ursache allergischer Reaktionen sein. Eine indische Studie
beschreibt den Fall einer 32-jährigen Frau, die einen schweren
anaphylaktischen Schock mit Nesselsucht, Gefäßödemen, Atemnot bis
hin zur Bewusstlosigkeit erlitt, nachdem sie eine
→Antibiotika-Kautablette zu sich genommen hatte, in
der Mannit enthalten war. Und schließlich kann auch der
Geschmacksverstärker →Glutamat anaphylaktische Schocks
hervorrufen. Selbst Vitaminpräparate können schwere allergische
Schock-Reaktionen verursachen. In einem Fall, von dem eine Studie
aus Taiwan berichtet, war solch ein Schock bei einem 15-jährigen
Jungen eindeutig auf →Riboflavin (E 101) zurückzuführen. Es
war in einem mit Vitaminen angereicherten Saftgetränk und einer
Multivitamintablette enthalten. Zum Risiko können bei sensiblen
Konsumenten auch Antibiotika werden, selbst wenn sie nur im Fleisch
enthalten sind: Aus Frankreich wurde der Fall einer 64-jährigen
Dame bekannt, die nach dem Genuss von Hackfleisch und
Schweinewürstchen mit allergischen Schocks reagiert hatte - sie
war, wie sich zeigte, nicht auf das Fleisch allergisch, sondern auf
das Penicillin, das in winzigen Mengen noch enthalten war.
Anaphylaxis Campaign
Die »Anaphylaxis Campaign« (Anaphylaxis-Kampagne)
ist eine der ersten Selbsthilfegruppen für Nahrungs-Opfer und ihre
Angehörigen. Sie wurde von dem Briten David Reading gegründet,
nachdem seine 17-jährige Tochter Sarah im Oktober 1993 an einem
→anaphylaktischen Schock gestorben war. Sie hatte in einem
Schnellrestaurant ein →Fertigdessert gegessen, einen
Zitronen-Pie. Als Todesursache diagnostizierten die Ärzte winzige
Spuren von im Pie enthaltenen →Erdnüssen. Sie waren nicht
deklariert und daher für das Mädchen nicht zu erkennen. Ihr Vater
gründete daraufhin die Selbsthilfegruppe, um auf die Gefahren
aufmerksam zu machen, die in unscheinbaren Speisen lauern können.
Dass in Großbritannien die Sensibilität gegenüber den potenziell
tödlichen Allergien groß ist, ist besonders David Reading zu
verdanken.
Anthocyane (E 163)
Anthocyane sind rot-blaue Lebensmittelfarbstoffe
(→Farbstoffe). Über schädliche Wirkungen ist bislang nichts
bekannt. Anthocyane können allerdings →Aluminium enthalten,
das im Verdacht steht, Demenzerkrankungen im →Gehirn, wie
die →Alzheimer- und →Parkinsonkrankheit, zu fördern,
sowie die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinder-wunsch).
Antibiotika
Antibiotika zählen zu den wichtigsten Waffen der
Medizin im Kampf gegen Krankheiten. Immer häufiger aber bleiben sie
wirkungslos. Das liegt zum einen am übermäßigen Einsatz der
Arzneien in den Praxen und Krankenhäusern, zum anderen aber auch am
jahrelangen Einsatz in der Landwirtschaft - als Masthilfsmittel.
Kritiker befürchten, dass die →Gentechnik ebenfalls dazu
beitragen kann. Dass genmanipulierte
Pflanzen Resistenzen auslösen können, zeigten die matschfesten
Gentomaten der US-Firma Calgene. Selbst die Herstellerfirma riet
jenen 76 000 Amerikanern, die das Antibiotikum Kanamycion
einnehmen, während der Behandlung vom Verzehr der Gentomaten ab -
die Arznei könnte sonst versagen.
Die wichtigsten Antibiotika in der Landwirtschaft
wurden von der Europäischen Union verboten, darunter das sogenannte
Chloramphenicol. Die Belastung wurde dadurch reduziert - aber nicht
beseitigt: Denn es wurde, wie Recherchen von Greenpeace und Medien
ergaben, weiterhin illegal eingesetzt, häufig nach
Chloramphenicol-Importen aus dem Ausland. Auch deutsche Landwirte
wollten auf das bewährte Medikament, das auch als Masthilfsmittel
diente, nicht verzichten. Greenpeace enthüllte, dass es sogar in
der Putenproduktion für die →Unilever-Marke »Du darfst« zum
Einsatz kam. Unilever indessen wies die Schuld von sich und
argumentierte mit offenbar unkontrollierbaren Lieferketten: »Wir
haben keinen Einfluss darauf, wie unsere Zulieferer produzieren«,
entschuldigte sich ein Unilever-Sprecher.
In der →globalisierten Nahrungsproduktion
sind regionale Verbote ohnehin nur von beschränktem Wert. So kommen
belastete Nahrungsmittel immer wieder in Verkehr, im Falle von
Chloramphenicol etwa durch belasteten Honig oder kontaminierte
Shrimps aus China. Direkt schädlich sind die Arzneien im
Truthahnschnitzel oder Schweinesteak auch nicht - außer für manche
Allergiker, bei denen nach dem Genuss von antibiotikabelastetem
Fleisch schwere →Allergien bis hin zu einer
lebensbedrohlichen Schockreaktion (→anaphylaktischer Schock)
auftreten können.
Zahlreiche Studien zeigten, dass Krankheitserreger
immer häufiger gegen Antibiotika resistent sind. Bei einer
Untersuchung der Keime in brandenburgischen Tierbeständen ergaben
sich Resistenzraten zwischen 60 Prozent bei Geflügel und 90 Prozent
bei Schweinen. Die →Salmonellen in den Beständen dort
zeigten zum großen Teil sogar Mehrfachresistenzen, widerstanden
also verschiedenen Medikamenten. In Dänemark starb 1998 eine Frau
nach dem Verzehr von Schweinefleisch
an einer Infektion mit dem Bakterium Salmonella DT 104. Der Fall
sorgte für großes Aufsehen, weil zum ersten Mal der Zusammenhang
zwischen dem Auftreten eines mehrfach resistenten
Krankheitserregers und dem Verzehr verseuchter Lebensmittel
nachzuweisen war.
Wenn irgendwann irgendwo auf der Welt Menschen
sterben, weil Antibiotika nicht mehr wirken, dann könnten, so
befürchten Fachleute, auch genmanipulierte Pflanzen daran schuld
sein, etwa eine Maispflanze von Novartis. Novartis hat diesem Mais,
der in den USA auf 1,8 Millionen Hektar wächst, eine zusätzliche
Eigenschaft eingebaut: die Widerstandskraft gegen Antibiotika. Die
bringt zwar auf dem Acker nichts, zeigt aber den Gen-Ingenieuren,
ob ihre Operation erfolgreich war. Solche »Marker-Gene« sind in der
Branche üblich, aber nach Auffassung von Kritikern gefährlich.
Selbst die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die die Gentechnik
keineswegs grundsätzlich ablehnt, forderte: »Gene, die Resistenzen
gegen humantherapeutische Antibiotika vermitteln«, dürften »nicht
über die Nahrungskette in der Umwelt verbreitet werden«. Die
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (→EFSA)
hingegen glaubt laut einer Stellungnahme von 2009, dass »negative
Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt« bei der
Verwendung von Marker-Genen in gentechnisch veränderten Pflanzen
»den derzeitigen Erkenntnissen zufolge unwahrscheinlich sind«. Und
Novartis versichert, in seinem Mais sei das betreffende Gen »nicht
aktiv«. Das Risiko, dass der Novartis-Mais »eine
Antibiotikaresistenz bei Mensch oder Tier auslösen könnte«, sei
also »unbedeutend bis nicht vorhanden«.
Antioxidantien
Antioxidantien sind Substanzen, die die Zellen in
Organismen schützen. Die sogenannte Oxidation wird für eine
Vielzahl von Erkrankungen mitverantwortlich gemacht. Wenn
Nahrungsmittel, Pflanzen, Tiere oder auch Teile des menschlichen
Körpers mit →Sauerstoff zusammentreffen,
»oxidieren« diese; beim →Eisen nennt man das: rosten.
Antioxidantien können also gewissermaßen als Rostschutzmittel
wirken. Vor allem das →Gehirn braucht viel Sauerstoff und
muss daher in besonderer Weise vor dem Rostfraß geschützt
werden.
Verschiedenen Vitaminen, →Enzymen,
Polyphenolen wie →Anthocyanen und Flavonoiden und weiteren
Substanzen wird solch eine antioxidative Wirkung zugesprochen. All
diese »Antioxidantien« sind reichlich in frischem Obst und Gemüse
enthalten, in Beerenfrüchten wie Blaubeeren und Erdbeeren etwa.
Eine Tierstudie bewies, dass die antioxidative Kraft der Blaubeeren
in der Lage ist, altersbedingte Schäden an Nervenzellen sogar
rückgängig zu machen. Die Aktivität der Nervenzellen und die
Gedächtnisleistungen altersschwacher Ratten stiegen nach einer
täglichen Zusatzfütterung mit Blaubeeren nach acht Monaten
nachweisbar an. Anthocyane und andere Flavonoide sind die
verjüngenden antioxidativen Inhaltsstoffe in den Beeren, die auch
in vielen Obst- und Gemüsesorten vorkommen.
Daneben aber sind auch noch weitere Substanzen
hilfreich: Das sogenannte →Coenzym Q10 etwa, oder
Glutathion. Die Aminosäure →Cystein hat ebenfalls ein
antioxidatives Potenzial. Glutathion ist in vielen Obst- und
Gemüsesorten enthalten, zum Beispiel in Wassermelonen, Spargel,
Kartoffeln und Orangen. Auch →Carotine schützen
Gehirnzellen. Dabei handelt es sich um gelbe bis orangefarbene
→Farbstoffe, die natürlicherweise in vielen Pflanzen
vorkommen, heute aber häufig mit den Mitteln der Chemie oder
→Gentechnik hergestellt werden. Carotine etwa haben in
Gemüsepflanzen die Aufgabe, den grünen Farbstoff
→Chlorophyll vor dem oxidierenden Einfluss des Sonnenlichts
zu schützen. Diese Wirkung haben sie in der richtigen Dosierung
auch für Menschen, sie sollen daher vor Krebs-, Herzgefäßund
Nervenerkrankungen schützen. Eine französische Studie kam zu dem
Ergebnis, dass die Gedächtnisleistungen älterer Menschen umso
besser sind, je höher die Konzentration der Carotinoide im Blut
ist. Die Studienteilnehmer mit den höchsten Carotinoid-Werten
schnitten bei der Überprüfung des logischen Denkens bis zu
40 Prozent besser ab als die Teilnehmer mit den niedrigsten
Werten. Sie gaben an, täglich frisches Obst und Gemüse zu essen.
Karotten, Kohl, →Spinat, Wassermelonen, Tomaten, rote
Grapefruit und Aprikosen sind carotinoidreiche Nahrungsmittel. Auch
tierische Nahrungsmittel können Carotinoide enthalten: →Eier
von glücklichen Hühnern haben doppelt so viele gelbe Farbstoffe wie
herkömmliche Eier. Das ergab eine Studie der Charité. Je grüner das
Land, desto mehr Carotinoide im Ei.
Die sogenannten Flavonoide und Anthocyane gehören
zur Gruppe der Polyphenole, denen ebenfalls eine starke
antioxidative Wirkung nachgesagt wird. Tee, Grüner Tee, Rotwein
(→Wein) enthalten viel davon. Auch Schokolade enthält
antioxidativ wirkende Polyphenole: je bitterer, desto mehr.
Ungezählte Nahrungsbestandteile können vor
Oxidation schützen: Selen, →Vitamin C, auch Ascorbinsäure
genannt, →Vitamin E. Auch viele Gewürze und Kräuter haben
antioxidative Wirkung, so das vielseitig wirksame →Leinöl.
Diese Eigenschaften macht sich auch die Nahrungsindustrie zunutze:
So wird der →Tiefkühlkost Vitamin C zugesetzt, auch
»frische« Fleischwaren werden mit Vitamin C behandelt.
Extra-Antioxidantien werden in Form von Pillen und Nahrungszusätzen
verbreitet.
Wissenschaftler des Instituts für Lebensmittel- und
Umweltforschung in Ahrensburg verglichen die antioxidativen
Potenziale von unterschiedlichen Getränken, darunter Rotwein,
Grüntee, Cystustee, Kirschsaft und Kamillentee sowie eine
Vitamin-C-Lösung in Wasser. Das Anti-Rost-Potenzial wurde mit einer
speziellen Methode gemessen und in dem sogenannten Trolox-Wert
angegeben. Dabei zeigte die Vitamin-C-Lösung eine antioxidative
Kapazität von 5,6 Trolox und lag damit lediglich im Mittelfeld. Auf
1,0 kam der simple Kamillentee, auf 4,8 der Kirschsaft und auf 5,3
der Rotwein. Gegen den Grünen Tee mit seinen 8,5 Trolox hatte die
Vitamin-C-Lösung schon keine Chance mehr, und der Cystustee aus
Griechenland war sogar um mehr als das Vierfache besser: Er kam auf
23,5 Trolox.
Das Experiment zeigt, dass es in den echten
Lebensmitteln eine Vielzahl wirkungsvoller Antioxidantien gibt.
Und: Sie haben weniger Risiken und Nebenwirkungen als die
Antioxidantien, die den Industrienahrungsmitteln vielfach zugesetzt
sind. Das →Beta-Carotin beispielsweise verwandelt sich
nämlich in hoher Einzelkonzentration zu einem freien Radikal und
kann im Körper Schaden anrichten. Und auch das als besonders
emsiger Radikalefänger gefeierte Vitamin C hat sich in hohen
Konzentrationen als potenter Schadstoff entpuppt. Doch gerade
Ascorbinsäure wird den industriellen Lebensmitteln massiv als
Antioxidans und →Konservierungsmittel beigefügt. Daneben
wird eine Fülle von weiteren →Zusatzstoffen als
Antioxidantien eingesetzt: →Curcumin etwa, die sogenannten
Chlorophylle, →Lycopin oder
→Beta-Apo-8’-Carotinsäureester. Oder E 162, ein natürlicher,
roter bis dunkelroter Farbstoff, der als Extrakt aus Roten Beten
gewonnen wird (→Beetenrot). →Tocopherol (→Vitamin E) wird
als fettlösliches Antioxidationsmittel eingesetzt. Antioxidativ
wirken auch →Zitronensäure und Citrate, →Weinsäure
und ihre Salze, →Zinndichlorid, →Salzsäure. Riskant sind vor
allem Schwefelverbindungen:
→Schweflige Säure (Schwefeldioxid) (E
220)
→Natriumsulfit (E 221)
Natriumbisulfit (E 222)
(→Natriumhydrogensulfit)
Natriumdisulfit (E 223) (Natriumpyrosulfit,
→Natriummetabisulfit)
Kaliumdisulfit (E 224) (Kaliumpyrosulfit,
→Kaliummetasulfit)
→Calciumsulfit (E 226)
→Calciumhydrogensulfit (E 227)
→Kaliumhydrogensulfit (E 228)
Sie haben vielfältige Nebenwirkungen, können etwa
dazu führen, dass im →Darm aggressive Bakterien wachsen, die
die Darmwand durchlöchern, dadurch zum sogenannten »Leaky Gut
Syndrome« und zu vermehrten →Allergien führen. Auch Tiere
bekommen Antioxidantien im industriellen Tierfutter - sie sind
nicht immer zu erkennen, weil nur ein Bruchteil der Zusatzstoffe
auf dem Etikett angegeben werden darf.
Äpfel
»An apple a day keeps the doctor away« - noch
immer hat der Apfel einen guten Ruf als gesunde Frucht. Zu Recht.
Jedenfalls in natürlicher Form. Im ®Supermarkt kommen auch allerlei
industrielle Transformationsformen vor. Und diese sind
gesundheitlich von unterschiedlichem Wert. Auch Apfelsaft ist nicht
immer reine Natur - sogar Fälschungen kommen vor.
Dass Äpfel das Immunsystem stärken, ergab eine
Studie einer Forschergruppe um Tine Rusk Licht von der Technischen
Universität Kopenhagen, die Anfang 2010 veröffentlicht wurde -
wobei nur ganze Äpfel diesen Effekt hätten, nicht aber Apfelsaft
und Apfelpüree. Die Forscher sehen vor allem den Ballaststoff
→Pektin als Ursache für die immunstärkenden Wirkungen.
Pektin gilt als herausragendes Gesundheitsmerkmal der Äpfel. Der
Apfel besitzt daneben ein ausgeglichenes Vitaminprofil, mit elf
Vitaminen und zwölf Mineralstoffen. Die Pektine können auch
cholesterinsenkend wirken. In einer österreichischen Untersuchung
verabreichte man Patienten mit hohen Blutfetten ein Präparat aus
Apfelpektin. Ihr Blut zeigte schon nach sechs Wochen einen um 30
Prozent verringerten Wert an schädlichem LDL-Cholesterin. Die
»guten«, »gefäßputzenden« HDL-Anteile waren hingegen
angestiegen.
Ein großer Teil der Äpfel wird industriell
verarbeitet, was den Gesundheitswert deutlich beeinträchtigt. Schon
was die Babys an Apfel bekommen, ist häufig nicht mehr pure Natur:
Bereits im zartesten Alter gibt es industrielle Äpfel, etwa
Milchbrei Apfel-Vanille, Mango-Apfel mit Milchreis, Apfel-Grieß
Milchbrei mit Zimt. Doch für die →Babygläschen müssen die
Äpfel erhitzt werden, wobei Vitamine verschwinden.
Besonders beliebt ist der Apfel als Saft. Die Säfte
werden indessen nicht mehr unbedingt in handwerklichen Mostereien
erzeugt. Heute kommen bei der Apfelsaftherstellung →Enzyme
zum Einsatz, weil sie die Saftausbeute aus den Äpfeln erheblich
erhöhen können. Brauchte
man bislang neun Kilo Äpfel, um sechs Liter Saft zu pressen,
reichen heutzutage schon sechs Kilo - bei Zugabe des Enzyms
»Pectinex Smash« von der dänischen Firma Novozymes. Nach
Firmenangaben ist es dank Pectinex Smash gelungen, eine »Ausbeute
von über 100 Prozent« zu erreichen.
Wer seinen Kindern statt →Cola oder Fanta
solche Fruchtsäfte gibt, tut ihnen nicht unbedingt etwas Gutes.
Nach einer Untersuchung unter zwei- bis fünfjährigen Kindern, die
in der Zeitschrift Pediatrics veröffentlicht wurde, können
Fruchtsäfte zu Mangelernährung führen. Denn diese enthalten zu viel
→Zucker und sättigen die Kinder so sehr, dass sie keinen
Appetit mehr auf das fürs Wachstum Nötige haben. Die Zweijährigen,
die viel von diesen Fruchtsäften tranken, waren infolgedessen um
2,8 Zentimeter kleiner als andere Gleichaltrige, die fünfjährigen
Saftfans um 4,6 Zentimeter.
Und mitunter ist gar kein Apfel im Saft, sondern
nur eine Mischung aus Chemikalien: So hatte die
→Nestlé-Tochter Beech-Nut, ein amerikanischer
Babykosthersteller, jahrelang einen speziell für Kleinkinder
geeigneten Apfelsaft als »100 Prozent Fruchtsaft« verkauft, obwohl
es in Wahrheit eine Mischung synthetischer Ingredienzen war, also
ein »100 Prozent betrügerischer Chemie-Cocktail«, wie ein Experte
urteilte, nachdem der Schwindel aufgeflogen war. Dabei war die
Nestlé-Tochter ihrerseits auf einen betrügerischen Lieferanten
hereingefallen, der das Apfelsaft-Konzentrat um 20 Prozent billiger
angeboten hatte als die Konkurrenz.
Apfelsäure (E 296)
Apfelsäure dient der Säuerung oder
Säureregulierung von Lebensmitteln. Über schädliche Wirkungen ist
bislang nichts bekannt.
Appetit
Der Appetit ist fürs Essen von zentraler
Bedeutung: Er regt zum Essen an, und er bestimmt, was verzehrt
werden soll. So ist er von kaum zu überschätzender Bedeutung für
die Zufuhr der überlebensnotwendigen Nahrungsinhaltsstoffe. Er
sorgt dafür, dass der Körper bekommt, was er braucht - und er
schützt auch vor Überdosierung.
Verhängnisvoll ist, wenn der Appetit manipuliert
wird. Viele Inhaltsstoffe der →Industrienahrung sind
geeignet, die Appetitsteuerung zu stören. Klassisch sind die
Ergebnisse der kanadischen Kinderärztin Clara →Davis aus dem
frühen 20. Jahrhundert. Sie legte Kindern eine breite Auswahl von
Nahrungsmitteln vor, sie durften essen, worauf sie Appetit hatten.
Ergebnis: Von manchen Lebensmitteln futterten die Kleinen zu
manchen Zeiten überraschend viel, und dann wieder sehr wenig. Ganz
nach ihrem individuellen Bedarf. Den kleinen Versuchsteilnehmern
tat das Experiment offenbar gut. Denn das Ergebnis war, so die
Ärztin: »Lachende, aktive, glückliche Kinder.« Der »Trick« bei der
appetitgesteuerten Nahrungswahl sei, meinte Davis, dass die Speisen
möglichst unverfälscht dargeboten würden. Die Lebensmittel waren
naturbelassen, teils roh, teils gegart, aber immer ungemischt und
ungewürzt. Bei komplizierteren Nahrungsmitteln oder industriell
verarbeiteten Speisen kann der Appetit hingegen auch »irren«. Das
hat weitreichende Folgen.
Im →Gehirn, im sogenannten limbischen
System, sitzen die Kontrolleure, die darauf achten, dass der Mensch
das Richtige isst, dass er seinen Bedarf an Nährstoffen deckt, dass
er auf das Appetit bekommt, was fehlt: →Äpfel oder Ananas,
Sushi oder Sauerbraten. Im Gehirn ist gespeichert, welcher
Geschmack für welche Nährstoffe steht. Maßgeblich beteiligt sind
die körpereigenen →Hormone und Botenstoffe. Sie können durch
viele Bestandteile der industriellen Nahrung in die Irre geführt
werden: durch die sogenannten →Plastikhormone, die
→Aromen, den Geschmacksverstärker →Glutamat.
Französische Wissenschaftler etwa fanden heraus, dass von einer
Fleischpastete größere Mengen verzehrt
werden, wenn sie Glutamat enthält. Die Versuchspersonen essen
schneller, kauen weniger, machen kürzere Pausen zwischen den
Bissen.
Glutamat hat auch Auswirkungen auf die
Appetithormone, etwa den →Leptin-Wert. Glutamat kann schon
in der Schwangerschaft und während der Entwicklung des Kindes den
→Hypothalamus beeinflussen und den Appetit ansteigen lassen.
Auch der industrielle Fruchtzucker →Fruktose wirkt auf
dieses System, er verändert das Zusammenspiel der Hormone aus der
Appetit-Abteilung. Fruktose lässt →Insulin weniger
ansteigen. Dadurch kommt auch Leptin nicht hervor. Die Folge:
anhaltender Appetit. Vor allem Diätprodukte werden häufig mit
Fruktose gesüßt.
Argon (E 938)
Argon dient als Schutzgas zur
→Konservierung von verpackten Lebensmitteln. Über schädliche
Wirkungen ist bislang nichts bekannt.
Aroma
Aroma ist die Leitsubstanz der Nahrungsindustrie.
Ohne den Geschmack aus dem Labor wären viele Erzeugnisse im
→Supermarkt unverkäuflich. Aroma ist nötig, um geschmacklose
Rohstoffe aufzuwerten, es ist wichtig, um den unangenehmen
Beigeschmack der Lebensmitteltechnik zu übertünchen (ihn zu
→maskieren, wie das in der Fachsprache heißt). Aroma wird
gebraucht, um die Haltbarkeit der Supermarkt-Nahrung zu verlängern
- auch wenn der echte Geschmack längst verflogen ist. Das
»natürliche« Aroma eines Supermarktlebensmittels muss mit dem
echten Geschmack von Erdbeeren, Vanille oder Himbeeren nichts zu
tun haben, es kann etwa aus →Sägespänen hergestellt werden.
Die Auswirkungen auf den menschlichen Körper sind ungeklärt.
Die meisten Aromen gelten als gesundheitlich
unbedenklich. Sie können allerdings zu →Übergewicht führen.
Der →Dickmacher-Effekt hängt damit
zusammen, dass der Körper durch die Geschmacksillusionen in die
Irre geführt wird. Die Aromen mussten niemals ein
Zulassungsverfahren durchlaufen, können nach Belieben eingesetzt
werden. Erst nach jahrzehntelangem Einsatz begannen die Behörden,
mögliche Gesundheitsfolgen zu untersuchen. Die Kontrolle der
Substanzen ist jedoch aufgrund der Unübersichtlichkeit des
Angebotes schwierig, klagen staatliche Lebensmittelprüfer.
In der Europäischen Union werden jährlich 170 000
Tonnen industriell hergestellte Aromen verbraucht. Hinzu kommt der
sogenannte »Geschmacksverstärker« →Glutamat - Verbrauch
europaweit 95 000 Tonnen. Mehr als die Hälfte dessen, was die
Menschen in Deutschland verzehren, ist künstlich aromatisiert. Die
Verzehrmengen in Europa differieren dabei stark: In Italien werden
nur knapp 7500 Tonnen pro Jahr verbraucht, in Deutschland etwa 39
000 Tonnen, in Frankreich 40 000 Tonnen. Spitzenreiter, bezogen auf
die Bevölkerungszahl, sind die Briten und die Holländer.
Die Nahrungsindustrie arbeitet mit zahlreichen
Chemikalien, die Geschmack vortäuschen können: Insgesamt listet das
Aromastoffregister der Europäischen Kommission 2748 verschiedene
Aromastoffe auf, die in Lebensmitteln zur Anwendung kommen. Ob
→Hühnersuppe, Apfelstrudel oder Himbeersorbet - für das
typische Aroma eines Lebensmittels sorgen verschiedenste
Substanzen, die an den Rezeptoren der Nervenzellen tief in der Nase
oder an den Geschmacksrezeptoren der Zunge andocken. Die
sogenannten aromawirksamen chemischen Substanzen sind dabei nur in
kaum messbaren Mengen vorhanden. Das 2-Acetyl-1-Pyrrolin, das für
den Geschmack der Weißbrotkruste verantwortlich ist, wirkt schon in
einer Dosis von 70 Millionstel Gramm pro Kilo. Und Menthenthiol
löst mit nur 0,2 Milliardstel (0,0000000002) Gramm pro Liter den
Geschmackseindruck von frischem Grapefruitsaft aus. Direkte
gesundheitliche Effekte sind daher in den allermeisten Fällen nicht
nachweisbar. Die Problematik liegt eher in dem Täuschungscharakter
der Aromen, die etwas vorspiegeln, was nicht oder kaum vorhanden
ist, etwa Huhn in einer Hühnersuppe
(→Geschmacksfälschung).
