Explorer

 

 

Der Explorer stand auf einem schattigen Straßenstück unter überhängenden Bäumen. Das Auto war direkt hinter einer Senke stehengeblieben, in der sich in der Nacht zuvor offenbar eine große Pfütze befunden hatte. Jetzt war aus der Pfütze ein Schlammloch geworden, nicht zuletzt wegen dem guten Dutzend Tiere, die darin saßen und herumplanschten, soffen und sich an den Rändern wälzten. Es waren diese grünen, kuppelköpfigen Dinosaurier, die sie nun schon ein paar Minuten beobachtete, weil sie nicht so recht wußte, wie sie sich verhalten sollte. Denn sie waren nicht nur am Schlammloch, sondern auch vor und neben dem Auto.

Beim Anblick der Pachycephalosaurier beschlich Sarah ein unbehagliches Gefühl. Sie hatte schon viel Zeit mit wilden Tieren verbracht, aber gewöhnlich waren das Tiere, die sie gut kannte. Aus langer Erfahrung wußte sie, wie nahe sie herangehen konnte und unter welchen Umständen. Wäre das eine Herde Weißschwanz-Gnus, würde sie ohne Zögern direkt hindurchgehen. Wäre es eine Herde amerikanischer Büffel, wäre sie zwar vorsichtig, würde sich ihnen aber trotzdem nähern. Wenn es dagegen eine Herde afrikanischer Büffel wäre, würde sie sich nicht in die Nähe wagen.

Sie drückte sich das Mikrofon an die Wange und sagte: »Wieviel Zeit noch?«

»20 Minuten.«

»Dann mache ich mich wohl besser an die Arbeit«, sagte sie. »Irgendwelche Vorschläge?«

Eine Pause entstand. Aus dem Funkgerät kam nur Knistern.

»Levine sagt, daß niemand etwas über diese Tiere weiß, Sarah.«

»Na toll.«

»Levine sagt, daß bis jetzt noch kein vollständiges Skelett gefunden wurde. Es gibt also nicht einmal Vermutungen über ihr Verhalten, außer daß es wahrscheinlich aggressiv ist.«

»Toll.«

Sie musterte die Umgebung des Autos und die überhängenden Äste. Es war ein schattiges Fleckchen, friedlich und still lag es im frühen Morgenlicht.

Das Funkgerät knisterte. »Levine meint, Sie sollten versuchen, sich ihnen langsam zu nähern, und schauen, ob die Tiere Sie durchlassen.«

Sie sah sich die Tiere an und dachte: Die haben diese gewölbten Köpfe für einen bestimmten Zweck.

»Nein danke«, sagte sie. »Ich probiere was anderes.«

»Was?«

 

Im Laden fragte Levine: »Was hat sie gesagt?«

»Sie hat gesagt, daß sie etwas anderes probieren will.«

»Und was?« fragte Levine. Er ging zum Fenster und sah hinaus. Der Himmel wurde immer heller. Er runzelte die Stirn. Das hat Folgen, dachte er. Etwas, das ihm im Kopf herumschwirrte, das er aber nicht in Gedanken fassen konnte.

Irgend etwas mit dem Tageslicht.

Und Territorium.

Territorium.

Levine sah noch einmal zum Himmel hoch und versuchte darauf zu kommen. Was für Folgen hatte es, wenn der Tag anbrach? Er schüttelte den Kopf und ließ es für den Augenblick sein. »Wie lange braucht sie, um die Schutzschalter wieder umzulegen?«

»Nur ein oder zwei Minuten«, sagte Thorne.

»Dann könnte sie es immer noch schaffen.«

Statisches Rauschen kam aus dem Funkgerät, und dann hörten sie Sarah sagen: »Okay, ich bin über dem Auto.«

»Wo sind Sie?«

»Über dem Auto«, sagte sie. »Auf einem Baum.«

 

Sarah schob sich auf dem Ast nach außen und spürte, wie er sich unter ihrem Gewicht bog. Der Ast schien geschmeidig zu sein. Sie befand sich jetzt etwa drei Meter über dem Auto, und der Ast senkte sich weiter. Nur wenige Tiere hatten zu ihr hochgesehen, aber die Herde schien insgesamt beunruhigt zu sein. Tiere, die im Schlamm gesessen hatten, standen auf und liefen durcheinander. Sarah sah, daß sie nervös mit den Schwänzen wedelten.

