Wäre Caesar noch einen oder zwei Tage länger geblieben, er hätte von diesem Gespräch vielleicht über Rhiannon erfahren. Doch auf einmal wollte er nichts dringlicher als Gallia Comata verlassen. Bereits am folgenden Tag brach er im Morgengrauen ins italische Gallien auf, begleitet von der glücklosen Fünfzehnten Legion und von Rhiannon auf ihrem langbeinigen italischen Zelter. Rhiannon hatte Vercingetorix diesmal nicht gesprochen, und sie verstand auch nicht, warum Caesar so kurz angebunden war. War da eine andere Frau? Bei ihm immer! Allerdings waren diese anderen Frauen nie wichtig, und keine hatte ihm einen Sohn geboren. Sein Sohn saß in diesem Augenblick zusammen mit seiner Amme in einem Wagen und umklammerte mit seinen Armen das große Trojanische Pferd. Menelaus, Odysseus, Achilles oder Ajax waren ihm egal, aber das Trojanische Pferd war das wunderbarste Tier der Welt, und es gehörte ihm.
Sie waren noch keinen Tag unterwegs, als Caesar ihnen bereits weit vorausgeeilt war. Wie der Wind flog er in seinem von vier Maultieren gezogenen Wagen dahin und diktierte einem Sekretär mit grünlichem Gesicht eine Nachricht an den Senat und einem anderen einen Brief an den großen Bruder Cicero, ohne ein einziges Mal durcheinanderzukommen. In beiden Briefen berichtete er in einer beträchtlich modifizierten Version von Quintus Cicero und den Sugambrern. Die Narren im Senat glaubten, daß er die Wahrheit verfälschte, aber bei der offiziellen Version von Quintus Cicero und den Sugambrern würden sie das nicht argwöhnen.
Er diktierte ununterbrochen und wartete geduldig, wenn ein Sekretär über den Wagenrand lehnte, um sich zu übergeben. Alles war ihm recht, um die Szene im Saal von Durocortorum zu verdrängen, um Acco zu vergessen und seine letzten Worte, die ihn an Dumnorix erinnert hatten. Er hatte Acco nicht opfern wollen, aber wie sollten die Kelten die Gepflogenheiten zivilisierter Menschen sonst lernen? Reden bewirkten nichts, gute Beispiele auch nichts.
Wie kann ich die Kelten zwingen, das zu lernen, was ich den Belgen erst durch blutige Kämpfe beibringen konnte? Denn ich muß meine Aufgabe tun und darf die Jahre nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ich kann nicht nach Rom zurückkehren, ohne meine dignitas durch den Glanz eines vollkommenen Sieges vergrößert zu haben. Ich bin jetzt berühmter als Pompeius Magnus auf dem Gipfel seines Ruhmes, und ganz Rom liegt mir zu Füßen. Ich werde tun, was ich tun muß, egal wieviel es kostet. Doch ach, die Erinnerung an vergangene Bluttaten ist im Alter kein Trost!