Für die Nahrungsindustrie haben die Aromen
zweifellos Vorteile: Die Dinge werden billiger. Ein Kilo
Vanillepulver aus der echten Pflanze kostet etwa 2000 Euro, eine
gleich wirksame Menge synthetischen Vanillegeschmacks nur zehn
Euro. Natürliche Aromen sind Extrakte und Destillate pflanzlichen
oder tierischen Ursprungs, aber auch Geschmacksstoffe, die
mit physikalischen oder mikrobiologischen Methoden aus Stoffen
natürlichen Ursprungs gewonnen worden sind. Die Kennzeichnung als
»natürliches Aroma« bedeutet dabei nicht zwingend, dass der
natürliche Rohstoff des Aromas identisch mit dem Naturprodukt im
Lebensmittel ist. So kann etwa der Ursprung eines Erdbeeraromas
auch im Holz eines Baumes liegen. Bei den sogenannten
→naturidentische Aromen kommen Substanzen zum Einsatz, die
zwar künstlich hergestellt, aber chemisch identisch mit Stoffen
sind, die es auch in der Natur gibt: in einem Misthaufen, einem
Gesteinsbrocken, Pferdehufen. Die vollkommen künstlichen Aromen
haben gar keine Entsprechung in der Natur. Natürliche und
naturidentische Aromastoffe dürfen in Europa ohne Zulassung
eingesetzt werden. Künstliche Aromastoffe unterliegen einer
Zulassungspflicht; sie dürfen nur in bestimmten Lebensmittelgruppen
zur Anwendung kommen, werden aber kaum eingesetzt.
Dass Erdbeeraroma aus Sägespänen als »natürliches«
Aroma bezeichnet werden darf, geht auf eine Bestimmung des
→Codex Alimentarius zurück, des weltweit wichtigsten
Gremiums, das die Regeln für Lebensmittel festlegt. Im Anhang 1 zum
Codex Alimentarius Band XIV heißt es unter der Überschrift
»Allgemeine Anforderungen an natürliche Aromastoffe«: »Natürliche
Aromen oder natürliche Aromastoffe« seien Substanzen, die auf
»physikalischem, mikrobiologischem oder enzymatischem« Wege aus
Materialien »pflanzlichen oder tierischen Ursprungs« gewonnen
werden. Dank solcher Bestimmungen ist es auch möglich, für
Vegetarier eine ganze Reihe von »natürlichen« Geschmacksmischungen
anzubieten, die völlig ohne tierische Zutaten auskommen, gleichwohl
aber das Tier im Namen führen dürfen: »natürliches Aroma Typ
Suppenhuhn« etwa, »natürliches Aroma Typ
gebratenes Huhn« oder, für die Filet-Freunde unter den
Fleischgegnern, »natürliches Aroma Typ Lende«.
In den USA sind die Ursprünge des Geschmacks eher
zu erkennen: Die Bezeichnungen geben dort die Geschmacksquelle
genauer an. WONF-Aromen sind jene, bei denen beispielsweise
Sägespäne zu Erdbeergeschmack werden; WONF heißt: »With other
natural flavours«, mit anderen natürlichen Aromen. FTNF-Aromen
hingegen sind jene, bei denen tatsächlich die Erdbeere für den
Erdbeergeschmack verantwortlich ist und ein Pfirsich fürs
Pfirsicharoma: »From the named fruit«, von der namengebenden
Frucht.
Artgerechte Ernährung
Die Forderung nach artgerechter Ernährung
entstammt dem Tierfutterbereich, weil bei den üblichen
industriellen Fertigfuttermitteln die Bedürfnisse der Hunde,
Katzen, Hamster oder Vögel zu wenig berücksichtigt werden
(→Heimtierfutter). Krankheiten und Verhaltensstörungen sind
die Folge. Auch im Bereich der Nahrung für Menschen stellt sich für
mehr und mehr Experten und auch Betroffene die Frage, ob die
üblichen Nahrungsmittel aus den Food-Fabriken und
→Supermärkten den Bedürfnissen der Spezies Mensch
entsprechen und der menschliche Körper, der seinerseits ja ein
Naturprodukt ist, auf diese mit zahlreichen Chemikalien
durchsetzten Erzeugnisse eigentlich vorbereitet ist. »Are we
designed for what we eat?«, so fragte schon im Jahre 1994 der
Australier Keith Farrer, ein Guru der Lebensmitteltechnologie, im
Fachblatt Food Science and Technology Today: Sind wir
geschaffen für das, was wir essen?
Zahlreiche Krankheiten deuten darauf hin, dass der
menschliche Körper mit diesem mittlerweile dominierenden Angebot
nicht mehr zurechtkommt. So zeigt sich in vielen Weltgegenden, dass
der Übergang von der traditionellen Nahrung zur sogenannten
→Western Diet aus →Fast Food und
→Fertigprodukten aus dem Supermarkt zu zahlreichen
gesundheitlichen Problemen führt. Das →metabolische Syndrom
beispielsweise,
ein Bündel von erhöhten Risiken etwa für die Zuckerkrankheit
→Diabetes und für Herzleiden, wird nachweislich gefördert
durch diese Art von Nahrung. Kritiker führen dies ebenfalls darauf
zurück, dass die Nahrungsproduktion weniger auf die Bedürfnisse der
Menschen als auf die Sachzwänge der Fabriken und Supermärkte
ausgerichtet ist. Vor allem die verschiedenen Maßnahmen für die
Verlängerung der Haltbarkeit, die hohen Anteile von lang haltbaren
Inhaltsstoffen wie etwa →Zucker, aber auch
→Süßstoffen sowie industriell hergestellten Fetten
(→Transfette) fördern dieses Syndrom. →Übergewicht
ist eine weitere Folge.
Tatsächlich wird der menschliche Körper häufig mit
Nahrung konfrontiert, die nicht der Natur entstammt, sondern auf
dem Reißbrett konstruiert wurde, maßgeschneidert für die
industriellen Erfordernisse. Viele →Zusatzstoffe wurden
eigens entwickelt, damit beispielsweise Puddingcreme auch nach
Wochen noch wie frisch angerührt aussieht und die Tiefkühltorte wie
frisch gebacken erscheint - reine →Designer-st offe, die es
in der Natur nirgends gibt. So zum Beispiel die sogenannten
→Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren (E 471, E 472)
und ihre Esterverbindungen. Das sind Stoffe, die aus Speiseölen
chemisch extrahiert und künstlich mit allerlei Säuren verknüpft
werden. Auch ein Stoff namens
→Polyoxyethylen(20)-Sorbitan-Monolaurat (E 432), der die
Schaumbildung beim Abfüllen von Marmelade verhindert, oder
→Calziumferrocyanid (E 538), das Salz rieselfähiger macht,
oder →Butylhydroxyanisol (E 320) zur Konservierung von Chips
und Salzstangen: reine Kunstprodukte. Die Stoffe sind zwar nach
bisheriger Erkenntnis nicht direkt gesundheitsschädlich, aber auch
nicht unbedingt artgerecht.
Ascorbinsäure
Siehe Vitamin C
Ascorbylpalmitat (E 304)
Ascorbate dienen der →Konservierung und
Säuerung von Nahrungsmitteln. Bei den hierfür üblichen Mengen sind
bislang keine schädlichen Wirkungen bekannt geworden. Bei sehr
hohen Dosen, etwa als →Nahrungsergänzungsmittel, kann jedoch
die Bildung von Nierensteinen begünstigt werden. Bei
→Diabetikern kann überdies der →Stoffwechsel gestört
werden, auch wächst das Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Asexualität
Bei vielen Menschen sinkt offenbar die Lust auf
→Sex. Manche leben völlig abstinent - und fühlen sich wohl dabei:
Die Zahl der sogenannten Asexuellen wird auf ein Prozent der
Bevölkerung geschätzt. Die heute 25-Jährigen haben nur noch halb so
oft Sex wie ihre Eltern, oft sogar noch weniger: Vor 30 Jahren
hatten junge Männer noch 18- bis 22-mal Sex im Monat, jetzt seien
es nur noch vier- bis zehnmal. Das ergab eine Studie an der
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf. Über 40 Millionen Amerikaner
leben nach Schätzungen in einer Ehe ohne große sexuelle
Vorkommnisse. Häufig fände gar nichts statt. Nach einer Studie der
Universität von Chicago hatten ein Drittel der Frauen und ein
Viertel der Männer angegeben, im vergangenen Jahr gar keinen Sex
gehabt zu haben. Auch in Sachen Fortpflanzung sind immer mehr Paare
unbefriedigt und klagen über unerfüllten →Kinderwunsch.
Die Ursachen für diese Entwicklung sind unklar.
Eine Rolle spielen möglicherweise die hormonell wirksamen Stoffe in
Nahrung und Umwelt (→Hormonstörer). So können etwa die
→Plastikhormone aus den →Verpackungen der
Nahrungserzeugnisse eine Rolle spielen. Und manche
→Zusatzstoffe können ebenfalls das Spiel der
Geschlechtshormone manipulieren. Schließlich hat sogar das
→Fett in der Nahrung überraschenderweise eine wichtige
Funktion in der Chemie der Fortpflanzung. Die beliebten
→fettarmen Milchprodukte beispielsweise können offenbar die
Fortpflanzung
beeinträchtigen. Auch die industriell erzeugten →Transfette
sowie die sogenannten Metallöstrogene können die Sexualsysteme
stören, etwa das in →Süßigkeiten oft zu findende
→Aluminium.
Aspartam (E 951)
Der →Süßstoff Aspartam (E 951) zählt zu den
umstrittensten →Zusatzstoffen. Er besteht aus Asparaginsäure
und einem Stoff namens →Phenylalanin, zwei auch in der Natur
vorkommenden Aminosäuren. Werden sie verbunden, entsteht ein Stoff,
den es in der Natur nicht gibt, ein synthetisches, künstliches
Produkt. Aspartam steht im Verdacht, bei besonders empfindlichen
Menschen ähnliche Symptome wie beim sogenannten
→Chinarestaurant-Syndrom auszulösen: Kopfschmerzen,
Taubheitsgefühl im Nacken, Gliederschmerzen und Übelkeit. Die
Sicherheitsbedenken gegenüber Aspartam zielen insbesondere auf die
Effekte im →Gehirn. Besonders kritisch sehen unabhängige
Fachleute die Auswirkungen in der Schwangerschaft. Außerdem sei der
künstliche Stoff an der Entstehung bestimmter Krebsformen
beteiligt. Es gibt Studien, die solche Auswirkungen nahelegen und
andere, die dem widersprechen. Im Streit um die Sicherheit stellt
sich indessen die →Deutsche Gesellschaft für Ernährung
(DGE) auf die Seite des Süßstoffs, etwa in →Soft
Drinks: »Speziell bei Erfrischungsgetränken können mit Süßstoff
gesüßte Varianten eine Alternative sein, um hohen Zuckeraufnahmen
über gesüßte Getränke vorzubeugen.«
Aspartam ist einer der erfolgreichsten
Zucker-Ersatzstoffe. Neben →Saccharin und →Cyclamat
zählt er zu den Klassikern der künstlichen Süßung. Aspartam ist in
Europa und den USA der Marktführer unter den Süßstoffen. Weltweit
werden jährlich über 15 000 Tonnen produziert. Zwei Drittel davon
werden allein in den USA in Getränke und Lebensmittel gemischt.
Etwa 3500 Tonnen Aspartam kommen jährlich in der europäischen
Lebensmittelindustrie zum Einsatz. Seine Süßkraft beträgt etwa das
200-Fache des normalen Haushaltszuckers. Produziert wird Aspartam
heute nicht nur synthetisch, sondern auch
biotechnologisch. →Gentechnisch manipulierte
Kleinstlebewesen, wie etwa die normalerweise im Darm tätige Bazille
Escherichia coli, produzieren die Grundstoffe Asparaginsäure und
Phenylalanin.
Eine ernste Gesundheitsgefahr stellt Aspartam für
Menschen mit der seltenen Krankheit Phenolketonurie dar. Bei diesen
Patienten kann das in Aspartam enthaltene Phenylalanin nicht
abgebaut werden und in der Folge unter anderem schwere Hirn- und
Nervenschäden verursachen. Deshalb muss auf dem Etikett der Satz
stehen: »enthält eine Phenylalaninquelle«. Zwar verweisen die
Herstellerfirmen regelmäßig auf die Zulassungen in zahlreichen
Ländern und die Studien, die die Unbedenklichkeit der Chemikalie
attestieren; unabhängige Wissenschaftler fordern aufgrund der
möglichen gesundheitlichen Risiken jedoch, den Zusatzstoff vom
Markt zu nehmen. Die Behörden halten die Sicherheitsbedenken für
nicht ausreichend, um ein Verbot zu rechtfertigen.
Im Juni 2005 veröffentlichten Krebsforscher der
renommierten Ramazzini-Stiftung im italienischen Bologna eine
besorgniserregende Studie zu Aspartam. Das Ergebnis: Insbesondere
die weiblichen Ratten der Studie erkrankten an Leukämie, Lymph- und
Blasenkrebs. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit
(→EFSA) und die US-Behörde FDA sahen indessen keinen Grund,
die Zulassung zurückzunehmen.
Aspartat, das im Körper aus Aspartam gebildet wird,
kann wie →Glutamat ab einer bestimmten Dosis den
Gehirnzellen schaden. Es gilt daher wie Glutamat als Risikofaktor
für neurodegenerative Erkrankungen, neben →Alzheimer auch
→Parkinson, Multiple Sklerose, auch →Depressionen und
epileptische Anfälle. Aspartat blockiert auch den Eintritt von
Glukose ins Gehirn - und damit den wichtigsten Energieträger für
die Hirntätigkeit. Zudem kann Aspartam dazu führen, dass
→Aluminium ins Gehirn transportiert wird.
Besonders prekär sind die akuten Aspartamfolgen für
Piloten. Aus diesem Grund wiesen zahlreiche Fluglinien und
Luftfahrtmagazine auf die Aspartam-Folgen hin: Das amerikanische
Air-Force-Magazin Flying Safety, das Marinemagazin Navy
Physiology, das Aviation Medical
Bulletin und viele andere warnten vor Schwindel und
epileptischen Anfällen. Eine Piloten-Hotline wurde eingerichtet,
600 Flugzeuglenker berichteten über Symptome einschließlich
Anfällen im Cockpit.
»Um auf der sicheren Seite zu sein, geben Sie Ihren
Kindern kein Aspartam«, raten die US-Wissenschaftler des
unabhängigen Center for Science in the Public Interest (CSPI). Bei
Kindern ist Aspartam nach Ansicht von Kritikern problematisch, weil
bei ihnen die Blut-Hirn-Schranke noch nicht voll ausgebildet ist.
Schädliche Substanzen können daher leichter eindringen als bei
Erwachsenen. Und den Süßstoff nehmen gerade Kinder häufig zu sich,
etwa in →Süßigkeiten oder Kaugummis, weil Eltern sich um die
Zähne der Kleinen sorgen. Weitgehend ungeklärt, sagt der
US-Pädiater Louis J. Elsas, seien die Effekte auf die Babys, die
schon im Mutterleib geschädigt werden könnten: »Niemand weiß, ab
welcher Konzentration Hirnschäden beim Fötus auftreten können.«
Nach seinen Berechnungen kann eine Frau, die regelmäßig
Light-Getränke oder Süßstoffe zu sich nimmt, ihre
Phenylalaninkonzentration im Blut von normalerweise 50 auf 150
Mikromol erhöhen. In der Plazenta verdoppelt sich die Konzentration
noch einmal, und das Gehirn des Fötus wird es noch einmal um das
Doppelte bis Vierfache anreichern - auf bis zu 1200 Mikromol also.
»Diese Konzentration tötet Nervenzellen«, sagt Elsas, jedenfalls
bei Laborversuchen. Die Autoren des amerikanischen
Verbraucherschutz-Bestsellers »Safe Food« empfahlen daher
vorsichtshalber: »Vermeiden Sie Aspartam, wenn Sie schwanger sind,
an PKU leiden oder glauben, dass Sie schon einmal Nebenwirkungen
davon beobachten konnten.«
Selbst bei Erwachsenen hatte sich in Einzelfällen
eine verlangsamte Hirntätigkeit gezeigt, ablesbar an den
Gehirnströmen auf dem Elektroenzephalogramm (EEG); außerdem hatten
die Versuchspersonen länger für kognitive Tests gebraucht. Auf
solche »potenziell nachteiligen Effekte für die Gehirnfunktion der
Erwachsenen« durch Phenylalanin hatte selbst der Wissenschaftliche
Lebensmittelausschuss der Europäischen Union hingewiesen - der
Zulassung aber dennoch zugestimmt,
weil bei normaler Aufnahme »kein signifikantes Risiko« eines
neurotoxischen Effektes bestehe.
Die Skepsis der Kritiker wurde bestärkt durch
zahlreiche Ungereimtheiten im Vorfeld der Zulassung des Süßstoffes
durch die amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde US
Food and Drug Administration. Eine Task Force der Behörde
publizierte ihre diesbezüglichen Erkenntnisse im sogenannten
→Bressler-Report, benannt nach ihrem Leiter Jerome Bressler.
Der britische Forscher Erik Millstone konstatierte nach der Lektüre
der amtlichen Akten: »Labortests wurden gefälscht, und Gefahren
wurden verheimlicht.« Und: »Falsche und irreführende Statements
wurden an die FDA übermittelt.« Der amerikanische Aspartam-Kritiker
Mark D. Gold meint: »Wie Aspartam zugelassen wurde, ist ein
Lehrstück darüber, wie Chemie- und Pharmakonzerne die
Regierungsbehörden manipulieren, Organisationen beeinflussen und
die wissenschaftliche Welt mit falschen Studien überschwemmen.«
Jacqueline Verrett, Wissenschaftlerin im FDA Bureau of Food, sagte
vor dem US-Kongress, die Experimente der Herstellerfirma seien ein
»Desaster« gewesen.
Die Aspartam-Hersteller gingen gegen skeptische
Äußerungen zuweilen auch mit rechtlichen Mitteln vor, etwa gegen
den Kieler Toxikologen Hermann →Kruse, der im Fernsehen über
Gesundheitsbedenken berichtet hatte. Das Gericht urteilte, dass
Kritik an dem künstlichen Süßstoff erlaubt sein müsse, zumal es
sozusagen ein wissenschaftliches Patt gebe: Zum Zeitpunkt des
Urteils kamen von 166 Studien genau 83 zu eher skeptischen
Schlüssen.
Aspartam-Acesulfam-Salz (E 962)
Aspartam-Acesulfam-Salz ist eine Kombination der
Süßstoffe E 951 und E 950. Von →Acesulfam (E 950) sind
bislang keine schädlichen Wirkungen bekannt. →Aspartam (E 951)
hingegen steht im Verdacht, bei zahlreichen Gesundheitsstörungen
eine Rolle zu spielen, was die Hersteller indessen
bestreiten.
Aspergillus niger
Aspergillus niger ist ein Schimmelpilz, der von
der Nahrungsindustrie zu vielerlei Zwecken eingesetzt wird, unter
anderem bei der Produktion von →Enzymen sowie
→Zitronensäure für →Soft Drinks und
→Fertiggerichte. Der Pilz kommt auch in der Natur vor, und
mancherorts im heimischen Badezimmer, wo er für hässliche schwarze
Flecken auf den Fliesen sorgt.
Dank der Mitwirkung des Schimmelpilzes konnte die
Zitronensäureproduktion exorbitant gesteigert werden. Dadurch
nehmen auch die Risiken durch die eigentlich harmlose Säure
erheblich zu. Der österreichisch-schweizerische Konzern
Jungbunzlauer etwa produziert allein in einer Fabrik nördlich von
Wien mithilfe des Schimmelpilzes 120 000 Tonnen Zitronensäure pro
Jahr, hinzu kommen, als Nebenprodukt, 120 000 Tonnen Gips. Der wird
nach Firmenangaben unter anderem zu Gipskartonplatten für die
Bauindustrie verarbeitet.
Aspergillus niger wirkt auch mit bei der Produktion
von Enzymen, etwa für die →Weinherstellung: Das Enzym
»Novoferm« etwa, gewonnen aus dem Schimmelpilz, dient unter anderem
zur Geschmacksverbesserung bei Gewürztraminern, Chardonnay,
Sylvaner, Müller-Thurgau, Muskateller und Sauvignon Blanc. Auch der
Chemiegigant BASF lässt Apergillus niger für sich arbeiten, unter
anderem bei der Produktion von Zusätzen fürs Tierfutter. Für die
vielen Einsatzbereiche ist der Schimmelpilz keineswegs von Natur
aus begabt. Mitunter sind einige, auch →gentechnische,
Manipulationen nötig. BASF setzt beispielsweise einen optimierten
Gen-Schimmel namens »Aspergillus niger CBS 101.672« (NPH54) ein; er
produziert einen Stoff namens »3-phytase«, ein Enzym, das Phosphor
aus der Schweine- und Geflügelnahrung herauslösen soll. So ein
Enzym habe, wie BASF in einem Prospekt schreibt, »eine ganze Reihe
von Vorteilen« für die Geflügelproduzenten und die
Mischfutterindustrie: Es erlaube etwa, dass »preiswerteres Getreide
in höherem Umfang eingesetzt werden«
kann, weil auch aus minderwertigem Futter mehr Nährstoffe
herausgelöst werden können.
Azofarbstoffe
Azofarbstoffe zählen zu den umstrittensten
Nahrungszusätzen. Sie können unter anderem bei Kindern
Hyperaktivität und Lernstörungen fördern (→ADHS).
Verbraucherverbände fordern seit Langem ein Verbot der bunten
Zusätze, doch die europäische Lebensmittelbehörde →EFSA hält
trotz zahlreicher Studien die Farben für nicht giftig genug.
Forscher der Universität Southampton fanden bei Kindern einen
möglichen Zusammenhang zwischen Azofarben und Hyperaktivität,
Aggressivität oder Konzentrationsschwierigkeiten (→Southampton
Six). Die Europäische Union beschloss, dass Hersteller
→Warnhinweise auf den Lebensmitteletiketten anbringen
müssen: Der enthaltene Farbstoff »kann Aktivität und Aufmerksamkeit
von Kindern beeinflussen«.
Über 2000 Azofarbstoffe gibt es, elf sind für
Nahrungsmittel zugelassen. Sie sind sehr weit verbreitet - gerade
in Bonbons und anderen →Süßigkeiten für Kinder, die schön
bunt sein sollen. Man findet sie auch in Obstkonserven, Limonaden,
Pudding, Speiseeis, Likören, Margarine, →Käse und
Fischerzeugnissen. Folgende Azofarben sind für Lebensmittel
zugelassen:
→Allurarot AC (E 129)
→Amaranth (E 123)
→Azorubin (E 122)
→Braun FK (E 154)
→Braun HT (E 155)
→Brillantschwarz BN (E 151)
→Cochenillerot A (E 124)
→Gelborange-S (E 110)
→Rot 2G (E 128)
→Litholrubin PK (E 180)
→Tartrazin (E 102)
Bei der Produktion von Azofarbstoffen wird aus
Steinkohleteer, einer schwarzen, zähen Masse, zunächst Anilin
gewonnen, eine übel riechende, giftige Substanz. Auf diesem
Grundstoff basiert die Farbenindustrie; er steht noch heute beim
Ludwigshafener Chemie-Multi BASF im Firmennamen (»Badische Anilin
und Soda Fabrik«). Die Entdeckung der Azofarben ist einem puren
Zufall zu verdanken. Der englische Chemiker William Henry Perkin
(1838-1907) unternahm 1856 Versuche mit Anilin, um ein Verfahren
zur künstlichen Synthese von Chinin zu finden. Es war zur Blütezeit
des Kolonialismus sehr begehrt, diente etwa dazu, die Malaria zu
behandeln, die den Soldaten, Plantagenarbeitern und Militärs in den
Kolonien das Leben schwer machte, und findet sich heute auch als
Bitterstoff in Bitter-Lemon-Getränken wie Schweppes. Der Chemiker
hätte den Bitterstoff, der natürlich in der Rinde des
Chinarindenbaumes vorkommt, gern chemisch nachgebildet. Doch
plötzlich leuchtete es in seinen Reaktionsschalen intensiv violett:
Ein Farbstoff war entstanden. Perkin fand, er sehe Malvenblüten
ähnlich, und taufte ihn »Mauvein«. Der Farbstoff eignete sich
hervorragend zur purpurroten Färbung von Seide. Und weil die
Kunstfarbe sehr beständig und lichtecht war, erfreute sich Mauvein
bald großer Beliebtheit. Mauvein war der erste Azofarbstoff, und
viele weitere sollten noch folgen. Zugelassen wurden diese Stoffe
erst viel später, als sie längst in Gebrauch waren.
Gesundheitsgefahren wurden auch erst viel später entdeckt, etwa bei
der Farbe →Buttergelb, die dann wegen möglichen Krebsrisikos
verboten wurde. Azofarbstoffe lassen sich heute auch aus Erdöl oder
Erdgas gewinnen.
Azorubin (E 122)
Azorubin ist ein roter Lebensmittelfarbstoff, der
zu den sogenannten →Azofarbstoffen gehört. E 122 kann in sehr
seltenen Fällen bei empfindlichen Menschen →allergische
Hautreaktionen und asthmaähnliche Anfälle auslösen. Der Farbstoff
kann auch →Aluminium enthalten, das im Verdacht steht,
Demenzerkrankungen, wie →Alzheimer und die
→Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen.
Babygläschen
Die Mehrzahl aller Kinder wird am Anfang ihres
Lebens mit Babygläschen ernährt. Sie sind bequem und sicher und
natürlich, dank Sterilisierung, hygienisch einwandfrei. Sie sind
indessen von geringerem Nährwert, zudem kann die Keimfreiheit die
angemessene Ausbildung des kindlichen Immunsystems gefährden.
Sterile Nahrung wie die Babygläschen kann daher ein Risikofaktor
für →Allergie-Entwicklung sein. Ein weiteres Problem wurde
in den Deckeln der Gläschen entdeckt: Hormonwirksame Substanzen,
→Plastikhormone, die aus den Kunststoffen im Deckel
austreten und in die Nahrung übergehen können. Diese sogenannten
»Weichmacher« enthalten häufig Chemikalien, die im Körper wie
Botenstoffe wirken und die körpereigenen Regelkreisläufe stören
können. Das kann die Geschlechtsentwicklung beeinflussen, aber auch
zu →Übergewicht führen.
Drei Viertel aller Eltern füttern ihren Nachwuchs
nach einem halben Jahr mit den industriellen Babygläschen, nach
neun Monaten sind es 90 Prozent. Es gibt mehr als 500 solcher
Beikostprodukte, davon allein etwa hundert herzhafte Breie mit
Gemüse, →Kartoffeln, Nudeln oder Reis und Fleisch, Geflügel
oder Fisch, die dem Baby als erste Mahlzeit angeboten werden. Neben
dem problemlosen Einkauf und der guten Lagerhaltung sind die
Nitrat- und Schadstoffkontrollen Argumente für die Gläschenkost.
