Erfüllungsgehilfen

Wenn Sie sich verändern wollen

Jedes Ziel und jede Zielerreichung hat so seine Tücken. Der Plan mag noch so gut sein, trotzdem kann es passieren, dass wir vom Weg abkommen. Deswegen ist es gut, immer mal wieder zu überprüfen, ob Sie auch an alles gedacht haben, was die Zielerfüllung braucht.

1. Ist Ihr Ziel gut formuliert?

Überprüfen Sie, ob das Ziel so formuliert ist, dass es attraktiv ist, realistisch und damit erreichbar. Liegt das Ziel weiter entfernt, über einem Jahr, dann nennen Sie es großes Ziel oder Vision und stellen Sie ein größeres Teilziel an die erste Stelle. Der Erfolg muss für Sie sichtbar und spürbar sein, dann werden Sie Ihr Ziel motivierter angehen.

2. Können Sie sich Ihr Ziel vorstellen?

Für die Realisation eines Zieles sind Bilder der Treibstoff. Stellen Sie sich immer wieder vor, wie es sein wird, wenn Sie das Ziel erreichen. Klappt dieser innere Film nicht, dann ist das ein Zeichen dafür, dass das Ziel noch nicht stimmig ist.

Ein Beispiel aus dem Coaching:

»Ich möchte mich anerkannt fühlen, aber ich kann das innerlich nicht sehen.«

»Was muss geschehen, gesagt, gemacht werden, damit du dich anerkannt fühlst?«

»Weiß ich nicht. Muss ich noch nachdenken.«

Sie sind sich dann noch nicht darüber bewusst, was Sie genau wollen. Wenn Sie es nicht wissen, dann ist es schwer, eine äußere Veränderung »einzufordern« beziehungsweise zu registrieren. An irgendeiner Stelle müssen Sie noch mal »drehen« oder es braucht ein greifbares Ziel davor.

3. Sind Sie motiviert?

Oder mangelt es an ein paar Leckerlis auf dem Weg? Lesen Sie noch mal in Kapitel 8 über die verschiedenen sinnlichen Wahrnehmungstypen. Nicht nur Ihr Ziel, auch Ihre Motivation muss passen. Wenn Sie sich ein tolles Abendessen versprechen, aber eher ein Akustiker sind, dann wäre wahrscheinlich ein Konzert oder ein anderer »Hörgenuss« die größere Motivation.

4. Erzählen Sie von Ihrem Plan

Davon zu erzählen, was wir wollen, probieren oder angehen, macht nicht nur andere Menschen zu Zeugen unserer Veränderung, sondern kann sie zu Komplizen machen. Ein guter Freund wird Ihnen keine Zigarette mehr anbieten, wenn Sie das Rauchen beenden wollen. Aber dafür muss er es wissen. Ihre Freundin wird Ihnen nicht vorhalten, wie toll andere Menschen sind, wenn sie weiß, dass Sie gerade dabei sind, Ihr Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Sprechen Sie von sich und hören Sie sich dabei selbst zu. Klingt Ihr Wunsch nachvollziehbar und plausibel? Wenn andere Verständnisschwierigkeiten haben, dann kann es auch sein, dass Sie etwas noch nicht ganz verstehen. Dann einfach noch mal nachdenken und kürzere Sätze ausprobieren.

5. Wie viel Ideen haben sich in Ihrem Ziel versteckt?

Ist Ihr Wunsch ein trojanisches Pferd, das in seinem Bauch gleich 5 oder mehr Ziele mit sich bringt?

Beispiel: »Ich möchte mich mehr um meine Kinder kümmern, das Kinderzimmer renovieren, im Kindergarten in den Elternbeirat gehen, einen Kurs mit ihnen besuchen und einen tollen Urlaub planen.«

Kein Wunder, wenn Ihnen bei solch einem Ziel die Puste ausgeht. Schreiben Sie die Ziele lieber untereinander auf und überlegen Sie erneut. Mehr um die Kinder kümmern, was hat das mit Renovierung zu tun? Schon höre ich das Kind aus dem Nebenzimmer rufen: »Immer streichst du Wände an und niiiiieeee spielst du mal mit mir!«

6. Spüren Sie Ihr Herz

Ihr Herz muss für den Veränderungswunsch schlagen. Sie müssen verliebt in den Plan sein, oder sich in einen Plan verlieben. Früher war es mein Ziel, aus Mannheim wegzuziehen, am liebsten nach Wien. Nun bleibe ich hier. Mir wurde mit der Zeit klar, dass ich mich entscheiden und an einem Ort Wurzeln schlagen will. Die Veränderung hat sich also gewandelt und mein Ziel ist jetzt nicht mehr, zu gehen, sondern Mannheim wieder mehr zu lieben. Ich möchte nämlich gerne da sein, wo ich bin. Wie kann das geschehen? Was kann ich tun, um Mannheim wieder mehr zu lieben? Ich habe Schritte gesetzt, um dieses neue Ziel zu erreichen, indem ich die Stadt mit neuen und offenen Augen entdecke und mich bewusst auf neue Menschen einlasse. Wie Sie merken, ist auch das ein Plan. Mein Herz muss für den Plan hüpfen, damit mein Wunsch sich erfüllt.

