5. Tipps & Tricks!

 

Gleich zu Anfang: Tipps und Tricks, das sind keine Modifikationen (die werden im 11. Kapitel noch behandelt). An dieser Stelle geht es erst einmal darum, seinen Kindle noch effektiver nutzen zu können. Teilweise geht es dabei nur um nicht ganz offensichtliche Funktionen oder die etwas außergewöhnliche Anwendung von bekannten Funktionen, teilweise ist auch etwas Eigenarbeit notwendig, die dann aber mit ganz besonderen Ergebnissen belohnt wird.

Beginnen wir mit der Überlegung, dass der Kindle alles wie ein Buch behandelt. Bücher selbst natürlich. Aber auch zum Beispiel seinen Home-Screen (die Startseite) oder Menüoptionen. Das erkennst du daran, dass du überall blättern kannst, ganz wie in einem Buch. Stell dir also deine Startseite als ein Buch vor. Du liest darin, welche Bücher und Sammlungen du hast. Wenn du dann auf ein Buch klickst, dann ist das ein Link zu einem anderen Buch. Und wenn du so etwas machst, wie eine Sammlung anlegen, dann ist das ein Link zu einer Funktion.

Dieses Prinzip kannst du dir zunutze machen, indem du selbst Bücher anlegst. Wie und wozu? Beginnen wir mit dem Wozu. Stell dir vor, du nutzt des Öfteren den Browser deines Kindle. Selbst beim der Bildschirmtastatur eines Kindle Touch sind Eingaben von URLs nicht gerade vergnüglich.

Stell dir aber mal vor, du hättest ein Buch voll von Links zu den Seiten, die du regelmäßig aufrufst. Vielleicht eine Seite mit aktuellen Nachrichten, dann ein paar interessante Blogs, dein Twitter-Account und so weiter. Wäre das nicht praktisch? Genau so ein „Buch“ könntest du dir anlegen. Vielleicht hat es nur eine Seite. Vielleicht auch zwei oder drei. Auf jeden Fall hat es genau den Inhalt, den du brauchst. Davon wird der Browser zwar auch nicht besser, aber der Umgang damit wird erleichtert. Und vielleicht bessert Amazon die Funktion ja auch noch irgendwann etwas auf.

Ein anderes Beispiel wären Fotos. Seien wir ehrlich, es ist schon recht umständlich, seine Fotos auf den Kindle zu bekommen. Beim Kindle Touch und Kindle Keyboard war die Sache noch erträglich, beim Kindle Touch ist es eine Katastrophe. Wenn der Umgang mit Fotos bei einem neuen Gerät aufwendiger ist als bei den vorangegangenen Modellen, kann man wohl vermuten, dass Amazon das Projekt „Bildbetrachter“ wohl eher nicht vorantreiben wird. Vielleicht meint man, der Kindle wäre dafür nicht gut genug geeignet und will sich den guten Eindruck des Lesegeräts nicht durch die schlechte Bildbetrachtungsfunktion verwässern. Vielleicht will man die Kindle eBook-Reader aber auch stärker vom Medienbetrachter Kindle Fire abgrenzen. Wer weiß das schon. Aber egal, was nun der Grund auch sein mag, wer weiterhin Fotos auf seinem Kindle anschauen möchte, sollte sich etwas einfallen lassen. Wie wäre es also mit deinem persönlichen Kindle-Fotobuch?

Statt deine Bilder umständlich einzeln als eMail-Anhang an deinen Kindle zu schicken, fasst du sie einfach zu einem Buch zusammen. Wenn du den Bildern Überschriften gibst, kannst du sogar die Suchfunktion des Kindle benutzen, um schnell das gewünschte Foto zu finden. Oder du legst dir mehrere Bücher an, jeweils mit Fotos zu unterschiedlichen Themen – dann blättert nicht jeder, dem du Bilder zeigen willst, gleich in allen (!) Bildern. Und natürlich sind deine persönlichen Fotobücher nichts Statisches. Du kannst sie jederzeit überarbeiten oder eben auch neue hinzufügen.

Gibt es noch weitere Anwendungsmöglichkeiten? Haufenweise. Ich will es aber bei einem weiteren Beispiel bewenden lassen: Früher habe ich sehr viele Seminare gehalten. Heute fehlt mir leider die Zeit, denn man kann nun mal nicht alles machen. Aber hätte ich damals schon einen Kindle gehabt…

Natürlich sollte man den Inhalt seines Seminars im Kopf haben. Alles andere wäre unprofessionell. Dennoch ist es ein gutes Gefühl, wenn man alles auch nochmal schwarz auf weiß vor sich hat – nur so zur Sicherheit. Heute würde ich mir dafür keine Zettel mehr hinlegen und auch kein Note- oder Netbook, sondern den Kindle. Den Inhalt des Seminars hätte ich mir – nach ungefähren „Durchlaufzeiten“ gegliedert – als persönliches Buch angelegt. Zu wichtigen Fachbegriffen könnte man sich dort Links anlegen, sodass man schnell zur entsprechenden Definition oder einem weiterführenden Kontext springen könnte… und wieder zurück. Und all das ganz ohne Zettelwirtschaft.

Ich bin sicher, dir fallen noch weitere Anwendungsmöglichkeiten ein. Die Möglichkeit, eigene Bücher anzulegen, bringt doch die Fantasie erst richtig in Schwung. Da bleibt nur eine letzte kleine Hürde: So ein Buch für den Kindle anzulegen, das erfordert große Fachkenntnis und ungemein viel Aufwand.