Inzwischen verwenden fast alle Firmen
Rohstoffe aus kontrolliert ökologischem Anbau (kbA) oder aus
kontrolliertem Vertragsanbau (→kontrollierte
Produktion).
Nachteilig ist hingegen, dass es sich bei der
Gläschenkost um Konserven handelt. Damit die Produkte drei Jahre
haltbar sind, werden die Gläschen nach der Zubereitung
sterilisiert, also bis zu 45 Minuten bei 120 Grad erhitzt. Dabei
sind die Verluste an →Vitamin C doppelt so hoch wie bei
selbst gekochtem, schonend zubereitetem Brei. Auch die Mengen an
→Vitamin B 1 sind deutlich geringer. Die Vitamine
werden bei einigen Gläschensorten, wie etwa Obstbreien, wieder
zugesetzt, bei anderen, etwa Gläschen mit Fleisch, hingegen nicht.
Seit dem 1. Juli 1999 müssen in der Europäischen Union bei vielen
Getreidebreien, Frucht- und Gemüsesäften für Babys und Kleinkinder
künstliche Vitamine zugesetzt werden. Denn die seither geltenden
Mindestvitamingehalte sind so hoch, dass sie auf natürlichem Weg
gar nicht mehr erreicht werden können. Weil auch der Fleischanteil
in diesen Gläschen sehr gering ist, werden die Kinder oft nicht
satt, es fehlt an lebenswichtigen Nährstoffen wie etwa
→Eisen. Ein weiterer Nachteil der Gläschen ist nach Ansicht
von Fachleuten, dass Breie für ältere Kinder weitgehend verkocht
sind und zu wenig stückige, bissfeste Zutaten enthalten. Sie werden
einfach heruntergeschluckt statt gekaut.
Die biologische Anbauweise ist eigentlich eine
Garantie für Schadstofffreiheit. Weil aber die Gläschenproduzenten
rund ums Jahr große Mengen herstellen, müssen sie die Rohstoffe zum
Teil aus weit entfernten Regionen heranschaffen. Dabei können
offenbar die Kontrollen nicht immer so streng und eng sein wie
eigentlich nötig. So kommen immer wieder Verstöße etwa gegen
Bio-Regularien vor, werden Pflanzenschutzgifte auch in Bio-Gläschen
gefunden. Auch Plastikhormone wurden schon gefunden, bei bis zu 80
Prozent der untersuchten Gläschen. Die Stiftung Warentest spürte im
Jahr 2005 hormonell wirksame Chemikalien etwa in »Hipp Mais mit
Kartoffelpüree und Biopute« auf. »Bebivita Gemüse mit Hühnchen und
Reis« war »deutlich« belastet. Geringe Mengen fanden sich auch in
anderen Gläschen, von Alnatura zum Beispiel. Sie stammten aus den
Deckeln
der Gläschen, aus deren Plastikbeschichtung. Schon ein Jahr zuvor
waren Forscher der Universität Würzburg auf solche
Hormonchemikalien in Babynahrung und Fruchtsäften gestoßen.
Mitunter findet sich in den Gläschen auch das
→Botulismustoxin, eines der schlimmsten Gifte, das die
Menschheit kennt, produziert von einem Bakterium namens Clostridium
Botulinum. Der sogenannte →Säuglingsbotulismus, Folge dieser
Vergiftung, wird von Medizinern als oft nicht erkannte Ursache für
den plötzlichen Kindstod betrachtet.
Babymilch
Siehe Kindermilch, Säuglingsnahrung
Babynahrung
Siehe Babygläschen, Kindermilch,
Säuglingsnahrung
Bäckerasthma
Bäckerasthma gilt gemeinhin als Folge der
anhaltenden Inhalation von Mehlstaub. Wissenschaftliche
Untersuchungen haben indessen ergeben, dass es sich eher um eine
→Allergie auf die Zutaten in den sogenannten
→Backmitteln handelt. Schon 1993 fanden Wissenschaftler vom
Berufsgenossenschaftlichen Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin an
der Ruhr-Universität Bochum heraus, dass Bäcker, die vermeintlich
an einer Mehlallergie litten, mitunter gar nicht aufs Mehl
allergisch reagierten, sondern auf ein →Enzym, die
Alpha-→Amylase, die aus dem Schimmelpilz Aspergillus
oryzae gewonnen wird. Zahlreiche weitere Studien zeigten, dass die
allergene Wirkung auch nach dem Backen noch feststellbar war, was
den Verdacht nahelegte, dass etwa der Verzehr von Aufbackbrötchen
ein Allergierisiko darstellte. Tatsächlich verlief die Zunahme des
Bäckerasthmas parallel zu den Erfolgskurven der Backmittel, die
häufig Enzyme enthalten.
Backmittel
Mithilfe von Backmitteln können →Brot und
Brötchen, auch Kleingebäcke stets gleichmäßig und voluminös aus dem
Ofen kommen, unabhängig von Wetter, Tagesform und Kompetenz des
Backenden. Die Backmittel sorgen dafür, dass die Kruste schön braun
wird, dass die Brötchen größer erscheinen und stets gleich
gelingen. Sie sind allgegenwärtig; von jenen über 84 Kilo
Backwaren, die der Bundesbürger pro Kopf im Jahr zu sich nimmt,
sind mittlerweile zwei Kilogramm Backmittel.
Zu den Hilfsmitteln für Bäcker zählen neben E 163
(→Anthocyane) und E 170 (→Calciumcarbonat) diverse
→Emulgatoren und Stabilisatoren, darunter
→Designerstoffe wie die beinahe allgegenwärtigen
»veresterten« →Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren (E
471, E 472), oder →Zitronensäure (E 330), die sich häufig im
Brot findet. Besonders in Verruf geraten ist eine Zutat namens
→Cystein (E 920). Das sei, so ein Backzutaten-Brevier, »ein
ganz natürlicher Stoff«, der »in relativ hohen Konzentrationen im
menschlichen Körper« vorkomme, »zum Beispiel in den Haaren, in den
Finger- und Fußnägeln und im Blut«.
Die →Enzyme sind die neuen Helfer mit
Vielfachbegabung. Beim Backwerk haben sie eine Fülle von Aufgaben.
Die sogenannten Proteinasen beispielsweise verbessern die »Porung«
und die Bruchfestigkeit der Kruste. Die Alpha-→Amylase macht
die Brotkrume elastischer, verbessert Farbe und Aroma der
Maschinen-Erzeugnisse und erhöht zudem das Volumen: Das Backwerk
wird schön luftig und erscheint größer. Die Schattenseite: Diese
Enzyme führen zu →Allergien (→Bäcker-asthma).
Auch die kleinen Bäcker greifen zu den Zutaten aus
dem Labor. Nach Einschätzung des Bundesgesundheitsministeriums gibt
es in ganz Deutschland kaum noch einen Bäcker, der bei den Brötchen
ohne Backmittel arbeitet. Auch Öko-Bäcker nehmen gern Zusätze, die
die Arbeit erleichtern, etwa ein Backmittel namens »Ökoback Plus«,
das laut Prospekt wertvolles »Öko-Lecithin« enthält, welches
»aus biologischem Sojaöl rein physikalisch gewonnen« wird. Auch
die Firma MH Bioback, mit →»Naturland«-Siegel,
preist ihr Backmittel »Bioback Plus« an, denn es erhöhe die
»Maschinenfreundlichkeit«. Vorteil: »Die Teige werden wolliger,
dadurch laufen sie auf Anlagen besser.« Soja-Lecithin birgt nach
Ansicht der Öko-Puristen die Gefahr, dass es der →Gentechnik
zum Erfolg verhilft, weil ökologisch angebautes →Soja zur
→Lecithin-Gewinnung zusehends knapp wird.
Da die Verbraucher gern Brot und Brötchen aus
natürlichen Rohstoffen hätten, werden die Backmittel eher
verheimlicht. So verkündete etwa der McDonald’s-Konzern in einer
Anzeige: »Die HamburgerBrötchen werden aus nichts anderem als
Weizen, Hefe, Wasser und einer Spur Salz und Zucker gebacken.« Auf
dem Sack, in dem bei McDonald’s laut Aufdruck die »HAMBURGER
BRÖTCHEN GEFROREN« angeliefert werden, waren jedoch einige Zutaten
mehr angegeben: »WEIZENMEHL, WASSER, INVERTZUCKERSIRUP,
FLÜSSIGBACKHEFE, PFLANZLICHES ÖL, SALZ, EMULGATOREN E 472E, E 471,
DEXTROSE, SOJAMEHL«. Die Verbraucherorganisation Foodwatch, auf den
Fall aufmerksam gemacht, protestierte öffentlich gegen McDonald’s -
und der Konzern zog daraufhin seine Anzeigenkampagne zurück. Es
läge ihnen »absolut fern, den Verbraucher zu täuschen«, beteuerte
eine Konzernsprecherin.
Beetenrot, Betanin (E 162)
Beetenrot ist ein roter →Farbstoff, der aus Roten
Beten gewonnen wird. Über schädliche Nebenwirkungen ist bislang
nichts bekannt. Der Farbstoff kann auch →Aluminium
enthalten, das im Verdacht steht, Demenzerkrankungen im
→Gehirn, wie die →Alzheimer- und
→Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen (→Kinderwunsch).
Belgien
Belgien spielt bei Unregelmäßigkeiten und
Skandalen im Nahrungs-business auffällig häufig eine besondere
Rolle. Als ein kleines Land wäre es nicht weiter von Bedeutung,
doch es ist, nach Meinung Kundiger, ein Modell für Europa, zudem
ist die belgische Hauptstadt Brüssel sozusagen Europas Hauptstadt.
»Belgien ist im expliziten Sinne beispielhaft für das, was sich in
den Nachbarländern unter der Oberfläche abspielt«, meint die
belgische Wissenschaftlerin Isabelle Stengers, die sich als
Chaosforscherin einen Namen gemacht hat. Belgien steht häufig im
Zentrum von Skandalen; oft treten Verbindungen zwischen kriminellen
und staatlichen Kreisen zutage.
Wie die Verbindungslinien aus dem belgischen Sumpf
bis in deutsche →Supermärkte verlaufen, zeigte sich während
der →BSE-Krise in den Neunzigerjahren des vorigen
Jahrhunderts, als in Großbritannien Hunderttausende von Rindern und
Kälbern geschlachtet und eingelagert und verbrannt werden mussten,
um die Bevölkerung Europas vor der lebensgefährlichen
Creutzfeld-Jakob-Krankheit zu schützen. Merkwürdigerweise fanden
sich dennoch immer wieder Partien von BSE-verdächtigem Fleisch aus
Großbritannien auf dem Kontinent, auch in Deutschland. Eine Partie
von 40 Tonnen »schieren Rindfleisches«, von der heute zum
Heristo-Konzern gehörenden westfälischen Firma Stockmeyer über
einen Fleischmakler bestellt und in Belgien besorgt bei der Firma
Dierickx N.V., entpuppte sich als BSE-VERDÄCHTIGES Schmuggelfleisch
aus Großbritannien. Stockmeyer wiederum beliefert deutsche
Supermärkte wie Edeka und Kaufhof, Metro und die Kaufhalle,
Tengelmann und Rewe.
Das kleine Land Belgien ist offenbar auch so etwas
wie ein europäisches →Hormon-Kompetenzzentrum. Die
sogenannte →Hormonmafia mit Tätigkeitsschwerpunkt in Belgien
und besten internationalen Verbindungen machte Ende des 20.
Jahrhunderts höchst reizvolle Profite. Wenn ihnen jemand in die
Quere kommt, können die Leute von der Hormonmafia auch schon mal
rabiat werden; der Amtstierarzt Karel van
→Noppen, der im Auftrag der Regierung die Verflechtungen
der belgischen Fleischwirtschaft untersuchte, wurde 1995 sogar
ermordet. Im Jahre 2004 wurden in Belgien 71 Personen wegen des
Verkaufs oder Gebrauchs illegaler Hormone rechtskräftig verurteilt.
Noch 2006 setzte einer von zehn Viehzüchtern verbotene
Wachstumshormone ein.
Für belgische Skandale wird auch ganz Europa in
Haftung genommen. Beim Dioxin-Skandal von 1999 stoppte die
US-Regierung den Verkauf von Geflügel- und Schweinefleischprodukten
aus der Europäischen Union. Beim Dioxin-Skandal 2006 wurden nicht
nur ein paar Hundert landwirtschaftliche Betriebe in Belgien
vorübergehend gesperrt, sondern auch 275 Farmen in den Niederlanden
und ein halbes Dutzend in Deutschland. Taiwan und Südkorea stoppten
Schweinefleischlieferungen aus Belgien; China hingegen bezog auch
gleich Deutschland mit ein. Der Schaden ging in die
Millionen.
Bentonit (E 558)
Bentonit ist ein Trennmittel, das aus vulkanischem
Tongestein gewonnen wird. Über schädliche Wirkungen als
→Zusatzstoff in Nahrungsmitteln ist bislang nichts bekannt.
Benzoesäure (E 210)
Benzoesäure dient zur →Konservierung von
Lebensmitteln. Sie kann in sehr seltenen Fällen →allergische
Reaktionen auslösen. Für Katzen ist der Stoff extrem giftig.
Benzylalkohol (E 1519)
Benzylalkohol wird als →Aromastoff
eingesetzt. Über schädliche Wirkungen bei dieser Anwendungsform ist
bislang nichts bekannt.
Bernsteinsäure (E 363)
Bernsteinsäure wird als Säuerungsmittel und zur
Geschmacksverstärkung von Nahrungsmitteln verwendet. Über
schädliche Nebenwirkungen bei dieser Anwendungsform ist bislang
nichts bekannt.
Bestechung
Siehe Korruption
Bestrahlung
Weltweit werden immer mehr Lebensmittel radioaktiv
bestrahlt. Damit soll die Haltbarkeit der Produkte erhöht werden.
Die Bestrahlung gilt als unbedenklich. Der →Codex
Alimentarius sieht keine gesundheitlichen Risiken und hat die
Bestrahlung vorbehaltlos als Behandlungsmethode für Lebensmittel
anerkannt. In Zeiten des freien Welthandels darf daher kein
Mitgliedsland der Welthandelsorganisation (WTO) den Import
bestrahlter Lebensmittel ablehnen. Die amerikanische
Lebensmittelbehörde US Food and Drug Administration (FDA) hat 2009
ihre Auffassung bekräftigt, dass die Bestrahlung von Lebensmitteln
gesundheitlich unbedenklich sei. Auch in der EU sehen die
zuständigen Behörden keine Bedenken gegen eine Bestrahlung in der
zugelassenen Dosis.
Die möglichen Auswirkungen von bestrahlten
Lebensmitteln auf die menschliche Gesundheit werden in der
Öffentlichkeit indes nach wie vor kontrovers diskutiert. Kritiker
bemängeln, dass Nahrungsmittel frisch erscheinen, obwohl sie es
nicht sind: Der Verbraucher kann Frische und Beschaffenheit nicht
mehr am Äußeren erkennen. Zudem könnten bei Fleisch sogenannte
→Transfettsäuren entstehen, die das Risiko für
Herzkrankheiten und →Übergewicht erhöhen. Eine
Expertengruppe kam im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
bereits 1980 zu dem noch heute geltenden Ergebnis, dass mindestens
bis zu einer Dosis von 10 kGy keine Bedenken bezüglich
Toxikologie, Mikrobiologie und Nährwert bestehen. Dies gilt
prinzipiell auch bei höheren Dosiswerten, bei denen allerdings die
Gefahr besteht, dass Geschmack, Geruch und Konsistenz
beeinträchtigt werden.
Die Weltgesundheitsorganisation sieht die
Bestrahlung vornehmlich als Möglichkeit, das Nahrungsmittelangebot
in den Entwicklungsländern zu verbessern, wo oft Knappheit
entsteht, weil die Vorräte verderben. Bei der Bestrahlung werden
durch kurzwellige Gamma-, Röntgen- oder Elektronenstrahlen die
verderbnisauslösenden und krankheitserregenden Mikroorganismen
abgetötet. Auch das Austreiben von →Kartoffeln und Zwiebeln
lässt sich durch eine solche Behandlung verhindern. Weil sich die
Lebensmittel dabei nur wenig erwärmen, können auch
hitzeempfindliche oder tiefgefrorene Produkte mittels Bestrahlung
haltbar gemacht werden. Die Qualität und Beschaffenheit der
Lebensmittel wird dabei nach Expertenansicht kaum verändert.
Allerdings können Vitaminverluste eintreten, sodass auch frisches
Obst und Gemüse sich dann der Dosenqualität annähert. Bei Erdbeeren
werden je nach Strahlendosis bis zu 20 Prozent des
→Vitamin-C-Gehalts zerstört, bei Kartoffeln bis zu 40
Prozent, bei Weintrauben bis zu 60 Prozent.
Bestrahlt wird legal und illegal. Nach einem
Bericht der EU-Kommission aus dem Jahr 2007 haben zehn europäische
Staaten Bestrahlungsanlagen zugelassen: Frankreich, Deutschland,
Spanien, die Niederlande, Polen, Großbritannien, Belgien,
Tschechien, Ungarn und Italien. Nach einer EU-Untersuchung von 2005
in 17 Mitgliedsstaaten waren von 7011 überprüften Produktproben
vier Prozent illegal bestrahlt oder unzureichend gekennzeichnet.
Weltweit sollen jährlich 200 000 bis 400 000 Tonnen Lebensmittel
bestrahlt werden - die Hälfte davon Gewürze.
Beta-Apo-8’-Carotinal (E 160e)
Beta-Apo-8’-Carotinal ist ein gelb-orangener
→Farbstoff. Er gilt grundsätzlich als gesund, kann aber in
großen Mengen bei starken Rauchern möglicherweise die Entstehung
von Krebs fördern. Der Farbstoff kann auch →Aluminium
enthalten, das im Verdacht steht, Demenzerkrankungen im
→Gehirn, wie die →Alzheimer- und
→Parkinsonkrankheit, zu fördern. Es gibt zahlreiche Hinweise
darauf, dass Aluminium zudem die Fortpflanzungsfähigkeit
beeinträchtigt (→Kinderwunsch).
Beta-Apo-8’-Carotinsäure-Ethylester (E 160f)
Der gelb-orangene →Farbstoff
Beta-Apo-8’-Carotinsäureester gilt grundsätzlich als unbedenklich.
Er kann aber →Aluminium enthalten, das im Verdacht steht,
Demenzerkrankungen im →Gehirn, wie die →Alzheimer-
und →Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Beta-Carotin
Beta-Carotin ist ein Nahrungsbestandteil und gilt
als sogenanntes Provitamin, es kann also vom menschlichen
Organismus in →Vitamin A umgewandelt werden. Es wird auch
als →Nahrungsergänzungsmittel verkauft und als
Lebensmittel-→Zusatzstoff eingesetzt. Es gilt eigentlich als
gesund, kann aber bei starken Rauchern und Menschen mit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Risiko für Lungenkrebs und
Herzinfarkt erhöhen. Auch die Entstehung von →Darmkrebs kann
begünstigt werden.
Im Jahr 2000 wurde in der Europäischen Union die
empfohlene maximale tägliche Aufnahme für Beta-Carotin von 5
Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht auf 1-2 Milligramm gesenkt.
Wer regelmäßig größere Mengen zu sich nimmt, zum Beispiel ein bis
zwei Liter mit Beta-Carotin angereicherte →Multivitaminsäfte
trinkt, erreicht schnell 20 Milligramm am Tag und damit die
riskante Dosis. Bei hohen Dosen
kann sich bei kleinen Kindern die Haut gelb verfärben. Der Effekt
tritt allerdings auch bei natürlicher Zufuhr von →Carotin
(E 160a) auf (etwa den sogenannten »Karottenbabys«).
Beta-Carotin gilt als sogenannter »Radikalefänger«
und Krebshemmer und zudem als natürlicher Lichtschutz für die Haut.
Darüber hinaus stärkt es die Immunabwehr und schützt die Augen vor
der Makuladegeneration, einer altersbedingten Sehstörung. Es ist
auch für Experten schwer zu sagen, wie hoch der Bedarf an
Beta-Carotin wirklich ist. Die meisten Empfehlungen liegen bei 2
Milligramm pro Tag, doch die wissenschaftliche Datenlage dazu ist
eher dünn. Die geringste Krebssterblichkeit zeigen Menschen mit
einem Verzehr von 2 bis 4 Milligramm Beta-Carotin am Tag. Auf diese
Mengen kommt man bereits durch 50 bis 100 Gramm Feldsalat.
Normalerweise führen Überdosierungen an
Beta-Carotin (ab 30 Milligramm) allenfalls zu einer gelben
Hautverfärbung. Neuere Studien weisen aber auch darauf hin, dass
die längerfristige Einnahme von täglich 20 Milligramm Beta-Carotin
bei Rauchern das Krebsrisiko erhöht. Allerdings wurde dieses
Phänomen nur bei Präparaten beobachtet, nicht aber bei natürlichen
Lebensmitteln mit hohem Beta-Carotin-Gehalt. Natürliche
Beta-Carotin-Quellen (Angaben in Milligramm auf 100 Gramm
Nahrungsmittel):
Palmöl 21,3
Möhre 7,8
Grünkohl 5,2
Tomaten 5,0
→Spinat 4,7
Honigmelone 4,7
Feldsalat 3,9
Chicoree 3,4
Kürbis 3,1
Paprika, rot 2,7
Kaki 1,6
Aprikose 1,5
Mango 1,2
Guave 0,7
Clementine 0,3
Grapefruit 0,2
Beta-Carotin-Mangel wird in Mitteleuropa kaum
beobachtet. Denn erstens hat der Gemüsekonsum deutlich zugenommen,
zweitens ist es überaus robust, und drittens wird es verschiedenen
Lebensmitteln zugesetzt, etwa als →Farbstoff. Als
→Zusätze werden Carotine besonders gern der Butter zugesetzt
oder den Legehennen ins Futter gemischt. Auf diese Weise bekommt
auch →Käse oft seine ansprechende Farbe. Bei Mayonnaise
sowie Nudeln und Gebäck können →Eier eingespart werden, ohne
dass es farblich auffällt. In vielen künstlichen →Soft
Drinks erzeugt der Farbstoff E 160a einen fruchtigen Eindruck, auch
wenn Obst kaum oder gar nicht zum Einsatz kam. Carotine können aber
auch ganz einfach nur eine schönere Farbe erzeugen, etwa bei
Margarine, Ölen, Marzipan, Speiseeis, Desserts, Cremes, Puddings,
Eispulver, Joghurt, Suppenpulver oder auch Soßen auf Tomatenbasis.
Bei sogenannten →ACE-Produkten erfüllen die Carotine einen
doppelten Zweck: Sie dienen einerseits als Farbe, andererseits als
Vitaminzusatz mit gesundheitsfördernder Wirkung. In einigen
Getränken sind bis zu 36 Milligramm pro Liter enthalten, in der
Zutatenliste meist als Provitamin A bezeichnet.
Eine besonders beliebte Zielgruppe für Beta-Carotin
sind die Raucher, denn gerade in ihren Lungen ist extrem wenig
Beta-Carotin nachzuweisen. Außerdem sind sie in besonderem Maße
Opfer der sogenannten Freien Radikale. Doch in einer berühmt
gewordenen finnischen Studie mit 30 000 Rauchern stieg bei jenen
Testpersonen, die täglich 20 Milligramm Beta-Carotin einnahmen,
überraschenderweise die Lungenkrebsrate um 18 Prozent und die
Gesamtsterblichkeit um acht Prozent an. In einer anderen Studie,
veröffentlicht im New England Journal of Medicine,
verabreichten die Forscher 18 314 Rauchern und Asbestarbeitern
täglich 30 Milligramm Beta-Carotin und
25 000 IE (Internationale Einheiten) Vitamin A. Auch hier nahm die
Anzahl der Lungenkrebsfälle um 28 Prozent zu, die Quote der
Lungenkrebstoten gar um 46 Prozent. Die Wissenschaftler brachen die
Studie vorzeitig ab, 21 Monate früher als geplant, um nicht weitere
Todesfälle zu provozieren.
Beta-Cyclodextrin (E 459)
Beta-Cyclodextrin dient als Trägerstoff für
→Aromen und andere →Zusatzstoffe in
Lebensmitteln. Über schädliche Wirkungen ist bislang nichts
bekannt.
Betanin
Siehe Beetenrot
Bienenwachs, weiß und gelb (E 901)
Bienenwachs dient als Schutzüberzug von Obst. Über
schädliche Wirkungen ist bislang nichts bekannt.
Biesalski, Hans Konrad
Professor Hans Konrad Biesalski, Direktor des
Instituts für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft an der
Universität Hohenheim, zählt zu den gefragtesten deutschen
Ernährungsmedizinern. Zum einen wird er von Zeitungen und
Frauenmagazinen gern zitiert, zum anderen ist er auch bei der
einschlägig interessierten Industrie beliebt und lässt sich gern
von ihr sponsern. Er arbeitet nach eigenen Angaben mit der
Pharmaindustrie zusammen, kooperiert überdies auch mit
Vitaminherstellern. Zudem ist er als Betreuer der →Weight
Watchers hervorgetreten, dem an der New Yorker Börse gehandelten
Abspeck-Konzern.
Jahrelang betrieb er ein besonders erfolgreiches
Geschäft, die sogenannten →Hohenheimer Konsensusgespräche:
Firmen, Industrieverbände und andere Organisationen konnten
wissenschaftliche Statements namhafter Professoren kaufen,
beispielsweise zur Bedeutung von Vitaminen oder der
Unbedenklichkeit des Geschmacksverstärkers →Glutamat. Die
Ergebnisse gingen in offizielle Bewertungen ein, etwa der
→Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Biesalski bot diese Konsensrunden gegen Bezahlung
an. Organisiert wurden sie über die Firma FEP Science
Forschungszentrum für Ernährung in Prävention und Therapie GmbH in
Esslingen. Gesellschafterin und Geschäftsführerin: Ursula
Biesalski, die Gattin des Professors. »Geschäftszweck« des
Unternehmens laut Eintrag im Handelsregister die »Durchführung von
Schulungen, Seminaren und Konsensusgesprächen«. Die Firma der
Professorengattin verstand sich laut Prospekt »als innovatives
Dienstleistungsunternehmen«, sie verkaufte »Wissenschaft in klaren
Worten«, und pries auch die Partnerschaft mit der Universität: »Die
Basis unserer Kompetenz ist dabei die direkte Zusammenarbeit mit
dem Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft der
Universität Hohenheim.« Leitung: Prof. Dr. K. H. Biesalski. FEP
Science bot gleich an, die Themen »mediengerecht weiterverarbeiten
zu lassen, um diese in Werbeaktivitäten zu integrieren«.
