E-Zellen-»Powertraining«
Das Training für die E-Zelle ist ein Herz-Kreislauf-Trainingsprogramm. Es ist für Menschen jeden Alters geeignet und richtet sich an alle, die wissen oder spüren, dass es höchste Zeit ist, sich (wieder) körperlich zu betätigen.
Merken Sie selbst, dass die letzten Jahre nicht spurlos an Ihnen vorübergegangen sind? Karriere und Familie haben viel Zeit und Energie gekostet. Da blieb nicht mehr viel übrig für Freizeit und sportliche Aktivitäten.
Womöglich zeigen sich nun erste Anzeichen von Faktoren, die die Gefäßalterung beschleunigen: ein Bauchansatz, gering erhöhte Blutdruckwerte oder Veränderungen bei den Blutwerten wie erhöhte Cholesterin- oder Blutzuckerspiegel.
Wie starten?
Natürlich: Nach einer längeren Pause ist es immer schwer, einen Neubeginn zu starten. Wie soll man beginnen, und was ist das passende Training?
Sollte man mit einem Nordic-Walking-Kurs an der Volkshochschule oder in einem Verein starten, sich einen regelmäßigen abendlichen Spaziergang oder eine Fahrradtour am Wochenende verordnen? Frische Luft oder Fitnessstudio? Training an Kraftmaschinen oder lieber doch dreimal pro Woche Joggen für mindestens 30 Minuten?
Sie haben die Qual der Wahl. Doch: Entscheidend ist, ein Training durchzuführen, das den Stoffwechsel aktiviert, die Alterungsfaktoren reduziert, eventuell auch Gewicht umverteilt, nämlich vom Bauchfett in die Muskulatur – mit dem Ziel, die E-Zellen zu aktivieren, die Gefäße wieder geschmeidiger zu machen und so die Nährstoffzufuhr für alle Organe zu optimieren.
Ganz individuell
Um all diese positiven Effekte auf Stoffwechsel und Gefäße zu erreichen, bedarf es eines optimalen Trainings.
Grundsätzlich gilt: Wir alle unterscheiden uns: im Hinblick auf unser kalendarisches Alter, das biologische Alter, unsere körperliche Leistungsfähigkeit, den Grad unserer Gelenksteifigkeit, unsere Fähigkeit zur Koordination und auch in Bezug auf unsere Motivation, Zielstrebigkeit und die äußeren Umstände, in denen wir leben. Deshalb kann kein Trainingsplan pauschal empfohlen werden, sondern jede gute Strategie muss sich an den individuellen Voraussetzungen ausrichten.
Optimales Training
Die Empfehlungen, die uns für Trainingsaufbau und -planung zur Verfügung stehen, sind stark von den Medien beeinflusst. Daran, was in den einschlägigen Magazinen steht, orientieren sich nämlich die meisten.
Regeln für gefäßgesunde
Bewegung
- Der Gesundheitscheck – Bin ich gesund?
- Regelmäßigkeit!
- Langsam starten!
- Intervalltraining!
- Langsam steigern!
- Auch 10 Minuten sind Training!
- Koordination geht überall!
- Krafttraining, aber bitte dynamisch!
- Rahmenprogramm: Warm-up und Cool-down!
- Mit Partner geht’s leichter!
Immerzu werden die Themen »Abnehmen« und »Wie bekomme ich einen Waschbrettbauch?« neu aufgerollt. Die Titelseiten von Fitnessmagazinen oder Frauen- und Männerzeitschriften sind voll davon. Das dort verkaufte Wissen wiederholt sich jährlich, ohne dass die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ausreichend berücksichtigt würden.
Mythen wie »Gewichtsabnahme durch Training bei niedriger Intensität« oder »Trainingseffekte treten erst nach 20 Minuten ein« sind wissenschaftlich nicht haltbar.
Deshalb ist es wichtig, Empfehlungen zu einem Training zu geben, das:
- für jeden machbar ist,
- langfristig umsetzbar ist,
- die Gefäßalterung verlangsamt.
Der Gesundheitscheck – Bin ich gesund?
Speziell für Menschen ab 35 Jahren, die lange keinen Sport mehr getrieben haben, ist ein Gesundheitscheck vor Trainingsbeginn unumgänglich. Eine gründliche Untersuchung – vorgenommen durch Ihren Hausarzt, einen Allgemeinmediziner, einen Herzspezialisten (Kardiologen) oder Sportmediziner – wäre das Beste.
Zum einen sollten die Alterungsfaktoren, die Risikofaktoren des Metabolischen Syndroms, überprüft und festgehalten und die Sporttauglichkeit attestiert werden. Dies geschieht in einer genauen Befragung des Patienten durch den Arzt. Er wird sich dabei nach früheren Erkrankungen erkundigen oder nach solchen, die in der Familie bereits vorkamen.
Außerdem wird er die Einnahme von Medikamenten und den persönlichen Lebensstil sowie akute Beschwerden abfragen.
Dieser Teil der Anamnese wird ergänzt durch eine körperliche Untersuchung, die Messung des Bauchumfangs, die Erfassung von Größe und Gewicht sowie des Blutdrucks. Der Arzt wird Ihnen auch Blut abnehmen, um all die relevanten Werte zu bekommen, die er für die Herz-Kreislauf-Risikofaktoren-Analyse braucht.
Das alles gehört zum »Check-up 35«, dessen Kosten von den Krankenkassen übernommen werden. Dieser Gesundheitscheck beinhaltet eine Standarduntersuchung, die nicht sehr aufwändig ist und nur ca. 30 Minuten dauert. Es ist eine zeitliche Investition, die sich in jedem Fall für Sie lohnt.
Lassen Sie diese Chance nicht aus; einen Check-up sollten Sie regelmäßig durchführen lassen. Wie häufig genau, entscheidet Ihr Arzt.
Prüfung unter Belastung
Ein Belastungs-EKG oder die Ergometrie ist ergänzend zum Check-up, aber ebenfalls routinemäßig durchzuführen.
Mit diesem Test kann der Mediziner erkennen, ob das Herz-Kreislauf-System auch unter höherer Belastung gut funktioniert, der Blutdruck unter Belastung nicht überproportional ansteigt und die Gefäße des Herzens gut durchlässig sind.