7. Passt Ihr Ziel zu Ihren Werten?

Welche Werte sind für Sie wichtig? Denken Sie an: Unabhängigkeit, Freiheit, Sicherheit, Freude, Liebe, Harmonie, Glück, Gerechtigkeit, Sinn, Sicherheit, Dynamik …

Passen Ihre Lebenswerte zu Ihrem Wunsch oder Ziel? Wenn Sie so gerne anders im Sinne von »risikobereiter« wären, einer Ihrer wichtigsten Werte im Leben jedoch »Sicherheit« darstellt, bedeutet dies einen Zielkonflikt. Einerseits möchten Sie dann etwas wagen, andererseits am liebsten nicht. Es gibt Nuancen, die dazwischen liegen, das haben Sie im Kapitel »Wie Sie mit dem ABER umgehen« gelernt. Wichtig ist es, dass Sie es merken, wenn ein innerer Konflikt vorliegt. Passen Sie Ihr Ziel Ihren Werten an. Übrigens, auch Werte verändern sich von Zeit zu Zeit. Was einmal sehr wichtig war, muss es nicht zwangsläufig heute noch sein.

8. Lachen Sie genug?

Sind Sie vergnügt, wenn Sie an Ihr Ziel, Ihren Wunsch denken? Oder könnte ein wenig Humor bei der Lösungssuche helfen? Wie würden Sie Ihr Ziel erreichen, wenn Sie ein Witzbold, Kabarettist oder Clown wären? Was würde geschehen, wäre der Weg zur Zielerreichung der Stoff einer Komödie? Pläne, die Spaß machen, erfüllt man mit doppeltem Elan.

9. Denken Sie »hin zu« oder »weg von«?

Das ist eine kleine Tücke, die mir immer wieder begegnet. Menschen möchten anders sein und beschreiben das Ziel in Form von einer Art Vermeidung. »Ich möchte weniger zurückhaltend sein«, »Ich will nicht mehr so viel fernsehen«, »Ich will nicht mehr so unbelesen sein«. Das Unterbewusstsein kann damit wenig anfangen. Wenn Sie nicht zurückhaltend sein wollen, was dann? Weniger Fernsehen – was wird mit der Zeit gemacht? Und unbelesen, um was geht es? Bücher, Zeitung, Magazine? Wie viele Buchstaben dürfen es denn sein? Beschreiben Sie Ihren Wunsch eher in Form von »hin zu«, denn jetzt ist viel Platz für eine kreative Lösungssuche.

10. Mangelt es Ihnen an Mut?

Haben Sie ein wenig Angst, dass das Ziel sich erfüllen könnte? Dass Sie es schaffen könnten, ganz real und ganz tatsächlich? Da hilft nur eins, sprechen Sie mit Ihrer Angst. Fragen Sie den Teil in sich, was er Ihnen mitteilen, wovon er Sie behüten möchte. Vielleicht geben Sie ihm einen Namen. »Mein kleines Angst-Sabinchen will, dass ich mich nicht verzettele und dann zu gar nichts mehr komme.« Das ist ein schlaues Sabinchen, oder? Besser den Plan noch mal durchdenken. »Das habe ich, eigentlich ist alles klar, durchdacht und gut.« Dann kann es sein, dass Sabinchen die Veränderung per se nicht mag. Dass es ihr Furcht macht, wenn sich überhaupt etwas bewegt. Das klamme Gefühl taucht oft auf, wenn eine Veränderung droht, denn der uralte Teil in unserem Gehirn findet, dass Veränderung nichts als Ärger und Bedrohung mit sich bringt. Wer sich in der Urzeit veränderte, war eine Bedrohung für die Sippe, weil er ein Sonderling werden konnte und damit nicht mehr einschätzbar für andere war. Es konnte also sein, dass man aus der Sippe rausgeschmissen wurde, weil die eben nur Neandertaler aus ein und demselben Förmchen wünschte. Jetzt haben wir aber eine andere Zeit. »Sagen Sie das Ihrem Sabinchen«, schlage ich in diesem Fall vor. »Sagen Sie ihr, dass Sie dankbar für den Hinweis sind, aber alles gut überlegt und überprüft haben. Sprechen Sie sich und diesem ängstlichen Anteil Mut zu, indem Sie sich erzählen, warum der Plan klappen wird. Und dann schicken Sie Sabinchen zur Erholung an die See. Sollte Sabinchen erneut Angstgedanken streuen, dann können Sie zu Ihrem inneren Angsthäschen sagen: »Ei, Sabinchen, du bist doch in den Ferien … für dich hab ich jetzt keine Zeit. Ich melde mich später. Versprochen!« Aber, Sie erinnern sich, das müssen Sie dann auch tun! So oder so: Sabinchens haben sehr gute Gefahren-Seismografen und die sind für die Überprüfung von Zielen eine ziemlich wichtige Unterstützung.

