12 VISIONEN

12.1 Zeitreisen


Viele Leute interessieren sich offenbar für wissenschaftlich-utopische Themen, sodass ich schon mehrmals aufgefordert worden bin, auch zu Themen wie Raumfahrt, Zeitreisen, Leben anderswo im Weltall usw. zu schreiben. Als Leser vieler utopischer Romane und als jemand, der in Mathematik mit Nebenfach Physik (vor langer Zeit) promovierte, habe ich zur Not gewisse Voraussetzungen dafür und werde mich also hier über einige derartige Themen wagen …

Eine »echte« Zeitreise mit einer Zeitmaschine – wie sie seit dem Roman »The Time Machine« von H. G. Wells in Zukunftsromanen immer wieder auftritt – besteht im klassischen Fall aus dem Transport einer Person in die Zukunft oder Vergangenheit, beinhaltet dann gewisse Handlungen der Person in dieser anderen Zeit und die anschließende Rückkehr in die Gegenwart. Eine solche »echte« Zeitreise verträgt sich mit unserem normalen Verständnis des Begriffs Zeit mit einem »linearen nicht verzweigenden Zeitstrom« nicht; es sind sofort Paradoxa, also Widersprüche, konstruierbar. Bei einer Reise in die Vergangenheit (so geht das übliche Argument), bei der man seine Mutter vor der eigenen Geburt töten könnte, tritt ein solcher eklatanter Widerspruch auf; dasselbe klassische Argument ist auch auf Reisen in die Zukunft anwendbar, wie folgendes weniger blutige Beispiel zeigt: Man reist nur einen Tag in die Zukunft, überzeugt sich, dass ein Gebäude noch unbeschädigt steht, und sprengt dieses nach Rückkehr in die Gegenwart vollständig.

In Zukunftsromanen setzt man sich über solche »kleine Probleme« durch verschiedene Tricks hinweg: Von mehreren Zeitreisen und Zeitreisenden, deren Wirkungen sich aufheben, über Paralleluniversa bis hin zu verschiedenen Lebensebenen, die man durch Zeitreisen wechselt, gibt es unzählige – oft recht geniale – Pseudoerklärungen. Ein besonders anschauliches Beispiel, das an das Bild der Zeit als Fluss anknüpft, ist jenes, wo der Fluss (die Zeit) nicht als ein zusammenhängendes Gerinne gesehen wird, sondern als etwas, das sich teilen und wieder zusammenführen kann (wie bei einer Insel in einem Fluss), das sich ganz teilen kann (wie in einem Flussdelta bei der Mündung ins Meer) oder das aus geteilten Ästen zusammenwächst (etwa wenn ein Fluss in einen anderen mündet). Versteht man nun »Zeitreisen« als Reisen entlang dieses »Zeitflusses«, dann können Paradoxa durch die Verzweigungen im Fluss »wegerklärt« werden, weil man sich vielleicht bei der Rückkehr zwar gleich weit flussaufwärts oder -abwärts bewegt, aber dennoch an einer anderen Stelle (d. h. bei einer anderen Situation) ankommt.

Zusammenfassend sind jedenfalls echte Zeitreisen, wie vorher beschrieben, nur dann möglich, wenn unser Verständnis des Begriffs Zeit völlig falsch ist. Dafür gibt es keine Anhaltspunkte. Solche Zeitreisen sind also unmöglich, nicht etwa, weil wir nur heute die entsprechenden Zeitmaschinen noch nicht erfunden haben, sondern weil es solche Zeitmaschinen nicht geben kann.

Ohne die Grundfesten unseres Zeitbegriffs zu gefährden, sind andere Arten von Zeitreisen allerdings denkbar, sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft. In die Zukunft sind sie einfacher und werden eines Tages vielleicht auch realisiert werden. In die Vergangenheit scheinen auch »unechte« Zeitreisen recht schwer vorstellbar, aber nicht ganz unmöglich.

Eine »unechte« Zeitreise in die Zukunft besteht darin, in die Zukunft zu reisen (wobei man in dieser Zukunft voll handlungsfähig ist), allerdings ohne Möglichkeit, sich selbst oder irgendwelche Signale in die Vergangenheit zurückzuschicken. In einem gewissen Sinn ist diese Art von Zeitreise nichts Besonderes: Schließlich reisen wir alle zurzeit in die Zukunft, nämlich Richtung Jahr 2020, und die meisten von uns werden dort (in zirka 15 Jahren) hoffentlich auch gesund ankommen. Interessant wird diese Art der Zeitreise erst, wenn es möglich ist schneller zu reisen, als man altert. Anders formuliert: Ist es zum Beispiel denkbar, 140 Jahre in die Zukunft zu reisen und dabei nur zwei Jahre zu altern? Aus heutiger Sicht gibt es zwei Methoden, die ein vorsichtiges »Ja« auf diese Frage zulassen.

Die eine beruht auf dem »Einfrieren« von Menschen, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder »aufgetaut« werden. Ob man die Menschen tatsächlich einfriert oder ihren Metabolismus nur sehr stark verlangsamt, ist dabei fast nebensächlich. Es ist jedenfalls ganz vernünftig anzunehmen, dass es irgendwann gelingen wird, Menschen derart in einen Tiefkühlschlaf zu versetzen, dass sie Jahrzehnte, ja vielleicht Jahrhunderte überleben und dann, ohne wesentlich gealtert zu sein, wieder voll aktiv werden können. Vielleicht wird es auf diesem Weg auch einmal möglich sein, die riesigen Entfernungen von unserem Sonnensystem zu anderen zu überbrücken … Wenn solche Raum- und Zeitfahrer dann nach Hunderten Jahren zur Erde zurückkehren, kann sich diese allerdings dramatisch geändert haben (wie etwa im Film »Planet der Affen«).

Die zweite Möglichkeit, unecht in die Zukunft zu reisen, beruht auf dem berühmten Dilationsprinzip der speziellen Relativitätstheorie, das oft so ausgedrückt wird: »Bewegte Uhren gehen langsamer.« Anders formuliert: Bewegt sich ein Raumschiff sehr schnell (nahe der Lichtgeschwindigkeit), dann tritt der Effekt auf, dass für jedes Jahr, das im Raumschiff verfließt (und um das die Insassen altern), auf der Erde mehr als ein Jahr vergeht: bei 50 % Lichtgeschwindigkeit ist der Unterschied erst zwei Monate pro Jahr, bei 99 % aber sechs Jahre und bei 99,99 % schon über 70 Jahre. Lässt man also ein Raumschiff mit 99,99 % Lichtgeschwindigkeit (von der Erde aus gesehen) 70 Jahre weg- und dann 70 Jahre zurückfliegen, so sind auf der Erde 140 Jahre vergangen, die Raumfahrer wurden aber nur um zwei Jahre älter. »Nur« zu lösen sind also die Probleme, wie man ein Raumschiff auf eine so hohe Geschwindigkeit bringen kann, wobei übrigens der Beschleunigungsvorgang auf sechs bis zehn Monate gestreckt werden müsste, um die Raumfahrer durch den Andruck nicht zu zerquetschen. Tatsächlich gibt es aber ernst zu nehmende Vorschläge, wie zumindest 50–80 % der Lichtgeschwindigkeit erreicht werden könnten. Eine »Flucht in die Zukunft« könnte also einmal Realität werden.

Eine Reise in die Vergangenheit ist prinzipiell denkbar (d. h. löst keine Paradoxa aus), wenn der Zeitreisende in der Vergangenheit nur beobachten, aber in keiner Weise in die Geschehnisse eingreifen kann. Im einfachsten Sinn ist jeder Archäologe ein solcher Beobachter; ein Dokumentarfilm aus dem Jahre 1930 ist eine »unechte« Zeitreise in die Vergangenheit. Die Frage ist also nur, wie weit es denkbar ist, dass durch zukünftige Entwicklungen die Beobachtung zurückliegender Ereignisse »noch besser« möglich wird.

So »realistische« Vorschläge wie für die unechten Reisen in die Zukunft (s. o.) sind mir für die Vergangenheit nicht bekannt. Zwei denkbare, aber ausgefallene Methoden mit sehr geringen Realisierungschancen werde ich dennoch kurz behandeln.

Nehmen wir an, ein Teleskop kann außerhalb der Atmosphäre (zum Beispiel am Mond) gebaut werden und ist so stark, dass man über Lichtjahre hinweg Details auf Planentenoberflächen erkennen kann. Wäre nun ein Planet zum Beispiel fünf Lichtjahre vom Mond entfernt (etwa ein Planet im Sonnensystem Proxima Centauri), dann würde man die Oberfläche dieses Planeten vor fünf Jahren sehen. Gelänge es gar, diesen Planeten als »Spiegel« zu verwenden (indem man Streuungen durch entsprechende Computerprogramme berücksichtigt), so könnte man die Erde in diesem Spiegel vor zweimal fünf (also zehn) Jahren beobachten. Statt weitentfernte Planeten als Spiegel zu verwenden, könnte man die Biegung von Lichtstrahlen um schwarze Löcher herum benutzen, um das Sonnensystem vor vielen Jahrhunderttausenden zu beobachten …, immer vorausgesetzt, Superteleskope sind konstruierbar, die es gestatten, ein schwächliches Sonnensystem wie das unsere über Hunderttausende von Lichtjahren zu beobachten. Solche Teleskope müssten aus Informationsdichteüberlegungen gigantische Größe haben! Man bewegt sich hier also zwar nicht im Bereich des prinzipiell Unmöglichen, aber man ist so weit von vorhersehbaren oder auch nur spekulierbaren Entwicklungen entfernt, dass im Bild der Wissenschaft als Aprilscherz 1988 die Verwendung von Gravitationslinsen für solche kosmischen Teleskope vorgeschlagen wurde …

Ein anderes Prinzip einer unechten Reise in die Vergangenheit sei anhand eines Beispiels aus der Archäologie erklärt: Durch die von Sonnenstrahlen ausgelöste Bleichung kann man manchmal bei gestürzten, oft Tausende Jahre alten Säulen feststellen, in welcher Position sie einmal standen. Die Säule hat also, wie ein schlechtes Foto, wie ein schlechter Film, ein bisschen Vergangenheit gespeichert. Vielleicht erlauben es zukünftige, hochcomputergestützte Verfahren immer mehr Vergangenheitsinformation aus alten Wänden, Säulen, Steinen, »die schon viel gesehen haben«, abzuleiten. H. G. Wells erklärt in seinem Buch »Der unsichtbare Mann« das Prinzip, wie man einen Menschen unsichtbar machen kann, anhand einer Analogie: Ein Blatt Papier ist undurchsichtig. Je schlechteres Öl man auf das Papier gibt, umso durchsichtiger und folglich unsichtbarer wird es. Genauso kann man auch bei anderen Gegenständen oder bei einem Menschen vorgehen. Ähnlich kühn ist die Idee, aus einem Stück Säule rekonstruieren zu wollen, was vor der Säule alles abgelaufen ist, obwohl gewisse Ereignisse vor der Säule durchaus Tausende der oberen Molekülschichten verändert haben werden und gewisse Aussagen daraus rückrechenbar sein müssten: Das Unsicherheitsprinzip der Physik definiert aber gewisse, nicht überschreitbare Grenzen.