Anhand der Pulswerte unter Belastung kann außerdem der optimale Trainingspuls für die sportliche Betätigung festgelegt werden.
Auf dem Fahrradergometer
Sie setzen sich auf ein Fahrradergometer, in kleinen Schritten wird dann die Belastungsintensität kontinuierlich erhöht.
Gleichzeitig wird nach Ihrem subjektiven Belastungsempfinden oder nach Ihren Beschwerden – wie beispielsweise Luftnot oder Brustschmerzen – gefragt. Auch die elektrischen Herzströme, Puls und Blutdruck werden erfasst.
Auf dem Laufband
Diese Untersuchung kann auch erfolgen, während Sie auf einem Laufband gehen oder laufen. So wird es vornehmlich in den USA gemacht – und mehr und mehr auch hier. Denn auf diese Weise sind die Bedingungen beim Gehen und Laufen noch besser zu simulieren.
Diese Variante ist vor allem für ältere Patienten günstig, denn Gehen ist für sie einfacher. Es ist auch weniger kraftaufwändig für die Beine als Radfahren. Auch für Läufer ist die Situation auf dem Band optimal.
Grundsätzlich gilt: Bei demjenigen, der keine Auffälligkeiten zeigt, zum Beispiel aufgrund von Vorerkrankungen oder seiner Familiengeschichte, und der sich noch im jüngeren Alter (bis 45 Jahre) befindet, ist der Check-up alle drei Jahre angesagt. Bei demjenigen, der im fortgeschrittenen Alter (etwa 60 Jahre) ist, ist eine jährliche Überprüfung sinnvoll.
Vorerkrankungen beachten
Auch Menschen mit Übergewicht, Stoffwechselstörungen (wie Diabetes mellitus) oder Herzerkrankungen (wie Herzkranzarterienverengung oder nach Herzinfarkt) können ihren Trainingsmodus finden. Bei ihnen muss der Arzt unbedingt vorher die oben genannten Untersuchungen durchführen.
Nötig ist dies nicht nur, weil der Patient plant, ein sportliches Training zu beginnen, sondern weil es überhaupt wichtig ist, dass er sich regelmäßig einer medizinischen Überprüfung unterzieht, denn es existiert eine hohe Wahrscheinlichkeit für das erstmalige oder erneute Auftreten einer Gefäßproblematik.
Grundsätzlich ist es aber wichtig zu wissen und zu verstehen, dass ein körperliches Training auch für diese Personen äußerst wichtig ist – sowohl medizinisch gesehen als auch was das subjektive Wohlbefinden angeht. Sie werden enorm davon profitieren.
Dieser persönliche Einsatz gehört unabdingbar zur Therapie dazu und ist nach den Therapieempfehlungen für ärztliches Handeln ein entscheidender Teil der Basisbehandlung.
Die Wahrscheinlichkeit, an Altersdiabetes zu erkranken, kann durch tägliches zügiges Spazierengehen um fast 60 Prozent verringert werden. Die Herzinfarktwahrscheinlichkeit sinkt um 50 Prozent, das Schlaganfallrisiko um 30 Prozent, und auch die Gefäßalterung schreitet deutlich langsamer voran oder kann sogar weitgehend zum Stillstand gebracht werden.
Wichtig ist, dass auch die Medikamente, die Sie einnehmen müssen, Ihrem persönlichen Training angepasst werden und umgekehrt – auch die Dosis der Medikamente muss an Ihren Trainingsmodus angeglichen werden.
Bitte bedenken Sie: Bei einigen Blutdruck- und Herzmedikamenten, den sogenannten Betablockern, werden Blutdruck und Pulsfrequenz gesenkt und die Aktivität des Stoffwechsels gedrosselt. Diese Medikamente können müde machen und Sie praktisch in einen leichten Winterschlaf versetzen – das wäre eher ungünstig. Allerdings kommen Herzpatienten häufig nicht um diese Betablocker herum, sie schützen nämlich das Herz. Dann muss das Training angepasst werden.
Die Blutdruckmedikamente müssen also ähnlich wie die Medikation gegen Diabetes in ihrer Dosierung schrittweise an Ihre neuen Bluthochdruck- und Blutzuckerwerte angepasst werden, denn die werden sich durch den Sport natürlicherweise verbessern.
Auch andere Herzmedikamente, falls Sie welche brauchen, sollten Sie zunächst weiter einnehmen. Aber kommt es im Verlauf zu Anpassungen des Körpers an das Trainingsprogramm, besteht durchaus Hoffnung, dass einige Medikamente auch ganz vom Medikamentenplan gestrichen werden können.
Segensreiche Medikamente
Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, einen Schlaganfall hatten oder bei denen eine Verengung der Gefäße an Herz oder Gehirn festgestellt werden konnte, können meistens trotz einer langfristigen radikalen Lebensstilumstellung nicht auf ihre Medikamente verzichten. Das liegt ohne Zweifel an der überaus potenten Wirkung der Inhaltsstoffe, die zusätzlich zu der Wirkung von Ernährungsumstellung und Bewegungstherapie zu sehen ist.
Wenn das bei Ihnen der Fall ist, sollten Sie die Medikamente nicht verteufeln, sondern sie als Segen betrachten. Ohne solche Medikamente wäre die Sterblichkeit nach einem Herzinfarkt weiterhin hoch, vergleichbar mit der hohen Rate in den Siebzigerjahren.
Glücklicherweise stehen wir mittlerweile an einem ganz anderen Punkt, denn die Herzinfarktrate, das konnte aktuell erneut belegt werden, nimmt gering, aber doch messbar seit einigen Jahren kontinuierlich ab.
Erst abnehmen?
Im Gespräch zwischen Arzt und Patient stellt sich immer wieder die Frage, ob zunächst eine Gewichtsreduktion oder ein körperliches Training angestrebt werden sollte.
Viele Menschen möchten lieber ihren Lebensstil umstellen, bevor sie beginnen, Medikamente einzunehmen. Verständlicherweise, die Tabletteneinnahme ist negativ besetzt, niemand nimmt gern regelmäßig etwas ein.