11. Beraten Sie sich mit Ihrem inneren Team!

Wie Ihre inneren Stimmen Sie bei der Verwirklichung Ihrer Ideen unterstützen können, haben Sie im Kapitel 5 gelesen. Hier noch einmal zur Erinnerung: Die inneren Anteile wollen sich grundsätzlich gewürdigt fühlen – so wie die Mitglieder eines Teams auch, die z.B. in einer Teamsitzung nacheinander ihre Meinung zu etwas abgeben dürfen. Berichtigungen wie »Das stimmt doch gar nicht!«, abwertende Bemerkungen wie »So ein Blödsinn!« oder »Du schon wieder!« oder auch Besserwisserei »Das sagst du ja nur, weil …« kommen weder bei inneren, noch bei äußeren Teams gut an.

Respekt und Dank etwa sind ganz wichtige Motivatoren, die auch Ihre inneren Anteile gerne entgegennehmen. Auch ein gutes Verhältnis zu sich selbst entwickelt sich nur über solche positiven Botschaften!

Manchmal haben gewisse innere Teammitglieder Ihnen auf den ersten Blick nichts Wesentliches mitzuteilen. Wie der Seppel oder das Kasperle der Puppenbühne eben auch oft nur ablenken oder Blödsinn machen möchten. Es gibt aber dennoch immer einen Sinn. Vielleicht möchte Ihr inneres Kasperle, dass Sie sich noch nicht gleich entscheiden? »Wofür ist das gut? Warum möchtest du mich ablenken?«, könnten Sie dann fragen, und es könnte durchaus sein, dass Sie eine Antwort erhalten, die Ihnen deutlich macht, dass das Kasperle eine gute Idee hatte, indem es Sie zu einer Denkpause animierte.

12. Oder wünschen Sie sich echte »Spielkameraden«?

Gemeinsam macht vieles mehr Spaß. Sport, Abnehmen, Lernen, Theater, Musik, Kunst. Je nachdem, was Sie gerne verändern möchten – möglicherweise gibt Ihnen das Zusammensein mit anderen den richtigen Kick. Schauen Sie sich um, fragen Sie nach, suchen Sie im Netz, es gibt sicher einige Menschen, die denselben Wunsch haben wie Sie. Ein Netzwerk hilft beim Durchhalten, ein Tandem zu bilden, ist eine super Begleitung. Bei Letzterem wählen Sie sich einen Verbündeten, einen Menschen, der auch ein Ziel verfolgt und tauschen sich alle drei Monate aus. Eine Woche erzählen Sie von Ihren Fortschritten oder bitten um Unterstützung, die nächste Woche ist Ihr Tandempartner dran.

Die drei Monate sind ein Erfahrungswert von mir. Gelegentlich kann man lesen, dass es eine Zeit von 21 bis 28 Tagen braucht, bis sich ein neues Verhalten in uns etabliert. Eine andere Zahl, die man immer wieder liest ist 66. So viele Tage bei täglichem Training würde es brauchen, bis eine neue Handlung oder Haltung sich in Gewohnheit verwandelt. Ist das alte Verhalten fest verankert, kann es auch schon mal länger dauern. Wie auch immer: Mit drei Monaten haben Sie alle Zeitspannen in der Tasche.

13. Gibt es verschiedene Hochzeiten, auf denen Sie tanzen sollen?

Wenn Sie einen eigenen Weg verfolgen, kann das mit sich bringen, dass Sie anderen Menschen eine Bitte abschlagen müssen oder ein Thema vertagen. Das bedeutet, Sie müssen »Nein« sagen, auch wenn es noch so schwerfällt. Gut möglich, dass das Ihr Gegenüber nicht versteht, oder verstehen will. Das eigene Selbstbewusstsein zu nähren, verlangt aber, dass Sie nicht mehr »Ja« sagen, wenn Sie »Nein« meinen. Zu einem »Nein«, das erzählen mir insbesondere Frauen immer wieder, müssen Sie sich eher überwinden. Es ist häufig weniger die Furcht vor Repressalien, die Frauen zu einer Zustimmung bringt, als eher ein Gefühl, es recht machen zu wollen und verantwortlich zu sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Aufgabe im privaten oder geschäftlichen Bereich gestellt wird. Frauen sind grundsätzlich bereit, viel zu tragen, auch wenn sie am Schluss alleine auf einer Aufgabe sitzen bleiben, denn: »Eine muss es ja schließlich machen!«

Genauso wie wir uns selbst beibrachten, zu schnell »Ja« zu sagen und uns verantwortlich zu fühlen, können wir auch wieder lernen, mehr auf uns selbst zu achten und zu überprüfen, wann wir wirklich eine Aufgabe übernehmen möchten oder einer Bitte nachkommen.

Was hilft, ein Nein auszusprechen?

) Sich selbst klarmachen, warum man etwas nicht möchte.

) Nachfragen: »Warum möchtest du, dass ich das übernehme?«

) Alternativen im Kopf haben.

) Sich nicht für alles verantwortlich fühlen.

) Nicht in fremde Köpfe hineinfantasieren, sondern eher um Klärung bitten.

) Die Konsequenzen des Neins überlegen und abwägen.

) Um eine Denkpause bitten.

) Wenn man möchte: die Ablehnung erklären.

) Eigene Bedürfnisse aussprechen.

