Helen hatte den Brief heute Morgen in ihrem Briefkasten gefunden. Er steckte in einem wichtig aussehenden Umschlag mit dem Absender University of Minnesota, Twin Cities Campus, Zulassungsstelle. Luke wurde darin für den kommenden Herbst ein Studienplatz am Institut für Biologie angeboten.
Helen stieß einen Freudenschrei aus, umarmte ihn und lobte ihn immer wieder, weil er so clever war. Luke wollte die Neuigkeit gleich Dan erzählen, aber da sich das Handy wieder einmal nicht aufgeladen hatte, fuhren sie in die Stadt zum Telefonieren. Dan bestand darauf, nach Helena zu kommen, um sie zur Feier des Tages zum Essen einzuladen.
»Die Wölfe scheinen sich anständig zu benehmen«, sagte er. »Also dürften sie wohl einige Stunden ohne Kindermädchen auskommen.«
Es war Lucy Millwards Hochzeitstag, und Luke hatte ein schlechtes Gewissen, weil er nicht zum Fest kam. Lucy hatte ihn und auch Helen eingeladen. Daraufhin hatten beide, wenn auch getrennt voneinander, Geschenke geschickt und vorgegeben, dass sie gern kommen würden, wenn ihre Wolfsarbeit es zuließe. Doch in Wahrheit wollte keiner von ihnen Lukes Vater oder Clyde begegnen, die sicher dort sein würden. Also nahmen sie Dans Angebot an.
Sie gingen in ein Lokal namens The Windbag und aßen und tranken viel mehr, als ihnen guttat. Dan war in weit besserer Laune als bei ihrer letzten Begegnung, und er schien sich wieder mit Helen zu vertragen. Als Luke und Helen schließlich zurück nach Hope fuhren, sprachen sie beide kaum ein Wort, träumten vor sich hin und genossen es einfach, zusammen zu sein.
Sie hielten vor der Hütte und gingen an den See. Luke warf Stöcke ins Wasser, denen Buzz hinterherjagte, während Helen neben dem alten Boot im Gras lag und ihnen zusah. Als der Hund schließlich müde wurde, setzte sich Luke zu ihr. Sie legte den Kopf in seinen Schoß und schaute hinauf zu den roten, orange- und purpurfarbenen Wolken am Himmel.
»Als ich klein war, hab ich mich gern versteckt«, sagte sie.
»Macht das n-n-nicht jedes Kind?«
»Nein, ich meine richtig versteckt. Aus unserem Wohnzimmer führte eine Glastür auf den Hof, und da gab es diese langen, roten Samtvorhänge. Einmal, ich war vielleicht acht, kam ich früher aus der Schule, schlich mich ins Haus und habe mich versteckt. Fünf Stunden lang.«
»Fünf Stunden?«
»Ja. Ich stand einfach nur da und hab mich nicht gerührt. Kaum geatmet. Meine Eltern haben fast den Verstand verloren. Sie haben in der Schule angerufen, bei den Nachbarn, bei meinen Freundinnen, und da mich niemand gesehen hatte, waren sie schließlich überzeugt, dass man mich entführt hat, und so riefen sie die Polizei an.
Nicht weit von unserem Haus gab es einen Fluss, und eine Frau sagte, sie habe da unten ein kleines Mädchen gesehen. Also holte die Polizei Taucher und ließ den ganzen Fluss absuchen.