Insgesamt erscheinen unechte Zeitreisen in die Zukunft realistischer als in die Vergangenheit; Aussagen über Detailereignisse in der Vergangenheit werden mehr über moderne archäologische Methoden als über die beschriebenen Varianten erzielt werden. Dass aber Beobachtungen von Entwicklungen in der Vergangenheit im Großen (etwa der Entstehung der Milchstraße oder eines Sonnensystems) auch erfolgen werden, ist nicht nur denkbar, sondern wird ja bei der Beobachtung weit entfernter astronomischer Phänomene schon immer gemacht.


Anmerkung von Peter Lechner:

Hermann, ich fahre nicht in die Zukunft mit. Drum bitte schreib mir ein Email aus dem Jahr 2999 – aber gib Acht aufs Y-3-K Problem!



12.2 Gras auf dem Mond


Reaktionen auf die erste Veröffentlichung des Beitrags 1.5: »Wie weit kann man automatisieren?« waren zum Teil erstaunt, zum Teil sehr ablehnend, wobei ein Argument des Öfteren wiederkehrte: »Was bleibt für die Menschen noch zu tun, wenn alles automatisiert ist? Gibt es denn dann überhaupt noch Aufgaben, für die es sich lohnt, dass man lebt?«

Meine Antwort darauf ist natürlich: Ja! Riesige und interessante Vorhaben liegen vor uns; Vorhaben, die so gewaltig sind, dass man an sie überhaupt erst denken kann, wenn wir in der Lage sind, vollautomatische und sehr komplexe Systeme zu entwickeln.

Eine solche Aufgabe ist die systematische Besiedlung des Mondes. Zwar wird schon innerhalb der nächsten 20–30 Jahre die erste permanente Mondstation errichtet werden. Nach zum Beispiel detaillierten Plänen, Ablaufdiagrammen und Zeitvorstellungen der NASA wird damit zwischen 2015 und 2020 begonnen. Diese erste Mondstation – teils unter der Mondoberfläche, teils mit Kuppeln über der Mondoberfläche – wird ein relativ normales Leben in etwa irdischer Atmosphäre gestatten, wobei beim Verlassen der Station natürlich Raumanzüge oder ähnliche Hilfsgeräte notwendig sein werden. Der Aufwand für den Bau dieser ersten Mondstation wird noch gewaltig sein: Das meiste Baumaterial wird von der Erde zum Mond gebracht werden, obwohl der Einsatz erster Fabriken für die Herstellung von zum Beispiel Metallblechen und Glasteilen aus lunaren Rohstoffen schon beim Bau der Mondstation geplant ist. Aber wenn nicht doch noch Wasser auf dem Mond gefunden wird, dann muss zum Beispiel alles notwendige Wasser von der Erde zum Mond transportiert werden. Freilich gibt es nach wie vor Theorien, dass Eisreste aus der Vergangenheit in tiefen Kratern unter Geröll verschüttet gefunden werden könnten. Solche Vorkommen würden dann über Bohrtürme angezapft werden, fast wie wir es mit Erdöl auf der Erde tun. Der notwendige Sauerstoff ist übrigens einfacher herzustellen, nämlich zum Beispiel durch Rösten von eisenoxidhaltigem Gestein, wobei Eisen als willkommenes Produkt gleich mit anfällt.

Es geht in diesem vorliegendem Beitrag aber nicht um die (durchaus interessanten) »Details«, die beim Bau einer solchen Station auftreten. Auch die Tatsachen, dass die Station zwar von der Erstellung her sehr teuer sein wird, aber dann weitgehend autark arbeiten könnte (inklusive Luft, Wasser und Nahrungsmittelversorgung) und zum Beispiel durch Tourismus (!) sogar über bedeutende Einnahmen verfügen wird, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass solche Mondstationen in ihrem Bau zu aufwändig sind, als dass sie eine echte Besiedlung des Mondes zulassen würden.

Es sei denn, die Mondstationen würden zu Tausenden automatisch und ohne jede menschliche Intervention aus Rohstoffen des Mondes gebaut. Und genau dies wird im Zeitalter der vollständigen Automatisierung beliebig komplexer Produktionsprozesse möglich werden.

Wenn zu diesem Zeitpunkt die Menschheit beschließt, über den ganzen Mond durchsichtige Kuppeln zu bauen, diese mit erdähnlicher Atmosphäre zu versehen und auf dem Mondboden Gras zu pflanzen, dann ist auch dieses möglich, drum der eigentümliche Titel des Beitrags.

Notwendig dazu ist dann nur ein ausgeklügelter Plan zur Erstellung einer Fabrik auf dem Mond, die als erstes Hunderte von anderen Fabriken und Zehntausende von Robotern baut, die sich selbst und die Fabriken warten und deren schlussendliche Aufgabe es ist, den Mond in eine angenehm bewohnbare Wiesenlandschaft zu verwandeln …

So weit hergeholt Obiges klingen mag: Es ist eine noch vergleichsweise einfache Folgerung aus der Tatsache, dass in der vollautomatisierten Zukunft Produktionsprozesse ohne menschliche Arbeitskraft ablaufen können und dass damit ungeahnte Möglichkeiten ungeahnter Dimensionen entstehen.

In diesem Sinne ist die Weiterentwicklung der Informatik, der Computer- und Robotertechnik und der Steuerung komplexer Prozesse nicht etwas, das das Leben der Menschheit ein bisschen einfacher gestalten wird, sondern etwas, das die Grenzen des Machbaren in unerhörtem Ausmaß ausdehnt.

Diese Konsequenzen haben die meisten Menschen heute noch in keiner Weise verstanden; sie begreifen nicht, dass die weiterführende Computerisierung der Menschheit fast einen Zauberstab in die Hand gibt (der freilich wie jeder Zauberstab auch gefährliche, negative Seiten haben kann!). Ich hoffe, dass dieser Beitrag und der nächste Beitrag 12.3: »Ist Raumfahrt nützlich?« ein bisschen die Nicht-Zukunftsromanleser aufrütteln können.



12.3 Ist Raumfahrt nützlich?


Auf manche Menschen übt die Idee der Raumfahrt eine große Faszination aus; andere lehnen sie als eine riesige Geldverschwendung ganz entschieden ab. Mit dem Geld, das man in die (häufig noch dazu militärische) Raumfahrt investiert, könnte man viel Gutes auf der Erde tun, zum Beispiel Hungersnöte in der Dritten Welt bekämpfen, Menschen in den Slums von Südamerika helfen, die medizinische Forschung vorantreiben usw. Kurzum, so wird argumentiert, wir haben so viele Probleme auf der Erde, warum dann Milliardenbeträge für eine mehr oder minder ergebnislose Raumforschung ausgeben?

Bei diesen Argumenten wird übersehen, dass wir sehr große Beträge genauso »ergebnislos« auch in andere Dinge investieren: von militärischen Budgets angefangen bis hin zu Ausgaben für esoterische moderne Kunst (die vielleicht auch nicht mehr Menschen begeistert als die Raumfahrt?), für alle möglichen und unmöglichen sportlichen Wettkämpfe (die trotzdem viele nicht missen wollen), für fünftklassige Unterhaltungssendungen im Fernsehen, für Forschung in katholischer Theologie oder für die Klassifizierung von Terrakotta-Fragmenten aus der Römerzeit. Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin nicht gegen die oben erwähnten Aktivitäten. Aber jeder, der mit dem scheinheiligen »Helfen wir anderen Menschen«-Argument gegen die Raumfahrt argumentiert, darf dies meiner Ansicht nach moralisch nur, wenn er genauso heftig gegen Hunderte andere Dinge argumentiert. Wie kann jemand zum Beispiel gegen Raumfahrt sprechen, der gleichzeitig Formel-1-Rennen oder Studien mittelalterlicher Geschichte unterstützt? Von diesen Aktivitäten helfen die letzten zwei den Menschen sicher weniger als Fortschritte in der Raumfahrt.

Bis hierher habe ich die Raumfahrt nur verteidigt, nun will ich zum Angriff übergehen: Raumfahrtforschung ist nicht nur irgendeine Aktivität wie viele andere, sondern verdient einen sehr viel höheren Stellenwert. Sie kann, so werde ich argumentieren, entscheidend für das Überleben der Menschheit sein.

