* 45 *

»Und noch etwas, Septimus«, sagte Marcia in einem möglichst strengen Ton, während sie Catchpole beobachtete, der mit einem großen Brecheisen unbeholfen versuchte, im Besenschrank eine staubige Diele aufzustemmen. »Du darfst nie wieder nachts alleine draußen bleiben.«
»Was? Nie wieder?« Septimus schaute auf, sah das Lächeln in Marcias Augen und wagte zu sagen. »Nicht einmal, wenn ich richtig alt bin ... zum Beispiel dreißig?«
»Nicht solange du mein Lehrling bist – oh, um Himmels Willen, Catchpole, geben Sie mir das Brecheisen, ich erledige das lieber selbst –, und bilde dir bloß nicht ein, es sei in Ordnung, wenn du mit einem verantwortungslosen alten Geist ausgehst, denn das ist es keineswegs. Jedenfalls – uff, wer immer die Diele festgenagelt hat, er hat gute Arbeit geleistet – hoffe ich aufrichtig, dass du mit dreißig – ah, ich glaube, sie bewegt sich –, dass du dann selbst einen Lehrling hast, und dann bist du an der Reihe, dir Sorgen zu machen.« Marcias Lächeln erstarb, als sie sich daran erinnerte. Sie richtete sich auf und sah Septimus in die Augen: »Aber ich hoffe, dass du niemals einen Brief von ihm findest, den er fünfhundert Jahre zuvor geschrieben hat, so wie ich deinen. Niemals.«
»Nein«, sagte Septimus leise. »Das hoffe ich auch nicht.«
Marcia setzte das Brecheisen neu an, und einen Augenblick später verkündete ein lautes Knacken, dass die Nägel den Widerstand gegen die energische Außergewöhnliche Zauberin endlich aufgegeben hatten. Septimus half Marcia, das Brett anzuheben.
»Ich hatte keine Ahnung, dass hier eine Rose ist«, sagte Marcia und sah sich die verschlungene Rose, die tief in das Brett geschnitzt war, genauer an. Sie war von den vielen Füßen, die im Lauf der Jahrhunderte achtlos darauf herumtrampelt hatten, stark abgewetzt, denn der Besenschrank war einst als Garderobe benutzt worden, doch die zart gewölbten Blütenblätter waren noch deutlich zu erkennen.
»Das war mein Symbol«, sagte Septimus, beinahe stolz. Nun, da er wieder in seiner Zeit war, dachte er gern an seine Zeit bei Marcellus Pye zurück. »Es ist ein altes Zeichen für einen siebten Sohn. Marcellus hatte es lange, bevor ich zu ihm kam, in seinen Tisch geschnitzt.«
»Hinterhältiger Kerl«, schimpfte Marcia. »Dem würde ich gerne mal die Meinung sagen.«
»Er war eigentlich ganz in Ordnung«, wagte Septimus zu sagen.
»Wir sind uns wohl einig, dass wir uns in diesem Punkt uneins sind«, sagte Marcia ärgerlich. »Ich bin gerne bereit, diese Quacksalbertruhe da herauszuholen, denn wenn auch nur im Entferntesten die Chance besteht, die Seuche zu besiegen, ist es einen Versuch wert. Aber du wirst von mir nie zu hören bekommen, dass dieser Mann »eigentlich ganz in Ordnung« sei. Niemals.«
Septimus und Marcia knieten sich hin und spähten in das staubige Loch unter dem Fußboden. Vorsichtig schob Septimus die Hand hinein, und der Schein seines Drachenrings spiegelte sich in der Tiefe.
»Ich kann sie sehen«, sagte er erstaunt. »Da ist sie, genau wie Marcellus gesagt hat – sub rosa. Versteckt unter der Rose.«
»Ach, alles nur dummes Zeug«, blaffte Marcia. »Nun machen Sie schon, Catchpole, halten Sie nicht Maulaffen feil. Wir könnten Hilfe gebrauchen, um das Ding herauszuholen.«
Es bedurfte mehr als der zweifelhaften Hilfe Catchpoles. Es bedurfte der gemeinsamen Anstrengung fünf Gewöhnlicher Zauberer – ohne Catchpole, dem plötzlich schwindelig wurde –, um die Truhe herauszuheben und zur Wendeltreppe zu schleppen.
