Der Teufelskamin
Sie fuhren am Spätnachmittag von Puerto Madre ab. Der Ort mit seinen Fischmärkten und den Privatjachten verschwand in der Ferne. Turner und Troy wollten den Tauchgang hinter sich bringen, solange es noch hell war. Sie wollten die Höhle suchen und dort bis nach Sonnenuntergang warten, um dann im Schutz der Dunkelheit zur Casa d’Oro hinaufzusteigen. Das jedenfalls war der Plan.
Der Mann, der sich Garcia nannte, besaß ein Motorboot, das schon viel zu viele Jahre auf See gesehen hatte. Es quälte sich ächzend und stotternd aus dem Hafen und zog eine lange, übel riechende schwarze Auspuffwolke hinter sich her. Rost lag fingerdick auf allen Eisenbeschlägen und hatte sich an vielen Stellen bereits durchgefressen, sodass es aussah, als litt das Boot an einer schweren Hautkrankheit. Der Bootsname war nicht mehr zu sehen und am Mast flatterten ein paar Flaggen, deren Farben längst verblasst waren. Unter einem Stoffsonnendach befand sich eine Bank, unter der sechs Sauerstoffflaschen festgezurrt waren. Das waren die einzigen neuen Gegenstände, die sich an Bord befanden.
Garcia hatte Alex mit einer Mischung aus Feindseligkeit und Misstrauen begrüßt und hatte dann lange und heftig auf Spanisch auf Turner eingeredet. Alex, der mit seinem Onkel einige Zeit in Barcelona gelebt hatte, verstand genug Spanisch, um dem Gespräch folgen zu können.
»Dass der Junge mitkommt, war nicht abgemacht. Was glauben Sie eigentlich, was wir hier machen? Einen Touristenausflug? Wer ist er denn überhaupt? Warum haben Sie ihn mitgebracht?«
»Das geht Sie nichts an, Garcia. Fahren Sie los.«
»Sie haben nur für zwei Passagiere bezahlt.« Garcia hielt zwei Finger in die Höhe, die so mager waren, dass jeder Knochen und jede Sehne durchschien. »Wir hatten zwei Passagiere vereinbart.«
»Sie bekommen genug dafür. Und fangen Sie jetzt bloß keinen Streit an. Der Junge kommt mit, basta!«
Garcia hatte danach beleidigt geschwiegen. Aber Gespräche waren ohnehin nicht möglich, der Uralt-Motor röhrte viel zu laut.
Alex sah die Küste der Skelettinsel vorbeigleiten. Blunt hatte Recht gehabt– die Insel war auf eigenartige Weise schön. Ihre Farben waren intensiv, die Palmen standen dicht gedrängt, nur durch das Band des leuchtend weißen Sandstrands vom Meer getrennt. Die Sonne stand tief über dem Horizont. Ein brauner Pelikan, der am Boden so unbeholfen und komisch wirkte, schoss aus einer Pinie und schwang sich anmutig über ihre Köpfe hinweg. Trotz aller Anspannung spürte Alex eine eigenartige Ruhe und Zuversicht. Selbst den Motorenlärm nahm er nur noch gedämpft wahr.
Nach ungefähr einer halben Stunde änderte sich die Landschaft; sie wurde hügeliger. Alex erkannte, dass sie sich dem nördlichen Ende der Insel näherten. Die Vegetation zog sich vom Ufer zurück, und plötzlich sah er eine Felsenwand vor sich, die steil und ohne Unterbrechung direkt bis zum Meer abfiel. Das musste die Landenge sein, von der man ihm erzählt hatte, und irgendwo dort oben verlief die Straße, die zur Casa d’Oro führte. Vom Haus selbst war nichts zu sehen, aber als er den Kopf in den Nacken legte, konnte er gerade noch die Spitze eines Turms erkennen, der weiß und elegant über den Kamm der Klippen hinausragte. Ein Wachturm. In einem der oberen Fensterbögen war eine Gestalt zu erkennen, kaum mehr als ein winziger dunkler Fleck. Aber Alex ahnte, dass es sich um einen bewaffneten Wächter handeln musste.
Garcia schaltete den Motor ab und ging zum Heck des Bootes. Für sein Alter bewegte er sich überraschend leichtfüßig. Er nahm einen Anker und ließ ihn hinab, dann hisste er eine Flagge– im Gegensatz zu den anderen Flaggen war diese noch erkennbar. Sie zeigte einen diagonalen weißen Balken auf rotem Feld. Alex erkannte das internationale Tauchsportzeichen.
Troy wandte sich an Alex. »Wir steigen hier ins Wasser und tauchen zur Küste«, erklärte sie.
