2.

«Komm mit mir», sagte Magdalène zu Danielle. «Ich zeige dir, wo du schlafen kannst.»

Sie lief vor ihr die Treppe zum Schlafsaal hoch. Geschmeidig bewegten sich ihre Hüften unter dem vollen Rock, den alle Beginen trugen. Er war aus ungefärbter Wolle, schmucklos und weit, um die weibliche Form keusch zu verbergen, und dennoch wirkte er an Magdalène wie ein Festgewand. Sie hatte die trägen, sinnlichen Bewegungen einer Katze – da war nichts zu machen.

Danielle riss ihren Blick von Magdalènes wiegenden Hüften los und nahm den Schlafsaal in Augenschein, der von nun an ihr Zuhause sein würde: Ein luftiger, weiter Raum unter dem Dach, die Wände weiß gekalkt, eine Reihe von Strohsäcken auf den Dielen, dahinter die Holztruhen, in denen die Frauen ihre Habseligkeiten aufbewahrten.

«Hier schlafen diejenigen, die sich kein eigenes Haus leisten können», plauderte Magdalène, «das sind fast alle außer Juliana, Anne und Gebba. Und dass Gebba nicht hier wohnt, dafür danke ich dem Herrn jeden Tag. So muss man sich ihre Spitzigkeiten nicht auch noch zur guten Nacht anhören! Ich wette, sie muss ihre Zunge nachts in ein Futteral tun, damit sie sich nicht von innen durch die Lippen sticht!»

Danielle lächelte, ein vorsichtiges kleines Lächeln nur. Es gelang nicht oft, sie zum Lächeln zu bringen, obwohl sie immer freundlich war. Magdalène freute sich.

«Welches Bett soll ich nehmen?»

«Das da!» Magdalène ließ sich auf einen Strohsack am Ende der Reihe fallen und wies einladend auf das Lager neben sich. «Da. Rutsch ein wenig heran. Leg dich zu mir! Dann können wir noch ein bisschen schwatzen, wenn sie die Kerzen ausmachen. Das habe ich mit meiner Schwester immer getan, als wir Kinder waren. Wir haben immer alles besprochen, was wir am Tage erlebt hatten und uns unsere Sorgen und Wünsche erzählt.»

Zögernd ließ sich Danielle auf die Bettstelle nieder. Sie setzte sich ganz auf den Rand, zog die Beine an und wickelte den weiten Rock um die Knie. Sie zeigte auf die Truhe, ein abgestoßenes altes Ding aus Pinienholz, dunkel von jahrelangem Gebrauch und unzähligen Schichten Wachs und Rauch.

«Die brauche ich nicht. Ich habe ja nichts, was ich hineintun könnte.»

«Ach, da wird es schon bald etwas geben. Du musst ja auch deine Kleider irgendwo lassen. Du bekommst noch etwas zum Wechseln, etwas Abgelegtes fürchte ich, so lange, bis du dir selbst etwas genäht hast. Und später wirst du Geld verdienen und kannst dir dann auch etwas Neues, eigens für dich Gemachtes kaufen.»

Danielle strich mit der Hand über den Stoff ihres Ärmels. Kleidung, die sauber war und ohne Risse oder Löcher. Sie duftete sogar zart nach Lavendel. Allein das erschien ihr schon unerhört luxuriös. Und da war noch etwas: Dieses Gewand war ganz anders als alles, was sie bisher getragen hatte, das spürte sie. Es war nicht einfach ein Kleidungsstück, sondern stand für ein Bekenntnis, einen inneren Wandel. Die fremde Hülle fühlte sich an wie eine neue Haut, nicht wie eine Verkleidung. Dies war ein Neubeginn, ein neues Leben.

«Ich brauche nichts anderes als dies hier», sagte sie leise. «Ich bin zufrieden. Und sollten Beginen denn überhaupt hübsche und neue Sachen besitzen? Seid ihr – sind wir nicht eigentlich zur Armut verpflichtet?»

Magdalène lachte. «O ja. Das schon, aber ich wette, sogar Jesus hat ein Paar Sandalen zum Wechseln gehabt. Und Magdalena besaß ganz gewiss einen schönen Gürtel oder ein buntes Tuch oder eine Kette aus Achat, auch wenn die Kirche das natürlich bestreitet. Aber ich weiß es besser: Eine Frau braucht so etwas. Übrigens verdienen wir hier alle so viel Geld, wie wir können, und das meiste davon geben wir für wohltätige Zwecke aus. Also hält sich der Magistrat mit Kritik zurück. Wir speisen die Armen, wir behandeln Kranke kostenlos, wir halten Totenwache. Sie wüssten ja gar nicht, wie sie ohne uns zurechtkommen sollten!»

«Aber womit sollte ich wohl Geld verdienen», sagte Danielle. «Ich weiß ja nicht einmal, was ich kann!»

«Die Hände erinnern sich oft, wenn auch der Kopf versagt», prophezeite Magdalène.

Im Hospital war Danielle offensichtlich fehl am Platz. Sie hatte eine zu große Scheu, die Kranken zu berühren.

«Nun stell dich doch nicht so an!», schimpfte Jeanne. «Du wirst doch wohl so eine kleine Wunde auswaschen und verbinden können. Das ist doch nun wirklich keine Kunst! Was hast du denn nur?»

«Ich habe Angst, ihr wehzutun. Ich will den Kranken nicht schaden», sagte Danielle verzagt. Jeanne glaubte eher, dass die Italienerin sich vor Blut und Wunden ekelte und es nur nicht zugeben wollte. Auf Dauer war sie hier jedenfalls nicht zu gebrauchen.

Da erschien Anne im Krankensaal und fragte: «Wo ist die Italienerin? Ah – da bist du ja. Du sollst sofort zur Meisterin kommen!»

Danielles Herz krampfte sich zu einem ängstlichen Kloß in ihrer Brust zusammen. ‹Ich bin zu nichts nütze. Nun schicken sie mich fort›, dachte sie. Das Haus der Grande Dame lag auf der anderen Seite des Hofs zur linken Hand und hatte eine schöne Aussicht auf den Garten. Doch Danielle hatte keinen Blick dafür. Beklommen und langsam stieg sie die drei Stufen zu Julianas Haus hoch und klopfte an die Tür.

«Herein, herein», rief die Meisterin ungeduldig von drinnen. Zögernd öffnete Danielle die Tür, aber Anne gab ihr von hinten einen sanften Schubs. «Nun geh schon, sie wird dich nicht fressen.»

Danielle stand in einer Schreibstube mit einem Stehpult. Darauf lag ein Blatt liniertes Pergament ausgebreitet, mit Bleischnur und Gewichten gehalten. Daneben stand ein Fässchen mit angeriebener Tinte. Eine Anzahl gespitzter Schreibfedern in verschiedenen Größen wartete auf ihren Gebrauch: eine Schwanenfeder für Initialen und Überschriften, verschiedene Gänsefedern bis hin zu feinen Krähenkielen für Schnörkel und Verzierungen.

Juliana saß an einem Tisch, der mit Schriftrollen und Büchern bedeckt war, und hielt einen Abakus in der Hand.

«Stell dich ans Pult und schreib!», kommandierte sie.

Danielle tat wie befohlen.