Als es dunkel wurde, stellten sie Scheinwerfer auf, und Hubschrauber suchten die Gegend ab. Das Ganze muss Hunderte, Tausende von Dollar gekostet haben. Und ich konnte sämtliche Telefongespräche belauschen, habe gehört, wie meine Mom geweint und geschrien hat, und was ich getan hatte, war so … so schrecklich, dass ich mich nicht mehr herausgetraut habe.«
»Was ist dann passiert?«
»Ich habe mir in die Hose gemacht, und meine Schwester hat die Pfütze unterm Vorhang gesehen, und so haben sie mich entdeckt.«
»Was haben sie getan?«
Helen holte tief Luft. »Na ja, sie waren ziemlich betroffen, irgendwie erleichtert und wütend zugleich. Doch ich habe mich bloß gefragt, warum um alles in der Welt kein Mensch hinterm Vorhang nachgesehen hat, bevor die ganze Maschinerie in Bewegung gesetzt wurde. Ich meine, all diese eigens ausgebildeten Polizisten, Sozialarbeiter und Rettungsleute, und keiner schaut hinterm Vorhang nach!«
»Haben sie dich b-b-bestraft?«
»Ja, sie haben mich ein Jahr lang zu dieser Seelenklempnerin geschickt. Und die hat gesagt, ich hätte ein Problem mit der Realität, deshalb würde ich mich auch so gern verstecken.«
»Und was glaubst du?«
Helen schaute ihn an. »He, weißt du was, du würdest selbst einen ganz guten Seelenklempner abgeben. Genau das hat sie auch immer gefragt: ›Und was glaubst du?‹«
Luke lächelte. »Und?«
»Ich denke, sie hatte verdammt recht.«
Beinahe hätte ihr Luke erzählt, wie er sich anfangs da unten bei den Bäumen versteckt und sie beobachtet hatte. Doch plötzlich begriff er, warum sie ihm all das erzählte.
»D-D-Du glaubst, dass wir genau das tun, stimmt’s? Uns v-v-vor der Realität verstecken.«
»Ja, ich glaub schon.«
»Ich find’s hier z-z-ziemlich real.«
»Ich weiß.«
»Weißt du, ich hab nachgedacht. W-W-Wir könnten im Sommer zusammen verreisen. Rauf nach Alaska oder sonstwohin. Und im Herbst kommst du dann mit nach Minneapolis.«
Sie lachte.
»W-W-Warum denn nicht? Du könntest deine Doktorarbeit zu Ende schreiben.«
»Ach, Luke.« Sie seufzte. »Ich weiß nicht.«
»Warum nicht?«
Er betrachtete ihr im Schatten liegendes Gesicht. Der dämmrige Himmel spiegelte sich nicht mehr in ihren Augen. Er senkte den Kopf und küsste sie. Sie zog ihn sanft zu sich herunter, und in beiden regte sich Verlangen.
Das war eben ihre Art, jene Fragen zu beantworten, die sich mit dem Kopf noch nicht lösen ließen.
Als er in sie eindrang, sah er vor seinem geistigen Auge das Bild eines kleinen Mädchens, das wie versteinert hinter einem karmesinroten Vorhang stand. Doch als die Nacht sie umhüllte, verschwand das Bild.
Lucy Millward schien sich im Sattel wohler zu fühlen als ihr künftiger Gatte. Doug und Hettie hatten allerdings dafür gesorgt, dass er den ruhigsten Gaul der ganzen Ranch bekam, einen dunkelbraunen Wallach, der eigentlich Val hieß, von Lucy aber gern Valium genannt wurde. Es war nicht ganz klar, ob Dimitri das wusste, denn er hockte auf seinem Pferd, als wollte es ihn geradewegs in die Hölle tragen.
»Er ist eben ein Stadtjunge«, hatte Hettie ihrer Freundin Eleanor leise zugeflüstert, als sie der Hochzeitsgesellschaft beim Aufsitzen zusahen. »Aber wer braucht schon Pferde, wenn ihm hundert Ölquellen gehören?«
Jetzt saßen alle im Korral auf Bänken aus Heubündeln und beobachteten das Geschehen. Lucy und Dimitri gaben einander vor der Kulisse der Berge, des sich rötenden Himmels und unter einem mit roten, weißen und blauen Bändern umwickelten Torbogen am westlichen Ende des Korrals das Jawort.
Ihre Pferde standen, Seite an Seite, der Stute des Geistlichen gegenüber. Auf beiden Seiten aufgereiht saßen jeweils drei Brautjungfern und drei Pagen hoch zu Ross. Die Mädchen trugen weiße Kleider, die Jungen schwarze Anzüge und Hüte, Lucys jüngerer Bruder Charlie ausgenommen, dem der Hut schon zweimal fortgeflogen war.