Alex warf einen Blick auf den Wachmann im Turm. Ein Sonnenstrahl wurde reflektiert. Von einem Fernglas? »Ich glaube, wir werden beobachtet.«
Troy nickte. »Ich weiß, aber das spielt keine Rolle. Taucherboote dürfen hier eigentlich nicht ankern, aber es passiert trotzdem immer wieder. Die dort oben haben sich daran gewöhnt. Die Küste ist streng gesperrtes Gebiet, aber hier soll irgendwo ein Wrack liegen und die Leute tauchen immer wieder danach. Es wird alles gut gehen, sofern wir niemanden auf uns aufmerksam machen. Also mach bloß keine Dummheiten, Alex.«
Alex gab keine Antwort. Selbst jetzt konnte Troy es nicht lassen, ihn zu belehren. Er fragte sich, was er noch unternehmen musste, um diese Leute zu beeindrucken.
Turner hatte sein Hemd ausgezogen; seine Brust war muskulös und unbehaart. Alex schaute ihm zu, als er sich bis auf seine Schwimmshorts auszog und in den Taucheranzug stieg, den er aus der kleinen Kajüte geholt hatte. Die beiden CIA-Agenten brauchten nicht lange für ihre Vorbereitungen. Sie setzten die Tauchflaschen in die Flaschentrage ein und legten Bleigurt, Tauchmasken und Schnorchel an. Garcia saß ruhig rauchend auf der Seitenwand und beobachtete alles gelassen und leicht belustigt, als habe er nichts damit zu tun.
Endlich waren sie bereit. Turner hatte eine wasserdichte Tasche mitgebracht und öffnete den Reißverschluss. Alex sah darin den Gameboy, den Turner in einem Plastikbeutel wasserdicht versiegelt hatte. In der Tasche befanden sich außerdem Karten, Taschenlampen, Messer und eine Harpune.
»Lass das Zeug hier, Turner«, sagte Troy.
»Aber doch nicht den Gameboy…?«
»Doch. Wir holen ihn später.« Sie wandte sich an Alex. »Hör zu, Alex! Wir machen zuerst eine Erkundungstour. Dauert ungefähr zwanzig Minuten, nicht mehr. Wir wollen den Eingang zur Höhle suchen und nachprüfen, ob dort irgendwelche Sicherheitseinrichtungen installiert sind.« Sie blickte auf die Uhr; es war erst halb sieben. »Die Sonne geht erst in einer Stunde unter«, fuhr sie fort. »Wir wollen nicht so lange in der Höhle herumsitzen, deshalb kommen wir noch einmal zurück und holen unsere Ausrüstung und neue Sauerstoffflaschen. Dann schwimmen wir noch mal hin. Du brauchst dich um nichts zu kümmern. Die Leute in der Villa werden glauben, dass wir nur Touristen sind, die bei Sonnenuntergang ein wenig tauchen wollen.«
»Ich bin ausgebildeter Taucher«, sagte Alex.
»Verdammt noch mal!«, sagte Turner scharf.
Troy reagierte ähnlich. »Du hast durchgesetzt, dass du mit auf das Boot darfst«, sagte sie gereizt. »Okay, obwohl ich es lieber gehabt hätte, wenn du im Hotel geblieben wärst. Vielleicht hattest du sogar Recht, dass die Leute misstrauisch geworden wären.«
»Du kommst nicht mit!«, erklärte Turner bestimmt und starrte Alex kalt an. »Wir wollen nicht, dass noch mehr Leute umkommen. Du bleibst hier bei Garcia und überlässt alles andere uns.«
Die beiden Agenten absolvierten die wichtigen Partnerchecks, bei denen Tauchpartner gegenseitig die Ausrüstung überprüfen. Verklemmte Schläuche, Sauerstoff, Bleigewichte und Verschlüsse. Schließlich setzten sie sich mit dem Rücken zum Meer auf den Bootsrand und zogen die Schwimmflossen an. Turner gab Troy ein Zeichen, dass alles klar war. Sie zogen die Tauchmasken herunter und ließen sich rückwärts ins Wasser fallen, wo sie sofort unter der Oberfläche verschwanden.
Das war das letzte Mal, dass Alex sie lebend sah.
Er saß mit Garcia in dem sanft schaukelnden Boot. Die Sonne berührte jetzt fast den Horizont und ein paar tiefrote Wolken drängten sich an den Himmel. Die Luft war warm und angenehm. Garcia zog an einer Zigarette, deren Spitze rot aufglomm.
»Bist du Amerikaner?«, fragte er plötzlich auf Englisch.
»Nein. Ich bin Engländer.«
»Warum bist du dann hier?« Garcia lächelte, als sei er erstaunt, sich hier allein auf dem Meer mit einem englischen Jungen wiederzufinden.
»Weiß ich nicht.« Alex zuckte die Schultern. »Und warum sind Sie hier?«
»Geld.« Dieses eine Wort erklärte alles.
Garcia kam herüber und setzte sich neben Alex, wobei er ihn aus dunklen, plötzlich sehr ernsten Augen musterte. »Sie mögen dich nicht«, sagte er.