Tut es das? Nein, reingelegt! Zumindest wenn du nur Bücher für deinen persönlichen Bedarf erzeugen willst, ist das ganz einfach. Hierzu zwei kurze Anmerkungen:

Zum einen: Es würde leider den Rahmen dieses Buches sprengen, hier eine vollständige Anleitung für die Erstellung von professionellen Kindle-Büchern mit aufzunehmen. Diese könnte durchaus eigene Bücher füllen (und tut das auch). Die folgende Anleitung reicht für Privat-Anwender völlig aus, für ein Buch, das du im Kindle-Store veröffentlichen möchtest, müsste man noch etwas mehr tun. Falls du so etwas vorhast… leider kenne ich kein deutschsprachiges eBook, das ich dir zu dieser Thematik empfehlen könnte. Aber ich kenne ein paar englische. Solltest du daran Interesse haben, schreib mir bitte eine eMail, dann erhältst du gern eine Empfehlung.

Zum anderen: Die folgende Anleitung funktioniert mit dem Programm Microsoft Word Starter 2010. Diese Auswahl könnte man durchaus diskutieren. Wer professionelle Ergebnisse will, wird sicher andere Programme auswählen und kaum um den MobiPocketCreator (oder ggf. auch Calibre) herumkommen. Ich habe mich dennoch für MS Word Starter 2010 entschieden, und zwar aus folgenden Gründen:

1. Es ist kostenlos.

2. Es benötigt – zumindest für die Basisfunktionen – so gut wie keine Einarbeitungszeit.

3. Die Ergebnisse reichen für den hier beschriebenen Zweck völlig aus.

4. MS Word hat sich inzwischen zu einem großartigen Programm gemausert. Man sollte es nicht nur deswegen verurteilen, weil es kommerziell ist. Ich selbst habe die letzten rund acht Jahre mit OpenOffice gearbeitet, dann mal wieder MS Word ausprobiert… und ich bin begeistert – und das, obwohl die Version für die professionelle Verwendung vergleichsweise sehr teuer ist.

Wenn du andere Programme bevorzugst, zum Beispiel eben Open Office, kannst du die folgende Anleitung trotzdem verwenden, das Vorgehen ist in jedem Fall ähnlich. Nach Möglichkeit solltest du das Ergebnis dann am Ende in ein .DOC-Format exportieren (das ist das Dateiformat, das von MS Word erzeugt wird, und damit kommt Amazon sehr gut zurecht).

Wenn du MS Word in einer kostenpflichtigen Version hast, ist dort sogar eine Funktion zum Erstellen eines Inhaltsverzeichnisses integriert, die solltest du nutzen. Und ja: Wenn du professionelle Ergebnisse haben willst, solltest du dich mit dem kostenlosen Programm MobiPocketCreator auseinandersetzen. Dies macht etwas Mühe und kostet auch eine gewisse Einarbeitungszeit, dafür erhältst du aber auch bessere Ergebnisse. Jetzt aber zur versprochenen Anleitung.

 

1. Lege dein Buch in Word an. Das bedeutet eigentlich nur, dass du ein Dokument öffnest und die gewünschten Inhalte einfügst, zum Beispiel Links oder Fotos. Wenn es sich um Fotos handelt, solltest du dich zumindest so ungefähr an die Darstellungsgröße des Kindle halten. Optimal sind 72 DPI und eine Breite zwischen 500x750 und 800x1200 Pixeln. Gerade eben (Mitte April 2012) hat Amazon die Möglichkeit geschaffen, auch Bilder mit höherer Auflösung zu verwenden. Der Nutzen ist allerdings fraglich, die Qualität der Ansicht steigt dadurch nur minimal, der Speicherbedarf sowie die dem Kindle Prozessor abgenötigte Rechenleistung aber ganz erheblich.

Wenn du üblicherweise hochkant liest, erhältst du natürlich die besten Ergebnisse, wenn deine Fotos ebenfalls im Hochformat vorliegen. Außerdem solltest du die Fotos (oder Grafiken) vorher in eine Darstellung mit maximal 16 Graustufen umwandeln, um nicht unnötig Speicherplatz zu verschwenden. Und noch ein ganz wichtiger Punkt: Zieh die Fotos nicht einfach per Drag & Drop auf die gewünschte Seite, sondern benutze die Einfügen-Funktion (Beweg den Cursor auf die Stelle, an der das Bild erscheinen soll, klicke auf den Reiter „Einfügen“, dann auf „Grafik“, und dann wähle das Bild aus).

2. Wenn es sich bei deinen Inhalten um Links handelt, dann hast du die Wahl, ob du den Link ausschreiben willst (etwas im Stile von: http://www.BorisMaggioni.de) oder ob du einfach einen Begriff angibst und den dann mit einem Hyperlink versiehst: Boris‘ Blog! Im letzteren Fall schreibst du einfach den Namen, markierst ihn dann, klickst mit der rechten Maustaste drauf und wählst im Kontextmenü „Hyperlink…“ aus. Dann öffnet sich ein Fenster, wo du im Feld „Adresse“ die korrekte Internetadresse einträgst (bitte mit „http://“) und das Ganze anschließend mit „OK“ bestätigst.

3. Was dein Word-Dokument betrifft, solltest du einige Regeln beachten: Scheib in einer Standardschrift, am besten Arial oder Calibri. Der Kindle kann sowieso nur seine eigenen Schriften darstellen, wenn du exotische Schriftarten verwendest, bringt das also keinen Vorteil, birgt aber die Gefahr, dass die Ergebnisse anders sind als gewünscht. Du kannst die Schrift normal, fett, kursiv, unterstrichen oder auch durchgestrichen gestalten. Von anderen Textmerkmalen solltest du aber Abstand nehmen. Ebenfalls nicht verwenden solltest du Aufzählungszeichen oder formatierte Nummerierungen; wenn Word diese von sich aus einfügt, drücke einfach STRG+Z, um das rückgängig zu machen.