«Da ist ein Brief vom Magistrat. Kopiere ihn», sagte Anne.

Danielle ergriff die mittlere der ausgelegten Gänsefedern, die eine kräftige, aber nicht zu pointierte Schrift ergeben würde. Sie prüfte mit dem Daumen den Schnitt der Spitze und tauchte die Feder in das Tintenfässchen. Sie begann zu schreiben, in großzügigen, geschwungenen Lettern. Anne schaute ihr über die Schulter. Juliana beobachtete alles gespannt, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, die Fingerspitzen aneinandergelegt.

«Und?», fragte sie nach einer Weile.

Anne schüttelte den Kopf. «Passabel», brummte sie. «Aber nicht gut genug.»

Danielle zuckte die Achseln, wischte die Feder mit einem Läppchen sauber, legte sie wieder zu den anderen und verschränkte die Arme vor der Brust. Anne nahm das beschriebene Blatt mit beiden Händen an den Rändern auf und ging damit zum Tisch der Meisterin.

«Hm», sagte Juliana. Sie schaute hoch und sah den betroffenen Blick Danielles. «Ich mache dir doch keinen Vorwurf, schau nicht so traurig! Wir wollten nur wissen, ob du vielleicht das Kopistenhandwerk beherrschst. Ich habe dich überraschen wollen, damit du handelst, bevor du auf den Gedanken kommst, dass du es vielleicht nicht kannst.»

«Du schreibst ordentlich genug für den Hausgebrauch», sagte Anne freundlich. «Offenbar hast du eine gute Erziehung genossen. Kannst du rechnen? Ja? Wir führen die Bücher für die Franziskaner. Dabei könntest du mir helfen. Aber das Kopieren ist offenbar nicht dein Metier.»

Juliana stand auf. «Wir werden schon noch herausfinden, was in dir steckt. Komm mit.»

Wieder lief Danielle wie ein Schoßhündchen hinter Juliana her. Die Meisterin überquerte den Hof und hielt auf das größte der Wirtschaftsgebäude zu. Türen und Läden standen angelehnt, denn es war jetzt, Anfang Mai, schon sehr warm. Von drinnen klangen Schwatzen, Lachen, ein Klacken von Holz auf Holz und emsiges Gesumm.

Juliana winkte Danielle mit einem gekrümmten Finger herein.

«Komm! Das hier ist unser Lebensunterhalt und unsere beste Einnahmequelle. Hier stellen wir Stoffe her, die wir hernach mit gutem Gewinn verkaufen.»

Sie traten ein. Danielle musste den Kopf einziehen, um sich nicht am Türbalken zu stoßen. Sie war für eine Frau ungewöhnlich hochgewachsen.

Drinnen standen vier Webstühle, ein Tisch mit Garnrollen, naturweiß und in verschiedenen Farben, sowie einige Körbe mit Wolle. Drei Frauen saßen auf Schemeln in der Mitte des Raums. Die eine rupfte und sortierte die rohe Wolle, eine andere kämmte sie; eine weitere stand und betätigte Spindel und Rad.

«Ho! Hier kommt Verstärkung!», riefen sie, ohne die Arbeit zu unterbrechen. So flink ging das, und so leicht sah das aus! Die Schiffchen flogen förmlich hin und her, die Pedale klapperten, die Schäfte klickten und ratterten, die Kardierkämme kratzten, das Spinnrad schnurrte, und die Finger schienen sich ganz von selbst zu bewegen.

«Erkennst du, was du hier siehst?», fragte Juliana.

Danielle drehte sich um ihre eigene Achse und nahm alles gründlich in Augenschein. «Schon», sagte sie langsam. «Das da, die senkrechten Gestelle an den Wänden, das sind Hochwebstühle. Sie haben nur zwei Fächer, damit kann man nur Leinwandbindungen und einfache Muster machen. Und das da, das ist ein Trittwebstuhl. Oh! Das wird aber ein feiner Stoff! Damast! Und so ein schönes Muster!» Unwillkürlich war sie vorgetreten und strich mit den Fingerspitzen über das bereits fertige Gewebe. «Das ist eine ausgezeichnete Arbeit!»

Die dicke Manon grinste breit und zufrieden. «Danke, meine Liebe. Tatsächlich ist das eine sehr gute Ware. Ein hauchdünner Damast mit einem Rosenmuster. Den werden sie uns aus der Hand reißen!»

Danielle ging durch den Raum in die hintere Ecke, wo Gebba an einem weiteren, schmaleren Webrahmen saß. Sie beugte sich vor und streckte die Hand aus, um den Stoff zu befühlen – es war Seide –, aber Gebba schlug ihr mit dem hölzernen Schwert auf die Finger. «Nicht berühren! Das ist viel zu fein für solche wie dich!»

«Verzeih!» Mit einer Ruhe, die Gebba als Demut missverstand, wandte sich Danielle von ihr ab und wieder Manon zu. Drei Frauen arbeiteten gemeinsam an dem Trittwebstuhl, der gut fünf Ellen breit war, zu breit für eine allein. Sie reichten sich die Schiffchen zu, aber es war Manon, die die hölzernen Tritte mit den Füßen bewegte und damit das Muster bestimmte. Klack, klack! Die Schäfte hoben und senkten sich im Takt – klack, klack! Es waren Rahmen, durch deren Führungen die Kettfäden liefen, je mehr solcher Schäfte, desto komplizierter das Muster. Danach aber hatte man nur noch die Pedale in einem bestimmten Rhythmus zu bedienen, eine noch neuartige Verbesserung. Danielle erkannte zwar die Funktion, wäre aber nie in der Lage gewesen, so ein Muster auszurechnen und die Ösen entsprechend zu belegen. Die Manufaktur der Beginen war offenbar gut ausgestattet.

«Rück einmal beiseite», sagte Manon zu Guilhelme, ihrer Gehilfin, die ganz rechts auf den Bank saß. «Möchtest du es einmal versuchen?», fragte sie Danielle.

«Aber ich will doch das schöne Werk nicht verderben», entgegnete Danielle schüchtern.

«Na, das wäre ja ganz furchtbar», spottete Manon und winkte. «Los, trau dich! Ist nicht so schlimm. Wenn es schiefgeht, eh bèh, dann webt man die Reihe eben wieder zurück. Na los!»

Gehorsam raffte Danielle ihre Röcke und stieg in die Bank. Und ohne abzuwarten warf Manon flink das Schiffchen mit dem Faden durch die senkrechten Kettfäden hindurch. Die scolana in der Mitte gab es flink weiter. Doch Danielle verfehlte es. Es schoss einfach an ihr vorbei und fiel polternd auf den gestampften Lehmboden. Alle lachten gutmütig, bis auf Gebba. Sie kniff die Lippen zusammen und schüttelte säuerlich den Kopf.

«Es tut mir leid!», stammelte Danielle.

«Macht nichts!», tröstete Guilhelme. Sie hatte sich gebückt, das Schiffchen aufgehoben und legte es Danielle in die Hand. Manons Gehilfin gab dem Schussfaden mit der rechten Hand den nötigen Zug. Diesmal klappte es, doch nach ein paar Runden gab Manon ihr ein Zeichen, die Bank zu räumen.