14. Fake it, until you make it

Tun Sie doch einfach mal so, als ob Sie schon realisiert hätten, wovon Sie träumen. Dieses »als ob« ist eine wunderbare Probebühne. Spielerisch können Sie dabei testen, wie es sich anfühlt, so zu sein, wie Sie es sich wünschen. Wenn Sie gerne glamouröser wären, dann bewegen Sie sich doch mal in einem Luxuskaufhaus und spielen reich sein. Wenn Sie meinen, Sie müssten mehr Durchsetzung zeigen, dann tun Sie so, als wären Sie ein Draufgänger. Mimen Sie den Geduldigen, wenn Sie ungeduldig sind und tun Sie als wären Sie ein Streber, obwohl Sie sich stinkfaul fühlen. Proben Sie den Echtzustand. Ihr Unterbewusstsein und das Gehirn können nämlich nicht unterscheiden, was echt ist und was nicht, sondern werden die Situationen als wirkliche Erfolgsmomente abspeichern, auf die Sie sich ein anderes Mal beziehen können. Es hilft Ihnen also bei Ihrer Veränderung ungemein, immer mal wieder zu spüren, wie sich der neue Zustand anfühlt.

15. Feiern Sie Ihren Erfolg !!!

Dieser Aspekt wird am häufigsten vergessen. Veränderungswillige Menschen stürmen von einem Gipfel zum anderen, ohne, wie wirkliche Bergsteiger, dort ein Kreuz aufzustellen, eine Fahne zu hissen oder einmal ins Panorama rundherum zu jodeln. Wenn schon ein Jodeldiplom, dann sollte es eines für Erfolge geben. Denn warum sollte Sie Ihr Unterbewusstsein bei einer Veränderung unterstützen, wenn Sie es ja doch nicht merken? Feiern Sie sich selbst, wenn Sie etwas geschafft haben und sei es ein Etappensieg. »Lob dich selbst, sonst lobt dich keiner!« – sage ich in dem Fall gern zu mir.

16. Und wenn es einen Rückfall gibt: Verzeihen Sie sich!

Sich selbst immer mehr anzunehmen heißt zu akzeptieren, dass wir Menschen fehlerhaft sind, es manchmal an Durchhaltevermögen mangelt und Rückfälle oder Fehler passieren. Wenn Sie eigentlich gerne ganz anders wären, dann heißt es, Schwächen und Fehler liebevoll zu betrachten und in ihnen eine Art Hinweis zu sehen. Ein Rückfall kann Sie aufhalten und er kann der ängstliche oder mahnende Teil in uns sein, der uns auf etwas aufmerksam machen möchte. Ein Fehler kann ein Zeichen dafür sein, dass etwas noch nicht zu Ende gedacht wurde. Nähern Sie sich Ihrem Rückschritt an und werfen Sie einen Blick hinter den Vorhang der Fehlerkulisse. Was möchte Ihnen die Situation erzählen? Wofür ist sie gut? Vielleicht kann Ihnen ein anderer Mensch einen weiteren Hinweis geben, wenn Sie den Rückfall besprechen. Keine Sorge: Zu seinen Schwächen zu stehen, imponiert anderen Menschen! Wie lautet einer meiner liebsten Sprüche: »Kleine Fehler erhalten die Freundschaft«, denn alle Menschen machen Fehler und erleiden Rückfälle. Und wo Sie einen zugeben, hat ein anderer Mensch einen gut. Das ist die simple Rechnung, die kleine Fehler oft sympathisch macht.

Vielleicht wollen Sie so bleiben wie Sie sind – nur mit ein wenig mehr Selbstsicherheit

Das finde ich wunderbar, dass Sie sich für sich entschieden haben, denn es gibt genug Menschen, die »anders« werden wollen. Und da das Buch schon sehr weit fortgeschritten ist, gehe ich davon aus, dass dies eine sehr bewusste Entscheidung ist. Vielleicht haben Sie eine vermeintliche Schwäche durchleuchtet und kamen zu dem Schluss: »Ach, so schlecht bin ich doch gar nicht. Ich will nicht anders werden, sondern eher meine guten Seiten pflegen und offener zeigen.« Es ist eine Sache, das zu denken und eine andere, es laut auszusprechen. Richtig stehen wir dann zu uns, wenn wir anderen Menschen von uns erzählen können. Von den tollen Seiten, die wir haben, und auch von den weniger tollen. Dafür braucht es Selbstannahme und Selbstbewusstsein. Möglicherweise sind es genau diese zwei Geschenke, für die Sie sich jetzt stärker öffnen wollen. Die meisten Menschen denken, dass wir einmal selbstsicher automatisch immer selbstsicher bleiben. Leider ist dies nicht der Fall. Selbstsicherheit ist eine Kunst, und vergleichbar mit einem Garten müssen wir sie regelmäßig hegen und pflegen, damit sie nicht immer wieder von Unkraut überwuchert wird. Doch diese Kunst ist erlernbar. Wie Selbstsicherheit geht, wie man sie fühlt und zeigt, das haben Sie sich in der Kindheit von anderen Menschen abgeschaut. Um zu verstehen, wodurch das eigene Selbstbewusstsein geprägt wurde, lohnt sich daher zu schauen, wie Ihre eigenen Eltern mit Erfolgen und Misserfolgen umgingen. Welche Vorbilder entnahmen Sie Ihrer Umwelt? War die liebste Serienfigur Ihrer Kindheit selbstsicher oder scheu? Oder bewunderten Sie Pippi Langstrumpf, das kleine, starke, selbstbewusste Mädchen – das niemals anders werden wollte? Nicht nur anders zu werden, eine Fähigkeit auszubauen, etwas zu verändern oder etwas Neues zu starten ist ein Weg, sondern auch der Wunsch nach mehr Glanz und Selbstbewusstsein. Es gibt viele Möglichkeiten, dieses Gefühl in sich zu stärken. Ich habe Ihnen hier ein paar Ideen zusammengestellt, mit denen meine Klienten und ich gute Erfahrungen gemacht haben.