Das wichtigste Konsensgespräch beschäftigte sich
mit dem umstrittenen Geschmacksverstärker Glutamat. Ihr Urteil
lautete: Freispruch. Denn: »Die Experten« kamen zu dem Ergebnis,
dass Glutamat »auch in hohen Dosen keine spezifischen
Nebenwirkungen aufweist«. Das Papier machte Karriere: Es wurde die
wichtigste deutsche Unbedenklichkeitsbescheinigung für Glutamat.
Dass es von der Glutamatindustrie gekauft worden war, wusste
niemand. Der Auftrag lief über eine Public-Relations-Agentur, den
»Glutamat-Informationsdienst«. Bezahlt wurde es vom Verband der
Europäischen Glutamatindustrie COFAG (Comité des Fabricants d’Acide
Glumatique de la Communauté Européenne). Im Jahre 2006 wurde ein
»Update« publiziert.
Biesalski hatte dafür eine neue Professorenrunde zusammengerufen.
Sprecher der Runde war der Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Ernährung (DGE), Professor Peter Stehle. Ergebnis: Ein Pfund
Glutamat pro Tag (6000 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht) sei
für einen Erwachsenen völlig unbedenklich. Ob es auch bei der neuen
Konsensrunde Sponsoren gegeben hat, mochten Stehle und Biesalski
nicht sagen. Kritiker wie der Kieler Professor Michael Hermanussen
waren zu dem Gespräch erst gar nicht eingeladen worden.
Nachdem diese Praxis publik geworden war (siehe
Hans-Ulrich Grimm: »Die Ernährungslüge«), ordnete das zuständige
Wissenschaftsministerium an, fortan »sicherzustellen, dass jeder
Anschein, es handele sich um eine Veranstaltung der Universität,
vermieden wird«. Zwar sei, so der Universitätsrektor, nicht gegen
wissenschaftliche Standards verstoßen worden, doch Name und Logo
der Hohenheimer Universität durfte Biesalski ohne Genehmigung der
zuständigen Universitätsgremien nicht mehr verwenden, außerdem
musste er nachträglich eine Abgabe für die Nutzung der
Hochschulräume im Rahmen seiner Nebentätigkeit bezahlen.
Biesalski widmet sich nicht nur der Förderung von
Glutamat und künstlichen Vitaminen, sondern setzt sich auch gegen
eine übertrieben positive Sicht von Obst und Gemüse ein, etwa durch
die Kampagne »5 am Tag«, zu deren Initiatoren der Frucht-Multi Dole
gehört. »Es gibt durchaus Strukturen einer Gemüse-Obst-Lobby«,
enthüllte er in der alternativen tageszeitung. »Womit ich
das nicht werten will. Lobbyismus kann ja durchaus etwas Positives
sein.« Auch gegen Doles Engagement hat er nichts: »Der Einsatz von
Dole ist ja völlig legitim. Jeder will Geld verdienen.« Er wehre
sich nur gegen eine übermäßige Förderung der Naturnahrung: »Bis
heute konnte nicht definiert werden, was der Ratschlag, viel Obst
und Gemüse zu verzehren, überhaupt heißen soll.« Und was er nutzen
soll: »Ich frage mich«, meint Biesalski, »ob die Kampagne das
richtige Instrument zur Prävention von Krebs ist.«
Bio
Bio-Lebensmittel sind gesünder und schmecken in
der Regel besser als die herkömmlichen, mit Chemie erzeugten
konventionellen Nahrungsmittel. Allerdings sind nicht alle
Lebensmittel mit dem Bio-Siegel von gleicher Qualität. Vor allem
die →Fertiggerichte, →Tütensuppen und
Pulver-→Kartoffelpürees können oft nicht mit den
Konkurrenten der Food-Multis mithalten, weil sie sich nicht so
freizügig in der Hexenküche der Chemie bedienen dürfen: Im
Biobereich sind nur etwa drei Dutzend der insgesamt etwa 300
→Zusatzstoffe zugelassen.
Zahlreiche Untersuchungen belegen die
gesundheitlichen Vorteile der Bio-Nahrung, etwa bei
Fütterungsversuchen mit Tieren. Unbestritten ist, dass Öko-Ware
weniger Gifte enthält. Doch hinsichtlich Nährwert, Vitaminen und
Mineralstoffen bestritten offizielle Bewertungsgremien lange einen
Vorzug der Bio-Nahrung. So kam 1995 eine Studie des damaligen
Berliner Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und
Veterinärmedizin (BgVV) nach Auswertung von 150 wissenschaftlichen
Untersuchungen zu dem Schluss, dass bei den Inhaltsstoffen, die den
ernährungsphysiologischen Wert bestimmen, »keine wesentlichen
Unterschiede« zwischen Öko-Produkten und denen aus konventioneller
Erzeugung bestünden. Noch 2003 urteilte eine Expertenkommission der
Bundesregierung in einem umfangreichen »Statusbericht«: »Bis heute
gibt es letztlich keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass
der ausschließliche oder überwiegende Verzehr von ökologisch
erzeugten Lebensmitteln direkt die Gesundheit des Menschen
fördert.« Und 2009 kam eine Untersuchung der britischen Food
Standards Authority (FSA) zu dem Schluss, es gebe keine Vorteile
von Öko-Nahrung. Die Briten-Agentur hatte die Belastung mit
→Pestiziden kurzerhand weggelassen, weil nach ihrer
Auffassung die Gifte auf Salat, Paprika, Brokkoli »kein
unakzeptables Risiko für die menschliche Gesundheit bedeuten«. 2010
kam die deutsche Stiftung Warentest zu ähnlichen Ergebnissen.
Mittlerweile kann zumindest als erwiesen gelten, dass Bio-Kost sich
messbar
von herkömmlicher Ware unterscheidet: Studien wiesen höhere
Gehalte an sogenannten sekundären Pflanzenstoffen nach, dazu
gehören →Antioxidantien, die in richtiger Dosierung etwa vor
Krebs schützen sollen, aber auch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
und die darüber hinaus das →Gehirn auf Trab halten sollen.
Zudem enthalten Bio-Lebensmittel höhere Mengen an Salicylsäure,
jenem Wirkstoff des Aspirins verwandt, der für seine
schmerzstillenden, entzündungshemmenden, krankheitsvorbeugenden
Wirkungen bekannt ist. Bio-→Milch enthält oft mehr gesunde
→Omega-3-Fettsäuren - jedenfalls, wenn die Kühe artgerecht
gehalten werden und auf der Wiese grasen dürfen.
Im Frühjahr 2008 publizierte ein amerikanisches
Öko-Forschungsinstitut (»Organic Center«) eine Untersuchung, für
die zahlreiche Studien zu Qualität und Nährstoffen ausgewertet
wurden. Sie kam zu dem Schluss, dass Öko-Lebensmittel, insbesondere
frisches Obst und Gemüse, um genau 25 Prozent gesünder seien als
herkömmliche, mit Gift und Kunstdünger produzierte Ware. Viel zu
viel, konterte kurz darauf Joseph Rosen, emeritierter Professor an
der Rutgers University im US-Staat New Jersey und
wissenschaftlicher Berater des American Council on Science and
Health (ACSH): Er kam auf höchstens zwei Prozent Gesundheits-Plus
bei Öko.
Tiere jedenfalls bevorzugen meist die Bio-Kost. Das
haben die Forscher am renommierten Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut
in zahlreichen Untersuchungen festgestellt. Sie fanden heraus, dass
jene Ratten, die Bio-Futter fraßen, weniger Totgeburten hatten: Nur
drei Prozent gegenüber acht Prozent bei denen, die konventionelles
Futter bekamen. Bei Kaninchen hatte die Bio-Gruppe nur 13,6 Prozent
Totgeburten, 32,4 Prozent die andere. Zudem waren die Naturköstler
fruchtbarer. Und Hühner, die Bio picken durften, legten größere
→Eier, die außerdem mehr Dotter hatten.
Bei herkömmlichen Qualitätsuntersuchungen, etwa der
Stiftung Warentest, schneiden die Bio-Produkte oft schlechter ab,
etwa wegen Keimbefalls gegen Ende der Mindesthaltbarkeitszeit: Bei
ingenieursmäßiger Herstellung und der widernatürlich langen
Haltbarkeit im
→Supermarkt sind die Bio-Hersteller wegen ihres
eingeschränkten chemotechnischen Arsenals im Nachteil. Mitunter
schneiden die Bio-Produkte auch in Geschmackstests schlechter ab,
was die Öko-Lobby damit erklärt, dass die Tester an herkömmlicher
Industrienahrung geschult seien und mit dem natürlichen Geschmack
der Bio-Waren nicht zurechtkämen, weil sie sozusagen auf Chemie
geeicht seien.
Zwischen den einzelnen Bio-Herstellern gibt es
große qualitative Unterschiede, auch wenn alle Bio-Produzenten
generell auf Gift und künstlichen Dünger verzichten. Die
staatlichen Siegel, das deutsche und das europäische, markieren das
Bio-Minimum. Mit den Siegeln können alle Erzeugnisse gekennzeichnet
werden, die entsprechend der EG-Öko-Verordnung produziert
(mindestens 95 Prozent Öko-Bestandteile) und kontrolliert werden.
Strengere Regeln gelten bei den anderen Anbietern, etwa
→Bioland. Sie dürfen ihre eigenen Markennamen oder
Öko-Zeichen zusätzlich führen. Die Qualitäts-Spitze bei Bio
markiert das →Demeter-Label. Demeter-Anbau, das ist
»biologischdynamische« Landwirtschaft im Geiste der Anthroposophie
Rudolf Steiners, zu der auch Waldorf-Schulen und Eurythmie gehören.
Anthroposophen streben nach Harmonie mit Natur und Kosmos;
Skeptikern klingt indessen vieles nach Esoterik und
Hokuspokus.
Bio-Bluff
Mit wachsendem Erfolg der →Bio-Bewegung
wächst auch die Gefahr, dass Waren angeboten werden, die nicht den
Standards oder gar den Idealen der reinen Bio-Lehre entsprechen.
Der Bio-Bluff hat dabei viele Gesichter: Mitunter trägt er
kriminelle Züge, wenn etwa Eierfälscher Ware falsch etikettieren
und mit Betrug Extra-Profite machen. Für manche Bio-Puristen
gehören auch →Eier aus Bio-Massenställen dazu, oder Äpfel
von Öko-Betrieben aus Argentinien. Fragwürdig sind für viele auch
industrielle →Aromen in Bio-→Fertiggerichten.
Immer wieder schrecken Meldungen über Betrügereien
die Bio-Branche und deren Kunden. Je erfolgreicher die Naturköstler
ihr
Business betreiben, desto schwieriger wird es, die Grenzen klar zu
ziehen. Auch die ganz Großen des Food-Business geben sich gern
ökologisch, Chiquita beispielsweise oder McDonald’s. Sie schmücken
sich mit Siegeln der »Rainforest Alliance«. Das brachte indessen
Kritiker auf die Palme. Die Rainforest Alliance gilt als
industrienahes Zertifizierungsunternehmen, das gegen Bezahlung
begehrte Labels verteilt, mit denen die Produkte »fair« und »öko«
erscheinen - ohne allzu strenge Anforderungen zu stellen. Große
Food-Multis lieben offenbar die Rainforest Alliance. Kraft Foods
ließ zum Beispiel Jacobs Kaffee zertifizieren und warb dann, zum
Beispiel im Lufthansa-Vielfliegermagazin (»Kaffee nachhaltig
genießen«). Als im März 2008 der Hamburgerriese McDonald’s
ankündigte, fortan diesen fairen Kaffee anzubieten, von der
Rainforest Alliance zertifiziert, konterte Konkurrent Transfair,
die etablierte Pionier-Instanz für fairen Handel: »Das steht weder
für Bio noch für faires Wirtschaften.« Eine Studie von 2005 hatte
ergeben, dass Rainforest-Alliance-Bauern 20 Prozent weniger Lohn
bekommen als Transfair-Bauern. Zudem gibt es das Rainforest-Siegel
schon, wenn nur 30 Prozent der Inhaltsstoffe von zertifizierten
Betrieben stammen - bei Transfair müssen es 100 Prozent sein.
Der Fall zeigt, dass Öko-Reklame bisweilen mit
Vorsicht zu genießen ist. Es kommen auch krasse Fälschungen vor,
selbst bei kleinen Krautern: 2005 und 2006 hatte eine Landwirtin in
Norddeutschland Käfigeier zu Öko-Ware aufgewertet und an Bio-Läden
und Reformhäuser verkauft - im Lübecker, Segeberger und Plöner
Raum, aber auch in Kiel und im Umland, in Neumünster und Rendsburg.
Im Februar 2009 wurde sie dafür vom Kieler Landgericht zu zwei
Jahren Gefängnis auf Bewährung sowie 50 400 Euro Geldstrafe
verurteilt.
Anfang 2009 sind deutsche Kontrolleure auf einen
Fall von Bio-Schwindel gestoßen, bei dem ein höchst angesehenes
Unternehmen der Branche im Mittelpunkt stand: »RoBert’s
Geflügelhof«. Firmenchef Berthold Franzsander galt als Bio-Pionier
mit →Bioland-Siegel und war auch →Demeter-Partner,
mithin ein Vertreter der beiden angesehensten Branchenverbände.
Doch dann fiel amtlichen Kontrolleuren bei
einem konventionellen Futtermittelbetrieb auf, dass dort der Name
»Franzsander« auf der Kundenliste stand. Das brachte den Fall ins
Rollen. 3000 Tonnen konventionelles Futter soll er an sein Geflügel
verfüttert haben. Auf seinem bis dahin als Musterbetrieb geltenden
Hof hatte er Tausende Puten gehalten, 180 000 →Hähnchen
jährlich erzeugt und 900 000 Küken aufgezogen und weitergeliefert.
Zudem hatte er 1000 Tonnen normales Fleisch eingekauft - und, so
der Verdacht, als Bio-Fleisch weiterverkauft. Auch ein Hendl-Brater
auf dem Münchner Oktoberfest zählte zu seinen Kunden, zudem mehrere
Produzenten von →Babygläschen. Berthold Franzsander
entschuldigte sich. »Ich habe Fehler gemacht, und es tut mir
aufrichtig leid«, schrieb er an Abnehmer und Lieferanten.
Im Dunstkreis der Bio-Sphäre ist ein Milieu
entstanden, das die Sehnsucht der Verbraucher nach Natur und ihre
Bereitschaft, dafür gern Geld auszugeben, geschickt nutzt. Während
die echten Ökos aber auch einen aufpreiswürdigen Aufwand treiben
und viele Kontrollen über sich ergehen lassen müssen, um den
Bio-Aufschlag zu verdienen, versuchen andere, so ein bisschen wie
Bio zu erscheinen. Eine besonders erfolgreiche Unternehmung in
diesem Öko-Dunstkreis ist die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft
Schwäbisch Hall im Norden Baden-Württembergs. Die Vereinigung gilt
als eine Art Vorzeigeprojekt, ein Modell, das beweist, wie mit
Streben nach hoher Qualität auch wirtschaftlicher Erfolg und
Ansehen beim Verbraucher einhergehen können. Die 1988 gegründete
Vereinigung von Agrariern aus der Region Hohenlohe ist mittlerweile
ein kleinbäuerliches Großunternehmen, erzeugt im Jahr über 150 000
Schweine, dazu fast 10 000 Rinder und 1700 Kälber. Gesamtumsatz: 84
Millionen Euro (2008). Das Natur-Image ist dabei eine tragende
Säule des Geschäftes; tatsächlich wirtschaftet aber nur ein kleiner
Teil der rund 1000 Mitgliedsbetriebe anerkannt ökologisch. Wie
viele es genau sind, will die Vereinigung nicht sagen. Sicher ist:
Die Tierproduktion der Schwäbisch-Hällischen Erzeugergemeinschaft
als Ganzes ist, im strengen Sinne, keine richtige
Öko-Veranstaltung. Es sieht nur ein bisschen so
aus. So bezeichnet sich etwa der hohenlohische Landwirt Rudolf
Bühler selbst als Öko-Bauer »mit Leib und Seele«: Er bewirtschafte
seinen »Sonnenhof« seit 1994 ökologisch, nach den Regeln
des»Ecoland«-Verbandes. Den Ecoland-Verband hat Bühler selbst
gegründet, mit anderen hohenlohischen Bauersleuten. Seine
Erzeugergemeinschaft im Schwäbisch-Hällischen arbeitet zwar nicht
im engeren Sinne nach den Regeln und Gesetzen für den ökologischen
Landbau, erscheint aber so ähnlich. So wirbt die
Erzeugergemeinschaft mit dem Bio-Siegel der EU, und auch der
Werbe-Sound klingt nach Natur: Sie wollen »gesunde Lebensmittel in
Verantwortung für Natur und Kreatur und zum Wohl für unsere
heimischen Verbraucher/-innen« erzeugen. Dazu gehört auch ein
glückliches Dasein für die Tiere: »Natürlich geben wir unseren
Schweinen nur bestes und gesundes Futter zum Fressen. Verboten sind
Medikamente, Wachstumsförderer, Tiermehl und andere bedenkliche
Stoffe.« Immerhin besser als →Massentierhaltung, aber eben
nicht Bio.
Der industrielle Arm der Bio-Bewegung produziert
nicht ganz so naturnah, vor allem in den USA, dem Heimatland des
Künstlichen. »Always Natural«, immer natürlich, lautet
beispielsweise der Slogan der Fertigkost-Firma Fantastic Foods. Die
»Always Natural«-Produktlinie floriert mit diversen
Schnellgerichten à la 5-Minuten-Terrine: ein »Cha-Cha-Chili« etwa
oder ein Kartoffelbrei-Ersatz namens »Stuffed Mashed Potatoes«. Die
Reihe »Healthy Complements« bietet gar Fertigkost für wahre
»Gourmets«: Couscous oder Risotto. »Alles, was wir machen, ist
immer natürlich«, beteuert Fantastic Foods. Die Firma Cascadian
Farm bringt sogar die ganze Welt auf den Teller: »Meals for a Small
Planet«, plastikverpackt und für 2,79 Dollar etwa ein vegetarisches
Azteken-Menü, alternativ eines in Geschmacksrichtung Cajun. Auch
Mediterranes ist zu haben, alles in »Low Fat - No Cholesterol«, und
»alles aus dem firmeneigenen Netz von Bio-Farmen«.
Wenn die hochwertigen Bio-Rohstoffe den
industriellen Produktionsprozess durchlaufen haben, ist der
Vorsprung gegenüber den konventionellen, mit Gift und Kunstdüngern
erzeugten Nahrungsmitteln
nicht mehr sehr groß. Die »Klare Suppe« von Rapunzel Naturkost
(Slogan: »Gönn’ Dir den Geschmack!«) kommt laut Etikett »ganz ohne
zugesetzte Geschmacksverstärker« aus, enthält aber eine Zutat
namens →Hefeextrakt, den Glutamat-Ersatz der
Naturbranche.
Öko-Industrieware ist oft genauso minderwertig wie
herkömmliche Fabriknahrung. So ergaben beispielsweise Messungen
eines Hamburger Lebensmittellabors, dass hausgemachtes
→Kartoffelpüree doppelt so viel →Vitamin C enthielt
(6 Milligramm pro 100 Gramm) wie das Bio-Püree von der Firma Bruno
Fischer: Das Bio-Pulver enthielt, fertig angerührt, nur 3
Milligramm, exakt genauso wenig wie das von Pfanni. Dass das
Öko-Püree vitaminmäßig auch nicht besser ist als das von Pfanni,
überraschte den Bio-Hersteller nicht, weil, ganz einfach, »die
Verarbeitungstechnologie nahezu identisch ist«, wie Bruno Fischer
mitteilte.
Biokreis
Biokreis ist einer der Bioverbände, vor allem in
Bayern tätig, aber auch in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen,
Hessen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Österreich.
Der Verband wurde 1979 gegründet, hat 750 Mitgliedsbetriebe, 70
Verarbeiter und 200 Verbraucher (Stand 2009). Der Biokreis fördert
die regionale Produktion und Vermarktung von
→Bio-Lebensmitteln und organisiert Netzwerke zwischen Bauern
und Verarbeitern. Zudem setzt sich der Verband auch für
Konsumenten-Information ein, mit Kochkursen, Seminaren und
Vorträgen. Auch in den Gremien des Verbandes sind Verbraucher
vertreten.
Bioland
Bioland ist der größte und neben →Demeter
der bekannteste Öko-Verband. Im Bioland-Verband sind über 5000
→Bio-Bauern zusammengeschlossen, die insgesamt über 240 000
Hektar Land bewirtschaften
(Stand 2009). Überdies gibt es über 800 Verarbeiter, die
Bioland-Rohstoffe weiterverarbeiten, wie zum Beispiel Bäcker,
Mühlen oder Molkereien. Bioland gibt seinen Mitgliedern strengere
Vorgaben als die EU-Bioverordnung.
Biopark
Biopark wurde 1991 in Mecklenburg/Vorpommern
gegründet und zählt heute zu den größten deutschen
→Bio-Anbietern. Der Verband hat 659 Mitglieder. Die
Biopark-Produzenten bewirtschaften eine Gesamtfläche von 139 600
Hektar (Stand 2009), halten knapp 45 000 Kühe, 16 000 Schweine und
knapp 400 000 Legehennen. Zu den Gründungsmitgliedern gehört die
Agrargesellschaft Zingst auf der Halbinsel Darß in der Ostsee, die
auf 4000 Hektar Tausende von Rindern hält. Die
Biopark-Großproduzenten sorgen für Unmut unter den kleinen
Bio-Familienbetrieben, die gegen die Öko-Kolchosen nur schwer
konkurrieren können.
Biophotonen
Als Biophotonen werden messbare Spuren von Licht
in lebendigen Organismen bezeichnet. Wissenschaftler und
Nahrungskonzerne in vielen Ländern beschäftigen sich mit dem Thema.
Die Messung der Biophotonen kann Hinweise auf Alter, Anbauweise und
Qualität der Nahrungsmittel geben. Auch →gentechnische
Manipulationen können nachgewiesen werden.
Bei den Biophotonen handelt es sich um Licht im
sichtbaren Bereich zwischen Ultraviolett und Infrarot, dessen
Intensität unvorstellbar gering ist: nur wenige Quanten pro Sekunde
und Quadratzentimeter. Eine Taschenlampe strahlt 100 000 Billionen
Mal heller. Die Messungen sind möglich dank neuer Technologien,
hochempfindlichen Geräten, die noch eine Kerze in 20 Kilometern
Entfernung wahrnehmen könnten.
Die Theorie der Biophotonen wurde in Deutschland
zunächst heftig angefeindet, mittlerweile ist die Kritik verstummt.
Die Forschungen waren jahrelang höchst umstritten: Einerseits gaben
die verblüffenden Erkenntnisse zu großen Hoffnungen Anlass; das
Stuttgarter Regierungspräsidium etwa stufte schon früh die Methode
als bahnbrechend für die Lebensmittelüberwachung ein. Andererseits
klang die Theorie vom Licht in den Zellen vielen Kritikern zu sehr
nach Esoterik, sie zweifelten die Messmethoden und die Seriosität
der Untersuchungen an. Nach und nach ist die Kritik leiser
geworden, die Existenz der Biophotonen wird auch von einstigen
Gegnern nicht mehr bezweifelt. Mittlerweile beschäftigen sich
Wissenschaftler weltweit damit: in Europa, den USA, Russland,
China, Indien und Japan. Die rasch zunehmenden Erkenntnisse über
die messbaren Lichtspuren könnten von weitreichender Bedeutung sein
für Medizin, Pharmazie, auch für die Genforschung und die
Biotechnologie.
Als Begründer der Biophotonenforschung in
Deutschland gilt der Physiker Fritz-Albert Popp. Sein
Internationales Institut für Biophysik in Neuss finanziert sich zum
Teil über Forschungsaufträge des Staates, aber auch von Firmen wie
→Nestlé, Bahlsen, Beiersdorf, Kraft Jacobs Suchard und
Henkel. In Japan unterstützt die Regierung die
Biophotonenforschung; unter anderem in gemeinsamen Projekten mit
Firmen wie Fuji Photo, dem Computerkonzern NEC, dem
Elektronikriesen Toshiba und der Kawasaki Electric Corporation im
Umfang von mehreren 100 Millionen Euro.
Am weitesten fortgeschritten sind die Anwendungen
bei den Lebensmitteln. Unerklärlich war bislang etwa, warum sich
Hühner, Ratten und Kaninchen, wenn sie zwischen Bio-Futter und
normaler →Supermarktware wählen können, grundsätzlich für
→Bio entscheiden, obwohl bei Vitaminen, Mineralien,
Nährstoffen oft keinerlei Unterschiede bestehen. Die Messung der
Biophotonen zeigt die Unterschiede, das hatten schon Mitte der
Achtzigerjahre die Untersuchungen im Auftrag des Stuttgarter
Regierungspräsidiums für Gemüse, →Kartoffeln und Weizen
ergeben. An 200 Lebensmitteln wurde die Methode bislang erprobt.
Nachweisbar
waren damit Qualitätsveränderungen durch →Tiefkühlen,
Mikrowellenerhitzung oder →Bestrahlung sowie Unterschiede
zwischen frischen und älteren, genmanipulierten und unmanipulierten
Lebensmitteln, zwischen Freilandeiern und Käfigware. Bei Analysen
von →Babybrei durch Popps Labor wurde etwa beim
Apfel-Bananen-Püree von Hipp ein Wert von knapp über 300
Lichteinheiten gemessen, bei Alete waren es etwa 600 - und beim
selbst gemachten Apfel-Bananen-Brei waren es 20 000.
Biotin
Siehe Vitamin B 7
Biphenyl (E 230)
Biphenyle und Orthophenyle sind nur zur
Konservierung von Zitrusfrüchten auf ihrer Schale zugelassen. Über
schädliche Wirkungen ist dabei bislang nichts bekannt
geworden.
Bisphenol A
Bisphenol A (BPA) ist eine weitverbreitete
Chemikalie, die sich in vielen Lebensmittelverpackungen, aber auch
in Babyfläschchen sowie Schnullern findet. Der Stoff zählt zu den
sogenannten →Plastikhormonen und kann im Körper wie ein
weibliches Geschlechtshormon wirken. Er beeinflusst dadurch die
Geschlechtsentwicklung und Fortpflanzungsfähigkeit. Außerdem steht
er als Dickmacher im Verdacht. In einigen amerikanischen Städten
und Bundesstaaten wird BPA als »gefährliche Substanz« eingestuft,
die Verwendung eingeschränkt. Die Behörden in Europa und den USA
sehen indessen keinen Anlass, die Chemikalie ganz oder für
bestimmte Einsatzbereiche zu verbieten.
Bisphenol A wird häufig als »Weichmacher«
bezeichnet und wirkt in Organismen als →Hormonstörer (im
Experten-Jargon: »Endocrine disruptor«). Es greift in die
Sexualentwicklung ein, wirkt sich auch auf
→Gehirn und Verhalten aus. Es kann nach neuen Erkenntnissen
auch die Bildung von Fettzellen beschleunigen und zu
→Übergewicht führen. Besonders bedenklich ist es für Föten,
Babys und Kleinkinder, die in der Wachstumsphase relativ gesehen
täglich mehr Nahrung und damit mehr Giftstoffe aufnehmen.