»Hab ich schon gemerkt«, stimmte Alex zu.
»Weißt du warum?«
Alex gab keine Antwort.
»Sie sind Erwachsene. Sie glauben, dass sie gut sind bei dem, was sie tun. Und plötzlich kommt ein Kind daher, das besser ist. Und nicht nur das. Es ist ein englisches Kind. Kein Americano!« Garcia lachte leise und Alex fragte sich, wie viel der Mann wusste. »Das mögen sie nicht. Das ist überall auf der Welt dasselbe.«
»Ich wollte gar nicht hierherkommen«, sagte Alex.
»Aber du bist gekommen. Die beiden jedenfalls hätten sich ohne dich wohler gefühlt.«
Das Boot knarrte. Eine leichte Brise hatte eingesetzt und die Flaggen flatterten im Wind. Die Sonne ging jetzt schnell unter und der ganze Himmel wurde blutrot. Alex blickte auf die Uhr: Zehn vor sieben. Die zwanzig Minuten waren schnell vergangen. Er ließ den Blick über die Wasseroberfläche gleiten, aber von Turner und Troy war weit und breit nichts zu sehen.
Weitere fünf Minuten vergingen. Alex wurde allmählich unbehaglich zumute. Er kannte die beiden Agenten zwar nicht sehr gut, vermutete aber, dass sie alles genau nach Vorschrift machten. Sie hatten ihre Regeln, und wenn sie ankündigten, dass sie in zwanzig Minuten zurück sein würden, dann meinten sie zwanzig Minuten, null Sekunden. Jetzt waren sie seit fünfundzwanzig Minuten unter Wasser. Zwar reichte ihr Sauerstoff für eine Stunde, aber Alex fragte sich trotzdem, warum sie so lange brauchten.
Eine Viertelstunde später waren sie immer noch nicht zurück. Alex konnte seine Besorgnis jetzt nicht mehr unterdrücken. Unruhig lief er auf dem Deck hin und her, wobei er ständig das Meer auf allen Seiten des Boots beobachtete. Er hielt nach Luftblasen Ausschau, die ihr Auftauchen ankündigen würden, hoffte, plötzlich ihre Köpfe und Arme durch die Wasseroberfläche brechen zu sehen. Garcia hatte sich nicht von der Stelle gerührt, und Alex fragte sich, ob der Alte überhaupt wach war. Volle vierzig Minuten waren vergangen, seit Turner und Troy aufgebrochen waren.
»Da stimmt etwas nicht«, sagte Alex. Garcia gab keine Antwort. »Was sollen wir tun?« Garcia schwieg noch immer und Alex wurde wütend. »Hatten sie denn keinen Notfallplan? Haben sie Ihnen nicht gesagt, was Sie tun sollen?«
Garcia öffnete träge die Augen. »Sie haben nur gesagt, ich solle auf sie warten. Also warte ich. Eine Stunde. Zwei Stunden. Die ganze Nacht…«
»Aber sie haben nur noch Sauerstoff für höchstens fünfzehn Minuten!«
»Vielleicht sind sie gleich in den Schacht eingestiegen. Vielleicht sind sie schon in der Villa!«
»Nein. Das war nicht ihr Plan. Und außerdem haben sie ihre ganze Ausrüstung hier gelassen.« Alex traf blitzschnell eine Entscheidung. »Haben Sie noch eine Tauchausrüstung?«
Garcia starrte Alex an; schließlich nickte er zögernd.
Fünf Minuten später stand Alex in Schwimmshorts und T-Shirt auf dem Deck. Auf seinem Rücken war eine Sauerstoffflasche festgeschnallt und zwei Atemmasken hingen an der Seite herunter– eine wollte er benutzen, die andere war Ersatz. Er hätte lieber einen Neoprenanzug getragen, hatte aber keinen in seiner Größe finden können. Er hoffte, dass das Wasser nicht zu kalt war. Er trug ein BCD, eine Auftriebskontrolleinheit, die alt und viel zu groß für ihn war, aber wenigstens funktionierte sie. Er blickte auf die Instrumentenkonsole: Prüfmanometer, Tiefenmesser und Kompass. Der Druck im Sauerstofftank betrug 200Bar, mehr als er brauchte. Zum Schluss schnallte er ein Messer an seine Wade. Er glaubte zwar nicht, dass er es brauchen würde, und hätte es normalerweise auch nicht mitgenommen, aber es gab ihm ein Gefühl der Sicherheit. Er setzte sich auf den Bootsrand.
