Peter Greif
Jog & Run
Wer hat es erfunden?
Peter Greif, Jahrgang 1943, ist einer der namhaftesten Lauftrainer Deutschlands. Bekannt wurde der Diplom-Braumeister, als er 1984 einen Marathon für Dicke gewann. Damals wog Greif 90 Kilogramm und lief die 42,195 Kilometer in sensationellen 2:33 Stunden. Seit 1991 trainiert er im „Greif-Club“ tausende Läufer aller Leistungsniveaus. Mittlerweile hat der ehemalige Handballspieler ein riesiges Lauf-Imperium aufgebaut. Er organisiert Laufreisen und verkauft Trainingspläne, Laufbekleidung und -schuhe über seine Website. Gilt wahlweise als Lauf-Guru oder Menschenschinder. Über die Verletzungsopfer seiner Methode ist wenig bekannt.
Wie funktionierts?
Peter Greif ist von der alten Schule. Ein Trainer, der an altmodische Werte wie Fleiß, Ehrgeiz und hartes Training glaubt. Anfang der 1990er Jahre hat er ein computergestütztes Programm in Umlauf gebracht, nach dem jeder individuell gemäß seiner Leistungsstärke trainieren konnte. Greif ist ein Online-Lauftrainer der ersten Stunde, lange bevor das Internet für Furore sorgte. Seine Prinzipien sind einfach: Es muss weh tun. Wer seinem knallharten Programm folgen kann, wird zum kilometerfressenden Ungeheuer. Wer nicht hinterherkommt, bleibt auf der Strecke. So ist es eben.
Was ist das Besondere?
Der „Schinder der Nation“ ist der personifizierte Gegenspieler des Schweinehunds, ein noch härterer Knochen, der dem nervenden Köter mal ordentlich vor den Latz haut – Bud-Spencer-Style. Greif hat die Härte eines Handballers und die Ausdauer eines Kenianers, ein Clint Eastwood in Laufschuhen. Bier spielt jedoch auch eine Rolle.
Stärken
Wer sich mal so richtig quälen will, ist bei Peter Greif genau an der richtigen Adresse. Gevatter Knüppel würde wahrscheinlich noch mit Bandscheibenvorfall und Sandaletten durch die Wälder ziehen. Doch bei allem Spott für seine Härte: Ambitionierte Läufer, die etwas Vorahnung mitbringen und bei allem Ehrgeiz ihre Grenzen kennen, finden bei Greifs Plänen die nötige Herausforderung für den Wettkampf. Nicht umsonst sind Greif-Jünger so erfolgreich. Der Wettkampf kommt ihnen wahrscheinlich vor wie ein Kindergeburtstag, im Vergleich zur Vorbereitungsphase. Zudem hat Greif jahrzehntelange Erfahrung und lebt den Laufsport. Seine direkte, klare Ansprache hilft beim Überwinden und sein Trainingsplan-Rechner im Excel-Format ist zwar naturgemäß sehr zahlenlastig, hilft aber bei der ersten Orientierung.
Schwächen
Anfänger können bei Peter Greif vielleicht lernen, was Ehrgeiz und Zielstrebigkeit heißt, sie müssen aber erst mal löhnen. Der Marathon-Trainingsplan, der „Count Down zur Bestzeit“ gilt als Klassiker, ist aber leider seit 2012 kostenpflichtig. 2001 hat Greif den Plan aktualisiert. Er stammte aus den Achtzigern. Greifs Trainingsvorgaben sind für Anfänger, die nur ein bisschen fit werden wollen, zu anspruchsvoll. Die Wochen-Kilometer sind für die meisten Menschen, die noch ein anderes Leben haben, einfach nicht zu schaffen und wirken somit demotivierend. Strebsame Läufer – Singles, Kinderlose, Autisten – dagegen sind im Greif-Club gerne gesehen. Verbesserungen werden im Newsletter verbreitet, an Gleichgesinnten mangelt es nicht. Dennoch besteht leicht die Gefahr des Übertrainings. Auch wirkt Greif mit seinem hemdsärmeligen Ansatz im Vergleich zu anderen Internetcoaches oder Trainern konservativ und altmodisch. Sein Geschäftssinn dagegen ist sehr modern und stößt bei vielen Läufern mittlerweile auf Unbehagen. Man kann nicht ein bisschen „Greif“ sein. Entweder man verschreibt sich ihm auf Haut und Knochen (und zahlt) oder man sucht kopfschüttelnd das Weite.