«Na, eine Weberin bist du wohl auch nicht. Zu langsam! Man merkt gleich: Du weißt im Prinzip, wie es geht, aber du bist die Arbeit nicht gewohnt!»

Auch der Versuch an der Spindel führte zu keinem befriedigenden Ergebnis. Der Faden wurde zu locker, zu unregelmäßig, und es ging viel zu langsam. Juliana war zu Gebba getreten und unterhielt sich mit leiser Stimme mit ihr. Manons Gehilfin zur Rechten, die socia, hatte ihren Platz wiedereingenommen. Danielle stand für einen Augenblick unbeachtet im Raum herum. Sie fühlte sich ungeschickt und überflüssig. Es musste doch irgendetwas geben, das sie beherrschte, etwas, das sie zum Wohl der Gemeinschaft beitragen konnte.

Da fiel ihr Blick auf einen schmalen, kleinen Hochwebstuhl, der staubig und unbenutzt in einer Ecke stand: Einige Stränge gefärbter Wolle hingen am Hakenbord. Sie ging näher heran und betrachtete den Webrahmen.

«Ich könnte einen Bildteppich machen», sagte sie laut.

Alle Gesichter wandten sich ihr wieder zu.

«Ach!», machte Gebba. «Gleich einen Bildteppich! Und wie würdest du das wohl angehen?»

«Ganz einfach», erwiderte Danielle. «Da, die Gewichte … ich würde Kettfäden aufziehen und unten mit Gewichten beschweren. Dann bräuchte ich nur noch farbige Wolle …»

«Und warum sollten wir wohl teure farbige Wolle an dich verschwenden?», fragte Gebba schneidend.

«Dafür benötigt man ja keine neuen, ganzen Partien. Wenn ich die Reste verwenden dürfte …?» Sie wies auf einen Korb mit abgeschnittenen Enden.

«Warum denn nicht», rief die dicke Manon gutmütig, ehe Gebba sich erneut einmischen konnte. «Die Reste sind ohnehin zu kurz, und man müsste sie zu oft verknoten, als dass sie anders zu gebrauchen wären. Lassen wir es sie doch versuchen!» Fragend sah sie Juliana an.

«Einverstanden», sagte die Meisterin, «aber erst wenn du dein Tagewerk verrichtet hast. Wenn dir dann noch Muße bleibt, dann darfst du versuchen, ein Bildwerk zu machen.»

Gebba klapperte laut und hörbar ärgerlich mit ihren Schäften, doch sie wagte nichts mehr dazu zu äußern.

«Und was kann ich nun arbeiten?»

«Du kannst uns helfen, die Wolle auszukämmen», rief eine der Frauen, die in der Mitte saßen. Die Meisterin nickte zustimmend.

«Von mir aus», sagte sie. «Wir werden dich ein wenig hier und da einsetzen, wo gerade Hilfe gebraucht wird, so lange, bis dir wieder einfällt, was du früher getan hast, oder bis wir es herausfinden.» Mit diesen Worten ging Juliana hinaus.

Danielle zog sich einen hölzernen Schemel heran und setzte sich zu Philippa und Marthe. Sie reichten ihr zwei große hölzerne Nagelbretter, die mit Rohwolle besteckt und gegeneinander bewegt werden mussten, sodass die Fasern sich glätteten und grobe Verschmutzungen herausfielen. Sie wusste, dass sie so etwas noch nie gemacht hatte, aber sie hatte schon zugesehen. Es war eine einfache und befriedigende Tätigkeit. Aus verfilztem Vlies wurden so ordentlich in eine Richtung ausgerichtete Wollfäden, leicht gelockt. Was vorher matt und schmutzig wirkte, bekam einen feinen öligen Glanz. War die Partie ausreichend ausgekämmt, rollte man sie zu einer Locke zusammen und warf sie in den Korb, aus dem die Spinnerin sich bediente. Die anderen Frauen begannen wieder zu schwatzen, die Webstühle klapperten gleichmäßig wie ein Musikstück für Rasseln und Tambourin. Danielle arbeitete still vor sich hin. Es war gut dazuzugehören, wie ein Schaf mit der Herde zu verschmelzen. Viel zu lange war sie allein gewesen. Sie schnupperte an der Wolle. Sie roch leicht süßlich und fettig, nach grünen Pflanzen und Sonnenwärme.

«Diese Wolle riecht überhaupt nicht nach Schafsstall», sagte sie erstaunt. «Werden die Vliese vor dem Spinnen gewaschen?»

«Ja, auf dem Rücken», rief Manon. «Im Frühjahr, wenn es Zeit für die Schur ist, dann hofft man auf einen kräftigen Regen, der die Schafe mal ordentlich sauber wäscht. Dieses Jahr war es zu trocken, da hat man sie durch den Fluss getrieben.»

Danielle kämmte eine Weile weiter. Ihre Finger wurden leicht ölig und die Haut ganz weich.

«Man bekommt davon Hände wie eine Prinzessin», sagte Philippa. «Ja», fügte Marthe hinzu, «und Muskeln wie ein Schmiedegeselle.» Es stimmte: Nach einiger Zeit wurden Danielles Arme schwer, und die Schultern begannen zu schmerzen. Die energischen Bewegungen mit den schweren Kämmen erforderten Kraft.

Draußen hörte man Stimmen, die sich näherten. Alle schauten von ihrer Arbeit auf, als eine junge Frau über die Schwelle trat, reich und farbig gekleidet, von einer zweiten Frau gefolgt, beide offenbar Adlige.

Danielle ließ die Kämme sinken und konnte nicht anders: Sie musste sie anstarren. Die erste Frau war fast noch ein Kind, vielleicht vierzehn Jahre alt, aber sie war der Inbegriff von Jugend, Gesundheit und Schönheit: Klein und zierlich, verfügte sie über honigblondes Haar, ein herzförmiges Gesicht mit kleinem Mund, eine perfekte Pfirsichhaut und hellbraune Augen. Ihr enggeschneidertes Brokatkleid betonte eine winzige Taille, hochgeschnürte weiße Apfelbrüstchen und den weichen kleinen Hügel ihres Bauches. Die beginnende Schwangerschaft hatte ihre Haut – wenn das überhaupt möglich war – noch zarter, fast durchscheinend gemacht. Und dabei strahlte sie eine solche Freundlichkeit und Unschuld aus, dass Danielle die junge Frau unwillkürlich anlächelte. Dasselbe taten auch alle anderen Beginen. Gebba sprang auf, eilte zu der neu Hinzugekommenen, umarmte sie auf das Herzlichste und küsste sie auf beide Wangen.

«Mestra Laura! Welch eine Freude! Und Mestra Catherine!»

Die zweite Frau stand etwas abseits. Sie sah Laura ähnlich, war aber älter und weit weniger auffallend. Ihr Blond spielte mehr in ein helles rötliches Braun, wie das von getrockneten Haselnüssen. Ihr Gesicht war flächiger, runder – recht hübsch auf den zweiten Blick. Doch war die eine wie ein sonniger Morgen am Fluss, so war die andere wie ein angenehmer Nachmittag, matter, ein wenig gewöhnlicher.

Annik trat ein, atemlos, mit Zinnbechern und Krug.

«Mestra Laura – eine Erfrischung? Frisches Brunnenwasser mit Rosensirup! Oder – ich hol euch auch gerne Wein, wenn ihr mögt!»