Garcia schüttelte missbilligend den Kopf. Alex war klar, dass der Alte Recht hatte. Er, Alex, brach die wichtigste Regel des Scuba-Tauchens überhaupt: Tauche nie allein. Sein Onkel Ian Rider hatte ihn tauchen gelehrt, als Alex elf war, und wenn Ian jetzt hier gewesen wäre, hätte er völlig entgeistert und sprachlos vor Wut den Kopf geschüttelt. Wenn man beim Tauchen Probleme bekam– weil etwa ein Luftschlauch verklemmt war oder ein Ventil nicht funktionierte–, war man ohne Tauchpartner verloren. Tot. So einfach war die Sache. Aber das hier war ein echter Notfall. Turner und Troy waren nun seit 45Minuten verschwunden. Alex musste nach ihnen suchen.
»Nimm das hier«, sagte Garcia plötzlich und hielt ihm einen altmodischen Tauchcomputer hin. Das Gerät zeigte Tauchzeit und -tiefe an.
»Danke«, sagte Alex und steckte den Computer ein.
Er zog die Tauchmaske herunter, schob das Mundstück über die Lippen und atmete ein. Er spürte, wie das Gemisch aus Sauerstoff und Nitrogen durch seine Kehle strömte. Dann hielt er Maske und Mundstück fest und ließ sich rückwärts ins Meer fallen. Die Welt drehte sich und er spürte, dass er mit dem Handgelenk gegen etwas schlug, als er ins Wasser tauchte. Das Wasser umschloss ihn und die Sicht änderte sich, als sei ein Vorhang von seinen Augen gezogen worden.
Im BCD war noch genügend Luft, um ihn eine Weile an der Oberfläche treiben zu lassen. Alex tauchte noch einmal auf, um seine Position zur Küste zu überprüfen. Er musste sicher sein, dass er in die richtige Richtung schwamm, und sich gleichzeitig die Position des Bootes einprägen. Wenigstens war das Wasser noch warm, aber Alex wusste, dass es nach Sonnenuntergang schnell abkühlen würde. Kälte ist ein gefährlicher Feind beim Tauchen, denn sie zehrt an Kraft und Konzentration. Je tiefer Alex tauchte, desto kälter würde das Wasser sein. Je länger er jetzt zögerte, desto schwieriger wurde die Sache. Er ließ die Luft aus dem BCD strömen und sofort wurde er von den Bleigewichten nach unten gezogen. Das Wasser stieg über seinen Kopf und verschlang ihn.
Er schwamm tiefer, presste sich die Nase zu und blies hart die Luft hinein, um den schmerzhaften Druck in seinen Ohren auszugleichen. Jetzt erst konnte er sich umblicken. Das Sonnenlicht war noch stark genug, um das Meer zu beleuchten, und Alex hielt unwillkürlich den Atem an, als er die erstaunliche Schönheit der Unterwasserwelt sah. Das Wasser war dunkelblau und völlig klar. Er sah Korallenbänke, Formen und Farben, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Trotz des tiefen Friedens, der hier unten zu herrschen schien, war Alex innerlich aufgewühlt, verängstigt und beunruhigt. Warum waren die beiden Agenten noch nicht zum Boot zurückgekehrt? Das Echo seines eigenen Atems hallte in Alex’ Ohren. Jeder Atemzug setzte eine Kaskade wild aufwirbelnder Luftbläschen frei. Alex hielt die Arme lose über der Brust gekreuzt und ließ sich nur von den Schwimmflossen vorwärtstreiben. Er musste Kraft sparen. Im Augenblick befand er sich in einer Tiefe von 15Metern, nur ungefähr fünf Meter vom Meeresboden entfernt. Ein Schwarm Fische in leuchtenden Farben schwamm an ihm vorbei– wulstige Lippen, herausquellende Augen und eigenartige missgestaltete Körper. Grauenhaft und schön zugleich. Alex’ letzter Tauchgang war vor einem Jahr gewesen; jetzt wünschte er sich, mehr Muße zu haben, um diese seltsame Welt besser kennenzulernen. Doch jetzt hatte er keine Zeit dafür. Mit kräftigen Stößen trieb er sich schneller voran. Erschrocken jagten die Fische in alle Richtungen davon.
Bald danach erreichte Alex die Felsklippen. Die Felswand war mehr als nur eine Wand– sie bestand aus einer jäh aufragenden Masse von Felsen, Korallenriffen und dicht wuchernden Pflanzen; unzählige Fische wirbelten durch das Wasser. Die Felsenküste lebte. Riesige Unterwasserpflanzen, deren Blätter aus unzähligen Knochen zu bestehen schienen, schwangen langsam im Wasser hin und her. Ein Schwarm von Tausenden winziger silbriger Fischchen flitzte vorüber. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung war: Eine Muräne verschwand soeben hinter einem Felsen. Er blickte auf den Tauchcomputer. Wenigstens funktionierte der ordentlich. Demnach war er seit sieben Minuten unter Wasser.
