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Regierungsstellen verweigern jeden Kommentar darüber, wie viele Bürger derzeit in den jüngst errichteten Sammellagern rund um Ecol City inhaftiert sind. Ebenso wenig ist von Oberst Blücher oder dessen Stab in Erfahrung zu bringen, wie lange er sie festzuhalten gedenkt oder unter welchen Umständen ihre Freilassung möglich wäre Das während der Abwesenheit des Herzogs bei Hofe die Regierungsgeschäfte führende Kabinett hat offiziellen Protest bei der Kommandeurin des Freedom-Theaters, Generalkommandantin Sarah Joss, eingelegt.

- Thorin heute Abend, Kanal 43, Ecol City, Thorin, 22. Januar 3063

 

Sammellager Bristoe, Thorin Provinz Skye, Lyranische Allianz

 

23. Januar 3063

In Darius Hopkins' geborgtem Lichtbringer heulte eine Warnsirene auf, und obwohl er schon seit Jahren in keinem Mechcockpit mehr gesessen hatte, erkannte er die Warnung sofort: Bevorstehender Luftangriff. Sein Blick zuckte zur Taktikanzeige und er sah die beiden Luzifer und die Stuka, die auf die Stellung der Avengers herabstießen.

Hölle, Tod und Teufel!, dachte er. Er war schon zu alt für so etwas gewesen, als Archer zum Studium am NAIW aufgebrochen war. Er musste den Verstand verloren haben, sich in seinem Alter noch einmal in eine Mechkanzel zu setzen.

Heute Abend war es sehr schnell ganz gewaltig schief gegangen. Seine Truppe hatte den Zaun des Sammellagers Bristoe durchbrochen, um die Gefangenen zu befreien, in der Hoffnung, auch Katya Chaffee unter ihnen zu finden. Die angemietete Wachmannschaft in die Flucht zu jagen, hatte keine Mühe gekostet, aber dann waren aus dem Nichts plötzlich diese Luft/Raumjäger aufgetaucht. Und jetzt stießen die Jäger aus allen Rohren feuernd aus dem Himmel auf sie herab, während ringsum die Gefangenen in der Dunkelheit untertauchten.

»Gespenst Zehn, setz dich in Bewegung«, befahl Hopkins, während er selbst beschleunigte und den Lichtbringer in gestrecktem Galopp durch die Nacht hetzte. Jetzt waren Panzerung und Geschwindigkeit seine einzigen Waffen. Ein Luzifer löste sich aus der Formation, um Hogans Kampffalke zu beschießen, während sich der Pilot des hundert Tonnen schweren Stuka und sein Flügelmann im zweiten Luzifer ihn als Ziel ausgespäht hatten.

»Eispickel Eins an alle. Zeit, 'ne Fliege zu machen«, gab er durch und hetzte in die Nacht. Er konnte die Silhouetten der flüchtenden Lagerinsassen sehen, die durch die Dunkelheit auf den Wald zu rannten, und er achtete darauf, Abstand zu ihnen zu halten, als die Luft/Raumjäger der Arkturusgarde ihn unter Beschuss nahmen. Er gab sich nicht einmal die Zeit, einen Blick auf die Taktikanzeige zu werfen. Er wollte nur noch weg - und das so schnell wie möglich.

Eine Salve Langstreckenraketen und schweres Laserfeuer pflügte rund um ihn herum den Boden auf und traf den Lichtbringer an Armen und Beinen. Zwei schwere Laser erwischten den Mech auch am Rücken und zerschmolzen die Panzerung in große, weißglühende Tropfen flüssigen Metalls, die über die Schultern der davonstürzenden Maschine wegspritzten und die Nacht in gespenstisch fahles Licht tauchten. Der Lichtbringer stürzte unter den Treffern nach vorne, und Hopkins musste wild die Pedale und den Fahrtknüppel bearbeiten, um den Kampfkoloss schnell genug zu halten und nicht hinzufallen. Glücklicherweise hatte nur der Stuka-Pilot ihn voll erwischt. Das Feuer des Luzifer war weitgehend daneben gegangen. Hopkins sagte sich, dass er zu alt war, um sich fürs Überleben auf die notorisch anfällige Zielerfassung eines Luzifer zu verlassen. Irgendwie wünschte er sich, Archer hätte ihn nicht auf Thorin gelassen.

Schweiß strömte in Sturzbächen sein Gesicht herab. Er schwenkte die schweren Laser hoch und zog das Fadenkreuz über den Stuka. Die Maschine war in der Dunkelheit fast unsichtbar, aber auf der InfrarotAnzeige der Zielerfassung war sie nicht zu übersehen. Er feuerte mit beiden Lasern und die Temperatur im Innern der Pilotenkanzel schoss in die Höhe. Die Extremreichweitengeschütze schleuderten ihre Energiebahnen in die Nacht und trafen den Jäger an der rechten Tragfläche, die unter dieser Marter kirschrot aufglühte, als er abschwenkte. Man kann von den Clans halten, ums man will, dachte Hopkins, aber sie bauen Waffen, für die ich gemordet hätte, als ich noch aktiv war.