Alle Frauen lachten und freuten sich, als sei ein Engel eingetreten. Und die junge Frau grüßte alle zurück. Sie sprach jede der Frauen mit Namen an und machte zu jeder eine persönliche Bemerkung. Dann fiel ihr Blick auf Danielle: «Oh, meine Liebe, du musst die Neue sein, die Italienerin, Danielle, nicht wahr? – Aber du bist ganz und gar nicht so, wie man mich hat glauben lassen.»

Danielle nickte höflich und fragte sich beunruhigt, was der letzte Satz wohl zu bedeuten hatte. Wer hatte über sie geredet, und was sagte man von ihr? Konnte ihr das Gerede schaden oder sie gar ihren Platz in diesem Nest kosten?

«Wie interessant! Ich würde so gern mehr von dir erfahren», plauderte die junge Frau weiter.

Danielle war verlegen. «Ach, über mich gibt es wenig zu sagen», murmelte sie.

«Eben», schnarrte Gebba eifersüchtig und zog Laura fort zu ihrem Webstuhl: «Schaut doch den neuen Stoff, den ich mache, ein Rautenmuster in zartem Krapp. Das wäre doch etwas für Euch!» Die zweite Frau folgte Laura wie ein Echo.

«Wer ist sie?», fragte Danielle leise.

«Laura ist unsere Gönnerin», sagte Guilhelme. «Sie ist die Frau von Mestre Marius de Vidal, einem Ratsherrn. Er ist sehr reich und vergöttert sie. Und sie unterstützt von seinem Geld unser Hospital und unsere Armenfürsorge. Die andere, das ist Mestra Catherine, ihre ältere Schwester.» Sie senkte ihre Stimme zu einem Raunen: «Unverheiratet und schon achtzehn – na ja … Aber nun wird es ja bald etwas werden: Sie ist verlobt.»

Laura hatte genug von dem Seidenstoff gesehen und kam zurück. Sie zog sich einen Schemel heran und setzte sich neben Danielle.

«Darf ich dich etwas fragen?», sagte sie. Die anderen Frauen hatten ihre Arbeit wiederaufgenommen.

Danielle nickte und hielt ihren Blick auf die Kämme mit der Rohwolle gesenkt.

«Verzeih meine Neugier, bitte. Ist es wirklich wahr, dass du dein Gedächtnis verloren hast?»

«Ja», gab Danielle zurück, schroffer, als sie es beabsichtigt hatte.

«Sehr bequem!», rief Gebba aus ihrer Ecke. Catherine stand noch bei ihr und beobachtete Laura. Auch sie schien das Gespräch zu missbilligen.

«Pssst! Das ist nicht freundlich, Gebba», kritisierte Manon.

«Aber wahr», sagte Gebba trotzig. Laura beachtete sie nicht. Sie legte Danielle eine kleine, noch kindliche Hand auf die Schulter. Danielle zuckte ganz leicht zusammen. Berührungen von Fremden konnte sie nur schwer ertragen.

«Das muss ja schrecklich sein, nicht zu wissen, wer man ist, wie man gelebt hat …», fuhr sie fort. Danielle ließ die Kämme sinken und schaute Mestra Laura gerade ins Gesicht. Sie war im Begriff gewesen, ihr eine zurückweisende Antwort zu geben. Bei jeder anderen Frau hätte sie diese Art von Fragen als lästig empfunden, neugierige Einmischung, Aufdringlichkeit. Doch in Lauras Augen sah sie ein unschuldiges, fast kindliches Interesse, ohne falsches Mitleid, ohne jede Herablassung.

«Es ist nicht schrecklich. Es kommt mir so vor, als sei ich ein sauber geschabtes und geglättetes Pergament. Als hätte eine mächtige, unsichtbare Hand alles, was bisher auf meiner Seele geschrieben war, abgeschabt und gelöscht. Ich bin ganz weiß und neu. Gott hat mir eine große Gnade erwiesen. Von nun an soll nur Gutes und Schönes auf mir geschrieben werden!»

«Das ist erstaunlich! Doch, ja, genauso musst du es sehen. Ich bin froh, dass du nicht darunter leidest. Und ganz gleich, was jemand sagt, jetzt, da ich dich kennengelernt habe, bin ich ganz sicher, dass du ein guter und wertvoller Mensch bist. Ich heiße dich herzlich willkommen in unserer Stadt.»

Sie küsste Danielle auf die Wange und stand auf. Ein Hauch von Rosenduft blieb in der Luft hängen.

«Annik! Ist die Meisterin da?», fragte sie.

«Sie erwartet Euch in Ihrem Haus», antwortete die Angesprochene.

«Gut. Ich muss dringend mit ihr sprechen! Kommst du, Catherine? Oh, und – Annik, mein Diener hat einen Korb mit Brot und Kleidung für die Armen am Tor abgestellt.» Annik knickste. «Der Herr möge es Euch danken! Wir werden Eure Wohltaten gleich heute Abend verteilen!» Sie eilte nach draußen, während sie schon eifrig die Namen der armen Familien vor sich herbetete, die davon profitieren sollten.

Laura verabschiedete sich von den Weberinnen und ging hinaus in den Hof. Ihre Schwester, die in der Zwischenzeit mit Gebba über einen Kleiderstoff verhandelt hatte, folgte ihr.

Danielle schaute Laura nach und fühlte sich plötzlich ganz leicht und optimistisch. Es gefiel ihr in diesem Haus unter den Frauen. Hier wollte sie bleiben.

«Worüber muss Laura wohl so dringend mit unserer Meisterin sprechen?», fragte die Frau neben ihr.

«Wahrscheinlich hat die Zunft wieder irgendeine Gemeinheit ausgeheckt, und sie will uns vorwarnen», vermutete Manon.

«Die Zunft?», fragte Danielle.

«Ja, die Wollweberzunft in der Stadt, sie sind eifersüchtig auf uns. Wir nehmen ihnen einen Teil ihrer Kundschaft weg. Es passt ihnen nicht, dass wir so erfolgreich sind, und deshalb schwärzen sie uns alle naselang an. Behaupten, dass wir beim Gewicht betrügen oder schlechte Qualität liefern. Aber das ist natürlich alles Unsinn.»

«Es schmeckt ihnen einfach nicht, dass wir keine Steuern zahlen müssen», rief Gebba aus ihrer Ecke. «Aber da können sie nichts machen, weil wir die Einnahmen ja nicht für uns selbst verwenden.»

Aber wenig später ließ die Meisterin Danielle zu sich rufen.

«Du darfst jetzt keinen Schrecken bekommen», sagte sie. «Mestra Laura war so freundlich, uns eine Warnung zukommen zu lassen: Abbé Grégoire von Saint Nicolas hat sich beim Magistrat darüber beklagt, dass wir dich aufgenommen haben: wegen deiner ‹zweifelhaften Herkunft› hat er gesagt. Mestre Marius hat es gehört und gleich an uns weitergegeben, damit wir angemessen reagieren können. Wasch dich und zieh dich besonders sorgfältig an heute Abend, wenn wir zum Gottesdienst gehen. Achte darauf, dass dein Haar vollständig vom Wimpeltuch verdeckt ist! Nach der Mette stelle ich dich dem Abbé vor.»

