KAPITEL 25
Hier unten?«
Die Luke ging auf, und ein Schwall frischer Luft trug Sammys Stimme herein. Das Geräusch von schnellen leichten Turnschuhtritten und schweren gleich dahinter: der Maismann, der Maismann, nein. Konnte Sam sie sehen? Sie spürte, dass er sich auf dem Boot bewegte, als wäre er auf einem Schulausflug, ständig auf der Suche nach Neuem. Sie fürchtete den Augenblick, in dem er sie erkannte. Er würde begeistert sein, doch dann würde sein Gesicht von Verzweiflung überschattet werden. Sie stöhnte durch das Klebeband und schüttelte ihren nackten Körper.
»Mom!«
Seine Stimme klang dünn vor Angst. Er musste einen fürchterlichen Eindruck von ihr haben, sie für eine Schwindlerin halten.
War alles, was sie ihn zu glauben gelehrt hatte, falsch? Hatte sie ihm nicht beigebracht, nicht mit Fremden zu reden? Hatte er nicht gelernt, sich zu verteidigen? All die Worte und die Lektionen, hatte sie so jämmerlich bei ihrer Aufgabe versagt? Stellte Sarah sich dieselbe Frage? War alles Emilys Schuld? Sie hätte einen BH tragen sollen, sie hätte ihren Kindern mehr beibringen sollen, sie hätte mehr zu Hause sein sollen, sie hätte niemals danach streben dürfen, Zeit allein zu verbringen, um zu arbeiten oder einkaufen zu gehen.
Sie hörte die dumpfen Geräusche eines Kampfes und Sammys schrillen Schrei, der abgewürgt wurde, Panik erfasste sie, doch sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Muskeln gehorchten ihr nicht. Sie hörte, wie er dicht bei ihr auf den Boden schlug, doch sie konnte ihn nicht berühren.
Der Maismann ergriff ihren Arm und gab ihr eine weitere Spritze. Ihr Körper starb einmal mehr.
Ihr Hirn war nur noch ein frei schwebender Muskel. Lebendig, aber ohne Auftrag, wie ein abgetrennter Körperteil. Widerspenstig. Voller Hass auf die Lage, in der sie sich befand.
Etwas war mit ihrem kleinen Jungen geschehen, und sie konnte nichts tun. Ihre Seele strebte zu ihm, doch sie konnte keinen Muskel regen, um ihm zu helfen. Sie war nur noch ein Stein. Ein brennender Stein.