978-3-641-59162-5.pdf

Eine Hand lag auf meinem Mund, eine warme Brust drückte sich an meinen Rücken, und an meinem Ohr kitzelte ein Flüstern, so leise, dass nur ich es hörte. »Sie sind hier, Canda. Rühr dich nicht.«

Auf der Stelle war ich so wach, als hätte ich eine Ohrfeige bekommen, und ebenso schockstarr. Amad ließ mich nicht los, Körper an Körper kauerten wir am Rand der Transportfläche.

Es waren sieben Gestalten im Morgenlicht. Hände lagen auf dem Bootsrand, aus dem Wasser ragten schon menschliche Oberkörper. Bitte lass Amad und Juniper recht haben, flehte ich im Stillen. Haie zerfleischen ihresgleichen nicht.

Eine graue Dame zog sich direkt neben uns aus dem Wasser, so nah, dass ich die Spitzen scharfer Zähne hinter der Imitation weicher Menschenlippen erkennen konnte. Revolvergebiss, schoss es mir durch den Kopf, nachrückende Zähne, dreitausend in einem Haileben. Zum ersten Mal war ich froh um die Haihaut, die mich schützte. Juniper und Amad hatten mit ihrer Strategie recht behalten. Es waren keine Eisenhaie. Noch nicht.

Die Dame beachtete mich nicht weiter, sie wälzte sich achtlos an mir vorbei und strich dicht an meinem Oberschenkel entlang. Durch meine Tarnung hindurch konnte ich die Kälte des Fischkörpers fühlen. Juniper saß aufrecht unter dem Galgen, ebenso ruhig, ein Hai unter Haien in Wandelgestalt. Gut verborgen lag ihre Hand an einem Messer. Stoßt nur zu, wenn ihr die Stelle seht und sie beim ersten Versuch treffen könnt, hallten mir Amads Worte im Ohr. Aber es waren nicht diese Haie, auf die wir warteten. Sie waren nur die Vorhut. Diejenigen, die auch tote Köder fraßen.

Auf den Händen glitt die graue Dame über das Deck wie eine eidechsenschnelle Meerjungfrau. Sie schlug die Zähne in einen Fisch und warf sich wieder ins Meer. Zwei rostige Dornen am Bug brachen. Das Knacken war wie ein Startschuss. Plötzlich schwankte das Boot, kochte und schäumte das Wasser, als die anderen sich um die Köder rissen. In der Mitte unseres Gefährts, dort, wo wir mit den Dornen auch das Metallnetz aus dem Spalt zwischen den zwei Bootsteilen entfernt hatten, peitschten Flossen. Dann waren sie fort und ich war fassungslos, dass sie uns tatsächlich für ihresgleichen gehalten hatten.

»Das war der Anfang«, flüsterte Amad. »Jetzt weiß der Eiserne, dass es auf dieser Haiinsel etwas zu holen gibt. Nun sind wir an der Reihe, ihn anzulocken und ihm den letzten Köder streitig zu machen.« Er ruckte an dem verborgenen Seil, oben am Flaschenzug fiel eine Seitenklappe vom Käfig. Die Graue stemmte sich gegen die Kette, die sie davor bewahrte, ins Freie zu springen. Im selben Moment wurde das Wasser still wie ein Spiegel, die Haie waren abgetaucht, als hätte etwas sie verscheucht. Nur das Hundegebell zerriss die Nacht. Irgendwo rauschte es, als würde ein großer Körper die Wasseroberfläche durchbrechen und wieder abtauchen.

»Hängt die Graue wirklich hoch genug?«, wisperte ich.

»Ich opfere nie den Köder«, antwortete Amad trocken. »Bereit?«

Nein!, hätte ich am liebsten geschrien. Aber da war Juniper schon im Wasser und tauchte unter das Boot, die Führungsleine ruckte nach rechts und straffte sich. Amad ließ mich los. Es gab kaum eine Welle, als er ins Wasser glitt. Ich blieb allein zurück, starr, in die Planken gekrallt, darauf wartend, dass ein Fischrücken auftauchte, weiß, undurchdringlich wie Granit und so kostbar wie Diamant. Ein schrilles Geräusch, als würde Metall auf Metall kratzen, jagte meinen Puls hoch. Das Schiff ruckte, drehte sich halb in der Strömung. Stille folgte, in der mein Atem wie Donner klang. Die Angst schnürte mich ein wie eine dritte Haut aus Feuer und Kälte.