Amerikanische Untersuchungen zeigten 2007, dass der
Stoff in Dosen mit Säuglingsnahrung enthalten ist, etwa »Good
Start« von →Nestlé. Die Behörden meinten allerdings, es sei
unklar, ob damit auch eine Bedrohung für die Kinder verbunden sei.
Schon früher war der Stoff etwa in Plastik-Milchflaschen gefunden
worden. Er findet sich in Babyfläschchen, in →Fischbüchsen,
in vielen Nahrungsmitteln aus dem →Supermarkt. Allein in den
USA werden jährlich eine Million Tonnen davon in die Welt gebracht.
Weltweit sind es drei Millionen Tonnen, hergestellt unter anderem
vom deutschen Chemie-Giganten Bayer und dem US-Multi Dow
Chemical.
Anfang Oktober 2009 zeigten Untersuchungen im
Auftrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND),
dass in allen zehn durch ein Testlabor geprüften Babyschnullern
hormonwirksames Bisphenol A vorhanden war. Im Juni 2009 zeigte eine
Studie der Universität des US-Staates North Carolina und der
British Columbia’s Simon Fraser Universität (SFU) im kanadischen
Vancouver, dass zweijährige Mädchen aggressiver und hyperaktiver
waren, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft mehr BPA
aufgenommen hatten. Bisphenol A kann die Produktion der
Geschlechtshormone beeinflussen, ergab eine slowakische Studie von
2005. Bisphenol A im Beisein von →Insulin kann die
Produktion von Fettzellen beschleunigen, fanden japanische
Wissenschaftler 2002 heraus. Bisphenol A kann sogar, wie der
US-Hormonforscher Frederick vom Saal herausfand, die
Nahrungsaufnahme der Menschen schon vor der Geburt komplett
umprogrammieren. Frauen mit hohen Bisphenolkonzentrationen im Blut
seien im Schnitt schwerer als Frauen mit niedrigen Werten. Kinder
von stark BPA-belasteten Frauen werden dicker als die von
unbelasteten Müttern.
In vielen Staaten Amerikas und in Kanada ist BPA
für Babyflaschen verboten. Die chemische Industrie hält die
Chemikalie für harmlos; sie hat eigens eine wissenschaftliche
»Task-Force« eingesetzt, die dies nachweisen soll. Die
Chemie-Konzerne haben daran ein großes geschäftliches Interesse,
allen voran der deutsche Marktführer bei BPA, der Leverkusener
Bayer-Konzern.
Auch in Wissenschaftlerkreisen ist die Bewertung
umstritten. Im Jahre 2009 etwa verkündeten 33 US-amerikanische
BPA-Experten, neuerliche Bewertungen durch die amerikanische
Regierung seien »Zeitverschwendung«. Die Chemikalie sei »gut
erforscht«. Den obersten Behörden für Nahrungssicherheit in
Deutschland und der Europäischen Union gilt Bisphenol A ebenfalls
als eher harmlos. »Es besteht keine akute gesundheitliche
Gefährdung durch die Aufnahme von Bisphenol A«, urteilte das
→Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die höchste
deutsche Behörde zur Beurteilung von Lebensmittel-Risiken, in
seinem Gutachten vom Oktober 2009. Das Institut, das direkt der
Bundesregierung unterstellt ist, steht damit im Einklang mit der
europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde →EFSA. Sie hatte
schon im Jahr 2007 die Vorschriften entschärft und die akzeptable
tägliche Aufnahmemenge (→ADI) auf 50 Mikrogramm pro Tag und
Kilogramm Körpergewicht hochgesetzt, fünfmal mehr als zuvor. Sie
hatte sich dabei auf Untersuchungen gestützt, die von der
Plastikindustrie gesponsert waren. Der amerikanische Hormonforscher
vom Saal hat die Erkenntnisse über Bisphenol A auf mögliche
Interessen hin überprüft. Ergebnis: Alle 109 Studien, die den Stoff
für bedenklich hielten, kamen von unabhängigen Forschern. Und alle
elf Studien, die die Substanz für harmlos hielten, kamen von der
Industrie.
Bittermaskierer
Mit bestimmten chemischen Stoffen können die
Nahrungshersteller bittere Geschmacksnoten →»maskieren«. Für
den menschlichen Körper gelten Bitternoten als Warnsignale. Kinder
und oft auch Erwachsene
lehnen solche Nahrungsmittel folgerichtig ab. Die Bittermaskierer
tricksen die körpereigenen Warnsysteme aus, indem sie die
Wahrnehmung manipulieren. Der Geschmack ist dann weiter vorhanden,
und auch seine Ursache, doch der Konsument merkt nichts
davon.
Durch die industrielle Nahrungsproduktion mit ihrer
Fülle an zugesetzten Chemikalien entstehen oft bittere
Geschmacksnoten. Gerade jene Zutaten, die in der
→Abspeckindustrie als besonders »gesund« gelten, haben so
einen bitteren Beigeschmack: künstliche Vitamine, Mineralstoffe,
→Konservierungsmittel, aber auch →Süßstoffe.
Bixin, Norbixin (E 160b)
Bixin ist ein gelb-orangener
Lebensmittelfarbstoff. Er kann bei sehr empfindlichen
→Allergikern Hautreaktionen, wie Ekzeme und Nesselsucht,
verursachen oder zu Asthmaanfällen führen. Der →Farbstoff
kann auch →Aluminium enthalten, das im Verdacht steht,
Demenzerkrankungen im →Gehirn, wie die →Alzheimer-
und →Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Blutarmut
Blutarmut (Anämie) hat zur Folge, dass die
Sauerstoffversorgung des Körpers gefährdet ist. Die Qualität der
Nahrung hat dabei naturgemäß großen Einfluss. Vor allem
→Eisen spielt eine bedeutende Rolle, aber auch Vitamine.
Eine dauerhaft zu niedrige Eisenzufuhr kann zur Blutarmut führen.
→Brot, Fleisch, Wurstwaren und Gemüse gelten als die
wichtigsten Quellen für das Spurenelement.
Eisen aus natürlichen Lebensmitteln wird besser vom
Körper aufgenommen als aus damit angereicherten Produkten, Eisen
aus tierischer Nahrung wiederum besser als das Eisen aus Pflanzen.
Dabei verbessert →Vitamin C die Aufnahme von Eisen aus
pflanzlichen Lebensmitteln erheblich. Darum empfehlen
Ernährungswissenschaftler Vegetariern, zum Essen ein Glas
Orangensaft zu trinken oder Salat zu
essen. Der Bedarf eines Babys an diesem Spurenelement ist etwa
sechsmal höher als der eines Erwachsenen. Experten beklagen, dass
der Fleischgehalt in herzhafter Gläschenkost stetig gesunken sei
(→Babygläschen).
Borax (E 285)
Borsäure und Borax werden nur zur Konservierung
von echtem Kaviar verwendet. Weil davon niemand große Mengen
verzehrt, gilt das gesundheitliche Risiko als gering, obwohl es bei
größeren Mengen durchaus gegeben ist.
Borsäure (E 284)
Siehe Borax
Botenstoffe
Botenstoffe sind chemische Substanzen, die dem
menschlichen Körper und anderen Organismen zur Übertragung von
Informationen dienen. Dazu gehören →Hormone,
Neurotransmitter, auch die sogenannten Pheromone. Einige hundert
Hormone und ähnliche Signalstoffe sind bekannt, insgesamt schätzen
Fachleute die Zahl auf bis zu 30 000.
Beim Essen sind nach Schätzungen mindestens 100
Botenstoffe beteiligt. Viele Inhaltsstoffe der Nahrung können in
das Konzert der Botenstoffe eingreifen und damit die Gefühle, die
Verstandestätigkeit und auch die Gesundheit beeinflussen:
→Glutamat beispielsweise, aber auch verschiedene
→Zusatzstoffe, →Süßstoffe und die
→Plastikhormone in der Nahrung. Die Balance der
verschiedenen Botenstoffe entscheidet über eine Persönlichkeit, die
Art, wie ein Mensch sich verhält und ausdrückt. In diese chemische
Form der Erfahrungsverarbeitung kann mit chemischen Mitteln von
außen eingegriffen werden, durch Medikamente und Drogen.
Eine Hauptrolle beim Konzert der Gefühlschemikalien
spielt der Botenstoff Serotonin (chemisch: 5-Hydroxytryptamin), das
sogenannte Glückshormon. Der Stoff aktiviert die Stimmungszentren,
dämpft körperliche Schmerzen, verengt Gefäße und hemmt
Entzündungen. Gerade einmal zehn Milligramm dieser Substanz finden
sich im menschlichen Körper, und nur ein Prozent davon, also 0,0001
Gramm oder 100 Milliardstel Gramm, im →Gehirn. Neun Prozent
kreisen im Blut, 90 Prozent aber sind im →Darm zu finden,
helfen dort unter anderem bei der Verdauung - und deuten darauf
hin, dass der Bauch in Gefühlsdingen eine bislang unterschätzte
Bedeutung hat. Selbst geringe Abweichungen von der Normalmenge an
Gefühlssubstanzen können die Stimmungslage aus dem Gleichgewicht
bringen. So gelten Störungen des Serotoninhaushaltes als mögliche
Ursache für →Depressionen - aber auch von unkontrollierbarem
→Appetit (→Heißhunger). Ein Zuviel oder Zuwenig an
Serotonin kann auch bei der →Migräne, bei Schizophrenie und
sogar bei extremer Gewalttätigkeit eine Rolle spielen. Dass beim
Fasten die Stimmung besser wird, liegt auch am Serotonin: Der
Körper mobilisiert alle Reserven, löst seine Speicher auf - und
erhöht die Menge an herumschwirrendem Serotonin.
→Kohlenhydratreiche Nahrungsmittel, wie
Bananen, Müsli oder Vollkornbrot, können die Laune deutlich
verbessern. Durch sie wird die Produktion der Glückssubstanz
angekurbelt: Durch die Zufuhr von Kohlenhydraten wird
→Insulin ausgeschüttet. Dieses wiederum erhöht die Menge
eines Stoffes namens Tryptophan, das im Gehirn die Serotoninbildung
vorantreibt. Tryptophan selbst ist auch in vielen eiweißhaltigen
Produkten wie →Milch, Fisch und auch Fleisch enthalten - was
erklären könnte, weswegen auch Männer zuweilen guter Dinge sind.
→Fettarme Ernährung hingegen kann auf die Stimmung schlagen:
Menschen, die sehr wenig →Fett essen, sind oft gereizter und
auch empfindlicher. Wer fettarm isst, erhöht das Risiko für
Depressionen, ja, es steigt sogar die Selbstmordgefahr.
Die →Omega-3-Fettsäuren hingegen haben einen
Wohlfühleffekt im Gehirn, weil sie den Spiegel der Botenstoffe
Dopamin, Norepinephrin
und Epineprin erhöhen und Serotonin besser an die Rezeptoren
andockt. Fisch enthält viele dieser Omega-3-Fettsäuren, vor allem
fette Fische, wie Thunfisch, Makrele und Lachs. Zur guten Laune der
Fischesser trägt auch das Jod bei: In 100 Gramm Kabeljau etwa
stecken 120 Mikrogramm. Jod kurbelt die Hormonproduktion in der
Schilddrüse an, die für Aktivität und Energie sorgen, aber auch für
gute Laune.
Beeinflusst wird das Zusammenspiel der Botenstoffe
auch durch die →Plastikhormone aus Verpackungen, aber auch
den sogenannten Geschmacksverstärker →Glutamat. Glutamat ist
selbst ein Botenstoff, einer der wichtigsten im Gehirn. Er kann,
wie Kritiker sagen, die Gehirnleistung beeinträchtigen und zum
Beispiel bei der →Alzheimerkrankheit eine unheilvolle Rolle
spielen. Es kann aber auch die Appetitregulierung beeinflussen und
zu »Gefräßigkeit« führen.
Botulismus
Botulismus ist eine potenziell lebensbedrohliche
Vergiftung. Sie wird durch das sogenannte Botulinumtoxin
hervorgerufen, ein Gift, das von Bakterien des Typs Clostridium
botulinum ausgeschieden wird. Die einschlägigen Erkrankungen kommen
nicht sehr oft vor, in Deutschland werden üblicherweise höchstens
20 Fälle pro Jahr bekannt. Mögliche Symptome sind Erbrechen,
Übelkeit, Augenflimmern und andere Sehstörungen, in schweren Fällen
können sogar Hirnschäden oder Atemlähmung drohen. Bis zu zehn
Prozent der Fälle enden tödlich. Das Gift gilt als eines der
schlimmsten Gifte, das die Menschheit kennt. Es blockiert die
Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln. Prominent geworden
ist das Botulinumtoxin als Waffe gegen Falten unter dem Kürzel
»Botox«. Es gilt auch als mögliche Bio-Waffe - weswegen die
Ausbrüche der Krankheit von den amerikanischen
Bioterrorismusexperten seit dem Jahr 2001 besonders scharf
beobachtet werden.
Verschiedene Lebensmittel können die Bakterien
enthalten. Clostridium botulinum sondert sein Gift unter
Luftabschluss ab, weswegen
besonders →Konserven befallen sind. Vakuumverpackter
Räucherfisch, so befand das Epidemiologische Bulletin des
Robert-Koch-Instituts, sei als »Risikolebensmittel« zu betrachten.
So hätten Studien in Finnland ergeben, dass drei bis acht Prozent
der vakuumverpackten Fischerzeugnisse in geringer Menge Sporen von
Clostridium botulinum enthielten.
Die Globalisierung führt zu einer weltweiten
Streuung von Botulismus-Erregern. Als 1982 ein 27-jähriger Belgier
nach Genuss von Lachs aus der Büchse starb, löste das eine der
größten Rückrufaktionen in der Geschichte des Lebensmittelhandels
aus: Der Fisch stammte aus den USA, aus Vorsorgegründen mussten 55
Millionen →Fischdosen zurückgerufen werden.
Immer wieder einmal erkranken Babys an Botulismus,
durch Erreger im Honig oder im Gemüsebrei. Der sogenannte
→Säuglingsbotulismus werde als Ursache für einen plötzlichen
Kindstod unterschätzt, so eine Untersuchung aus dem Jahr
2004.
Braun FK (E 154)
Der Lebensmittelfarbstoff Braun FK kann bei sehr
empfindlichen Menschen →allergische Reaktionen und
asthmaähnliche Anfälle auslösen. Der →Farbstoff kann auch
→Aluminium enthalten, ohne dass es auf dem Etikett angegeben
ist. Das Metall steht im Verdacht, Demenzerkrankungen im
→Gehirn, wie die →Alzheimer- und
→Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Braun HT (E 155)
Der Lebensmittelfarbstoff Braun HT kann in sehr
seltenen Einzelfällen bei empfindlichen Menschen
→allergische Reaktionen und asthmaähnliche Anfälle auslösen.
Der →Farbstoff kann auch →Aluminium enthalten, das im
Verdacht steht, Demenzerkrankungen, wie →Alzheimer und die
→Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen (→Kinderwunsch).
Bressler-Report
Der Bressler-Report ist ein US-Regierungsbericht
aus dem Jahre 1977, der die Hintergründe der Zulassung des
→Süßstoffes →Aspartam untersuchte. Benannt wurde er nach
Jerome Bressler, dem Chef der Task Force der amerikanischen
Lebensmittelbehörde US Food and Drug Administration (FDA), die
einige Aspartamstudien überprüfte. Der Bressler-Report stellte bei
drei Studien, die der Aspartam-Hersteller eingereicht hatte,
unglaubliche Fehler, Schlampereien und sogar Fälschungen fest. Die
zuständigen Fachgremien der FDA hatten sich daher jahrelang
geweigert, Aspartam freizugeben.
Dem Report zufolge sind aus den
Zulassungsunterlagen wundersame Geschichten abzulesen, so etwa über
das Tier mit Namen A23LM: »Die Beobachtungsunterlagen gaben an,
dass Tier A23LM in Woche 88 lebte, von Woche 92 bis 104 tot war, in
Woche 108 wieder am Leben und in Woche 112 tot.« Auch die
FDA-Vorschriften seien oft ignoriert worden. Die Regeln sahen etwa
vor, dass Tiere, die während der Studie tot aufgefunden wurden,
möglichst »umgehend seziert und untersucht« werden sollten. Doch
von 198 Tieren, die im Verlauf der Studie ihr Leben ließen, wurden
96 viel später seziert - in manchen Fällen erst nach einem Jahr.
Die Folge war, dass 17 von ihnen gar nicht mehr untersucht werden
konnten: Sie befanden sich im Zustand fortgeschrittener Verwesung.
Bei manchen Tieren waren auch, den internen Laborberichten zufolge,
Organe verschwunden, beispielsweise eine Hirnanhangdrüse
(Hypophyse). Unterschlagen oder vergessen wurden oft ganz
wesentliche Leiden, mit denen die Tiere in den Tod gegangen waren.
Da stand dann oft bloß »ohne Befund«, obwohl zum Beispiel intern
festgestellt wurde, dass bei Tier A2CM die Lunge »grau-gelbe Knoten
von der Größe 2x2 mm« aufwies, bei einem anderen Tier die
Nebenniere mit merkwürdigen »kleinen gelben Punkten« übersät war
oder in einem Fall die Prostata »auffallend verkümmert« war. Bei
manchen Tieren wurden Krankheiten und Geschwüre falsch oder gar
nicht diagnostiziert, bei anderen wurden sie vorzeitig
entnommen - sodass sie gar nicht als Krebsfälle in die Statistik
eingehen konnten.
Brigitte-Diät
Die Brigitte-Diät ist eines der erfolgreichsten
Abnehmprogramme. Unter Diät-Experten gilt das Brigitte-Programm als
relativ erfolgversprechend und seriös. Bisweilen enthält die
Brigitte-Diät allerdings auch Produkte, bei denen verschiedene
Inhaltsstoffe den Diäterfolg eher fragwürdig erscheinen lassen. Zu
diesen Erzeugnissen der →Abspeckindustrie zählten etwa
Joghurts und Molke-Drinks mit 0,1 Prozent →Fett, was nach
neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Figur und der Gesundheit
eher schadet und sogar das Risiko für Unfruchtbarkeit erhöhen kann.
Auch →Tiefkühlpizza, →Hamburger und Chicken McNuggets
von McDonald’s (→Hähnchen) sowie Landliebe Sahne-Pudding
stehen zuweilen auf dem Brigitte-Diätplan. Am erstaunlichsten ist,
dass die →Diät auch so etwas wie das »Du darfst«-Produkt
»Putenfleisch in Salbeisauce mit Wildreis-Getreide-Mischung«, die
»Nissin«-Cup-Nudeln mit Shrimps oder die »1-2-3 Country-Potatoes
Sour Cream Style« von McCain empfahlen - all diese Produkte
enthalten den Geschmacksverstärker →Glutamat, der nach
Ansicht von Kritikern zu den wichtigsten heimlichen Dickmachern
gehört. Auch das »Swiss-Müesli« von Emmi mit zugesetztem
→Aroma wurde empfohlen; gerade der Industrie-Geschmack aber,
das räumt selbst die Hersteller-Lobby ein, kann →Übergewicht
fördern.
Brillantblau FCF (E 133)
Der Lebensmittelfarbstoff Brillantblau kann
möglicherweise den Energiehaushalt der Körperzellen stören und
Genschäden bewirken. Der →Farbstoff kann auch
→Aluminium enthalten, das im Verdacht steht,
Demenzerkrankungen, wie →Alzheimer und die
→Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Brillantsäuregrün BS (E 142)
Der Lebensmittelfarbstoff Brillantsäuregrün hat
sich im Tierversuch als erbgutschädigend erwiesen, bei Menschen
aber gilt er in den aufgenommenen Mengen als harmlos. Der
→Farbstoff kann auch →Aluminium enthalten, das im
Verdacht steht, Demenzerkrankungen, wie →Alzheimer und die
→Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Brillantschwarz BN (E 151)
Der Lebensmittelfarbstoff Brillantschwarz kann bei
sehr empfindlichen Menschen →allergische Hautreaktionen und
asthmaähnliche Anfälle auslösen. Einige Reagenzglas- und
Tierversuche wiesen auf eine mögliche erbgutschädigende Wirkung
hin. Der →Farbstoff kann auch →Aluminium enthalten,
das im Verdacht steht, Demenzerkrankungen, wie →Alzheimer
und die →Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Brot, Brötchen
Brot ist in der kulinarischen Kulturgeschichte
Europas sicher das wichtigste Element. Beim täglichen Brot zeigt
sich der Konflikt zwischen Natursehnsucht der Konsumenten und dem
unaufhaltsamen Trend zur Industrialisierung am deutlichsten. Brot
ist immer noch das Nahrungsmittel, von dem die Bürger am meisten
essen: über 84 Kilo im Jahr, inklusive Brötchen.
Für die Herstellung und die Rohstoffe wird indes
immer weniger Geld aufgewendet. Nach Angaben des Verbandes der
Großbäckereien schlagen vor allem die Vertriebskosten zu Buche, die
Transportkosten, die Mieten für die Filialen und die
Personalkosten. Allerhöchstens 20 Prozent müssten für den Einkauf
von Rohstoffen aufgewendet werden. Beim Bauern schließlich, so hat
der Deutsche Bauernverband
ausgerechnet, kommen von jedem Euro, den der Kunde beim Bäcker
lässt, nur vier Cent an.
Einen wichtigen Anteil nehmen die verschiedenen
Zutaten aus dem Labor ein: chemisch, synthetisch oder auch
biotechnologisch hergestellte Stoffe, die das industrielle Backen
erleichtern und dabei aber das Erzeugnis wie ein Brötchen
erscheinen lassen sollen, beispielsweise die sogenannten
→Enzyme, wie die Alpha-→Amylase. Zu den weiteren
→Zusatzstoffen, die in Brot und Brötchen Verwendung finden,
zählen unter anderem diverse Säuren: →Sorbinsäure,
→Essigsäure, →Milchsäure, →Zitronensäure und
→Weinsäure. →Propionsäure war in Deutschland seit
1988 verboten, wurde jedoch 1998 im Zuge der EU-Harmonisierung
wieder zugelassen. Mittlerweile ist die Säure nach Angaben des
britischen Forschungsinstituts Leatherhead Food International »sehr
weit verbreitet« in abgepacktem Brot, auch Kuchen und Keksen.
Mit den Phosphaten E 339 bis E 343, chemisch
hergestellten, salzartigen Verbindungen der →Phosphorsäure
(E 338), lassen sich Teige leichter verarbeiten, Brot und Kuchen
gehen stärker auf und werden größer. →Guarkernmehl (E 412)
wird verwendet, um Brot und Kuchen saftiger zu machen und länger
frisch zu halten. In glutenfreien Backwaren aus Hirse, Mais und
Reis sind seine Wasserbindeeigenschaften hilfreich.
→Traganth (E 413) ist ein Verdickungsmittel, das auch die
Backhitze gut aushält. Mit →Gummi Arabicum (E 414), das auch
in Öko-Lebensmitteln benutzt werden darf, können Kuchen- und
Brotteige mehr Wasser binden und werden langsamer hart und trocken.
E 415 (→Xanthan) wird als Verdickungsmittel und
→Stabilisator sowie zur Wasserbindung in Brot und
Kuchenteigen benutzt. →Mono- und Diglyceride der
Speisefettsäuren (E 472) verbessern in manchen Broten die
Backeigenschaften. Mit den →Emulgatoren E 473 und E 474
gehen Kekse, Kuchen, Brot und Brötchen besser auf und werden
weicher. Der Emulgator E 477 ist in Deutschland erst seit der
EU-weiten Angleichung der Lebensmittelzusatzstoffgesetze 1998
erlaubt, unter anderem für Brot, Kuchen, Kekse. →Cystein (E
920) ist eines der legendärsten Backmittel, einst aus asiatischen
Menschenhaaren
gewonnen. Der Teig wird durch diesen Zusatzstoff elastischer,
Brötchen und Brot werden luftiger und voluminöser.
Bei Ernährungsberatern sind insbesondere
Weißmehlerzeugnisse verpönt, sie raten stets zu Vollkornprodukten,
was aus Geschmacksund Genussgründen nur sehr begrenzt auf
Begeisterung stößt. Weißmehlprodukte können offenbar das Risiko für
manche Krebsarten erhöhen. Nach einer italienischen Untersuchung
mit 3336 Krebspatienten und 3526 Gesunden stieg bei jenen, die
besonders viele Weißmehlprodukte, wie Pasta, →Pizza, Brot
und Reis, gegessen hatten, also Nahrungsmittel mit hohem
→glykämischen Index, das Risiko für Enddarmkrebs um 30
Prozent, Magen- und Dickdarmkrebs um 50 Prozent, Schilddrüsenkrebs
gar um 100 Prozent.
BSE
Die Rinderkrankheit BSE (Bovine Spongiforme
Enzephalopathie, zu Deutsch: »das Rind betreffende schwammartige
Gehirnkrankheit«), umgangssprachlich auch Rinderwahn genannt, war
für viele Verbraucher und auch Medienschaffende ein Schock: Die
BSE-Krise in Europa um das Jahr 2000 zeigte zum ersten Mal einer
breiteren Öffentlichkeit die Hintergründe der Fleischproduktion und
der Versorgungsketten. Vor allem die artwidrige Fütterung der
Rinder unter anderem mit Tiermehl sorgte für Empörung. Bis dahin
hatten die Verbraucher noch ein romantisches Bild von den Zuständen
in der Agrobranche. Sie glaubten, die Kühe grasen auf der Weide,
werden dann vom Metzger geschlachtet und verkauft.
Die BSE-Krise hat jedoch gezeigt, dass in den
dunklen Ställen der europäischen Fleischindustrie ganz andere
Praktiken herrschen, ganz Europa von undurchsichtigen Handelswegen
durchzogen wird und die großen →Supermarkttheken daher
häufig keinen Überblick über ihre Lieferketten haben. Das
Importverbot für britisches Rindfleisch auf dem europäischen
Kontinent wurde häufig umgangen, zuweilen mithilfe erfahrener
Untergrundhändler der sogenannten →Hormonmafia, die
ein Handelsnetz quer durch Europa spannte, in das auch durchaus
seriöse und legale Firmen, ja sogar Supermarktketten gehörten. So
gelangte BSE-verdächtiges Schmuggelfleisch trotz Embargo in
deutsche Supermärkte, wie Edeka und Kaufhof, Metro, Tengelmann,
Lidl und Rewe.
Die Folgelasten der BSE-Epidemie trugen nicht die
Verursacher. Für die Verbrennung von Tausenden von Rindern und die
Einlagerung nicht absetzbaren Fleisches kam der Steuerzahler auf,
mit Milliarden Euro.