1. Sammeln Sie Eigenlob-Sätze

Stellen Sie sich vor, Sie hätten zwei Sparschweine. In dem einen haben Sie über Jahre die Kommentare, Bewertungen und inneren Dialoge gesammelt, die negativ sind, und Sie damit kleinmachen oder kleinhalten. Dieses Schwein ist dick und fett. Das andere Schwein sammelt die Rückmeldungen, die positiv sind und die Sie stärken. Bei den meisten ist dieses Schwein erbärmlich mager. Stellen Sie sich ein echtes Sparschwein gut sichtbar auf, das Sie daran erinnert, ab jetzt so viele Rückmeldungen zu sammeln, bis beide Schweine gleichermaßen dick sind oder Ihr »rosa« Schwein vielleicht noch dicker ist.

Rosa Schwein: wertvolle Aktien, gute Dividende

Graues Schwein: Scheinaktien, schlechter Kurs, Verluste

Sie könnten sich auch ein Buch anlegen, in welches Sie die positiven Rückmeldungen notieren oder diese auf Zettel schreiben und tatsächlich in einem Schwein oder Kästchen sammeln. An schlechten Tagen können Sie sich dann einen Zettel herausziehen – ein Los, das auf jeden Fall gewinnt und weitere Preise nach sich zieht –, denn ein fundiertes Selbstvertrauen bewirkt in der Resonanz, dass auch andere Menschen Ihnen vertrauen.

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Haben Sie keine Angst vor Selbstüberschätzung und Eitelkeit! Menschen, die sich selbst überschätzen und die eitel sind, lesen Bücher dieser Art nicht, denn sie sind sich selbst genug und stellen sich nicht infrage. Ihre Einstellung hingegen ist sich selbst gegenüber reflektiert. Falls der innere Kritiker Sie mit Sätzen wie »Du Angeber!« oder »So eine Selbstbeweihräucherung!« sabotieren möchte, gehen Sie diesen Kommentaren nicht weiter nach oder nutzen Sie die Wunderwaffe »Fragen«. Hier geht es nicht um »Honig ums Maul schmieren« und »Bauchpinselei«, sondern um Auseinandersetzung und damit: Bewusstseinstraining.

2. Üben Sie Eigenschaften, die Sie stark machen

Stolz, Hingabe, Mut, Sicherheit, Freude, Klugheit, Klarheit, Anerkennung, Achtung, Respekt, Charme, Glück,

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Wählen Sie regelmäßig mit geschlossenen Augen und einem Finger eine der Eigenschaften aus und nutzen Sie diese als Übungseinheit für den Tag, indem Sie sich immer wieder daran erinnern, diese Eigenschaft zu leben, zu spüren und von ihr zu erzählen.

3. Düngen Sie Ihr Selbstvertrauen – damit das Gute gedeihen kann

Für eine sich selbst unterstützende Haltung legen Sie den Fokus auf das, was Ihnen gelang und glückte und nicht auf das, was fehlt. Indem Sie immer wieder üben, Ihre Selbstsicherheit zu bemerken und festzustellen, dass andere Menschen Sie mögen und respektieren, geben Sie diesem Gefühl den Platz zum Wachsen. So sind Sie mit der Zeit nicht mehr »nur ein bisschen selbstsicher«, sondern bald vielleicht schon »ziemlich« oder »ziemlich gut« und in naher Zukunft schon können Sie lachend sagen »Ja, ich mag mich, mit all den Seiten, die ich habe!«

4. Üben Sie Ihren Umgang mit Fehlern

Dass Menschen aus Fehlern klug werden, ist keine ausgeleierte Entschuldigung für Nachlässigkeit, sondern eine wichtige Einstellung. Nicht umsonst pflegen ambitionierte Unternehmen ganz besonders die Fehlerkultur. In Fehlern, die durchdacht werden, steckt der Erfolg der Zukunft. Fehler sind nur dann blöd, wenn daraus ein »dumm gelaufen« wird. Das ist dann nämlich nicht durchdacht. Analysieren Sie Ihre Fehler und ziehen Sie Schlüsse für die Zukunft. Lernen Sie daraus, dann machen Fehler klug. Im Übrigen, zu seinen Fehlern zu stehen und zu wissen, dass man ein fehlerhafter Mensch ist, zählt zu den größten Anziehungsmagneten. Ich bekomme sehr oft Rückmeldungen, dass Menschen mich schätzen, weil ich meine Schwächen und Fehler nicht verberge, sondern humorvoll dazu stehe. Misserfolge sind für mich nichts anderes als Situationen, die durchdacht werden müssen. Daraus ergeben sich dann ein neuer Weg und eine Entscheidung, die zukünftige Fehler und Misserfolge vermeidet. Andere werden Sie beobachten und gerne von Ihnen lernen, wie man mit Fehlern umgeht, und dass es eine veraltete Reaktion ist, wenn man ein Fehlergeständnis mit »Ja, ja, du machst keine Fehler, was?« beginnt. Bleiben Sie bei sich, stehen Sie zu Ihren Schwachpunkten und lassen Sie sich von mir sagen: Kleine Fehler erhalten die Freundschaft!