Danielles Magen krampfte sich zusammen. Ihre Hände wurden kalt.

«Habt Ihr nicht gesagt, die Beginen machen ihre eigenen Regeln? Was kann er denn tun?»

«Er kann gar nichts tun, hab keine Angst!», sagte Juliana beruhigend. «Wir sind kein kirchlicher Orden. Aber wir sind auf das Wohlwollen der Kirche angewiesen. Deshalb ist es besser, den Abbé nicht zu übergehen. Ich will dir nicht verhehlen, dass er gute Verbindungen hat. Er ist – hm – ehrgeizig. Calixtus, der stammt von hier und ist zufrieden, in Pertuis zu leben. Aber Abbé Grégoire, den zieht es zur Macht. Er will unbedingt nach Avignon, wo der neue Papst sich gerade einzurichten beginnt. Es heißt, er will aus Avignon eine Heilige Stadt machen, schöner und mächtiger noch als Rom.»

Danielle war überrascht. «Aber leben nicht alle Päpste in Rom?»

Juliana sah durch das Fenster den Rauchschwalben zu, die ihre Nester unter die Ziegel gebaut hatten. Auf ihrer Stirn erschien eine tiefe Falte.

«Bislang war das so. Dieser scheint es nicht vorzuhaben. Clemens V. ist Franzose und macht alle Anstalten, hierzubleiben. Damit sind die Römer gar nicht zufrieden. Sie befürchten natürlich, dass ihre Stadt an Bedeutung und Reichtum verlieren wird, wenn sie plötzlich nicht mehr der Mittelpunkt der christlichen Welt sind. Ach, ich sehe große Schwierigkeiten auf die Kirche zukommen! Jedenfalls wollen wir dem Abbé keine Gelegenheit geben, das Augenmerk des Papstes auf Pertuis und auf uns zu lenken, nicht wahr.»

Danielle fühlte sich unbehaglich, aber Juliana lächelte schon wieder.

«Nur Mut! Es wird schon nicht so schlimm werden. Wenn er dich erst einmal gesehen hat, wird er seine Bedenken ganz sicher aufgeben. Sei ganz ruhig. Du gehörst jetzt zu uns. Daran wird sich nichts ändern!»

Doch es schien mehr Grund zur Besorgnis zu geben, als Juliana hatte durchblicken lassen. Jeden Morgen und jeden Abend gingen die Beginen zum Gottesdienst in die Hauptkirche der Stadt, Saint Pierre, was zum Glück keinen langen Fußweg durch die Stadt erforderte. Es ging über die belebte Place de l’Ange, durch die Rue Saint Pierre und dann durch das Korbflechterviertel. Sie gingen in geschlossener Gruppe, schweigend und rasch, mit gefalteten Händen. Auf der Place de l’Ange traf sie manch unfreundlicher Blick. Doch im Korbflechterviertel wohnten hauptsächlich ärmere Leute. Viele von ihnen hatten schon Wohltaten von den sorores erfahren, und so wurden sie meist freundlich gegrüßt.

An diesem Abend kam eigens Bruder Calixtus, um die Beginen abzuholen. Er kam direkt von der Baustelle Saint Pierre, wusch sich Hände und Gesicht mit Wasser aus der Zisterne und konferierte eine ganze Weile mit der Meisterin in deren Scriptorium.

«Nun, wie macht sich mein Findling?», fragte er.

«Gut», antwortete Juliana. «Leider erinnert sie sich immer noch an nichts.»

«Hm, das könnte uns Schwierigkeiten machen. Du weißt ja, dass Geisteskrankheiten als eine Strafe für Sünde angesehen werden. Zeigt sie irgendwelche Anzeichen von abartigem Verhalten? Redet sie in fremden Sprachen? Ist sie launisch oder angriffslustig?»

«Nein, sie verhält sich in keiner Weise sonderbar, allenfalls ist sie außergewöhnlich ruhig und freundlich. Sie arbeitet hart und beklagt sich nie. Die anderen Schwestern haben sie innerhalb einer Woche ins Herz geschlossen – bis auf eine, aber die ist ohnehin nie zufriedenzustellen.» Sie schaute aus dem Fenster in den Hof und sah, wie Danielle mit der kleinen Küchenfrau am Brunnen stand und ihr half, rasch noch einen Fleck aus ihrem Rock zu entfernen.

«Ja, manchmal ist es fast schmerzhaft zuzusehen, wie Danielle sich bemüht. Immer schaut sie dabei auf die anderen, wie ein Hund, der Schläge von seinem Herrn erwartet. Sie möchte so sehr gefallen, dass sie sich in den Wünschen ihres jeweiligen Gegenübers spiegelt.»

«Wie soll sie sich da selbst wiederfinden», sagte Calixtus, «bei so vielen verschiedenen Wünschen. Aber die wahre Natur wird sich auf Dauer schon Bahn brechen.»

«Das fürchte ich nicht. So sehr kann sich kein Mensch verstellen. Wäre da etwas Schlechtes, so bin ich sicher, dass ich es jetzt schon spüren oder in ihren Zügen sehen könnte. Sonst hätte ich sie nicht aufnehmen können. Ich habe ja immerhin eine Verantwortung gegenüber meinen Schwestern.»

«Gott gebe, dass du recht behältst», sagte Calixtus.

Juliana und Calixtus traten aus dem Haus und brachen zusammen mit den Frauen zum Kirchgang auf. Der Spott ließ nicht lange auf sich warten: «Héhé! Ein einziger Hahn und so viele Hühner!», rief ein Gevatter aus dem Fenster. Und sein Nachbar, am Fenster gegenüber, in der engen Gasse kaum zwei Armlängen entfernt: «Brauchst du Unterstützung, Mönch? Bist ja nicht mehr der Jüngste!» Doch weder Calixtus noch die Beginen schenkten den Spöttern Beachtung.

Magdalène, die neben Danielle ging, raunte ihr zu: «Nur Mut! Der Abbé ist auch ein Mensch! Ich könnte dir Dinge von ihm erzählen …» Juliana drehte sich um und warf Magdalène einen strengen Blick zu.

«Aber wenn es doch wahr ist!», verteidigte sich Magdalène.

Die Place Saint Pierre war ein enger, halbrunder Platz an der Innenseite der nordöstlichen Stadtmauer. Die Häuser hier waren nur einstöckig. Das Kirchlein selbst hatte schon mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel, und man sah sie ihm an. Die Mönche von Montmajour hatten es errichtet, nachdem Guillaume Le Libérateur, derselbe, der die Sarazenen aus der Provence vertrieben hatte, ihnen die Stadt Pertuis geschenkt hatte. Man fürchtete, dass mit der Ankunft des Jahres 1000 der Weltuntergang käme, und das Schenken war groß in Mode gekommen. Als nun aber das Jahr vorüberging, ohne dass jemandem der Himmel auf den Kopf gefallen war, da wurden viele Geschenke zurückgenommen. Und so hatten sich auch die drei Söhne des Befreiers ihres verlorenen Erbes wieder bemächtigt. Sie hatten es aber so eilig, zu Geld zu kommen, dass sie das Städtchen nur hastig plünderten und abbrannten. Danach schenkte es ihre reuige und entsetzte Mutter wieder an die Mönche zurück. Gleichzeitig verpflichtete sie sich, jährlich zwölf Dutzend Pfund Kerzen und sechs Pfund Räucherwerk zu spenden. Dieses Kirchlein hatte also schon allerlei Ungemach gesehen. Gedrungen und flach, aus gelblichem Sandstein erbaut, war es von schwarzen Zypressen eingerahmt, die es inzwischen überragten. Es war für vielleicht hundert Gläubige gebaut worden, und nun zählte die Stadt Pertuis bereits 322 Herdfeuer, also an die 3000 Bewohner.