Dann explodierte das Wasser. Ich hatte alles erwartet, nur nicht, dass Eisenhaie sprangen. Eine Welle warf mich hart zur Seite. Aus dem Augenwinkel sah ich den glänzenden Körper durch die Luft schnellen. Länge drei Meter dreizehn … Sprunghöhe zwei Meter vier, Galgenhöhe zweisechzig …

Das schnappende Maul verfehlte den Käfig der Grauen um sechsundfünfzig Zentimeter. Der Körper fiel dumpf auf die Planken, bog und verwandelte sich. Hände stützten sich ab, ein muskulöser Körper zuckte nass und salzweiß. Jetzt verstand ich, was diese Wesen so gefährlich machte: Im gleißenden Nebel war der helle Körper so gut wie unsichtbar. Und die anderen Haie krochen, aber dieser hier gebrauchte seine Beine. Und im schlimmsten Fall klettert er im Schutz des Nebels an Bordwänden hoch wie ein gedungener Mörder.

Meine Haut war ein einziges elektrisches Surren, aber ich folgte wie in Trance dem Plan. Die Welt schien stumm geworden zu sein, ich hörte nur mein rasendes Herz, während ich dem Eisenhai entgegenkroch.

Ein lippenloses Männergesicht wandte sich mir zu, weiß und ebenmäßig, mit stumpfen, seelenlosen Perlmuttaugen.

Ein Teil von mir erstarrte vor Entsetzen. Aber ich lernte, dass ein Plan einen großen Unterschied machte. Es war, als könnte ich meine Angst in eine Kammer verbannen und die Tür schließen. Sie jagen meist allein und dulden keine anderen neben sich. Aber wer es gewohnt ist, überlegen zu sein, lässt sich selten dazu herab, zu kämpfen. Er wartete nur, die Arme aufgestützt, den Nacken gebeugt in einer Drohgeste, die seine einzige verletzliche Stelle verbarg. Zurück, befahl ich mir. Reagiere, wie er es erwartet, weiche dem Stärkeren aus.

Ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht zu schreien, als ich mich in das Wasser gleiten ließ, dort, wo das Sicherungsseil wartete und die Harpune verborgen war. Wasser kroch unter meine Tarnhaut, so kalt, dass es stach. Unter mir schwarze Unendlichkeit. Der Strick, den ich mir um die Taille zurrte, schnitt beruhigend fest ein. Der Eiserne verharrte immer noch in der Drohgebärde. Für eine Sekunde dachte ich, er hätte mich als Beute erkannt, aber dann fing der Köder wieder seine Aufmerksamkeit.

Noch nie hatte ich meine Hündin so erlebt. Am liebsten wäre sie dem Eisernen an die Gurgel gesprungen. Ihre Zähne blitzten. Du bist der verrückteste Wüstenhund von allen, dachte ich. Und in diesem Moment war ich stolz auf meine Graue, die viel furchtloser war als ich.