In der Spitze des Turms wurde sie von Marcia, Septimus und den fünf Zauberern von der obersten Stufe gewuchtet und über den Treppenabsatz geschleift. Die große lila Tür zu Marcias Gemächern schwang auf, und mit vereinten Kräften schob und zog man die kleine, aber verblüffend schwere Truhe hinein. Marcia richtete sich stöhnend auf und rieb sich den Rücken. »Bist du sicher, dass das Ding nicht nur mit Backsteinen gefüllt ist?«, fragte sie. »Was kann denn da nur drin sein, dass sie so schwer ist?«
»Gold. Sie ist mit richtig dicken Goldplatten ausgekleidet«, sagte Septimus.
»Wozu denn um alles in der Welt?«, fragte Marcia empört.
»Weil es das reinste und vollkommenste Metall ist. Ähnliches gilt auch für die Heilkunde, denn sie strebt nach Vollkommenheit bei ...« Septimus verstummte, denn er hatte Marcias ärgerlichen Gesichtsausdruck bemerkt. Auch den Gewöhnlichen Zauberern war ihr Blick nicht entgangen, denn sie machten schnell, dass sie fortkamen.
Marcia seufzte. Sie blickte auf die dunkle alte Truhe mit den zerkratzten Eckbeschlägen aus Gold und den unversehrten Bändern aus Gold, und sie wusste, dass sie Ärger bedeutete. Ganz davon zu schweigen, dass sie hässliche Dellen in ihren besten chinesischen Teppich machte. »Ist ja alles schön und gut, Septimus«, sagte sie etwas verdrießlich, »aber wie um alles in der Welt willst du das Ding aufmachen?«
»Leicht«, antwortete Septimus. Er kniete sich neben der Truhe hin, nahm den Schlüssel vom Hals, und Marcia sah zu, wie er ihn in sein spiegelbildliches Gegenstück auf der Vorderseite der Truhe drückte. Langsam und geräuschlos hob sich der Deckel.
Septimus schaute hinein und lächelte. Alles war so, wie er es in Erinnerung hatte, sauber und ordentlich aufgeräumt an seinem Platz. Funkelnde goldene Instrumente lagen nebeneinander in einem Fach, Fläschchen mit Tinkturen, Mixturen und Arzneien standen noch genau so da, wie er sie hineingestellt hatte. Und auf dem Boden der Truhe fand er das, was er suchte: das von ihm sorgfältig aufgeschriebene Rezept für das Heilmittel gegen die Seuche.
»Hier ist es«, sagte er und zog triumphierend ein eingerissenes, mehrfach gefaltetes Stück Pergament hervor. »Bitte.« Er reichte es Marcia, die ihre Brille aufsetzte. Das stundenlange Durchsehen von Jillie Djinns Vorhersagetabellen und Berechnungen hatte ihren Augen überhaupt nicht gutgetan, und so starrte sie jetzt angestrengt auf die Krakelei, die in brauner Tinte das Pergament bedeckte. Ihre Miene hellte sich auf. Zumindest erkannte sie, um was es sich handelte: ein Beispiel für die Schriftvariante aus der Ära der späten Etheldredda und frühen Esmeralda mit der typischen Rückwärtsschrift, wie sie von den Ärzten jener Tage bevorzugt wurde.
»In Ordnung, Septimus«, sagte Marcia energisch und froh, die Sache endlich in die Hand nehmen zu können. »Lauf runter ins Manuskriptorium und lass dir von dem Schreiber für alte Schriften sofort eine Übersetzung anfertigen, sofort, wohlgemerkt. Und treib dich nicht herum. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Fort mit dir. Los, nun geh schon.«
Septimus schüttelte den Kopf. »Aber das ist gar nicht nötig – ich habe das selbst geschrieben.«
Marcia wurde ganz schwummrig. Sie musste sich hinsetzen.