Vor dem Eingang standen die Gemeindemitglieder bereits in kleinen Grüppchen, Frauen und Männer getrennt, und schauten der Schar Beginen neugierig entgegen. Laura winkte den Schwestern freundlich. Einige der anderen Damen blickten kühl, reckten aber dennoch die Hälse: «Wo ist sie denn?»

«Ist es die da?»

«Sie sieht ja ganz manierlich aus», hörte Danielle es wispern. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken, doch sie beherrschte sich und zeigte der Welt ein ruhiges Gesicht. Ein wohlgekleideter und würdevoller Herr löste sich aus einer Gruppe und kam auf sie zu. Er trug gelbe Strümpfe aus feinstem Leinen, darüber eine weizengelbe mit roten Stickereien abgesetzte Houppelande mit trichterförmigen Ärmeln, die sich um die Handgelenke herum weit öffneten und bis auf halbe Oberschenkelhöhe herabfielen, darunter ein gefüttertes Wams. Jung war er nicht mehr, doch sein braunes Haar war noch voll und fiel ihm bis auf die Schultern herab. Der gerundete Bauch, den er vor sich hertrug, verriet Wohlleben, die Falten um Mund und Augen Lachlust. Er verbeugte sich knapp vor den Frauen und wechselte ein paar leise Worte mit Juliana.

«Das ist Mestre Marius de Vidal», flüsterte Magdalène. «Lauras Ehemann.»

«Ach, wie elegant er wieder angezogen ist, ganz nach burgundischer Manier!», sagte Gebba bewundernd.

«Ja, elegant», sprach Annik es ihr nach.

«Ich finde ihn ja ein wenig eitel und gockelhaft», flüsterte Anne. «Aber solange man ihm nicht in die Quere kommt, ist er schon angenehm.»

Marius kehrte zu den Ratherren zurück. Im Vorübergehen nickte er Danielle lächelnd zu: «Kopf hoch, meine Liebe, der Pfaffe wird euch schon nicht fressen.»

Während des Gottesdienstes hatte Danielle Gelegenheit, diesen «Pfaffen» genau in Augenschein zu nehmen: Er war ein junger Mann, klein und schlank, wohl gestaltet. Man hätte ihn hübsch nennen können mit seinen rabenschwarzen Locken und den dunklen Augen, der geraden, feinen Nase, den geschwungenen Lippen und einem Kinn, das Willensstärke verriet. Doch waren die Mundwinkel abfällig nach unten gezogen und sein Blick kalt. Danielle war es, als hätte sie so einen Blick schon einmal gesehen.

«Weib, was maßest du dich an, der Natur ins Handwerk zu pfuschen? Wenn Gott gewollt hätte, dass diese Sache einfach wäre, dann hätte er sie einfach gemacht.»

Doch nein: Fiel dieser Blick auf die wohlhabenden, die reichgekleideten Bürger in den vordersten Reihen, dann wurde er freundlich, beinahe unterwürfig. Nur wenn er die hinteren Reihen streifte, von wo der Geruch nach ungewaschenen Kleidern, Kohlsuppe und Armut aufstieg, verfinsterte er sich.

Nach dem Segen blieben die Beginen im Mittelgang zurück. Einige Gemeindemitglieder, die bereits aus ihren Bänken getreten waren, verweilten in der Nähe des Ausganges und gafften neugierig. Sie spürten, dass sich etwas Interessantes ereignen würde.

Bruder Calixtus winkte der Neuen, ihm zu folgen, und Juliana nickte ihr aufmunternd zu. Beklommen erhob sich Danielle und trat aus der Bank. Die Röcke ihrer Mitschwestern raschelten, das Holz der Bank knarrte vernehmlich. Sie ging hinter Calixtus auf den Altar zu. Langsam und in einem gewissen Abstand folgten die Beginen. Ihre Schritte hallten auf dem Steinboden, schienen förmlich bis in die Kuppel aufzufliegen und dort herumzuschwirren wie ängstliche Vögel.

Der Priester stand am Altar, mit dem Rücken zu ihnen. Sein Messgewand war so steif von Goldbrokat und edlen Steinen, dass es vom Körper abstand und ihn voluminöser erscheinen ließ, als er wohl war. Es war ein prächtiges Gewand, viel zu prächtig für diese bescheidene Kapelle. Abbé Grégoire hatte eine Seite in der silbergefassten, illuminierten Bibel aufgeschlagen und fuhr mit dem Finger geradezu zärtlich über die purpurne Initiale.

Calixtus räusperte sich. Abbé Grégoire drehte sich um. «Was ist denn noch?», fuhr er ihn an. Von nahem wirkte sein Gesicht eher unzufrieden denn unfreundlich.

Calixtus faltete die Hände und deutete eine Verbeugung an. «Ehrwürdiger Abbé Grégoire, wenn Ihr gestattet, so möchte ich Euch einen Neuzugang in der Gemeinschaft der frommen Frauen von Sainte Douceline vorstellen. Ihr Name ist Danielle. Ihr habt sicher von ihr gehört.»

«Allerdings!», entgegnete der Abbé.

Danielle fühlte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Der Priester drehte ihnen den Rücken zu und beschäftigte sich noch etwas länger mit dem kostbaren Buch. Abbé Grégoire wusste, wie er mit kecken Lügnern und Sündern umzugehen hatte: Er ließ sie erst einmal warten, um ihnen keine falsche Vorstellung von ihrer Bedeutung zu vermitteln. Ganz still war es in der Kirche. Die harten Pergamentseiten der Bibel wisperten beim Umblättern und erzeugten ein Echo im Gewölbe. Endlich schlug der Priester das Buch zu und hüllte es in ein besticktes violettes Seidentuch ein. Er stieg zu den beiden herunter, blieb aber auf der untersten Stufe stehen, da Danielle ihn sonst überragt hätte. Kampflustig reckte er den Hals und betrachtete Danielle etwa so, wie man eine tote Viper betrachten würde.

«So, du bist also die, die ihre Erinnerung verloren hat? Oder behauptest du das nur, um dich vor Bestrafung zu schützen? Wo kommst du her, Weib? Was hast du getan, dass man dich teerte und federte?» Abbé Grégoire war kein Freund langer Umschweife.

Danielle schaute ihm ruhig ins Gesicht. «Ich weiß es nicht. Möge die Gottesmutter meine Zeugin sein: Mir ist nicht, als hätte ich großes Unrecht auf mich geladen», sagte sie leise.

Abrupt streifte sich der Abbé das juwelenbesetzte Kreuz über den Kopf, das er auf der Brust getragen hatte, und berührte drei Male ihre Lippen damit. Es fühlte sich an wie Schläge. Das Metall war kalt, doch sie zuckte nicht zurück.