Bitte lass den Hai nicht klettern, flehte ich im Stillen. Ich stemmte mich gegen die Bordwand und brachte die Harpune in Position. Der Eiserne richtete sich nicht auf, wie ich gehofft hatte, er kroch blitzschnell auf allen vieren zum Galgen. Amad stemmte sich direkt neben ihm aus dem Wasser, ohne Harpune. Ich sah nur das Blitzen des Messers, das er sich an den Unterarm gebunden hatte, aber er zückte es nicht, er glitt nur zwischen den Eisernen und den Galgenmast – und beugte den Rücken in einer Drohgeste. Tue das, was dein Gegner nicht erwartet. Das Wesen war tatsächlich irritiert. Und dann staunte ich nur noch. Es war ein Tanz, in dem Amad sich völlig verwandelte. Jede Bewegung, jede Geste war ein Spiegelbild der Wandelgestalten, schlangengleich, angriffslustig. Er reizte den Hai gerade genug, dass er den Hund vergaß, dirigierte ihn fast wie ein Marionettenspieler zum Graben. Der Eiserne verlor seine Menschengestalt, der schlagende Schwanz fegte über mich hinweg. Nur für den Bruchteil einer Sekunde sah ich die verletzliche Stelle, dort, wo Amad und Juniper sie vermutet hatten: eine pochende, transparente Membran direkt unter den Kiemen, wo die Panzerhaut zusammenwuchs wie ein Mantelkagen. Jetzt!, schrie es in mir, aber das Tier war zu schnell. Amad warf sich herum und schnellte mit einem Kopfsprung in den Spalt zwischen den zwei Bootsteilen – genau vor dem Maul des Haies. Das Raubtier ruckte herum, glitt – wie beabsichtigt – über den Wasserspalt. Genau dorthin, wo Junipers Harpune von unten zustieß.

Ich zuckte zusammen, als wäre ich selbst getroffen. Tian hatte mir oft von der Jagd erzählt, und ich hatte mir ausgemalt, dass sie ruhmreich war und erregend. Ein Triumph. Aber hier, im Morgenlicht, hatte sie etwas erschreckend Nüchternes, Rohes. Es war kein Kampf, kein Kräftemessen, nur ein Sieg. Der riesige weiße Körper bäumte sich nicht auf, er erzitterte nur, als hätte er einen elektrischen Schlag erhalten, die Schwanzflosse klatschte einige Male zuckend gegen den Mast, dann blieb der Fisch schräg über dem Spalt liegen. Rotes Wasser schäumte auf, als Juniper neben ihrer Beute aus dem Wasser hochschoss, atemlos, mit blauen Lippen und blitzenden Augen.

Das Seil an meiner Taille ruckte, meine Beine kribbelten, als ein jäher Sog an ihnen zerrte, so als würde das Meer Atem holen. Dann schoss etwas auf der anderen Seite aus dem Wasser. Meerwasser regnete auf das Schiff, der weiße Schatten verschmolz mit dem Himmel, und trotzdem erkannte ich jede Einzelheit. Ich hatte keine Angst um die Graue, ich starrte nur die verletzliche Stelle des zweiten Hais an. Und plötzlich war es, als würde mich eine Welle von Fieber erfassen. Mein Körper reagierte ganz von selbst: meine Hand, die zupackte, das Seil das mir den Atem nahm – ein Ruck in meiner Schulter, als ich zustieß und die Harpune davonflirrte wie ein weiterer Raubfisch. Aber nur Amads Harpune traf, meine verfehlte das Ziel um sieben Millimeter und zerbrach an der Eisenhaut. Der Fisch erschlaffte noch im Sprung und fiel in einer perfekten Parabelkurve, dessen Endpunkt zweiundfünfzig Zentimeter vor mir liegt!

Für Angst blieb keine Zeit, nicht einmal für einen Gedanken. Die Zeit zerfiel in eine Abfolge von Details. der Aufprall, das Schlittern, das schleifende Geräusch auf Holz. Fischhaut, die glitzerte wie Salzkristalle. Zähne, die Rillen in die nassen Planken gruben. Das Seil, das zu surren schien, als ich es spannte und mich unter den Bootsrand krümmte. Und dann das hässliche Geräusch, als es halb zerschnitten wurde, halb zerriss, während mich eine kalte raue Masse unter Wasser drückte – ohne Halt und Sicherung. Salz brannte in meiner Nase und meinem Rachen. Meine Nägel kratzten über schartige Muscheln, die den Bootsrumpf überwucherten, und ich krallte mich fest wie eine Katze, zog mich zur Seite und nach oben, bis zwei Hände meine Handgelenke packten und mich an Deck zogen. Seine raue Haut hatte den Hai gebremst, er lag noch zu drei Vierteln im Boot, nur der Kopf hing mit offenem Maul ins Wasser, mein Seil zwischen den Zähnen. »Gut ausgewichen«, sagte Amad atemlos. »Aber das nächste Mal zielst du besser!«