Sie rutschte noch weiter nach außen, und der Ast bog sich stärker durch. Er war glitschig vom nächtlichen Regen. Sie versuchte, sich genau über dem Auto in Position zu bringen. Sieht ziemlich gut aus, dachte sie.

Plötzlich rannte eins der Tiere auf den Baum zu, auf dem sie saß, und rammte ihn mit Wucht. Der Aufprall war überraschend heftig. Der Baum schwankte, ihr Ast federte auf und ab, und Sarah hatte Mühe sich festzuhalten.

O Scheiße, dachte sie.

Sie stieg in die Luft, sackte wieder ab und verlor schließlich den Halt. Feuchtes Laub und feuchte Rinde rutschten ihr durch die Hände, und sie fiel. Im letzten Augenblick sah sie, daß sie das Auto verfehlen würde. Und dann schlug sie hart auf der schlammigen Erde auf.

Direkt neben den Tieren.

 

Das Funkgerät knisterte. »Sarah?« fragte Thorne.

Es kam keine Antwort.

»Was tut sie jetzt?« Levine begann nervös auf und ab zu gehen. »Wenn wir nur sehen könnten, was sie tut.«

Kelly, die in einer Ecke des Ladens gedöst hatte, stand auf und rieb sich die Augen. »Warum benutzen Sie nicht die Videoanlage?«

»Was für eine Videoanlage?«

Kelly deutete zu der Registrierkasse. »Das ist ein Computer.«

»Wirklich?«

»Ja. Ich glaube schon.«

 

Kelly setzte sich gähnend vor den Kassenautomaten. Er sah aus wie ein blödes Terminal, was bedeutete, daß man damit wahrscheinlich keinen Zugang zu irgendwas Vernünftigem bekam, aber einen Versuch war es wert. Sie schaltete das Gerät an. Nichts passierte. Sie schaltete noch einmal aus und wieder ein. Nichts.

Gelangweilt streckte sie die Beine aus und stieß dabei unter dem Tisch gegen ein Kabel. Sie bückte sich und sah, daß das Terminal nicht eingesteckt war. Also suchte sie sich die Dose und schob den Stecker hinein.

Der Bildschirm wurde hell, ein einzelnes Wort erschien:

 

EINLOGGEN:

 

Sie wußte, daß sie zum Einloggen ein Kennwort brauchte. Arby hatte ein Kennwort. Sie schaute zu ihm hinüber und sah, daß er immer noch schlief. Aufwecken wollte sie ihn nicht. Sie erinnerte sich, daß er sich das Kennwort auf ein Stück Papier geschrieben und den Fetzen in die Hosentasche gesteckt hatte. Vielleicht ist er ja noch in seinen Sachen, dachte sie. Sie ging zu dem Haufen feuchter, schlammiger Klamotten und durchsuchte die Taschen.

Sie fand seine Brieftasche, die Hausschlüssel und andere Kleinigkeiten. Schließlich fand sie in der Gesäßtasche ein Stück Papier. Es war feucht und schlammverschmiert. Die Tinte war ein wenig zerlaufen, aber sie konnte Arbys Handschrift noch entziffern:

 

VIG/&*849

 

Kelly ging mit dem Papier zum Computer. Sie tippte sorgfältig die Zeichenkombination ein und drückte dann ENTER. Der Bildschirm wurde dunkel, und dann erschien ein neues Bild. Sie war überrascht. Es war anders als das Bild, das sie im Caravan gesehen hatte.

 

 

Sie war im System. Aber der ganze Bildschirm sah anders aus.

Vielleicht ist das gar nicht das Funknetz, dachte sie. Wahrscheinlich hatte sie sich in das eigentliche Laborsystem eingeklinkt. Es gab mehr graphische Symbole, weil das Kassenterminal keine Funkverbindung hatte, sondern fest verdrahtet war. Vielleicht gab es hier sogar ein Glasfasernetz.

Vom Fenster her fragte Levine: »Kelly? Was ist damit? Kommst du weiter?«

»Ich arbeite daran«, antwortete sie.

Sie begann vorsichtig zu tippen. Reihen von Bildsymbolen bauten sich auf dem Bildschirm auf.