Bevor ich die wirklich »schweren Geschütze« auffahre, zunächst noch einige »philosophische« Anmerkungen: Die Erforschung des Weltalls und Expeditionen dorthin entsprechen einem Urtrieb der Menschen, den wir bei der Polarforschung, der Besteigung der höchsten Berge der Erde, der Erkundung der Tiefsee usw. immer wieder erleben bzw. erlebt haben. Wenn wir diesem faustischen Drang, die Natur zu verstehen, schöpferisch tätig zu sein, alle Winkel dieses Universums kennen zu lernen, alles zu erforschen, »was Mensch und die Welt zusammenhält« …, wenn wir diesen faustischen Drang einmal alle nicht mehr besitzen sollten, dann sind wir keine richtigen Menschen mehr, sondern nur noch langweilig vegetierende Kreaturen. Dann haben Archimedes und Aristoteles, Goethe und Shakespeare, Gutenberg und Einstein, Mozart und Monet, Marco Polo und Amundsen, Kant und Gauß, Gödel und Mendelson usw. usw. umsonst gelebt. Das Weltall ist da, also »muss es« erforscht werden; die Sterne sind da, also »müssen« wir sie besuchen … in Abwandlung des Ausspruchs: »Warum ich auf die Berge steige? Weil sie da sind.«

Die Erforschung des Weltalls, mit allem, was dazugehört, vom Projekt SETI (Search for Extra Terrestrial Intelligence) bis eben hin zur Raumfahrt, auch zur bemannten Raumfahrt, ist aber nicht nur die wohl größte der Menschheit verbleibende Herausforderung, das wohl größte der Menschheit verbleibende Abenteuer. Gleichzeitig ergeben sich als Abfallprodukte neue Werkstoffe und Produktionsverfahren, neue medizinische Erkenntnisse u. v. m. Schließlich wären viele der heute schon wieder als selbstverständlich angesehenen Verfahren wie weltweite Kommunikation, Navigation, Wetterprognosen, Rohstofferkundung aus dem Weltall ohne Satelliten, d. h. ohne Raumfahrt, unmöglich.

Global gesehen aber wohl am entscheidendsten ist die Tatsache, dass auf Dauer nur der Weltraum die notwendigen Rohstoffe für die Menschheit bieten wird und dass die systematische Kolonisation des Weltraums durch die Menschen zwei ganz wichtige Probleme lösen wird: einerseits das Problem des langfristigen Überlebens der Menschheit, andererseits das Problem der Überbevölkerung der Erde.

Zum langfristigen Überleben der Menschheit verweise ich auf Beitrag 7.5: »Die Informatik Welt in 100 Jahren« in dem erklärt wird, dass sich die Menschen zu einem neuen Lebewesen Menschheit zusammenschließen. Ein solches einzelnes Lebewesen kann aber nicht unbegrenzt lange bestehen, es ist als Einzelexemplar zu verletzlich. Wenn auch die Wahrscheinlichkeit, dass es sich selbst vernichtet oder vernichtet wird, pro Jahr sehr klein ist, über Jahrzehntausende hinweg ist diese Wahrscheinlichkeit viel zu hoch. Ein relativ sicherer Fortbestand des »Lebewesens Menschheit« ist nur dann möglich, wenn es nicht ein solches Lebewesen gibt, sondern viele, d. h., wenn viele Planeten, Monde, ja Sonnensysteme von Menschen besiedelt werden!

Die Kolonisation anderer Himmelskörper in größerem Stil – zunächst wohl des Mondes, des Marses, der Monde des Jupiters, größerer Trümmer im Asteroidengürtel – wird freilich erst einsetzen, wenn AFACS (Autonomous Factory Systems), d. h. autonome Fabrikationssysteme, verfügbar sind, also sobald alle wichtigen Produktionsprozesse praktisch ohne menschliche Arbeitskraft durchgeführt werden können. Dieser Zustand ist aber absehbar (siehe Beiträge 1.5 und 12.2). Zu diesem Zeitpunkt können andere Himmelskörper nicht nur weitgehend ohne menschliche Arbeitskraft für Millionen von Menschen bewohnbar gemacht werden, sondern kann auch eine Flotte von Raumfahrzeugen vollautomatisch hergestellt werden, die alle notwendigen Verkehrsaufgaben (inklusive des Transportes von »Auswanderern«) übernimmt, jedenfalls innerhalb des Sonnensystems.

So utopisch das klingen mag für alle jene, die Zeitschriften wie Omni, Analog etc. nicht regelmäßig verfolgen, so ist nicht einmal der Zeithorizont für die Kolonisation des Sonnensystems so übermäßig lang. Die ersten Mond- und Marskolonien werden bis 2050 in Betrieb sein, zu welchem Zeitpunkt alle prinzipiellen Probleme bekannt und gelöst sein werden. Fabrikationssysteme, die immer mehr an das Ideal der erwähnten AFACS (der vollautomatisierten Fabriken) herankommen könnten, werden zur selben Zeit verfügbar werden, sofern den Schlüsseltechnologien Informatik/Robotik/Prozesssteuerung weiterhin eine hohe Priorität eingeräumt bleibt. Dann aber steht einer geradezu explosiven Entwicklung der Kolonisation des Sonnensystems nichts mehr im Wege.

Die bemannte Raumfahrt wird an den Grenzen des Sonnensystems nicht Halt machen. Selbst wenn man nicht relativistische Geschwindigkeiten in absehbarer Zukunft wird erreichen können (was zu befürchten ist) und selbst wenn es nicht gelingt, den Metabolismus von Menschen so zu verlangsamen (»Menschen einzufrieren«), dass sie Dutzende oder Hunderte Jahre ohne zu altern überstehen können (siehe Beitrag 12.1: »Zeitreisen«), wird dennoch die Kolonisation der »näheren« Sonnensysteme (im Umkreis von 100 Lichtjahren gibt es zirka 10 000 solche!) durchgeführt werden.

Zum Einsatz kämen dabei dann »Generationenraumer« – Raumschiffe, die einer völlig autarken Miniwelt ähnlich sind, in der zum Beispiel 50.000 Menschen gleichzeitig auf die Reise gehen, dabei weitgehend »normal« leben und sterben, bis eines Tages (nach 20 oder 200 Jahren Flug) ein bewohnbarer Planet in einem anderen Sonnensystem gefunden wird.

Solche Generationenraumer sind »im Prinzip« schon heute konstruierbar. Realistisch wird ihr Bau dann erst in zum Beispiel Mond- oder Marsumlaufbahnen, wo beliebig viele solcher Generationenraumer von AFACS gebaut werden. Auswanderer besiedeln diese Raumer und begeben sich auf ihre große Reise. Einigen wird das Leben auf den Generationenraumern so gefallen, dass sie diese nie mehr verlassen werden: die Zigeuner des 22. oder 23. Jahrhunderts?

Ohne ins Detail zu gehen, wofür ein eigener Beitrag notwendig wäre, stelle man sich einen solchen Generationenraumer vor als zum Beispiel einen Würfel mit einem Kilometer Seitenlänge. Indem man »Plattformen« in 20 Meter Abstand einzieht, erhält man 50 Ebenen, jede mit einem Quadratkilometer Fläche. Zehn davon enthalten je zirka 1.000 Häuschen mit durchschnittlich je 1.000 m² Grund mit Wiesen, Bäumen usw. Pro Häuschen leben im Durchschnitt fünf Menschen. Die anderen 40 Ebenen dienen für (vollautomatische) Landwirtschaft, Fabriken, Rückgewinnungsanlagen, Freizeitanlagen inklusive künstlicher Seen, Höhlen, Wälder. Den zirka 50.000 Menschen auf so einem Generationenraumer stehen alle Bücher, Bilder, Filme, Musikstücke, die je entstanden sind, zur Verfügung und auch sonst fehlt ihnen für ein schönes und erfülltes und recht »normales« Leben wenig. Die Generationenraumer werden langsam aus dem Sonnensystem bugsiert und dann allmählich (zum Beispiel durch die E.-Teller-Methode) auf halbe Lichtgeschwindigkeit beschleunigt.

Freilich, eine Wiederkehr zur Erde gibt es für die Passagiere eines solchen Generationenraumers kaum, da selbst die Rundreise zum nächsten Sonnensystem (Proxima Centauri) bei halber Lichtgeschwindigkeit etwa 20 Jahre dauern würde. Aber auch die Hunderttausenden Auswanderer, die zum Beispiel Irland während der Kartoffelkrise nach Amerika verließen, haben ihre Heimat nicht wieder gesehen! Nur damals waren die Bedingungen für Auswanderer sehr viel härter und unerfreulicher, als die Auswanderer auf Generationenraumern es je haben werden.

Nochmals muss betont werden: Natürlich ist Obiges Zukunftsmusik, aber es ist keine unbegründete Fantasterei, sondern ein realistisches Szenario. Ein Szenario, das nur dann unglaublich klingt, wenn man kleinkariert immer nur einige Jahre nach vorne und nach hinten blickt und damit echte Visionen aus dem Auge verliert …

Bis zu einem gewissen Grad befinden sich die Menschen heute in einer ähnlichen Situation wie die Europäer zirka 1520 – und denken und benehmen sich ganz ähnlich. Damals war Amerika entdeckt, die Möglichkeit der Atlantiküberquerung war mehrmals demonstriert worden. Weit blickende Politiker hatten damals zwar die Vision von permanenten Außenposten in Amerika für Handelszwecke, aber an eine systematische Kolonisierung dachte niemand. An die Möglichkeit, dass einmal Hunderttausende Europäer nach Amerika auswandern würden (freiwillig oder um sich vor Hunger oder Verfolgung zu retten), dachte nicht nur niemand, sondern hätte dies jemand prophezeit, er wäre für verrückt erklärt worden. Argumente der Art: »Wie sollen die Auswanderer ohne Hilfe in Amerika leben?«, »Wer würde denn freiwillig auswandern?« und insbesondere: »Ein Schiff kann zusätzlich zur Besatzung höchstens 35 Personen über den Atlantik befördern; jede Reise dauert mindestens zwei Monate und ist beschwerlich und gefährlich«, hätten jede Diskussion offenbar im Keim erstickt.

Dass im 20. Jahrhundert ein einziges großes Dampfschiff pro Fahrt Tausende Auswanderer nach Amerika bringen würde können und pro Jahr 20 und mehr Fahrten möglich sein würden (nur zehn solcher Schiffe also jährlich eine Million Auswanderer würden bewältigen können), das war 1520 einfach undenkbar (vom Flugverkehr ganz abgesehen!). Aber mehr noch: Die meisten Menschen damals wussten gar nichts von der Entdeckung Amerikas und hätten sie davon gehört, sie hätten sie als unwichtige Neuigkeit bald wieder vergessen.

