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Zehn Börsenweisheiten über Aktien
Weisheit 1: Nicht alle Eier in einen Korb legen
Dazu passt zum Beispiel auch die Börsenweisheit des erfolgreichen Fondsmanagers Sir John Templeton: »Der einzige Investor, der nicht diversifizieren sollte, ist derjenige, der immer 100 Prozent richtig liegt!« Übersetzt heißt dies: Nicht alles in Aktien anlegen – und der Anteil, der in Aktien angelegt wird, sollte sich nach Ländern, Branchen und Unternehmensgrößen deutlich unterscheiden. Das Stichwort lautet also: Portfolio-Diversifikation!
Weisheit 2: Risiko ist die Bugwelle des Erfolgs
Dieser Spruch von Carl Amery (seines Zeichens deutscher Schriftsteller und Umweltaktivist) ist zwar nicht auf die Börse gemünzt, beschreibt die Situation eines Anlegers aber sehr treffend. Das Verlustrisiko gehört zur Aktienanlage dazu, aber langfristig gesehen spielt es eine eher untergeordnete Rolle. Leider wird das Risiko schwankender Kurse von vielen höher eingeschätzt als der tatsächliche Vermögensverlust einer langfristigen Kapitalanlage mit Zinsen, die unterhalb der Inflationsrate liegen.
Weisheit 3: The trend is your friend
Niemand sollte zum leidenschaftlichen Mitläufer avancieren, aber sich gegen den Trend an den Börsen stemmen zu wollen, ist ein schwieriges Unterfangen. Wichtig sind hier vor allem zwei Dinge: Welcher Trend herrscht überhaupt gerade vor und ist eine Trendwende in Sicht? Letztere wird niemand exakt vorhersagen können, gewappnet sein sollte man dennoch, zum Beispiel über automatische Stopps.
Weisheit 4: Laufen Sie nicht jedem Trend hinterher
Das soll jetzt nicht das Gegenteil von Weisheit 3 bedeuten – Schizophrenie ist keine Börsenregel! In diesem Fall geht es nicht um langfristige Trends, also wie Börsen, Märkte und Branchen sich entwickeln, sondern vielmehr um kurzfristige Börsenmoden, die meist einen ähnlichen Verlauf nehmen: Zuerst werden bestimmte Unternehmen, Märkte oder Länder ins Visier genommen, alle schreiben darüber, Fondsmanager decken sich ein – doch bis so ein kurzfristiger Trend bei den Privatanlegern angekommen ist, ist er meist schon vorbei. Also besser Finger weg! Bauen und setzen Sie lieber auf Klassiker, die sich bewährt haben.
Weisheit 5: Verfüge nie über Geld, eh du es hast
Was schon Thomas Jefferson wusste, sollte auch Ihr Leitgedanke sein: Niemals mit geliehenem Geld, also Kredit, an der Börse spekulieren. Ist das Geld an der Börse verloren, bleiben Ihnen schließlich trotzdem die Zins- und Rückzahlungen des Kredits erhalten. So reizvoll der Gedanke auch ist, mit der ungeheuren Hebelwirkung von Fremdkapital zu experimentieren – überlassen Sie das besser den Profis. Selbst die fallen damit immer wieder auf die Nase.
Weisheit 6: Wer’s kann, handelt an der Börse, wer’s nicht kann, berät andere
Ein böser Spruch der Börsenlegende André Kostolany, der Sie vor allem dazu anhalten sollte, selbst zu denken und zu entscheiden – es geht schließlich um Ihr Geld! Natürlich können und sollten Sie Berater durchaus bei der Anlageentscheidung hinzuziehen. Sehen Sie Ihren Berater am besten als Sparringspartner.
Weisheit 7: An der Börse werden keine Wertpapiere, sondern Meinungen gehandelt
Ein auf den ersten Blick seltsamer Spruch der Börsenpraktiker, oftmals auch so formuliert, dass an der Börse nicht die Gegenwart eines Unternehmens, sondern die Zukunft gehandelt wird – und die steht eben nicht in den Bilanzen. Der Preis, der Börsenkurs, wird von Angebot und Nachfrage bestimmt, welche wiederum von den Meinungen der Käufer und Verkäufer hinsichtlich der Wertpapiere getrieben werden. Diese Ansichten sind bestenfalls – aber keineswegs immer – von Fakten bestimmt. Oder wie es Ernst von Siemens einmal ausdrückte: »Die Börse ist ein Markt für Illusionen, die Geld bringen sollen.«
Weisheit 8: Börsenwissen ist das, was übrig bleibt, wenn man schon alle Details vergessen hat
Noch einmal Altmeister André Kostolany. Will heißen: Übung macht den Meister. Beim Autofahren müssen Sie mit etwas Fahrpraxis auch nicht mehr darüber nachdenken, wo die Bremse und wo das Gas ist oder wo der verflixte dritte Gang steckt. Ähnlich ist es mit Ihrem Erfahrungsschatz an der Börse: Den kann Ihnen keiner mehr nehmen und darauf können Sie aufbauen.
Weisheit 9: Der Pessimist ist der einzige Mist, auf dem nichts wächst
Was Fondsmanager Heiko Thieme damit ausdrücken will: Das Investment in Aktien bedeutet stets, Vertrauen in die Zukunft von Unternehmen und damit das Können und die Leistung anderer zu haben. Wem das suspekt ist, für den sind Aktien vielleicht doch nicht das Richtige.
Weisheit 10: Die Hausse stirbt in der Euphorie
So ist das leider an der Börse: Wenn sich alle freuen und begeistert über die Kursverläufe sind, dann ist das schon ein Zeichen für den bevorstehenden Niedergang. Das heißt: Bei allem nötigen positiven Denken (siehe Börsenweisheit 9) – leise Skepsis ist immer dann angebracht, wenn es um Sie herum nur noch Optimisten zu geben scheint.