Stunden später saugte Septimus mit seiner Pipette vorsichtig etwas Silberwasser auf und ließ es in eine große Flasche tropfen. Marcia, die sich ziemlich überflüssig vorkam, saß dabei und beobachtete mit Verwunderung, mit welcher Leichtigkeit sich ihr Lehrling in der alten Medizintruhe zurechtfand.
Trotz seiner langen verfilzten Haare – sie musste ihn unbedingt dazu bringen, dass er dagegen etwas unternahm – und der unbestreitbaren Tatsache, dass er etwas größer und schmaler geworden war, konnte sie es noch immer nicht recht fassen, dass er tatsächlich fast sechs Monate seines Lebens fort gewesen war, obwohl in der Burg nur zwei Tage verstrichen waren. Und noch etwas war anders. Septimus war selbstbewusster geworden, und er wusste und glaubte Dinge, die sie selbst nicht wusste oder glaubte. Daran musste sie sich erst noch gewöhnen.
»Soll ich den Baldrian zu diesem hier dazugeben oder umgekehrt dies hier zum Baldrian?«, riss Septimus Marcia aus ihren Gedanken.
»Du bist der Fachmann, Septimus«, sagte sie im Bemühen, sich an ihre neue Rolle zu gewöhnen. »Aber grundsätzlich würde ich sagen, gib Hell zu Dunkel.«
»Gut.« Septimus kippte das grünliche Öl zu dem Gemisch in der Flasche. »Könnten Sie mir jetzt bitte die Waage reichen?«, fragte er. In ihre Rolle als Laboratoriumsgehilfin schlüpfend, gab ihm Marcia eine kleine goldene Balkenwaage mit winzigen Gewichtssteinen aus Gold. Mit einer langschenkeligen Pinzette griff er das kleinste Gewicht und legte es auf die Waage. Dann nahm er einen kleinen goldenen Löffel mit runder Höhlung zur Hand, häufte ihn mit einem feinen blauen Pulver voll und ließ das Pulver auf die andere Waagschale rieseln, bis beide Seiten im Gleichgewicht waren. Plötzlich stach ihm etwas ins Auge. Es sah sich den Löffel genauer an und runzelte die Stirn.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Marcia.
Septimus reichte ihr den Löffel und deutete mit seinem blaugefleckten Finger auf ein paar Kratzer auf der Unterseite des Stiels.
Marcia fischte wieder ihre Brille aus der Tasche und sah sich die Kratzer an. »Sep... ti... mus«, las sie langsam.
»Ich weiß noch, wann ich das geschrieben habe«, sagte Septimus. »Es war am Tag nach ... nach meiner Ankunft. Eine Zeitlang schrieb ich meinen Namen überallhin. Es war, als wollte ich Botschaften für unsere Zeit hinterlassen.«
Marcia klappte ihre Brille zusammen und tupfte sich mit ihrem lila Seidentaschentuch die Augen. »Das Pulver brennt«, sagte sie. »Du solltest den Deckel wieder drauftun.«
Ein paar Stunden später, als das Gemisch abgekühlt war, kam Septimus zurück, um das Heilserum fertigzustellen. Er entfernte den großen Kristall, der sich gebildet hatte, zertrümmerte ihn mit einem Stößel in einem Mörser und gab den pulverisierten Kristall in die Flasche. Er stopfte einen Korken in die Öffnung, schüttelte die Mixtur dreizehn Sekunden lang, bis sie klar wurde, und goss sie in eine große durchsichtige Arzneiflasche. Dann zündete er eine Kerze an. Er nahm seine Prüfrute aus der Medizintruhe, tauchte sie in das Gemisch, drehte sie siebenmal und hielt sie an die Kerzenflamme. Sie sah gut aus. Er legte ein sauberes Stück Seide über die Öffnung der Arzneiflasche und stopfte einen Korken hinein, sodass die Flasche dicht verschlossen war.