 

 

Kelly wußte, daß sie da irgendeine graphische Benutzeroberfläche vor sich hatte, aber die Bedeutung der Symbole war ihr nicht klar, und es gab keine Erläuterungen. Die Leute, die dieses System benutzt hatten, waren vermutlich an dem Programm geschult worden. Aber Kelly konnte nur raten, was das alles bedeutete. Sie wollte in das Videosystem, aber keins der Symbole hatte irgend etwas mit Video zu tun. Sie ließ den Cursor über die Bilder wandern und überlegte, was sie tun sollte.

Schließlich beschloß sie, es aufs Geratewohl zu versuchen. Sie klickte das Rautensymbol links unten an.

»Oh-oh«, rief sie erschrocken.

 

 

Levine sah zu ihr herüber. »Stimmt was nicht?«

»Nein«, sagte sie. »Alles in Ordnung.« Schnell klickte sie die Kopfzeile an und kam so zum ersten Bild zurück. Und nun probierte sie eins der Dreieckssymbole.

Wieder änderte sich das Bild:

 

 

Das ist es, dachte sie. Gleich darauf verschwand dieses Menü, und die eigentlichen Videobilder erschienen auf dem Bildschirm. Auf dem kleinen Monitor dieses Kassenautomaten waren die Bilder winzig, aber jetzt befand sich Kelly auf vertrautem Territorium, und sie bewegte den Cursor schnell über den Bildschirm und manipulierte die Bilder.

»Wonach suchen Sie?« fragte sie.

»Den Explorer«, antwortete Thorne.

Sie klickte ein Bild an, und es füllte den Bildschirm. »Ich hab ihn«, sagte sie.

»Tatsächlich?« fragte Levine. Er klang überrascht.

Kelly sah ihn an und sagte: »Ja, ich hab’s.«

Die beiden Männer sahen ihr über die Schulter. Der Explorer stand auf einem schattigen Straßenstück. Und da waren die Pachycephalosaurier, viele Tiere, die um das Auto herumliefen. Sie stupsten mit ihren Schnauzen die Reifen und die vorderen Kotflügel an. Aber Sarah war nirgendwo zu entdecken.

»Wo ist sie?« fragte Thorne.

 

Sarah lag mit dem Gesicht im Schlamm unter dem Auto. Sie war nach ihrem Sturz daruntergekrochen – einen anderen Zufluchtsort gab es nicht –, und jetzt starrte sie die Beine der Tiere an, die sich um das Auto drängten. »Doc? Hören Sie mich? Doc? Doc!« sagte sie ins Funkgerät. Aber das verdammte Ding funktionierte mal wieder nicht. Die Pachys stampften und schnaubten und versuchten, an sie heranzukommen.

Dann fiel ihr ein, daß Thorne etwas vom Festschrauben des Batteriedeckels gesagt hatte. Sie griff nach hinten, fand den Pack und schraubte den Deckel fest zu.

Sofort knisterte es wieder in ihrem Kopfhörer.

»Doc«, sagte sie.

»Wo sind Sie?« fragte Thorne.

»Ich bin unter dem Auto.«

»Warum? Haben Sie es schon probiert?«

»Was probiert?«

»Es anzulassen. Das Auto anzulassen.«

»Nein«, antwortete sie. »Ich habe noch gar nichts probiert. Ich bin vom Baum gefallen.«

»Na, aber wenn Sie schon da unten sind, können Sie gleich die Sicherungen kontrollieren«, sagte Thorne.

»Die Sicherungen sind unter dem Auto?«

»Ein paar. Sehen Sie bei den Vorderrädern nach.«

Sie schob sich im Schlamm nach vorne. »Okay. Ich bin soweit.«

»Direkt hinter der vorderen Stoßstange ist ein Kasten. Auf der linken Seite.«

»Ich sehe ihn.«

»Können Sie ihn aufmachen?«

»Ich glaube schon.« Sie kroch hin und zog am Riegel. Der Deckel klappte auf. Vor sich sah sie drei schwarze Schalter. »Ich sehe drei Schalter, und sie zeigen alle nach oben.«

»Nach oben?«

»Zur Vorderseite des Autos.«

»Hmm«, sagte Thorne. »Das ergibt keinen Sinn. Können Sie die Beschriftungen lesen?«

»Ja. Da steht ›15 VV‹ und dann ›02 R‹.«

»Okay«, sagte er. »Dann ist mir alles klar.«

»Was?«

»Der Kasten ist verkehrt herum eingebaut. Kippen Sie alle Schalter in die andere Richtung. Sind Sie trocken?«

»Nein, Doc. Ich bin tropfnaß, von dem verdammten Schlamm, in dem ich liege.«

»Na, dann benutzen Sie einen Hemdzipfel oder was ähnliches.«

Sarah schob sich noch ein Stückchen vor, immer weiter auf die Stoßstange zu. Ein paar Pachys vor ihr schnaubten und stießen gegen die Stoßstange. Sie bückten sich und verdrehten die Köpfe, um an Sarah heranzukommen. »Sie haben einen sehr schlechten Atem«, sagte Sarah.