*

Wir feierten keinen Sieg, wir lauerten und warteten, aber kein weiterer Hai ließ sich blicken. Mir war übel vom Schlingern des Bootes, das immer stärker wurde. Juniper und Amad hatten die kostbare Fracht hastig mit Seilen gesichert und verzurrt. Regen hatte eingesetzt, Wind peitschte das Wasser und stieß uns in immer tiefere Wellentäler – und ganz plötzlich krachte das Boot gegen etwas, das wie ein warziger hellgrauer Rücken wirkte. Die Wucht warf uns herum, das Schiff bockte und schabte über Stein, bis die Welle es wieder davonzog.

»Klippen!«, schrie Juniper. »Verdammt!«

Der Motor röhrte auf, dann lenkte sie das Boot von den Felsen in tieferes Wasser. Gewittersonne ließ die nassen Häute unserer Beute glitzern wie Juwelen. Eine Bö verpasste dem Meer eine Gänsehaut, der Nebel riss endgültig auf und gab den Blick frei auf eine schartige Küste, weißgrau und schwarz gefleckt wie das Fell einer riesigen Raubkatze. Klippenzähne ragten aus schäumenden Strudeln – und zwischen diesen Zähnen hingen die Skelette gestrandeter Schiffe. Unzählige mannsgroße schwarze Boote thronten wie Skulpturen auf den Spitzen von Klippen – die Totenboote mit den Knochen Verstorbener aus dem Schädelhafen, die ihre letzte Reise hierhergeführt hatte. Die Ebbe hatte die Boote schwebend auf Felsspitzen zurückgelassen. Möwen kreisten über der bizarren Szenerie.

»Keine Chance«, rief Juniper. »Anlanden unmöglich.«

»Fahr nach links«, schrie Amad gegen den Wind an. »Bei den flacheren Klippen springen wir ab!«

Na wunderbar. Zwei Haie erlegt – und dann vor der Küste gestrandet.

»Was ist mit eurem Anteil?«, rief Juniper.

»Falls wir nicht zurückkommen, gehört er dir. Los!« Amad gab mir einen Wink und ich rappelte mich mechanisch auf. Mit klammen, vor Kälte tauben Händen suchte ich unser Gepäck zusammen. Juniper dirigierte das Boot im Bogen um ein Klippenfeld. Mein Magen rebellierte bei dem Geschaukel, aber tatsächlich kamen abgeschrägte Felsen in Sicht, die Juniper seitwärts ansteuerte. Amad holte den Käfig herunter, ließ die Graue frei und warf sie über den schwankenden Wasserspalt auf eine muschelpockige Schräge. Dann sprang er selbst.

Ich zögerte. »Schnell, Canda!«, drängte Juniper. »Ich muss weg vom Stein!« Es stank nach verbranntem Benzin, der Motor röhrte, als sie das Boot in der Strömung so auf Linie hielt, dass es für kurze Zeit auf der Stelle stand. Es blieb keine Zeit für einen Abschied, nicht einmal für Angst. Nur für einige Sekunden trafen sich unsere Blicke, dann verzog Juniper den Mund zu einem Lächeln, in dem alles lag: unser Abschied, der vielleicht endgültig war, ihre Furcht um mich und ihre Zuneigung, die mir das Herz schwer machte. Sie fehlte mir jetzt schon so sehr, dass es schmerzte.

»Worauf wartet ihr!«, rief Amad.

Ich riss mich los und nahm Anlauf. Das Wippen der nächsten Welle katapultierte mich in die Luft. Ich werde mir alle Knochen brechen. Aber ich landete in Amads Armen. Wir fielen beide auf den Felsen, der Aufprall presste mir die Luft aus den Lungen. Muscheln knackten unter mir, aber die Haihaut schützte mich.