Genau so verhalten sich die Menschen heute – viele haben keine detaillierte Ahnung von der Struktur unseres Sonnensystems; die meisten kommen, wenn man sie nach ein paar nahen Sonnen jenseits unseres Sonnensystems fragt, schon nach längstens Proxima Centauri und Sirius ins Stocken, obwohl sich im Umkreis von »nur« 17 Lichtjahren um uns mehr als 50 Sonnensysteme befinden! Dass einmal bemannte Stationen am Mond und Mars mit Menschen existieren werden, ist schon nur mehr einem Bruchteil der Menschen bewusst; dass diese Stationen innerhalb kurzer Zeit (100 bis 200 Jahre) zu riesigen Kolonien mit vermutlich Millionen von Menschen wachsen werden, dass das All sich in den nächsten drei Jahrhunderten als die größte Chance, die die Menschheit je hatte, herausstellen wird, das sehen schon nur mehr so wenige, dass es notwendig war, dies einmal zu sagen!


P.S.:. Dass ich nicht der einzige bin, der an den ‚Mondtourismus’ glaubt, kann man auch gut auf http://www.heise.de/tp/deutsch/special/raum/8818/1.html sehen.



12.4 Es gab keine Bäume


Machen wir einen großen Sprung in die Zukunft. Wir schreiben das Jahr 8219 u. Z. Der ökologische Zusammenbruch vor mehr als 9000 Jahren ist heute mehr Mythos als Geschichte. Damals, am Ende der Zeit der Alten, lebten auf der Erde fast 12 Milliarden Menschen. Die stetig weiterwachsende Bevölkerung und die Industrialisierung belasteten die Umwelt immer mehr. Innerhalb von nur fünfzig Jahren kam dann der totale Zusammenbruch. Die Meere füllten sich mit Algen, verbliebene Restwälder verschwanden genauso wie Büsche, viele Pflanzen und Tierarten. Der Sauerstoffgehalt geriet aus dem Gleichgewicht, Milliarden von Menschen und Tieren starben, erstickten; Unwetter, wie in der Urzeit unseres Planeten, verwüsteten die Erdoberfläche, deckten Millionenstädte mit Sand und Schlamm zu, ließen sie im steigenden Meer versinken. Kleine Gruppen von Menschen überlebten da und dort, fanden neue Nahrungsquellen auf einem Planeten, dessen größte Landpflanzen von nun an kurze Grassorten sein sollten …

Heute, im Jahre 8219 u. Z. ist die Erde wieder recht dicht besiedelt (allein im ehemaligen Europa leben bereits wieder 112.000 Menschen!). Es hat sich eine neue, halbtechnisierte Zivilisation entwickelt …

Aus der Zeit vor dem Zusammenbruch weiß man wenig: Hunderte Generationen lang gab es nur mündliche Überlieferungen; und die Zeit hat dafür gesorgt, dass selbst Tokio oder New York so zerstört, so zugedeckt von Erdmassen sind, dass Erzählungen von diesen Städten so klingen wie für uns Geschichten über Atlantis. In den Sagen und Märchen aus der Zeit der Alten hält sich hartnäckig die Vorstellung von »Bäumen« in »Wäldern«, obwohl Wissenschaftler immer wieder darauf hinweisen, dass diese Konzepte nur einer überhitzten Fantasie entsprungen sein können. Hier ist dazu ein Auszug der neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins:

»Es ist erstaunlich zu sehen, dass in unserer heutigen wissenschaftlichen Zeit selbst sonst rational denkende Erwachsene noch immer vereinzelt ernsthaft an Berichte über »Bäume«, die es angeblich einmal gegeben hat, glauben. Dabei sprechen alle unsere Erkenntnisse und Forschungen eindeutig dagegen: Bäume hat es genauso wenig je gegeben wie Feuer speiende Drachen oder Osterhasen.


Fassen wir doch zusammen:

Die Theorie, dass durch den Prozess der Assimilation, den wir vom Gras kennen, meterhohe, massive Lebewesen entstehen sollen, ist ja an sich schon absurd. Wie soll denn aus Luft, Wasser, Sonne und einigen Mineralien aus der Erde eine harte Substanz wie »Holz« entstehen können?

Die Funde, die häufig als »versteinertes Holz« bezeichnet werden, enthalten im Vergleich zu Gras nur Spuren organischen Materials. Die Theorie, dass die ursprünglichen organischen Stoffe durch Mineralien ausgelaugt und ersetzt worden sind, ist (das geben ja selbst ihre Vertreter zu) doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Nachdem Funde von »Glas« und »Plastik« aus der Vergangenheit eher häufiger sind als »versteinertes Holz«, liegt es auf der Hand, dass die Alten einen speziellen Produktionsprozess anwandten, um grasartige Substanzen mit Mineralien zu einer harten Masse zu vermengen. Warum sie dies taten und wie dieser Prozess aussah, wissen wir noch nicht, doch sind wir der Lösung des Rätsels wohl schon eher nahe gekommen.

Glaubt man den Märchen über Bäume, dann sind diese oft in Gruppen gestanden, in so genannten »Wäldern«, in denen die Baumstämme ein Weiterkommen mit normalen Oberflächenfahrzeugen unmöglich gemacht hätten. Dass sich die Alten der Mühe unterzogen haben sollen, ein weltweites System von befestigten Schneisen (in den Märchen »Straßen« genannt) durch Wälder zu schlagen, um sich mit den Oberflächenfahrzeugen zu bewegen, ist eine absurde Vermutung, da ja ein einmaliges gründliches Abbrennen aller Wälder alle Probleme ein für alle Mal gelöst hätte. Im Übrigen zeigt ein simples Rechenbeispiel die Unsinnigkeit der Behauptung: Europa soll seinerzeit, wenn man den Märchen glaubt, ein Netz von über 50 Millionen »Straßenkilometern« gehabt haben. Wenn wir davon ausgehen, dass an einem Straßenkilometer hundert Menschen einen Monat lang arbeiten, so wären alle 100.000 Menschen Europas immerhin 50.000 Monate, also zirka 4.000 Jahre, mit dem Aufbau des Straßennetzes beschäftigt gewesen, wobei von der Instandhaltung noch gar nicht gesprochen wurde!

Fast 50 % der Bäume sollen so genannte »Laubbäume« gewesen sein, die einmal im Jahr ihre grünen Auswüchse (»Blätter«) verloren haben. Nimmt man nur an, dass diese Blätterschicht pro Jahr fünf Zentimeter dick gewesen ist, so sind das bei nur 1.000 Jahren 50 Meter hohe Blattschichten – die die sagenhaften Wälder ja selbst erstickt hätten!

Schließlich muss darauf hingewiesen werden, dass in fast allen Märchen von Wäldern auch von »Zwergen«, »Riesen«, »Hexen«, »Geistern«, »Feen«, »Drachen« und ähnlichen Lebewesen die Rede ist, für die nie auch nur eine Spur von Beweisen gefunden wurde. Alle Versuche, durch das Auffinden von versteinerten Feen oder Zwergen die Waldtheorie zu festigen, sind bekanntlich völlig fehlgeschlagen. Insbesondere scheint sich noch immer nicht herumgesprochen zu haben, dass der Fund von zirka hundert Steinzwergen in der Nähe von Karlsruhe ein Fund von hundert eindeutig aus Ton gebrannten Statuetten, die sicher nie belebt waren, gewesen ist, keineswegs aber der Fund von irgendwann lebenden und dann versteinerten Zwergen!

Obige Argumente lassen sich beliebig lange fortsetzen. Es scheint eine menschliche Angewohnheit zu sein, an das Unmögliche und Absurde glauben zu wollen. Es wird Zeit, dass ein etwas vernünftigeres Denken in unser Leben Einzug hält. Wir wissen, dass es Zwerge, Riesen, Feen, Hexen, Geister, den lieben Gott und den Osterhasen im »überlieferten« Sinn nie gegeben hat. Es wird Zeit, dass auch »Bäume« und »Wälder« endlich dort eingeordnet werden, wo sie hingehören, ins Reich der Fantasie!«



12.5 Gefangen!


Juni 2141. Die Diskussion über das heurige Urlaubsziel im Sommer ist schon beinahe in einen handfesten Streit »jeder gegen jeden« ausgeartet. Der Sohn möchte unbedingt in die Librationszone des Merkurs, um dort in der Dämmerung auf den allmählich erstarrenden Zinnseen herumzufahren, die rot glühenden Felsen der berühmten Sonnenebene zu sehen, die nur durch die im Schatten liegenden Teile aufrecht bleiben und um die sich ein »Lava Kreislauf« herausgebildet hat … fast wie der Kreislauf des Wassers auf der Erde. Auf die Einwände, das sei (auch wenn man noch die finsterschwarzen Täler der Merkurrückseite hinzunehmen würde) einfach zu wenig für einen längeren Urlaub, will er einfach nicht hören. Die Tochter wieder schwärmt vom »P-Hüpfen« im Asteroidengürtel zwischen Jupiter und Mars, wo man bei fast null Schwerkraft mit einem Sprung einen Asteroiden umkreisen kann, spielerisch zu einem anderen hinüberhüpfen kann etc. »Langweilig«, meint ihr Bruder nur dazu, »wenn man wenigstens nicht dauernd an den Sicherheitsseilen hängen müsste, dann wäre es zumindest ein bisschen aufregend.«

Die Mutter will weit hinaus, zu den großen fahl-grünen Eisfällen des Pluto, von denen die Nachbarn so schwärmten; sie möchte das »Am Rande des Sonnensystems«-Gefühl einmal erleben, das Fastdunkel des Pluto, nach dem alles auf der Erde wieder ekelhaft grell, kantig und scharf wirkt. Die lange Anreise ist ein Argument, das sie nicht gelten lässt: »Endlich kann man sich einmal richtig ausruhen«, meint sie.