Typische Trainingswoche
Vorgaben: 60 Tage bis zum Wettkampf, Zielzeit: 4:00 Stunden, 5 Einheiten/Woche, Maximalpuls: 200. Eine Woche im letzten Drittel einer Marathon-Vorbereitung
•Montag:
18 km intensiver Dauerlauf (Intensität: 67 bis 80 Prozent) in 5:56
min
•Dienstag:
frei
•Mittwoch:
6 x 1 km (Intensität: 90+ Prozent), 1 km Trabpause in 5:16 min
•Donnerstag:
frei
•Freitag:
15 bis 20 km normaler Dauerlauf (Intensität nach Gefühl: 65 bis 72
Prozent) in 6:41 min
•Samstag:
35 km normaler Dauerlauf (Intensität: 65 bis 72 Prozent) in 6:41
min mit 9 km Endbeschleunigung.
(Greif: Wenn du bei km 26 im 6:21-er Tempo angekommen bist, drehst
du auf und versuchst, so schnell es geht an deinen geplanten
Marathonschnitt heran zu kommen.
Das heißt, renne so schnell du kannst bis zum 35-km-Ziel.
Visualisiere, dass dies dein Einlauf zum Marathonziel ist und du
einer neuen Marathon-PB entgegen strebst.)
•Sonntag:
15 bis 20 km entspannter Dauerlauf (Intensität: 65 bis 75 Prozent)
in 6:56 min
(Quelle: Peter Greifs Countdown-Rechner, Trainingsplan auf www.greif.de)
Wer machts?
Der Greif-Club sieht sich als eine „Gemeinschaft von ehrgeizigen Läufer(innen)“ – so steht es auf der Website, in Fettschrift. Weiter heißt es: „Ziel ist es, Wettkämpfe nicht nur mitzulaufen, sondern möglichst weit vorn zu landen.“ Damit ist klar, wer willkommen ist. Möchte jemand in den Greif-Club aufgenommen werden, muss er den kostenpflichtigen Greif-Jahresplan (140 bis 155 Euro) bestellen. Laut Website trainieren tausende Clubler nach den computergestützten Trainingsplänen. Als großer Greif-Erfolg wird die Deutsche Marathonmeisterschaft von Ines Cronjäger (LG Seesen) im Jahr 2000 gewertet. Sie lief 2:40 Stunden. Im Newsletter werden neue Bestzeiten der Mitglieder gelobt, 2011 haben 802 Greif-Jünger neue persönliche Bestzeiten (PBZs) aufgestellt.
Wer brauchts?
Läufer, die das Maximum aus sich herausholen wollen; Excel-Fans, Menschen, die gerne Abkürzungen verwenden (km, PBZ, KW, DL usw.).
Das sagt Achim Achilles
Einmal im Läuferleben muss sich jeder die Frage stellen: Soll ich mich dem Greif-Clan anschließen? Soll mich der Trainer-Haudegen von meiner Fresslust und Sofaschwere befreien? Der Deal ist von vornherein klar: Hat man einmal seinen Alltag den knallharten Trainingsplänen untergeordnet, gibt es kein Zurück mehr. Dann heißt es nur noch: Ab durch die Mitte, mit Countdown zur Bestzeit. Die Beine schmerzen, die Lunge brennt, aber die Bestzeit ist in, ähm, greif-barer Nähe. Jammern ist nicht erlaubt, Aufgeben erst recht nicht. Dummerweise machen genau diese beiden Tätigkeiten mindestens die Hälfte des Spaßes am Laufen aus.
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