4. Die Formatvorlagen „Standard“, „Überschrift“ und „Titel“ haben durchaus ihren Sinn. Du solltest also Text immer als „Standard“ formatieren und erst danach gegebenenfalls Attribute wie „fett“ oder „unterstrichen“ hinzufügen. Und Überschriften solltest du auch wirklich als „Überschrift“ formatieren, nicht etwa auch als „fett + unterstrichen“ (oder so ähnlich). Daran solltest du dich auch dann halten, wenn dir die Überschriften von Word optisch nicht gefallen. Und von allen weiteren Formatierungen, wie geänderten Einzügen, Zeilenabständen und so weiter, solltest du bitte unbedingt die Finger lassen.

5. Wenn man eine neue Seite anfangen will, dann fügt man einen Seitenwechsel ein (STRG+RETURN). Keinesfalls solltest du mit Leerzeichen oder farblosen Punkten (ja, alles schon gesehen) den Abstand bis zur nächsten Seite füllen. Wenn du ein Fotobuch anlegst, dann füge nach jedem einzelnen Foto so einen Seitenwechsel ein. Mit auf die Seite des Bildes gehört allenfalls noch der Titel oder ein kurzer Begleittext (für die Suchfunktion). Übrigens brauchst du dir kein Bein auszureißen, um das Bild hübsch vom Text umfließen zu lassen, derzeit bietet das Betriebssystem der Kindle eBook-Reader diese Möglichkeit noch nicht an. Sobald es ein Update auf das neue KF8 (Kindle Format 8) gibt, wird sich das allerdings ändern.

6. Wenn du die kostenlose Variante von Word verwendest (Starter), dann hast du keine Funktion, um automatisch ein Inhaltsverzeichnis mit Sprungmarken anzulegen. Das ist für dein Vorhaben vermutlich auch gar nicht notwendig. Sollte dein Buch aber doch recht umfangreich werden, kannst du dir mit einem kleinen Trick behelfen: Erstelle zuerst am Anfang deines Buches ein Inhaltsverzeichnis (ohne Seitenzahlen). Markiere dann den ersten Eintrag – Rechtsklick – Hyperlink… – dann wählst du ganz links „Aktuelles Dokument“ – und dann in der Liste der Überschriften den passenden Eintrag. Mit „OK“ bestätigen und fertig! Du kannst nun vom Inhaltsverzeichnis direkt zu den entsprechenden Kapiteln springen. Wenn du das möchtest, ist sogar noch mehr möglich: Kopiere das fertig verlinkte Inhaltsverzeichnis an das Ende jedes Kapitels. Dann kannst du auch von dort an jede andere Stelle im Buch springen.

7. Sobald alles zu deiner Zufriedenheit und im Einklang mit der vorangegangenen Beschreibung ist, speicherst du das Ergebnis ab. Und dann gehst du auf „Speichern unter“ (im Reiter „Datei“) und speicherst es erneut ab, diesmal entscheidest du dich in dem Auswahlfeld ganz unten aber für „Word-97-2003-Dokument“. Der Grund ist, dass du deine Datei somit im DOC-Format speicherst, während Word 2010 ansonsten das DocX-Format verwendet. Zwar gibt Amazon bei seinen Spezifikationen inzwischen an, auch das Doc-X-Format zu verarbeiten, dennoch würde ich sicherheitshalber noch mindestens bis 2013 bei DOC bleiben – du hast schließlich keinerlei Nachteile dadurch.

8. Es ist nicht notwendig, aber empfehlenswert, jetzt noch die DOC-Datei in einen ZIP-Ordner umzuwandeln (Rechtsklick auf die Datei – Senden an… – ZIP-komprimierter Ordner). Zwar funktionieren die nächsten Schritte meist auch so, durch den ZIP-Ordner ist aber ganz sicher gewährleistet, dass keine Formatierungen und Links verloren gehen.

 

An dieser Stelle ist deine Arbeit weitestgehend erledigt. Zeit, dich über ein weiteres cooles Feature deines Kindle zu informieren… jedenfalls wenn du es nicht längst kennst. Dein Kindle verfügt nämlich über eine eigene eMail-Adresse. Öffne einmal das Kontextmenü, wähle „Einstellungen“, dann „Geräteoptionen“, dort wiederum „Persönliche Einstellungen“, dann findest du (ganz klein) im untersten Punkt unter der Überschrift „E-Mail-Adresse Ihres Kindle“ die gewünschte eMail-Adresse. Meist handelt es sich um etwas wie DeinAmazonAccountName@kindle.com. Wenn du mehrere Kindles hast, könnte dort auch etwas stehen wie DeinAmazonAccountName_42@kindle.com.

Freu dich nicht zu früh. Dein Kindle ist leider (noch) keine eMail-Maschine, aber vielleicht kommt dieses Feature ja noch in einer späteren Version des Betriebssystems. Derzeit kannst du jedenfalls mit deinem Kindle keine eMails verschicken und auch keine empfangen. Wozu ist diese eMail dann da? Du kannst damit Dokumente auf deinen Kindle schicken. Zum Beispiel Bilder. Oder dein gerade erstelltes Buch.

Amazon gibt an, die folgenden Formate für den Kindle verwertbar zu machen, wenn sie per eMail-Anhang an den Kindle geschickt werden (und es funktioniert wirklich nur als Anhang): DOC, DocX, RFT, HTM, HTML, TXT, ZIP, X-ZIP, MOBI, JPEG, JPG, GIF, BMP und PNG. Wenn du bei der eMail in die Betreff-Zeile „convert“ schreibst, kannst du auch PDF-Dokumente an den Kindle schicken, aber sei nicht enttäuscht vom Ergebnis – für die meisten PDFs ist der Bildschirm einfach zu klein, als dass eine zufriedenstellende Darstellung erreicht würde.