Diese Option – zunächst die Lebensstilumstellung zu planen und dann eventuell Medikamente einzusetzen – ist grundsätzlich möglich, bei starkem Bluthochdruck aber nicht anzuraten. Hier wäre ein solches Verhalten kontraproduktiv.
Der Grund dafür ist, dass ein deutlich erhöhter Blutdruck gerade unter körperlicher Belastung die Gefäße im Gehirn stresst. Das führt dazu, dass gehäuft Kopfschmerzen auftreten, besonders auch am Morgen nach einer körperlichen Belastung.
Solche Patienten fühlen sich nach Trainingsbeginn weniger leistungsfähig und insgesamt schlechter als vorher. Darum brechen sie ihr Training oft vorzeitig ab. Hier kommt der Arzt nicht umhin, diese Patienten medikamentös zu behandeln, bevor sie mit dem Training beginnen. Im Verlauf kann dann die Dosis reduziert werden, sobald es möglich und sinnvoll erscheint. Bei denjenigen, die langfristig dabeibleiben, kann das Medikament oft sogar wieder komplett ausgeschlichen werden.
Diese Strategie ist allerdings hauptsächlich die richtige, wenn stark erhöhte Blutdruckwerte vorliegen. Moderat erhöhte Blutzucker- bzw. Cholesterinwerte, die bisher nicht behandelt wurden – ebenso wie erhöhte Entzündungsmarker –, bedürfen dagegen zunächst keiner medikamentösen Behandlung. Hier kann der Einfluss der Lebensstilumstellung erst einmal über sechs Monate abgewartet werden.
Eine Kontrolle nach drei, sechs und zwölf Monaten ist ohnehin sinnvoll, da die Trainingseffekte auf den Stoffwechsel und Blutdruck dokumentiert werden müssen. Sind sie augenfällig positiv, wird das den Patienten in seinem Tun bestärken.
Denn Verbesserungen beim Ruhepuls und Blutdruck sind bereits nach wenigen Wochen mess- und spürbar, günstige Veränderungen an allen anderen Werten nach spätestens sechs Wochen festzustellen.
Dieser Trainingseffekt ist zu Beginn am stärksten ausgeprägt und hält bei einer verlässlichen Fortführung des Trainings über Monate an.
Regelmäßigkeit!
Regelmäßigkeit ist eine der Grundregeln für den langfristigen Erfolg. Das Training in den ersten Wochen ist kein Training zur Leistungssteigerung, Gewichtsreduktion, Verbesserung der Alterungsfaktoren oder gar Milderung der Gefäßsteifigkeit. Nein, es sollte alleinig der Verhaltensänderung dienen. Denn die muss geübt werden.
Es ist extrem schwierig, Gewohnheiten, die man über viele Jahre liebgewonnen hat, von einem Tag auf den anderen über Bord zu werfen.
Die ersten sechs Wochen
Nimmt man sich beispielsweise vor – und das sollte jeder einmal ausprobieren, bevor er sich dazu entschließt, regelmäßig Sport zu treiben –, seine Zähne von nun an auf einem Bein stehend zu putzen, versteht man schnell, wo das Problem liegt:
Sie werden feststellen müssen, dass Sie Ihren Plan schnell wieder aus dem Sinn verlieren. Oder Sie spüren, dass Sie gar keine, aber auch gar keine Lust dazu haben. Oder es ist schon wieder so spät, weil Sie verschlafen haben … oder, oder, oder.
Erst nach mehrmaligem Sich-selbst-Ermahnen, einem Erinnerungszettel am Badezimmerspiegel und womöglich mehrfacher Erinnerung durch den Partner klappt es mit dem Zähneputzen auf einem Bein.
Hat man dieses Experiment mal sechs Wochen durchgezogen, kann man es sich kaum anders vorstellen, als immer nur auf einem Bein vor dem Waschbecken zu stehen.
Sechs Wochen – diese Zeit braucht es, alte Gewohnheiten abzulegen oder sich neue anzueignen und zu etablieren.
Das Beispiel mit dem Zähneputzen macht aber auch deutlich, dass es selbst dann schwierig wird, wenn man keine zusätzliche Zeit dafür reservieren muss. Wie hart ist es dann erst, wenn Sie Gewohnheiten ändern und dabei noch zusätzlich Zeit opfern müssen?
Deshalb ist es wichtig zu versuchen, sein Training mit möglichst wenig zusätzlichem Zeitaufwand zu beginnen. Diese Zeit müssen Sie dann persönlich priorisieren, in Ihrem Zeitplan reservieren und als festen Termin betrachten.
Halten Sie die Vereinbarung mit sich selbst ein! Nur Regelmäßigkeit schafft den Mehrwert.
So klappt der Start
Ist der Begriff »Sport« für Sie bislang ein Fremdwort gewesen oder liegt die letzte sportliche Betätigung schon viele Jahre zurück, müssen Sie praktisch bei null anfangen.
Ihrem Bewegungsprojekt sollten Sie nicht nur Zeit einräumen, sondern auch große Bedeutung beimessen. Führen Sie Ihr Programm am besten täglich durch.
Die entsprechende Kleidung für die Trainingseinheit sollte immer am selben Ort deponiert sein, damit Sie sie stets griffbereit haben und sie nicht suchen müssen – das wäre nur ein weiterer Grund, das Training aufzuschieben. (Es müssen übrigens nicht die teuersten Sportschuhe oder die ausgefeiltesten Hightech-Textilien sein.)
Der Morgen ist als Trainingszeit optimal. Sie werden sich gut fühlen, weil Sie Ihr Pensum bereits geschafft haben, bevor es mit dem Stress und den Anforderungen des Tages losgeht. Am Abend kommt man gehetzt und hungrig von der Arbeit nach Hause, die Kinder erwarten Zuwendung, es muss noch eingekauft werden, oder das Essen steht schon auf dem Tisch. Alles Momente, die dazu angetan sind, das Training vorerst zu verschieben.
Morgens vor dem Frühstück einmal kurz raus, um den Block laufen oder auf den Ergometer im Keller steigen – so kann man optimal in den Tag starten. Das soll aber nicht heißen, dass es nur morgens sein darf. Es ist allein Ihre Entscheidung. Probieren Sie, was bei Ihnen am besten funktioniert.
Langsam starten!