Lucy hatte Lilien in ihr blondes Haar geflochten, und jedes Mal, wenn ihr weißes Satinkleid anmutig im Wind wehte, waren ihre weißen Lacklederstiefel zu sehen. Dimitri trug einen schwarzen Hut mit schmaler Krempe, einen schwarzen Smoking, Stiefel, Sporen und eine schwarze, schmale Krawatte. Von den Videokameras und einem klingelnden Handy einmal abgesehen, wirkte das Ganze wie ein Tableau aus dem Wilden Westen.
Eleanor saß zusammen mit Kathy auf einem Heuballen, Clyde und Buck auf dem nächsten. Sie hatte Buck heute zum ersten Mal seit ihrem Auszug wiedergesehen, doch die Begegnung war nicht so unangenehm, wie sie befürchtet hatte.
Sie war mit Ruth ein wenig früher gekommen, um Hettie bei letzten Vorbereitungen zu helfen. Als Buck eintraf, ging er ihr ostentativ aus dem Weg. Er grüßte jedermann und scherzte mit allen, doch Eleanor wusste, dass er dieses Theater allein für sie aufführte. Fast kam es ihr so vor, als beobachte sie einen Fremden. Er sah verändert aus, blasser und älter, als habe seine Haut ihren Glanz verloren. Die Augen waren rot unterlaufen. Als sie alle zusammen vom Haus zum Korral schlenderten, nahm er schließlich doch noch von ihr Notiz.
»Eleanor.«
»Buck.«
Sie lächelte, doch er verzog keine Miene, nickte ihr bloß zu, nichts weiter. Das war ihr nur recht. In gewisser Weise machte es das für sie sogar leichter. Alle ihre Freunde hatten sie besorgt nach ihrem Befinden gefragt, als habe sie gerade eine schwere Operation überstanden. Nun, vielleicht war das auch so.
Dabei hatte sie sich schon seit vielen Jahren nicht mehr so wohl gefühlt. Endlich schien sie ihr Leben im Griff zu haben. Sie lebte in Ruths Haus aus dem Koffer, aber sie fühlte sich jung und frei. Die Welt lockte sie wieder mit ihren Versprechungen, wie diese aussahen, wusste sie jedoch nicht genau.
Ruth hatte sich als wahre Freundin erwiesen. In ihren langen abendlichen Gesprächen gelang es ihr, Themen anzuschneiden, die Eleanor neue Einsichten vermittelten, sogar in ihre eigene Ehe. Bisher hatte sie zum Beispiel stets angenommen, dass Bucks Promiskuität auf eine übermächtige Liebe zu Frauen zurückzuführen war, doch Ruth schien vom Gegenteil überzeugt. Vielleicht, so sagte sie, sei eine tief verwurzelte Verachtung oder gar eine Angst vor Frauen der Grund, und möglicherweise war der Sex seine Methode, sich seiner Überlegenheit zu versichern.
Doch nicht alle ihre Gespräche waren so tiefschürfend. Eleanor hatte seit Jahren nicht mehr soviel gelacht.
Aus ihrem alten Leben vermisste sie nur Luke. Doch er besuchte sie alle paar Tage und brachte einmal sogar Helen zum Abendessen mit. Eleanor hatte ihn überreden wollen, zur Hochzeit zu kommen, obwohl sie wusste, dass er es nicht tun würde. Sie konnte seine Gründe verstehen.
»Nun dürfen Sie die Braut küssen«, hörte sie den Geistlichen sagen.
»Dann fällt er vom Pferd«, brummte Charlie Millward, und alle Leute um ihn herum lachten. Lucy beugte sich vor und ersparte dem armen Dimitri diese Blamage. Die versammelte Hochzeitsgesellschaft jubelte.
Bei solchen Gelegenheiten galoppierten Braut und Bräutigam oft gemeinsam davon, doch darauf verzichteten Lucy und Dimitri aus verständlichen Gründen. Sie ließen es bei einem würdevollen Ritt um den Korral bewenden. Dann posierten sie eine halbe Stunde lang für die Fotografen, während die Gäste sich auf der Suche nach einem Drink in den nächsten Korral begaben.