Ihr Mann hingegen zählt alle Schönheiten eines Besuchs der Mondkolonie auf: den Kontrast zwischen saftigen Wiesen mit Bächen und Seen unter einer der Großkuppeln und die tote Mondwüste außerhalb; das Gefühl »Ich kann fliegen wie ein Vogel«, das nur in der künstlichen Atmosphäre des Mondes wegen seiner geringen Schwerkraft möglich ist usw. »Mond, Mond«, meinen die Kinder verächtlich, »der ganze Pöbel fliegt heute schon zur Rimini- oder Mallorcakuppel.« Keine der Ideen wird von allen gutgeheißen. Auch Kompromissvorschläge wie eine Rundtour durch die abwechslungsreichen Monde des Jupiter oder ein Treck in gepanzerten Fahrzeugen durch die Schluchten des Mars finden keine Mehrheit.

Mürrisch sitzt man beisammen. Der Sohn sucht im Hyper-X gelangweilt nach weiteren Möglichkeiten. Plötzlich horchen alle auf: Die Verhandlungen der Raumergewerkschaft mit der IPTS sind zusammengebrochen. Schlimmer noch, militante Mitarbeiter der Gewerkschaft haben die Energiereaktoren der geostationären Umsteigestationen 2-11 niedergefahren. Nur der Betrieb der Stationen 1 und 12 bleibt für Notfälle aufrecht. Eine Normalisierung des interplanetarischen Verkehrs ist frühestens in zwei Monaten möglich: Bis dahin sind alle nicht-essenziellen Reisen untersagt.

Lähmendes Schweigen in der Familie. Zuerst will es niemand so recht glauben. Aber je mehr Neuigkeiten bekannt werden, umso klarer wird es: Der Traum vom Juli-Urlaub ist ausgeträumt. Heuer heißt es zu Hause bleiben; man wird sich mit ein paar Ausflügen in die Südsee oder nach Grönland – alles Dinge, die sattsam bekannt sind und wahrlich nichts Neues mehr bieten – begnügen müssen. Man ist jetzt doch tatsächlich mindestens zwei Monate lang eingesperrt, ohne Alternativen, ohne Bewegungsfreiheit: Gefangen auf der Erde!

PS: Kann es wirklich zu solchen »Wertverschiebungen« kommen? Warum nicht? Wenn heute mehrere Monate der gesamte Flugverkehr ausfiele, würden wir uns dann nicht auch fast »eingesperrt« vorkommen? Oder wenn gar noch alle anderen auf Erdöl basierenden Fahrzeuge ausfallen würden, dann doch sicher. Und trotzdem sind niemandem vor 50 Jahren Flugzeuge oder vor hundert Jahren Autos abgegangen!

PPS: IPTS heißt natürlich Inter Planetary Transport Society. Die Aktienverteilung, Stand 2141, ist: 24 % Indien, 21 % China, 13 % Japan, 6 % USA und Europa. Alle anderen Staatengebilde sind nur Kleinaktionäre.



12.6 Das Haus unter der Erde


Das Haus ‚Fensterbunker’ liegt auf einem 240 m² großen Grundstück in extrem guter Lage in Graz (Rosenhügel), es hat einen 40 m² großen Start-/Landeplatz für den Moeller400 (der 1993 von Gordon Vette erstmals testgeflogen wurde). Der Rest des Grundstücks ist Wiese, ein paar Büsche, Blumen, Bäume. Wo ist das Haus? (Siehe »XPERTEN: Das Paranetz«).

Es liegt 250 Meter tiefer, unter der Erde, wo man weder Heizung noch Kühlung braucht, unbegrenzt Platz hat … und eine herrliche Aussicht. Denn alle Fenster sind »virtuell«, d. h., sie schauen aus wie Fenster, bieten eine herrliche Sicht, UV-freie Sonnenstrahlung, aber zeigen, wofür man gerade ein Abonnement bezahlt hat: die Nordküste von Hawaii (mit Wellen und Surfern, wie sie »gerade« echt existieren … auf vielfachen Wunsch allerdings um zehn Stunden Zeit verschoben, damit der Tag dem Tag entspricht); den Blick auf den Großglockner oder in das Rote Meer mit seiner Unterwasserlandschaft; die Riegersburg in der Steiermark; Mistras, die Feste oberhalb von Sparta; das Mare Imbrium am Mond; den Cachiero de Itiquira – einen herrlichen Wasserfall eine Autostunde von Brasilia weg; den Eisdom im Tennengebirge; die Freiheitsstatue in New York, …, und natürlich bei jedem Fenster etwas anderes und auf Wunsch jederzeit durch ein anderes Bild austauschbar.

Übrigens, eine Tür des »Fensterbunker«-Hauses hat, wenn man sie öffnet, einfach Erde oder Sandstein dahinter: Das Haus kann jederzeit durch weitere Grabungen erweitert werden – mit einem Arbeits- oder Kinderzimmer oder mit einem Stollen bis hin zur nächsten U-Bahn-Station …

Warum wohnen wir nicht lange schon so?



12.7 Ein Irrtum


Das Raumschiff Paleont-8 drang mit großer Geschwindigkeit in das Sonnensystem ein. Noch in Plutoentfernung von der Sonne, hoch über den Ebenen der Planetenbahnen entdeckten die empfindlichen Fernortungssysteme elektromagnetische Wellen, die vom dritten Planeten des Systems ausgingen und keinen natürlichen Ursprung haben konnten. In den Weiten der Galaxis, in der Einöde von Zeit und Raum hatten die Paleonter endlich einen Planeten mit intelligenten, ja offenbar bereits hochtechnisierten Lebewesen entdeckt.

Paleont-8 ging, den Vorschriften folgend, in Beobachtungsposition, um erste Informationen über den Planeten, den seine Bewohner »Erde« nannten, zu sammeln. Die Paleonter waren eine der älteren Intelligenzformen des Universums. Ihre Geschichte reichte Millionen von Jahren in die Vergangenheit, ihre technische Hochblüte und größte Ausbreitung lag lange zurück. Seither hatten sich die Paleonter zunehmend von Eroberern und Kolonisatoren zu einem Volk von staunenden Beobachtern und Forschern entwickelt. Das Weltall war voll von immer neuen Wundern, das größte von allen aber war die Tatsache, dass auf noch immer kaum erklärbare Weise hie und da einfaches Leben aus toter Materie entstanden war. Freilich, je weiter der Kolonisations- und Forschungstrieb die Paleonter von ihrem Heimatsonnensystem hinwegführte, umso größer wurde auch ihre Verwunderung, ja Verzweiflung, nie auf ihresgleichen zu stoßen. Die meisten Sternensysteme waren prächtig, aber tot; in einigen fand sich primitives Leben; auch die Sensation, nach Jahrhunderttausenden von Entdeckungsreisen auf Xandor 3 einfache Tiere, d. h. komplexe mehrzellige, sich fortbewegende und zweigeschlechtlich fortpflanzende Lebewesen, zu finden, konnte kaum die Enttäuschung verbergen nie höher entwickeltes, intelligentes Leben anzutreffen. Dazu kam, dass sich die Forscher der Paleonter zunehmend als Todesboten fühlten. Kaum hatten sie einen der raren Planeten mit etwas Leben gefunden, schon – und trotz größter Vorsichtsmaßnahmen immer wieder – zerstörten die von den Paleontern eingeschleppten Mikroben das gefundene, schwächliche Leben.

So hatte sich allmählich der Codex Intelligentiae entwickelt, das sind genaue Vorschriften, wie ein paleontisches Raumschiff zu verfahren hatte im heiß erwünschten Fall des Auffindens intelligenten Lebens: reine Beobachtung, keine Kontaktaufnahme, absolute Sterilisation des Raumschiffes und aller Forschungseinrichtungen vor einer etwaigen Landung …

Und nun war man auf Beobachtungsposition, 200 Millionen Kilometer entfernt von der Erde, war in der Lage, erste Rundfunksendungen teilweise zu entschlüsseln. Fieberhafte Erregung im Raumschiff: ein Planet mit Milliarden von intelligenten Lebewesen, mit einer Tier- und Pflanzenvielfalt Tausende Male größer als selbst auf dem Heimatplaneten. Eine Landung in einem dünn besiedelten Gebiet der Erde musste vorgenommen werden, um Erdproben, Muster von Kleintieren und Pflanzen usw. aufnehmen zu können. Eine Stelle im nördlichen Saskatchewan, in Kanada, in einer Gegend mit großen Pflanzen (auf der Erde »Bäume« genannt) und mit reicher Tierwelt wurde als Landeplatz ausgewählt. Eine regnerische Nacht sollte die Landung für menschliche Augen unsichtbar machen; die STEALTH-ähnliche Außenhaut des Raumschiffes würde jede elektronische Ortung verhindern.

Die höchstmögliche Sterilisationsstufe, noch nie praktisch erprobt, wurde ausgewählt. Mit geöffneten Außentoren jener Schleusen, die alle für den Einsatz auf der Erde bestimmten Instrumente enthielten, raste Paleont-8 tangential auf den Rand der Sonne zu, wurde im Widerstreit gigantischer Gravitations- und Fliehkräfte durch nuklearheiße Protuberanzen der Sonne hindurchgeschleudert, wurden die Außenhaut und die offenen Schleusen der Paleont-8 bis zur Belastungsgrenze erhitzt, bis die Keramo-Metallik bei fast 100.000 Grad Celsius weiß zu glühen begann. Ein gefährliches Unternehmen, das letztendlich problemlos ablief und bei den Paleontern das befriedigende Gefühl zurückließ, jeder Verseuchung der Erde durch gefährliche galaktische Mikroben mit Sicherheit vorgebeugt zu haben …

Sachte setzte die Paleont-8 am Oberlauf des Churchill-Flusses, weniger als 60 Kilometer vom Laronge-See entfernt, auf einer sumpfigen Wiese inmitten des typischen kanadischen Laubmischwaldes (Espen, Birken, einige Ahornbäume) auf. Die ferngesteuerten Robotsonden verließen ihre Schleusen, begannen mit der faszinierenden Arbeit des Erkundens der Umgebung, des Zusammentragens von Stein-, Boden-, Pflanzen- und Tierproben. Nichts wurde direkt an Bord der Paleont-8 gebracht, sondern vor ihr bzw. in den Schleusen (bei geschlossenen Innentoren) gestapelt. Nur einmal würden sich (bei der Abreise) die Außentore der Schleusen schließen, nur einmal die Innentore öffnen. Nur so war – nach paleontischem Ermessen – auch die geringste Gefahr einer Kontamination der Erde zu verhindern.