Für Anfänger und Wiedereinsteiger gilt gleichermaßen: Wenn es darum geht, Gewohnheiten zu verändern, ist es wichtig, die Messlatte für diese Veränderung möglichst niedrig zu hängen, ansonsten scheitert man an seinen eigenen Zielen, und das frustriert.
Wählen Sie für den Anfang Ihre Ziele so, dass Sie sie täglich ohne große Hürden umsetzen können. Da ist die übliche Empfehlung, 30 Minuten zügig spazieren zu gehen, und zwar an mindestens fünf Tagen in der Woche, kaum realisierbar, vor allem nicht als erster Schritt. Schon gar nicht, wenn man vorher nur auf dem Bürostuhl saß und dann mit dem Auto nach Hause fuhr, um rechtzeitig am Tisch und im Fernsehsessel Platz zu nehmen.
Das Gelingen hängt also entscheidend von der Umsetzbarkeit der persönlichen Maßnahmen ab. Ein tägliches Training von zwei bis drei Minuten ist in aller Regel für den Anfang genug.
Denken Sie an das Zähneputz-Experiment. Sie sollten erst einmal schauen, ob Sie eine Umstellung tatsächlich ohne Probleme etablieren können.
Zwei bis drei Minuten Aufwand, mehr sollte es nicht werden. Das könnte beispielsweise der tägliche Gang um den Block sein. Wenn Sie diese Neuerung zwei bis drei Wochen durchhalten, haben Sie schon den ersten Schritt zur Regelmäßigkeit geschafft.
Für besser Trainierte können es für den Anfang auch zehn Minuten zügiges Spazierengehen sein.
Die 1-Minuten-Halle-Regel für Untrainierte
Als grobe Orientierung für einen Trainingseinstieg mit langsamer Steigerung hat sich meine 1-Minuten-Regel bewährt:
Legen Sie beim Trainingsumfang jeweils eine Minute pro Woche drauf.
Nach fünf Wochen wären Sie also bei fünf Minuten am Tag, nach zehn Wochen bei zehn Minuten am Tag.
Bitte seien Sie vorsichtig, und werden Sie nicht zu übermütig. Denn den Trainingsumfang rascher zu steigern, erhöht die Gefahr, dass Sie Ihr Vorhaben vorzeitig abbrechen.
Es ist allerdings möglich, die Zeiten auf drei Tage in der Woche zu verteilen, sodass Sie nach zehn Wochen bei 3 x 23 Minuten pro Woche ankommen (statt 7 x 10 Minuten in der Woche).
Übrigens: Wenn Sie eine Einheit auslassen mussten, holen Sie sie einfach nach, indem Sie die Folgeeinheit verlängern! Beachten Sie aber, dass Sie immer nur eine Trainingseinheit nachholen dürfen, ansonsten wird Ihr Training zu lang, und Sie überfordern sich rasch. Das wäre kontraproduktiv.
Wenn der Anfang geschafft ist, kommt es darauf an, die Steigerung richtig zu dosieren: Erst sollte der Trainingsumfang (die Übungszeit pro Einheit) erhöht werden. Wie das geht, beschreibt meine 1-Minuten-Regel (siehe Kasten).
Später – nach sechs Wochen etwa – kommt die Steigerung der Trainingsintensität hinzu.
Diese Empfehlungen für Ihr persönliches Trainingspensum scheinen dem allgemein bekannten Maß von 3 x 20 Minuten Joggen in der Woche zu widersprechen. Der Eindruck ist richtig, aber nur zum Teil. Denn die hier empfohlene Trainingsform ist eine langsame Heranführung an genau diese Belastungsintensität.
Joggen ist für die meisten Einsteiger und Wiedereinsteiger zu anspruchsvoll, die sportliche Intensität und Herausforderung ist einfach zu hoch. Häufig können sie diese Art von Anstrengung nur wenige Meter durchhalten.
Alternativen bei Übergewicht
Bei starkem Übergewicht spielen möglicherweise auch orthopädische Probleme eine Rolle, besonders die Knie stellen einen limitierenden Faktor dar. Der Fokus der sportlichen Maßnahmen liegt dann auf Walken oder zügigem Gehen.
Dabei kommen auch die Arme zum Einsatz und werden in die Bewegung integriert. Dadurch wird auch der Oberkörper einbezogen und gefordert. Außerdem sollten Sie den gesamten Fuß – von der Ferse über die Zehen – abrollen.
Auch beim Nordic Walking, dem Gehen mit aktivem Stockeinsatz, wird der Oberkörper mit in den Schwung einbezogen. Allerdings: Dieser Bewegungsablauf ist schwieriger auszuführen als der beim Walken ohne Stöcke. Die Herz-Kreislauf-Belastung ist höher, sichtbar an dem höheren Belastungspuls.
Beim Nordic Walking wird auch die Muskulatur des Oberkörpers und des Schultergürtels aktiviert. Die Kniegelenke werden durch das Abstützen über die Stöcke entlastet – beides aus orthopädischer Sicht wichtige Vorzüge, gerade für den Trainingsbeginn.
Personen mit Gelenkproblemen oder zu viel Gewicht können statt zu gehen natürlich auch Rad fahren. Eine wirklich gute Alternative. Denn im Sattel spielt das Körpergewicht keine Rolle, und die Knie werden entlastet. Zudem wird der Bewegungsablauf geführt.
Durch das Training der Oberschenkelmuskulatur wird darüber hinaus die Stabilität im Kniegelenk verbessert. In Kombination mit einem Training mithilfe eines elastischen Bands – wie etwa dem Thera-Band –, werden Kniebeschwerden selbst bei Menschen mit Vorschädigungen nachweisbar weniger.
Radfahren ist allerdings weniger anstrengend als Laufen, sodass bei gleichem Zeitaufwand weniger Kalorien verbrannt werden. Die Zeit einer Trainingseinheit muss daher im Vergleich zum Laufen um ein Drittel verlängert werden.
Intervalltraining – nicht nur für Leistungssportler!