Er musste den Eingang der Höhle finden, denn deshalb war er hier. Von diesem Ziel durfte er sich nicht mehr von den Farben und seltsamen Formen der Pflanzen und Tiere dieses Unterwasser-Königreichs ablenken lassen, sondern musste sich auf die Felswand konzentrieren. Jetzt zahlte sich aus, dass er sich vor dem Tauchgang den Verlauf der Küstenlinie genau eingeprägt hatte, um sich besser orientieren zu können. So wusste er mehr oder weniger genau, wo der Turm des Casa d’Oro im Verhältnis zum Boot stand, und schwamm in dieser Richtung in Ufernähe weiter, wobei sich die Felswand zu seiner Linken befand. Etwas Langes und Dunkles zog hoch über ihm schnell vorbei. Alex bemerkte die Bewegung nur undeutlich aus den Augenwinkeln, doch als er den Kopf hob, war nichts mehr zu sehen. Fuhr dort oben ein Boot? Alex stieß ein paar Meter tiefer hinab und suchte nach dem Höhleneingang.
Eigentlich war er gar nicht schwer zu finden. Der Eingang war fast kreisrund und wirkte wie ein weit aufgerissenes Fischmaul. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als Alex näher kam und hineinblickte. Die Höhle hatte sich nicht immer unter Wasser befunden; über Millionen Jahre hinweg hatten sich Stalaktiten und Stalagmiten gebildet, nadelscharfe Speere, die von der Decke hingen und vom Boden aufragten. Alex hatte sich nie merken können, welche der beiden Tropfsteinformen von unten und welche von oben wuchsen. Doch selbst aus der Entfernung wirkte der Höhleneingang bedrohlich. Es war, als blicke er in den geöffneten Schlund eines riesigen Meeresungeheuers.
Trotzdem musste er hinein. Die Höhle war nicht sehr tief und, von den Tropfsteinformationen abgesehen, völlig leer. Der Boden war weit und sandig. Erleichtert schwamm er darauf zu. Denn eine tiefe Unterwasserhöhle allein und nach Sonnenuntergang erkunden zu wollen, wäre einem Selbstmord gleichgekommen. Doch bei dieser Höhle konnte er vom Eingang aus die hintere Wand erkennen– und dort waren sogar die untersten Sprossen der Metallleiter! Sie waren dunkelrot vor Rost und teilweise mit grünem Algenschleim bedeckt, aber unverkennbar von Menschen angebracht. Sie verschwanden durch eine Öffnung in der am weitesten entfernten Ecke der Höhlendecke und führten vermutlich durch den Teufelskamin bis zur Oberfläche. Doch von Turner und Troy war nichts zu sehen. Waren die beiden Agenten doch sofort durch den Schacht aufgestiegen? Und was sollte Alex jetzt tun– ihnen folgen?
Alex wollte gerade in die Höhle schwimmen, als er wieder eine Bewegung wahrnahm. Was immer er vorhin über sich gesehen hatte, kam jetzt zurück. Verwundert blickte er auf. Und erstarrte. Er spürte, wie ihm buchstäblich die Luft in der Kehle stecken blieb. Die letzten Luftbläschen jagten einander zur Oberfläche. Alex hatte vor Schreck aufgehört zu atmen. Er schwebte im Wasser, bewegungslos, starr, kämpfte gegen die Panik. Er wollte schreien. Aber Alex war allein.
Er sah einen riesigen Weißen Hai, wenigstens drei Meter lang, der langsam über ihm kreiste. Der Anblick war so unwirklich, so total entsetzlich, dass Alex im ersten Moment seinen Augen nicht traute. Vielleicht bildete er sich das nur ein oder es war irgendeine optische Täuschung. Schon die Tatsache, dass dieses Ding ihm so nahe war, konnte nicht stimmen. Unmöglich. Er starrte den weißen Bauch des Monsters an, die beiden Seitenflossen, das nach unten gebogene sichelförmige Maul mit den Reihen gezackter, rasiermesserscharfer Zähne. Und darüber die tödlichen runden Augen, die so schwarz und böse blickten wie nichts anderes auf diesem Planeten. Hatte der Hai ihn bereits gesehen?
Alex zwang sich zu atmen. Sein Herz raste. Und nicht nur sein Herz– sein ganzer Körper bebte vor Schock. Er hörte seinen Atem heftig, stoßartig, durch seinen Kopf dröhnen. Seine Beine hingen bewegungslos unter ihm, verweigerten jede Regung. Er war buchstäblich vor Schreck erstarrt. Es war die einfache, nackte Wahrheit: Noch nie in seinem Leben hatte er solche Angst verspürt.
Er kämpfte die aufsteigende Panik nieder und zwang sich nachzudenken. Was wusste er über Haie? Würde ihn der große Weiße Hai angreifen? Wie konnte er sich wehren? Verzweifelt versuchte sich Alex an alles zu erinnern, was er über Haie wusste.
