Kleine Gebrauchsanleitung

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Wer gerade zum wiederholten Male tränentief in Herzschmerz und Liebeskummer feststeckt, braucht nach meiner Erfahrung vier wesentliche Dinge, um diese Herausforderung einigermaßen gut zu überstehen:

  1. Die Erinnerung, dass es auch früher schon ähnlich tieftraurige Situationen gab, von denen man glaubte, sie nicht mehr ertragen zu können.
  2. Die Erfahrung, dass der damalige Kummer und die schmerzhaften Verlustgefühle heute nur noch als blasse Erinnerung existieren.
  3. Das Vertrauen darauf, dass es dann hoffentlich auch diesmal so sein wird.
  4. Gute Freunde, die einem geduldig die Hand halten und stets in dem Glauben bestärken, dass es irgendwann nicht mehr so weh tut.

Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie diese vier »Notanker« fürs Erste schon mal zur Verfügung haben. Denn ein Wundermittel, das Ihnen von jetzt auf gleich den Liebeskummer und das schreckliche Ziehen im Herzen wegzaubert, kenne ich leider nicht. Doch die Erfahrung zeigt immer wieder, dass die Zeit letztlich viele, viele Wunden heilt. Zunächst aber haben Sie allen Grund, nach dem Scheitern einer Liebesbeziehung tief, tief traurig zu sein. Ja, und Sie dürfen nicht nur, Sie sollten sich sogar unbedingt die Erlaubnis geben, aufrichtig zu trauern – wie auch immer das für Sie aussehen mag.

Trauer bei Liebeskummer wird gerne verdrängt, da sie gesellschaftlich oft nicht adäquat erscheint, handelt es sich doch »nur« um eine Trennung. Doch ein Verlust ist ein Verlust. Und wenn ein Mensch aus Ihrem Leben gegangen ist, mit dem Sie lange Zeit zusammen waren und den Sie nun vielleicht niemals mehr wiedersehen, ist dies ähnlich einschneidend wie ein Todesfall. Selbst wenn Sie Aussicht auf eine freundschaftliche Verbindung haben, ist zumindest die Phase, in der Sie Ihr Leben innig miteinander teilten, unwiederbringlich vorbei. Es sich zuzugestehen, dass die dadurch entstandene Lücke weh tut und erst nach und nach verschmerzt werden kann, ist enorm wichtig.

Wichtig vor allem für Sie – denn nur wenn Sie Ihren Gefühlen angemessen Raum geben, können Sie sich auch wieder davon verabschieden. Das wiederum ist wichtig für alle nachfolgenden Partner, die ja sicherlich keine »Lückenbüßer« sein möchten.

Wenn es dann so weit ist, dass Sie ab und zu wieder hochschauen, Ihre Trauer nicht mehr so arg den Blick trübt sowie Groll und Enttäuschung das Herz nicht mehr abschnüren und die Vernunft blockieren – dann ist ein guter Zeitpunkt gekommen, ein bisschen in dieses Buch hineinzulesen. Denn meine Rezepte gegen Liebeskummer sind zwar vor allem präventiv gedacht, doch genau genommen eignen sie sich sowohl zur Vorsorge als auch zur Nachbehandlung. Um den »Genesungszustand« möglichst schnell zu erreichen, finden Sie im Buch viele passende Rezepte; unterteilt in Tipps und Tricks für Notfall-Situationen, in denen Soforthilfe gefragt ist, um aus tiefsten Singlelöchern und Liebeskummer-Abgründen schnell wieder herauszukommen. Und Sie werden viele Langzeit-Rezepte finden, die dabei unterstützen, verborgene und hindernde Beziehungsmuster zu erkennen und dauerhaft zu lösen.

Liebeskummer wird oft sehr einseitig interpretiert, etwa nach dem Motto »Da hat mir einer, den ich lieb hatte, großen Kummer gemacht«. Die tiefe Berührung, die wir beim Kontakt mit einer neuen Liebe verspüren, das belebende Prickeln von Kopf bis Fuß, die Verbundenheit, die Herzenswärme und die große Zufriedenheit – all das scheint der Verdienst einer anderen Person zu sein. Und weil dieser Mensch nun nicht mehr in unserem Leben ist, sind auch die schönen Gefühle verschwunden. Tatsächlich? Ist das wirklich möglich? Wenn ja, wären wir ja sozusagen verzaubert oder gar verhext worden! Und auch wir selbst hätten schon öfters als Hexen und Zauberkünstler agiert. Nun ja, ich will ja nicht abstreiten, dass wir viele ungeahnte Fähigkeiten haben …

Doch diese Fähigkeiten sind nicht vom Außen abhängig. In Beziehungen hat unser Liebespartner uns lediglich durch die Begegnung ein großes Geschenk gemacht, indem er uns durch seine Art und sein Wesen unbewusst veranlasste, unser Herz weit zu öffnen. Mit seinem Erscheinen überreichte er uns gleichsam einen Schlüssel, der uns den Zugang erleichterte zu den angenehmen Gefühlen, Ahnungen, Hoffnungen und Träumen, die wir im Alltag vielleicht sorgsam weggesperrt hatten. Wenn wir jedoch fälschlicherweise glauben, dass unser Liebesobjekt selbst der Schlüssel ist, fühlen wir uns natürlich doppelt verloren, verlassen und völlig ins Dunkel zurückgeworfen, sobald die Beziehung beendet ist.