5. Lernen Sie Nein sagen und üben Sie damit Abgrenzung

Kaum steht eine Anfrage oder Bitte im Raum, hören sich viele Menschen Ja sagen, selbst wenn sie gar nicht direkt angesprochen werden. Zu einem Nein müssen sich die meisten eher überwinden. Sie möchten nicht unwirsch wirken, ablehnend sein oder als Dickkopf gelten. Klienten berichten mir, sie würden durch die Zustimmung Verantwortung zeigen wollen. Nicht wenige erwarten oder erhoffen sich ein Lob. Manche möchten es auch allen recht machen, damit die gute Stimmung erhalten bleibt. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Bitte oder Anfrage im privaten oder geschäftlichen Bereich gestellt wird. Wenn bei Ihnen fremde Belange häufig Ihre Entscheidung steuern, das heißt, wenn Sie merken, dass es Ihnen wichtiger ist, wie andere reagieren und Ihr Bedürfnis hintenanstellen, dürfen Sie Ihr selbstbewusstes Nein auf jeden Fall polieren.

Wirklich selbstbewusste Menschen nehmen nur die Aufgaben an, die sie annehmen wollen und zu deren Erfüllung sie fähig sind.

Ein selbstbewusstes Nein braucht Überlegung, denn es unterscheidet sich vom bockigen Nein durch Reflexion.

) Warum kann ich das nicht übernehmen?

) Was bräuchte ich, wenn ich es übernehmen soll? Mehr Zeit, mehr Wissen, ein besonderes Equipment, Unterstützung…?

Je besser Sie wissen, aus welchen Gründen Sie eine Bitte oder einen Auftrag ablehnen, desto sicherer sind Sie, sollte Ihr Gegenüber Fragen haben. Ein achselzuckendes »Ich weiß nicht. Ich mag halt nicht«, wird Sie in endlose Diskussionen verstricken, die letztlich zu dem Gedanken führen: Ach, ich bin nicht selbstbewusst. Ich habe Nein gesagt und nun habe ich mich trotzdem wieder überreden lassen. Doch es war nicht mangelndes Selbstbewusstsein, sondern Sie hatten sich Ihr Nein nicht wirklich überlegt. Mit einem reflektierten Nein lassen Sie sich nicht einfach überreden, denn Sie haben dann durchdachte Argumente zur Hand.

Genauso wie wir uns selbst beibrachten, zu schnell Ja zu sagen und uns für andere Belange verantwortlich zu fühlen, können wir auch wieder lernen, mehr auf uns selbst zu achten und zu überprüfen, wann wir wirklich eine Aufgabe übernehmen möchten. Auf welche Weise können wir im beruflichen Umfeld eine Aufgabe ablehnen oder zur Diskussion stellen, ohne dass wir uns wie Arbeitsverweigerer fühlen oder befürchten, als solche gesehen zu werden?

Was hilft, ein Nein auszusprechen?

) Nachfragen: »Was möchtest du genau?«

) Einen Auftrag, eine Bitte prüfen.

) Die eigenen Grenzen anerkennen.

) Kurz nachdenken.

) Abwägen.

) Die Antwort vertagen.

) Einen Gegenvorschlag machen.

) Alternativen suchen.

) Gemeinsam eine Lösung finden.

) Die eigenen Bedürfnisse respektieren.

Das bedeutet auch, dass Sie bei sich und Ihrem Nein bleiben, wenn andere Menschen beleidigt oder verärgert sind. Einer wird dann sowieso immer in schlechter Stimmung sein, entweder Sie, weil Sie wieder eingelenkt haben oder der andere.

Wenn Sie sich aber zu einem Ja nach einem gesagten Nein entschließen, dann sollten Sie dies wirklich wollen und Ihrem Gegenüber transparent erklären. »Weißt du, ich wollte erst nicht, dann habe ich nachgedacht und bin zu folgendem Schluss gekommen …«

6. Erfreuen Sie sich an sich selbst

Stolz auf sich selbst zu sein, ist ein schönes Gefühl. Menschen, die so richtig stolz auf sich sein können, wissen um ihre Fähigkeiten und das, was sie von anderen unterscheidet. Das ist für mich das genaue Gegenteil von Eitelkeit. Eitle Menschen bilden sich nur ein, etwas zu haben, worauf sie stolz sein können, und sie brauchen Lob und Applaus von außen, um sich gut zu fühlen. Wer auf sich selbst stolz ist, der hat einen echten Grund dazu. Ein – für Sie positiver – Vergleich liegt dem Stolz auf sich selbst zugrunde, und diesen Vergleich können nur Sie selbst anstellen. Dazu braucht es nicht unbedingt das Lob von außen. »Ich bin stolz auf mich!« bedeutet, dass Sie genau wissen, was Sie selbst in diesem Augenblick geleistet haben.

