Kapitel 17
Das Treffen
Vittoria Minotto war gespannt. Das kam bei ihr nicht allzu oft vor. Eine gewisse Neugier war ihr zwar von Berufs wegen angeboren, doch gab es nicht viel, was ihr persönliches Interesse weckte. Als Treffpunkt hatte sie das noble Cafe «Florian» vorgeschlagen. Wenn sie schon die Kosten übernehmen musste, dann wollte sie die Situation wenigstens genießen.
Vittoria betrat den berühmten in Grün und Gold gehaltenen Salon und setzte sich an einen der vorderen Tische, wo er sie sofort sehen konnte. Sie bestellte sich einen sündhaft teuren caffe americano und zündete sich eine Zigarette an. Dann hielt sie durch das Fenster Ausschau nach ihrem Gesprächspartner. Ob er das war? Der junge, gut aussehende Mann, der auf das Cafe zukam, scheuchte mit seinen forschen Schritten die Tauben auf. Das wurde ja immer besser.
Er hatte sie gleich erspäht. «Signorina Minotto?» Es war dieselbe Stimme wie am Telefon. Tief, drängend und aufgeregt.
Sie senkte kurz den Kopf und blies dabei den Rauch aus. «Si.»
Er setzte sich und steckte sich, ohne um Erlaubnis zu fragen, eine Zigarette an. Er gefiel ihr auf Anhieb.
«Ich weiß etwas, das Sie interessieren könnte. Über Leonora Manin. Eigentlich eher über Corrado Manin. Das könnte eine wirklich gute Story werden.»
Da war es wieder. Dieses Wort, das sie so liebte, für das sie lebte. Dieses Wort, das sie schon als kleines Mädchen, gegen die Knie des Vaters gelehnt, gefangen nahm. Wie hatte sie gebettelt, noch mehr und immer mehr hören zu dürfen!
Eine Story. Eine Geschichte. «Schießen Sie los.»