Du kannst jetzt gleich eine Datei an deinen Kindle schicken… wenn du das von der eMail-Adresse aus tust, die du auch für deinen Amazon-Account verwendest. Möchtest du eine andere eMail-Adresse benutzen, dann musst du diese erst auf der Webseite von Amazon freischalten. Das macht auch Sinn, denn sonst könnte dir nämlich jeder dahergelaufene Spammer seinen Krams auf den Kindle schicken – und wer will das schon.

Gehe also auf die Seite: Amazon.de/MeinKindle/ …und dann ganz links auf „Persönliche Dokumente-Einstellungen“ (wenn du dein Passwort nicht im Browser gespeichert hast, musst du dich gegebenenfalls vorher noch einloggen). Dort findest du ganz unten die bereits für den Kindle freigeschalteten eMail-Adressen. Mit „Neue bestätigte E-Mail-Adresse hinzufügen“ kannst du dann weitere Mail-Adressen freischalten, gerne auch die von Freunden, die dir öfter mal ihr Material zusenden wollen, vielleicht ebenfalls Foto-Bücher, vielleicht auch Kurzgeschichten oder was auch immer.

Wenn du Material an deinen Kindle schickst, dann landet die eMail nicht direkt auf deinem Kindle. Sie landet erst bei Amazon. Dort wird sie – wenn möglich – ins für den Kindle lesbare AZW-Format umgewandelt. Dieser Schritt läuft natürlich automatisiert ab. Sobald die Umwandlung gelungen ist, wird die neu entstandene Datei per Whispernet auf dein Gerät übertragen. In der Regel dauert dieser ganze Vorgang deutlich weniger als fünf Minuten. Solltest du den Anhang vergessen oder Amazon deine Datei nicht für den Kindle verfügbar machen können, erhältst du eine automatisierte Mail (auf deinen eMail-Account, nicht auf deinen Kindle), die dich über das Problem informiert.

So kannst du also dein neues Buch auf deinen Kindle schicken, ohne dich allzu sehr mit den Feinheiten der Umwandlung ins Kindle-freundliche AZW-Format beschäftigen zu müssen. Und bei diesem einen Buch muss es nicht bleiben. Du kannst auch mehrere Bücher in deinem ZIP-Ordner zusammenfassen, insgesamt bis zu 20 Dokumente. Theoretisch darf die Datei bis zu 50 MB groß werden, allerdings gibt es einige eMail-Provider, die eine solche Größe nicht als eMail-Anhang zulassen. Wenn das bei dir der Fall ist, musst du deine Dateien eben in mehrere ZIP-Ordner aufteilen.

Beachte bitte, dass Amazon dafür eine Gebühr erhebt, leider pro Datei, nicht pro Ordner. Diese Gebühr richtet sich also nach der Anzahl der Dateien und auch nach ihrer Größe. Die Kosten belaufen sich (Stand: März 2012) auf 25 Cent pro Datei und angefangenes Megabyte – hierbei legt Amazon die unkomprimierte Dateigröße zugrunde, also nicht die des ZIP-Ordners. Wenn du diese Kosten umgehen willst, kannst du deine Dokumente auch an die eMail-Adresse „AccountName@free.kindle.com“ (wobei „AccountName“ für deinen Account-Namen steht) schicken. Dann stellt Amazon die umgewandelte Datei zu, falls du in einem WiFi-Netzwerk eingeloggt bist. Ansonsten kannst du sie später per „Sync & Download“ (im Menü) herunterladen. Beachte dabei bitte, dass in der Betreffzeile deiner eMail unbedingt „convert“ (ohne Anführungszeichen) stehen sollte.

Zwei Dinge noch: Die beschriebene Methode funktioniert nur mit ungeschützten Dateien. Sollten deine Dateien irgendeine Form von DRM (Digital Rights Management) aufweisen, kannst du sie am Kindle nicht verwenden – außer natürlich, es ist das DRM von Amazon selbst. Und: Natürlich kannst du auf die beschriebene Weise nicht nur deine selbst erstellten Dokumente auf den Kindle laden, sondern auch Tausende von Büchern, die im Internet frei verfügbar sind. Mehr Infos dazu im nächsten Kapitel „Lesestoff“.

 

Dieses aktuelle Kapitel heißt ja „Tipps & Tricks“ – Mehrzahl. Also habe ich noch etwas mehr für dich. Aber keine Sorge, die nächsten Punkte werden wir deutlich kürzer abhandeln.

 

Wenn du ein englischsprachiges Import-Gerät hast:

Jetzt endlich, ziemlich genau zeitgleich mit dem Erscheinen dieses Buches, hat Amazon den Kindle Touch auch in Deutschland verfügbar gemacht. Viele – so auch ich – hatten nicht so viel Geduld und haben sich bereits viel früher ein englischsprachiges Import-Gerät besorgt.

Nun ist das Problem an so einem Import-Gerät nicht, dass die Menüführung in englischer Sprache erfolgt (damit kommen die meisten Nutzer wohl klar), sondern dass sich diese Geräte nicht mit dem deutschen Kindle-Store verbinden können.

Mich selbst hat das nie gestört, da ich mir meine Bücher sowieso lieber am großen Bildschirm des Computers aussuche, dennoch ist es ein Nachteil – ganz besonders wenn man sich für das 3G-Modell entschieden hat und dann feststellen muss, dass man damit in Deutschland gar nichts anfangen kann.

Sagte ich „kann“? Ich meinte „konnte“. Denn Amazon bietet seit Ankündigung der deutschen Markteinführung des Kindle Touch auch ein Update auf die internationale Version des Betriebssystems an. Das aktuellste englischsprachige System hatte die Versionsnummer 5.05, das neue multilinguale Betriebssystem kommt als 5.1 daher und bietet neben Englisch und Deutsch auch noch Spanisch, Französisch, Italienisch und Portugisisch.