Stolz erfreut sich am eigenen Können, einer Leistung, einem Teil des Wesens, der eigenen Persönlichkeit. Man kann Stolz niemandem beibringen. Er meldet sich von sich aus, ähnlich wie Freude oder Trauer. Er lässt sich nicht unterbinden, nur unter- oder wegdrücken. Und wird das versucht, meldet er sich dennoch immer wieder. Man kann sich den Stolz wegerziehen, aber warum sollte man auf ihn verzichten? Gesunder Stolz unterstützt Sie darin, sich wertvoll zu fühlen, auf sich zu achten und eigene Entscheidungen zu respektieren.

Welche Emotionen melden sich bei Ihnen, wenn Sie denken »Ich bin stolz auf mich!«

Welche inneren Sätze hören Sie?

Wie würde es sich anfühlen, wenn Sie gründlich stolz wären?

Gibt es Verbindungen zu anderen Menschen, die sich ändern oder lösen würden, wenn Sie Liebe für und Stolz auf sich ausleben würden?

Freundlicher Stolz ist ein Magnet. Menschen, die stolz auf sich sind und nicht alles mit sich machen lassen, sind anziehend. Sie sind wie Leuchttürme in einer Welt, in der sich viele ducken und ihr Licht unter den Scheffel stellen, um gut behandelt zu werden. Freundlich stolze Menschen zeigen, dass man sich nicht ändern muss, nur um andere nicht zu verunsichern. Sie stehen zu sich, wissen, dass sie gut sind und arbeiten nur an denjenigen Facetten ihrer Persönlichkeit, an denen sie auch aus Überzeugung arbeiten wollen. Nicht, um bei anderen anzukommen, sondern um bei sich selbst zu sein.

Betrachten Sie sich als eine Marke!

Es gibt viele Menschen, die unangepasst sind, anders wirken oder aus der Reihe fallen. Ich passte fast nie in eine Reihe hinein und war damit ganz oft das rosafarbene Entchen. Es gibt drei Möglichkeiten damit umzugehen.

) Sie können versuchen sich anzupassen.

) Sie können traurig sein, dass sie nicht dazugehören.

) Oder Sie werden zu etwas sehr Besonderem.

Das sehr Besondere muss sich nicht auf alle Lebensbereiche erstrecken, sondern es kann ein Punkt in Ihrem Leben sein, eine Seite, eine Facette.

Es gibt eine Haltung, die Ihnen ermöglicht, anders zu sein und das ganz selbstbewusst zu zeigen. Es gelingt Ihnen, wenn Sie eine Marke werden. Oft macht uns gerade das, was wir verändern wollen, einzigartig!

»Was man nicht verbergen kann, das muss man zeigen«, lautet eine alte Theaterregel. Wenn zum Beispiel ein Stuhl auf der Bühne vergessen wird, dann muss man ihn spontan ins Stück einbauen, und schon fällt er nicht mehr als störend auf. Versucht man aber, den Stuhl zu ignorieren, starrt das Publikum darauf. Was für Stühle und Requisiten gilt, die vergessen wurden und sich mit dem Hochgehen des Vorhangs auf der Bühne zeigen, gilt auch für Angewohnheiten, Eigenheiten oder bestimmte Äußerlichkeiten. Alles dreht sich, wenn Sie Ihre Macke nicht mehr verbergen wollen, sondern zeigen. Ja, wenn Sie sogar so tun und bestenfalls auch daran glauben, dass alles stimmig, richtig und unbedingt gewollt ist. Erinnern Sie meine Macke, immer am Kaffee herumzunörgeln? Seit ich mir dessen bewusst bin, habe ich es zu meinem Markenzeichen erklärt und finde meinen kritischen Umgang mit dem Kaffee sehr amüsant und pflege diese Macke bewusst. Das heißt, wenn auch spät in diesem Buch, dafür aber umso deutlicher: Es gilt, ein Markenbewusstsein zu etablieren und zu zeigen. Tragen Sie Ihre Nase ruhig ein wenig hoch, auch dann, wenn andere auf Sie herabsehen oder Sie bekritteln.

Die Vorteile, eine Marke zu sein:

) Sie werden mehr gesehen und wahrgenommen.

) Bestimmte Facetten müssen nicht mehr versteckt werden.

) Die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen wird erleichtert, Sie kommen besser an – denn Sie stehen zu sich und finden sich im besten Fall klasse.

ente.tifSie sind wer!Sie sind nämlich: Sie!

Wie bei einer richtigen Markenstrategie, sollten Sie wissen, was Sie zu einer Marke macht:

1. Frage

Wären Sie eine Marke (so wie Porsche, Nivea oder dm) – was würde Sie als Marke einzigartig machen?

