Zwischenbilanz
Aus den bisherigen Ausführungen ergibt sich,
• dass sich die Jugendkriminalität im Laufe der Jahre verändert hat. Dennoch können viele Jugendliche und Heranwachsende nach wie vor vom Jugendgericht relativ milde behandelt werden, weil sie Straftaten begangen haben, die die Gesellschaft aushalten kann und muss.
• dass die Gewalttaten von größerer Brutalität und Häufigkeit gekennzeichnet sind, obwohl es wesentlich weniger junge Menschen gibt. Die Jugendgerichtsbarkeit steht hier am Ende einer Kette von Fehlentwicklungen, reagiert spät und manchmal nur als Reparaturbetrieb mit mäßigem Erfolg.
• dass die Schwierigkeiten der Täter innerhalb ihres Lebenslaufes meistens früh angelegt und auch erkennbar sind, hierauf jedoch nicht nachhaltig reagiert wird. Es ist offensichtlich, dass die mangelnde Bildung eine der Hauptursachen für die Entstehung von Jugendkriminalität darstellt und die Schuldistanz konsequent zu bekämpfen ist.
• dass die rechtsradikalen Jugendlichen (sowohl in Berlin als auch in Brandenburg) durch schnelle, konsequente und teilweise harte Strafen zu erreichen waren und sind. Das Problem hält sich sowohl statistisch als auch aus praktischer Sicht in Grenzen.
• dass sich am „linken Rand" der Gesellschaft in Großstädten wie Hamburg und Berlin ein hohes Aggressionspotenzial entwickelt, das meiner Einschätzung nach in den nächsten Jahren völlig entgleisen wird, wenn nicht bei den „Linken" genauso konsequent reagiert wird wie bei den „Rechten".
• dass im Bereich der zweiten und teilweise dritten Generation der Migranten aus der Türkei und dem Libanon zunehmend erhebliche Integrationsprobleme bestehen, die sich teilweise in kriminellem Verhalten niederschlagen.
Es ist daher zu klären, wie die Herausforderungen seitens der Jugendämter, der Schulen und der Polizei zu bewältigen sind, welche Analysen und Konzepte zur Lösung der Probleme von Kriminologen angeboten werden und welche Handlungsspielräume die Justiz hat. Darüber hinaus soll ein Blick in einige europäische Länder geworfen werden, um zu erfahren, wie dort mit der Jugendkriminalität umgegangen wird.