Die Tage vergingen. Mehr und mehr begannen die Paleonter das Leben auf der Erde zu verstehen: die Bedeutung der Bäume für den Sauerstoff-Kohlendioxidhaushalt, die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt und die Welt des Menschen – und Städte, die mit ferngesteuerten Kleinstflugzeugen vorsichtig erkundet wurden. Übrigens hatte man ein einfaches, unbewohntes Haus – inzwischen von den Paleontern »Cabin X« getauft – in kaum 10 Kilometer Entfernung des Landeplatzes entdeckt. Bei Gelegenheit war an ein Eindringen in die »Cabin X« gedacht, doch noch war kein zerstörungsfreier Weg gefunden worden.

Als am 18. Tag nach der Landung der Morgen graute und die Paleonter wieder zu den Aussichtsluken und Schirmen der ferngesteuerten Erkundungsroboter eilten, war der Anblick, den die Umgebung von Paleont-8 bot, so entsetzlich, entsprach so sehr den schwärzesten Albträumen der Raumfahrer, dass sie zunächst nur bleich, schweigend und verzweifelt das Unfassbare wieder und wieder durch die verschiedensten Luken und die Videokameras ihrer Spähroboter ansehen konnten: Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen musste die Paleont-8 eine für die irdische Pflanzenwelt tödliche Seuche eingeschleppt haben, denn über Nacht hatten sich alle noch am Vortag gesund-grünen Atemorgane (»Blätter«) der Bäume dramatisch gelb, braun und rot verfärbt und waren offenbar im Begriff abzusterben. Viele waren schon abgefallen und immer weitere taumelten in der langsam stärker werdenden Herbstsonne zu Boden.

Wie konnte das Furchtbare geschehen sein? Kein noch so kleines nicht sterilisiertes Gerät war bei den Erkundigungen eingesetzt worden! Noch bestand aber vielleicht Hoffnung: War die Krankheit vielleicht so lokalisiert, dass man versuchen konnte, sie zu bekämpfen? Sofort ausgesandte fliegende Robotsonden brachten vernichtende Ergebnisse. Die geheimnisvolle Krankheit hatte nach Westen und Osten hin alle Bäume erfasst, so weit man feststellen konnte, alle Bäume nach Norden bis zur Vegetationsgrenze und einen breiten Streifen nach Süden. Dort allerdings, noch weiter südlich, war die Krankheit noch nicht zu sehen, waren die Bäume noch grün. Bestand noch Hoffnung, dass sich die Krankheit nicht weiter ausbreiten würde? Ständige Beobachtungen während des ganzen Tages schienen diese Hoffnung zu nähren. Die Grenze der absterbenden Bäume schien sich nicht weiter nach Süden zu bewegen! Die darauf folgende Nacht aber zerstörte jede Zuversicht: braun-sterbende Blätter auch immer weiter südlich. Die Krankheit schien sich unaufhaltsam vor allem in den Nächten auszubreiten …

Die Paleonter wussten, dass alles Leben auf der Erde ohne Bäume verloren war, vor allem auch die Menschen. Sie fühlten sich verantwortlich für die – so schien es ihnen – sich abzeichnende Katastrophe. Wieder einmal hatten sie (wie nur? was war falsch gelaufen?) ein Ecosystem durch ihr Eindringen zerstört. Sie würden einen Bericht darüber an ihre Heimatwelt senden, als Hypermediapaket per Hyperfunk, aber sie fühlten sich so weit schuldig, dass sie als Besatzung des Raumers Paleont-8 beschlossen, ihr Leben durch Vernichtung ihres Schiffes zu beenden. Einen letzten Wunsch würde man sich noch leisten: das Eindringen in die entdeckte Cabin X mit einer der Flugsonden, um als letzten Triumph Bilder der Menschenzivilisation, die man gerade zerstört hatte, zur Heimatwelt zu übermitteln.

Die Robotsonde durchschlug eines der Fenster der Cabin X – diese Beschädigung schien nun auch schon gleichgültig – und begann Bilder aus dem Inneren zu senden: Bilder von Werkzeugen, von Kochgeräten, von vielen nicht sofort identifizierbaren Objekten einer fremden Zivilisation. Die Wissenschaftler auf dem Heimatplaneten würden Jahre brauchen, um all das übermittelte Videomaterial verarbeiten zu können! Da erfasste die Robotsonde plötzlich an einer Wand das Bild eines grünen Baumes …, zeigte daneben noch ein Bild desselben Baumes mit gelb-braunen absterbenden Blättern! Der Atem der Paleonter stockte: Wie konnten die Menschen von dieser Krankheit wissen, die erst von den Paleontern eingeschleppt worden war?

Gefühle und Überlegungen überschlugen sich im Paleonter-Raumer. Da! Die Robotsonde zeigte zwei weitere Bilder: Denselben Baum ohne Blätter, aber – wie es schien – mit weißen Wasserkristallen verziert (war das der »Schnee«, von dem sie in Radiosendungen gehört hatten?), und nochmals derselbe Baum mit kleinen, hellgrünen, offenbar neuen Blättern und vielen anderen Auswüchsen (waren das die »Blüten« des Baumes?).

Atemlose Stille im Paleonter-Raumer. Bis der Kommandant mit heiserer Stimme das sagte, was allmählich den meisten klar geworden war: Die »Krankheit« der Bäume war jahreszeitlich bedingt, das Absterben der Blätter im »Herbst« (wie das von den Menschen genannt wurde) ein normaler Vorgang. Die Paleonter hatten keine Krankheit eingeschleppt; das Leben auf der Erde war nicht gefährdet und die Zerstörung der Paleont-8 und ihrer Besatzung wäre ein fürchterliches Missverständnis gewesen.

»Gut, dass solche Bilder in den Wohnungen der Menschen hängen«, dachten sich viele Paleonter an diesem Tag.



12.8 Der galaktische Zoo


(Bericht 346, IGG – Institut für galaktische Geschichte)


Seit über 30 Jahren arbeite ich nun schon am IGG (Institut für galaktische Geschichte) auf Zentrax 4. Ich bin stolz darauf, am IGG tätig sein zu können, auch wenn ich an einigen der spektakulärsten Entdeckungen, die auf unsere Forschungen zurückzuführen sind, nur am Rande beteiligt war. Ich denke dabei natürlich vor allem an die Rettung der ehemaligen Auswanderer zur Magellan’schen Wolke, die ohne IGG nie zustande gekommen wäre. Und ich erwähne dieses Unternehmen, über das ja an anderer Stelle schon bis zum Überdruss berichtet wurde (siehe zum Beispiel Bericht 94, IGG »Die Magellan’sche Wolke«), nicht zufällig, sondern weil ich glaube, dass mein gegenwärtiger Vorschlag gewisse bescheidene Ähnlichkeiten damit aufweist. Ich hoffe daher, dass dieser Bericht dazu beitragen wird, die Akademie zu bewegen, jene Mittel zur Verfügung zu stellen, die notwendig sind, um die verbleibenden Fragen zum galaktischen Zoo endgültig beantworten zu können. Ich bin überzeugt, dass dies nur durch eine Expedition zu Sol 3 möglich ist, eine Expedition, die sowohl von historischem als auch biologischem Interesse sein würde, wie ich argumentieren möchte. Doch nun zu einer systematischen Darstellung der gegenwärtigen Situation.

Als Spezialist für die große wirtschaftliche Stagnation gegen Ende des Zeitalters der materiellen Transportation vor ungefähr 400 Millionen Jahren habe ich mich gründlichst mit all jenen Versuchen der damaligen Zentralregierung beschäftigt, die eine Verbesserung der Infrastruktur in den verschiedenen Teilen unserer Milchstraße zum Ziele hatten. Ob der entscheidende Schritt die Förderung raschen Wirtschaftswachstums, die starke Dezentralisierung der Verwaltung oder die rasche Substitution der materiellen Transportation durch die galaxisweite Einführung der Feelies war, ist nach wie vor eine Streitfrage unter uns Wirtschaftshistorikern. Fest steht aber, dass zwar keine der früheren Einzelmaßnahmen einen Durchbruch erzielen konnte, jedoch einige davon durchaus lokale und beachtliche Erfolge zeitigten. Eine solche Maßnahme war die Errichtung eines galaktischen Zoos als Fremdenverkehrsattraktion in einem wirtschaftlich besonders rückständigen Gebiet der Milchstraße.

Nach längeren Standortdiskussionen – viele Distriktverwalter versuchten, wie üblich, die beachtlichen Subventionen für ihren Bereich zu sichern – fiel die Entscheidung auf das System Sol, das in einem eher langweiligen und sternenarmen Ausläufer der Randspirale Z18 liegt. Dieses Sonnensystem mit neun Planeten, etwa 50 Monden, einem Asteroidengürtel zwischen Sol 4 und Sol 5 und einer beachtlichen Anzahl von kleineren Himmelskörpern schien sich besonders für die Errichtung eines galaktischen Zoos anzubieten. Obwohl es selbst unbesiedelt und ohne Spuren höher entwickelten tierischen Lebens war, befand es sich in der Nähe von größeren Kolonien wie zum Beispiel Centauri 6-8, Sirius 11 und Sirius 13, Wolf 4 usw. (um nur einige zu nennen), die alle von einer größeren Fremdenverkehrsattraktion ungemein profitieren würden. Das Sonnensystem Sol selbst bot mit Sol 3 einen guten Kandidaten für den Haupttiergarten, mit einer bereits vorhandenen einfachen Tier- und Pflanzenwelt, einer mitteldicken Gashülle und einem ausgedehnten Meer, aber auch mit den notwendigen großen Landmassen. Ein mäßiges Ausmaß planetarischer Veränderungen würde genügen, um verschiedensten galaktischen Tier- und Pflanzenarten der Kohlenstoff-Sauerstoff-Kategorie eine gute Heimstätte bieten zu können.