Es war alles für die Hochzeitsfeier vorbereitet. Es gab lange Reihen mit Tischen und Bänken und in der Mitte einen hölzernen Tanzboden. Nellys Sohn Eimer spielte in seinem besten Bikers-für-Jesus-T-Shirt auf seiner Fiedel, während die Sonne rotglühend unterging, wie auf dem Gemälde, das Kathy gekauft hatte. Die farbigen Lichterketten rund um das Geländer machten sich prächtig.
Und dann geschah es.
Doug Millward hörte es als Erster. Das Blitzlichtgewitter der Fotografen war vorüber. Doug kam gerade hinter Braut und Bräutigam aus dem Korral, als Eleanor sah, wie er stehenblieb und stirnrunzelnd zur Weide hochschaute. Er bat die Gäste um ihn herum, ruhig zu sein, doch dauerte es eine Weile, bis endlich alle still waren und auch Eimer zu fiedeln aufhörte. Da trug der Wind den Laut deutlich zu ihnen herüber: das panische Blöken einer Kuh.
Die Nacht war klar und frisch, und ein fast voller Mond warf ihre Schatten über den Hang, als sie warm angezogen ihre Ausrüstung auf den Pick-up luden. Zwar hatten sie nach dem üppigen Mittagessen mit Dan noch keinen Hunger, machten sich aber trotzdem einige Sandwichs und eine Thermosflasche mit Kaffee für später.
Luke sagte, er wolle, falls nötig, die ganze Nacht unten auf der Rodung bleiben. Es war dreiundzwanzig Tage her, seit das Alpha-Weibchen sich in der Höhle verkrochen hatte, und er war fest davon überzeugt, dass er die Welpen heute zu Gesicht bekommen würde.
Buzz hatte immer noch nicht kapiert, dass er sie zu diesen Nachtwachen nicht begleiten durfte. Helen musste ihn aus dem Pick-up holen und am Halsband zurück in die Hütte schleifen. Sie schloss gerade die Tür ab, als sie zwischen den Bäumen Scheinwerferlicht sah.
Es war eine recht ungewöhnliche Zeit für einen Besuch, und seit man ihren Pick-up verkratzt hatte, war sie Gästen gegenüber misstrauisch. Sie blieb neben Luke stehen. Schweigend warteten sie auf ihren Besucher.
Der Wagen fuhr schnell, die Scheinwerfer tanzten über Schlaglöcher und Furchen aus angetrocknetem Winterschlamm. Sie kannten den Wagen nicht, und erst als er vor ihnen hielt, sah Helen Ruth Michaels am Steuer und Lukes Mutter auf dem Beifahrersitz. Die beiden Frauen stiegen aus. Noch ehe sie ein Wort sagen konnten, wusste Helen, dass etwas passiert war.
»Mom?«, fragte Luke und ging auf sie zu. »Was ist los?«
»Die Wölfe haben ein paar von Doug Millwards Kälbern gerissen. Dein Vater hat sie erschossen.«
»Er hat die Wölfe erschossen?«
»Zwei. Er hat einfach einem von Dougs Rancharbeitern das Gewehr aus den Händen gerissen und sie beide erschossen. Doug hat noch versucht, ihn zurückzuhalten, aber Buck wollte nichts davon wissen. Und jetzt trommelt er eine ganze Truppe zusammen. Sie marschieren gerade zur Höhle, um die restlichen Tiere umzubringen.«
»Sie wissen, wo die Höhle ist?«, fragte Helen.
»Clyde sagte, sie liegt oberhalb der Townsend-Ranch.«
»Sie sind runter zum Last Resort, um die Hardings und ein paar von Clydes Holzfällerkumpeln abzuholen«, sagte Ruth. »Anschließend wollen sie herkommen. Da dürften sie dann ziemlich voll sein.«
Luke schüttelte ungläubig den Kopf. Helen dachte nach.
»Ich ruf Dan an.«
Sie schnappte sich die Taschenlampe, rannte in die Hütte, griff nach dem Handy und wählte Dans Nummer. Dann wartete sie und fluchte, weil es so lange dauerte, bis die Verbindung hergestellt war.