Um das Update durchzuführen gehe auf die Internetseite von Amazon.de und dort dann auf die Hilfe-Seiten. Dort nutzt du die Suchfunktion mit den Stichworten „Kindle Touch Software Update“. Das Ergebnis führt dich auf eine Seite, auf welcher der entsprechende Download-Link für System 5.1.0 angeklickt werden kann. So lädst du dir das neue Betriebssystem zunächst auf deinen Computer herunter. Achte unbedingt darauf, dass du auch wirklich das Update für den Kindle-Touch lädst, solltest du das Verfahren mit dem Betriebssystem eines Kindle 4 oder Keyboard durchführen, kann dein Gerät unbrauchbar werden.

Sobald der Download erfolgt ist (in der Regel nach weniger als einer Minute) verbinde deinen Touch per USB-Kabel mit dem Computer. Öffne ihn dann wie ein Laufwerk und kopiere das Betriebssystem auf den Touch. Achte darauf, dass du es in die oberste Ebene schiebst, also nicht (!) in einen der Ordner (Dokumente usw.).

Wenn die Dateiübertragung komplett ist (und nicht vorher) wirfst du den Kindle aus (Rechtsklick auf den Kindle, dann „Auswerfen“ auswählen) und trennst ihn anschließend vom Computer.

Dann drückst du auf „Home“, tippst auf „Menü“ und dann auf „Einstellungen“. Wenn du die Seite „Einstellungen“ aufgerufen hast, tippst du erneut auf „Menü“, wählst dort dann „Kindle aktualisieren“ aus und bestätigst das mit „OK“.

Dann braucht es etwas Geduld. Der Kindle nimmt das Update vor. Hierbei startet er mehrere Male neu und scheint eine Weile auch gar nichts zu tun. Keine Sorge, das soll so sein. Nach etwa 10 bis 15 Minuten ist es geschafft. Das Betriebssystem deines Kinde wurde aktualisiert. Gehe dann noch auf „Menü“, dann „Einstellungen“, dann „Geräteoptionen“ dann „Sprache und Wörterbuch“ und schließlich „Sprache“, dann kannst du dort die Sprache deiner Wahl (vermutlich Deutsch) auswählen. Nur noch mit „OK“ bestätigen und die Sache ist erledigt. Du hast jetzt ein internationales Gerät, das sich auch mit dem deutschen Kindle-Store verbinden kann.

 

Die Darstellungsqualität erhöhen:

Der Kindle kann die Darstellung von Seiten auf zwei verschiedene Arten durchführen. Entweder er baut die Seite komplett neu auf oder er ändert sie nur soweit wie eben nötig. Im ersten Fall hat man die beste Bildqualität, aber bei jedem Umblättern eine deutlich sichtbare Dunkelpause. Ich mag das ganz gern, weil ich dann merke, dass ich auch wirklich umgeblättert habe. Aber in Foren liest man immer wieder, dass Leute sich daran stören. Die Alternative ist, dass sich wirklich nur der alte Text in einen neuen umwandelt. Dabei wird allerdings der Kontrast bei jedem Blättern geringfügig schlechter. Nach fünf Mal Blättern kommt dann doch die Dunkelpause, denn dann baut der Kindle die Seite mal wieder komplett neu auf, damit die Darstellung nicht so schlecht wird, dass es stören könnte.

Letztlich ist die Bildqualität auch im zweiten Fall noch deutlich besser als beim ersten und zweiten Kindle-Modell. Man kann also auf beide Arten gut, deutlich und ermüdungsfrei lesen. Mit anderen Worten: Es ist reine Geschmackssache.

Um das auszuprobieren, gehst du im Menü auf die Einstellungen, blätterst dann bis zu dem Menüpunkt „Seite aktualisieren“ („Annotations Backup“) und stellst dies ein oder aus. Wenn dort „Ausschalten“ („turn off“) steht, dann ist die Seitenaktualisierung eingeschaltet, es gibt also Dunkelpausen bei jedem Blättern und maximale Bildqualität. Wenn dort hingegen „Einschalten“ („turn on“) steht, wird die Seite nur nach fünf Mal Blättern komplett neu aufgebaut. Probiere einfach aus, was dir mehr liegt.

 

Kindle laden und dabei benutzen:

Wenn du deinen Kindle mit einem USB-Ladegerät oder beispielsweise an der USB-Buchse des Autoradios lädst, dann kannst du ihn dabei gleichzeitig auch benutzen. Anders verhält es sich, wenn du ihn mittels eines USB-Kabels am (eingeschalteten) Computer lädst. Dieser bindet den Kindle dann nämlich als Laufwerk ein. Das bedeutet: Der Kindle wird einerseits natürlich geladen, gleichzeitig bindet der Computer ihn in das eigene Dateisystem ein. Und im eigenen Dateisystem passiert (hoffentlich) nichts, was nicht vom Computer selbst ausgeht.

Kurz gesagt: Wenn du den Kindle am Rechner lädst, dann kannst du nebenher ein paar Daten draufschieben oder runterziehen, aber nicht damit lesen, Sammlungen anlegen, Einstellungen verändern und so weiter.

Aber genau das möchtest du? Kein Problem. Öffne am Computer deinen Dateimanager (bei Windows: den Explorer – nicht den Internet-Explorer) und klicke mit der rechten Maustaste auf den Kindle (bzw. auf das Laufwerk, das ihn symbolisiert). Im aufspringenden Kontextmenü wählst du dann „Auswerfen“. Der Kindle wird dann zwar weiterhin geladen, ist aber vom Dateisystem des Rechners abgekoppelt, sodass du wieder damit lesen, Sammlungen sortieren oder die Einstellungen verändern kannst (oder was auch immer).

Wenn du dann doch die USB-Verbindung benötigst, um vielleicht Daten zu sichern oder ein paar freie eBooks draufzuschaufeln, musst du das USB-Kabel kurz lösen und dann wieder einstöpseln, sodass dein Computer den Kindle wieder als Laufwerk ins System einbindet.