Er lenkte den Mech um einen aus dem Boden ragenden Felsen und rannte weiter in den Wald. Jetzt setzten ihm beide Luzifer nach. Der Eiste machte seinen vorherigen Fehlschuss wett, als seine Langstreckenraketen an beiden Rumpfseiten auf den Lichtbinger einhämmerten. Hopkins löste die mittelschweren Impulslaser und die beiden schweren Laser aus, als eine der Energiewaffen des Jägers in die Maschine einschlug. Der blutrote Laserstrahl bohrte sich in den rechten Mecharm, und das Schultergelenk erstarrte, als er den Aktivator zerfraß. Der zweite Lichtspeer verfehlte den linken Arm nur um Meter und heizte stattdessen einen Felsen auf, bis er in einer weißlodernden Dampffontäne zerbarst.

Hopkins' mittelschwere Impulslaser erhellten die Nacht mit grünem Feuer. Fast die Hälfte zuckte weit vorbei und die Smaragdblitze schienen bis hinauf zu den Sternen zu jagen. Die anderen prasselten auf Rumpf und Flügel des Luzifer ein und hinterließen üble Löcher. Jetzt war auch sein Flügelmann derselben Klasse heran und feuerte mit Lasern und LSR. Die Lichtwerfer schossen vorbei, aber die Langstrekkenraketen hagelten auf den Lichtbringer herab.

Hopkins wollte stehenbleiben und kämpfen, aber dies war weder der Ort noch die Zeit dafür. Sie befanden sich auf einem Überfall. Sein Ziel bestand darin, so viele Gefangene wie möglich zu befreien und Oberst Blücher davon zu überzeugen, dass Archer Christifori noch auf Thorin war. Ein schneller Blick auf die Schadensanzeige, und er sah, dass der Lichtbringer kaum noch Panzerung besaß. Der Kampfkoloss war noch voll einsatzfähig, aber lange würde das nicht so bleiben. Widerwillig steuerte die schwer zerbeulte Kampfmaschine in den Wald, wo er hoffte, den Jagdmaschinen im Schutz der Nacht und der riesigen Bäume entkommen zu können.

Aus dem Cockpit seines Atlas beobachtete Oberst Felix Blücher, wie die Kegel der Suchscheinwerfer des Sammellagers Bristoe über das Gelände glitten. Er erwartete nicht ernsthaft, dass sie Christiforis Mechs entdeckten, aber Spuren ihrer Gegenwart waren überall zu sehen. Eben erst war sein überschwerer Mech auf ein Stück Panzerung von einem der zwei Mechs getreten, die seine Luft/Raumjäger verjagt hatten. Das war vor zwei Stunden gewesen. Inzwischen waren Archer's Avengers sicher längst fort.

»Status, Fisk«, rief er ins Helmmikrofon. Leutnant Fisk und seine Wachsoldaten waren noch mit der Absicherung des Lagers beschäftigt.

»Es scheinen achtundsechzig Gefangene geflohen zu sein. Viele von ihnen werden wir im Laufe der Nacht wieder eingefangen haben. Bei diesem Wetter kommen sie ohne Proviant nicht weit.«
»Und was ist mit unserem Ehrengast?«
»Unser Köder ist unversehrt«, antwortete Fisk.

»Hauptmann Chaffees Wachen haben ihren Ausbruch verhindert.«

Christifori war also tatsächlich gekommen, um sie herauszuholen, genau wie Blücher es vorhergesagt hatte. Von allen Lagern, die er hätte angreifen können, hatte sich Christifori ausgerechnet dieses ausgesucht. Katya Chaffee bedeutete ihm etwas, über ihren militärischen Nutzen hinaus. Der Lichtbringer und der Kampffalke waren in den Wald entkommen, aber die Ortungsdaten der Luft/Raumjäger sprachen eine deutliche Sprache. Christiforis Mech verfügte nur noch über minimalen Panzerschutz, und der Kampffalke hatte einen seiner Arme verloren.

Christifori hatte offensichtlich nicht erwartet, dass Blücher alle Möglichkeiten ausnutzte. Er hatte nur eine Verteidigung gegen Infanterie vorbereitet, und die Jäger hatten ihn überrascht. Allein in seinem Cockpit gestattete Blücher sich ein breites Grinsen- Diesmal war er es, der als Sieger vom Schlachtfeld ging. Und wenn sein 2. Bataillon erst von Murphrid eintraf, würde er Archer Christiforis kleine Revolte ein für allemal beenden.

BattleTech 51: Die erste Buergerpflicht
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