Abwechslungsreicher wird Ihr Sportprogramm, wenn Sie neben Spazierengehen, Walken oder Nordic Walking ein Intervalltraining integrieren. Eigentlich ist das eine Belastungsübung aus dem Leistungssport der Fünfziger- und Sechzigerjahre, doch sie wurde in den letzten Jahren für Untrainierte und Patienten mit bestimmten Bewegungserfordernissen wiederentdeckt.
Gemeint ist damit eine Folge von Trainingseinheiten, bei denen die Belastungsintensität in kurzen Zeitabschnitten regelmäßig verändert wird. Die kurzen, hohen Intensitäten werden nämlich unterbrochen von Erholungsphasen mit niedriger Belastungsintensität.
Intensitätsstufen
Auf den Freizeitsport übertragen, bedeutet das einen Wechsel aus Gehen, Walken, Nordic Walking, Tripp-Trab-Laufen oder Joggen während einer Trainingseinheit.
Stufe 1: Die Belastungsformen mit niedrigster Intensität sind Gehen und Walken. Walken ist dabei allerdings nicht schlicht die englische Übersetzung des Begriffs für Gehen, und beides ist nicht einfach gleichzusetzen. Der Unterschied ist, dass beim Walken (oder Walking) die Arme deutlich vom Körper weggehalten und aktiv mitbewegt werden. Insgesamt ist die Bewegungsintensität höher als beim Gehen.
Stufe 2: Die nächsthöhere und intensivere Belastungsstufe ist das Nordic Walking. Diese Bewegungsform ist nicht einfach ein Gehen-mit-Stöcken, sondern es stellt, wenn es richtig durchgeführt wird, einen recht anspruchsvollen Bewegungsablauf dar. Im Vergleich zum Walken werden hier durch den aktiven Stockeinsatz mehr Energie und damit mehr Kalorien verbraucht, erkennbar am höheren Puls unter Belastung. Nordic Walking ist gerade auch für Personen mit Knieproblemen geeignet, weil die Belastung der Gelenke durch den Stockeinsatz reduziert, der Oberkörper gekräftigt und der Rücken nicht (wie beim Laufen) gestaucht wird.
Stufe 3: Die nächste Stufe an Intensität bietet das sogenannte Tripp-Trab-Laufen. Da Laufen für Untrainierte zu Beginn eines Trainingsprogramms häufig deutlich zu intensiv ist, bietet sich diese Form der Bewegung in Kombination mit dem Walken als schonender Einstieg an. Der Tripp-Trab-Lauf ist die Übergangsstufe zwischen zügigem Gehen und langsamem Joggen. Das Charakteristikum dieser Bewegungsform ist, dass der Tripp-Trab-Lauf langsamer als das Walken verläuft. Die Anstrengung für den Körper ist allerdings deutlich höher, da Ihr Körperschwerpunkt immerzu angehoben werden muss. So ist der Energieverbrauch beim Tripp-Trab-Lauf um etwa 20 Prozent höher als beim Walking, obwohl das Tempo grundsätzlich identisch ist.
Der Tripp-Trab-Lauf
Beim Tripp-Trab-Lauf handelt es sich um einen Gesundheitslauf, und zwar im Tempo: ein Kilometer in rund acht Minuten. Diese Geschwindigkeit ist ideal zur Regulierung und Optimierung von Blutdruck-, Atem- und Stoffwechselfunktion.
So einfacht geht’s: Tripp-Trab-Laufen ist praktisch ein Trippeln in Laufform. Probieren Sie es, Sie werden es schnell heraushaben. Die Hauptbelastung erfolgt über die Fußballen und weniger über die Fersen. Die Kniegelenke werden dabei nicht durchgedrückt.
Der Tripp-Trab-Lauf wird im Wechsel mit dem Walking ausgeführt. Ein entscheidender Vorteil dieser Kombination ist, dass dadurch unterschiedliche Leistungsgruppen miteinander trainieren können. Das heißt, die Ungeübten walken oder machen Nordic Walking,
während die besser Trainierten den Tripp-Trab-Lauf wählen. Beide Arten haben ja ein ähnliches Tempo, sodass man auf einer Höhe bleibt.
Die Technik ist – genauso wie beim Walken oder Nordic Walking – besonders gelenkschonend, da bei Bodenkontakt das Bein nicht wie beim Joggen komplett durchgestreckt wird, sondern etwas angebeugt bleibt. Dadurch lastet Ihr Körpergewicht weniger auf Ihrem Kniegelenk. Speziell für Übergewichtige oder Menschen mit Kniebeschwerden ist das optimal.
Wichtig ist auch zu betonen, dass die Oberschenkelmuskulatur beim Tripp-Trab-Laufen aktiviert und gestärkt wird. Sie können das spüren, indem Sie in der Belastung Ihre Hände auf Ihre Oberschenkel legen. Diese Anspannungen helfen, die Oberschenkelmuskulatur effektiv zu stärken.
Langsam steigern!
Gerade für Anfänger oder Wiedereinsteiger stellt die Pulsfrequenz zu Beginn des Trainings einen wichtigen Faktor bei der Trainingssteuerung dar. Entscheidend für Ihren Erfolg ist, dass Sie mit der richtigen Intensität beziehungsweise mit dem passenden Pulsniveau trainieren.
Am Anfang wird sie eher gering sein, und möglicherweise werden Sie die Intensität eher als unter- denn als überfordernd empfinden. Doch für die ersten Wochen des Trainings gilt es, nicht mit einer zu hohen Herzfrequenz zu trainieren.
Übertriebener Ehrgeiz und unangemessenes Leistungsdenken sind definitiv kontraproduktiv.
Puls-Grundregel
Die Pulsfrequenz bestimmt die Intensität. Sie ist mit einem Drehzahlmesser zu vergleichen, der anzeigt, welcher Wert nicht überschritten werden sollte.
Das oberste Gebot ist, lieber mit niedriger Intensität und längeren Einheiten zu trainieren, als in kürzerer Zeit zu versuchen, durch hohe Intensität das Zeitdefizit aufzuholen.
Dies müssen sich insbesondere Untrainierte und Wiedereinsteiger merken. Ist einmal die Basis für eine ausreichende Ausdauer gelegt, können Sie sich auch an intensivere Bewegungsformen wagen. Einen Zeitraum von mindestens sechs bis zehn Wochen müssen Sie dafür schon einplanen.