»Fertig!«, rief er die Treppe hinauf. Marcia kam eilends herunter. »Nun der letzte Test«, sagte Septimus, etwas nervös. Marcia sah zu, wie ihr Lehrling die Flasche hochhob, in das Licht hielt, das durch das kleine Bogenfenster fiel, und so drehte, dass sie einen Sonnenstrahl einfing. Das Sonnenlicht fiel auf das Glas, durchwanderte die Flüssigkeit und kam auf der anderen Seite als blendend blauer Lichtstrahl wieder heraus. »Es funktioniert«, schrie Septimus. »Es funktioniert!«
»Ich habe nichts anderes erwartet«, schmunzelte Marcia. »Nun lauf, hol deinen Umhang, wir müssen es dorthin bringen, wo es gebraucht wird. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Als Marcia und ihr Lehrling den Hof des Zaubererturms überquerten, warf sich Feuerspei so heftig gegen die Tür seines Zwingers, dass der ganze Schuppen wackelte. Septimus lief hin und rief: »Ich bin bald zurück, Feuerspei. Ganz bestimmt. Dann darfst du heraus. Versprochen. Bis später, Feuerspei!«
»Jenna muss unbedingt den Suchzauber aufheben«, sagte Marcia zu ihm, als er sie wieder eingeholt hatte. »Sonst lässt er dir keine Ruhe. Ein furchtbarer Quälgeist.«
»Ich weiß«, erwiderte Septimus und folgte Marcia durch eine Seitenpforte auf eine schmale Gasse. Er hatte die Flasche mit dem Gegenmittel in der Hand, denn sie waren auf dem Weg ins Spital. Da Marcia wusste, dass ihr Lehrling unter Höhenangst litt, sah sie davon ab, die Abkürzung oben auf der Ringmauer zu nehmen, und ging stattdessen durch die gewundenen Gassen. Septimus hatte sich noch nie so glücklich gefühlt wie in diesem Moment, außer vielleicht am Tag zuvor, als er aus dem Manuskriptorium in den Zaubererturm zurückgekehrt war und der Fußboden für ihn geschrieben hatte: »WILLKOMMEN ZURÜCK IN DEINER ZEIT, LEHRLING. WIR HABEN DICH VERMISST.« Das war ein schöner Augenblick gewesen, ein sehr schöner Augenblick. Er genoss es, wieder die grüne Tracht des Außergewöhnlichen Lehrlings zu tragen statt der schwarz-roten Kleidung des Alchimielehrlings, und es waren seine Freunde, die ihn grüßten und die ihm etwas zuriefen, ohne komischen Akzent und ohne fremde Wörter, über die man immer zweimal nachdenken musste.
Bald gelangten sie ans Nordtor.
»Guten Tag, Eure Außergewöhnlichkeit«, grüßte Gringe und versperrte ihnen den Weg.
»Oh, guten Tag, Gringe«, erwiderte Marcia, etwas kurz angebunden.
»Unternehmen Sie einen hübschen Ausflug?«, fragte Gringe, als Marcia versuchte, sich an ihm vorbei auf die Zugbrücke zu zwängen.
»Nein. Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns vorbeizulassen, Gringe?«
»Oh, Verzeihung, Eure Außergewöhnlichkeit. Selbstverständlich.« Gringe drückte sich gegen die Torhauswand, um Marcia vorbeizulassen. »Oh, guten Tag«, sagte Gringe, als er Septimus bemerkte. »Du hast deinem armen Vater ein paar schlaflose Nächte bereitet.«
Plötzlich fiel Septimus alles wieder ein. Dad ... Gringe ... Etheldreddas Porträt. »Gringe, Sie müssen sofort in den Palast und Dad sagen, dass er das Gemälde wieder an seinen alten Platz zurückhängen soll, wo er es gefunden hat. Und dann soll er den Raum wieder mit einem Zauber versiegeln. Und zwar richtig!«
Gringes Augen weiteten sich vor Überraschung. »Wie?«, stieß er hervor.
»Ihr sollt das Porträt genau dorthin zurückhängen, wo ihr es gefunden habt. Das von Königin Etheldredda.«
»Nun, es überrascht mich nicht, dass er es nicht mag – sie ist eine gruselige alte Krähe, keine Frage –, aber nur für den Fall, dass du es noch nicht bemerkt hast, ich habe auf das Tor hier aufzupassen und kann nicht alles stehen und liegen lassen, um irgendein Bild umzuhängen.« Gringe wandte sich abrupt ab und kassierte bei einer Krankenschwester, die soeben aus dem Spital zurückkehrte, einen Silberpenny.