Ich selbst empfinde Liebeskummer inzwischen als »Schmerzstörung«, auf die ich gut und gerne verzichten kann; aber auch als wichtigen Indikator dafür, dass es Bereiche in mir gibt, mit denen ich noch nicht genügend in Kontakt oder ausgesöhnt bin. Wie jede Störung weist auch der Liebeskummer auf Unstimmigkeiten und eventuelle Kurzschlüsse im seelischen Betriebssystem hin, die rechtzeitig behoben werden sollten, um keinen größeren Schaden anzurichten. Leider habe ich schon öfter Menschen kennengelernt, bei denen das »gebrochene Herz« langfristig tatsächlich zu Herzkrankheiten führte. Oder bei denen sich Trauer und Hoffnungslosigkeit so sehr festsetzten, dass sich ihre innere Erstarrung in starken körperlichen Blockaden bemerkbar machte. So weit wollen Sie es doch sicherlich nicht kommen lassen, nicht wahr?

Es lohnt sich wirklich, mal in die Irrungen und Wirrungen unserer Liebesgefühle einzutauchen, um danach ein bisschen besser zu verstehen, warum manches so hervorragend funktioniert und weshalb vieles von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Beim Lesen dieses Buches können Sie gern ganz unkonventionell vorgehen: Zwar bauen die einzelnen Kapitel aufeinander auf, doch »Schmerzstörungen« – also Liebeskummer-Phasen – treten selten in braver Reihenfolge und in einem geregelten Zyklus auf. Beginnen Sie einfach dort, wo es Sie im Moment am meisten hinzieht. In akuten Krisensituationen können Sie sich vielleicht im Inhaltsverzeichnis an einem bestimmten Stichwort orientieren. Oder Sie gehen spielerisch vor und schlagen im Buch willkürlich eine Seite auf. Erstaunlicherweise finden Sie dann oft genau dort den passenden Denkanstoß oder Handlungsimpuls.

Anders als bei Rezepte für Keiner-liebt-mich-Tage geht es in diesem Buch nicht vorrangig darum, ein akutes Unwohlsein abzustellen, auch wenn sich dies beim Lesen durchaus ab und zu ergeben mag. Es soll Ihnen vor allem langfristig helfen, keine nagende Liebespein mehr erleiden zu müssen. Dies funktioniert nach meiner Erfahrung aber nur, wenn zunächst nach den Ursachen gesucht und nicht nur auf das Symptom geschaut wird. Sollten Sie dennoch zum Beispiel gerade eine Abneigung haben, bei »Adam und Eva«, sprich in der Kindheit anzusetzen, dann überspringen Sie einfach das erste Kapitel und beginnen dort zu lesen, wo es Ihre Aufmerksamkeit hinzieht. Der Impuls, zurückzublättern, wird dann vielleicht zu einem passenderen Zeitpunkt kommen.

Manche Rezepte offenbaren ihre Wirkung schon beim reinen Durchlesen und regen vorwiegend den Verständnisprozess an. Andere wirken auf den ersten Blick vielleicht etwas kompliziert in der Durchführung – aber sie zeigen ihre Kraft, wenn man sich näher damit beschäftigt hat. Von manchen Ideen fühlen Sie sich vielleicht spontan angesprochen; bei anderen schütteln Sie möglicherweise den Kopf und denken: »Nee, das würde ich nie tun!« Doch die Auswahl ist ja groß genug. Machen Sie sich einfach Ihr eigenes Bild – nehmen Sie heraus, was für Sie passt; lesen Sie ruhig kreuz und quer, von vorne nach hinten, aus der Mitte nach allen Seiten – wie auch immer. Und haben Sie vor allem Spaß dabei! Und vielleicht werden Sie dadurch eine neue Leichtigkeit spüren.

Ein Hinweis: Innerhalb der Notfall- und Langzeit-Rezepte werde ich Sie mit dem vertrauteren »Du« ansprechen. Denn dadurch fühlt sich erfahrungsgemäß Ihr Unterbewusstsein eher stimuliert, sich auf neue Einsichten und Verhaltensweisen einzulassen.