«Lege deine Hand auf diese Bibel dort!»

Danielle verneigte sich ehrerbietig und bekreuzigte sich, bevor sie ihre Hand auf das heilige Buch legte. Kein Blitz fuhr aus der Kirchenkuppel, kein Dämon fuhr heulend aus ihrem Mund.

Grégoire blies sie heftig an, eine der leichteren Arten, Dämonen aufzuspüren. Sie schloss die Augen. Speicheltröpfchen landeten in ihrem Gesicht. Der Atem des Geistlichen roch nach Zwiebeln und Wein. Nichts geschah. Von der Kirchentür her, wo die Gaffer standen, war ein Seufzer der Erleichterung zu hören.

Das Volk, das an der Tür gestanden hatte, und etliche Schaulustige von draußen waren unterdessen näher herangekommen. Sie drängten sich um die kleine Gruppe der Beginen am Altar. Immer wieder knarrte die Kirchentür, noch mehr Leute kamen hinzu. Niemand wollte sich das Schauspiel entgehen lassen.

Abbé Grégoire war noch nicht zufrieden. Forschend sah er Danielle an. Seine stechenden Augen bohrten sich in die ihren, bis sie den Blick niederschlagen musste. Plötzlich machte er einen raschen Schritt auf sie zu, packte Danielle am Handgelenk, zerrte sie die Stufen des Altars hinunter und hinter sich her, zur cuppa, zum Taufbecken.

Überrascht wichen die Beginen zurück, die Menge teilte sich, um gleich darauf zurückzufließen und sich hinter den beiden zu schließen wie ein Brei. Die Leute raunten und tuschelten, reckten die Hälse, drängten sich aneinander und stießen einander fast um vor Eifer, sich auch ja nichts entgehen zu lassen.

«Omnes Sancti et Sanctae Dei, intercedete pro nobis!», intonierte Grégoire laut. «Propitius esto, parce nobis Domine!»

Das Taufbecken war eine Spende der Grafen von Forqualquier, aus einem Block roten Sandsteins in der Form eines gedrungenen Pokals gehauen, mit Ranken und Kreuzblüten reich verziert und von einem schweren vergoldeten Deckel in der Form einer Krone bedeckt.

«Ab omni malo libera nos, Domine, ab omni peccato, ab insidiis diaboli, ab ira et odio et omni mala voluntate!»

Der Abbé schleuderte Danielle vor dem Becken auf den Boden. Sie landete schmerzhaft auf den Knien und stützte sich mit beiden Händen ab. Die Beginen bekreuzigten sich, einige stöhnten vor Angst oder seufzten vor Mitleid, andere beteten laut mit dem Abbé.

«Christe audi nos!»

Beide Hände und die gesamte Kraft seiner Arme musste er einsetzen, um den schweren Deckel vom Taufbecken zu heben. Er verbreitete einen Missklang, als er schwer auf dem Boden aufsetzte, wie eine zerborstene Glocke.

«Christe exaudi nos!»

Wieder griff der Priester nach der kauernden Begine – «Kyrie eleison!» – und zog sie am Kragen ihres Kleides hoch wie eine ertappte Diebin. Vor Schreck und Angst war sie gelähmt. Ihre Muskeln, ihre Knochen wurden zu Milch in ihrem Leib. Aber es gab keinen Ausweg, nichts, was sie hätte tun können.

Der Abbé versetzte ihr einen Schlag auf den Hinterkopf.

«Neige dein hoffärtiges Haupt, Sünderin!», zischte er.

Juliana trat einen Schritt vor, und ihre Hände zuckten, als wolle sie eingreifen. Auch einige andere Beginen hatten die Hände erhoben. Doch Calixtus, der vor ihnen stand, dem Priester zunächst, breitete die Arme aus und hielt die Menge zurück.

«Christe eleison!»

Ehe Danielle einen klaren Gedanken fassen konnte, packte der Priester sie im Genick und drückte ihr Gesicht unter Wasser. Einen Augenblick wehrte Danielle sich, doch dann ließ sie es geschehen. Es war eine Probe, die sie durchstehen musste, koste es, was es wolle, und sie bekämpfte den Instinkt, sich zu wehren, obwohl sie größer und stärker als der Priester war. Unter Wasser wurde der Drang einzuatmen immer stärker, schließlich fast übermächtig. Und immer noch ließ Grégoire sie nicht los, sondern drückte ihr Gesicht weiter unter Wasser, länger und länger. Die Unmöglichkeit, Atem zu holen, erfüllte sie mit heftiger Angst, der Puls hämmerte in ihren Ohren.

«Im Namen Jesu und im Namen Mariä befehle ich euch, ihr höllischen Geister, weichet von dieser und waget nicht wiederzukehren und sie zu versuchen und ihr zu schaden. Jesus! Maria! Jesus! Maria! Jesus! Maria! Heiliger Michael, streite für uns! Heilige Schutzengel, bewahret uns vor allen Fallstricken des bösen Feindes!»

Die Stimme des Abbés mit seinen Gebeten hallte mächtig unter dem Kirchendach. Entsetztes Raunen und Jammern kam von den Schwestern. Einige Zuschauer glotzten mit weitaufgerissenen Augen, andere hatten die Hände vor die aufgerissenen Münder gelegt; manche bissen sich in Fäuste oder Lippen oder weinten.

In Danielles Ohren war ein gewaltiges Sausen; ihre Lunge drohte zu bersten. Blitze und Lichtfunken explodierten vor dem Inneren ihrer Augenlider. Die Kraft verließ sie. In diesem Augenblick ließ der Abbé ihren Nacken los. Hustend und nach Luft ringend kam sie hoch. Doch schon packte er sie wieder und stieß sie wieder hinein.

«Weiche, Dämon! Verlasse dieses Haus!»

Dreimal wiederholte er die Prozedur, bis Danielle das Bewusstsein schwand. Alles drehte sich um sie. Ihre Lungen brannten wie Feuer, und sie sah nur noch Dunkelheit.

«So ist es also zu sterben», dachte sie. In diesem Augenblick fühlte sie sich losgelassen aus dem Klammergriff. Ihr Kopf schnellte hoch aus eigenem Antrieb; sie riss den Mund weit auf, holte Luft in krampfartigen, laut röchelnden Zügen, während ihr Körper am Rand des Taufbeckens entlang dem Boden entgegenglitt. Dort fiel sie auf die Knie und verharrte vornübergekrümmt, bis sich ihr Herzschlag beruhigte.

Immer noch hielt Calixtus die Arme weit ausgebreitet. Seine Lippen bewegten sich in leisem Gebet.

Danielles Gesicht war dunkelrot. Das Wimpeltuch hatte sich gelöst und schwamm aufgebläht auf der Oberfläche des Taufwassers. Wasser troff aus ihren Haaren. Sie öffnete ihre blutunterlaufenen Augen und sah zu dem Priester hoch, immer noch schwer atmend.

«Ich trage keinen Dämon in mir», flüsterte sie stockend und rang um Luft. «Bitte glaubt mir: Was immer an Dunklem in meiner Vergangenheit sein mag – ich bin gewiss ein sündiger Mensch –, so bin ich doch festen Willens, es in Zukunft besser zu machen und ein Gott gefälliges Leben zu führen.» Sie hob die Hände vor ihm, geöffnet in bittender Gebärde, in absoluter Demut. «Bitte, ehrwürdiger Vater, gebt mir Euren Segen dazu. Verjagt mich nicht.»