Das Boot drehte schwerfällig eine schäumende Kurve und kämpfte sich gegen die Strömung aufs offene Meer. Von Weitem winkte uns Juniper ein letztes Mal zu, dann nahm sie Kurs auf Tibris. Wir blieben zurück in diesem Skulpturengarten des Todes. Amad schulterte den Rucksack. Mit einem geschmeidigen Satz landete er auf dem nächsten Felsen und zerrte ein schwarzes Totenboot herunter. Ich fürchtete schon, Knochen darin zu entdecken, aber es war leer. Es bot genug Platz für die Graue und das Gepäck. »Wir müssen die Strömung nutzen. Halte dich daran fest und lass dich ziehen«, befahl Amad mir. »Wenn du auf Felsen triffst, stütz dich ab und laufe, wenn du kannst!«

Im selben Moment überspülte schon eine Woge den Stein und nahm das Boot und uns mit. Ich weiß nicht, wie oft ich fluchte, weil ich gegen den Bootsrumpf stieß und mir die Schienbeine an Felsen aufschürfte. Aber der wahnwitzige Plan funktionierte. Wir drifteten von Felsen zu Felsen, in immer flacheres Wasser, und irgendwann schleppte ich mich an einen sandigen Strand, der mit schwarzen Wellenmustern aus Aschebändern gezeichnet war. Keuchend blieb ich liegen. Raben landeten in der Nähe, hüpften neugierig auf mich zu und flüchteten krächzend, als ich mich regte. Die Graue schüttelte sich, warf einen Schleier aus Tropfen von sich und jagte den Vögeln hinterher.

Benommen betrachtete ich meine Hände. Ich spürte sie nicht mehr, meine Fingernägel waren blau, aber als ich den Aschesand berührte, durchzuckte es mich wie eine heiße Welle. Es war ein Wiedererkennen mit jeder Faser meines Seins. Ich kannte die Felsen, die Buchten, diesen Himmel. Nein, nicht ich, meine Geschwister kennen sie. Und meine Schwester Glanz schien so nah, dass ich den Kopf hochriss. Aber sie war nicht hier, stattdessen entdeckte ich ein Dutzend bewaffneter Männer. Am Ende der Bucht trieben sie eine Kolonne schwankender Gestalten vorwärts. Bei den Sklavenhändlern in Tibris hatte ich es für Zufall gehalten, dass die Uniformen an die Gefängnisgarde aus Ghan erinnerten, aber hier war es eindeutig: Die Männer trugen Uniformen unserer bewaffneten Kräfte. Jenseits der Grenzen unseres Einflussgebietes? Auf den zweiten Blick erkannte ich, dass die Uniformen zusammengeflickt waren und schlecht saßen. »Söldnersoldaten, die die Verbannten einsammeln«, flüsterte Amad. »Jedenfalls die, die hier angeschwemmt wurden. Eine Patrouille sucht sicher noch die Flüchtenden. Das Dornenschiff muss ganz in der Nähe gestrandet sein.«

»Wo ist die Graue hin?«, flüsterte ich.

»Zwischen die Felsen gelaufen, weg von der Kolonne. Sie findet uns wieder, keine Sorge.«

Ein Schuss ließ mich zusammenzucken, Splitter des Totenbootes flogen mir um die Ohren. Einer der Söldner war stehen geblieben und zielte mit einem Gewehr auf uns. Amads Hand lag auf meinem Rücken und drückte mich in den Sand. »Zurück in unser Element, Haimädchen«, sagte er völlig ruhig. »Sie suchen keine Fische, nur menschliches Strandgut, das jedem gehört.«

Ich robbte zurück, so schnell ich konnte. Der Söldner feuerte noch einmal. Eine Wasserfontäne spritzte neben Amad auf. »Hör auf, die Fische zu belästigen, Blindauge!« Höhnisches Gelächter hallte durch die Luft, dann waren wir hinter dem Boot und schoben uns hinter diesem Sichtschutz durch das knietiefe Wasser. Die Streitworte der Soldaten verhallten, nur das Rabenkrächzen begleitete uns und erinnerte mich wie ein dunkles Omen an meine Träume.