Es gab über 350 bekannte Arten, aber nur sehr wenige waren bekannt dafür, dass sie Menschen angriffen. Der Große Weiße Hai– Carcharodon carcharias– gehörte definitiv dazu. Aber Haiangriffe waren selten, nur ungefähr 100Menschen kamen jährlich dabei ums Leben. Durch Autounfälle starben viel mehr Menschen. Andererseits waren die Gewässer um Kuba bekanntermaßen sehr gefährlich. Aber das hier war ein einzelner Hai…
…der ihn immer noch umkreiste, als warte er auf den richtigen Augenblick…
…und der ihn vielleicht noch gar nicht gesehen hatte. Nein, das war eigentlich unmöglich. Haiaugen sehen zehnmal besser als Menschenaugen, selbst in absoluter Dunkelheit können sie noch acht Meter weit sehen. Außerdem brauchte ein Hai gar keine Augen. In seiner Schnauze befinden sich Sensoren, die selbst den geringsten elektrischen Strom registrieren. Den Schlag eines Herzens, beispielsweise.
Alex zwang sich zur Ruhe. Sein Herz erzeugte kleine Stromstöße, und je erregter er war, desto sicherer wurde der Hai zu ihm gelenkt. Er musste sich beruhigen!
Nicht herumzappeln. Keine plötzlichen Bewegungen. Ratschläge, die ihm sein Onkel vor Jahren gegeben hatte, fielen ihm plötzlich wieder ein. Ein Hai wurde auch von glänzenden Metallobjekten angelockt, von grellbunten Kleidern oder von frischem Blut. Alex drehte langsam den Kopf. Die Sauerstoffflasche war schwarz, sein T-Shirt weiß. Er blutete nicht. Oder etwa doch?
Er drehte die Hände hin und her und untersuchte sie. Und da sah er es: Knapp über dem linken Handgelenk war ein kleiner Kratzer. Er hatte die Wunde noch nicht einmal bemerkt, aber jetzt fiel ihm ein, dass er sich irgendwo gestoßen hatte, als er sich vom Boot rückwärts ins Wasser hatte fallen lassen. Eine winzige Blutspur, eher braun als rot, kräuselte sich über der Wunde ins Wasser.
Winzig, aber stark genug. Denn ein Hai ist in der Lage, einen einzigen Blutstropfen in 100Litern Wasser zu riechen. Woher wusste Alex das? Er hatte vergessen, wer es ihm beigebracht hatte, aber er wusste, dass es stimmte. Der Hai konnte ihn riechen…
…und roch ihn immer noch und kam langsam näher…
Die Kreise, die der Hai um sein Opfer zog, wurden immer enger. Die Flossen waren nach unten gerichtet. Sein Rücken nach oben gewölbt. Und er bewegte sich seltsam, ruckartig. Drei unverkennbare Anzeichen, dass der Angriff unmittelbar bevorstand. Alex war klar, dass für ihn jetzt nur noch Sekunden zwischen Leben und Tod lagen. Langsam, um keine Wasserwirbel zu erzeugen, griff er nach unten. Das Messer steckte noch in der Scheide, die an sein Bein geschnallt war. Er löste es vorsichtig. Gegen die riesige Fleischmasse des Hais und im Vergleich zu den mörderischen Zahnreihen wirkte das winzige Messer geradezu lächerlich. Trotzdem fühlte sich Alex ein wenig besser, als er es fest in der Hand hielt. Besser wenig als gar nichts.
Er blickte sich um. Abgesehen von der Höhle sah er keine Möglichkeit, sich zu verstecken– und die Höhle selbst war nutzlos. Ihre Öffnung war viel zu groß; selbst wenn er hineinschwamm, würde ihm der Hai einfach folgen. Aber wenn er es bis zur Leiter schaffte, könnte er vielleicht hinaufklettern. Er käme dann aus dem Wasser heraus– durch den Teufelskamin bis hinauf zur Oberfläche. Natürlich würde er dort mitten im Garten der Casa d’Oro auftauchen, aber so böse General Sarow auch sein mochte, dem großen Weißen Hai konnte er sicherlich nicht das Wasser reichen.
Alex beschloss, den Versuch zu wagen. Langsam bewegte er sich auf die Höhlenöffnung zu, wobei er den Hai nicht aus den Augen ließ. Einen Augenblick lang hoffte er sogar, dass der Hai das Interesse an ihm verloren hatte. Er schien sich zu entfernen. Aber dann merkte er, dass ihn das Tier nur getäuscht hatte: Es hatte umgedreht und schoss nun, wie aus einer großen Kanone abgefeuert, direkt auf ihn zu. Alex tauchte nach unten weg; Luft explodierte aus seinen Lungen. An einer Seite der Höhle lag ein großer Felsbrocken und Alex versuchte, sich so in den Spalt zwischen Felsbrocken und Wand zu zwängen, dass der Brocken zwischen ihm und dem Angreifer lag. Es schien zu funktionieren, denn der Hai drehte dicht vor ihm ab. In diesem Augenblick schoss Alex’ Hand mit dem Messer heraus. Er spürte, wie sein Arm fast mitgerissen wurde, als die scharfe Klinge in die dicke Bauchhaut direkt zwischen den beiden Flossen schnitt. Im Vorbeijagen trat etwas aus der Schnittstelle aus, das wie brauner Rauch aussah– Blut. Dennoch wusste Alex, dass er das Tier kaum verwundet hatte; das Messer hatte ihm höchstens eine Art Nadelstich versetzt, nichts weiter. Aber dafür hatte er den Hai vermutlich noch mehr gereizt, sodass er jetzt vielleicht noch entschlossener war, sein Opfer zu bekommen.