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist
die oberste deutsche Behörde für die gesundheitliche Bewertung von
Lebensmitteln (früher: Bundesinstitut für gesundheitlichen
Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, BgVV). Es wird von der
deutschen Bundesregierung als wissenschaftliche Instanz um Rat
gefragt. In seinen öffentlichen Stellungnahmen neigt das Institut
in der Regel zu Zurückhaltung. Den Geschmacksverstärker
→Glutamat hält das Institut zum Beispiel für harmlos: Es
habe »keine Bedenken« gegen die gelegentliche Verwendung geringer
Mengen. Auch →Aluminium, beispielsweise in Brezeln, können
nach Ansicht des Instituts »nicht als bedenklich bezeichnet
werden«.
Eine überraschende Ausnahme bildete einmal die
→Zitronensäure: Im Jahr 2004 forderten die Wissenschaftler
im BfR →Warnhinweise auf Produkten, die Zitronensäure
enthalten. Der Grund: Die Säure könnte den Zähnen schaden.
Namentlich →Soft Drinks, wie Limonaden oder industriell
hergestellter Eistee, seien riskant, viele →Süßigkeiten
»regelrechte Kinderzahn-Killer«, schrieb das Institut in einer
Stellungnahme vom 9. Januar 2004: »Die vorliegenden Daten erlauben
es nicht, für Süßwaren und Getränke einen Zitronensäuregehalt
festzulegen, der den Zähnen nicht schadet. Das BfR schlägt deshalb
vor, säurehaltige Süßwaren und Getränke mit einem Warnhinweis zu
versehen.« Solche
Warnhinweise müssten also auf allen Produkten prangen, die diese
Säure enthalten, von Limonade bis →Gummibärchen. »Aus dem
Warnhinweis sollte hervorgehen, dass die Zahngesundheit bei
übermäßigem Verzehr solcher Produkte gefährdet ist. Übermäßig heißt
hier schon mehr als zwei Mal pro Tag. Nach Meinung des BfR müsste
außerdem darauf hingewiesen werden, dass derartige Produkte für
Säuglinge und Kleinkinder nicht geeignet sind.« Die Forderung hielt
immerhin gut ein Jahr. Dann verschwand sie in der Schublade. Die
»aktualisierte Stellungnahme« vom 24. Februar 2005 enthielt die
Forderung nach Warnhinweisen nicht mehr. Dabei gab es keinerlei
neue Erkenntnisse, keinerlei neue, entlastende Untersuchungen -
jedenfalls sind in der Literaturliste am Ende der BfR-Stellungnahme
keine neuen Studien angeführt, die die Kehrtwende rechtfertigen
könnten.
Danach rückte das Institut andere Nahrungsmittel
ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Etwa Aprikosenkerne, die »in
Naturkostläden und Reformhäusern angeboten« werden, »in der letzten
Zeit auch verstärkt im Internet«: »Bittere Aprikosenkerne können zu
Vergiftungen führen«, mahnte das Institut 2007. »In jedem Fall
sollten Verbraucher durch Warnhinweise auf den Verpackungen vor den
Vergiftungsgefahren gewarnt werden«, sagt Professor Dr. Dr. Andreas
Hensel, Präsident des BfR.
Butan, Isobutan (E 943)
Butangase werden als Treibmittel für Backsprays
auf Pflanzenölbasis verwendet, die bei Backunternehmen eingesetzt
werden (→Backmittel). Der Verbraucher kommt damit nicht in
Kontakt.
Buttergelb
Mit Buttergelb kann Margarine so gefärbt werden,
dass sie aussieht wie Butter. Der →Farbstoff war einer der
ersten chemischen Nahrungszusätze, bei denen die gesundheitlichen
Nebenwirkungen offenbar wurden.
Denn Buttergelb (wissenschaftlich: 4-Di-Methylaminoazobenzol), das
zu den sogenannten →Azofarbstoffen gehört, kann Krebs
auslösen.
Eine japanische Studie hatte schon 1937 gezeigt,
dass der Stoff Leberkrebs bei Ratten hervorrufen kann. Buttergelb
wurde in Deutschland 1938 verboten. In der Schweiz und anderen
Ländern war er noch bis in die Vierzigerjahre erlaubt. Buttergelb
galt bei einer internationalen Konferenz mit Experten der
Weltgesundheits- und der Welternährungsorganisation im Jahre 1956
als besonders eindrucksvolles Beispiel für die Nebenwirkungen
chemischer Nahrungszutaten. Die internationale Konferenz forderte
deshalb damals einstimmig: »Absichtliche Lebensmittelzusätze«
sollten »grundsätzlich« verboten werden. »Ein Lebensmittelzusatz
darf nur dann erlaubt werden«, so proklamierten die
Konferenzteilnehmer, wenn »durch ausreichende wissenschaftliche
Belege nachgewiesen« sei, »dass seine Anwendung ungefährlich für
den Verbraucher ist.« So beschloss deshalb das Expertenkomitee:
»Der Schutz der allgemeinen Gesundheit ist unmöglich, wenn
Hersteller neue Substanzen verwenden dürfen, bevor ausreichende
Untersuchungen ihre Zuträglichkeit für diesen Gebrauch erwiesen
haben.« Von diesem Prinzip wurde indessen bei vielen Substanzen
abgewichen, etwa den →Aromen oder den →Enzymen, die
ohne Gesundheitsprüfung eingesetzt werden.
Butylhydroxyanisol (BHA) (E 320)
BHA dient der →Konservierung von
Lebensmitteln. In großen Mengen kann es zur lebensgefährlichen
Blausucht führen, die durch eine typische Blaufärbung von Lippen,
Schleimhäuten und der Haut gekennzeichnet ist. Daher ist die
Anwendung in Kinder- und →Säuglingsnahrung verboten. Bei
Tier- und Reagenzglasversuchen veränderte es in großen Mengen das
Erbgut, vor allem in Zellen des Magen-Darm-Traktes. In
Langzeit-Tierstudien zeigten sich E 320 und E 321 bei Einnahme
großer Mengen als krebserregend und verursachten Magen- und
Leberkrebs bei Mäusen.
Butylhydroxytoluol (BHT) (E 321)
BHT dient der →Konservierung von
Lebensmitteln. In großen Mengen kann es zur lebensgefährlichen
Blausucht führen, die durch eine typische Blaufärbung von Lippen,
Schleimhäuten und der Haut gekennzeichnet ist. Daher ist die
Anwendung in Kinder- und →Säuglingsnahrung verboten. Bei
Tier- und Reagenzglasversuchen veränderte es in großen Mengen das
Erbgut, vor allem in Zellen des Magen-Darm-Traktes. In
Langzeit-Tierstudien zeigten sich E 320 und E 321 bei Einnahme
großer Mengen als krebserregend und verursachten Magen- und
Leberkrebs bei Mäusen.
Calcium-5’-Ribonucleotid (E 634)
Calcium-5’-Ribonucleotid dient der
Geschmacksverstärkung in Lebensmitteln. Über schädliche Wirkungen
bei gesunden Menschen ist bislang nichts bekannt. Da
Calcium-5’-Ribonucleotid in Harnsäure umgewandelt wird, können
große Mengen bei →Stoffwechselerkrankungen, wie Gicht, die
Symptome verschlimmern.
Calcium-Dinatrium-Ethylendiamintetraacetat (E 385)
E 385 ist ein →antioxidativ wirkender
→Konservierungsstoff und Stabilisator. Über schädliche
Wirkungen ist bislang nichts bekannt.
Calcium-DL-Malat (E 352)
Malate dienen als →Konservierungsmittel und
Geschmacksverstärker. Über schädliche Nebenwirkungen durch die in
den Lebensmitteln verwendeten Mengen ist bislang nichts bekannt.
Durch die geschmacksverändernde Wirkung kann der Verbraucher
allerdings über die Beschaffenheit des Produktes getäuscht
werden.
Calciumacetat (E 263)
Calciumacetat ist ein →Konservierungsstoff.
Über schädliche Wirkungen ist bislang nichts bekannt.
Calciumalginat (E 404)
→Alginsäure und Alginate sind lösliche
Ballaststoffe. Sie machen Lebensmittel cremiger, binden auch
→Suppen und Saucen. Alginsäure und Alginate können die
Aufnahme lebenswichtiger Spurenelemente im →Darm behindern;
Mangelerscheinungen können die Folge sein.
Calciumaluminiumsilicat (E 556)
Calciumaluminiumsilicat dient als Trennmittel in
Lebensmitteln. Über schädliche Wirkungen als →Zusatzstoff
ist bislang nichts bekannt. E 556 enthält →Aluminium, das im
Verdacht steht, im →Gehirn Demenzerkrankungen
(→Alzheimer) und die →Parkinsonkrankheit zu fördern,
sowie die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Calciumascorbat (E 302)
Der Stoff, als →Vitamin C bekannt, dient
der →Konservierung und Säuerung von Lebensmitteln. In den
bei Lebensmitteln eingesetzten Mengen sind bislang keine
schädlichen Wirkungen bekannt geworden. Vitamin C gilt im Gegenteil
als gesund. Bei sehr hohen Dosen, etwa als
→Nahrungsergänzungsmittel, kann jedoch die Bildung von
Nierensteinen begünstigt werden, bei →Diabetikern können der
→Stoffwechsel gestört und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
befördert werden.
Calciumbenzoat (E 213)
Benzoate dienen zur →Konservierung von
Lebensmitteln. Sie können in sehr seltenen Fällen
→allergische Reaktionen auslösen. Für Katzen sind
Benzoesäure-konservierte Lebensmittel extrem giftig.
Calciumcarbonat (E 170)
Calciumcarbonat (Kreide) ist ein weißer
Lebensmittelfarbstoff. Über schädliche Nebenwirkungen ist bislang
nichts bekannt. Der →Farbstoff kann auch →Aluminium
enthalten, das im Verdacht steht, Demenzerkrankungen im
→Gehirn, wie die →Alzheimer- und
→Parkinsonkrankheit, zu fördern. Es gibt zahlreiche Hinweise
darauf, dass Aluminium die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt
(→Kinderwunsch).
Calciumchlorid (E 509)
→Salzsäure und ihr Salz Calciumchlorid
dienen als technische Hilfsstoffe und als
→Konservierungsstoffe für Lebensmittel. Über schädliche
Wirkungen in den hierbei verwendeten Einsatzmengen ist bislang
nichts bekannt.
Calciumcitrat (E 333)
Calciumcitrat, ein Salz der →Zitronensäure,
dient der →Konservierung von Lebensmitteln. Über schädliche
Wirkungen ist bislang nichts bekannt.
Calciumferrocyanid (E 538)
Ferrocyanide dienen als Trennmittel und zur
Erhaltung der Rieselfähigkeit bei Kochsalz. Über schädliche
Wirkungen als →Zusatzstoff ist bislang nichts bekannt.
Calciumgluconat (E 578)
Calciumgluconat dient der Säuerung und
Säureregulation von Lebensmitteln. Über schädliche Wirkungen ist
bislang nichts bekannt.
Calciumglutamat (E 623)
Siehe Glutamat
Calciumguanylat (E 629)
→Guanylsäure und ihre Salze dienen der
Geschmacksverstärkung in industriellen Lebensmitteln. Über
schädliche Wirkungen bei gesunden Menschen ist bislang nichts
bekannt. Bei →Stoffwechselkrankheiten, wie Gicht, können
große Mengen die Symptome verschlimmern, da Guanylsäure in
Harnsäure umgewandelt wird.
Calciumhydrogensulfit (E 227)
→Schwefeldioxid und Sulfite werden zur
→Konservierung von Lebensmitteln eingesetzt. Sie können bei
sehr empfindlichen →Allergikern das sogenannte Sulfitasthma
verursachen und können auch zu Nies- und Schnupfenanfällen,
Nesselsucht, anderen Hautreizungen und Kopfschmerzen führen. Manche
Forscher vermuten, dass einige entzündliche, chronische
→Darmerkrankungen mit dem Verzehr von mit schwefelhaltigen
Stoffen konservierten Nahrungsmitteln ursächlich in Zusammenhang
stehen könnten.
Calciumhydroxid (E 526)
Hydroxide dienen der Säuerung und Säureregulation
von Lebensmitteln. Über schädliche Wirkungen ist bislang nichts
bekannt.
Calciuminosinat (E 633)
Calciuminosinat dient zur Geschmacksverstärkung in
Lebensmitteln. Über schädliche Wirkungen bei gesunden Menschen ist
bislang nichts bekannt. Da Inosinat in Harnsäure umgewandelt wird,
können große Mengen bei Harnsäureerkrankungen (zum Beispiel Gicht)
die Symptome verschlimmern.
Calciumlactat (E 327)
Calciumlactat ist ein →Konservierungsstoff.
Über schädliche Wirkungen ist bislang nichts bekannt.
Calciumorthophosphat (E 341)11
Phosphate dienen als →Konservierungs- und
als Trennmittel für Lebensmittel. Über schädliche Nebenwirkungen
durch die in den Lebensmitteln zugelassenen Mengen ist bislang
nichts bekannt.
Calciumoxid (E 529)
Calciumoxid dient als Säureregulator und
Trennmittel. Über schädliche Wirkungen ist bislang nichts
bekannt.
Calciumpropionat (E 282)
→Propionsäure und Propionate sind
→Konservierungsstoffe. Sie können zu Hyperaktivität,
Aufmerksamkeitsstörungen und Lernschwächen bei Kindern führen
(→ADHS).
Calciumsilicat (E 552)
Calciumsilicat dient als Trennmittel in
Lebensmitteln. Über schädliche Wirkungen als →Zusatzstoff
ist bislang nichts bekannt.
Calciumsorbat (E 203)
→Sorbinsäure und Sorbate werden zur
→Konservierung von Lebensmitteln eingesetzt. In sehr
seltenen Fällen lösen sie bei Hautkontakt →allergische
Reaktionen aus.
Calciumstearoyl-2-Lactylat (E 482)
Calciumstearoyl-2-Lactylat dient als
→Emulgator. Über schädliche Wirkungen ist bislang nichts
bekannt.
Calciumsulfat (E 516)
→Schwefelsäure dient als technischer
Hilfsstoff bei der Herstellung von Lebensmitteln und als
Säuerungsmittel. Ihre Salze dienen als Trägerstoff oder zur
Säureregulation. Über schädliche Wirkungen der Schwefelsäure und
ihrer Salze bei den üblichen Einsatzmengen ist bislang nichts
bekannt.
Calciumsulfit (E 226)
→Schwefeldioxid und Sulfite werden zur
→Konservierung von Lebensmitteln eingesetzt. Sie können bei
sehr empfindlichen →Allergikern das sogenannte Sulfitasthma
verursachen und auch zu Nies- und Schnupfenanfällen, Nesselsucht,
anderen Hautreizungen und Kopfschmerzen führen. Manche Forscher
vermuten, dass einige entzündliche, chronische
→Darmerkrankungen mit dem Verzehr von mit schwefelhaltigen
Stoffen konservierten Nahrungsmitteln ursächlich in Zusammenhang
stehen könnten.
Calciumtartrat (E 354)
Calciumtartrat ist ein →Konservierungsstoff
und →Stabilisierungsmittel. Über schädliche Nebenwirkungen
durch die in den Lebensmitteln zugelassenen Mengen ist bislang
nichts bekannt.
Campari-Allergie
Siehe Allergie, Cochenillerot A
Campylobacter (auch Camphylobakter)
Ein aufstrebender Krankheitserreger namens
Campylobacter ist der häufigste bakterielle Auslöser von
Durchfallerkrankungen. Er hat eine rasante Karriere hinter sich und
die bisher weitaus prominenteren →Salmonellen überholt.
Besonders häufig erkranken Kinder unter fünf Jahren und junge
Erwachsene. Seine Ausbreitung wird durch die industrielle
→Massentierhaltung und den dortigen Stress in den
überfüllten Ställen gefördert. Er ist bei mehr als 70 Prozent der
Hühnchen in europäischen Schlachthöfen zu finden, so eine im Jahr
2010 veröffentlichte Untersuchung der europäischen
Lebensmittelsicherheitsbehörde →EFSA. Die gefährlichsten
Arten der Campylobaktergattung heißen Campylobacter jejuni oder
Campylobacter coli. Sie können beim Menschen entzündliche
Durchfallerkrankungen auslösen: Durchfall, Krämpfe und
Fieber.
Mit 200 500 Campylobacter-Erkrankungen wurde die
Mikrobe im Jahr 2007 zum Hauptverantwortlichen für durch Tiere
übertragene Infektionen. 2008 gab es einen Rückgang auf 190 566
Fälle. Die offiziellen Stellen raten vor allem zu Hygiene, so etwa
das Berliner →Bundesinstitut für Risikobewertung
(BfR) in einer Stellungnahme vom Juli 2009: »Weil
Campylobacter vor allem in rohem Geflügelfleisch vorkommt, muss
jeder, der selber kocht, bei dessen Verarbeitung besonders auf die
Küchenhygiene achten«, sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel,
Präsident
des BfR. Infektionen mit Campylobacter, die Campylobacteriosen,
ließen sich so »mit einfachen Mitteln vermeiden«.
Die Ursache für die Zunahme der Erkrankungen liegt
indessen nicht in mangelnder Hygiene, sondern in den Zuständen in
der sogenannten Tierproduktion. Dies ergab eine britische
Untersuchung. Das Zentrum für Epidemiologie und Risikobewertung der
Universität Bristol fand heraus, dass Hühner unter Stress stärker
mit den gefährlichen Campylobakter-Bakterien belastet sind.
Professor Tom Humphrey und sein Team führen das auf eine erhöhte
Produktion des Stresshormons Noradrenalin zurück. Dieses verändere
die Eisenaufnahme der Tiere und fördere damit das Mikrobenwachstum,
so die Veterinäre. Größter Stressfaktor sei dabei der Transport,
insbesondere die Transportdauer sowie die Temperatur und Enge im
Transporter.
Candelillawachs (E 902)
Candelillawachs dient als Schutzüberzug für
vielerlei Lebensmittel. Über schädliche Wirkungen ist bislang
nichts bekannt.
Carbamid (E 927b)
Carbamid (Harnstoff) dient zur Verbesserung der
Konsistenz bei Kaugummi. Über schädliche Wirkungen ist bislang
nichts bekannt.
Carnaubawachs (E 903)
Carnaubawachs dient als Schutzüberzug für
vielerlei Lebensmittel. Über schädliche Wirkungen ist bislang
nichts bekannt.
Carotin (Alpha-, Beta-, Gamma-Carotin) (E 160a)
Carotin ist ein Nahrungsinhaltsstoff, aus dem das
→Vitamin A gebildet wird. Gleichzeitig wird es als
gelb-orangener Lebensmittelfarbstoff verwendet. Es gilt in der
üblichen Dosierweise als unbedenklich, ja sogar
gesundheitsförderlich. →Beta-Carotin kann jedoch in hohen
Dosen (mehr als 20 Milligramm täglich) bei starken Rauchern und bei
HerzKreislauf-Erkrankten Lungenkrebs und Herzinfarkt begünstigen.
Beim Einsatz als →Farbstoff kann auch →Aluminium
enthalten sein, das im Verdacht steht, Demenzerkrankungen im
→Gehirn, wie die →Alzheimer und
→Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Carrageen (E 407)
Carrageen dient zur Andickung und Gelierung von
Nahrungsmitteln. Carrageen mit niedrigem Molekulargewicht kann in
Mengen bis zu fünf Prozent in dem Zusatzstoff enthalten sein.
Dieses Carrageen erwies sich in zahlreichen Tierversuchen als
krebserregend und die →Darmwand schädigend. Von den
Herstellern wird jedes Gesundheitsrisiko bestritten.
Catering
Catering ist der neue Trend in der
Großverpflegung: Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Kantinen
kochen nicht mehr selbst, sondern engagieren einen externen
Zulieferer. Diese Kochkonzerne produzieren nach den gleichen
Methoden wie die Fabriken der Food-Industrie. Das Catering ist zu
einem globalen Geschäft geworden, das weltweit schätzungsweise
einen Umsatz von einer Billion Euro erzielt.
Durch die Großproduktion steigen die
Gesundheitsrisiken, denn einzelne Krankheitserreger können sich
sehr schnell verbreiten. Zugleich halten die chemischen Zutaten der
Supermarkt-Nahrung auch
in der Großküche Einzug: →Konservierungsstoffe,
→Farbstoffe, Geschmacksverstärker. Die
Weltgesundheitsorganisation sorgt sich um wachsende Risiken, weil
»immer mehr Menschen ihr Essen von Restaurants, Kantinen,
Schnellimbissen und Straßenhändlern zubereiten lassen«. Auch der
Schweizerische Ernährungsbericht hat schon 1998 konstatiert: »Die
Massenverpflegung hat in epidemiologisch neue Dimensionen geführt.«
Im Schweizerischen Ernährungsbericht 2005 lagen Orte der
»Kollektivverpflegung«, wie Restaurants, Kantinen, auch Catering
bei bakteriellen Infektionen an der Spitze.
Die Kochkonzerne sind weitgehend unbekannt: Die
Firma Eurest beispielsweise, die zum weltgrößten Catering-Konzern,
der britischen Compass-Gruppe, gehört (Umsatz 2008: weltweit ca. 13
Milliarden Euro), verpflegt UNO-Mitarbeiter in Wien, Werktätige bei
Opel in Rüsselsheim und Geldmanager in der Frankfurter »Commerzbank
Plaza«, dem höchsten Bürogebäude Europas. Die Berliner Firma
Dussmann, ursprünglich eine kleine Putzfirma, macht einen Umsatz
von 1,4 Milliarden Euro und hat den Zuschlag für die Verköstigung
der Mitarbeiter und Abgeordneten im Berliner Reichstag und den
zugehörigen Behörden bekommen - auch für die Kindertagesstätte des
Bundestages. An die 2000 Essen liefern sie dort durchschnittlich
jeden Tag aus. Die Firma hat fast 53 000 Mitarbeiter in 26 Ländern
(Stand 2009). Sie ist in Italien vertreten, in Luxemburg und
Österreich, Dussmann betreibt eine Großkantine in Polen,
Seniorenheime in Estland, Österreich und Italien, eine
Stadtreinigungsfirma in Bulgarien. Der Konzern verpflegt das
bulgarische Militär und verköstigt das größte staatliche
Krankenhaus in Ho Chi Minh Stadt, Vietnam. Dussmann versorgt nach
eigenen Angaben auch die gesamte italienische Polizei mit über zwei
Millionen Mahlzeiten, vom Frühstück über Mittag- bis zum
Abendessen.
Der Erfolg des Groß-Caterings beruht auf der
Annahme, dass die Verpflegung damit billiger wird. Umstritten ist
die Qualität, besonders in Kindergärten, Krankenhäusern und
Seniorenheimen. Eltern bevorzugen in Kindergärten zumeist bessere
und frischere Kost. Eine
Emnid-Umfrage unter Münchner Eltern etwa ergab 2006, dass 83
Prozent der Befragten gern →Bio- und Frischkost in
Kindergärten und Schulen hätten. Aus Kostengründen können sich das
viele Kindergartenbetreiber jedoch nicht leisten. Besonders wenig
Geld ist seltsamerweise in den deutschen Krankenhäusern fürs Essen
übrig. Zwar kostet dort die Vollpension für Privatpatienten 300 bis
600 Euro, doch beim Essen müssen fünf bis sechs Euro am Tag
reichen. »Das Budget wird natürlich primär für die medizinische
Versorgung verwendet«, räumte Gerd Norden ein, der
Hauptgeschäftsführer der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands.
So muss am Essen gespart werden. Besonders problematisch für die
häufig immungeschwächten Patienten sind die vielen
→Zusatzstoffe in der Klinik-Kost. Häufig erfahren die
Insassen und ihre Angehörigen nicht einmal, welche chemischen
Zutaten verwendet werden. In New York starben drei
Krankenhauspatienten an dem Farbstoff Brillantblau (E 133).
Chicken McNugget
Siehe Hähnchen
Chinarestaurant-Syndrom
Der →Zusatzstoff →Glutamat kann in seltenen
Fällen bei sehr empfindlichen Menschen das sogenannte
»Chinarestaurant-Syndrom« auslösen, das unter anderem durch
Kopfschmerzen, ein Taubheitsgefühl im Nacken, Gliederschmerzen und
Übelkeit gekennzeichnet ist. Die Symptome beschrieb 1968 erstmals
der aus Korea stammende US-Arzt Robert Ho Man Kwok. Bei ihm folgten
die Symptome stets einem bestimmten Muster: Etwa 20 Minuten nach
der Mahlzeit wurde sein Mund taub, im Nacken begann es zu kribbeln.
Sechs Stunden später setzten Kopfschmerzen ein. Nach 24 Stunden
verschwanden die Symptome, gleichzeitig verspürte Kwok heftigen
Durst. Kwok führte seine Beschwerden auf das in asiatischen
Restaurants häufig gebräuchliche
Glutamat zurück. Seine Schilderung löste eine Flut ähnlicher
Berichte von Betroffenen aus, woraufhin sich auch andere
medizinische Fachblätter des Themas annahmen. Fortan kannte die
Welt das »Chinarestaurant-Syndrom« mit dem charakteristischen
Symptombündel aus Brennen und Wärme, Hitze- und Engegefühl, dem
Kribbeln im Halsbereich, den Schmerzen in der Brust, ferner
Kopfweh, Herzklopfen, Schwindel, Muskelkrämpfen, einer unbestimmten
Schwäche der Oberarmmuskeln und Nackenschmerzen.
In zahlreichen Studien wurde daraufhin das Syndrom
untersucht. Oft ließen sich die Effekte nicht bestätigen.
Mittlerweile gibt es allerdings einige seriöse Untersuchungen, die
die beschriebenen Glutamat-Reaktionen bei empfindlichen Konsumenten
bestätigen. Die genaue Ursache für diese Symptome ist nicht
geklärt.
Chinolingelb (E 104)
Chinolingelb ist ein gelber Lebensmittelfarbstoff.
Es kann kontaktallergische Reaktionen (Kontaktekzeme) auslösen
(→Allergien) und wirkte im Reagenzglasversuch
erbgutschädigend. Der →Farbstoff kann auch →Aluminium
enthalten, das im Verdacht steht, Demenzerkrankungen, wie
→Alzheimer und die →Parkinsonkrankheit, zu fördern,
sowie die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Chlorophyll (E 140)
Chlorophyll ist ein natürlicher grüner
Lebensmittelfarbstoff. Bislang sind keine schädlichen Wirkungen
bekannt. Der →Farbstoff kann aber Aluminium enthalten, das
im Verdacht steht, Demenzerkrankungen im →Gehirn, wie die
→Alzheimer- und →Parkinsonkrankheit, zu fördern,
sowie die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
CLA, konjugierte Linolsäure
Sie gilt als Hoffnungsträgerin für eine
→Schlankheitspille: CLA (Conjugated Linoleic Acid, deutsch:
konjugierte Linolsäure). CLA hat sich bei Mäusen als probates
Mittel zur Figurverschönerung erwiesen; die kleinen Nager verloren
durch den Stoff an →Fett und gewannen mehr Muskelmasse.