 

Mehrere Kindles auf einem Account:

Wenn du ein gedrucktes Buch kaufst, dann halte ich es für völlig normal, dass auch andere Mitglieder deiner Familie es lesen können. Normalerweise stellt man es ja nach dem Lesen eh nur ins Regal, wo andere es sich dann heraussuchen können. In diesem Sinne stellt es wohl kaum eine Urheberrechtsverletzung dar – jedenfalls sehe ich das so –, wenn auch die eBooks, die du kaufst, von deiner Familie mitgelesen werden können. Wenn aber alle viel lesen, wird der eine und einzige Familien-Kindle schnell zum heißbegehrten Objekt.

Zum Glück kann man auch mehrere Kindles mit ein und demselben Amazon-Account verbinden. In der Praxis heißt das, dass alle Kindles, die mit diesem Account verknüpft sind, auch alle Bücher lesen können, die über diesen Account gekauft wurden. Demnach wäre es reine Geldverschwendung, wenn jeder in der Familie seine eBooks über einen eigenen Account kaufen würde.

Auch wenn das in der Praxis wohl nie zu Problemen führen wird, sollte man beachten, dass ein Buch maximal auf sechs Lesegeräten gleichzeitig installiert sein kann. Du kannst also durchaus auch sieben oder zehn Geräte mit deinem Account verknüpfen, aber nur bis zu sechs Stück davon dürfen gleichzeitig dasselbe eBook geladen haben. Wenn man es allerdings von einem der Geräte wieder löscht, kann ein anderes darauf zugreifen.

Mehrere Kindles auf dem gleichen Account, das ist eine gute Sache. Jedenfalls so lange, bis sich Papa oder Mama möglicherweise erotische Literatur oder auch einfach einen ziemlich brutalen Thriller zu Gemüte führen wollen – was bei einem neugierigen 10-Jährigen in der Familie möglicherweise ein Problem darstellt.

Die Lösung ist verblüffend einfach: Wenn man Bücher auf einen Kindle geladen hat, dann bleiben die im Speicher, bis sie dort wieder gelöscht werden. Sie bleiben auch dann noch im Speicher, wenn man den Kindle von dem zugehörigen Amazon-Account trennt. Es spricht also nichts dagegen, einen Kinder-Kindle anzulegen, der nur mit den gewünschten Büchern befüllt und dann vom Account abgekoppelt wird. Solange man nicht nur ein gutes Passwort hat, sondern dieses auch geheim hält, kann man auf diese Weise nicht nur den Zugriff auf Erwachsenenliteratur verhindern, sondern die Sprösslinge auch von kostspieligen Einkaufstouren im Kindle-Store abhalten. Und wenn man neue Bücher auf den Kindle laden will, kann man ihn jederzeit wieder mit dem Account verknüpfen.

Eins noch dazu: Ich höre schon den Aufschrei: Zensur! Kontrollzwang! Man sollte seinen Kindern mehr vertrauen! Aber Leute… bitte! Alles kann sinnvoll wie auch missbräuchlich eingesetzt werden. Ein GPS-Empfänger im Kinderschuh, wie ihn jetzt eine Firma anbietet, kann natürlich dazu missbraucht werden, sein Kind zu überwachen. Ebenso kann es aber im Entführungsfall auch ein Leben retten. Eltern werden nicht plötzlich zu bösen Menschen, nur weil sie zusätzliche technische Möglichkeiten haben. Anderseits werden schlechte Eltern immer falsch auf ihr Kind einwirken, entweder mit Technik oder aber durch häufige und einengende Kontrollen. Ich denke, es ist nichts falsch daran, wenn Kinder nicht beliebig mit ihrem Kindle neue Bücher kaufen können. Man schickt sie ja auch nicht mit einem Blanko-Scheck in den Spielzeugladen. Und wenn man verhindert, dass beispielsweise ein 10-Jähriger „Venus im Pelz“ liest, engt ihn das nicht ein, sondern lässt ihm vielmehr die Freiheit, sich natürlich zu entwickeln. Letztlich zeige ich hier nur die Möglichkeiten auf, die man mit dem Kindle hat. Inwieweit und zu welchem Zweck diese eingesetzt werden, muss nun einmal jeder für sich selbst entscheiden.

Noch etwas: Die Tatsache, dass der Kindle seine Bücher auch behält, wenn er an keinen Account gekoppelt ist, sollte nicht als Freibrief zu Urheberrechtsverletzungen missverstanden werden. Sollte dies Überhand nehmen, beispielsweise dadurch, dass Kindles gebraucht teuer verkauft werden, weil sie 1000 kostenpflichtige Bücher geladen haben, dann wird Amazon vermutlich früher oder später reagieren und diese Möglichkeit unterbinden. Es ist also im Interesse jedes Nutzers, sich hierbei fair und nach geltendem Recht zu verhalten.

 

Nochmal: Mehre Kindles ein Account:

Die Verwendung von mehreren „Kindles“ an einem Account muss nicht heißen, dass man tatsächlich mehrere eBook-Reader hat. Auch Geräte wie Computer, Smartphones oder Tablets, auf denen die Kindle-App installiert ist, werden von Amazon als zusätzliche Kindles angesehen. Und daher gibt es das nützliche Feature, dass alle diese Geräte über den Amazon-Server synchronisiert werden. Das heißt, wenn man zum Beispiel auf dem Kindle an einer Stelle im Buch aufhört und dann in der Mittagspause die Kindle-App seines Handys startet, kann man genau an der gleichen Stelle weiterlesen.