Linien.tif

Es gibt unglaublich viele Autohersteller und unzählbar mehr Kosmetikproduzenten. Wenn eine Creme auf den Markt gebracht werden soll, dann muss für das Unternehmen klar sein, worin sich diese Creme von anderen unterscheidet.

2. Frage

Wodurch unterscheiden Sie sich von anderen Menschen?

Linien.tif

Natürlich muss man darüber hinaus noch eine Priorität haben. Also das ganz Besondere, der Glanz. Was ist das denn bei Ihnen? Können Sie andere zum Lachen bringen oder gut auf den Tisch hauen, bleiben Sie noch überlegt, wenn alle schon durchdrehen, können Sie gut singen, tanzen, Feste arrangieren? Was ist es? Was ist Ihr USP – Ihr Unique Selling Proposition?

Falls Ihnen dazu nichts einfällt, dann fragen Sie mal in die Runde. Lassen Sie sich mit einem Satz beschreiben. Erstens ist das interessant, zweitens ziemlich häufig überraschend und drittens erfährt man eine Menge über das Bild, das andere Menschen von einem haben.

3. Frage

Was ist Ihr USP?

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Und der letzte Punkt: Auf welche Weise wollen Sie sich auf dem Markt einführen (mit einem Knall, schleichend, gelegentlich, bewährt und immer zu haben) und mit welchen Emotionen sollen die Menschen an Sie denken? (Geborgenheit, Fremdheit, Nähe).

4. Frage

Wie sehen Sie sich auf dem Markt? Gestalten Sie dafür eine Kurve.

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Nein, es fällt mir noch eine wichtige Frage ein: Wofür ist es gut?

Sie müssen einen Wert, einen Sinn darin sehen, dass Sie eine Marke sind. Ansonsten ist die Gefahr sehr groß, ein »No-Name« oder noch schlimmer, ein »Me-too-Produkt« zu werden.

Würde ich mich anpassen und wie andere Beraterinnen werden, dann wäre es in etwa so, als würde man Pippi Langstrumpf eine Föhnfrisur verpassen. Anders als viele meiner Kollegen, habe ich weder fertige Mappen noch PowerPoint-Präsentationen oder Vorlagen jeglicher Art. Ich besitze keinen Businesskoffer, sondern viele sehr große und sehr unordentliche Taschen. Wenn ich auf der Bühne spreche, dann spiele ich mit meinem Mannheimer Dialekt, weil der ein Teilaspekt meines Markengedankens ist. Mein Anderssein ist meine höchste Hürde und gleichzeitig mein USP. Wer mit mir arbeitet, wählt bewusst mich, weil er bereits genug Berater getroffen hat, die alle aus dem immer gleichen Förmchen stammen.

Wer sich selbst als Marke sieht, tritt selbstbewusster auf, zeigt Freude an sich selbst, wirkt oft natürlich und hat seine persönliche Fehlerhaftigkeit nicht nur akzeptiert, sondern versteht sie auch zu nutzen, egal ob das ein Dialekt ist, Vergesslichkeit, das private Chaos oder dass man erst einmal einen Witz erzählen muss, bevor die Arbeit startet. Was immer Sie auch als Markenzeichen wählen, zeigen Sie es nicht nur, sondern zeigen Sie es stolz. Mit der Zeit wird sich Ihr Markenzeichen etablieren und so lange die Menschen neugierig und positiv reagieren, liegen Sie mit Ihrer Marke richtig.

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Ihre Marke muss sich dabei nicht nur auf einen einzigen Aspekt stützen. Vergleichen Sie dies mit der Marke dieses Buchverlags. Wenn Sie auf die Webseite des Ariston Verlags gehen, dann erkennen Sie, dass Random House ein Dach ist, dem viele Verlage und so auch der Ariston Verlag angehören. Auch Ihre Marke darf mehr als ein Produkt, eine Facette, eine Seite haben.

Wenn Ihre Marke weitere Untermarken hätte – welches Unternehmen wären Sie?

Da Sie mich nun schon ein wenig kennen, wissen Sie, dass ich nun zur anderen Seite der Medaille komme. Eine Marke zu sein, bedeutet auch, auf andere wirken zu wollen, denn eine Marke ist man nicht für sich. Deswegen werden auch in der Werbung und von Unternehmen Produkte immer wieder überprüft. Auch Marken können sich überholen, überflüssig werden oder vergehen. Marken können auch wiederkommen, wie die Mode aus einer anderen Zeit. All dies braucht aber einen wachen, aufmerksamen Blick. Seien Sie also nicht nur eine Marke, sondern ein Beobachter des Marktes. Sie haben sich für ein bestimmtes Markenzeichen entschieden – klug ist, wenn Sie immer wieder fragen, ob es Zeit für einen Relaunch und damit für eine Veränderung ist. Auch wenn man bleiben will, wie man ist, muss man nicht verknöchern und verharren. Sie dürfen sich immer wieder neue Ziele stecken, ja gerade dadurch zeigen Sie, dass Sie nicht nur anders sind, oder anders werden wollen, sondern dass Sie das Leben als eine fortlaufende Kette von vielfältigen Möglichkeiten betrachten.