Noch schlimmer war aber, dass er selbst jetzt stärker blutete. Bei dem Versuch, sich zu retten, hatten ihm die Korallen Arme und Beine zerkratzt. Alex spürte keine Schmerzen, sie würden sich später einstellen. Aber er hatte es wirklich geschafft, äußerst wirkungsvolle Werbung für sich zu betreiben: Hier gibt’s Abendessen, frisch und blutig. Ein Wunder, dass sich zu der Party nicht längst ein Dutzend Kumpel des großen Weißen eingefunden hatten.
Alex musste in die Höhle! Der Hai war jetzt ein wenig weiter ins Meer hinausgeschwommen. Der Höhleneingang war nur ein paar Meter links, fünf oder sechs starke Schwimmstöße, und er wäre drin, dann durch die Stalaktiten und Stalagmiten hindurch direkt zur Leiter. War das zu schaffen?
Alex schwamm mit aller Kraft los. Er paddelte mit den Schwimmflossen, ruderte verzweifelt mit den Armen und fluchte innerlich, als ihm dabei das Messer aus der Hand glitt.
Aber es war ohnehin nutzlos. Noch ein heftiger Schwimmstoß. Der Eingang zur Höhle gähnte über ihm, jetzt war er direkt davor, aber noch nicht drin…
…und es war zu spät!
Der Hai raste auf ihn zu. Das Wasser rauschte durch die fürchterlich gefletschten Zähne. Alex warf sich mit panisch durchgebogenem Rückgrat zur Seite. Der Hai glitt nur wenige Zentimeter an seinem Körper vorbei und er spürte, wie er vom Wasserdruck des gewaltigen Körpers beiseitegedrängt wurde. Der Hai war über sein Ziel hinausgeschossen, befand sich jetzt in der Höhle, während Alex noch knapp davor war. Das Tier kam zurück, griff wieder an, und dieses Mal würde es sich nicht durch Felsenwände und -brocken ablenken lassen. Dieses Mal hatte es Alex direkt im Blick. Es gab kein Entrinnen mehr.
Und da passierte es. Alex hörte ein metallisches Surren. Direkt vor seinen Augen schossen die Stalagmiten aus dem Boden und die Stalaktiten krachten aus der Decke herab– mehrere Reihen messerscharfer Zähne, die den Hai nicht nur zweiteilten, sondern buchstäblich in Stücke hackten. Alex sah die furchtbaren Augen, als der kaum noch am Körper hängende Kopf des Tieres hin und her peitschte. Fast konnte er das wilde Schmerzgeheul der Kreatur hören. Der Hai war gefangen in den Zähnen eines Monsters, das noch furchtbarer war als er selbst. Was war passiert? Alex trat im Wasser auf der Stelle, geschockt, erstarrt, verständnislos. Langsam wurde das Wasser klarer. Und Alex begann zu begreifen.
Turner und Troy hatten sich ein zweites Mal geirrt. Sarow wusste, dass es den Teufelskamin gab, und hatte dafür gesorgt, dass niemand durch die Höhle zu der Leiter schwimmen konnte. Die Stalagmiten und Stalaktiten waren nicht echt; sie waren aus Metall, nicht aus Stein, und waren wahrscheinlich auf einer hydraulischen Sprungfeder montiert. Vermutlich hatte der Hai, als er in die Höhle schwamm, einen Infrarot-Lichtstrahl unterbrochen und damit die Falle ausgelöst. Während Alex entgeistert die monumentale Apparatur anstarrte, zogen sich die todbringenden Zähne wieder in den Boden und in die Decke zurück. Wieder war ein Summen zu hören; der zerfetzte Kadaver des Hais wurde in die Höhle gesogen und verschwand in einer Falltür. Die Höhle hatte also einen eigenen Müllschlucker! Ganz allmählich begann Alex zu begreifen, von welchem Kaliber der Mann sein musste, der in der Casa d’Oro wohnte. Denn was immer Sarow plante und wer er auch sein mochte, er überließ offenbar nichts dem Zufall.
Alex begann auch zu verstehen, was mit den CIA-Agenten geschehen war. Bei diesem Gedanken drehte sich sein Magen um. Nur weg von hier! Und nicht nur raus aus dem Meer mit seinen Haien und tödlichen Fallen, sondern raus aus diesem Land! Wäre er doch zu Hause geblieben!