Um Überlastungen zu vermeiden und die Effekte zu optimieren, brauchen gerade Untrainierte konkrete Anleitungen zum Trainingsbeginn. Dadurch wird auch objektiviert und verdeutlicht, wie eingeschränkt die Belastbarkeit am Anfang ist. Außerdem werden Veränderungen von Puls, EKG und Blutdruck unter Belastung erfasst und Fehlregulationen ausgeschlossen.
Es ist keinesfalls so, dass Belastungsuntersuchungen nur für Kranke oder Leistungssportler da sind. Letztere können beispielsweise ihren Körper in aller Regel genauso gut wie ihre Belastungsintensität einschätzen, sodass objektivierende Messungen mit aufwändigen Untersuchungsmethoden nur ein- bis zweimal pro Jahr notwendig sind.
Solche Belastungsuntersuchungen sind für Untrainierte mindestens so wichtig, weil nur darüber der optimale Trainingspuls festgehalten werden kann. Und mit dem müssen Sie immer beginnen.
Ihr Trainingspuls im Fokus
In Ergänzung zum Gesundheitscheck beim Hausarzt, der lediglich eine Art Tauglichkeitsbescheinigung für das körperliche Training ausstellt, bietet eine Belastungsuntersuchung auf dem Fahrrad oder auf dem Laufband die Möglichkeit, den Leistungszustand des Stoffwechsels zu bestimmen – vor allem, wenn gleichzeitig zusätzliche Methoden wie eine Gasanalyse der Ein- und Ausatemluft, die Spiroergometrie, oder Bestimmung des Säureanstiegs unter Belastung, die Laktatdiagnostik, durchgeführt werden. Es wird die optimale Intensität ermittelt, bei der der Motor des Körpers, das Herz-Kreislauf-System, am besten funktioniert und der Stoffwechsel und die E-Zellen optimal aktiviert werden.
Bei diesem Test kann neben dem Leistungszustand gleichzeitig der optimale Pulsbereich bestimmt werden, bei dem Ihr sportliches Training stattfinden sollte. Der Test ist ein sogenannter Laktatstufen-Test.
Der Ausgangswiderstand wird jeweils niedrig gewählt und ist für Untrainierte fürs Fahrrad oder Laufband meistens nicht höher als bei 25 Watt bzw. vier Kilometern pro Stunde anzusetzen. Zum Vergleich: Leistungssportler beginnen bei 80 oder sogar bei 100 Watt.
Alle drei Minuten werden sodann die Wattzahl, respektive die Laufband-Geschwindigkeit, erhöht, und das wird so lange fortgesetzt, bis die subjektive Leistungsgrenze erreicht ist. Gleichzeitig werden mittels EKG die Puls- und Blutdruckwerte erfasst. Parallel dazu wird am Ende jeder Belastungsstufe aus dem Ohrläppchen zusätzlich ein Tropfen Blut entnommen und daraus der Laktatspiegel bestimmt.
Laktat (Milchsäure) ist ein Stoffwechselendprodukt, das in Muskeln unter Belastung gebildet wird, sobald sie überlastet werden. Der Zeitpunkt und die jeweilige Stufe, in der das Laktat gebildet wird, lassen somit Rückschlüsse auf den Trainingszustand zu.
Je früher es zum Laktatanstieg kommt, desto weniger trainiert ist die Muskulatur und desto weniger belastbar das Herz-Kreislauf-System.
Ähnliches kann auch mithilfe der Gasanalyse ermittelt werden, denn Laktat ist eine Säure, der sich der Körper dadurch entledigt, dass Kohlendioxid über die Lunge abgeatmet wird. Die Konzentration dieses Gases kann durch Gassensoren in einer Maske, die während der Belastung getragen wird, ermittelt werden. Die Konzentration gibt indirekt Aufschluss über die Grenze zwischen optimaler Belastung und Überlastung. So kann der optimale Trainingspuls festgelegt werden.
Nicht jeder hat allerdings Zugang zu diesen doch sehr aufwändigen und recht teuren Untersuchungen wie Laktattest oder Spiroergometrie. Sie können aber auch auf andere Weise an die Daten kommen, und zwar mithilfe der Karvonen-Formel (siehe Kasten). Sie liefert allerdings etwas ungenauere Ergebnisse als die Laktatmessung.
Auch 10 Minuten sind Training!
Bei vielen besteht die Meinung – und sie hält sich hartnäckig auch im Blätterwald der Fitnessmagazine und selbst auch noch bis in die Universitäten hinein –, dass Trainingszeiten unter 20 oder 30 Minuten zum Training nicht ausreichten.
Das mag für den Leistungssport zutreffen, nicht aber für den Freizeit- und Breitensport. Da ist das Motto: Zehn Minuten sind besser als fünf Minuten, und die sind besser als nichts. Denn bei zehn Minuten sind nachweislich Anpassungen von Herz-Kreislauf, Stoffwechsel und Muskulatur zu messen, gerade auch, wenn die Intensität höher gewählt wird.
Zehn Minuten Radfahren am Morgen auf dem Weg zur Arbeit und zehn Minuten Walking oder Krafttraining am Abend sind allesamt optimale Belastungen – für Untrainierte wie auch für Trainierte –, um die Trainingsanpassungen aufrechtzuerhalten.
Ein Beispiel
Am Beispiel eines Patienten mit Herzerkrankung, der am Wochenende mit seiner Frau eine Dreiviertelstunde Fahrrad fuhr, ansonsten aber als Rentner keine Zeit für sportliche Aktivitäten erübrigen konnte, kann man zeigen, was das heißt.
Dieser Patient kam zur Beratung in meine Ambulanz. Eigentlich war sein Hauptproblem, dass er der Annahme war, dass nur Belastungen jenseits von 30 Minuten sinnvoll für ihn seien. Wir verständigten uns darauf, dass es effektiv wäre, seine 45 Minuten einmal die Woche auf täglich sieben Minuten zu verteilen. Diesen Rat konnte er erfolgreich auf seinem Fahrradergometer bei optimalem Puls – in seinem Fall bei niedriger Belastung von nur sechzig Watt – umsetzen.
Fazit nach drei Monaten: dramatische Verbesserung von Stoffwechsel, Puls und Wohlbefinden.