Deutsche Hormonforscher fanden auch heraus, dass der Stoff
Fettzellen auflösen kann, indem er dort an die sogenannten
»Killer-Rezeptoren« andockt.
Früher galt, dass Fettzellen, wenn sie einmal da
sind, nie wieder verschwinden. Zu den sensationellen Erkenntnissen
aus der Welt der Hormonforscher gehört die Einsicht, dass die
Fettzellen nicht ewig leben, sondern auch absterben, ja abgetötet
werden können. Der Ulmer Professor Martin Wabitsch hat den
»Killer-Rezeptor« an den Fettzellen gefunden. CLA kann daran
andocken und die Fettzellen in Luft auflösen. »CLA ist ein sehr
effektiver Abnehm-Nährstoff«, so der US-Ernährungswissenschaftler
Byron Richards. In den USA erhielt die Substanz den Segen der
Behörden als Nahrungszusatz. Im Oktober 2009 erhielt die deutsche
Firma Cognis, Marktführer bei CLA, auch die Zulassung für den
chinesischen Markt. Die →Deutsche Gesellschaft für Ernährung
(DGE) ist den angeblichen Schlankmachern gegenüber
skeptisch: Es seien »weitere Studien notwendig«, die die
behaupteten Effekte genauer untersuchen - und auch mögliche
Nebenwirkungen wie ein erhöhtes Risiko für die Zuckerkrankheit
→Diabetes.
CLA kommt von Natur aus im Milchfett vor, mithin
besonders üppig in Butter und Sahne. Vor allem, wenn die Kühe auf
der Weide grasen dürfen. Moderne Turbokühe dürfen das nicht, sie
bekommen mehr Kraftfutter, was zwar den Milchausstoß erhöht, den
Anteil des natürlichen Schlankmachers im Milchfett aber stark
reduziert.
Clean Label
Die Nahrungsindustrie reagiert auf die wachsende
Abneigung der Konsumenten gegen chemische Nahrungszusätze. »Clean
Label« heißt das Ziel, das saubere →Etikett. Die »Clean
Label«-Bewegung will die Etiketten von solchen Zusätzen freihalten
- nicht aber die Nahrung. Für die Säuberung der Etiketten von
unerwünschten Bezeichnungen setzt die Food-Industrie neue
Chemikalien ein, die auf dem Etikett nicht genannt werden müssen.
Dies ist alles streng legal.
»Wir helfen den Firmen, ihre Etiketten zu säubern«,
verspricht etwa Kent Snyder, ein Top-Manager der amerikanischen
Firma Senomyx. Sein Unternehmen hat einen Stoff zur
Geschmacksmanipulation entwickelt, der selbst nach nichts schmeckt,
aber den Eindruck von süß oder salzig verstärkt und auf dem Etikett
nicht genannt werden muss. Firmen wie →Nestlé, Coca-Cola und
Campbell’s-Suppen, aber auch der weltgrößte
→Glutamat-Hersteller Ajinomoto haben nach einem Bericht der
New York Times mit Senomyx schon Verträge geschlossen. Auch
die Firma →Unilever Foodsolutions, ein Zulieferer für
Kantinen, Krankenhäuser, Kindergärten, wirbt ausdrücklich mit dem
Kürzel »o.d.Z.« - »ohne deklarationspflichtige Zusatzstoffe«.
Slogan: »Damit nur das Wesentliche auf der Speisekarte steht!« In
der Werbung für diese Produkte heißt es: »Unilever Foodsolutions
bietet dem Profikoch mit über 170 Produkten aus allen
Sortimentsbereichen - von der Suppe bis zum Dessert - eine breite
Auswahl an Produkten ohne deklarationspflichtige Zusatzstoffe.
Diese Auswahl wird ständig weiter ausgebaut - für noch mehr
Vielfalt bei gleichzeitig weniger Fußnoten auf der Speisekarte!«
Auch die Catering-Firma ETO, die zum Food-Konzern Dr. Oetker
gehört, wirbt mit den Clean-Label-Vorzügen ihrer Produkte: »Die
Kenntlichmachung von Zusatzstoffen auf Speisekarten (gemäß § 9
ZZulV) ist nicht erforderlich« - selbst wenn eine ganze Fülle von
Zusätzen Verwendung findet (in den »Gefüllten Eierpfannkuchen mit
Champignons und Butterpilzen« von ETO unter anderem
→modifizierte Stärke, als →Backtriebmittel
→Natriumcarbonate, als Säuerungsmittel
Natriumphosphate, Würze, →Hefeextrakt, Dextrose,
→Aroma, →Emulgator Sojalecithin). Vor allem
Allergiker kann das vor Probleme stellen: Denn neben dem
→Glutamat-Ersatz Hefeextrakt kommen vor allem →Enzyme
zum Einsatz, die neuen Wundermittel der Nahrungsindustrie. Sie
können Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen.
Clenbuterol
Clenbuterol ist eigentlich ein Hustenmittel für
Mensch und Tier, auch bei Asthma wird es verschrieben. Es kann auch
zu vermehrter Muskelbildung bei gleichzeitigem Fettabbau eingesetzt
werden. Dadurch wird das Mittel beliebt bei Tiermästern, aber auch
bei Bodybuildern. In der Doping-Szene ist es als
»Katrin-Krabbe-Mittel« bekannt, benannt nach der DDR-Sprinterin,
die 1991 über 100 und 200 Meter Weltmeisterin wurde. Das
Clenbuterol-Medikament wird von dem Pharmakonzern Boehringer
Ingelheim hergestellt und unter dem Namen Spiropent (Szene-Kürzel:
»Spiro«) als Asthmamittel verkauft.
Weltweit wird Clenbuterol von Tiermästern
eingesetzt: 2009 erkrankten 70 Menschen in der chinesischen Provinz
Hunan, weil Schweine mit dem verbotenen Mastbeschleuniger gedopt
waren. Der Nahrungsmittel-Multi →Nestlé musste in Chile 1998
→Babygläschennahrung aus dem Verkehr ziehen - als
»Vorsichtsmaßnahme«, wie der Konzern betonte, wegen Verdacht auf
Belastung mit Clenbuterol und anderen Masthilfsmitteln. Auch in
Deutschland und anderen europäischen Ländern wurde Ende des letzten
Jahrhunderts bei Tiermästern und Veterinären häufig Clenbuterol
gefunden.
Eine späte Karriere startete das Medikament als
Muskelpille für Bodybuilder und als →Schlankheitsmittel für
Hollywoodstars. Bei beiden Gruppen ist der Fatburner-Effekt
beliebt. »Jeder nimmt Clenbuterol«, behauptet ein Infodienst aus
Hollywood. Victoria Beckham ist in den Klatschspalten unter
Verdacht, ebenso die Schauspielerin Lindsay Lohan und das
»Partygirl« Nicole Richie, die so auffallend dünn wurde. Sie selbst
erklärte dies mit hartem Training.
Deutsche Bodybuilder, die damit ihre Muskeln
anschwellen lassen, diskutieren indessen auch über die
Nebenwirkungen. Bei Überdosierung kann das Mittel zu Herzrasen,
Muskelzittern und Kopfschmerzen führen. →Diabetikern droht
Koma, Herzkranke können gar an Krämpfen sterben. Bei Kleinkindern
könnten Muskelkrämpfe und Herzrhythmusstörungen die Folge sein.
Auch psychotische Episoden und →Depressionen sind
möglich.
Cobalamin
Siehe Vitamin B 12
Coca-Kolonisierung
Die »Coca-Kolonisierung« der Welt ist für den
australischen Wissenschaftler Paul Zimmet die Ursache für die
Ausbreitung von Zivilisationskrankheiten, wie der Zuckerkrankheit
→Diabetes, rund um den Globus. Zimmet, ein renommierter
Diabetesforscher aus Sydney und Autor zahlreicher Studien im
Auftrag der Weltgesundheitsorganisation, hat die Wendung dem
Schriftsteller Arthur Koestler entliehen, der sie in seinem Roman
»Die Herren Call-Girls« verwendet hat. Der Ausdruck ist symbolisch
gemeint, er zielt auf die Industrialisierung der Nahrungsproduktion
nach amerikanischem Vorbild, bei der große Mengen von
→Zucker verzehrt werden.
Zucker ist der billigste →Kalorienträger,
den die Food-Fabriken bekommen können, von angenehmem Geschmack,
oft genug staatlich subventioniert, lang haltbar, leicht zu
transportieren. So wird die Welt von einer gigantischen
Zuckerschwemme heimgesucht. Selbst auf entlegenen Eilanden in der
Südsee breitet sich die Zuckerkrankheit aus, zum Beispiel auf der
kleinen Insel Nauru, wo sie bis zum Jahr 1954 nahezu unbekannt war,
während die Erkrankungsrate mit 41 Prozent der Bevölkerung
mittlerweile Weltrekordniveau erreicht. Gerade in jener
paradiesischen Gegend, in der fast alle Früchte dieser
Erde prächtig gedeihen, wo Ananas, Kokosnüsse und Papayas, aber
auch →Kartoffeln, Tomaten und Paprika sprießen, eröffnen
immer neue →Supermärkte und verkaufen Essen in Dosen, oft zu
Kampfpreisen, mit denen die einheimischen Bauern kaum konkurrieren
können.
Cochenille (E 120)
Siehe Karmin
Cochenillerot A (E 124)
Cochenillerot A zeigte im Reagenzglas- und
Tierversuch in hohen Dosen eine erbgutschädigende Wirkung. Der
→Farbstoff kann auch →Aluminium enthalten, das im
Verdacht steht, Demenzerkrankungen, wie →Alzheimer und die
→Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Codex Alimentarius
Der Codex Alimentarius ist die weltweit wichtigste
Instanz in Sachen Lebensmittel. Es ist eine Organisation der
Vereinten Nationen, gemeinsam getragen von der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der
Welternährungsorganisation (FAO). Der Codex Alimentarius ist
sozusagen die Weltregierung in Sachen Lebensmittel. Er setzt
Standards für die Nahrung, seine Entscheidungen gelten weltweit.
Der Codex ist zuständig für →Zusatzstoffe, für
→Bio-Nahrung, →Gentechnik und vieles andere.
Offizieller Sitz des Codex Alimentarius ist Rom,
die Sitzungen finden in aller Welt statt. Den Codex gibt es seit
1962, und seither sind seine Gremien damit beschäftigt, weltweit
gültige Normen für Lebensmittel festzulegen: für Gen-Food und für
Bio-Waren, aber auch für die Qualität von ordinären Obstsäften und
Margarine, für →Suppen und Geflügel, für Cornflakes,
→Zucker, Schokolade, →Käse. Die Codex-Mitglieder
erlassen Hygienerichtlinien, legen Grenzwerte fest für Gift im
Gemüse und Arzneimittelrückstände im Fleisch, regeln die
radioaktive Bestrahlung von Gewürzen und untersuchen
Gesundheitsgefahren, wie etwa →Allergien, die von
Lebensmitteln ausgehen können. Und sie beschließen, was auf dem
→Etikett zu stehen hat. Der Codex setzt Regeln für alle
Arten von Nahrungsmitteln, die auf dem Globus gehandelt werden.
Dafür gibt es mehr als zwei Dutzend Untergruppen, die sogenannten
Codex Committees.
176 Staaten sind Mitglied im Codex Alimentarius,
und eigentlich sind nur die Vertreter der Mitgliedsländer
stimmberechtigt. In der Praxis spielt dies aber keine Rolle, weil
ohnehin nicht abgestimmt wird: Die Entscheidungen werden
einvernehmlich gefällt. In den Sitzungen gibt die Nahrungsindustrie
den Ton an. Verbrauchervertreter kommen nur am Rande vor. In den
Medien ist davon nichts zu erfahren: Der Codex Alimentarius ist
zwar das weltweit wichtigste Beschlussorgan in Sachen Nahrung, doch
die Korrespondenten der Weltpresse sind nicht dabei. Die Vertreter
der Nahrungsindustrie reisen teils in Delegationen ihrer
Lobby-Verbände, teils aber in den offiziellen Delegationen der
Länder mit und treten mithin als offizielle Vertreter ihres Landes
auf. So bestand bei der Sitzung des Codex-Komitees für Zusatzstoffe
in Peking vom 21. bis 25. April 2008 die Mehrheit der Schweizer
Delegation aus Vertretern von Konzernen: Fünf Industrie-Lobbyisten
saßen neben zwei Regierungsvertretern an einem Tisch mit dem Schild
»Switzerland«. Der Nahrungs-Multi →Nestlé war dabei und der
Aromenproduzent Givaudan, der holländische DSM-Konzern, der in
seiner Schweizer Filiale Vitamine produziert, und der japanische
Gigant Ajinomoto, Weltmarktführer bei →Glutamat, dazu ein
freier Lobbyist, der sich für seine Dienste von wechselnden
Auftraggebern bezahlen lässt. In der deutschen Delegation saß ein
Vertreter des Südzucker-Konzerns, zusammen mit drei
Regierungsvertretern. Bei dieser Sitzung waren insgesamt 262
Delegierte aus 62 Nationen zugegen, die meisten davon
Industrievertreter. Insgesamt waren nur drei Konsumentenvertreter
dabei. In den Folgejahren war es ähnlich.
Für die Codex-Zusammenkünfte ist das typisch. Die
Vertreter der Food-Industrie haben häufig die Mehrheit, wie die
Statistik einer englischen Verbraucherorganisation ergab: Von 1989
bis 1991 etwa nahmen an den Fachausschusssitzungen 2578 Delegierte
teil, davon waren lediglich 26 von Umwelt- oder
Verbraucherorganisationen entsandt. Insgesamt waren 105 Staaten
vertreten, aber 108 transnationale Unternehmen. In den Ausschuss
»Lebensmittel-Zusatzstoffe und Schadstoffe« entsandte die Industrie
beispielsweise fast doppelt so viele Delegierte wie alle
EU-Regierungen zusammen.
Die Entscheidungen entsprechen dann auch dieser
Zusammensetzung. Beispiel: Dass man ein Erdbeeraroma, das aus
→Sägespänen gewonnen wurde, als »natürliches Aroma«
bezeichnen darf, geht auf eine Vorschrift des Codex zurück: Im
Anhang 1 zum Codex Alimentarius Band XIV heißt es unter der
Überschrift »Allgemeine Anforderungen an natürliche Aromastoffe«:
»Natürliche Aromen oder natürliche Aromastoffe« seien Substanzen,
die auf »physikalischem, mikrobiologischem oder enzymatischem« Wege
aus Materialien »pflanzlichen oder tierischen Ursprungs« gewonnen
werden. Der Verwendung von Sägespänen fürs Erdbeeraroma - oder
auch, was ebenfalls gebräuchlich ist, Fischresten fürs
Geflügelaroma - steht damit nichts im Wege. Bäume und Meeresgetier
sind schließlich unzweifelhaft Bestandteile der Natur.
Früher waren die Codex-Beschlüsse eher
unverbindlich. Doch die Bedeutung der Kommission ist stetig
gestiegen; ohne öffentliches Aufsehen ist der Codex zur weltweit
wichtigsten Instanz in Sachen Lebensmittel geworden. Seit das
Welthandelsabkommen GATT den freien Warenverkehr zwischen Ländern
und Kontinenten liberalisiert hat und die Welthandelsorganisation
WTO Konflikte schlichten muss, gelten faktisch weltweit nur noch
die Codex-Regeln. Die Welthandelsorganisation stützt sich bei
Streitfällen etwa über →Hormone stets auf die Beschlüsse der
Codex-Alimentarius-Kommission. Denn in Zeiten des freien
Welthandels kann kein Land Einfuhren verhindern etwa mit dem
Argument, ein Orangensaft oder eine
Dose mit Ananas oder ein Tiefkühlrind sei nach nationalen
Bestimmungen übermäßig mit Gift belastet: Selbst demokratisch
gewählte Regierungen können über das, was in ihrem Land auf den
Tisch kommt, nicht mehr frei entscheiden; theoretisch könnte ein
Land zwar eigene Gesetze erlassen, wenn es aber am Welthandel
teilnehmen will, muss es Importe zulassen, die den Codex-Standards
entsprechen. So wurde der Codex Alimentarius gewissermaßen zur
informellen Weltregierung in Sachen Lebensmittel. Ihre
»Empfehlungen« werden gleichsam zu Global-Erlassen, sie füllen
dicke Wälzer und Handbücher.
Coenzym Q10 (Ubichinon, Ubiquinon)
Das Coenzym Q10 ist ein prominentes
→Nahrungsergänzungsmittel und wird heftig beworben.
Tatsächlich spielt der Stoff eine wichtige Rolle bei der
Energieversorgung menschlicher Körperzellen und schützt sie vor
oxidativer Zerstörung durch freie Radikale. →Gehirn- und
Herzmuskelzellen reagieren besonders anfällig auf einen
Coenzym-Q10-Mangel.
Kritiker sind skeptisch gegenüber den
Wirkversprechen der Hersteller von Q10-Präparaten. Q10 zählt im
strengeren Sinne nicht zu den Vitaminen, weil es vom Körper selbst
gebildet werden kann, sogar in großen Mengen. Die wissenschaftliche
Literatur bezeichnet Q10 denn auch als »Vitaminoid«, mithin als
einen Stoff, der vitaminähnlich ist. Doch in der populären
Literatur und im Sprachgebrauch der Apotheken und Drogerien wird
aus Q10 oder Ubichinon schließlich doch ein Vitamin. Und so wird
das Proenzym - ähnlich wie die »echten« Vitamine - als Heil- und
Vorbeugemittel gegen alle möglichen Erkrankungen angeboten. Der
geschätzte Tagesbedarf eines gesunden Menschen liegt bei etwa 30
Milligramm. Sardinen, Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel,
Olivenöl und gekochter Brokkoli enthalten Coenzym Q10 und die
Coenzyme Q1 bis 9, die in der Leber zu Coenzym Q10 umgebaut werden
können.
Q10 gilt als relativ sicher. Eine Studie des Danish
Nutrition Council in Soborg kommt zu dem Schluss: »Tägliche
Q10-Zufuhren von 200 Milligramm über sechs bis zwölf Monate und 100
Milligramm über sechs Jahre brachten keine nennenswerten
Nebenwirkungen.« Bei einer Studie an Sportlern, die man mit Q10
verköstigte, zeigten sich allerdings deutliche Hinweise auf
Zelluntergänge. Sportphysiologen der Universität Stockholm
verabreichten Sportlern, die im anaeroben Bereich arbeiteten, also
dort, wo man stark aus der Puste kommt, 120 Milligramm Q10 pro Tag.
Nach einigen Tagen zeigte sich in deren Blutplasma ein deutlicher
Anstieg eines bestimmten →Enzyms (»Plasma-Kreatinase«), das
dort nur anzutreffen ist, wenn es zum massiven Untergang von
Körperzellen gekommen ist. Die Schlussfolgerung: Q10 kann auch als
Zellkiller wirken.
Bei Kranken hingegen könnten offenbar positive
Wirkungen eintreten: Eine Studie aus Kalifornien ergab, dass sich
bei →Parkinsonpatienten durch hohe Coenzym-Q10-Einnahmen
(300-1000 Milligramm pro Tag) die Entwicklung der
Krankheitssymptome im Frühstadium erheblich verzögern lässt.
Cola
Colagetränke sind bei Kindern beliebt, bei Eltern
weniger. Mediziner sehen sie sehr kritisch. Denn der →Zucker
kann zu →Übergewicht führen, und die →Phosphorsäure
kann Knochen schwächen und Zähne schädigen. Marktführer Coca-Cola
verteidigt seine Zutaten und verweist auf die gesetzliche Zulassung
etwa des →Zusatzstoffes Phosphorsäure.
Cola ist nach Auffassung von Experten nicht nur,
wie andere zuckerhaltige →Soft Drinks, ein veritabler
Dickmacher. Die braune Brause kann auch noch diverse andere
Nebenwirkungen haben. So hat Cola Studien zufolge den Effekt, Durst
auf mehr Cola zu erzeugen. Ratten, die vier Wochen lang Cola
trinken durften, konsumierten nach einer Studie von 1997, zwei- bis
dreimal so viel davon wie Vergleichstiere, die nur Wasser
erhielten. Auch Forscher der Johns Hopkins University
School of Medicine in Baltimore fanden einen gewissen Suchteffekt,
den sie darauf zurückführen, dass die Hersteller Koffein
beimischen. Zudem berichtet die Johns-Hopkins-Untersuchung auch von
Entzugserscheinungen bei Cola-Abhängigen: »Wir wissen, dass Kinder
und Erwachsene physisch und psychisch abhängig werden von
koffeinhaltigen Soft Drinks und Entzugserscheinungen verspüren,
wenn sie damit aufhören«, schrieb der Autor Roland Griffiths in
seiner Untersuchung.Vor allem Kinder litten unter starken
Stimmungsschwankungen, die sogar ihre Leistungen beeinträchtigen
könnten, wenn sie ihr Lieblingsgetränk nicht mehr bekämen. Die
National Soft Drink Association, der zuständige Lobbyverband,
konterte, die Studie sei unwissenschaftlich und die
Schlussfolgerungen seien deshalb nicht zulässig.
Cola könnte auch mitverantwortlich sein dafür, dass
neuerdings überraschend häufig junge Menschen zu Fachärzten für
→Osteoporose kommen - wegen Knochenschwunds, jener
Krankheit, die ehedem vor allem bei alten Frauen verbreitet war
(»Witwenbuckel«). Als Ursache für Knochenschwund bei jungen
Menschen gilt die Phosphorsäure in der Cola, die als
»Calciumräuber« bezeichnet wird und den Knochen die Stabilität
nehmen kann. Nach einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2000
steigt vor allem bei Mädchen das Risiko für Knochenbrüche mit
zunehmendem Colakonsum. Die Untersuchung der renommierten Harvard
Medical School in Boston an 460 Mädchen ergab, dass jene Teenies,
die Cola trinken, fünfmal so viele Knochenbrüche hatten wie jene,
die Mineralwasser tranken. Eine Studie aus Mexiko zeigte 1999, dass
Frauen, die eine oder mehr Flaschen Cola am Tag tranken, nach den
Wechseljahren eine geringere Calciumkonzentration im Blut haben -
und damit ein erhöhtes Risiko für Osteoporose.
Die Phosphorsäure kann auch, wenn regelmäßig oder
gar täglich Cola getrunken wird, zur Zerstörung des Zahnschmelzes
beitragen, was vor allem bei Kindern zu schweren Zahnschäden
(sogenannten Erosionsschäden) führen kann. Coca-Cola indessen fühlt
sich nicht
verantwortlich: »Bei Phosphorsäure (E 338) handelt es sich um
einen europaweit zugelassenen Zusatzstoff. Die gesetzliche
Unbedenklichkeit als Zusatzstoff ist somit amtlich verbürgt«,
verlautbart die Firma. Im Übrigen müsse auch kein Mensch so viel
Cola trinken, dass es ihm schade. Von Phosphorsäure nehmen viele
Kids indessen schon im jüngsten Alter fast das Doppelte dessen zu
sich, was noch akzeptabel wäre: Nach einer Studie der EU-Kommission
aus dem Jahr 2001 lag die Spannbreite bei Kleinkindern mit einem
Körpergewicht von bis zu 15 Kilogramm bei 53 bis 172 Prozent -
mithin bis zu beinahe dem Doppelten der täglich akzeptablen
Menge.
Die Harvard Medical School schlug aufgrund der
Schäden durch den Soft Drink Alarm und forderte politische
Maßnahmen gegen den riskanten Cola-Konsum. Auch Coca-Cola ist auf
diesem Felde aktiv: So ist die Firma ein regelmäßiger Teilnehmer an
den Sitzungen des →Codex Alimentarius, jenes Gremiums der
Vereinten Nationen, das die globalen Regeln für die Nahrung
festlegt und bei Gesundheitsrisiken einschreiten könnte.
Cola hat mitunter auch völlig überraschende
Effekte. So waren um das Jahr 1980 herum einige F-111-Bomber der
australischen Luftwaffe aus unerklärlichen Gründen abgestürzt. Der
britische Lebensmittelwissenschaftler Richard Beyer, der damals bei
der australischen Air Force für die Verpflegung der Soldaten
zuständig war, untersuchte die Vorkommnisse - und fand heraus: Die
Piloten hatten, bevor sie zu ihren kurzen Übungsflügen starteten,
Mars-Riegel und Coca-Cola als kleinen Imbiss zu sich genommen. Die
zuckrigen Snacks trieben den →Insulinspiegel der
Bomberbesatzung in die Höhe. Als dann der Blutzuckerspiegel kurz
darauf absackte, ließ die Konzentration der Flugzeugführer nach,
und das Flugzeug stürzte vom Himmel. Beyer fand einen simplen Weg,
um derlei zu verhindern: Er ließ den Piloten Äpfel und Orangensaft
reichen. Das Problem war gelöst: »Danach ist das nie wieder
passiert«, sagt Beyer.
Auf anderen Feldern hat Coca-Cola auch sehr
nützliche Wirkungen: Die amerikanische Hausfrauenratgeberin Mary
Ellen empfiehlt
es beispielsweise als WC-Reiniger: »Nachdem es ein bisschen
gewirkt hat, wird das WC-Becken strahlend sauber sein.« Tatsächlich
ist Coca-Cola ziemlich aggressiv, es kann ein Stück Fleisch binnen
weniger Stunden vollkommen auflösen. Wissenschaftler verwenden es,
um Bodenproben aufzulösen.
Convenience-Kost
Siehe Fertignahrung
Curcumin (E 100)
Curcumin dient als gelber Lebensmittelfarbstoff
und als Würzmittel. Es kann in sehr seltenen Einzelfällen bei
→Allergikern, besonders im Rahmen des sogenannten
Beifuß-Sellerie-Gewürz-Syndroms, Schnupfen und Asthmaanfälle,
Nesselsucht und Neurodermitisschübe auslösen. Bei direktem
Hautkontakt kann es ebenfalls in Einzelfällen allergische
Reaktionen verursachen. Curcumin kann auch →Aluminium
enthalten, das im Verdacht steht, Demenzerkrankungen im
→Gehirn, wie die →Alzheimer- und
→Parkinsonkrankheit, zu fördern, sowie die
Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen
(→Kinderwunsch).
Curdlan (E 424)
Curdlan dient zur Andickung und Gelierung von
Nahrungsmitteln. Die individuelle Verträglichkeit scheint von der
→Darmflora abzuhängen. Bei Ratten führte es zu abnormen
Veränderungen der Darmschleimhaut.
Cyclamat (E 952)
Cyclamat ist ein künstlicher →Süßstoff.
Schädliche Wirkungen sind bislang nicht nachgewiesen. Nach 1969 war
der Süßstoff in den USA verboten,
weil er möglicherweise Blasenkrebs hervorrufen könnte. Der
Verdacht gilt mittlerweile als ausgeräumt.