Für einige exotischere Lebensarten waren andere Teile des Systems Sol bestens geeignet.

Die hübschen Metallmetaboliker von Ziron und Trukon würden sich in den Blei- und Zinnseen von Sol 1 wohl fühlen und die Librationszone von Sol 1 als Laichgründe verwenden können; die Mineraloiden – die bekanntlich Schwerkraft und selbst geringe Mengen Gas kaum vertragen – würden auf Kleinasteroiden gedeihen; für die Hochdruckgasqualler kam Sol 5 in Frage; und selbst Sol 9 war offenbar – nach minimalen planetarischen Adaptionen – für mehrere Gattungen von lichtempfindlichen Eislern denkbar. Zwei weitere Argumente sprachen sehr für Sol: Einerseits kreisen alle Planeten fast in einer Ebene, was bekanntlich die Errichtung von Ferntransmittern sehr erleichtert; zweitens bot Sol neben der Attraktion des geplanten galaktischen Tiergartens auch noch einige andere Sehenswürdigkeiten von zwar nicht gerade einzigartiger Natur, aber doch von einer Qualität, die als Abrundung eines Ferienerlebnisses recht annehmbar ist: Starke und optisch-akustisch beeindruckende elektrische Stürme auf Sol 3, Bootfahrten auf Zinnseen auf Sol 1, Flugreisen mit Infrarotsehern auf dem wilden Sol 2, permanente Riesenvulkanausbrüche auf einem der Monde von Sol 5, das amüsante, wenn auch kindische Asteroidenhüpfen im Asteroidengürtel, ein ausgeprägtes Ringsystem um Sol 6 (nicht so groß wie das berühmte um Hexaklet 4, aber auch im Vergleich durch seine Zartheit hübsch, ja fast rührend) und der große Eisfall auf Sol 9 sind einige der Hauptattraktionen des Systems Sol, die in späteren Reiseführern immer wieder erwähnt werden.

So wurde also mit der Errichtung des galaktischen Zoos im System Sol begonnen. Hauptschwerpunkt war Sol 3. An größeren Eingriffen am Planeten selbst ist nur eine Kippung der Rotationsachse auf 23 1/2 Grad zur Bahnebene des Planeten zu erwähnen. Dies war notwendig, um hinreichend viele Klimazonen mit jahreszeitlichem Wechsel zu erzielen. Der Südkontinent musste weitgehend umgestaltet werden, um die Voraussetzungen für gewisse Beutelsäugetiere zu schaffen, und einige Landbrücken wurden gesprengt, um Tiermigrationen zu verhindern. Beispielsweise musste man große Raubkatzen vom Südkontinent fernhalten, da sie sonst den dortigen Tierbestand gefährdet hätten. Insgesamt aber waren nur bescheidene Eingriffe notwendig, bevor mit der Besiedlung von Sol 3 mit den verschiedensten Pflanzen- und Tierarten aus der gesamten Galaxis begonnen werden konnte.

Tatsächlich ist eigentlich der Ausdruck »galaktischer Zoo« fast irreführend, da über Maßnahmen wie die beschriebenen hinaus keine Versuche unternommen wurden, verschiedene Lebensarten voneinander getrennt zu halten. Bis auf offensichtliche Inkompatibilitäten, die von vornherein bekannt waren (wie zum Beispiel zwischen Eisbären und Pinguinen, die man daher an entgegengesetzten Polareiskappen ansiedelte), überließ man die Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt selbst. In diesem Sinn kann der »galaktische Zoo« auch als ein biologisch einmaliges Experiment betrachtet werden: Ein Planet mit einer Artenvielfalt wie Sol 3 – mit Pflanzen und Tieren aus allen Ecken der Galaxis zusammengewürfelt – war einmalig, es würde wohl auch einen solchen nie mehr geben, und Sol 3 war bald nicht nur eine echte Fremdenverkehrsattraktion, sondern auch ein tierisch-pflanzliches Labor wahrhaft planetaren Ausmaßes.

Nicht alles entwickelte sich wie vorgesehen. Es erwiesen sich zum Beispiel die mächtigen Saurier den sehr viel schwächer eingestuften Säugetieren gegenüber als dermaßen unterlegen, dass nur gewisse zwergartige Abarten der Saurier langfristig überlebten. Dennoch erbrachte der galaktische Zoo aber auch den Beweis für die erstaunliche Koexistenzfähigkeit verschiedenster Lebensarten. Wer hätte denn vermuten können, dass so verschiedene Tierarten wie Säuger, Vögel, Fische, Insekten, Kriechtiere usw. auf ein- und demselben Planeten nicht nur nebeneinander, sondern sogar vermischt, manchmal als Jäger-Gejagte, manchmal auch als Symbionten leben würden können! Als Wirtschaftshistoriker kann ich nur ein bisschen von dem Erstaunen nachempfinden, was die den galaktischen Zoo beobachtenden Biologen offenbar damals fühlten. Für mich bedeutsamer war die Tatsache, dass der galaktische Zoo ein touristischer und damit wirtschaftlicher Hit wurde. Vielleicht haben die Berichte der Biologen über das »größte biologische Experiment ohne jede Schranken« (ich zitiere eine Fachzeitschrift knapp 180 Jahre nach der offiziellen Eröffnung des galaktischen Zoos) auch dazu beigetragen. Eher glaube ich allerdings, dass das geschickte Vermarkten von an sich recht einfachen Zusatzattraktionen ausschlaggebend war. Die »Höhle durch den Mond« (die mit 3.000 Kilometer Gesamtlänge ja zum Beispiel nur ein Zehntel so lang ist wie die berühmte rote Höhle unseres Heimatplaneten) wurde ungerechtfertigt, aber erfolgreich genauso übertrieben beworben wie das Sandsegeln auf Sol 4, wie das »Umsegeln des zweiten Mondes von Sol 4 mit eigener Sprungkraft« (dass der zweite Mond von Sol 4 den Ausdruck »Mond« mit seinen 50 Kilometer Durchmesser gar nicht verdient, wurde wohlweislich verschwiegen) oder wie das »allabendliche Feuerwerk auf Sol 5«, das durch kleinere Atomsprengkörper ausgelöst wurde und von dem Astrophysiker behaupten, dass selbst Hunderte Millionen Jahre nach der Einstellung dieses Feuerwerkunfugs wohl noch immer ein roter Fleck sichtbar bleiben würde. (Eine heutige Expedition zu Sol würde auch diese Frage klären!)

Die Entwicklung des galaktischen Zoos fiel übrigens mit den in der Geschichte immer wieder feststellbaren dümmlich-heuchlerischen »Schützt die Umwelt«-Wellen zusammen. Während man zuerst Sol mit Tausenden systemfremden Tieren bevölkerte, die Achse von Sol 3 kippte usw., bestand man anschließend darauf, den »natürlichen Zustand« des Sonnensystems möglichst zu erhalten! Als positive Konsequenz wurden alle touristischen Anlagen unter den Oberflächen der Planeten angelegt, wodurch die Firmen auf Centauri 6 die Unteroberflächenbauweise so perfektionieren konnten, dass sie Jahrtausende führend blieben. Dass der Urzustand durch die Einrichtung des Zoos an sich schon völlig vernichtet worden war und in diesem Sinne eine Zerstörung durch Bauten ja gar nicht mehr möglich war, wurde geflissentlich übersehen.

Aber wir kennen das ja auch aus der Geschichte unseres eigenen Planeten Zentrax 4: Die Rufe nach »Schützt die Natur«, während die Bevölkerung hemmungslos weiter wächst, das Bestreben »Rettet die großen Steppenflächen« (die allerdings erst durch die Abholzung der ursprünglich dort vorherrschenden Wälder entstanden waren) sind genauso gute Beispiele wie die Umweltprobleme, die dadurch ausgelöst wurden, dass man aus unberechtigter Angst vor der Energiegewinnung mittels KS veraltete Nukleartechnologien viel zu lange weiterführte. Aber ich komme vom Thema ab. Und die Tragik-Komödie der Entwicklung von Energiegewinnungsverfahren ist ja im Bericht 211 des IGG »Die Geschichte der Energiegewinnung« im Detail nachzulesen.

Jedenfalls, der galaktische Zoo wurde ein großer Erfolg und wäre es wohl auch geblieben, hätte nicht etwa 200 Jahre nach seiner Eröffnung die zunehmende Perfektionierung der Feelies den Anreiz zu tatsächlichen Reisen immer mehr verringert. Bis zu einem gewissen Grad ist es heute ja eigentlich unverständlich, dass die Reiselust der Menschen so lange anhielt, wie sie es tat. Schließlich boten dreidimensionale Displayschirme schon Hunderte Jahre lang eine so perfekte Abbildung der Wirklichkeit, dass man sich erstaunt fragen muss, warum viele Menschen strapaziöse Reisen zu Naturphänomenen bevorzugten, obwohl bequem betrachtbare großartig produzierte »virtuelle Wirklichkeiten« oft sehr viel bessere Einblicke boten als eine geführte Tour in einer großen Reisegruppe. Die Möglichkeiten der Feelies aber, zusammen mit einer Gruppe von Freunden ohne Reisen im üblichen Sinn eine sichtbare, berührbare und interaktive Szene zu erleben – und eben zum Beispiel eine beliebige Ansammlung von Tieren sozusagen ins Wohnzimmer zu holen –, versetzte dem Reisetourismus bekanntlich den Todesstoß und damit auch dem galaktischen Zoo.

Er erlebte den 250. Jahrestag seiner Gründung nicht mehr. Die Anlagen wurden geschlossen, Tier- und Pflanzenwelt sich selbst überlassen und alle Menschen aus dem System abgezogen. Und hier ergibt sich nun jene Situation, die mich seit Jahren peinigt und veranlasst, immer wieder für eine Expedition nach Sol 3 zu plädieren. Meine Recherchen in der umfangreichen und sorgfältigen Dokumentation der Schließung des galaktischen Zoos scheinen unumstößlich zu belegen, dass man auf den Abtransport eines Menschenpaares von Sol 3 vergessen hat. Und zwar handelt es sich um die letzten Tierwärter, die damals vor zirka 400 Millionen Jahren bis zum Schluss in rührender Weise versuchten den Zoo zu retten und von den letzten Besuchern immer liebevoll mit Vornamen angesprochen wurden: Adam und Eva.