Die Synthese aus den Empfehlungen heißt also: Regelmäßig trainieren, auch wenn es nur zehn Minuten sind, aber bei optimalem Puls.
Die Karvonen-Formel
Hinter der Karvonen-Formel, benannt nach Professor Martti J. Karvonen aus Finnland, steckt eine einfache Rechenmethode, um den persönlichen Belastungspuls zu ermitteln. In diese Formel fließen die Werte des Ruhepulses und des maximalen Belastungspulses ein.
Der Trainingspuls ergibt sich aus der Differenz zwischen Maximal- und Ruhepuls, der sogenannten Herzfrequenzreserve (HFR).
Der Ruhepuls wird im Liegen ermittelt und der Maximalpuls über die normale maximale Belastungsfähigkeit. Mit einem EKG oder auch der Pulsuhr ist das zu erreichen.
Die Herzfrequenzreserve entspricht dem persönlichen Spielraum der Herzfrequenz zwischen Ruhe und maximaler Belastung.
Ein Beispiel:
Ein untrainierter 40-jähriger Mann hat einen Ruhepuls von 78 und einen maximalen Belastungspuls von 178 pro Minute. Die Herzfrequenzreserve, sprich die Differenz aus beiden Werten, beträgt also 100 Pulsschläge pro Minute.
Nach Karvonen wird der Bereich der Herzfrequenzreserve (HFR) in Belastungsintensitäten von 40 bis 100 Prozent unterteilt. Untrainierte fangen mit 40 Prozent der HFR an, also in diesem konkreten Beispielfall bei 40 Prozent von 100 pro Minute, bei 40 Herzschlägen, die noch zum Ruhepuls von 78 addiert werden müssen. Als Trainingspuls würde dann 118 pro Minute (78 + 40 = 118) vorgegeben werden. Dieser wird dann nach einem Monat auf 50 Prozent der HFR und in den folgenden Wochen auf 60 Prozent gesteigert, bis man auf dem Höhepunkt des Grundlagenausdauertrainings auf dem 70-Prozent-Niveau der HFR trainiert.
Intervallbelastungen liegen höher und gehen bis 90 bis 100 Prozent der HFR.
Gerade für Untrainierte hat sich die Ermittlung der Belastungsintensität als sinnvoll erwiesen und ist genauer und besser als Formeln wie »180 minus Lebensalter«. Hätten wir diese in unserem Beispiel angewendet, hätte es bei dem 40-Jährigen folgendermaßen ausgesehen: Gleich zu Beginn hätte er bei 140 pro Minute gestartet. Ein Grad an Intensität, der bei Untrainierten erst nach etwa sechs Wochen erreicht werden sollte.
Koordination geht überall!
Mit dem Älterwerden, weniger Bewegung im Alltag und Gewichtszunahme nehmen Flexibilität und Koordinationsfähigkeit ab. Rückenbeschwerden sind das führende Symptom bei den Krankschreibungen und eines der klarsten körperlichen Zeichen von Bewegungsmangel.
Gerade Männer sind oft steif und können sich – sofern sie Übergewicht haben – mitunter die Schuhe kaum zubinden. Dabei ist ein Training schon mit ganz wenig Zeitaufwand möglich:
- Direkt nach dem Aufwachen im Bett dehnen und eine kleine Sit-ups-Einheit einlegen (1 Minute).
- Beim Zähneputzen auf einem Bein stehen (kein zusätzlicher Zeitaufwand).
- An der Straßenbahnhaltestelle den Widerstand des Wartehäuschens nutzen und die Beine dagegen drücken, eine gute isometrische Belastung (kein zusätzlicher Zeitaufwand).
- An der roten Ampel im Auto die Bauchdecke anspannen (kein zusätzlicher Zeitaufwand).
Und eines ist sicher evident: Je älter man ist, desto mehr ist man auf diese alltäglichen Übungen angewiesen, um seine Gesundheit stabil zu halten. Je früher es zur Gewohnheit wird, desto besser.
Je älter, desto mehr
Vor allem ältere Menschen, jenseits des 70. Lebensjahrs, profitieren von den erwähnten Übungen.
Gerade Frauen mit Osteoporose – also mit einer Verminderung des Kalkgehalts und der Festigkeit der Knochen – sind gefährdet, sich bei einem kleinen Trauma, wie einem Sturz, den Oberschenkelhals zu brechen. Die Folge: Eine Operation und der Austausch des Hüftgelenks werden notwendig.
Ein Krankenhausaufenthalt kann für den einen oder die andere mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen, die wiederum auch gerade für Übergewichtige und Untrainierte sehr einschneidend sein können.
Das bedeutet:
Je älter Sie sind, desto intensiver sollten Sie trainieren, besonders Ihre Flexibilität und Koordination!
Krafttraining, aber bitte dynamisch!
Jedes Ausdauertraining sollte durch leichtes und dynamisches Krafttraining ergänzt werden. Dynamisch bedeutet, dass die einzelnen Belastungseinheiten mit häufigen Wiederholungen und geringen Gewichten durchgeführt werden.
Hilfreich sind dabei Kraftübungen an Geräten, da hier eine Führung vorgegeben ist. Im Gegensatz dazu ist Krafttraining mit freien Gewichten anfangs eher zu meiden, kann aber später ergänzt werden. Ziel ist es, zuerst einmal die Aktivierung der Muskulatur zu erreichen und nicht beim Kraft- oder Muskelzuwachs anzusetzen.
Als Grundregel sollte eine Übung mindestens zwölf Mal in einer Minute mit leichter subjektiver Belastung wiederholt werden können, das heißt, zwei Sekunden in die eine und zwei Sekunden in die andere Richtung, mit jeweils einer Sekunde Pause. Für Ungeübte sollte diese Belastungsintensität in den ersten zwei Monaten nicht überschritten werden.
Sind die Bewegungsabläufe inklusive Atmung und Abfolge in Fleisch und Blut übergegangen, kann das Gewicht erhöht werden. Dadurch werden Fehlbelastungen, gerade zu Beginn, vermieden.