Das ist genial… jedenfalls solange nur eine Person all diese „Kindles“ nutzt. Wenn aber mehrere Leute Geräte benutzen, die mit dem gleichen Account verbunden sind, dann ist dieses Feature eher unerwünscht – Mama möchte halt nicht da weiterlesen, wo Papa aufgehört hat. Für diesen Fall kann man die Synchronisation zwischen den Geräten auch abschalten, nicht auf den Geräten selbst, sondern unter „www.Amazon.de/meinKindle“.

Dort klickst du auf der linken Seite auf „Meine Geräte verwalten“. Wenn du dort etwas nach unten scrollst, kommst du zu der Überschrift „Gerätesynchronisierung“. Standardmäßig ist dort „AKTIVIERT“ voreingestellt. Mit einem Klick auf „Ausschalten“ rechts daneben deaktivierst du die Synchronisierung deiner Geräte.

Leider gibt es bis jetzt nur die Einstellung Ein oder Aus, also synchronisieren sich entweder alle deine Geräte oder keins. Es wäre wünschenswert – und technisch sicher auch machbar –, wenn man in Zukunft festlegen könnte, welche Geräte sich untereinander synchronisieren und welche nicht. Dann könnte beispielsweise eine 3-köpfige Familie zwei Mal einen Kindle jeweils mit einem Handy und einmal einen Kindle mit einem Handy und einem Computer synchronisieren lassen. Die Geräte, die untereinander synchronisiert werden sollen, müssten dazu einfach nur in Gruppen (Ordner?) zusammengefasst werden.

 

Die Amazon-Cloud… oder: 5 GB for free!

Auch das wurde schon angeschnitten: Die bei Amazon gekauften eBooks werden auf den Amazon-Servern aufbewahrt. Wenn der eigene Kindle mal gestohlen oder beschädigt wird, kann man sich seine eBooks also jederzeit wieder neu herunterladen. Darüber hinaus spendiert Amazon aber jedem Account noch zusätzliche 5GB Speicher für seine persönlichen Dokumente. „Zusätzlich“ bedeutet, dass diese Speichermenge nicht geringer wird, wenn man mehr eBooks kauft. Man erhält also den Speicher für die eBooks plus (!) 5 GB für andere Dateien.

Ich denke, jeder, der sich nur ein klein wenig mit Computern beschäftigt, weiß, dass die Zukunft in der Cloud liegt. Es müssen noch einige Mängel behoben werden, die Dateien müssen besser geschützt werden, der Zugang zur Cloud muss reibungslos wie ein lokales Laufwerk funktionieren, aber im Prinzip ist die Cloud eine brillante Entwicklung und die logische Fortsetzung des Internets.

Derzeit gibt es einige Anbieter von kostenlosem Internetspeicher, viele bieten mehr Speicherplatz als Amazon. Interessant wird dieses Angebot allerdings durch die Verknüpfung mit dem Kindle, der viele der dort aufbewahrten Materialien – wenn man sie entsprechend aufbereitet – herunterladen und wiedergeben kann. Außerdem gibt es derzeit den Versuch, einen Streaming-Dienst zum Laufen zu bringen, sodass man beispielsweise mit dem Handy auf die Musik-Titel zugreifen kann, die man in die Amazon-Cloud ausgelagert hat. Auch wer die 5GB derzeit also noch nicht benötigt, sollte das Angebot durchaus im Auge behalten.

 

Wenn der Kindle mal gestohlen wird:

Wenn dein Kindle gestohlen wird oder du ihn verlierst, ist das ein Problem, das deutlich über den Gerätepreis hinausgeht. Zuerst die gute Nachricht: Deine Bücher bleiben dir erhalten. Diese liegen sicher auf den Amazon-Servern, von wo du sie jederzeit wieder kostenlos abrufen kannst. Die schlechte Nachricht: Wenn du deinen Kindle nicht mit einem guten Passwort gesichert hast, dann kann der Dieb oder Finder jetzt damit eBooks einkaufen – auf deine Kosten.

Wenn du den Verlust bemerkst, was ist zu tun? Als erstes: Nein, nicht den Reiseführer, den hast du ja gerade verloren. Also das andere: KEINE PANIK!

Tief durchatmen! Bist du sicher, dass der Kindle gestohlen wurde? Nein? Bist du sicher, dass du ihn überhaupt verloren hast? Nein? Dann bitte: Suche nochmal ganz gründlich. Denk dran: Keine Panik! Also schau ganz genau nach.

Kein Kindle? Dann weiter. Wenn du ihn verloren hast, wo könnte das gewesen sein? Im Café? In der Umkleidekabine der Boutique? In der Bank, als du nach deiner EC-Karte gekramt hast? Denk genau nach. Wo warst du, und was hast du da jeweils mit dem Kindle angestellt? Wenn dir etwas einfällt, ruf da sofort an. Ist er gefunden worden? Ja? Gut. Nein? Dann weiter.

Zunächst einmal solltest du dich auf www.Amazon.de/meinKindle einloggen. Dort findest du auf der linken Seite die Überschrift „Ihre Kindle-Bibliothek“ und darunter den Punkt „Alle Artikel“. Dort stehen alle Artikel, die du bereits mit dem Kindle gekauft hast. Wenn dort noch ein paar mehr stehen, dann weißt du Bescheid: Der neue Besitzer kauft Bücher auf deine Kosten. Trotzdem keine Panik, immerhin ist die Sache jetzt klar. Wenn du in deinem Browser mittels Rechtsklick das Kontextmenü aufrufst, kannst du (bei fast jedem Browser) einstellen, dass die Seite beispielsweise jede Minute automatisch aktualisiert wird. So bleibst du über die Entwicklung auf dem Laufenden.