»Wie bitte?«

»Unwichtig.« Sie legte die Schalter um. Über sich im Motorraum hörte sie ein Summen. »Okay. Ich hab’s geschafft. Das Auto macht ein Geräusch.«

»Sehr gut«, sagte Thorne.

»Und was mache ich jetzt?«

»Gar nichts. Abwarten.«

Sie streckte sich im Schlamm aus und betrachtete die Füße der Pachys. Sie trampelten um das Auto herum.

»Wieviel Zeit noch?«

»Ungefähr zehn Minuten.«

»Aber ich stecke hier fest, Doc.«

»Ich weiß.«

Sie sah sich die Tiere an. Sie waren auf allen Seiten des Autos. Und sie schienen eher noch aktiver und aufgeregter zu werden, stampften und schnaubten ungeduldig. Warum diese Aufregung? fragte Sarah sich. Und plötzlich stürmten sie davon, liefen am Auto vorbei und die Straße hoch. Sarah machte ein paar Verrenkungen, um ihnen nachzusehen.

Kurz darauf war alles still.

»Doc?« fragte sie.

»Ja?«

»Warum sind sie davongelaufen?«

»Bleiben Sie unter dem Auto«, sagte Thorne.

»Doc?«

»Nicht reden.« Die Verbindung brach ab.

Sie wartete, weil sie nicht wußte, was los war. Sie hatte die Anspannung in Thornes Stimme gehört, kannte aber den Grund dafür nicht. Jetzt hörte sie jedoch ein leises Tapsen, und als sie den Kopf drehte, sah sie zwei Füße vor der Fahrertür stehen.

Zwei Füße in schlammigen Stiefeln.

Männerstiefel.

Sarah runzelte die Stirn. Sie erkannte die Stiefel. Sie erkannte auch die Khaki-Hosen, auch wenn sie jetzt schlammverkrustet waren.

Es war Dodgson.

 

Die Männerstiefel drehten sich der Tür zu. Sie hörte das Türschloß klicken.

Dodgson stieg ins Auto ein.

Sarah reagierte instinktiv. Sie drehte sich zur Seite, streckte die Arme aus, packte beide Knöchel und zog fest daran. Mit einem überraschten Aufschrei fiel Dodgson um und landete auf dem Rücken im Schlamm. Er warf sich herum. Sein Gesicht war dunkel vor Wut.

»Was, Sie?« rief er. »Ich habe gedacht, ich hätte Sie schon auf dem Boot erledigt.«

Mit zornrotem Gesicht kroch Sarah unter dem Auto hervor. Dodgson hatte sich auf die Knie hochgerappelt, als sie zur Hälfte draußen war, doch plötzlich begann die Erde zu beben. Sarah sah, daß Dodgson sich umschaute und sich dann sofort flach auf den Boden legte. Sie kroch hastig wieder unter das Auto zurück.

Sie drehte sich im Schlamm und schaute vorne unter dem Auto hervor. Und da sah sie den Tyrannosaurier, der auf der Straße auf sie zukam. Die Erde bebte unter jedem seiner Schritte. Jetzt kroch auch Dodgson unter das Auto und drückte sich an sie, aber sie ignorierte ihn. Sie sah die großen Pranken mit den gespreizten Klauen neben dem Auto stehenbleiben. Jeder Fuß war etwa einen Meter lang. Sie hörte den Tyrannosaurier knurren.

Sarah sah Dodgson an. Er hatte die Augen vor Angst weit aufgerissen. Der Tyrannosaurier stand neben dem Auto. Die großen Füße bewegten sich. Sie hörte das Tier irgendwo über sich schnuppern. Dann knurrte es noch einmal und senkte den Kopf. Der Unterkiefer berührte die Erde. Die Augen konnte Sarah nicht sehen, nur den Unterkiefer. Der Tyrannosaurier schnupperte noch einmal, lange und langsam.

Er konnte sie riechen.