Noch immer war eine Menge Blut im Wasser. Alex schwamm schnell, denn er hatte Angst, dass das Blut noch mehr Haie anlockte. Trotzdem achtete er sorgfältig darauf, nicht zu schnell aufzutauchen. Wenn ein Taucher zu schnell an die Oberfläche geht, wird der Stickstoff in seinem Blutstrom gefangen und ruft eine sehr schmerzhafte und potenziell tödliche Übelkeit hervor, die »inverses Barotrauma« genannt wird. Das war das Letzte, was Alex jetzt brauchen konnte. Er blieb fünf Minuten lang in drei Meter Tiefe– die letzte Sicherheitspause–, dann schwamm er hinauf und brach durch die Wasseroberfläche.
Die Welt hatte sich verändert, seit er abgetaucht war.
Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden und Himmel, Meer, Land und selbst die Luft hatten eine dunkelviolette Farbe angenommen. Alex konnte Garcias Boot als dunklen Schatten ausmachen, ungefähr 20Meter entfernt. Er schwamm darauf zu. Plötzlich spürte er die Kälte. Seine Zähne klapperten– aber damit hatten sie wohl schon in dem Augenblick begonnen, in dem er den Hai zum ersten Mal gesehen hatte.
Alex erreichte das Boot. Garcia saß an Deck; eine Zigarette hing aus seinem Mundwinkel, aber er machte keine Anstalten, Alex aus dem Wasser zu helfen.
»Vielen Dank auch!«, murrte Alex.
Er schlüpfte aus dem BCD, an dem auch die Tauchflasche befestigt war, und hievte beides mühsam über die Bordwand. Dann zog er sich hoch, wobei er vor Schmerzen aufstöhnte. Erst jetzt spürte er die vielen Schnitte und Wunden, die er sich an den scharfen Korallenkanten zugezogen hatte. Völlig erschöpft ließ er sich auf das Deck fallen und blieb minutenlang bewegungslos liegen. Sein Körper zitterte unkontrolliert– vor Kälte, vor Angst, vor schierem Entsetzen. Auch sein Verstand schien erstarrt, weigerte sich, die Erinnerung an die furchtbaren Minuten wieder hervorbrechen zu lassen, in denen er mit knapper Not dem Tod entronnen war. Schließlich rappelte er sich mühsam auf.
Die Wunden brannten wie Feuer, aber er hatte jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern. Er öffnete den Verschluss des Bleigürtels und warf ihn zusammen mit dem Schnorchel und der Tauchmaske auf das Deck. In Turners Tasche fand er ein Strandtuch und rieb sich damit trocken. Dann schleppte er sich müde zu Garcia hinüber.
»Wir müssen verschwinden!«, rief er aufgeregt. »Turner und Troy sind tot. Die Höhle ist eine Falle! Haben Sie verstanden? Bringen Sie mich zum Hotel zurück!«
Garcia sagte immer noch nichts. Erst jetzt bemerkte Alex, dass etwas mit der Zigarette nicht stimmte, die zwischen Garcias Lippen steckte. Sie war erloschen. Alex’ Magen verkrampfte sich. Zögernd streckte er die Hand aus und berührte den Alten an der Schulter. Garcia kippte nach vorn. In seinem Rücken steckte ein Messer.
Im selben Moment spürte Alex etwas Hartes zwischen seinen Schulterblättern. Eine Stimme flüsterte ihm ins Ohr: »Ist es nicht ein bisschen spät, um ganz allein zu tauchen? Ich rate dir: Keine Bewegung!«
Die Stimme schien mit jedem einzelnen Wort Schwierigkeiten zu haben. Alex hörte, wie ein Schnellboot gestartet wurde, das auf der anderen Seite von Garcias Boot im Dunkeln gelauert haben musste. Lichter leuchteten grell auf. Alex blieb unbeweglich stehen. Zwei weitere Männer stiegen in Garcias Boot; beide sprachen Spanisch. Alex sah gerade noch ein dunkles grinsendes Gesicht– wahrscheinlich einer von Sarows Macheteros–, dann wurde ihm ein Sack über den Kopf gestülpt. Etwas berührte ihn am Arm, dann spürte er einen Stich und wusste, dass man ihm eine Spritze gegeben hatte. Fast augenblicklich verließ ihn die Kraft; seine Beine gaben nach und er wäre auf dem Deck zusammengebrochen, wenn ihn nicht unsichtbare Hände gehalten hätten.
Man hob ihn hoch und trug ihn zur Bordwand. Benommen fragte sich Alex, ob es überhaupt noch eine Rolle spielte, dass er dem Hai entkommen war. Die Männer, die ihn von Garcias Boot trugen, behandelten ihn schon jetzt wie eine Leiche.