Cystein (E 920)
Cystein dient als →Backhilfsmittel bei der
→Brotherstellung zur Auflockerung des Teigs. Es ist berühmt
geworden, weil es früher aus asiatischen Menschenhaaren gewonnen
wurde. Mittlerweile wird es chemisch erzeugt. Über schädliche
Wirkungen ist bislang nichts bekannt.
Darm, Darmerkrankungen
Der Darm ist überraschenderweise das Körperteil
mit dem größten Kontakt zur Außenwelt - was an der großen
Oberfläche der Darmwand liegt. Und er ist ein überaus intelligentes
Organ: Die meisten Hirnzellen außerhelb des →Gehirns finden
sich im Verdauungstrakt (→Darmhirn). Außerdem werden die
meisten Glückshormone im Darm produziert (Serotonin), daher
entscheidet der Zustand des Darmes auch über das
Wohlbefinden.
Neuerdings wird er bei vielen Menschen zum
Störfaktor. Vom Reizdarm bis zum Darmkrebs reicht das Spektrum.
Allein in Deutschland sterben alljährlich 30 000 Menschen an diesem
Geschwür - Dickdarmkrebs ist in Deutschland der häufigste bösartige
Tumor. Bei Medizinern galten Darmkrankheiten als
nahrungsunabhängig. Dabei können zahlreiche Nahrungsinhaltsstoffe
auf den Zustand des Darmes einwirken, die industriellen
→Zusatzstoffe etwa. Auch viele Krankheitserreger greifen im
Darm an, etwa die potenziell tödlichen →EHEC-Bakterien. Im
Darm sitzt auch ein Großteil des menschlichen Immunsystems. Wenn es
geschwächt wird, steigt die Anfälligkeit für Krankheiten.
Viele Bestandteile der Industrienahrung können den
Darm schädigen. Je nach →Hunger und Verzehrgewohnheiten
wandern im Laufe eines 75-jährigen Lebens 30 bis 60 Tonnen Nahrung
durch seine Kanäle,
bei Amerikanern gar bis zu 100 Tonnen. Hinzu kommen 50 000 Liter
Flüssigkeit. Der Darm muss die lebensnotwendigen Substanzen aus der
Nahrung bereitstellen, er muss aus Erdbeeren, →Kartoffeln
oder Joghurt all die Chemikalien herauslösen, die der Körper zum
Leben braucht, Stoffe wie Kalium, Chrom, Selen, Magnesium etwa.
Insgesamt soll der Mensch nach Schätzungen aus zwei Millionen
Substanzen bestehen - sie alle müssen ständig ersetzt werden, und
alle muss der Darm der Nahrung entnehmen.
Mittlerweile sind darunter auch viele artwidrige
Chemikalien: Stig Bengmark, emeritierter Medizinprofessor der
schwedischen Universität Lund, ist besonders besorgt über den
»Konsum von manipulierter und industriell verarbeiteter Nahrung«.
Denn die enthält zahlreiche aggressive Stoffe, die die Barriere
angreifen und das Milieu im Bauch verändern können. Die Darmwand
gilt zwar als die effektivste Verteidigungslinie des Körpers,
obwohl sie nur wenig dicker ist als die Haut bei einem Frankfurter
Würstchen; bei vielen Menschen ist sie allerdings angegriffen und
nicht mehr ganz dicht: Das »Leaky Gut Syndrome«, der durchlöcherte
Darm, ist schon ein weitverbreitetes Krankheitsbild - mit
gefährlichen Folgen, denn durch den durchlöcherten Schutzwall
können Krankheitserreger, Allergene oder auch psychoaktive
Substanzen leichter in den Körper und schließlich ins Gehirn
eindringen.
Die Oberfläche des Darmes ist mit 250 bis 400
Quadratmetern mehr als doppelt so groß wie die Lunge und hundertmal
größer als die Hautoberfläche. Der Darm ist daher das größte
Immunorgan des Körpers: Dort sitzen bis zu 75 Prozent aller
Abwehrzellen. Wenn das Geschehen im Darm gestört ist, kann auch die
Immunbalance aus dem Gleichgewicht geraten. Viele der rätselhaften
Krankheiten, bei denen das Gehirn gestört wird, gelten als
Fehlreaktionen des Immunsystems, von →Allergien über
Autismus bis →Alzheimer, von →Parkinson bis zur
Multiplen Sklerose. Was den Darm um den Verstand bringen kann, ist
das, was sein Besitzer isst und trinkt: Die Nahrung ist »eine
enorme Bedrohung für die Unversehrtheit des Verdauungstraktes«,
sagt Professor
Bengmark. Forscher wie er sind deshalb alarmiert: »Auf lange Zeit
werden wir nicht mehr die Gelegenheit haben zu erfahren, wie die
menschliche Darmflora eigentlich einmal ausgesehen hat«, sagt der
Schwede. »Es ist höchste Zeit, ein großes Team an Mikrobiologen
damit zu beauftragen, die Darmflora von Menschen in verschiedenen
Regionen auf der Welt zu untersuchen. Das muss getan werden, bevor
alle die modernen Industrielebensmittel, Fertiggerichte,
Getränkedosen, und vor allem bakterienhaltige Joghurts, die
sogenannten Probiotika, alle menschlichen Gemeinschaften auf der
Erde erreicht haben.«
Der Darm ist auch bedroht durch Krankheitserreger,
die mit der Nahrung kommen. Darmentzündungen durch
→Salmonellen, durch Bakterien vom Typ →Campylobacter,
deren Auswirkungen denen der Salmonellen gleichen, und
vergleichbare Erreger können die Folge sein. Die Erreger breiten
sich dank →Massentierhaltung besonders schnell aus, denn der
Stress in den Ställen macht die Tiere offenbar anfälliger, und die
vielen Tiere auf engem Raum, zudem zahlreiche Transporte,
begünstigen die Ausbreitung (→Faktorenkrankheiten). Manche
Erreger für entzündliche Darmerkrankungen wie etwa die
EHEC-Bakterien, entstehen auch durch artwidrige Fütterung.
Auch die chemischen Zusatzstoffe in der Nahrung
können die Darmtätigkeit beeinträchtigen. Am Darm kommt kein
Zusatzstoff vorbei. Als schädlich für den Darm gelten manchen
Medizinern insbesondere viele Geliermittel, Feuchthaltemittel sowie
→Emulgatoren, so etwa folgende Zusätze:
→Alginsäure und Alginate (E 400, E
405)
→Agar-Agar (E 406)
→Carrageen (E 407)
→Johannisbrotkernmehl (E410)
→Guarkernmehl (E 412)
→Gummi Arabicum (E
414)
→Karayagummi (E 416)
→Sorbit, Sorbitsirup (E
420)
→Polyoxyethylenverbindungen (E 432 - E
436)
Als problematisch gelten auch diese Zusatzstoffe:
→Di-, →Tri- und →Polyphosphate
(E 450 - E 452)
→Natrium-Carboxymethyl-Cellulose (E
466)
→Polyglycerin-Polyricinoleat (E 476)
→Sorbitanmono- und -tristearat (E 491, E
492)
→Sorbitanmonolaurat (E 493)
→Sorbitanmonoleat (E 494)
→Sorbitanmonopalmitat (E 495)
Süßungsmittel wie E 421 (→Mannit), E 966
(→Lactit) und E 953 (→Isomalt) können zu Durchfällen
und Blähungen führen. Guarkernmehl (E 412) fördert die Aufnahme
größerer Partikel durch die Darmwand. Die als Emulgatoren,
→Stabilisatoren oder Verdickungsmittel verwendeten Stoffe E
466 bis E 469 (»Carboxymethyl-Cellulosen«) könne zu Durchfall und
Bauchschmerzen führen. Carrageen (E 407) steht nach Ansicht einiger
Wissenschaftler in Verdacht, die Ausbreitung von Geschwüren im
Magen-Darm-Trakt zu fördern. Der Stoff führte im Tierversuch zu
Darmentzündungen und Geschwüren, verzögerte auch die Reaktion des
Immunsystems.
Doch auch bei anderen Zusatzstoffen gibt es
Hinweise auf Schäden im Verdauungstrakt: So kann der sogenannte
Geschmacksverstärker →Glutamat aufs Darmgeschehen wirken,
denn der Neurotransmitter zählt auch zu den Stoffen, welche die
Aktivitäten des »Zweiten Gehirns« ermöglichen und, in erhöhter
Dosis, Schaden anrichten. In Versuchen reagierten Ratten sowohl
durch Glutamat als auch durch den Süßstoff →Aspartam mit
Muskelkontraktionen in bestimmten Regionen des Verdauungstraktes.
Auch →Konservierungsstoffe können den Darm schädigen und das
Immunsystem stören.
Die wichtigsten Darmschädlinge aber sind vermutlich
die sogenannten Sulfite, von denen nach EU-Erkenntnissen viele
Erwachsene mehr als das Doppelte und Kinder gar bis zum Zwölffachen
der akzeptablen Dosis zu sich nehmen. Diese Chemikalien tragen die
Zusatzstoff-Nummern E 220 bis 227. Sie sind für 61
Lebensmittelgruppen
zugelassen, von Marmelade und Süßwaren bis zu Senf. E 223, ein
Stoff namens →Natriummetabisulfit, ist etwa in
5-Minuten-Terrinen und in industriellen →Kartoffelpürees
enthalten. Trockenobst enthält mitunter E 220 (Schwefeldioxid,
→Schweflige Säure). Diese Zusatzstoffe führen dazu, dass
sich bestimmte aggressive Bakterien vermehren, die den Darm
angreifen - Bakterien, die sogar bei Ölbohrfirmen gefürchtet sind,
weil sie die Pipelines anfressen. In Großbritannien haben bis zu 70
Prozent der Bevölkerung jene angriffslustigen Bakterien im Darm,
aber nur 15 Prozent der schwarzen Landbevölkerung im südlichen
Afrika. Die Folge ist unter anderem das sogenannte
»Leaky-Gut-Syndrom«, der durchlöcherte Darm. Selbst Hyperaktivtität
kann durch den löchrigen Darm befördert werden, weil die
auslösenden Allergene sich leichter verbreiten können.
Darmhirn
Als Darmhirn oder »Zweites Gehirn« (»Second
Brain«) bezeichnen Neurologen die intelligenten Strukturen im
Verdauungstrakt. Denn überraschenderweise hat der Mensch im
→Darm die gleichen Nervenzellen (Neuronen) wie im
→Gehirn - und zwar in großer Zahl: 100 Millionen Neuronen,
die größte Ansammlung von grauen Zellen außerhalb des Kopfes.
Als Entdecker des intelligenten Darms und Begründer
einer neuen Forschungsrichtung, der Neurogastroenterologie, gilt
Professor Michael Gershon von der New Yorker Columbia University.
Mit seinen Thesen vom Zweiten Gehirn löste Gershon zunächst einen
Sturm der Entrüstung aus. Doch dann machte das Fach schnell
Karriere. Neben einer eigenen Fachzeitschrift
(Neurogastroentereology and Motility) gibt es eine
europäische Internet-Heimat (www.neurogastro.org) und
Fachgesellschaften in Italien, Frankreich, Spanien, Belgien sowie
den skandinavischen Ländern. In Deutschland gibt es einen
Arbeitskreis Neurogastroenterologie und Motilität, eine nationale
Homepage (www.neurogastro. de)
und Kongresse für die wachsende Zahl der Darmhirnforscher.
Der Darmkanal wird nach ihren Erkenntnissen in
mehreren Schichten umhüllt von Nerven, die den Strang überziehen
wie dünne Netzstrümpfe. Dort sitzen nicht nur die gleichen
Nervenzellen wie im Hirn, dort wirken auch die gleichen
Neurotransmitter wie im großen Hirn. Der Darm muss auch höchst
intelligente Leistungen vollbringen: Er muss als Sitz maßgeblicher
Teile des Immunsystems bei Bedarf Abwehrschlachten organisieren,
körpereigene Killerzellen mobilisieren und Angreifer unschädlich
machen. Und er muss auch das soziale Gefüge unter Kontrolle halten:
Über 500 Bakterienarten leben im Darm, insgesamt 100 Billionen (100
000 000 000 000) Keime mit einem Gesamtgewicht von eineinhalb Kilo
arbeiten bei der Verarbeitung der Nahrung mit - und können dem
Körper auch gefährlich werden: Denn viele von ihnen sind
potenzielle Killer, könnten einen Menschen umbringen, wenn sie die
Oberhand gewinnen. Der Darm muss daher ständig Daten erheben, aus
einer unglaublichen Vielzahl von Informationen auswählen,
Entscheidungen fällen, sich an vergangene Maßnahmen erinnern. Er
muss die Abwehrschlachten sinnvoll organisieren - und auch sehen,
dass es die Richtigen trifft. Er muss pausenlos handeln, und er
trägt dabei eine große Verantwortung: Denn von seinen Maßnahmen
hängt unser Leben ab. »Das Immunsystem ist dermaßen potent, wenn es
wollte, könnte es unseren Körper ruckzuck auflösen«, sagt Professor
Stephan Bischof, Darmforscher an der Universität Hohenheim und
zeitweilig Gastprofessor bei Michael Gershon in New York. »Das
Immunsystem muss sozusagen Gut und Böse unterscheiden«, sagt
Bischof.
Erste Hinweise auf die Autonomie des Darmes fand
der deutsche Nervenarzt Leopold Auerbach Mitte des 19.
Jahrhunderts, als er ein Stückchen Gedärm zerlegte und unter einem
einfachen Mikroskop etwas sah, das ihn überraschte: ein Netzwerk
von Nervenzellen und -strängen, zwischen zwei Muskellagen
versteckt. Dass dies alles selbsttätig funktionieren kann,
entdeckten die britischen Forscher William Byliss und Ernest
Starling. Sie hatten in ihrem Labor einen Hund betäubt und dessen
Gedärm ans Tageslicht geholt. Auf Druck reagierte
das Verdauungsorgan mit rhythmischen, wellenartigen
Muskelbewegungen. Der Darm »dachte«, der Nahrungsbrei sei unterwegs
und müsste weitergeschoben werden. Sogar als sie alle
Nervenverbindungen zum Gehirn kappten, reagierten die Eingeweide
auf Druck mit An- und Entspannung.
Wissenschaftler fanden zu ihrer großen Überraschung
heraus, dass 90 Prozent der Informationen von unten nach oben
transportiert werden. »Little Brain« speist »Big Brain« mit
Neuigkeiten - die meisten Nachrichten werden von unten nach oben
weitererzählt. Die Botschaften des Bauches sind dauernd präsent,
wir nehmen sie nur nicht wahr: Wenn wir alle Aktivitäten
mitbekämen, würden wir verrückt werden. Wir könnten uns beim Essen
nicht unterhalten, die Verdauung würde uns stundenlang in Anspruch
nehmen.
Der Darm führt nicht nur ein Eigenleben, er
herrscht sogar über andere Sphären: Er gibt den Nachbarorganen
Anweisungen, koordiniert die Infektabwehr und die Muskelbewegung,
er muss schnell arbeiten und gespeichertes Wissen abrufen. Und er
ist in der Lage, Zustände zu registrieren, zu analysieren und
darauf zu reagieren. Kopfhirn und Darmhirn stehen in ständigem
Austausch, interessieren sich für die gleichen Sachverhalte, regen
sich über die gleichen Ereignisse auf, freuen sich auch
gleichzeitig und leiden gemeinsam - sie sind gewissermaßen wie
siamesische Zwillinge. So können äußere Umstände, Gefühlslagen,
Erfahrungen die Darmtätigkeit beeinflussen.
Selbst in der Nacht reißt der Kontakt nicht ab: Der
Darm träumt mit. Parallel zu den nächtlichen Gehirnwellen in
90-Minuten-Abständen, in denen das Auge schnelle Bewegungen
vollführt (»Rapid-Eye-Movement«, REM), bewegt sich auch der Darm,
in langsamen Wellen. Dabei hätte er eigentlich mangels
Nahrungszufuhr gar nichts zu tun. Wenn er allerdings eine
Nachtschicht fährt, weil sein Besitzer spät noch schlecht gegessen
hat, dann hat auch der Geist darunter zu leiden: Wer ihn so
traktiert oder sonst unter Darmproblemen leidet, neigt
erwiesenermaßen zu Alpträumen. Wenn umgekehrt das Hirn
droben geschädigt ist, zeigen sich merkwürdigerweise auch Schäden
im Darm. Bei →Alzheimer-Patienten und
→Parkinsonkranken, bei denen bekanntlich wesentliche
Gehirnfunktionen gestört sind, fanden sich die gleichen Typen von
Gewebeschäden im Bauch, jene sogenannten Plaques und
Neurofibrillen, die sich im geschädigten Gehirn zeigen. Manche
Mediziner hoffen schon auf eine Frühdiagnose von Demenz - durch
Darmbeschau. Auch bei →BSE, dem Rinderwahn, ist der Darm
extrem befallen. Bei Autismus ist der Darm ebenfalls betroffen,
viele Patienten leiden an chronischer Verstopfung, Entzündungen
oder auffälligen Zellveränderungen in der Darmschleimhaut. Auch bei
hyperaktiven Kindern (→ADHS) zeigten sich oft Entzündungen
im Darm oder erhöhtes Wachstum von Lymphgewebe, was auf eine
→allergische Reaktion hindeutet. Andererseits schlagen
Probleme im Verdauungstrakt auch aufs Gemüt: 40 Prozent der
Reizdarm-Patienten leiden an Angsterkrankungen und
→Depressionen, manche gar an Panikstörungen. Mit Morbus
Crohn, einer chronischen Darmentzündung, gehen ebenfalls oft
seelische Probleme einher - und eine Psychotherapie bessert oft
auch das Brennen im Bauch.
Das autonome Darmleben wird allerdings von außen
bedroht. Denn im Nahrungsangebot finden sich mehr und mehr
artfremde Zusätze, die von Kopfhirnen ersonnen wurden, von
Lebensmitteltechnologen, Chemikern, Ingenieuren. Und diese neuen
industriellen Nahrungs-Cocktails werden zu einer Gefahr für das
Milieu dort unten. Es sind vor allem die chemischen Zusatzstoffe,
die die Darmtätigkeit beeinträchtigen - und damit auch die Psyche
und Geistesleistung. Der sogenannte Geschmacksverstärker
→Glutamat wirkt ganz direkt aufs Darmgeschehen. Denn der
Neurotransmitter zählt auch zu den Stoffen, welche die Aktivitäten
des »Zweiten Gehirns« ermöglichen - und, in erhöhter Dosis, Schaden
anrichten. In Versuchen reagierten Ratten sowohl durch Glutamat als
auch durch den Süßstoff →Aspartam mit Muskelkontraktionen in
bestimmten Regionen des Verdauungstraktes. Glutamat ist bekanntlich
ein erregender Botenstoff, regt also auf noch nicht genau geklärte
Weise die Verdauungstätigkeit an - und
kann daher im Übermaß zu Durchfall, Magenkrämpfen,
Reizdarmsyndrom, Blutungen, Übelkeit und Erbrechen führen. Auch bei
Medikamenten gibt es häufig Verbindungen zwischen Kopfhirn und
Darmhirn; so wirken etwa psychiatrische Medikamente häufig auch auf
den Darm. Das in Amerika verbreitete Antidepressivum Prozac etwa
führt bei einem Viertel der Patienten zu Übelkeit, Durchfall oder
Verstopfung. Auch Drogen wie Heroin oder Morphium docken an die
Opiat-Rezeptoren des Verdauungstrakts an - und verursachen
ebenfalls Verstopfung. Ein →Migränemittel beruhigt auch
überaktive Eingeweide, Betäubungsmittel können Entzündungen im
Darmtrakt in Schach halten. Das erste Medikament gegen die
Volkskrankheit Reizdarm war eigentlich eine Psycho-Droge, es war
ursprünglich als Medikament gegen Angst entwickelt worden.
Davis, Clara
Die kanadische Kinderärztin Clara Davis zeigte in
mehreren Untersuchungen, dass Kinder instinktiv die Nahrung
auswählen, die für sie wichtig ist. Ihre erste berühmt gewordene
Studie veröffentlichte sie 1928 im American Journal of Diseases
of Children. Dafür untersuchte sie die Nahrungsauswahl von drei
Jungs im Alter von sechs bis neun Monaten. Sie ließ ihnen die freie
Wahl zwischen 34 verschiedenen Lebensmitteln, Äpfeln, Bananen,
Fisch, ja sogar Innereien und Knochenmark. Auch Getränke konnten
sie sich aussuchen: Wasser, Orangensaft oder →Milch. Das
erstaunliche Ergebnis: Die Kinder griffen instinktiv zu dem, was
für sie gesund war, und sie glichen sogar automatisch Defizite aus.
Ein Kind mit wenig Magensäure aß vorzugsweise Saures, eines mit
Rachitis nahm sogar freiwillig Lebertran - jedenfalls so lange, bis
die Krankheit abklang.
Die Ergebnisse wurden bestätigt von einer 1939
veröffentlichten Studie, für die sie fünfzehn Kinder bis zu
viereinhalb Jahre lang beobachtet hatte. Vier von ihnen waren
anfangs unterernährt und in schlechter Verfassung, fünf hatten
Rachitis. Alle Kinder erhielten die gleichen Lebensmittel
wie die drei Jungs aus der ersten Studie. Und wieder nahmen die
Kinder, was sie brauchten. Von manchen Lebensmitteln futterten die
Kleinen zu manchen Zeiten überraschend viel, bei Orangen
beispielsweise bis zu 800 Gramm pro Tag, und das eine ganze Woche
lang. Danach pendelte sich der Orangenkonsum wieder auf dem
vorherigen Niveau ein. Vermutlich hatte der kindliche Körper
zeitweise ein gesteigertes Bedürfnis nach den Inhaltsstoffen der
Orangen - und der →Appetit ließ nach, als dieses Bedürfnis
befriedigt war. Den kleinen Versuchsteilnehmern tat das Experiment
offenbar gut. Denn das Ergebnis war, so die Ärztin: »Lachende,
aktive, glückliche Kinder.«
Auf der orthopädischen Station des
Kinderkrankenhauses von Chicago führte sie aufgrund ihrer
Erkenntnisse eine neue Verpflegungsmethode ein: das Büffett auf
Rädern. Die Vorteile: Die Kinder konnten wählen, was sie mochten,
es gab mehr Abwechslung. Die Freude am Essen stieg - gleichzeitig
sanken die Gesamtkosten, die Betreuungszeiten und die Abfallmenge.
Interessant war unter anderem, dass dabei das Verlangen der Kinder
nach →Süßigkeiten nachließ, das Verlangen nach frischem
Obst, Gemüse und Fleisch hingegen zunahm. Offenbar wissen Kinder
nicht nur, was gut für sie ist - auch ihr Verlangen nach Süßzeug
hält sich eigentlich in Grenzen. Der »Trick« bei der
appetitgesteuerten Nahrungswahl allerdings sei, meinte Davis, dass
die Speisen möglichst unverfälscht dargeboten würden. Die
Lebensmittel waren naturbelassen, teils roh, teils gegart, aber
immer ungemischt und ungewürzt. Bei komplizierteren Nahrungsmitteln
oder industriell verarbeiteten Speisen könnte der Appetit auch
»irren«.
Delta-Tocopherol (E 309)
Tocopherole werden zur →Konservierung von
Nahrungsmitteln eingesetzt. In den dabei üblicherweise eingesetzten
Mengen sind bislang keine schädlichen Wirkungen bekannt geworden.
Tocopherole gelten im Gegenteil sogar als gesundheitsfördernd, weil
sie wie natürliches →Vitamin E wirken.
Demeter
Demeter ist das älteste →Bio-Label, und es
gilt als jenes mit den strengsten Regeln. Demeter-Waren sind in
herkömmlichen →Supermärkten nicht erhältlich, weil der
Verband sich gegen Massenproduktion und Billigpreispolitik der
Lebensmittelketten wendet. Das Demeter-Logo kennzeichnet
Erzeugnisse, die nach der sogenannten biologisch-dynamischen
Wirtschaftsweise hergestellt wurden. Die Demeter-Ansprüche gehen
über die Anforderungen der EU-Biovorschriften hinaus. Sie erfordern
neben dem Verzicht auf synthetische Dünger und chemische
Pflanzenschutzmittel beziehungsweise künstliche
→Zusatzstoffe in der Weiterverarbeitung eine gezielte
Förderung der Lebensprozesse im Boden und in der Nahrung. Die
Demeter-Methoden wirken auf Skeptiker etwas befremdlich, sind aber
durchaus wissenschaftlich begründet. Demeter-Kunden loben den
ausgezeichneten Geschmack ihrer Lieblingsbiomarke.
Tatsächlich wirkt es für Außenstehende seltsam,
wenn ein Demetergärtner im gelben Ostfriesennerz kurz vor acht Uhr
morgens an seiner Hausecke steht und mit einem Reisigbesen in einer
blauen Tonne rührt. Die enthält lauwarmes Leitungswasser - und eine
Messerspitze eines sogenannten Kieselpräparates. Gemahlener
Bergkristall wurde dafür mit Wasser angesetzt, in ein Kuhhorn
gefüllt und in den Boden eingegraben, über den ganzen Sommer bis
zum Herbst. Mittlerweile haben die wunderlichen Demetermethoden
sogar Eingang in offizielle Gärtnereilehrbücher gefunden. Denn
Langzeitversuche in Deutschland, Schweden und der Schweiz ergaben
tatsächlich eine messbare Wirkung der wundersamen Präparate: Nur
bei Düngung mit biologisch-dynamischen Präparaten blieb der
Humusgehalt im Boden auch nach 20 Jahren noch konstant, bei den
anderen Düngemethoden ging er zurück. Auch lebten mehr
Mikroorganismen im Boden: Schon bei der im normalen Öko-Landbau
üblichen Düngung mit Mist und Kompost fanden sich verglichen mit
den Feldern mit konventioneller Düngung bis zu 33 Prozent mehr
Kleinstlebewesen
im Boden, bei Düngung mit den mysteriösen Demeter-Präparaten lag
die Zahl der nützlichen Bodenbazillen sogar um 45 Prozent höher.
Und schließlich waren höhere Enzymaktivitäten messbar. Zudem waren
die Verluste durch Lagerung geringer, weil die anthroposophisch
gestärkten Früchte nicht so schnell verfaulten.
Demeter-Bauern sind auch gut zu →Kühen: In
der konventionellen Tierhaltung werden die Hörner der Rinder oft
abgesägt, damit sich die Tiere im Massenstall nicht so leicht
verletzen. So erlauben es auch die Bio-Richtlinien der Europäischen
Union. Der Demeter-Verband aber verbietet es, und zwar nicht nur
aus Tierliebe, sondern auch aus Gründen der Gesundheit - beim
Menschen. Denn es gebe Hinweise, so der Verband, »dass
Demeter-Milch von Hörner tragenden Kühen selbst von Menschen
vertragen wird, die auf herkömmliche →Milch allergisch
reagieren«.