Marcia sah die Bestürzung auf dem Gesicht ihres Lehrlings. Sie hatte keine Ahnung, worum es ging, aber in den vergangenen Monaten hatte sie genug gelernt, um zu wissen, dass man Septimus ernstnehmen sollte, wenn er sich Sorgen machte. Sie rauschte auf die Zugbrücke, wo Gringe gerade mit zwei Jungen sprach, die mit gebündeltem Anmachholz aus dem Wald zurückkamen.
»Gringe«, sagte sie und baute sich vor dem kleineren Torwächter auf, wobei ihr Winterumhang im Wind flatterte und Gringe zum Niesen brachte, weil er gegen Pelz allergisch war. »Sie werden seiner Bitte nachkommen, und zwar sofort. Sie und Silas Heap werden dieses Gemälde umhängen, und ich werde anschließend kommen und den Raum wieder versiegeln. Sie werden Ärger bekommen, wenn ich das Porträt nicht exakt dort vorfinde, wo es hingehört.«
»Hatschi! Ich kann ... hatschi ... das Tor nicht ... hatschi, hatschi, hatsch ... unbewacht lassen.«
»Mrs. Gringe kann einspringen.«
»Mrs. Gringe besucht gerade ihre Schwester im Spital. Die ist gestern gebissen worden.«
»Oh, das tut mir leid. Nun ja, dann eben Lucy.«
»Lucy ist durchgebrannt, falls Sie es noch nicht wissen«, knurrte Gringe. »Zu dem nichtsnutzigen Bruder Ihres Herrn Lehrlings. Na, dann Prost! Aber wenn es so wichtig ist, kann ich mich ja nach Sonnenuntergang, wenn ich die Brücke hochgezogen habe, um das Bild kümmern. In Ordnung?«
»Nein, Gringe, das ist nicht in Ordnung. Dann müssen Sie das Nordtor eben am Nachmittag schließen.«
Gringe blickte entsetzt. »Unmöglich!«, protestierte er. »Das ist in meiner Zeit als Torwächter noch nie vorgekommen. Niemals.«
»Es gibt für alles ein erstes Mal, Gringe«, entgegnete Marcia mit eisiger Stimme. »So wie es auch ein erstes Mal dafür gibt, dass ein Torwächter während der Dienstzeit ins Kittchen wandert.«
»Hä? Das würden Sie nicht ...«
»Und ob ich das würde.«
»Tja, wenn das so ist, also gut. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, Madam Marcia.« Gringe ging hinüber zum Torhaus und brüllte in das Dunkel des Zugbrückenkurbelraums: »He! Brückenjunge! Aufwachen, du Faulpelz!«
Der Brückenjunge erschien mit schlaftrunkenen Augen. »Was gibt’s?«, fragte er mürrisch.
»Du wirst befördert«, sagte Gringe. »Du vertrittst mich, bis Mrs. Gringe wieder da ist. Aber dass du mir kein Geld in die eigene Tasche steckst. Sei höflich zur Kundschaft und lass niemanden ohne Bezahlung durch. Das gilt vor allem für deine nichtsnutzigen Kumpane. Verstanden?«
Der Brückenjunge, der die Außergewöhnliche Zauberin, die nur ein paar Schritte von ihm entfernt stand, mit offenem Mund anstarrte, nickte langsam.
»Gut«, bellte Gringe. »Ich habe von der Außergewöhnlichen Zauberin nämlich einen wichtigen Auftrag erhalten und möchte mir keine Sorgen wegen der Brücke machen müssen, solange ich in einer so heiklen Angelegenheit unterwegs bin.« Er gab dem Brückenjungen seinen Geldbeutel und dazu die Warnung: »Ich weiß ganz genau, wie viel da drin ist, also keine faulen Sachen!« Dann drehte er sich um und entfernte sich mit einem Seufzer vom Nordtorhaus. Wieder mal Ärger wegen der Heaps, dachte er. Hatte er davon nicht schon genug gehabt?