Das harte Gesicht des Priesters entspannte sich ein wenig.

«Wer bittet, dem werde gegeben. Wer klopfet, dem werde aufgetan. Also gut. Wir erlauben dir zu bleiben. Aber wir beobachten dich! Mache deinen Schwestern keine Schande, hörst du?» Dann legte er seine Hand auf Danielles Kopf und murmelte einen Segen. «Geht nun!» Er ging wieder zum Altar, stieg die drei Stufen empor und blieb dort stehen, bis Calixtus und Magdalène ihr aufgeholfen hatten und sie, von ihnen gestützt, zum Ausgang humpelte.

«Man wird sehen, man wird sehen», murmelte er und zog die Stirn in Falten. «Gedächtnis verloren – ma foi!»

Fast fluchtartig verließen die Beginen die Kirche. Kaum waren sie draußen unter freiem Himmel, begannen sie aufgeregt durcheinanderzurufen, wie eine Gänseschar, unter die der Fuchs gefahren ist: «Heilige Jungfrau! Das war ja entsetzlich!»

«Hast du seine Augen gesehen, Schwester? Wie der Leibhaftige hat er dreingeschaut!»

«Als wollte er unsere arme Schwester ersäufen!»

«Ich schwöre, mir wäre fast das Herz stehengeblieben!»

«Geht es dir gut, Danielle?»

«Kannst du aus eigener Kraft nach Hause laufen?»

Laura stand da, ihr zartes Gesicht ganz weiß. Marius stützte sie. Er hatte sie daran gehindert, in der Kapelle zu bleiben und die Prozedur bis zum Ende anzuschauen.

«Bist du wohlauf? Allen Heiligen sei Dank! Danielle!»

Danielle nickte. «Es ist vorbei. Beunruhigt Euch nicht meinetwegen. Es ist alles gut.»

Magdalène und Manon nahmen sie in ihre Mitte und halfen ihr, sich mit einem Zipfel ihres Mantels das Weihwasser aus dem Gesicht zu wischen und die Haare notdürftig zu trocknen. Anne lieh Danielle ihren Schleier.

«Gütiger Himmel, hat er wirklich geglaubt, du seist besessen?!» Manon schüttelte fassungslos den Kopf.

«Ja, das hat er», sagte Calixtus. «Ihr Erinnerungsmangel kann als Geisteskrankheit ausgelegt werden. Es ist nicht normal. Ich habe zwar nicht mit dem gerechnet, was eben geschehen ist, aber ich hätte damit rechnen müssen! Der Abbé ist ein Mann plötzlicher Entschlüsse. Es tut mir leid, Danielle, wenn ich es geahnt hätte, dann hätte ich dich davor gewarnt.»

«Ich hätte es selber wissen können», sagte Danielle und wischte sich die Nase mit einem Ärmel. «Es ist das übliche Verfahren. Ich habe sogar einmal gesehen, wie man eine Heilerin in einen Teich geworfen hat, um sicherzugehen, dass sie keine Hexe war. Fast wäre sie ersoffen. Dass sie unterging und nicht schwamm, nahm man als Zeichen ihrer Unschuld!» Sie lachte schwach. «O ja, aber man glaubt ja nie, dass einem so etwas selber passieren kann.»

«Zum Glück hast du beherrscht reagiert! Wenn du dich gewehrt hättest – nicht auszudenken!»

Danielle nickte nur, noch halbtaub von Atemnot und Wasser in ihren Ohren.

«Jetzt bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass du ein guter Mensch bist», sagte Juliana. «Nun kann niemand mehr etwas gegen dich sagen. Wir werden jetzt wohl unsere Ruhe haben. Und gut, dass du ihn so demütig um seinen Segen gebeten hast! Eine überaus kluge Geste. Gib dem Priester, was des Priesters ist, sage ich immer. Gott bedarf unserer Unterwerfung nicht, aber Abbé Grégoire ist ein stolzer Mann.»

Danielle wurde vom Abendessen im Gemeinschaftsraum und der anschließenden Lesung entschuldigt. Sie durfte gleich hinauf in den Schlafsaal gehen, wo sie sich entkleidete, ein trockenes, frisches Unterkleid anzog und sich auf ihren Strohsack legte.

Mit weitgeöffneten Augen lag sie in dem stillen, dämmrigen Raum und sah durch das Fenster auf das winzige Stück Madonnenblau, das langsam dunkel wie Tinte wurde.

Später kam Magdalène zu ihr herauf und brachte ihr Suppe und ein Stück Brot.

Danielle richtete sich auf und fing an zu löffeln, während Magdalène ihr sanft den Rücken streichelte.

«Wie tapfer du warst! Ich glaube nicht, dass ich das so hätte ertragen können wie du! Ich hätte gekratzt und gespuckt wie eine Katze!»

‹Das hätte ich auch getan, wenn es mir wichtig gewesen wäre, am Leben zu bleiben›, dachte Danielle. Laut sagte sie: «Ich wusste, dass es eine Probe war. Was mich nur gewundert hat: Warum hat es der Priester selbst getan? Wird für so etwas nicht eigens ein Exorzist gerufen? Ich habe immer gedacht, dass so ein Ereignis mit größerer Vorbereitung geschieht. Hatte er überhaupt das Recht, mich so plötzlich anzugreifen?»

«Er hat sich das Recht genommen. Abbé Grégoire hält sich für den persönlichen Vertreter des Papstes, und uns Beginen hat er besonders im Auge.»

«Ich habe gehört, dass man andernorts die Beginen in Frieden lässt. Ist das hier im Süden nicht so?»

«Ach, dann weißt du es gar nicht», sagte Magdalène erstaunt. «Na ja, woher auch. In Pertuis liegen die Dinge etwas anders: Pertuis gehört dem Papst persönlich.»

Danielle ließ den Löffel sinken.

«Ja, es ist so», fuhr Magdalène fort: «Die Stadt Pertuis wurde vom König dem Ritter von Blanchefort, Bertrand de Got, zum Lehen gegeben, demselben, der vor fünf Jahren zum Papst gewählt wurde. Letztes Jahr hat er sich in Avignon festgesetzt, und das liegt ziemlich in der Nähe. Unser guter Abbé Grégoire, der möchte sich gern bei seinem Herrn beliebt machen. Ach, er hätte es so genossen, wenn es sich erwiesen hätte, dass wir mit deiner Aufnahme einen Fehler begangen hätten. Wie gern hätte er als erfolgreicher Exorzist dagestanden!»

«Dann sollte ich vielleicht gehen, damit ich diesem Priester keine Handhabe gebe, euch zu schaden», flüsterte Danielle. Aber Magdalène wollte nichts davon hören.

«Was redest du denn?! Unsinn: Du hast die Weihwasserprobe überstanden und vor ihm die Knie gebeugt. Er wird dich vergessen. Mach dir keine Sorgen. Wir stehen alle hinter dir. Und Mestra Laura mag dich. Jeder hier mag dich!»

‹Mindestens eine Schwester mag mich nicht›, dachte Danielle und hatte Gebbas saures Gesicht vor Augen.