Lukes Mutter und Ruth standen in der Tür; Luke leuchtete mit der Laterne. Eleanors Blicke schweiften durch die Hütte. Es war das erste Mal, dass sie das neue Zuhause ihres Sohnes sah. Dann begriff Helen endlich, dass das Telefon keinen Ton von sich gab.
»Verdammt!« Sie knallte das Handy auf den Tisch.
»Noch nicht aufgeladen?«
»Nein. Verflucht!« Sie dachte einen Augenblick nach.
»Luke, du fährst mit deiner Mom und Ruth zur Rodung und versuchst, die Leute zur Vernunft zu bringen. In der Zwischenzeit werde ich versuchen, die Welpen aus der Höhle zu holen.«
»Die Kerle sind ziemlich geladen, Helen«, meinte Ruth.
»Die hören uns s-s-sowieso nicht zu.«
»Dann blockier den Weg. Tu irgendwas. Halt sie auf und versuch, Zeit zu gewinnen.«
»Sie sind die Einzige, Helen, auf die sie vielleicht hören würden«, sagte Eleanor.
»Dann hol ich die W-W-Welpen.«
»Du hast so etwas noch nie gemacht. Du musst ganz in die Höhle hineinkriechen. Und das kann gefährlich werden, wenn das Muttertier noch drin ist.«
»Ich schaffe das schon.«
»Luke …«
»Helen, ich schaff das, okay?«
Sie zögerte. Vermutlich hatte er recht.
»K-K-Komm schon, los geht’s!«
»Du wirst was brauchen, womit du die Welpen tragen kannst. Deine Taschen, diese Leinentaschen.«
Luke hastete durch die Hütte, zerrte sie unter dem Bett hervor und leerte sie aus.
»Wir müssen irgendwie mit Dan in Kontakt kommen, Ruth. Könnten Sie in die Stadt fahren und ihn anrufen?«
Helen kritzelte seine Privatnummer auf ein Stück Papier und gab es ihr.
»Rufen Sie auch die Polizei an, den Notruf vom Forest Service und wer Ihnen sonst noch einfällt. Sagen Sie allen, dass wir auf der großen Rodung über der Townsend-Ranch sind.«
»Wird gemacht.« Sie lief zu ihrem Wagen.
Luke lud sein Gewehr und nahm die beiden Taschen.
»Das Gewehr wirst du nicht brauchen.«
»Nein, aber du vielleicht.« Er sah nach, ob es gesichert war, dann gab er es ihr.
»Nein.«
»Nimm es.«
Sie tat ihm den Gefallen, nahm die Kettensäge, schloss Buzz in die Hütte ein und folgte Luke und seiner Mutter zu den Autos. Ruth fuhr bereits den Weg hinunter. Helen warf Gewehr und Kettensäge in den Pick-up, griff nach dem Stock mit der Spritze, nahm eine Taschenlampe und brachte sie Luke, der gerade in seinen Jeep stieg.
»Kriech langsam in die Höhle. Und rechne damit, dass sie sich ohne Warnung auf dich stürzt.«
»In Ordnung.«
»Schieb den Stock mit der Spritze vor dir her. Sie wird dich bedrohen, aber letzten Endes dann doch die Flucht ergreifen.«
»Okay.« Er schaltete den Motor und die Scheinwerfer an.
»Soll ich die W-W-Welpen herbringen?«
Helen hatte noch nicht darüber nachgedacht. Doch in der Hütte würde man zuallererst nachsehen.
»Bring sie in Ruths Haus«, sagte Eleanor.
»Gut.«
»Und, Luke!«, sagte Helen.
»Sei vorsichtig.«
Er lächelte, nickte und schlug die Tür zu. Als er den Jeep wendete, stiegen Helen und Eleanor in den Pick-up. Einen Moment lang fürchtete sie schon, der Motor würde nicht anspringen. Doch beim dritten Versuch klappte es, und bald darauf hatte sie Luke eingeholt und folgte den rotglühenden Rücklichtern durch die gewundenen Baumkorridore.
»Danke«, sagte Helen, »dass Sie uns Bescheid gesagt haben.«
Ohne Lukes Jeep aus den Augen zu lassen, streckte Eleanor eine Hand aus und strich ihr sanft über die Schulter.