Dodgson neben ihr zitterte unkontrolliert. Sarah war dagegen merkwürdig ruhig. Sie wußte, was sie tun mußte. Schnell drehte sie sich, bis sie sich mit Kopf und Schultern am Hinterrad abstützen konnte. Dodgson drehte sich zu ihr um, als sie begann, gegen seine Unterschenkel zu treten. Sie unter dem Auto hervorzuschieben.

Dodgson wehrte sich entsetzt und versuchte, dagegenzudrücken, aber sie war in einer viel besseren Position. Zentimeter um Zentimeter rutschten seine Stiefel ins kalte Morgenlicht. Dann seine Waden. Ächzend schob sie weiter, konzentrierte ihre ganze Kraft darauf. Mit schriller Stimme rief Dodgson: »Verdammt, was soll denn das?«

Sie hörte den Tyrannosaurier knurren. Die großen Füße bewegten sich.

»Aufhören!« rief Dodgson. »Sind Sie verrückt? Aufhören!«

Aber Sarah hörte nicht auf. Sie stemmte einen Stiefel gegen seine Schulter und stieß zu. Zuerst wehrte Dodgson sich noch, doch plötzlich rutschte sein Körper von ihr weg, und sie sah, daß der Tyrannosaurier seine Beine im Maul hatte und ihn unter dem Auto hervorzog.

Dodgson packte ihren Stiefel, versuchte sich festzuklammern, versuchte, sie mit hinauszuziehen. Sie stieß ihm den anderen Stiefel ins Gesicht. Er ließ los. Und wurde hinausgezogen.

Sie sah sein entsetztes, aschfahles Gesicht, den weit aufgerissenen Mund. Kein Ton kam heraus. Seine Finger gruben sich in den Schlamm und hinterließen tiefe Furchen, während er weggezogen wurde. Dann lag er bäuchlings auf der Erde vor dem Explorer. Alles war merkwürdig still. Dodgson drehte sich um und starrte nach oben. Der Schatten des Tyrannosauriers fiel über ihn. Sie sah, wie der große Kopf sich senkte, sah das weit aufgerissene Maul. Und dann hörte sie Dodgson schreien, als die Kiefer sich um seinen Körper schlossen und er in die Höhe gehoben wurde.

 

Dodgson spürte, wie er in die Luft stieg, sieben Meter hoch, und er konnte nicht aufhören zu schreien. Er wußte, daß das Tier jeden Augenblick zubeißen und er sterben konnte. Aber es biß nicht zu. Dodgson hatte stechende Schmerzen in der Seite, aber das Tier biß nicht zu. Noch immer schreiend, spürte Dodgson, wie er in den Dschungel getragen wurde. Äste peitschten ihm übers Gesicht. Der heiße, stinkende Atem des Tiers umwehte ihn. Speichel tropfte auf seinen Rumpf. Er glaubte, vor Entsetzen ohnmächtig zu werden.

 

Im Laden verfolgten sie auf dem winzigen Bildschirm, wie der Tyrannosaurier Dodgson im Maul davontrug. Über Funk hörten sie seine blechernen Schreie.

»Sehen Sie?« sagte Malcolm. »Es gibt einen Gott.«

Levine runzelte die Stirn. »Der Rex hat ihn nicht getötet.« Er deutete auf den Bildschirm. »Da, seine Arme und Beine bewegen sich noch. Warum hat er ihn nicht getötet?«

 

Sarah wartete, bis die Schreie verklungen waren. Dann kroch sie unter dem Auto hervor und streckte sich im Morgenlicht. Sie öffnete die Tür und stieg ein. Der Schlüssel steckte, und sie faßte ihn mit schlammigen Fingern. Sie drehte ihn.

Ein Tuckern war zu hören, und dann ein leises Jaulen. Alle Kontrollämpchen am Armaturenbrett sprangen an. Dann Stille. Lief das Auto? Sie drehte am Lenkrad, und es ließ sich leicht bewegen. Die Servolenkung funktionierte also.

»Doc?«

»Ja, Sarah.«

»Das Auto läuft. Ich komme zurück.«

»Okay«, sagte er. »Beeilen Sie sich.«

Sie legte den Gang ein und spürte, wie er einrastete. Das Auto war ungewöhnlich leise, fast geräuschlos. Und deshalb konnte sie auch das schwache Knattern eines entfernten Hubschraubers hören.

 

 

 

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