Isometrische Übungen
Als weitere Option gibt es immer und überall die Möglichkeit, isometrische Übungen durchzuführen. Hierbei wird die Muskulatur angespannt, aber die angrenzenden Gelenke werden nicht bewegt. Beispielübungen sind etwa das Beine-in-der-Luft-Halten unter dem Schreibtisch oder allein schon die gezielte Anspannung der Bauchmuskulatur im Stehen oder Sitzen.
Diese Übungen sind äußerst effektiv, da sie mehrfach pro Tag durchgeführt werden können, ohne dass hierfür bestimmte Trainingsvorbereitungen getroffen werden müssen, also ein ideales Allzeit-Training.
Und noch ein Vorteil: Es können keine Überlastungen auftreten.
Rahmenprogramm: Warm-up und Cool-down!
Vor Beginn des eigentlichen Trainings, vor allem wenn es ein Intervalltraining mit höheren Intensitäten oder ein Krafttraining ist, sollten fünf bis zehn Minuten als Aufwärmphase genutzt werden. Das ist das Warm-up.
Ziel ist es, den Kreislauf auf Touren zu bringen, die Gefäße zur Muskulatur zu erweitern und dafür zu sorgen, dass diese ausreichend durchblutet werden. Hierfür sollte ein Ausdauertraining im unteren Intensitätsbereich bei etwa 40 bis 50 Prozent der Herzfrequenzreserve durchgeführt werden. Geeignet sind zum Beispiel Radfahren, Crosstrainer oder Walken. Daran schließen sich Mobilisationsübungen an. Hiermit sind Übungen gemeint, die die Gelenke in allen drei Dimensionen aktivieren, ohne den Kapselbandapparat der Gelenke zu dehnen. So werden die Gelenke auf die anstehende Belastung vorbereitet, und Verletzungen wird vorgebeugt.
Diese Übungen sind nicht mit Dehnübungen zu verwechseln, bei denen Sehnen und Bänder gedehnt werden.
Dehnübungen sollten erst nach der Trainingseinheit »Cool-down« durchgeführt werden, Sie beziehen Oberkörper, Rumpf, Becken und Beine an Vorder-und Rückseite ein. Hinsichtlich der Intensität der Übungen sollte auch dabei nur bis an die Schmerzgrenze gegangen werden, wippende Bewegungen sollten Sie vermeiden.
Während dieser Phase sind der Stoffwechsel und die Muskulatur nach wie vor aktiviert, und es wird weiterhin Energie verbrannt, welches sich am Nachschwitzen zeigt. Insgesamt kann diese Phase 30 bis 60 Minuten dauern.
In dieser Zeit sollten Übergewichtige auf zuckerhaltige Getränke wie Sportgetränke, Apfelsaftschorle oder Bier verzichten, da dadurch der Insulinspiegel erhöht und die Fettverbrennung gestoppt wird.
Dies ist für diejenigen, die durch sportliche Belastung Gewicht verlieren wollen, wichtig zu berücksichtigen.
Mit Partner geht’s leichter!
Jeder, der einmal seine Lebensgewohnheiten umstellen oder auch nur an einem gesunden Lebensstil festhalten wollte, weiß, wie schwierig es ist, auf Kurs zu bleiben. Vor allem in den ersten sechs Wochen, in denen man besonders gefährdet ist, in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Aber nicht nur dann benötigt man Unterstützung, um dem inneren Schweinehund Paroli zu bieten.
Sehr hilfreich ist da die Verabredung mit Freunden, die morgens vor der Tür stehen und drängeln, doch Sport zu treiben, wenn man vorgibt, keine Zeit zu haben. Oder die feste Zeit der Laufgruppe am Wochenende, die nicht nur Sport-, sondern auch eine Freundestruppe ist. Da besteht ein gesunder Zwang, denn man möchte auch dabei sein, wenn die anderen Spaß haben.
Übrigens: Das sind beides Maßnahmen, die ich auch für mich selbst eingerichtet habe: Jeff, mein Kollege an der TU München, mit dem ich donnerstags um 6.15 Uhr laufe, und meine langjährige Laufgruppe, die ich jeden Sonntagmorgen am Nymphenburger Schloss treffe, sorgen bei mir für Regelmäßigkeit.
Familiensport
Aber nicht nur die Freunde, sondern auch die Familie sollten – wenn möglich – ins Sportprogramm eingebunden werden.
Natürlich ist es zwecklos, sich nach einem langen Arbeitstag noch eine Radtour oder einen fünfundvierzigminütigen Lauf vorzunehmen, wenn Partner (und Kinder) einen erwarten. Viel besser ist es dann, die Zeit mit dem Ehepartner zu nutzen, sich beim Sport zu unterhalten. Der eine macht beispielsweise Nordic Walking, der andere Tripp-Trab-Laufen.
Da haben Paare ohne Kinder natürlich einen gewichtigen Vorteil: Sie können sich den Sport für den Abend als gemeinsame Aktivität reservieren. Aber auch Kinder, die Spaß daran haben, können in das Sportprogramm einbezogen werden. Gemeinsam das Familienleben sportlich genießen, lautet die Devise.
Und wenn einen der Schweinehund übermäßig quält und es selbst gegen einen zügigen Spaziergang um den Häuserblock gute Gründe gibt, so ist das isometrische Training der Bauchmuskulatur – auf dem Sofa liegend bei einem spannenden Krimi oder lustigen Spielfilm – eine völlig akzeptable Lösung.
Entspannung ist ebenso wichtig wie Training. Das kann man sich dann wieder für den nächsten Tag vornehmen – dann sollte es aber klappen.
Und wann legen Sie los?
Gesunde Ernährung und richtige Bewegung sind wichtig, um die Muskulatur und den Stoffwechsel zu aktivieren, das Fettgewebe von seiner Energiedepots zu befreien und die Gefäße zu aktivieren.
Die jeweils zehn Regeln zur Ernährung und Bewegung sind dafür ausgezeichnete Hilfen. Sie bieten kompetente Anleitung, wie eine Lebensstilumstellung erfolgreich gelingen kann.
Gleichzeitig hat dieses Vorhaben aber nur Sinn, wenn auch alle anderen Alterungsfaktoren verbessert oder gar eliminiert werden. Diese Power-Kombination ist es, die die E-Funktion aktiviert und unser Gefäßsystem langsamer altern lässt.