Ich glaube, wir schulden es den beiden festzustellen, was nach der Evakuierung von Sol geschah und wie Adam und Eva als Gestrandete auf Sol 3 leben konnten. Schließlich aber ist eine Expedition zu Sol ja auch aus biologischen Gründen interessant, um feststellen zu können, wie sich die durch den galaktischen Zoo ausgelöste Vielfalt von Tieren weiterentwickelt hat. Ich hoffe, dass dieser Bericht dazu beiträgt, die Verantwortlichen zur Finanzierung einer solchen Expedition zu bewegen. Am Rande sei mir gestattet anzumerken, dass Raumflottenmanöver, deren Wert in der Öffentlichkeit immer wieder angezweifelt werden, mehr als das 30.000fache einer Expedition nach Sol kosten.

März 4319 n. W., Zentrax 4.

PS: Die Expedition zu Sol 3 wurde letztendlich genehmigt und unter meiner Leitung inzwischen durchgeführt. Die Ergebnisse sind so verblüffend, dass sie als eigener Bericht 351, IGG »Der galaktische Zoo auf Sol 3 – vulgo Erde – heute« zusammengefasst wurden.

Nur zwei kurze Anmerkungen an dieser Stelle: Die Tierwelt auf Sol 3 hat sich weiterentwickelt, aber ihre unglaubliche Vielfalt bewahrt. Adam und Eva haben nicht nur überlebt, sondern Kinder gezeugt! Auf Sol 3 hat sich daraus ein Ableger unserer Menschheit mit einigen leichten Variationen entwickelt, und zwar ein so großer Ableger, dass Sol 3 schon fast daran zugrunde geht. Auf Grund der Entwicklungsstufe der Menschen auf Sol 3 ist uns nach galaktischen Gesetzen eine Kontaktaufnahme verboten, sodass wir nur durch Abhören von Radio- und Fernsehsendungen und Fernbeobachtungen Informationen einholen konnten. Demnach leben zurzeit zirka 6,3 Milliarden Menschen auf Sol 3, zum Teil in sehr schlechten Verhältnissen. Kein Wunder: Nach unseren Hochrechnungen kann Sol 3 maximal 800 Millionen Menschen langfristig menschenwürdig unterstützen. Dies müsste den Menschen auf Sol 3 eigentlich klar sein, doch scheinen sie darauf nicht zu reagieren. Warum nur? Es ist dies eines der Rätsel, die wir nicht lösen konnten.

Die Menschen auf Sol 3 haben gerade erst begonnen, ihr Sonnensystem zu erforschen. Bisher sind sie offenbar noch nicht auf Spuren der ehemaligen touristischen Einrichtungen gestoßen, obwohl ihnen der rote Fleck auf Sol 5 (vulgo Jupiter) Kopfzerbrechen bereitet. Was werden sie erst zum Tunnelsystem im Mond sagen? Sollten wir sie vor den Eislern auf Sol 9 (vulgo Pluto) warnen? Die Situation ist so ungewöhnlich, dass dem Parlament ein Antrag vorliegt, ausnahmsweise eine Kontaktaufnahme zwischen uns und unseren »Verwandten« auf Sol 3 zu genehmigen. Viele Rätsel, mit denen sich die Menschen auf Sol 3 herumschlagen, sind ja direkt auf unsere Tätigkeiten zurückzuführen. Beispielsweise versuchen die Menschen der Erde verzweifelt eine Evolutionstheorie aller Tierarten zu entwickeln, in die sie auch hineinpassen! So lächerlich das klingt: Sie haben alle Beweisstücke wie Fossilien etc. so uminterpretiert, dass die Wissenschaftler tatsächlich eine einheitliche Evolutionstheorie vertreten!

PPS: Das Parlament hat eine Kontaktaufnahme mit den Menschen auf der Erde in zehn Jahren genehmigt! Es laufen nun alle Vorbereitungen, um den Kulturschock für die Menschen der Erde bei der Kontaktaufnahme zu mildern.

August, 4323 n. W., Zentrax 4.


























Nachwort


Ich hoffe, einige der Beiträge in diesem Buch haben Ihnen gefallen? Ich freue mich über jede Stellungnahme! Schreiben Sie mir! Ich antworte fast immer, außer wenn ich gerade besonders schlecht aufgelegt bin. Meine Emailadresse ist: hmaurer@iicm.edu


Ach so, und wenn Ihnen der Band Spaß gemacht hat: kaufen Sie doch  fünf Stück als Geschenk für Ihre fünf besten Freunde!


Herzlichst

Ihr

Hermann Maurer


Damit Sie den Überblick

nicht verlieren


XPERTEN: Der Anfang

(erschienen)

Eine Sammlung von Kurzgeschichten, fallweise mit Verweisen auf Bücher in der Romanreihe. Die Geschichten können einzeln und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. Die Geschichten berühren sich mit den Hauptbänden der XPERTEN Reihe durch die Diskussion der Zukunft, zukünftiger Technologien und Ideen, aber nicht über die Personen der Hauptreihe.


Alle anderen Bänder der XPERTEN-Reihe sind zwar unabhängig von einander lesbar, aber hängen über einige Schlüsselpersonen zusammen. Sie sind im Folgenden mehr oder minder chronologisch angeordnet: »Der Telekinet« spielt hauptsächlich im Jahr 2003, »Der Paradoppelgänger« im Jahr 2011, »Die Parakämfer« 2019 bis 2020 usw. Der Ausdruck »para« der in allen Bänden der Romanserie vorkommt soll darauf hindeuten, dass ungewöhnliche Dinge geschehen bzw. ungewöhnliche Fähigkeiten und Entwicklungen beschrieben werden. Nach  Brockhaus bedeutet ‚para’ ja ‚von der Norm abweichend’!


XPERTEN: Der Telekinet

(erschienen)

Der erste Band der Hauptreihe. In diesem Band entdeckt der Physikstudent Marcus seine Para-Begabung, experimentiert damit, setzt sie ein, um in Casinos Geld zu ‚verdienen’ und um Mädchen zu verführen. Er wird sich dabei immer mehr bewusst, dass er als Para-Begabung sowohl eine große Verantwortung als auch ein gefährliches Leben hat, wird von der PPU in Brüssel gejagt, und entkommt den Tod nur durch die para-begabte Maria, die seine große Liebe wird. Sie fliehen zusammen nach Neuseeland, wo sie eine Familie und ein neues Leben aufbauen.


XPERTEN: Der Mindcaller

(erschienen)

In ihm wird die Geschichte des Mindcallers und der jungen Frau Aroha erklärt, die dann in späteren Bänden weiter geführt wird. Hier sieht man auch zum ersten Mal, schon im Kapitel 1, wie groß die XPERTEN- Reihe angelegt ist: sie geht Millionen Jahre in die Vergangenheit zu den ‚Alten’ zurück. Und das Rätsel der schwarzen Kugeln wird erst in XPERTEN: Die Parakämper teilweise gelüftet!


XPERTEN: Der Paradoppelgänger

(erschienen)

Die dreijährige Tochter  Marias und Marcus’ ortet eine besondere Parabegabung in dem Besitzer eines kleinen Reisebüros. Diese Tatsache entführt den Leser nicht nur auf eine lustvolle Reise nach Brasilien und Europa, sondern beginnt zu erklären, warum in manchen Gegenden mehr Para-Begabungen auftreten als in anderen. Die Implikationen sind so enorm, dass sie sich bis zum Bau der Pyramiden in Ägypten nachvollziehen lassen.


XPERTEN: Der Paraschirm

(erscheint 2004)

Der Australier Ryan kann in Notsituationen einen Schutzschirm um sich aufbauen. Als dies von Dr. Campbell erkannt wird, gerät er in Legensgefahr. Er unterschätzt seine Freundin Hannah sehr, die über eine ganz ungewöhnliche Begabung verfügt. Erst als er von Klaus Baumgartner gerettet und nach Neuseeland gebracht wird beginnt er zu verstehen, was er mit Hannah verloren hat. Seine Suche nach Hannah, die er schlie0ßlich in Australien aufnimmt führt zu der größten Überraschung seines Lebens.


XPERTEN: Die Parakommunikation

(erscheint 2004)

Aroha und Herbert, die sich über den  Mindcaller finden werden plötzlich von der neuseeländischen Regierung auf ein sehr gefährliches Projekt angesetzt, das sie bis nach Namibien führt. Ohne die Para-Verzögerung Herberts und die Para-Symbiose mit der Natur, die der Mindcaller ermöglicht hätten die beiden keine Chance gegen die bösen Kräfte, die sich gegen sie verschwören.





XPERTEN: Die Parakämpfer

(erschienen)

Man schreibt das Jahr 2019. Ein Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan, ausgelöst durch den Kaschmir-Konflikt ist unvermeidlich: seit 74 Jahren wird zum ersten Mal wieder beabsichtig, Atomwaffen gegen Menschen einzusetzen. Der indische Subkontinent, ja die ganze Welt ist in Gefahr: es ist kein Ausweg mehr sichtbar. Die Para-Gruppe unter Marcus mit Hauptquartier in Neuseeland versucht einzugreifen, mit verheerenden Ergebnissen. Wird die Paragruppe an den entsetzlichen Ereignissen zerbrechen? Besteht eine Verbindung zwischen der schwarzen Kugel Atlantis aus der fernern Vergangenheit und dem geheimnisvollen Tier »DAS SIE«, und können diese eine teilweise Rettung bewirken?


XPERTEN: Das Paranetz

(erschienen)

Im Jahr 2080 bricht ‚das Netz’, der Zusammenschluss aller Computernetze zusammen. Es bricht weltweit totales Chaos aus--- Millionen von Menschen sterben, Milliarden sind vom Tod bedroht. Gibt es einen Ausweg? Ja, man muss in der Vergangenheit, im Jahre 2021, einen Terroranschlag durchführen!