Jetzt ist etwas Humor gefragt. Kreiere – wie oben beschrieben – ein Buch, das nur ein bis vielleicht drei Sätze enthält. Zum Beispiel: „Ich weiß, wo du wohnst, und ich werde dich holen kommen!“ Oder: „Meinen Kindle kennst du jetzt, meine Kettensäge bald auch!“ Oder etwas konstruktiver: „Lieber Finder, es freut mich, dass Ihnen mein Kindle gefällt. Heute Nachmittag um 16:00 Uhr werde ich das Gerät über Amazon dauerhaft sperren lassen, dann wird es unbrauchbar. Falls Sie das Gerät gerne vorher (!) gegen einen Finderlohn von – sagen wir mal – 30,- Euro zurückgeben wollen, rufen Sie mich doch unter folgender Nummer an: 0123-123456.“ Die Datei nennst du „An den Finder“ und schickst sie dann per eMail-Anhang an deinen Kindle.

Dazu zwei Sachen: Erstens: Wenn du auch nur eine kleine Chance haben möchtest, deinen Kindle wiederzusehen, solltest du wirklich „Lieber Finder“ schreiben und nicht „Lieber Dieb“; obwohl „Lieber Dieb“ natürlich viel witziger wäre. Das gilt auch dann, wenn du genau weißt, dass der Kindle gestohlen wurde. Nur so ermöglichst du dem Dieb, das Gerät zurückzugeben, ohne sein Gesicht dabei zu verlieren. Und zweitens: Setze die Frist nicht zu knapp an. Vielleicht hat der Dieb noch anderes zu tun, als mit seiner neuen Errungenschaft herumzuspielen. Räum ihm also ruhig etwas Zeit ein, um deine Nachricht zu finden.

Wenn auf deinen Account bereits Bücher gekauft wurden, dann weißt du, dass der Dieb den Kindle bereits mit einem Netzwerk verbunden hat. Dann muss deine Frist nicht allzu lang sein. Wenn noch keine Käufe getätigt wurden, kannst du die Frist etwas ausdehnen, vielleicht kommt deine Nachricht sonst gar nicht rechtzeitig an.

Jetzt wird es etwas kompliziert, und du musst ein paar Entscheidungen treffen. Auf der Seite www.Amazon.de/MeinKindle kannst du nachsehen, ob die Nachricht zugestellt wurde. Wenn nicht, ist sie bei „Offene Bestellungen“ (ganz links auf der Seite) zu finden. Dann musst du überlegen, ob du den Kindle gleich von deinem Account trennen willst (um Käufe zu verhindern) oder ob du lieber noch eine Weile wartest, um den Kindle vielleicht doch noch zurück zu bekommen. Allerdings solltest du nicht zu lange warten. Du hast eine Sorgfaltspflicht, und wenn der Dieb noch Bücher kauft, nachdem du bereits von dem Diebstahl wusstest, könnte Amazon wenig Humor zeigen, wenn du die Käufe stornieren lassen willst.

Ist die Nachricht zugestellt, ist das weitere Vorgehen klar: Als erstes trennst du den Kindle von deinem Account, sodass der neue Besitzer damit keine Bücher auf deinen Namen kaufen kann. Dann wartest du die genannte Frist ab, erhältst du in dieser Zeit nicht den erwünschten Anruf, dann solltest du dich per eMail an den Amazon-Service wenden und die Jungs und Mädels dort über den Diebstahl informieren. Das hat mehrere Vorteile. Amazon kann (und wird vermutlich) dich informieren, wenn ein ehrlicher Finder sich dort meldet. Anhand der Seriennummer kannst du leicht als Eigentümer ermittelt werden, auch dann, wenn du das Gerät nicht neu gekauft hast – denn diese Seriennummer war ja bei deinem Account registriert. Ebenfalls mittels der Seriennummer kann Amazon das Gerät für zukünftige Verwendung mit einem Amazon-Konto sperren. Wann immer jemand versucht, diesen Kindle mit einem Account zu verknüpfen, weiß man ja, dass das Gerät gestohlen ist. Es wäre dann allerdings ziemlich blöd, wenn der Kindle doch noch bei dir irgendwo hinter einem Kissen oder unter einem Haufen Zeitschriften liegt.

Wenn alles erledigt ist – vermutlich hast du deinen Kindle leider nicht wiederbekommen –, solltest du den Amazon Kundenservice anschreiben, um die Käufe zu stornieren. Amazon räumt dafür 7 Tage Zeit ein, es kann aber nichts schaden, das so schnell wie möglich zu erledigen. In jedem Fall solltest du die Stornierung natürlich entsprechend begründen. Außerdem kannst du bei der nächsten Polizei-Dienststelle Anzeige gegen Unbekannt erstatten. Es sollte technisch nicht schwer sein, das Gerät wiederzufinden, da es ja durch die Seriennummer bei jeder Anmeldung verraten wird. Ob aber ein Gesetzeshüter den entsprechenden Aufwand dafür betreiben wird, ist eher fraglich.

Wie auch immer. Der Kindle ist weg. Das ist schlecht. Aber versuch, es positiv zu sehen: Du kannst dir guten Gewissens einen funkelnagelneuen Kindle kaufen. Und deine Bücher warten sicher in der Cloud auf dich. Das ist doch immerhin ein Trost.

 

Update Juni 2012:

Inzwischen muss man den Amazon Kundenservice nicht mehr anschreiben, um eBook-Käufe zu stornieren. Stattdessen gehts du einfach auf www.Amazon.de/MeinKindle. Auf der Startseite (links im Menü “Alle Artikel” genannt) sind deine letzten eBook-Käufe zu sehen. Sollten dort ältere eBooks angezeigt warden, kannst du mit einem Klick auf “Datum” die Sortierung entsprechend ändern.

Such dort also das eBook heraus, dessen Kauf du stornieren willst, und bewege den Mauszeiger ganz rechts auf “Aktionen” (du kannst auch klicken, wenn du willst). Dort öffnet sich dann ein Auswahlfenster, in dem du den Kauf stornieren kannst.